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Full text of "Zeitschrift für romanische Philologie"

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ZEITSCHRIFT 


FÜR 


ROMMISCHE  PHILOLO&IE 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


Dr.  GUSTÁY  GRÖBER, 

PROFESSOR   AN   DER   UNIVERSITÄT  STRASSBiniG  Ì.  E. 


1901. 


XXV.  BAIO). 


HALLE 

MAX    NIEMEYER. 
77/78  OB.  STEINSTRASSE. 

tgoi. 


Inland  Stanford, 

a.  <ò  I  c^o5 


INHALT. 

Seite 

L.  F.  D.  BlÖtb,  Der  historische  Schwanritter  (3.  ii.  99) i 

F.  Fd.  Schnkboans,   Ueber  die  Sprache  des  Skizzenbuches  von  Vilard 

de  Honneconrt  (19.  4.  00) 45 

P.  Toldo,  Études  sur  la  poésie  burlesque  française  de  la  Renaissance. 

(19.2.  00) 71.  215.  257.  385.  513 

H.  SCHUCHARDT,  Franz,  caillou  )  coclaca.  —  Über  Laut-  und  Bedeutungs- 
wandel (IO.  II.,  29.12.  00,  24.  2.  Ol) 244 

TuiODOR  Kalepky,  Zur  französischen  Syntax  (31.  5.  00) 322 

Hl'go  Albert  Rknnxrt,   Ueber  Lope  de  Vega's  El  Castigo  sin  Ven- 

ganuL  (8.  II.  00) 411 

Elise   Richter,    Zar   Syntax   des   rumänischen   Possessiv •  Pronomens 

in.  Person  (9. 11.  00) 424 

Eduard  Wechssler,  Bemerkungen  zu  einer  Geschichte  der  französischen 

Heldensage  (20.  10.  00) 449 

B.  Jaberg,    Pejorative   Bedeutungsentwicklung  im  Französischen.     Mit 

Berücksichtigung  allgemeiner  Fragen  der  Semasiologie  (18.  5.  01)  561 
W.  Meyer -LÖBKE,  Oskisch  dai,  ital.  da,  sard,  dae  (i.  3.  01)  .  .  .  .  602 
Eugen  Herzog,  Zusammenfassendes  lo  im  Spanischen  (11.  3.  01)  .  .  705 
George  C.  Keidel,   Notes  on  ^sopic  Fable  Literature  in  Spain  and 

Portugal  during  the  Middle  Ages  (17.  il.  01) 721 

TEXTE. 
Walther  Suchier,  Ueber  das  altfranzösische  Gedicht  von  der  Zerstörung 

Jerusalems  La  Venjance  nostre  seigneur  (Schlufs)  (22.  9.  99)  .  94 
J.  Zeidler,  Der  Prosaroman  Ysaje  le  Triste  (23.  12.  00)  .     .     175.  472.  641 

A.  Pellegrini,  Il  Piccinino  (4.  6.  99  ;  1 6.  6.  00) 230.  686 

Carolina  Michaelis  de  Vasconcellos,  Randglossen  zum  altporiugie- 

sischen  Liederbuch.  Forts.  (18.4.  00)  .  .  .  129.  278.  533.  669 
Emmanuel  Walberg,  Deux  détails  du  Bestiaire  de  Philippe  de  Thaun 

(19.2.  Ol) 697 

VERMISCHTES. 

1.  Zur  Textkritik. 

Hugo  Andresen  ,'.  Zur  Karlsreise  (4.  8.  00) iio 

2.  Zur  Lautlehre. 

A.  Horning,  Die  betonten  Hiatusvokale  im  Vulgärlatein  (28.  10.  00)    .     341 
A.  Zimmermann,  Zum  Uebergang  von  intervokalischem  /  zu  </  im  Vulgär- 
latein (23. 12.  00) 731 


IV 

Seitt 
A.  Zimmermann,  Ueber  i-Epenlhese  im  Italischen  bezw.  im  Vulgärlatein 

(1.4.  Ol) 735 

—  Lesefrûchte  aas  dem  Bereiche  der  römischen  Inschriften,  den  Ro- 

manisten ZOT  Beurteilung  vorgelegt  (i.  4.  Ol) 735 

A.  HORNINO,  Zur  Behandlung  von  Ci  und  Ti  (24.  6.  01) 736 

3.  Zur  "Wortgeschichte. 
G.  Pfeiffer,  Zu  Rudows  Rumänischen  Wörtern  Ztschr.  Bd.  XIX  und 

xxn  (27.3.  99) 112 

Giacomo  De  Gregorio,  Ant.  sic.  (a  la)  Urta  (9.  io.  00) 113 

H.  SCBUCHARDT,  Ecclesia  (30.  II.  00) 344 

—  Yrvsa.,  houée\xx!^'di,  houchen  (20.  i.  01) 345 

—  Franz,  glaive  (20.  i.  01) 345 

—  Franz,  bretelle,  bretellière  (20.  I.  01) 346 

—  Franz. //¿f  „Scholle"  (20.  I.  01) 346 

—  'Pt9,i^z,  turbot ){á,  Dornbutt)  {20,1,  Ol) 349 

—  Ischi]  JnsulaF  (20.1.  Ol) 349 

—  FrtíTiZ. Permaine  (20.  I.  Ol) 353 

W.  Meyer  •  LÜBKE,  lisii,  saia,  saio,  frz,  sate  (28.11.  00) 354 

—  lui.  usao,  frz,  huis  (13.  1.  Ol) 355 

H.  SCHUCHARDT,  Lat.  torta,  tartarum  (zu  Ztschr.  XXIV,  2$0f.)  (4.  3.  01)  490 

—  xakvfjifjia,  xoXvfJLß&Vf  (?)  xakwç  im  Rumänischen  (4.  3.  O')      •     •  490 

—  Franz,  guideau  (4. 3.  01) 49S 

—  Franz,  bœuf,  vache  (Fischerspr.)  (4. 3.  01) 498 

—  Ostital.  togna;  ital.  volantino  (Fischerspr.)  (4.3.  01) 502 

—  Span,  castarete,   port,  caçarete  (Fischerspr.)  (4.  3.  01) 503 

A.  Horning,  Frz.  Glaise,  voges.  brossçy  (3.  12.  00) 503 

J.  Ulrich,  Andare,  aller  (6.  12.  00) 506 

—  A.  engad.  cupitz  (14.  il.  00) 507 

—  "EngSiá,  padimêr  (14.  ii.  00) 507 

W.  Meyer -LÜBKE,  Frz.  scieur  de  long  (i.  3.  01) 611 

A.  Horning,  Voges.  lur,  burgund.  lôvre  (17.2.01) 612 

—  Afrz.  heucâ,  nfrz.  esse  (17.2.  01) 614 

H.  SCHUCHARDT,  Ficätum,  fecätum}  fciitum -{- hepäteP  (15.  7.  Oí)      .     .  61S 

A.  Horning,  Span,  lelo  (24.  6.  01) 73^ 

—  Sp.  emperador  (24.6.  Ol) 739 

—  Sp.  pg.  rozar  (24. 6.  Ol) 740 

—  Provenz.  desco,  poitevin,  daiche  (24.  6.  Ol) 740 

—  Rätorom.  magliar  (24.  6.  Ol) 740 

—  Faluppa  im  Romanischen  (Nachtrag  zu  Ztschr.  21,  192  ffg.)  (3.  8.  01)  741 . 

—  Span,  marica  (3.  8.  Ol) 742 

—  It.  indugia  (3. 8.  Ol) 743 

Giacomo  De  Gregorio,  It  oUa  (15.  6.  01)    , 744 

—  Sic.  mattanza  (15.  6.  Ol) 74^ 

—  It.  bazza,   sp.  baza,    cat.  basa  (15. 6.  Ol) 747 

—  Siz.  bauariotu  (15. 6.  Ol) 747 

BESPRECHUNGEN. 
Paolo   Savj- Lopez,    Pio   Rajna,   Le   fonti   dell*  Orlando   Furioso 

(25.  6.  00) 114 


V 

Sehe 
G.  W^EiGAiTD,    G.  AlexicT,    Texte    din   literatura    poporanS   romÎDS 

(î6.  6.  oo) Ii6 

P.  DB  Mugica,    Anibal  Echeverría  y  Reyes,   Voces  asadas  en 

Chile  (13.3.  00) 118 

—  Diccionario  de  la  Lengua  Castellana  por  la  real  Academia  Española 

(6.  3.  00) 119 

G.  Weigand,  Tcutsch  u.  Pepea,  Lehrbuch  der  rumänischen  Sprache 

zum  Schul-  und  Selbstgebrauch  (16.  6.  00) 359 

Ph.  Aug.  Becker,  Paul  Runge,  Die  Lieder  und  Melodien  der  Geiisler 
des  Jahres  1 349  nach  der  Aufzeichnung  Hugos  von  Reutlingen, 
nebst  einer  Abhandlung  über  die  italienischen  Geifslerlieder 
von  H.  Schneegans  und  einem  Beitrage  zur  Geschichte  der 
deutschen  und  niederländischen  Geiisler  von  H.  Pfannen - 
Schmid  Í20.  7.  00) 360 

—  Carl  Voretzsch,  Epische  Studien  (16.8.  00) 3^5 

Theodor   Gartner,    Genelin,  Dr.  P.,   Germanische  Bestandtheile  des 

rätoromanischen  (surselvischen)  Wortschatzes  (19. 12.  OO)     .     .     617 

—  Huonder,   Josef,    Der  Vokalismus    der   Mundart    von   Disentís 

(1.4.  Ol) 622 

—  Candrian,  J.  J.*  Det  Dialekt  von  Bivio-Stalla  (1.4.  Ol)  .     .     .     627 
£.  K0SCHWITZ,  Eugen  Herzog,  Materialien  zu  einer  neuprovençalischen 

Syntax  {4.  I.  01) 630 

Eh.  Walberg,   André  G.  Ott  (de  Zurich),  Étude   sur  les  couleurs  en 

vieux  français  (19.  2.  01) 633 

M.  Friedwagner,    Emile  Delignières,   Nouvelles  Recherches  sur  le 

lieu  d'origine  de  Raoul  de  Houdenc  (26.  2.  01) 748 

Eugen  Herzog,  Dr.  Leo  Wiese,  Die  Sprache  der  Dialoge  des  Papstes 

Gregor  (17.  3.  Ol) 757 

W.  Meyer -LÜBKE,  E.  Frkymond,   G.  G.,    Romania  No.  114,  115,  116 

123.  380.  508 
O.  SCHLXTZ-GORA,  BERTHOLD  WiESE,  Giornale  Storico  della  Letteratura 

italiana.    Anno  X Vili,  Voi.  XXXVI,  fase.  1—3;  Anno  XIX, 

Voi.  XXXVII,  fasci — 3;  Supplemento  3  .  .  .  .  I2I.  376.  510 
W.  Cloètta,  Archiv  fur  das  Studium  der  neueren  Sprachen  und  Litte- 

raturen  XCIX  (19.  5.  99) 127 

Heinrich  Schneegans,    Studi   glottologici  italiani   diretti   da  Giacomo 

de  Gregorio.    I.  (4.9.  00) 636 

D.  Behrens,  Publications  of  the  Modern  Language  Association  of  America 

VoLV,  VI,  Vn  edited  by  James  W.  Bright  (18.  I.;  7.4.  01)  758 

G.  G.,  Neue  Bücher 128 

W.  Suchier,  Nachtrag  zu  Zeitschr.  XXV  94—109 256 

Berichtigung 384 

Berichtigungen  zu  SS.  633  —  5 762 

Register 763 


/ 


Ausgegeben  den  2.  Januar  1901. 


ZEITSCHRIFT 


FÜR 


EOMMISCHE  PHLOLO&IE 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


Dr.  eVSTAT  GRÖBEB, 

PROFRSSOR   AN   DRR    UNIVERSITÄT  STRASSBURO   i.  B. 


1901. 


XXV.  BAND.     1.  HEFT. 


HALLE 

MAX    NIEMEYER. 
77/78  GR.  STEINSTRASSE. 

igoi. 

Die  Zeitschrift  erscheint  in  Bänden  (von  6  Heften)  zu  25  Marli. 


INHALT. 

Sette 
J.  F.  D.  Blöte,  Der  historische  Schwanritter  (3.  II  99) i 

F.  Ed.  Schneegans,   lieber  die  Sprache  des  Skizzenbaches  von  Vilard 

de  Honnecourt  (19.  4.  00) 45 

P.  Toldo,   Études  sur  la  poésie  burlesque  française  de  la  Renaissance 

(19.2.  00) 71 

Walther  Suchier,  Ueber  das  altfranzösische  Gedicht  von  der  Zerstörung 

Jerusalems  La  Venjance  nostre  seigneur  (Schlufs)  (22.  9.  99)    .      94 

VERMISCHTES. 
Hugo  Andresen,   Zur  Karlsreise  (4.  8.  00) iio 

G.  Pfeiffer,  Zu  Rudows  Rumänischen  Wörtern  Ztschr.  Bd.  XIX  und 

XXII  (27.3.  99) 112 

Glacomo  De  Gregorio,  Ant.  sic  {a  la)  Urta  (9.  io.  00) 113 

BESPRECHUNGEN. 
Paolo    Savj- Lopez,    Pio   Rajna,   Le   fonti    dell'  Orlando   Furioso 

(25.  6.  00) 114 

G.  Weigand,    G.  Alexici,   Texte   din   literatura   poporanS   rominS 

(16.6.00) 116 

P.  de  Mugica,    Anibal  Echeverría  y  Reyes,   Voces  usadas  en 

Chile  (13.  3.  00) 118 

—    Diccionario  de  la  Lengua  Castellana  por  la  real  Academia  Española 

(6.  3.  00) 119 

O.  ScHULTZ-GoRA,  BERTHOLD  WiESB,  Giornale  Storico  della  Letteratura 

italiana.  Anno  XVIII,  Voi.  XXXVI,  1—2  (19.10.;  2.12.00)  121 
W.  Meyer-LCbke,  G.  G.,  Romania  No.  114  (28. 11.;  4.8.  00) .  .  .  .  124 
W.  Cloëtta,  Archiv  fur  das  Studium  der  neueren  Sprachen  und  Litte- 

raturen  XCIX  (19.  5.  99) 127 

G.  G.,  Neue  Bücher 128 


Manuskripte  für   die  Zeitschrift   sind   an  den  Herausgeber, 
Strafsburg  i.  Eis., 

IJniversitätsplatz  8 

zu  senden.  An  die  Verlagsbuchhandlung  Ifiax  Niemeyer  in  Halle 
sind  alle  Honorar  und  Sonderabzüge  angehenden  Anfiragen  und 
Wünsche  zu  richten. 


Der  historische  Schwanritter. 

(n.  Artikel.») 

In  dieser  Zeitschrift  habe  ich  vor  einiger  Zeit  darauf  aufmerk- 
sam gemacht,    dafs  wit  in   dem  Schwanritter  wahrscheinlich  den 
Reflex  einer  historischen  Person  zu  sehen  haben.     Eine  Familien- 
tiadition,  die  sich  um  Roger  von  Toëni,  einen  normannischen  Frei- 
berm   der   ersten  Hälfte   des  ii.  Jhds.,   gebildet  hatte,   habe  man 
mit  Balduin  von  Boulogne,  dem  Gemahl  der  Enkelin  dieses  Roger, 
verbanden,  und  diese  Verbindung  sei  die  Ursache  geworden,  dafs 
Gottfried  von  Bouillon   und  seinen   beiden  Brüdern   zur  Zeit   des 
ersten  Kreuzzugs  und  nachher  ein  Grofsvater  zugeschrieben  wurde, 
den  ein   Schwan  in   das   Land   gebracht   haben   sollte.     Der  Ge- 
dankengang aber,  wie  er  in  dem  Aufsatz  niedergelegt  war,  berück- 
sichtigte im  wesentlichen   nur   eine  Seite  des  Themas.     Er  stellte 
nur  diesen  Roger  in  den  Mittelpunkt   der  Betrachtung,  ging  auf 
eine  Klarlegung  anderer  die  Herkunft  der  Sage  berührender  Fragen 
nicht    ein    und    erfuhr    daher   eine    ablehnende   Besprechung   von 
G.  Paris,    indem    dieser    den    hypothetischen    Charakter    einzelner 
Glieder  der  Beweisführung  hervorhebend  die  Lösung  des  Problems 
um  keinen  Schritt  weiter  gefördert  erachtete.^    Es  sei  mir  gestattet 
noch  einmal   auf  die  Sache  zurückzukommen.     Jetzt  freilich  etwas 
ausführlicher.     Ich  glaube,    dafs   ich  zu  zeigen  vermag,    dafs  auch 
andere,  von    der  Persönlichkeit    des  Roger  von  Toëni   vollständig 
unabhängige   Erwägungen    in    die    von   mir   bezeichnete   Richtung 
hinùberleiten,    und    dafs    infolgedessen    das    Resultat    dieser    Er- 
wägungen in  Verbindung  mit  dem,  was  wir  von  Roger  von  Toëni 
und  seinen   Nachkommen    ermitteln  können,    von   neuem    ergiebt, 
dafs  die  Sage  vom  Schwanritter   eine   lothringische  Umbildung  ist 
der  normannischen  Familientradition.  — 

Die  ersten  Abschnitte  der  folgenden  Untersuchung  beschaf- 
fen sich  mit  der  Frage,  ob  es  vor  Gottfried  von  Bouillon  eine 
lothringische  Ueberlieferung  von  einem  Schwanritter  gegeben  haben 
kann. 

I. 

Wenn  je  ein  mächtiges  und  weitverzweigtes  Geschlecht  im 
^^•]hd.  historisch   prädestiniert   schien,    seine   Herkunft   mit   dem 

*  Vgl.  ZUchr.  21,  176  fif.         «  Romania  26,  580  f. 
2ciuchr.  L  rom.  Phil.  XX  Y.  l 


2  J.  F.  D.  BLÖTSy 

Schwanritter  in  Verbindung  zu  bringen,  so  war  es  das  Geschlecht 
der  Grafen  und  Herzoge  von  Limburg,  das  von  der  Mitte  des 
1 1 .  Jhds.  bis  an  das  Ende  des  1 3.  eines  der  angesehensten  Hänser 
Niederlothringens  war.  Unter  seine  Vorfahren  zahlte  es  die  gleichen 
Geschlechter  wie  Gottfried  von  Bouillon  ;  *  zwei  Herzoge  (Grafen) 
dieses  Hauses  waren  als  Herzoge  von  Niederlothringen  die  un- 
mittelbaren Nachfolger  Gottfrieds.^  In  den  Ardennen  lag  ihr  Ge- 
biet, und  zur  Zeit,  da  die  Sage  vom  Schwanritter  blühte,  fahrten 
sie  im  Volksmunde  und  offiziell  den  Titel  'Herzoge  der  Ardennen ',3 
wie  die  Herzoge  von  Niederlothringen  des  1 1 .  Jhds.  aus  dem  Hause 
der  Ardennen  genannt  wurden  und  wie  der  Schwanritter  in  einer 
Version  zu  einem  Herzog  der  Ardennen  gemacht  ward.^  Zwei- 
einhalb Jahrhunderte  bestand  das  Geschlecht  in  ununterbrochener 
Fortdauer  und  konnte  es  auf  ebenso  reiche  Verbindungen  weisen  als 
Brabant,  mit  dem  es  rivalisierte.  Welche  günstigen  Umstände,  die 
Erinnerung  an  eine  Herkunft  vom  Schwanritter  zu  wecken  und 
lebendig  zu  halten,  falls  der  Keim  dazu  schon  vorher  in  diesem 
Geschlechte  bestanden  und  bis  dahin  nur  geschlunmiert  hätte! 
welche  günstigen  Verhältnisse  für  eine  Verknüpfung  mit  der  Her- 
kunft, falls  diese  nur  ein  willkürliches  Gewebe  der  Volksphantasie 
gewesen  wäre,  das  sich  beliebig  an  den  günstigsten  Fleck  heftete, 
oder  von  einer  Familie  aus  beliebig  auf  eine  andere  hätte  über- 
tragen werden  können!  Wohl  reichten  die  Herzoge  ihre  Herkunft 
bis  auf  Karl  den  Grofsen  hinauf.^  Aber  zu  dem  Geschlecht  des 
Schwanritters  rechneten  sie  sich  nicht,  und  auch  andere  rechneten 
sie  nicht  dazu.  Dafs  es  sich  hier  nicht  um  ein  zufalliges  Fehlen 
irgend  welcher  Aufzeichnung  handelt,  zeigt  folgendes. 

Das  limburgische  Haus  erlosch  zwar  1283  mit  dem  Tode  der 
kinderlosen  Ermengardis,  aber  trotzdem  hat  kein  lothringisches  Ge- 
schlecht eine  so  mannigfaltige  genealogische  Entwicklung  aufzu- 
weisen als  Limburg  in  Verbindung  mit  Luxemburg  (letzteres  seit 
12 14).  In  der  Nähe  des  Stammlandes  die  Häuser  Montjoye, 
Valkenburg,  Berg,  Reifferscheid,  Wildenberg.  Waleran  IV.  nennt 
in  einer   Urkunde   v.  J.  1253    unter    seinen  Verwandten    die    von 


^  Der  Vater  Gottfrieds  von  Bouillon  und  die  Grofsmatter  Heinrichs  I. 
von  Limburg  (f  II 19)  mütterlicherseits  waren  Geschwister,  Kinder  Eustachs  I. 
von  Boulogne  und  der  Gerberga  von  Löwen  (Brabant).  Der  Stammvater  der 
Herzoge  von  Niederlothringen  war  Wigerich,  Graf  von  Bedgau  und  Trier, 
unter  Karl  dem  Einfachen  Pfalzgraf  von  Lothringen  (f  nach  926).  Sowohl 
durch  seinen  Vater  als  durch  seine  Matter  gehörte  der  genannte  Heinrich  zu 
dem  Geschlechte  dieses  Wigerich. 

'  Heinrich  I.  (f  11 19)  und  dessen  Sohn  Waleran  H.  Paganas  (f  1139). 
Auch  Heinrichs  L  Groisvater,  Friedrich  von  Luxemburg,  war  Herzog  von 
Niederlothringen  gewesen,  1048 — 1065,  zur  Zeit,  da  Herzog  Gottfried  aus  dem 
Hause  der  Ardennen,  Gottfrieds  von  Bouillon  Grofsvater  (f  1070),  sich  gegen 
die  kaiserliche  Gewalt  auflehnte. 

'  Zeugnisse  bei  M.  S.  P.  Ernst,  Histoire  du  Umbourg,  Liège  1837 — ^^47» 
til  S.  52,  t.  m  S.  99.  III.  117.  139. 

*  Grimm,  Deutsche  Sagen,  No.  545  'Der  gute  Gerhard  Schwan'. 

B  Ernst,  a.  a.  O.  t  H  S.  64. 


DBR  mSTORISCHB  SCHWANRITTER.  3 

Luxemburg,  Berg,  Jülich,  Wassenberg,  Reifferscheid,  Montjoye.* 
Aus  d^  Ehe  Walerans  III.  mit  Ermensinde  von  Luxemburg  (12 14) 
ging  das  luxemburgische  Haus  hervor,  das  dem  deutschen  Reiche 
vier  Kaiser  gegeben  hat,  von  denen  drei  auch  Könige  von  Böhmen 
waren,  einer  König  von  Ungarn.  In  Frankreich  führten  eine  Anzahl 
hoher  Familien  ihren  Ursprung  auf  Limburg  zurück.^  Aber  bei  keiner 
einzigen  läfst  sich  nachweisen,  dafs  sie  sich  von  der  Schwanritter- 
herkunft betraditeten ,  es  sei  denn  durch  eine  spätere  Verbindung 
mit  Brabant^  Und  was  vom  1 2.  Jhd.  an  für  sämtliche  Nachkommen 
gilt,  erlaubt  den  Rûckschlufs  auf  das  Stammhaus:  es  hielt  sich 
nicht  von  der  Abstammung  vom  Schwanritter,  und  auch  andere 
gaben  ihm  diese  Auszeichnung  nicht^ 

Das  Haus  Limburg  (und  Luxemburg)  hatte  keine  Herkunft 
vom  Schwanritter.     Dieses  Ergebnis  fuhrt  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Für  die  Herzoge  von  Niederlothringen  aus  dem 
Hause  der  Ardennen  oder  Verdun:  Die  Sage  vom  Schwanritter 
ist  keine  von  Anfang  an  ererbte  uralte  Haussage  der  Vorfahren 
von  Gottfrieds  von  Bouillon  Mutter,  denn  wäre  sie  schon  mit 
Wigerich  (f  nach  926),  dem  Stammvater  aller  ardennischen  Ge- 
schlechter verbunden  gewesen  —  wie  die  Herkunft  von  Karl  dem 
Grofsen  und  Troja  —  so  hätte  sie  sich  auch  in  dem  limburgischen 
Haus  zeigen  müssen,  wo  alles  dem  Fortleben  der  Sage  günstig  war.^ 

2.  Für  die  Grafen  von  Boulogne:  Die  Sage  stammt  auch 
nicht  aus  dem  Hause  der  Grafen  von  Boulogne  vor  Gottfried  von 

»  Ernst,  a.  a.  O.  IV,  238.         •  Ernst,  a.  a.  O.  IV,  76. 

'  Im  Jahre  141 2  war  Edmond  von  Dynter  im  Auftrage  seines  Herzogs 
(Anton  von  Brabant)  bei  Wenceslas,  König  von  Böhmen.  Dieser  führte  den 
Gesandten  in  einen  Saal,  wo  Kaiser  Karl  IV.  (1346— 1378),  Wenceslas'  Vater, 
die  Bilder  aller  Herzoge  von  Brabant  bis  auf  Johann  III.  (1312 — 1355)  hatte 
aufhängen  lassen,  und  sagte  zu  ihm  'quod  illa  sua  esset  genealogia,  quodque 
ipse  de  propagine  Trojanorutn  et  signanter  sanctt  Karoli  Magni  imferatoris 
et  inclite  do  mus  Brabancie  descendit,  et  quod  Ueinricus  de  Lucemhurgo 
imperaior,  proavus  suus,  hahuit  filiatn  primi  duds  Johannis  Brabancie,  ex 
qua  genuit  avum  suum  Johannem  Bohemie  et  Polonie  regem*  {Chronique 
des  Ducs  de  Brabant  par  Edmond  de  Dynter,  publiée  par  P.  F.  X.  De  Ram, 
Bruxelles  1857,  t.  UI  p.  74  if.).  —  Man  beachte  die  Zusammenstellung  'Troja, 
Karl  der  Grofse,  Brabant'.  Die  Erwähnung  von  Troja  und  Karl  dem  Grrofsen 
fuhrt  zu  der  Folgerung,  dafs  Wenceslas  bei  dem  Namen  'Brabant'  an  den 
Stammvater  dieses  Geschlechtes  dachte,  d.  h.  an  den  Schwanritter,  um  so  mehr, 
da  die  brabantischen  Herzoge  sich  auch  schon  insbesondere  von  Troja  und 
Karl  dem  Grofsen  rühmten,  sodafs  dieses  besondere  Nennen  von  Brabant 
nicht  nötig  war.  Erwägt  man  nun,  dafs  Wenceslas  auch  Heinrich  von  Luxem- 
burg erwähnt,  und  dieser  ein  Enkel  war  Walerans  von  Limburg  und  Ermen- 
gards  von  Luxemburg,  und  Limburg  und  Luxemburg  sich  auch  schon  von 
trojanischer  und  karolingischer  Herkunft  hielten,  so  hat  das  'Brabant'  einen 
besonderen  Sinn.  Durch  Brabant  konnte  Wenceslas  sich  nicht  nur  auf  Troja 
und  Karl  den  Grofsen  berufen,  sondern  auch  auf  den  Schwanritter.  Nur 
Brabant  kannte  er  den  Ursprung  zu,  nicht  Luxemburg  oder  Limburg. 

^  So  gestatten  z.  B.  die  Häuser  Hessen  und  Heinsberg  Rückschlüsse  auf 
Brabant  Vgl.  Verf.,  Das  Aufkommen  des  clevischen  Schwanritters,  in  der 
Ztschr.  f.  deutsches  Altertum  und  d.  Litt.  42,  41  ff. 

*  Wir  ñnden  sie  ebensowenig  bei  den  Grafen  von  Salm,  von  Bar,  die 
gleichfalls  von  Wigerich  stammten. 


4  J.  F.  D.  BLÖTE, 

Bouillon.  Denn  hätte  Gottfrieds  Vater  Eustach  IL  sich  dieses  Ur- 
sprungs gerühmt,  wie  er  sich  durch  seine  Mutter  Mathilde  von 
Löwen  (Brabant)  karolingischen  Geblütes  nennen  konnte,^  so  hätte 
auch  seine  Schwester  Gerberga,  Heinrichs  L  von  Limburg  Grofs- 
mutter,  die  Herkunft  in  das  limburgische  Haus  hinüber  geleitet 

3,  Für  die  Entstehung  der  Geschlechtssage:  Das  Fehlen 
der  Herkunft  im  Haus  Limburg  trotz  der  aufserordentlich  günstigen 
Verhältnisse  zur  Aufnahme  derselben  führt  zu  der  Vermutung,  dafs 
die  Herkunft  von  einem  Schwanritter  in  anderen  Häusern  nicht 
auf  willkürlicher  Volksphantasie  beruht,  sondern  dafs  sie  sich  auf- 
baute auf  irgend  einer  reellen  Grundlage.^ 

Die  in  dieser  Weise  gewonnenen  Folgerungen  haben  deswegen 
einen  hohen  Grad  der  Wahrscheinlichkeit,  i.  weil  der  Ursprung 
von  Karl  dem  Grofsen  durch  die  weiblichen  Linien  in  den  ver- 
schiedenen Familien  vermittelt  wurde,  wofür  Brabant,  Namür,  Bou- 
logne Beispiele  sind;  2.  weil  die  Geschlechter  Brabant,  Qeve, 
Heinsberg  3,  Arkel  nur  durch  eine  ihrer  Frauen  zu  der  Abstammung 
von  einem  Schwanritter  gelangten. 

2. 

Im  J.  1113  stirbt  die  Ida,  die  Mutter  Gottfrieds  von 
Bouillon.  In  der  Lebensbeschreibung  4,  die  zwei  oder  drei  De- 
cennien  nach  ihrem  Tode  abgefafst  wurde,  wird  berichtet,  wie  sie  in 
besonderem  Rufe  der  Keuschheit,  Frömmigkeit  und  Wohlthätigkeit 
stand  und  Wunder  verrichtete  während  ihres  Lebens  und  sogar  nach- 
her. Ihr  Mann,  Eustach  II.  von  Boulogne,  ist  ^genere  nobiiùstmtis. 
Carolo  eiiam  regi  consanguiniiaie  proximus\  Ida  selbst  wird  mit  der 
üblichen  Formel  ^nobilissima  exorta  prosapia"^  bezeichnet.  Aber  der 
Autor  dachte  sich  die  Eltern  und  die  Vorfahren  der  Ida  echt  mensch- 
lich: spater  ejus  supra  potentes  atque  fama  majores  coram  imperatore 
Alemannorum  gradum    altiorem  et  quasi  Privilegium  dignitatis  atque 


^  Autoren  aus  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jhds.  nennen  ihn  von  karo- 
lingischer  Herkunft.  Vita  B,  Idae,  cap.  i  *  genere  nobilissimus.  Carolo  etiatn 
regt  consanguinitate  proximus*  (Migne  155,  439);  Ord.  Vital.  1.  IV  c.  3  (ed. 
Le  Prévost)  'erat  magnae  nobVitatis,  ex  prosapia  scilicet  Caroli  Magni  Fran' 
cor  um  strenuissimi  regis\ 

*  Eine  4.  Folgerung  finde  hier  in  der  Note  ihren  Platz.  Wenn  die 
Redaction  der  Sage  von  Gerhard  Schwan  nach  Grimm  DS.  No.  545  den 
Schwanritter  zu  einem  Herzog  der  Ardennen  macht,  und  Albrecht  in  dem 
'Tilurel'  zwischen  1260  und  1270  ihn  in  Luxemburg  (so  wenigstens  nach 
Grimm  DS.  No.  543;  nach  ed.  K.  A.  Hahn  Str.  5960  *Lizabune\  welches  seit 
Lohengrins  Tod  *Luthringen*  hieis;  vgl.  noch  die  verwirrten  Angaben  in 
diesem  Gedicht,  wie  Lohengrin  in  diesem  nämlichen  Gebiet  als  Herzog  von 
Kasperle  5918,  Basper  5920  erscheint;  Belaye  ist  aus  Cornvaie  592 1)  sterben 
läfst,  so  ist,  abgesehen  von  anderen  Gründen,  hier  nur  an  die  allgemeine 
Richtung  des  Ardennerwaldes  zu  denken,  d.  h.  mit  Erinnerung  an  Bouillon, 
welches  in  den  Ardennen  lag. 

'  Das  Aufkommen  des  clevischen  Schwanritters,  a.  a.  O.  S.  1 8  ff.  Ueber 
Brabant  handle  ich  nächstens  in  einer  besonderen  Schrüt  'Das  Aufkommen 
der  Sage  von  Brabon  Silvius,  dem  brabantischen  Schwanritter'. 

*  Migne  155,  437  flf. 


DBR  mSTORISCHB  SCHWANRITTER.  5 

potesiatìs  ohiinens  fuiit  nomine  Gode/riduSt  mater  vero  ejus,  nan  minus 
egregia.  Do  da  vocabaiur\  Der  nm  1136  oder  etwas  später,  jeden- 
falls vor  1153  entstandene  Ausspruch  spezialisiert  für  Idas  Vater 
nicht  weiter,  was  wir  unter  dem  *gradum  altiorem  ei  quasi  privi" 
legium  digniiaiis  atque  potestaiis^  zu  verstehen  haben.  Aber  es  ist 
historische  Thatsache,  dafs  Idas  Vater,  Gottfried  mit  dem  Bart 
(t  1070),  zuletzt  eine  weit  gröfsere  Macht  inne  hatte  als  irgend 
einer  seiner  direkten  Vorgänger:  in  seiner  Hand  lag  die  Herrschaft 
über  Nieder-  und  Oberlothringen  und  über  reiche  Gebiete  in 
Italien,  die  er  sich  durch  seine  zweite  Ehe  erworben  hatte.  Dafs 
in  dem  *gradum  aliiorem  et  quasi  Privilegium  dignitatis  atque  potesiaiis^ 
nicht  die  Andeutung  einer  besonderen  Herkunft  verborgen  liegt, 
ergiebt  sich  aus  des  Autors  Mitteilungen:  Idas  Vater  nennt  er 
Gottfried,  als  Gattin  giebt  er  ihm  die  Doda,  die  ^non  minus 
tgregia*  als  ihr  Mann  ist,  er  erkennt  ihm  *  major es\  also  nieder- 
lothringische Vorfahren,  zu,  was  dem  Wesen  des  Schwanritters 
widerstreitet,  er  fafst  ihn  auf  als  einen  Fürsten  über  ererbtes  Ge- 
biet, denn  die  Doda  tritt  ganz  zurück,  der  Autor  weist  also  auf 
verbürgte  historische  Verhältnisse  hin.  Dafs  auch  Idas  Vater  nun 
seinerseits  nicht  von  einem  göttlichen  Ahnherrn  abstammte,  liegt 
in  demselben  Satz,  denn  Gottfried  übertraf  seine  Vorfahren  in 
Würde  und  Macht.  Und  doch  wollte  der  Autor  die  Ida  besonders 
verherrlichen.  Er  deckt  den  Glanz  ihrer  hohen  Herkunft  auf,  aber 
Wunderbares  weifs  er  nur  in  den  Wundem,  die  sie  verrichtete. 
Was  ihm  bekannt  ist,  sagt  er  von  ihr.  Er  erwähnt  sogar  zwei 
Züge,  die  wir  nachher  in  der  Sage  wiederfinden:  sie  sollte  nach 
göttlicher  Verheifsung  drei  Söhne  gebären  und  stillte  diese  Kinder 
selbst.  Nach  ihrem  Tode  noch  heilte  sie  die  Enkelin  von  ver- 
zehrender Fieberkrankheit.  Ihr  Grab  hat  der  Autor  offen  gesehen, 
unversehrt  lag  sie  darin.  Trotzdem  hat  er  nichts  von  einer  wunder- 
baren Herkunft  zu  berichten.  Sein  Schweigen  wird  unter  diesen 
Umständen  beredt:  die  drei  Söhne  der  Ida  und  die  Ida  selbst 
ererbten  die  wunderbare  Abstammung  nicht  als  Familiengut,  die 
Herkunft  von  einem  Schwanritter  ist  ihnen  von  aufsen  her  aufge- 
tragen worden. 

3. 

Die  zeitgenössischen  Aufzeichner  der  Ereignisse  des  ersten 
Kreuzzugs  schweigen  ohne  Ausnahme  bei  Gottfried  und  seinen 
Brüdern  von  der  wunderbaren  Herkunft,  ebenso  wie  frühere  Autoren 
davon  bei  den  niederlothringischen  Herzogen  schwiegen.  Aus  den 
Berichten,  die  gleich  nachher  entstanden  und  fast  noch  als  zeit- 
genössisch gelten  dürfen,  hebe  ich  dennoch  eine  Notiz  über  Balduin 
heraus,  die  durch  die  Eigentümlichkeit  ihrer  Vorstellung  der  Dinge 
ïind  durch  den  Charakter  des  Schreibenden  mindestens  den  Schlufs 
erlaubt,  dafs  Gottfried  und  seine  Brüder  sich  nicht  als  Nachkommen 
eines  Schwanritters  betrachteten,  und  dafs  in  den  höheren  Schichten 
der  kleinasiatischen  Abendländer  die  angebliche  Abstammung  ent- 
weder nicht  bekannt  oder  der  Erwähnung  unwert  erachtet  wurde. 


6  J.  F.  D.  BLÖTB, 

Radülf  von   Caen   geht   1107    nach   Palästina,    dient    zwei 
Jahre   unter   Bohemond,    wird   darauf  Secretar   bei   Tancred   und 
verfafst  seine    Gesia   Tancredi  aus    den   Aussagen    derer,    die  die 
Dinge  von  1095  an  mitgemacht  haben.    Die  Charakteristik,  die  er 
in  diesen  Gesten  von  Gottfried  entwirft,  besagt  fur  unseren  Zweck 
nichts  und  ist  in  wenig  Worten  zusammenzufassen:   Bouillon  habe 
ihm  Namen  und  Würde  gegeben,  diese  Würde  werde  erhöht  durch 
göttliche  und  weltliche  Tugenden,  in  welchen  er  sich  als  das  Kind 
des   tapfem  Vaters   und   der   fronmien   Mutter  bewahre   (cap.  14). 
Wichtig   ist  aber  der  Passus   über   Gottfrieds  Bruder,    Balduin  L, 
König   von    Jerusalem.     Radulf  hält    Balduin    offenbar    für    einen 
Mann   von   höherer  Bedeutung  als  Gottfried.     Das  Blut  Karls  des 
Grofsen,    den  Thron  Davids,    das  Leben  Alexanders  des  Grofsen 
nimmt  er  für  Balduin  in  Anspruch:  '. .  .  toi  vüae  inUrvaüü  omari^ 
quae  a  Francorum  sceptro  lucem  ingressa,  ab  HierosolymiUmorutn  erat 
egressura;  atque  liquidius  claret,  a  magno  ilio  rege  Carolo  genus 
trahens   super  solium  David  sessurus  divinitus  trahebatur.     Jure 
ergo  ac  merito  Alexandrum  vivehat,  cujus  illusirabant  Carolus  ortum, 
David  occasum;   nee  degenerare  dehehat  gladius  hebes,  cujus  sie  fulge^ 
rent  cunae  et  tumulus^  (<^P*  37)*    Hier  wäre  doch,  sollte  man  meinen, 
neben  Franken   und  Jerusalem,    neben   einem  Ursprung   von  Karl 
dem  Groisen,  dem  Sitzen  auf  dem  Thron  Davids,  neben  dem  Leben 
wie  Alexander  der  Grofse,    neben  der  göttlichen  Führung,    neben 
der  glänzenden  Wiege   und  dem   glänzenden   Grab,    ein   Hinweis 
auf  eine  höhere,  besondere  Herkunft  angebracht  gewesen.     Radulf 
ist  freilich  ein  Skeptiker.    Man  sieht  es  aus  seiner  Stellung  zu  der 
hlg.  Lanze  (cap.  loi),   die  er  sogar  einen  Betrug  nennt  (cap.  108). 
Hat  Radulf  geschwiegen  von  der  wunderbaren  Herkunft  Balduins, 
weil   er  nicht  darum  wufste,   oder  hat  er  sie  übergangen  als  eine 
unnütze  Fabel?    Die  Lanze,  die  soviel  Aufregung  hervorrief,  konnte 
er  nicht  übergehen,  sie  war  ein  Stück  Geschichte  von  eingreifender 
Bedeutung,  das  manche  als  ein  Wunder  betrachteten.     Die  Volks- 
meinung über  Balduins  Herkunft,   falls   sie   damals   schon  bestand, 
hatte  diesen  Wert  nicht     Aber  eins  folgt  aus  den  Worten  Radulfs. 
Eine  Haussage  der  Herzoge  von  Niederlothringen  aus  dem  Hause 
Verdun  war  die  Tradition  nicht.    Sie  wäre  alsdann  zur  Zeit  Gott- 
frieds allen  Niederlothringem  bekannt  gewesen,   und  lobend  oder 
tadelnd  hätte  Radulf  etwas  davon  in   die  Charakteristik  Balduins 
einfliefsen  lassen. 

Und  zu  dem  gleichen  Schlufs  fahrt  die  Chronik  Alberts  von 
Aachen  (um  11 25),  der  wir  den  ausführlichsten  Bericht  über  den 
Anteil  der  Lothringer  an  dem  Kreuzzug  verdanken.  Im  Gegensatz 
zu  Radulf,  für  welchen  Balduin  gröfsere  Bedeutung  hatte,  verherr- 
licht der  Aachener  Kanoniker  den  Gottfried  übermäfsig,  sieht  in 
¡hm  das  auserwählte  Rüstzeug  Gottes,  späht  nach  Zeichen,  Wundem 
und  Träumen,  aus  denen  sich  das  Leben  und  die  Thaten  seines 
Helden  schon  vorher  ableiten  liefsen.  Ein  Geistlicher  Aachens  hat 
in  einem  Traume  Gottfried  in  der  Sonne  gesehen,  unzählige  Vögel 


DER  mSTORISCHB  SCHWANRITTER.  7 

aller  Art  kamen  auf  den  Herzog  zugeflogen,  von  denen  sich  ein 
greiser  Teil  ihm  zur  Rechten  und  zur  Linken  setzte;  die  Sonne 
wurde  alsdann  durch  die  strahlende  Klarheit  des  Herzogs  ver- 
dunkelt, endlich  versank  der  Herzog  mit  seinem  Stuhl  und  mit 
ihm  fast  alles  Geflügel  (1.VI  c.  36.  37).  Würde  ein  Mann,  der 
solches  in  seine  Darstellung  aufnimmt  und  deutet,  eine  wunderbare 
Herkunft  Gottfrieds  oder  eines  seiner  Ahnen  nicht  mit  in  Rechnung 
gezogen  haben,  würde  er  sie  nicht  als  ein  neues  Moment  auf- 
gegrifien  haben,  seioen  Gottfried  über  alle  anderen  hinauszuheben, 
wenn  wir  in  der  Abkunft  eine  alte  Haussage  der  Herzoge  hätten? 
Von  den  Vorfahren  der  Brüder  ist  charakteristisch  genug  bei  Albert 
überhaupt  nicht  die  Rede.  Eine  neue  Andeutung,  dafs  Albert  von 
einer  alten  Haussage  nichts  bekannt  war. 

Gottfried  von  Bouillon  und  seine  Brüder  waren  von  Haus  aus 
keine  Nachkommen  eines  wunderbaren  Vorfahren. 

4- 
Die  Herkunft  war  demnach  keine  den  Herzogen  von  Nieder- 
Uvthringen  oder  dem  Gottfried  von  Bouillon  ursprünglich  ange- 
borene. Dies  folgt  aus  den  limburgischen  Verhältnissen,  aus  der 
Lebensbeschreibung  der  Ida,  aus  den  Berichten  eines  Radulf  von 
Caen  und  eines  Albert  von  Aachen. 

Der    nächste    Gedanke   ist  jetzt    wohl    der,    dafs   in  Nieder- 
lothringen   eine    von    dem   Geschlecht    der  Herzoge   unabhängige 
Volkstradition   bestanden   habe,   sei   es   als   eine  in  der  Tiefe  des 
Volksglaubens  ihr  stilles  Dasein  fristende,   sei  es  als  Herkunftssage 
einer   anderen   lothringischen  Familie,    so  dafs   von    dort    aus    die 
Herkunft   auf  Gottfried   von  Bouillon   übertragen  worden  sei,    ent- 
weder aus  hoher  Verehrung  seiner  Person  oder  aus  einem  anderen 
uns   weiter  nicht   bekannten   Grund.     Und   von  diesem  Gedanken 
aus  läfst  sich  dann  Weiteres  folgern.   Wenn  um  1 100  in  Lothringen 
die   Anschauung   bestand,    dafs    einst   ein   unbekannter  Ritter   mit 
einem  Schwan  erschienen  sei  und  noch  erscheinen  könne,  um  wie 
ein  Retter   in   den  Geschicken  des  Landes  aufzutreten;    wenn  da- 
neben märchenhafte  Vorstellungen  im  Umlauf  waren,  nach  welchen 
Kinder   in   Schwäne   und   umgekehrt   verwandelt   werden  konnten: 
greift   dann  eine  solche  Tradition  mit  ihren  Wurzeln  nicht  tief  in 
die  alte  heidnische  Zeit  zurück,  liegt  ihr  Keim  dann  nicht  in  der 
bei  uncivilisierten  Völkern  häufig  beobachteten  Ansicht,  die  übrigens 
auch  ihre  deutlichen  Spuren  in  der  ägyptischen   und  in  der  israe- 
litischen   Cultur   hinterlassen    hat,    dafs   eine    enge   Verwandtschaft 
bestehe   zwischen  Mensch    und  Tier,    die  sich  u.  a.  auch  bethätige 
in  dem   gegenseitigen  Wechsel    der   Gestalt    vor    oder    nach  dem 
Tode,  —  kurz,  ist  dann  die  Sage  vom  Schwanritter  nicht  ein  Rest 
von  einstigem  Totemismus?     Und   wenn   dem  so  ist,    so  steht  die 
Volkstradition  noch  unter  der  Einwirkung  einer  Zeit,  von  der  aller- 
dings nur    spärliche  Kunde  auf  uns  gekommen,    aber  ist  sie  eben 
deshalb  alsdann  ein  wertvolles  Zeugnis  von  der  Macht  und  Zähig- 


8  J.  F.  D.  BLÖTEy 

keit  uralter  Anschauungen,  die  immer  wieder  unter  günstigen  Um- 
ständen durchbrechen,  sich  anschmiegen  an  neue  Verhältnisse  und 
erneuten  Beifall  finden  und  begeisterten  Glauben. 

Und  wirklich  scheint  einiges  diesen  naheliegenden  Gedanken 
und  seine  Folgerungen  zu  stützen.  Für  die  totemische  Natur  der 
Sage  bieten  sich  als  Parallelen  das  Märchen  von  den  Schwan- 
kindem,  das  gewöhnlich  mit  unserer  Sage  verbunden  vorkommt, 
und  die  Berichte  von  Menschen  und  höheren  Wesen,  die  sich  nach 
germanischem  und  keltischem  Volksglauben  in  Schwäne  und  andere 
Tiere  verwandelten.  Für  eine  alte  vorgottfriedische  lothringische 
Volkssage  läfst  sich  die  Art  und  Weise  geltend  machen,  wie  Johannes 
von  Alta  Silva  und  der  Chronist  von  Brogne  die  Sage  vom  Schwan- 
ritter mitteilen. 

Und  dennoch:  wie  naheliegend  der  Gedanke,  wie  folkloristisch 
und  modemer  Auffassung  gemäfs  die  Folgerungen  auch  sein  mögen, 
Gedanke  und  Folgerungen  stehen  auf  unsicherem  Grunde,  noch 
mehr:  sie  weisen  in  falsche  Richtung. 

Prüfen  wir  zuerst  einmal,  ob  Johannes  von  Alta  Silva  und 
der  Chronist  von  Brogne,  welche  doch  bei  all  dem  stützenden 
Material  faktisch  die  einzigen  sind,  die  sich  mit  dem  Schwanritter 
beschäftigen,  in  ihren  Angaben  wohl  etwas  für  eine  alte  lothrin- 
gische Sage  von  einem  Schwanritter  beweisen. 

5. 

Johannes  von  Alta  Silva  läfst  in  seinem  frühestens  1179, 
vermutlich  aber  ca.  11 84  verfafsten^  Dolopathos  einen  der  Sieben 
Weisen  die  Geschichte  von  den  Schwankindem  erzählen  als  Bei- 
spiel von  einem  Fall,  der  *  quondam  accidìi,  ut  mulieris  malitìa  de^ 
iegatur^  (ed.  H.  Oesterley  S.  73).  Als  nun  die  Geschichte  bei  dem 
Punkte  angelangt  ist,  dafs  einer  der  Schwäne  durch  die  schadhaft 
gewordene  Kette  nicht  mehr  in  die  menschliche  Gestalt  zurück- 
kehren konnte,  da  findet  sich  der  Zusatz  *ctgnus  permanens  um 
socio  rum  adhesit  frairum.  Hie  est  cignus,  de  quo  fama  in  eie  mum 
perseverai,  quod  caihena  aurea  miliiem  in  navícula  irahai  armaium* 
(ebd.  79),  worauf  dann  die  Erzählung  in  wenigen  Zeilen  (6  in 
Oesterley *s  Ausgabe)  noch  berichtet,  dafs  der  Vater  die  Kinder 
als  die  seinen  erkannte,  seine  Gattin  in  ihrem  Rechte  wieder  her- 
stellte, die  böse  Mutter  aber  zu  derselben  Strafe  verurteilte,  als 
vorher  über  die  Gattin  verhängt  worden  war.  — 

Was  sich  bei  Johann  v.  Alta  Silva  von  einem  Schwanritter 
findet,  ist  also  wenig,  und  das  Wenige  sehr  imbestimmt 

Nun  ist  es  allerdings  richtig,  dafs  die  Version  von  den  Schwan- 
k'lüdern  bei  Johann  v.  A.  S.  ältere  Züge  aufweist,  als  die  anderen 
Redactionen,^   dafs   der  Dolopathos   die   einzige  von  den  uns  er- 

1  H.  Oestedey,  yohannis  de  Alta  Silva  Dolopathos,  Strasburg  1873, 
Einleitung  S.XI:  1 184/5;  G.Paris,  Romania  19,317:  vers  il 90;  G.  Gröber, 
Grandriís  der  rom.  Phil.  II,  i  S.  321:  vor  1200. 

«  G.  Paris,  Romania  19,  319  f. 


■  DER    HISTORISCHE   SCHW 

halteoeo  Fassungen  von  den  Sieben  Weisen  ist,  die  das  Märchen 
von  den  Schwankindem  erzählt,  und  dafs  mit  hoher  Wahrschein- 
lichkeit die  Benutzung  der  Schwanensage  in  dieser  Rahmenerzählung 
von  Johann  herrührt.  Es  ist  femer  richtig,  dafs  in  dem  Zusatz 
über  den  Schwanritter  die  historischen  Bezüge  zu  den  Herzogen 
»on  Niederlothringen  oder  zü  anderen  Häusern  fehlen,  und  dafs 
das  'cignus,  de  quo  fama  in  ettrnum  fxrsiveral  .  .  .'  einen  gewissen 
rbetorischen  Schwung  zeigt  Aber,  wenn  aus  alledem  geschlossen 
werden  sollte,  dafs  namentlich  in  Anbetracht  der  älteren  Züge  der 
Version  von  den  Schwankindern  das  Fehlen  der  historischen  Be- 
züge in  den  Worten  über  den  Schwanritter  doch  wohl  aufgröfserc 
Allertümlichkeit  auch  dieser  Materie  bei  Joh.  weisen  könnte,  auf 
eine  Periode,  da  die  Sage  vom  Schwanrilter  noch  nicht  mit  einer 
hislOTÎschen  Persönlichkeil  verbunden  war,  so  schliefst  man  doch 
wohl  etwas  voreilig.  Zunächst  besagen  die  älteren  Züge  in  dem 
Märchen  von  den  Schwankindern  gar  nichts  für  den  Zusatz  vom 
Scbwanritter,  denn  die  Verbindung  von  Schwanritter  und  Seh wan- 
Uadem  war  zur  Zeit  des  Johann  v.  A.  S.,  d.  h.  1 179  oder  nachher, 
noch  sehr  jung,^  so  dafs  von  den  Schwankindem  aus  keine  Schlüsse 
ani  Allertümlichkeit  von  Johanns  weiteren  Angaben  gemacht  werden 
können.  Und  femer  findet  sich  in  der  Redacüon  der  Elioxe-version 
der  Scbwankinder,  die  einige  gleich  alte  Züge  aufweist  und  der 
gleichen  Zeit  angehört,*  nur  die  Verbindung  mit  dem  Schwanritter 
Bouillons. 

Aber  wir  kennen  aufserdem  den  klar  ausgesprochenen  Zweck 
der  Erzählung  und  den  Charakter  des  Erzählers.    Wie  die  anderen 
,    Enählungen    im    Dolopathos    geht    auch    das    Märchen    von    den 
»  Schwan kindern    kaum    einen    Schritt    über    diesen    Zweck    hinaus. 
ft^Alles    spitzt    sich   auf  ein  Umstimmen   des  Königs,    damit  er  den 
Sobn  nicht  dem  Flammentod  preisgebe.    Nicht  die  Mitteilung  einer 
in    sich    abgerundeten    Redaction    von    der    Schwan  en  sage    ist    das 
Ziel    des  Mönchs    von  Haute-Seille,    obgleich    sich    an  den  älteren 
Zügen    zeigt,    dafs    er  seine  Quelle  in  den  Hauptmomenten  genau 
wiedergegeben    haben    mufs.     Sondern:    einer  der  Weisen  soli  aus 
i  (einer  Erzählung    hervortreten    lassen,    wie  es   einst  geschah,    dafs 
I  die  Bosheit    einer  Frau    aufgedeckt  wurde,    oder   wie  er  nach  Be- 
Lendigung  der  Erüählung  sagt,  wie  grofs  die  Bosheit  einer  Frau  sei. 
;    dem   Märchen    von    den    Schwankindem    wird    die    Bos- 
eit  der  Frau  aufgedeckt.     Die  Geschichte  von  dem  Schwanritter 
latte  für  diesen  Zweck  keinen  Werk.    Und  angesichts  dieses  Zweckes 
t  es    begreiflich,    dafs  Johann  v.  A.  S.  nur  wenige  Worte  für  den 
SdiwantiCEcr   hat     Blofs  das  Allernöligste  wird  gesagt     Es  fo'nt 
auch    sofort   in    seiner  Erzählung    nach   dieser  Andeutung  auf  aen 

I Schwanritter    die    Rückkehr    zu    den    Schwankindem,      'Rrcognavit 
4rga    Tteepitijut  paler    fili'os  ....'.     Die    wenigen  Worte    über    den 
Scbwanritter  beweisen  also  nicht  nur  nichts  für  ein  älteres  Stadium 
>  S.  unlïD  S.  1 6  f.         "G.  Pïris,  Romania  a,  a.  0. 


s. 

S 


IO  J.  F.  D.  BLÖTB, 

der  Sage  vom  Schwanritter,  sondern  die  Haltung  der  Erzählung 
und  ihr  Zweck  erlauben  keinen  anderen  Schlufs,  als  dafs  Joh.  v. 
A.  S.  mehr  von  dem  Stoff  wufste,  dafs  das  Allgemeine,  das  Unbe- 
stimmte in  dem  Satz  eine  Folge  ist  von  der  Bedeutung,  die  Job. 
V.  A.  S.  dem  Märchen  von  den  Schwan  kin  de  rn  beilegte. 

Und  hier  ist,  dünkt  mich,  nicht  ohne  Bedeutung,  dafs  Job. 
V.  A.  S.  durch  sein  'agnus,  de  quo  fama  in  eternum  per  sever aV  dem 
Zusatz  vom  Schwanritter  einen  gewissen  rhetorischen  Schwung  ver- 
leiht Seine  Worte  weisen  darauf,  dafs  er  von  einem  Factum 
spricht,  das  auch  andere  kennen,  ihn  selbst  aber  mit  Bewunderung 
erfüllt  Und  das  schliefst  ein,  dafs  der  Autor  sich  nicht  an  einem 
blofsen  Märchen  begeistert  hat.  Sehi  rhetorischer  Schwung  deutet 
auf  eine  Beziehung,  an  deren  Existenz  man  glaubte,  die  in  den 
Augen  des  Erzählers  etwas  Grofses,  etwas  Ungewöhnliches  hatte. 
Und  das  kann  für  1179  ^^^^  ^^^  nachher  nur  die  Beziehung  ge- 
wesen sein  zwischen  dem  Schwanritter  und  Gottfried  von  Bouillon. 
Denn  die  Herzoge  von  Oberlothringen,  wie  die  von  Niederlothringen 
seiner  Zeit  stammten  nicht  von  einem  Schwanritter.  Aufserdem 
war  die  Verbindung  zwischen  Schwanritter  und  Schwankindern 
kaum  einige  Jahrzehnte  alt  Und  nur  ein  dichterischer  Kopf  voll- 
zog sie,  denn  es  scheint,  dafs  am  Ende  des  Schwankinder- 
märchens Aenderungen  vorgenommen  worden  sind,  damit  die  Ver- 
bindung möglich  sein  konnte.*  —  Was  Johann  v.  A.  S.  zu  dem 
Ausruf  *hic  est  ctgnus,  de  quo  fama  in  eiemum  persévérât^  brachte, 
ist  ihm  auch  wohl  kaum  aus  Begeisterung  för  Lothringen  ein- 
gegeben. Er  war  Geistlicher  und  überall  in  seinem  Büchlein  be- 
wahrt er  seinen  Charakter  als  Geistlicher:  die  Hand  Gottes  greife 
ein,  von  den  Frauen  rühre  das  gröfste  Unheil  in  der  Welt  Auch 
in  der  Schwanensage  und  was  mit  dieser  bei  ihm  zusammenhängt, 
zeigen  sich  diese  asketischen  Züge.  Ihn,  den  Geistlichen,  wird 
der  Schwan  als  göttliches  Wunder  begeistert  haben,  wie  wenige 
Jahre  nachher  Lambert  von  Ardres  und  etwas  später  der  Chronist 
von  Brogne  den  Schwan  oder  den  Ritter  als  besonders  von  Gott 
gesandt  betonen.  Hätten  wir  es  mit  landschaftlicher  Begeisterung 
zu  thun,  so  wäre  es  gewifs  nicht  bei  der  vagen  Andeutung  ge- 
blieben, es  würde  sich  wohl  ein  Hinweis  auf  Lothringen  gefunden 
haben.  Und  dabei  darf  nicht  vergessen  werden,  dafs  das  Kloster 
Alta  Silva  nicht  in  dem  Gebiet  lag,  das  Gottfried  von  Bouillon 
einst  verwaltet  hatte.  Und  so  ist  das  Präsens  nicht  mehr  auf- 
fallend in  ^Hic  est  cignus,  de  quo  fama  in  eternum  persévérât,  quod 
cathena  aurea  militem  in  navicula  tra  hat  armatum\  Nach  der  Vor- 
stellung Johanns  könne  der  Schwan  jeden  Tag  von  neuem  er- 
scheinen, das  Wunder  also  sich  jeden  Tag  erneuern.  Und  eine 
solche  Vorstellung  konnte  der  Verfasser  aus  der  Sage  vom  Schwan- 
ritter gewinnen,  wie  sie  die  damaligen  französischen  Versionen 
boten:    noch   liefs  man   den   Schwan  nicht   in  seine   menschliche 


»  G,  Paris,  a.  a.  O.  325. 


DER  mSTORISCHB  SCHWANRTTTER.  II 

Gestalt  zurückkehren,  noch  wufste  man  nicht  von  einem  Wieder- 
finden des  weggezogenen  Schwanritters.  Die  vage  Angabe  Johanns 
V.  Â.  S.  ist  demnach,  ebenso  wenig  als  der  Bericht  des  Brogner 
Chronisten,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  ein  Beweis  für  die 
Existenz  einer  uralten  lothringischen  Version  des  Schwanritters: 
das  Allgemeine  der  Angabe,  der  Zweck  der  Erzählung,  zu  der  sie 
nur  ein  unbedeutender  Zusatz  ist,  die  Zeit,  in  welcher  der  Ver- 
hssex  des  Dolopathos  schrieb,  der  geistliche  Charakter  des  Autors, 
sein  rhetorischer  Schwtíng,  das  Stadium,  in  welchem  sich  damals 
die  französischen  Versionen  befanden,  das  alles  weist  auf  keine 
andere  Form  der  Sage,  als  die  wir  aus  den  französischen  Versionen 
kennen,  —  und  diese  knüpfen  ausnahmslos  an  Gottfried  von 
Bouillon  an.  — 

6. 

Mit  groCsem  Feuer  spricht  ein  Chronist  des  Klosters 
Brogne  (oder  St.  Gérard  südlich  von  Namür)  um  1211  von  der 
Errettung  der  erhabenen  Mutter  der  Lothringer  und  ihrer 
Tochter  durch  einen  Ritter,  den  Gott,  alte  Wunder  erneuernd, 
unter  Führung  eines  Schwanes  nach  Mainz  sandte.  Dieser  Ritter 
habe  an  eben  diesem  Orte  den  unverschämten  Fürsten  von  Sachsen, 
den  Bedränger  der  beiden  Frauen,  getötet  und  die  Tochter  ge- 
heiratet. Aus  dem  Samen  dieses  Ritters  seien  Gottfried  von 
Bouillon  und  dessen  Brüder  hervorgegangen,  wie  auch  eine 
Schwester  Gottfrieds,  die  Mutter  des  Manasses,  des  Herrn  von 
Hierges.^  —  Wie  es  um  diesen  Bericht  und  die  Zuverlässigkeit 
desselben  steht,  werde  ich  in  einer  besondem  Arbeit  zeigen,  da 
die  Auseinandersetzung  hier  zu  weit  führen  wûrde.2  Ich  gebe  hier 
nur  die  Resultate.  Die  Begeisterung  findet  bei  dem  Chronisten 
nicht  etwa  ihren  Grund  in  der  Verehrung  des  Schwanritters  an 
sich,  oder  in  seinem  lothringischen  Patriotismus,  oder  in  besonderer 
Bekanntheit  mit  lothringischer  Folklore  und  lothringischer  Ge- 
schichte, sondern  seine  Begeisterung  ist  nur  ein  Ausflufs  einer  be- 
greiflichen Verhimmelung  des  Manasses  von  Hierges.  Dieser  halte 
dem  Kloster  Brogne  eine  wertvolle  Reliquie  mitgebracht  —  ein 
Stück  des  echten  Kreuzes  —  und  ihm  andere  Schenkungen  ver- 
macht Und  das  Kloster  hielt  dafür  den  Manasses  in  dankbarem 
Angedenken,  zu  urteilen  wenigstens  nach  dem  Chronisten.  Die 
Chronik  handelt  nur  von  Manasses  und  der  geschenkten  Reliquie. 
Der  Chronist  sucht  also  jedem  Vorkommnis  in  des  Manasses  Leben 
eine  besondere  Bedeutung  beizulegen.  Ob  der  Lobredner  bei 
diesem  Verfahren   die   historischen  Thatsachen    schief  interpretiert, 


^  Die  Chronik  ist  1780  in  Basel  herausgegeben  von  Le  Paige  in  seiner 
Histoire  de  l*  Ordre  héréditaire  du  Cygne,  Ein  Auszug  daraus  bei  Reiffen- 
berg,  Chevalier  au  Cygne,  Bruxelles  1846,  S.  147  fF.  Ergänzende  Besprechung 
dazu  von  Eug.  del  Marmol  in  Annales  de  la  Société  Archéologique  de  Namur 
tv  p.  261  ff. 

'  In  der  Ztschr.  f.  deutsches  Altertum  u,  d.  Litt.  Bd.  45. 


12  J.  F.  D.  BLÖTB, 

macht  ihm  wenig  Sorgen.  Der  Himmel  und  die  höchsten  welt- 
lichen Mächte  stehen  in  Beziehung  zu  seinem  Manasses.  Die 
Jungfrau  María  liefs  ihn  in  einem  unbekannten  Winkel  geboren 
werden  und  ihn  doch  der  höchsten  irdischen  Ehren  geniefsen. 
Nach  seinem  Tode  greift  Gott  selbst  ein,  als  des  Manasses  Sohn 
sich  weigerte,  die  Reliquie  herauszugeben,  wie  sein  Vater  ihm  ge- 
boten hatte.  Manasses  stammt  von  dem  sagenhaften  König  Marcus 
und  von  dem  gottgesandten  Schwanritter,  er  ist  eines  Blutes  mit 
den  Herzogen  von  Lothringen,  den  Vorfahren  seiner  Mutter  und 
der  Könige  von  Jerusalem.  Er  wird  nach  Jerusalem  gerufen:  die 
Königin -Witwe,  seine  Cousine  (einst  die  Gemahlin  König  Fulkos), 
hat  von  seinem  Ruhm  gehört  und  bedarf  seiner.  Er  wird  ihre 
Stütze  in  der  Regierung  und  erzieht  ihren  Sohn.  König  Lothar 
und  König  Ludwig  loben  ihn,  als  sie  nach  Jerusalem  kommen.  — 
Aber  der  gröfste  Teil  der  Herkunft  ist  Fabel.  Wohl  war  Manasses 
durch  seine  Mutter  ein  Neflfe  Balduins  IL  von  Jerusalem  (i  n8 — 1 131), 
dieser  aber  war  kein  Nachkomme  des  Schwanritters.  Der  Chronist 
fafst  femer  diesen  Balduin  II.  und  dessen  unmittelbaren  Vorgänger 
Balduin  I.  (iioo — m 8),  den  Bruder  Gottfrieds  von  Bouillon,  als 
eine  Person  auf.  Und  so  begreift  es  sich,  wie  Manasses  bei  ihm 
zu  einem  Nachkommen  des  Schwanritters  wird.  Und  dafs  die 
Herren  von  Hierges  nicht  etwa  durch  sich  selbst  schon  von  dem 
Schwanritter  abstammten,  zeigen  des  Chronisten  Worte,  dafs  Ma- 
nasses nur  durch  seine  Mutter  Schwanritterblut  hatte,  indem 
diese  Mutter  eine  Schwester  Gottfrieds  von  Bouillon  war.  —  Was 
an  Schwanritterstoff  geboten  wird,  gehört  also  nicht  zum  Manasses 
und  kann  nach  dem  Charakter  dieser  Chronik  nur  ein  aufge- 
bauschter Nachhall  der  Sage  von  dem  Grofsvater  der  drei  Brüder 
sein.  Ein  Zug  läfst  sich  geradezu  als  falsch  erweisen:  Mainz  als 
Ort  der  Landung  und  des  Kampfes. t  Wie  es  scheint,  folgte  der 
Chronist  der  sehr  verbreiteten  Beatrixversion  vom  Hörensagen  (eine 
silberne  Kette  zieht  das  Boot,  bei  Alta  Silva  und  in  der  Elioxe- 
version  eine  goldene).  Er  schrieb  1 2 1 1 ,  d.  h.  ein  volles  Jahrhundert 
nach  Gottfrieds  Tod.  —  Aus  seiner  Darstellung  ist  demnach  kein 
Beweis  zu  schöpfen  für  die  Existenz  einer  vorgottfriedischen  lothrin- 
gischen Sage  oder  für  ein  besonderes  Stadium  der  Tradition  vom 
Schwanritter. 

7- 

Wenn  aus  den  soeben  behandelten  Berichten  ein  Schlufs  auf 
die  Existenz  einer  lothringischen  Sage  vor  Gottfried  nicht  gestattet 
ist,  so  berechtigt  dies  keineswegs  das  Bestehen  einer  solchen  Tra- 
dition ohne  weiteres  in  Abrede  zu  stellen.  Die  Untersuchung  ver- 
langt also  eine  Antwort  auf  die  Frage,  ob  aus  irgend  einem  Um- 
stand gefolgert  werden  kann ,  dafs  im  11.  Jhd.  oder  anfangs  des 
1 2.  Jhds.  in  Lothringen  eine  solche  Sage  vom  Schwanritter  möglich 


^  Ztschr.  f.  deutsches  Altertum  u.  d.  Litt.,  a,  a.  O^ 


DER  HISTORISCHE  SCHWANRITTER.  I3 

oder  nicht  möglich  war.  Und  dabei  sind  zwei  Falle  zu  erwägen. 
Gab  es  eine  lothringische  Sage  vom  Schwanritter  vor  Gottfiied,  so 
war  sie  entweder  unabhängig  von  irgend  einem  Geschlecht,  oder 
sie  war  eine  Haussage  irgend  einer  anderen  lothringischen  Familie. 
In  dem  einen  wie  in  dem  anderen  Falle  wurde  alsdann  die  Her- 
kunft xor  Zeit  des  ersten  Kreuzzugs  oder,  was  wahrscheinlicher 
wäre,  nachher  auf  Gottfried  von  Bouillon  und  seine  Brüder  über- 
tragen. 

In  der  Verbindung  der  Sage  mit  Gottfried  und  seinen  Brüdern 
haben  wir  ein  Mittel  über  eine  solche  vorherige  Existenz  der  Sage 
ins  Klare  zu  kommen. 
Erste  Annahme. 

Die  Sage  bestand  zuvor  unabhängig  von  irgend  einem  Ge- 
schlecht und  ward  nun  um  oder  nach  iioo  mit  Gottfried  von 
Bouillon  und  seinen  Brüdern  verbunden.  Gottfried  allein  oder 
einer  seiner  Brüder  oder  sie  ^Ue  zugleich  müssen  alsdann  speziell 
zu  der  Verbindung  Anlafs  gegeben  haben ,  denn  sonst  hätte  die 
Verbindung  sich  an  ihnen  ebenso  wenig  vollzogen  als  an  ihren 
nächsten  Vorfahren  oder  als  an  anderen  ihrer  lothringischen  und 
sonstigen  2^itgenossen.  Eine  sehr  gewöhnliche  und  verbreitete 
Ansicht  ist  die,  dafs  die  Lothringer  ihrem  Gottfried,  d.  h.  dem 
Manne,  der  das  Teuerste,  was  die  Christenheit  kannte  —  Jeru- 
salem und  das  heilige  Grab  — ,  den  Heiden  entrifs  und  dann  an 
dem  heiligen  Ort  König  war,  durch  die  Verbindung  eine  über- 
natürliche Herkunft  verleihen  wollten.  Und  diese  Ansicht  scheint 
berechtigt  zu  sein,  obgleich  ich  dafür  bis  jetzt  noch  nirgends  eine 
ausführlichere  Motivierung  gefunden  habe.  Kein  einziger  der  anderen 
Kreuzfahrer  kam  ja  zu  dieser  Herkunft;  Gottfried  war  der  Anführer 
der  Lothringer  und  gelangte  durch  den  Zug  zu  hoher  Bedeutung, 
während  er  als  Herzog  von  Niederlothringen  (seit  1089)  keine 
Rolle  gespielt  hatte;  ^  nur  lothringische  Historiographie  fafste  ihn 
in  den  ersten  Decennien  des  12.  Jhds.  als  einen  gottgesandten 
Führer  auf;*  kein  einziges  Factum  aus  dem  Leben  der  nächsten 
Vorfahren  Gottfrieds  ist  bekannt,  das  zu  der  wunderbaren  Her- 
kunft hätte  Anlafs  geben  können,  ja,  es  läfst  sich  geradezu  zeigen, 
dafs  die  Herkunft  von  einem  der  nächsten  Vorfahren  nicht  her- 
rühren kann;^  und  schliefslich:  haben  wir  nicht  analoge  Fälle  an 
den  gotischen,  angelsächsischen,  schwedischen  Königen,  an  den 
griechischen  und  römischen  Heroen,  Familien  und  Fürsten  u.  ä., 
dafs  zu  deren  Verherrlichung  eine  ähnliche  Verbindung  mit  der 
Gottheit  erfunden  wurde?  Und  so  hat  es  in  der  That  den  An- 
schein, dafs  die  Lothringer  Gottfried  mit  dem  Schwanritter  in  Be- 
ziehung  setzten,    um   ihn   in   dieser  Weise  vor  allen  Grofsen  und 


>  H.  Pirenne,  Geschichte  Belgiens  Bd.  I,  Gotha  1899,  S.  ICX). 

•  Zuerst  bei  Albert  von  Aachen;  nicht  bei  den  Zeitgenossen  anderer 
Nation.  Vgl.  H.  v.  Sybel  in  Allg.  Monatsschrift  f.  Wissenschaft  u.  Litteraiur, 
Juli  185 1,  S.48f. 

*  S.  unten  Anfang  des  9.  Abschn.  S.  26  f. 


14  J*  ?•  D*  BLÖTB, 

Fürsten  zu  erheben ,  mochten  diese  nun  an  dem  heiligen  Krieg 
teilgenommen  haben  oder  nicht.  —  Eine  solche  Ansicht  von  der 
Entstehung  der  Herkunft  schliefst  aber  notwendig  die  Voraus- 
setzung ein,  dafs  die  Lothringer  vor  Gottfried  oder  zur  Zeit  des 
ersten  Kreuzzugs  und  noch  nachher  in  dem  Schwanritter  eine  be- 
sondere Persönlichkeit  erblickten,  dafs  speziell  die  Niederlothringer 
um  I  ICO  zu  dem  Schwanritter  aufschauten  wie  zu  einem  Volks- 
heiligen oder  zu  einem  schützenden  Landesgenius  oder  zu  einem 
Wesen  von  ähnlicher  hoher  Bedeutung,  von  dem  abzustammen  in 
den  Augen  der  damaligen  Lothringer  ein  hohes  begehrenswertes 
Gut,  vielleicht  das  höchste  Ideal  ward,  ebenso  als  die  angelsädi- 
sischen  Könige  von  ihrem  Wodan,  die  schwedischen  von  ihrem 
Frey,  die  gens  Julia  von  Mars  und  Venus  und  Kaiser  Augustus 
von  Apollo^  abstammten.  Denn  die  Verbindung  Gottfrieds  mit 
einem  landläufigen  Märchen  liegt  aufserhalb  der  vorausgesetzten 
Verehrung. 

Aber  die  Bedenken  gegen  diese  Ansicht  sind  so  grofs,  dafs 
sie  nicht  aufrecht  gehalten  werden  kann.  Die  Lothringer  können 
vor  Gottfried  und  in  der  ersten  Zeit  nachher  in  dem  Scbwan- 
ritter  keine  besondere,  von  Gottfried  unabhängige  Persönlichkeit 
erblickt  haben,  und  infolgedessen  Gottfried  nicht  dadurch  haben 
verherrlichen  wollen.     Die  Bedenken  sind  folgende: 

1.  Liegt  es  wohl  in  dem  Charakter  des  letzten  Jahrzehnts  des 
II.  und  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jhds.  mit  ihren  Kreuzzugs- 
tendenzen und  Kreuzzugserinnerungen,  dafs  sich  in  Lothringen 
eine  Anschauung  Bahn  brechen  konnte,  die  einen  christlichen 
Helden  infolge  speziell  christlicher  Thaten  als  Nachkommen  eines 
Wesens  auffafste,  dem  gegenüber  die  Kirche  als  Kirche  sich  ganz 
neutral  verhielt?  Neutral,  denn  Männer  geistlichen  Standes,  wie 
Johann  von  Alta  Silva  und  der  Chronist  von  Brogne,  betrachteten 
mehrere  Jahrzehnte  nach  Gottfried  den  Schwanritter  zwar  als  ein 
göttliches  Wunder,  aber  der  schroffe  Helinand  erklärte  ihn  um 
dieselbe  Zeit  für  eine  Ausgeburt  der  Hölle,  für  ein  beweisendes 
Beispiel  zu  seiner  Meinung,  dafs  der  böse  Geist  einen  fruchtbaren 
fleischlichen  Umgang  mit  einem  menschlichen  Wesen  haben  könne, 
wie  ihm  nach  Vincenz  von  Beauvais  und  sodann  die  Hexenbûcher 
seit  dem  ausgehenden  15.  Jhd.'  Und  hätte  die  Eärche  den  Schwan- 
ritter als  besonderes  Wesen  anerkannt,  so  würde  er  gewifs  nicht 
mit  Gottfried  verbunden  worden  sein,  es  sei  denn  dafs  Gottfrieds 
Vorfahren  schon  von  dem  Ritter  ihre  Abstammung  hergeleitet 
hätten,  was  aber  nicht  der  Fall  war. 

2.  Liegt  es  wohl  in  dem  Charakter  einer  Gruppe  oder  eines 
einzelnen  ihren  gefeierten  Helden  so  kurz  nach  seinem  Tod  zu 
einem  Nachkommen   eines  Wesens  zu  machen,  von  dem  man  bis 


^  Nach  dem  Aegypter  Asclepiades  von  Mendes,  bei  Sueton,  Octav.  c.  94. 
*  S.  für  den  Schwanritter  als  Dämon  Verf.  Das  Aufkommen   des  de- 
vischen Schwanritters  a.  a.  O.  S.  6  f.  Anm. 


DKR  HISTORISCHE  SCHWANRITTER.  1 5 

dahin  wofste,  dais  es  keine  Nachkommen  hatte?  denn  Gottfried 
und  seine  Brüder  waren  die  ersten,  die  Nachkommen  des  Ritters 
^wurden.  Und  dies  im  Widerspruch  mit  aller  germanischen,  kel- 
tischen, griechischen  und  römischen  Tradition,  die  uns  lehrt,  dafs 
aus  der  Ehe  von  unsterblichen  Vätern  mit  sterblichen  Müttern 
Sohne  geboren  werden,  so  dafs  wir  erwarten  mûfsten,  dafs  die 
Brader  durch  ihren  Vater  Enkel  des  Ritters  wären. 

3.  Liegt  es  wohl  in  dem  Charakter  einer  sagenbildenden  Zeit 

überhanpt,   ein  Wesen,   das   bis  dahin  in  nebelhafter  Feme  lebte, 

fortan  als  den  Grofsvater  eines  Mannes  zu  betrachten,  der  soeben 

erst  gestorben  war,   dessen  Vorfahren   nicht  mit  diesem  Wesen  in 

Verbindung  standen?    Oder  falls  in  der  That  ein  Wesen  existierte, 

das  als  Landesgenius  oder  ähnlich  aufgefafst  wurde,  das  also  nach 

landläufiger  Anschauung  zu  jeder  Zeit  erscheinen   könne,    lehren 

uns  dann  andere  Ueberlieferungen  nicht,  dafs  ein  göttliches  Wesen 

selbst    der  Vater  wird  und  zwar  durch  wunderbare  Befruchtung 

der  Mutter?     Der  keltische  Lug  zeugt  so  den  Helden  Cûchulainn, 

der    römische  Mars  den   Romulus   und  Remus   und   nach   Ascle- 

piades    von  Mendes   ward  Apollo   der  Vater  des  Augustus,   indem 

der    Gott   als  Drache   die  Atia  überraschte.     So  dafs   es  auffällt, 

dais  nichts  Wunderbares   mit  Ida  stattfindet  und  auch  die  beiden 

anderen  Brüder  mit  in  die  Verherrlichung  gezogen  werden. 

4.  Kann   überhaupt  von  Erhöhung  die  Rede  sein,  wenn  die 
französischen  Chansons,  die  die  Herkunft  Gottfrieds  um  ihrer 
selbst  willen  erzählen  und  die  Stimmung  bewahren,  in  welcher  der 
erste  französische  Redactor  den  Stoff  um  11 60  oder  etwas  später 
vorfand,   das  Factum  von  dem  Auftreten  des  Ritters  berichten  wie 
andere  Erzählungen   der   gleichen  Art,    nicht   den  Ritter  wie  eine 
Wundererscheinung   vorführen,   die  in  der  höchsten  Not  von  Gott 
gesandt  die  Entscheidung  bringt,  sondern  ihn  begleiten,  wie  jeden 
anderen  Ritter,    der   in  solchen  Romanen    auf  Abenteuer  auszieht? 
]a,  sie  fassen  den  Ritter  so  menschlich  auf,   dafs  er  seinen  Geg- 
nern kaum   gewachsen    scheint,    ebenso    wie   die   sonstigen   Ritter 
dieser  Kategorie.     Sie    betrachten    die  Sache    so    wenig    als    eine 
göttliche  und  den  Ritter  so  wenig  mit  der  Gottheit  in  Verbindung 
stehend,  1   dads   die   ältesten  Versionen   den  Zweikampf  des  Ritters 
mit  dem  Bedränger   der  Frauen   als  die  erste  That  seiner  Jugend 
berichten,    und  dafs  der  Ritter  aufserdem  mit  den  Schwankindem 
vereinigt    wurde.  —    Ein   jedes    von    diesen   vier  Bedenken   weist 

*  Allerdings  sagt  der  Engel,  der  Ida  in  der  Hochzeitsnacht  erscheint: 

'Dex  le  t'a  envoie  par  son  commandement; 

Bien  le  devés  amer,  quant  vo  terre  vos  rent 

£t  il  vos  a  ostée  de  deseritement. 

Il  est  plus  jentiex  hom,  por  voir  le  vos  créent, 

Que  ne  soit  Tempérer  e ,  à  qui  Cologne  apent.' 

(éd.  Hippeau  I,  S.  154.) 
l^och  wohl  nichts  Anderes  als  ein  Zusatz  vom  Dichter  imter  dem  Einflufs  der 
Eriählung.    In  der  Handlung  selbst  tritt  von  der  göttlichen  Natur  des  Ritters 
nichts  hervor. 


1 6  J.  F.  D.  BLÖTE, 

darauf,   dais  eine  vorherbestehende  Traditíon  nicht  absichtlich  mit 
Gottfried  zu  seiner  Verherrlichung  verbunden  wurde,   dais  es  ein 
anderes    Band  gewesen  sein  muís,    ein   natürliches,    das   ihn  mit 
einem  Schwanritter  verknüpfte. 
£s  giebt  aber  noch  Anderes. 

5.  Mit  der  hohen  Bedeutung  etwa  als  der  eines  Schutzgeistes 
des  Landes  ist  ferner  in  Widerspruch,  dafs  die  märchenhafte  Vor- 
stellung vom  Schwanritter  im  Verborgenen  lebte,  denn  nirgends 
hat  sich  eine  Andeutung  über  sie  erhalten  aus  der  Zeit  vor  dem 
letzten  Viertel  des  12.  Jhds.,  in  keiner  Chronik  des  10.  und  1 1.  Jhds., 
sogar  nicht  in  der  Geste  der  Loherains,  während  von  ca.  11 80  an 
reichliche  Zeugnisse  vorliegen.  Man  halte  dagegen  die  Herkunft 
der  germanischen  Könige  von  Wodan  und  Frey  und  die  Ab- 
stammung der  griechischen  und  römischen  Geschlechter  und  Heroen 
von  ihrem  Zeus,  Apollo  u.  ä.,  auch  ohne  diese  Abstammung  kennen 
wir  die  Bedeutung  dieser  Götter.  Und  der  Schwanritter  hat  sogar 
keinen  Namen,  denn  Helyas,  Loherangrin,  Brabon  Silvius  sind  Be- 
zeichnungen späterer  Zeit.  —  Die  märchenhafte  Vorstellung  kann 
femer  schwerlich  auf  die  günstigste  Gelegenheit  gewartet  haben 
hervorzubrechen,  denn  die  vorangehenden  Herzoge  von  Lothringen, 
Gozzillo  1 1044,  Gottfried  der  Bärtige  1 1070»  Gottfried  der  Höckrige 
t  1076,  übertrafen  sowohl  ihre  .Zeitgenossen  als  auch  Gottfried  an 
Macht  und  Ansehen,  und  die  beiden  letzten  fanden  aufserdem 
ihren  Platz  in  den  französischen  Epen  vom  Schwanritter.  Nach 
den  Chansons  soll  der  Ritter  übrigens  erst  nach  Gottfried  dem 
Höckrigen  erschienen  sein.  Und  mit  der  vorherigen  Verborgen- 
heit des  Daseins  des  Schwanritters  steht  denn  doch  das  hohe  An- 
sehen in  Widerspruch,  das  der  Ritter  vor  Gottfried  genossen 
haben  sollte,  indem  man  ihn  würdig  erachtete  ein  Vorfahr  Gott- 
frieds von  Bouillon  zu  werden,  damit  man  Gottfried  vor  allen 
anderen  verehren  könne.  — 

6.  Während  sie  so  im  Verborgenen  lebte,  bestand  neben  der 
Tradition  von  der  höheren  oder  niederen  Gestalt  des  Schwan- 
ritters auch  das  Märchen  von  den  Schwankindern.  Ein  oder 
mehrere  Jahrhunderte  gingen  die  beiden  Stoffe  trotz  einzelner  Be- 
rührungspunkte neben  einander  her,  ohne  dafs  sie  sich  gegenseitig 
beeinflufsten.  Als  aber  die  Verbindung  mit  Gottfried  stattgefunden 
hatte,  schlössen  die  beiden  sich  zusammen,  und  zwar  wie  mir 
scheint  erst  nachdem  sich  die  französische  Dichtung  des  Stoffes 
vom  Schwanritter  bemächtigt  hatte.i    Und  dennoch  sah  ein  Johann 

^  Es  hat  Chansons  vom  Chevalier  au  Cygne  gegeben,  die  die  Schwan- 
kinder nicht  kannten:  l.  Berner  Ms.  627  (vgl.  dazu  A.  G.  Kruger,  /Somanta 
23,  445  ff.);  2.  der  französische  Dichter,  der  die  Version  von  den  Schwan- 
kindern, in  welcher  die  Mutter  dieser  Kinder  Beatrix  heilst,  verbunden  brachte 
mit  der  Geschichte  vom  Schwanritter,  glaubte  der  erste  zu  sein,  der  erzählen 
könne,  woher  der  Schwanritter  kam: 

'Signor,  or  eacoutés,  franche  gent  assolue, 
S'orés  bone  chançon  qui  n'est  mie  seue  .  .  . 
Del  chevalier  au  chisne  aves  chançon  oüe: 


DER  mSTO&lSCHE  SCHWANKlTTER.  tj 

von  Alta  Silva  in  dieser  Vereinigung  nichts  Auffallendes,  denn  die 
Verbindung  war  für  ihn  etwas  Unzweifelhaftes.  Gerade  er,  der 
Lothringer,  hätte  sich  beleidigt  fühlen  müssen,  dafs  man  den  alten 
von  ihm  hoch  gehaltenen  Schwanritter  ^  mit  einem  Ammenmärchen 
zu  verbinden  wagte.  —  Da  die  Anschauung,  dafs  Kinder,  Frauen 
and  höhere  Wesen  sich  in  Schwäne  verwandeln  können,  uralt  ist 
nnd  bezeugt  wird  in  der  keltischen  und  germanischen  heidnischen 
Zeit,  so  muís  das  Märchen  vom  Schwanritter  zur  Zeit  der  Ver- 
bindung mit  den  Schwankindem  das  Neue  gewesen  sein,  das  Alte 
schlofs  sich  an  das  Neue,  Kränigere  an  und  muíste  sich  deswegen 
eine  Aenderung^  gefallen  lassen. 

Die  höchste  £hre  fur  ein  niederlothringisches  Geschlecht  des 
II.  und  12.  Jhds.  und  nachher  war  zu  stammen  von  Troja  und 
von  Karl  dem  Grofsen,  der  höchste  Titel  war  von  königlichem 
Geblüt  genannt  zu  werden.  Erst  um  die  Wende  des  12.  und 
13.  Jhds.,  als  der  Schwanritter  als  Ahnherr  Gottfrieds  von  Bouillon 
allgemein  gefeiert  wird,  fängt  Brabant,  das  durch  eine  Vermählung 
mit  Boulogne  das  Recht  auf  diese  Abstammung  erworben  hatte, 
an,  sich  auf  diese  Herkunft  zu  berufen.  Um  dieselbe  Zeit  er- 
hebt Lambert  von  Ardres  das  Haus  Boulogne  wegen  eben  dieses 
Ursprungs,  aber  Flandern,  sagt  er,  reiche  nicht  an  diesen  gött- 
lichen Ursprung,  obgleich  es  seine  Abstammung  von  Kaisem  und 
Königen  ableite.  So  wenig  willkürlich  war  die  Verbindung.  — 
£in  schwebendes  Märchen  —  denn  dies  wäre  doch  am  Ende  die 
Sage  vom  Schwanritter  gewesen,  wenn  wir  ihre  geschlechtslose 
Existenz  vor  Gottfried  voraussetzen  —  konnte  nicht  zur  Erhöhung 
irgend  einer  Persönlichkeit  beitragen.  Bestand  in  Lothringen  um 
1 100  eine  Sage  vom  Schwanritter,  unabhängig  von  irgend  einem 
Geschlecht,  so  hat  man  diese  Sage  nicht  als  Herkunft  für  Gottfried 
benutzt,  um  damit  Gottfried  verherrlichen  zu  wollen.  Bestand 
in  der  That  eine  solche  Tradition  vorher,  so  war  der  Grund  der 
Verbindung  ein  anderer. 

Wer  übrigens  eine  absichtliche  Verbindung  annimmt,  wird  wohl 
immer  geneigt  sein,  von  der  Hoheit  des  Schwanritters  auszugehen. 
Und  dennoch:  wenn  wir  seit  dem  letzten  Viertel  des  12.  Jhds.  in 
einigen  unserer  Quellen  den  Schwanritter  als  höheres  Wesen  ge- 
feiert fìnden,  welche  Bürgschaft  haben  wir,  dafs  sich  diese  Ver- 
ehrung nicht  erst  bildete,  nachdem  die  Verbindung  mit  Gottfried 
sich  vollzogen  hatte?  Denn  die  Begeisterung,  mit  der  um  1184 
ein  Johannes  von  Alta  Silva,  um  1198  ein  Lambert  von  Ardres, 
um  121 1  ein  Brogner  Chronist  von  der  Erscheinung  sprechen,  ent- 


II  n'i  a  si  vieil  home  ne  feme  si  chenue 
Qui  onques  en  oïst  la  premiere  venue, 
De  quel  terre  il  ert  nés;   mais  or  sera  seiie: 
Je  le  vous  dirai  bien,  se  Dieu  piaist  et  s'aiue. 

(G.  Paris,  Romania  19,  323.) 
^  S.  oben  Abschnitt  5,  S.  io. 
*  G.  Paris,  a.  a.  O.  S.  325. 

Zeitschr.  £  rom.  PhiL  XXV.  2 


20  J.  V,  D.  BLÖTE, 

LothrÍDgen  auf  der  Hand   liegende    Identifîsiening  mit   dem    wtrk-'l^ 
liehen  Grofsvaler  nicht  stattgefunden  hatte.    So  fest  war  das  sageit- 1 
hafte  Verwandtschaft  liehe  Verhältnis  geschmiedet,  dafs  der  wirkliche  I 
Grofsvaler    nicht    identifiziert,    mondera    kurzweg    um    zwei    Stufen  f 
hin  aufgeschoben ,  d.  h.  zum  Grofsvater  der  Gemahlin    des  Schwan-  ' 
ritters  gemacht  wurde,  und  nachher  das  Märchen  von  den  Schwan- 
k  indetti    sich    ein    paar    auf  serliche   Aenderungen    muíste    gefallen 
lassen,    um  dann  vor  das  Ganie  gesetîl  zu  werden,    als  ein  i 
leres  Ausspinnen   der  Herkunft,    ohne  dafs  eine  innere  Verkettung 
angestrebt  wurde,  so  dafs  die  Verbindung  auf  den  ersten  Blick  ia  J 
die  Augen  fällt.     Und  das  giebt  uns  einen  Hinweis,  wie  die  Ver- 1 
einigung  zwischen  einer  etwaigen  vorgotl  fri  ed  ¡sehen  Tradition  und  I 
der  Herkunft   eines  Grofsvaters  \on  weiblicher  Seite  innerhalb  des 
kurzen  Zeitraums  von  etwa  50  Jahren  ausgefallen  wäre:  nicht  t 
Mischung,    sondern    eine    Aufeinanderfolge,    nicht    zum    Grofsvater 
wäre  der  Schwanrilter  irgend  einer  vorgottfriedischen  lothringischen 
Sage   geworden,    sondern    auch    in    der  Verbindung  hätte  er  eine  J 
selbständige  Rolle  bewahrt     Und  dafs  er  diese  selbständige  Rolla  1 
nie  gehabt  hat,  zeigt  die  Vorsetzung  des  Märchens  von  den  Schwan-  J 
kindern.  —  Und  gesetzt,    es    hätte   eine  energischere  gegenseitige  1 
Anpassung   stattgefunden,    sollte   da    die  Concurrenz   zwischen    der  1 
Landessage    einerseits,    die   keine  Nachkommen  gekannt  hatte   und  I 
von  der  wir  anzunehmen  haben,  dafs  sie  lange  vor  Gottfried  bekannt  ' 
war  und  auch  nach  ihm  bekannt  blieb,  und  der  Herkunft  Gottfrieds 
von  einem  Grofsvater  andererseits,  von  welchem  er  ein  Nachkommen 
genannt    wurde,    und    welcher    an    sich    ein   Grofsvater   einer    der 
Gattinnen    der    Brüder    war,    den    man    aber    für   einen   wirklichen 
Grofsvater  der  Brüder  hielt,  sich  um  1 150  schon  so  ganz  zu  Gunsten  1 
des    übertragenen   Grofsvaters    entschieden    haben,    dafs   man   die  1 
wirklichen  Vorfahren  Gottfrieds    nur    um    einige  Stufen    hinauf  ge-  | 
schoben    hätte,    um    dem    sagenhaften  Grofsvater  Platz    machen  zn  I 
können?     Von  dem  man  doch   nach  der  alten  Landessage  wufste,  J 
dafs    er    lange    vor    diesen  Gottfrieden    erschienen  war.     Wie  lehr-  1 
reich  sind  hier  die  oben  schon  angeführten  Genealogien!  ohne  die  1 
Abstammung   von  Wodan,    Frey,    von  Zeus,    Apollo  u.s.w.  in  ge-  1 
wissen  Familien,  würden  wir  doch  die  Bedeutung  dieser  Wesen  in  | 
dem  eInsligcQ  Gölterglauben  kennen.    Von  dem  Schwanritter  \ 
man  nichts  als  durch  Gottfrieds  Abstammung.    Und  ein  uraltes  Wesen 
hätte    gewifs    einen    Namen    gehabt,    und    der    Ritter    ist   anfangs 
namenlos.     Auch    bei    energischerer  Anpassung   wäre  das   Produkt 
in  dem  kurzen  Zeitraum  Aufeinanderfolge  gewesen  und  nicht  Iden- 
tifizierung. —    Und    noch    einmal:    keine    einzige  Version  aus  der   ] 
Zeit  bis  etwa  1230  läfst  sich  anführen,  die  die  Sage  zweifellos  un- 
abhängig   von    Gottfried    von  Bouillon    giebt.  —    Und    auch    hier 
spricht  die  Verbindung  mit  den  Schwankindetn  gegen  eine  Con- 
tamination von  einer  Ursage  mit  den  Erlebnissen  einer  historischen 
Person.     Die  Verbindung    scheint   mir,    wie    ich    oben    angab,    ein 
Erzeugnis  aus  der  Zeit,   da  der  Schwanntter  schon  in  der  lianza- 


li 

1 

il 


DER  mSTORISCHB  SCHWANRTTTER.  21 

sischen  Litteratur  seinen  Dichter  gefunden  hatte.  Wäre  eine  Tra- 
dition von  einem  Scbwanritter  uralt  gewesen,  so  hätte  sich  die 
Verbindung  mit  den  Schwankindem,  d.  h.  mit  einem  Märchen  von 
hohem  Alter,  nicht  erst  so  spät  vollzogen.  —  Die  Ansicht,  dafs 
die  sagenhafte  Herkunft  der  Brüder  eine  Contamination  wäre  aus 
dem,  was  man  etwa  von  einem  Grofsvater  weiblicherseits  erzählte, 
and  einer  vorauszusetzenden  alten  lothringischen  Tradition,  die  un- 
abhängig von  irgend  welchem  Geschlecht  bestand,  ist  unhaltbar.  — 

Wir  waren  von  der  Annahme  ausgegangen,  dafs  es  eine  ge- 
schlechtslose vorgottfriedische  Sage  vom  Schwanritter 
könnte  gegeben  haben.  Diese  Annahme  hat  zu  dem  Resultat  ge- 
führt, dafs  es  eine  solche  Sage  nicht  gegeben  hat 

Zweite  Annahme. 

Die  Sage  war  vielleicht  eine  Haussage  irgend  welcher  lothrin- 
gischen Familie  und  wurde  jetzt  zur  Zeit  des  ersten  Kreuzzugs 
oder  kurz  nachher  auf  Gottfried  von  Bouillon  übertragen.  —  War 
es  wiederum  eine  absichtliche  Verbindung,  so  denken  wir  dabei 
zunächst  daran,  dafs  ein  solcher  wunderbarer  Ursprung  für  höher 
als  jegliche  andere  Abstammung  gehalten  wurde.  Da  die  vor- 
nehmen Familien  Lothringens  um  diese  Zeit  ihren  höchsten  Stolz 
in  Abstammung  von  Kaisem  und  Königen  setzten  und  womöglich 
auf  Troja  und  Karl  den  Grofsen  sich  beriefen  (Flandern,  Brabant, 
Namûr,  Limburg,  Hennegau,  Holland),  Brabants  und  Namûrs  An- 
sprüche auf  den  Schwanritter  erst  im  13.  Jhd.  sich  entwickelten, 
so  mufs  es  also  eine  lothringische  Familie  von  geringerem  Ansehen 
gewesen  sein,  in  welcher  die  Sage  lebte  und  aus  der  man  den 
Ursprung  für  Gottfried  schöpfte. 

Aber:  ein  Volk,  das  seinen  Helden  wirklich  ehren  will,  und 
ein  einzelner,  der  seinen  Liebling  besonders  auszuzeichnen  begehrt, 
greifen  nach  dem  Höchsten,  was  sie  kennen,  und  das  konnte  doch 
nicht  die  an  sich  dunkle,  auch  für  jene  Zeit  (man  denke  an  die  ab- 
lehnende Haltung  sämtlicher  Chronisten  des  1 2.  Jhds.,  etwa  Lambert 
von  Ardres  von  ca.  1200  ausgenommen)  sehr  problematische  Her- 
kunft eines  Geschlechtes  sein,  das  von  weitem  nicht  an  das  Ansehen 
eines  Gottfried  von  Bouillon  auf  und  nach  der  Kreuzfahrt  reichte. 
Gerade  die  Sonderstellung  Gottfrieds  in  den  Augen  der  Lothringer 
steht  im  Wege,  wie  wir  sie  aus  Albert  von  Aachen  ca.  1 1 25  kennen 
lernen.  —  Und  femer,  wenn  diese  willkürlich  übertragene  Ver- 
bindung, nachdem  sie  einmal  erfunden  worden  war,  im  12.  Jhd. 
so  leicht  allgemeinen  Glauben  fand,  warum  gingen  dann  Limburg, 
Hennegau,  die  Könige  von  Jerusalem  seit  Balduin  IL,  d.  h.  seit 
II 18,  und  Robert  von  Flandern  leer  aus?  Das  mit  Brabant  riva- 
lisierende Limburg,  von  welchem  zwei  Grafen,  wie  wir  oben 
sahen,  in  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jhds.  den  Titel  Herzog  von 
Niederlothringen  führten  und  unmittelbare  Nachfolger  Gottfrieds  in 
Niederlothringen  waren  oder  sich  als  solche  betrachteten.  Henne - 
gau  mit  seinem  in  den  Kreuzzug  gesandten  Balduin  II.,  der  im 
Wg.  Land  spurlos  verschwand,   aber  ns^chher  eben  deswegen  *von 


22  J.  F.  D.  BLÖTE, 

Jerusalem*  genannt  wurde.  Die  Könige  von  Jerusalem  nach 
Balduin  I.  (f  m  8),  die  so  recht  doch  als  Nachfolger  Gottfrieds 
und  Balduins  sich  ohne  weiteres  die  Herkunft  hätten  beilegen 
können.  Robert  II.  von  Flandern  (1093 — im),  der  'durch 
religiöse  Begeisterung  in  den  ersten  Kreuzzug  getrieben*  'ruhm- 
bedeckt' aus  Palästina  zurückkehrte,  der  in  dem  Gesang  von  An- 
tiochien  in  den  Mittelpunkt  gerückt  wird,  dessen  Vater  Robert  der 
Friese  1083  schon  durch  seine  Fahrt  nach  dem  hlg.  Land  und 
dann  durch  andere  Thaten  eine  gefeierte  und  sogar  gegen  Ende 
seines  Lebens  sagenhafte  Persönlichkeit  geworden  war,i  und  dessen 
Nachkommen  trotzdem,  wie  Lambert  von  Ardres  ausdrücklich  be- 
tont, von  keinem  Schwanritter  stammten.  Man  füge  hinzu,  was 
ich  schon  oben  bemerkte,  dafs  erst  Gottfried  und  seine  Brüder 
dieser  Ehre  teilhaft  wurden,  und  nicht  einer  ihrer  Vorfahren;  dafs 
uns  von  einem  Schwanritter  erst  mit  Gottfried  von  Bouillon  be- 
richtet wird;  man  erwäge,  dafs  bei  den  Familien,  die  sich  seit  dem 
13.  Jhd.  gleichfalls  vom  Schwanritter  nannten  (Brabant  und  Cleve), 
die  Herkimft  durch  eine  Vermählung  entstand,  ebenso  wie  bei 
anderen  von  Karl  dem  Grofsen,  —  und  es  läfst  sich  keine  andere 
Folgerung  ziehen,  als  dafs  Gottfried  nicht  durch  irgend  welche 
willkürliche  Uebertrag^ng  aus  einer  oder  der  anderen  lothringischen 
Familie  zu  seiner  Herkunft  von  einem  Schwanritter  gekommen  ist. 
Aber  hat  das  Lothringen  des  1 2.  Jhds.  angesichts  der  ins 
Ideale  sich  hebenden  Gestalt  Gottfrieds  seinem  geliebten  Helden 
nicht  um  jeden  Preis  eine  wunderbare  Herkunft  geben  wollen? 
Was  fragte  es  denn  danach,  ob  die  Herkunft  anfangs  nur  ein 
schwebendes  Märchen  war,  oder  eine  Haussage  eines  anderen  Ge- 
schlechtes? Zur  Not  schleppte  es  eine  Tradition  von  auswärts 
herbei,  erdachte  sich  vielleicht  selbst  diesen  einzigartigen  Ursprung, 
wenn  die  Herkunft  nur  wunderbar  war  und  sich  dadurch  der 
Schein  einer  Verbindung  zwischen  der  Gottheit  und  Gottfried  oder 
überhaupt  etwas  Fremdartiges  herstellen  liefs.  —  Gegen  dies  alles 
spricht  zunächst  schon  der  Zweck.  Wer  verehrt,  greift  nicht  nach 
dem  ersten  Besten,  sondern  nach  dem,  was  in  der  Umgebung  als 
etwas  Hohes  betrachtet  wird.  So  wurden  Germanen  und  Römer 
mit  den  Göttern  verbunden,  setzten  Franken  ihren  Stolz  in  troja- 
nische Abstammung.  Sodann  ist  immer  das  eigentümliche  ver- 
wandtschaftliche Verhältnis  zwischen  dem  Schwanritter  und  den 
drei  Brüdern  im  Wege.  Bei  allen  anderen  Geschlechtem,  die 
später  einen  autochthonen  Schwanritter  besafsen,  wird  das  Auftreten 
des  Ritters  verlegt  in  weite  Vergangenheit,  in  das  8.,  7.,  6.  Jhd. 
n.  Chr.,  sogar  einmal  in  die  Zeit  J.  Cäsars.  Der  brabantische,  cle- 
vische,  arkelsche  Ahnherr  steht  fast  an  der  Spitze  des  Geschlechtes. 
Nicht  anders  in  dieser  Beziehung  die  Abstammung  anderer  histo- 
rischen Persönlichkeiten.  Absichtliche  genealogische  Familiendichtung 
fuhrt  in   die  Feme,    oder  macht  das   göttliche  Wesen  zum  Vater 


^  H.  Pirenne,  a.  a.  O.  S.  115  f. 


DBR  HISTORISCHB  SCHWANRITTER.  23 

der  historischen  Person.  Gerade  der  Schwanritter  als  Grofsvater 
und  zwar  dorch  die  Mutter,  gerade  dafs  auch  die  beiden  anderen 
Brüder  mit  in  die  Verherrlichung  gezogen  wurden,  am  auffallendsten 
Eustachi  der  in  Lothringen  fremd  war,  mahnt  daran,  dafs  an  eine 
absichtliche  Verbindung  von  welcher  Art  auch  nicht  zu  denken  ist 

Eine  absichtliche  Verbindung  mit  irgend  welcher  vorher 
schon  bestehenden  lothringischen  oder  fremden  oder  erfundenen 
Tradition  ist  ausgeschlossen.  Eine  unwillkürliche  Uebertragung 
einer  lothringischen  Landessage  oder  eines  lothringischen  Märchens 
auf  Gottfried  hat  nicht  stattgefunden.  Es  gab  vor  Gottfried  eine 
solche  Tradition  in  Lothringen  überhaupt  nicht  Dies  Resultat  ist 
im  Einklang  mit  dem  Schweigen  der  Berichte  von  einem  Schwan- 
ritter vor  ca.  II 80  und  mit  der  Thatsache,  dafs  es  in  der  germa- 
nischen und  keltischen  Mythologie  kein  göttliches  Wesen  gab, 
dessen  charakteristisches  Attribut  oder  Merkmal  ein  Schwan  ist^ 

Ein  ganz  bestimmter  Umstand  mufs  unwillkürlich  dazu  Ânlafs 
gegeben  haben,  dafs  den  Brüdern  ein  Schwanritter  zum  Grofsvater 
mütterlicherseits  gegeben  wurde.  Aus  einem  historischen  Factum 
mufs  ihnen  die  Herkunft  erwachsen  sein. 


8. 

In  dem  vorhergehenden  Abschnitt  habe  ich  wiederholt  den 
Schwanritter  als  Grofsvater  der  drei  Brüder  betont  Ich  schalte 
hier  eine  kurze  Erörterung  über  diesen  Punkt  ein. 

Die  französischen  Chansons  führen  den  Schwanritter  nur  als 
Grofsvater  Gottfrieds  auf.  Andere  Fassungen  —  freilich  nur 
kurze,  oft  sind  es  nur  Andeutungen  —  geben  das  genauere  Ver- 
wandtschaftsverhältnis zwischen  dem  Ritter  und  Gottfried  nicht  an. 
Weist  das  Nichtangeben  der  engeren  Verwandtschaft  nicht  etwa  auf 
ein  ursprünglicheres  Stadium? 

Bei  dieser  Frage  läfst  sich  eins  schon  gleich  constalieren.  Aus 
nicht  einem  Zug  der  Fassungen  und  Andeutungen  mit  der  fehlenden 
Bezeichnung  der  Verwandtschaft  zeigt  sich,  dafs  das  Fehlen  seinen 
Grund  hat  in  einer  von  den  Chansons  verschiedenen  Vorstellung  des 
Grades  der  Verwandtschaft:  alle  heben  andere  für  ihre  Darstellung 
wichtigere  Züge  hervor  und  berücksichtigen  infolgedessen  den  ge- 
nauen Verwandtschaftsgrad  nicht.  Von  Johannes  von  Alta  Silva 
war  oben  die  Rede.  Er  hat  nur  ein  paar  Worte  für  das  weitere 
Schicksal    des  Schwans,    der  nicht  mehr  in  seine  menschliche  Ge- 


1  Ich  habe  1894  i°  ^^^  Ztschr.  f.  deutsches  Altertum  u.  d.  Litt.  38,  280  f. 
die  Vögel,  welche  Lug  nach  einer  irischen  Legende  vorausschickt,  als  er  den 
Helden  Cûchulainn  erzeugen  wollte,  als  Schwäne  gedeutet.  Wenn  die  da 
geäufserte  Vermutung  über  diese  Vögel  richtig  ist,  so  bleibt  noch  die  schwie- 
rige Frage,  ob  die  Legende  eine  irische  Erfindung  ist  oder  ob  sie  auf  einer 
allgemein  keltischen  Ansicht  beruht.  Die  Aufzeichnung  dieser  Legende  soll 
dem  Ende  des  li.  Jhds.  angehören.  Lug  erscheint  sonst  immer  ohne  Vögel.  — 
Die  Erzählung  von  dem  faröischen  Höni  (übersetzt  bei  K.  Simrock,  Handbuch 
d,  deutschen  Myth.*  S.  103  fif.)  gehört  nicht  hieher.    S.  Verf.  a.  a.  O.  287  f. 


J.  F.  D.  BLÖTE, 

Stall  zurückkehren  konnte.  Von  einem  Ver  wan  dtschafts  verbal  tn 
zu  Gottfried  oder  2u  einem  anderen  Geschieclit  spricht  Joh.  ' 
nichL  Zweck  seiner  Darstellung  war  ja,  die  Bosheit  einer  Fr« 
sum  Ausdruck  zu  bringen,  und  dazu  genügte  das  Märchen  t 
den  Schwankindem.  —  Sein  französischer  Uebersetzer  He: 
hebt  lira  izio  den  Ritter  hervor,  aber  hat  von  diesem  nur  ( 
Zusatz  'Fuis  lini  de  BoiUon  la  duchiP  Von  Nachkommen  ist  i. 
bei  ihm  mcht  die  Rede.  —  Wilhelm  von  Tyrus  geht  ca.  i 
in  seiner  Historia  IX,  Ô,  nachdem  er  von  Idas  Prophezeiung  i 
den  zukünftigen  Titeln  ihrer  drei  Söhne  gesprochen  hat,  geSisseni- 
lîch  nicht  auf  die  Fabel  von  dem  Schwan  ein,  •Hut  id  verum  fuisse 
pltirimorum  aslrual  narralio',  und  darum  lag  es  ihm  fern  von  dem 
Verwandtschaftsgrad  zu  sprechen.  —  Lambert  von  Ardres  sieht 
ca.  1198  in  seiner  Begeistemog  für  den  Ursprung  seiner  Grafen 
von  Gnines  in  dem  boulognischen  Haus  des  10.  Jhds.  sogar  schon 
göttliche  Herkunft  durch  den  Schwanritter,  entgegen  dem  wirk- 
lichen Thatbestand  (Boulogne  kam  erst  durch  Eustach  111.  zur 
Sage],  entgegen  aller  Tradition,  entgegen  der  Ankündigung  seines 
Prologs,  dafs  er  nur  Wahrheil  berichten  wolle.  Seine  Mitteilung 
hat  er  freilich  nicht  aus  einet  Chanson,  sonst  würde  er  den  Ana- 
chronismus und  den  genealogischen  Fehler  nicht  gemacht  haben: 
er  glaubte,  indem  er  über  das  wahre  Verhältnis  nicht  genauer  Be- 
scheid wufste,  dafs  die  Herkunft  des  Hauses  Boulogne  seiner  Zeit 
schon  einem  früheren  Zeitraum  angehörte.  Von  dem  Schwanritter 
berichtete  er  auch  nur,  dafs  er  vom  Himmel  kam:  'Cicnt  non  phan- 
tastici  sed  veri  et  divini  ducaiu  eeliltts  adveclus'  (MG.  SS.  24,  570). — 
Helinand  ist  ca.  laoo  derart  von  dem  Zweck,  zu  welchem  er  den 
Schwanrittcr  in  seine  Weltgeschichte  (sie  ging  bis  1204)  aufnimmt, 
erfüllt,  dafs  er  nur  die  Züge,  die  er  für  diesen  Zweck  geeignet 
glaubte,  erwähnt.  Der  wellverachtende  Geistliche  war  einst  ein 
wellfroher  Sänger  gewesen,  der  bei  keiner  Festlichkeit  gefehlt  hatte.1 
Die  Lieder  über  den  Schwanritter  fallen  in  die  Zeit  seines  Sänger- 
tums.  Wenn  Helinand  auch  selbst  nicht  davon  gesungen  hatt^ 
der  Stoff  war  ihm  bekannt  Jetzt,  da  dieser  Sänger  fromm  ge- 
worden, ist  ihm  der  Ritter  gerade  noch  gut  genug,  um  mit  aufge- 
führt zu  werden  unter  einer  Gruppe  von  Beispielen,  durch  welche 
gleichsam  ad  oculos  demonstriert  werden  soll ,  dafs  auch  Dämonen 
Menschen  von  Fleisch  und  Blut  erzeugen  können.  Daher  die  Her- 
vorhebung des  Beglaubigten  (viele  Fürsten  seien  in  einem  grofsen 
und  berühmten  Schlofs  am  Rhein,  Juvamen  geheifsen,  zugegen  ge- 
wesen und  kannten  dennoch  den  Fremden  nicht),  daher  die  Erwäh- 
nung, dafs  der  Fremde  sich  später  eine  edle  Gatlin  nahm,  bei 
der  er  Kinder  gewann,  die  Betonung  des  Dämonischen  in  seiner 
Ankunft  und  wie  er  endlich  zufiillig  wiederum  in  dem  Schlofs  ver- 

'  In  der  Epistola  ad  Gallerum  clericum  (lib.  de  repai 
3IZ,  748,  sagt  Helioaad  von  SEinem  weltllcbcD  Leben;  '»<; 
nen  tktairmn,  «on  amptiithtatrum,  non  amphicirats,  non  _ 
^dP>  gymnasium,  non  arena  sine  eo  {«c.  Hclinando)  reionaòat' 


DER   mSTORTSCHB  SCHWÂNRTTTER.  25 

weilend  den  Schwan  mit  Boot  und  Kette  wiedersah  und  sich  sofort 
in  das  Boot  stürzte,  daher  die  Allgemeinheit  des  mit  Rücksicht  auf 
den  Zweck  für  Helinand  und  seine  Leser  wichtigen  Schlusses  *  pro- 
genies dus  usque  hodü  perseverai,^ —  Wolfram  von  Eschenbach 
hat  eine  Verwandtschaft,  die  ganz  deutlich  weit  über  den  Grofsvater 
hinausreicht    Aber  irgend  welche  beweisende  Krad  liegt  in  seiner 
Darstellung  nicht  dafür,  dafs  er  das  ursprüngliche  Verhältnis  wieder- 
giebt   Infolge  der  Composition  seines  Parzival  brauchte  der  bairische 
Dichter  oder  seine  Vorlage  einen  Ritter,    der   nach  Vorschrift  des 
Grals  geheimnisvoll  in  einem  Land  erscheint,  wo  man  seiner  bedarf, 
wo  er  sich  eine  Gattin  nimmt,   Kinder  zeugt  und  dem  Lande  zum 
Segen  wird.    Die  Sage  vom  Schwanritter  ist  demnach  bei  Wolfram 
in  den  Dienst  des  Ganzen  getreten.     Sein  Schwanritter  muíste  ein 
Gralritter  sein,   und  so   machte   er  ihn  zum  Sohne  Parzivals   und 
somit   zimi   Zeitgenossen   König  Arthurs.     Aufserdem    verdunkelte 
Wolfram    das    verwandtschaftliche  Verhältnis,    indem    er    für    das 
überlieferte  Bouillon   Brabant  einsetzte.*  —    Der  Chronist   von 
B rogne   nennt  ca.  121 1  die   drei   Brüder  von   dem  Samen   des 
Schwanritters.     Aber  auch  er  verfolgt  einen  Zweck.     Dieser  Zweck 
beherrscht   ihn   vollständig:    die  Verherrlichung   des  Manasses  von 
Hierges,    des  Wohlthäters   seines   Klosters.     Indem   er  Balduin  U. 
von  Jerusalem   verschmilzt   mit  Balduin  L,    läfst   er   Manasses   von 
einem  Schwanritter  stammen.     Seine  schwulstige  Version  mufs  der 
Nachklang  irgend  einer  französischen  Version  sein,  ein  Nachklang, 
der,  wie  ich  oben  im  6.  Abschnitt  schon  andeutete,  der  Gewissen- 
haftigkeit   des   Chronisten   wenig   Ehre   macht.     Das  Verschweigen 
des    genaueren   Verwandtschaftsgrades    erlaubt    bei    ihm    demnach 
keine  Schlüsse.  —    Philippe  Mousket   sagt  mit   seinem  *5*en  fu 
Gode/rois,  ce  sei-on,  kì  fu  de  Jhérusalem  rozs'^  zwar  nicht  ausdrück- 
lich,   dafs  Gottfried  der  Enkel  des  Schwanritters  war,  aber  erstens 
weisen  die  Jahre,  in  welche  er  die  Erscheinung  fallen  läfst  (um  1025), 
und   sodann   die  Nebenumstände,    die  Mousket   erwähnt,    auf  das- 
selbe Verhältnis  wie  in  den  Chansons.  — 

Das  also  sind  die  frühesten  Versionen,*  die  von  dem  genauen 
Verwandtschaftsgrad   schweigen,    obgleich    ihnen    der   Schwanrittcr 


*  Bei  Vincenz  von  Beau  vais,  Spec.  Natur,  II,  127.  —  Vgl.  über  die 
Helinandstclle  Verf.  Das  Aufkommen  des  clevischen  Schwanriltcrs  a.  a.  O. 
S.6-8. 

'Bei  Gerbert,  der  den  Schwanritter  auch  mit  Percheval  in  Beziehung 
l^ringt,  ist  der  Ritter  ein  ferner  Nachkomme  Perchevals.  Gerbert  halt  aber 
iest  an  dem  Grofsvatertum  des  Schwanritters  in  Bezug  auf  Gottfried  v.  B.  — 
Vgl.  über  Wolfram  v.  E.  und  über  Gerbert  Verf.  a.  a.  O.  S.  18  ff.  47  ff. 

'  Reiffenberg,   Chevalier  au  Cygne,  Bruxelles  1846,  S.  150. 

*  Einer  späteren  Zeit  angehörig  ist  die  Prosaeinleitung  zum  Sone  von 
Nausay.  Diese  kennt  den  Schwanritter  als  Gemahl  der  Beatrix  nach  der 
Jolung  des  Sachsen  zu  Nimwegen  und  als  Vater  der  Ida,  läfst  ihn  aber  nach 
^cr  Frage  nach  Kleinasien  ziehen,  wo  er  an  einer  zweiten  Gemahlin,  der 
«errin  von  Baruch,  drei  Söhne  gewinnt  (M.  Goldschmidt,  Sone  von  Nausay, 
i'^-I^ubl.  d.  Litt.  Vereins,  Tübingen  1899,  S.  554,  wo  in  'Elyas  ochist  le 
^^c  Animaye*  lur  *Animaye'  zu  lesen  ist  *a  Nimaye*  d.  h,  *zu  Nimwegen*). 


2Ò  J.  F.  D.  BL6TB, 

als  Herzog  von  Bouillon  vorschwebte.  Sie  sind  sämtlich  entstanden 
nach  1 1 79,  d.  h.  nachdem  die  französische  Dichtung  sich  schon 
des  Stoffes  bemächtigt  hatte.  Sieht  man  ab  von  Herbert  und 
Ph.  Mousket,  deren  Meinung  in  unserer  Frage  wohl  ohne  weiteres 
auf  das  Verhältnis  in  den  Chansons  hinweist,  so  erzählt  kein  ein* 
ziger  der  besprochenen  Berichte  die  Sage  um  ihrer  selbst  willen. 
Alle  betonen  nur  die  für  ihren  Zweck  wertvolleren  Züge,  so  dafs 
sie  unwillkürlich  (Wolfram  allerdings  absichtlich)  den  genaueren 
Verwandtschaftsgrad  nicht  zum  Ausdruck  bringeiL  Und  kein  anderer 
Zug  berechtigt  bei  ihnen  zu  der  Annahme,  dafs  sie  ein  Stadium 
der  Sage  vertreten,  welches  im  12.  Jhd.  den  Schwanritter  anders 
denn  als  den  Grofsvater  Gottfrieds  kannte.  Sie  stehen  in  Bezug  auf 
diesen  Punkt  in  keinem  Widerspruch  zu  der  Angabe  der  Chansons. 
Damit  ist  freilich  nicht  ausgemacht,  dafs  die  Angabe  der 
Chansons  ursprünglicher  ist.  Aber  es  ist  zweifellos,  dafs  der  Re- 
dactor, der  zuerst  den  Stoff  französisch  in  der  Gestalt  behandelte, 
wie  wir  ihn  aus  den  Chansons  kennen  lernen,  das  Verhältnis  vom 
Grofsvater  zum  Enkel  hatte,  denn  alle  ausführlichen  Redactionen, 
die  nach  ihm  entstanden  und  sämtlich  im  letzten  Grunde  auf  seine 
Bearbeitung  zurückgehen,  haben  das  Verhältnis.  Da  femer  nur 
in  Lothringen  Gott^ed  schon  früh  als  gottgesandter  Führer  anf- 
gefafst  wurde,  während  er  bei  den  Berichterstattern  anderer  Ge- 
genden ein  gewöhnlicher,  wenn  auch  tüchtiger  Anfuhrer  ist,  und 
andere  Völkerschaften  andere  Helden  des  Kreuzzugs  feiern  ,1  wie 
z.  B.  Flandern  den  Grafen  Robert,  so  stammt  der  Stoff  ans  Lo- 
thringen, worauf  auch  ohnedies  das  Historisch -Locale  weist  So 
fest  nun  mufs  das  Verhältnis  von  Grofsvater  zu  Enkel  gewesen  sein, 
dafs  der  erste  französische  Redactor  oder  dessen  Quelle  schon  den 
historisch  überlieferten  wirklichen  Grofsvater  Gottfried  den  Bärtigen 
um  zwei  Grade  in  der  Verwandtschaft  hinaufrûckte,  damit  der 
sagenhafte  Grofsvater  seinen  Platz  fände.  Ein  Zug,  wie  der  eines 
Grofsvaters,  und  zwar  von  der  mütterlichen  und  nicht  von  der 
väterlichen  Seite,  ist  übrigens,  wie  wir  schon  im  vorigen  Abschnitt 
sahen,  zu  charakteristisch,  als  dafs  er  beliebig  statt  eines  willkür- 
lichen Vorfahren  eingesetzt  worden  wäre.  Der  Redactor  der  ersten 
französischen  Chanson  vom  Schwanritter  hat  demnach  nur  ein  Ver- 
hältnis wiedergegeben,  das  er  vorfand. 

9- 
Die  Erlebnisse  des  Vorfahren  der  drei  Brüder,  der  zu  der 
5>age  Anlafs  gab,  müssen  unwillkürlich  in  den  Gesichtskreis  der 
Lothringer  des  12.  Jhds.  getreten  sein,  mag  dieser  Vorfahr  non  ein 
Grofsvater  gewesen  sein  oder  nicht  Und  dennoch  scdieint  diese 
Erwägung  uns  um  keinen  Schritt  weiter  zu  fuhren.  Denn  weder  bei 
den  Vorfahren  väterlicherseits  noch  bei  denen  mûtteriidierseits  des 
II.  Jhds.  finden  wir  etwas  berichtet,  woraus  sich  die  wunderbare  Vor- 

>  S.  S.  15  Anm.  2. 


DER   HISTORISCHE  SCHWANRÎTTER.  2^ 

Stellung  von  einem  Schwanritter  hätte  entwickeln  können.  Ununter- 
brochen schreiten  aufserdem  die  Geschlechter  Verdun  (dieses  bis  1076) 
und  Boulogne  von  Vater  auf  Sohn,  ein  einziges  Mal  auf  den  Bruder. 
Eine  Frauenregierung  kommt  nicht  vor.  Kein  Fremder  drängt  sich 
hinein,  der  sich  vermählt  mit  der  Tochter  des  Fürstenhauses  und 
fortan  Herr  des  Landes  ist  Und  zudem:  in  keiner  Version  fuhrt 
der  Schwanritter  einen  Namen,  der  an  einen  Fürsten  aus  einem 
der  beiden  Häuser  erinnert,  wie  man  doch  erwarten  dürfte,  wenn 
einer  der  Vorfahren  den  Schwanritter  abgegeben  hätte.  Die 
Chansons  bewahren  manches  Historische.  Sie  nennen  Gottfried 
den  Bärtigen,  Gottfried  den  Höckrigen,  Eustach  II.  von  Boulogne, 
die  Ida,  die  drei  Brüder.  Sie  scheiden  genau  in  den  Titeln 
zwischen  einem  Grafen  von  Namûr,  einem  Herzog  von  Löwen, 
von  Limburg,  von  Lothringen.  Sie  wissen,  dafs  Löwen  und 
St.  Trond  zusammengehören.  Nur  der  Schwanritter  und  die  be- 
drängte Witwe  sind  namenlos,  oder  haben  später  einen  Namen, 
der  in  dem  Haus  der  Ardennen  und  in  dem  Geschlecht  der  Grafen 
von  Boulogne  nicht  vorkommt,  nicht  vorher  und  nicht  nachher. 

Eine  Betrachtung  der  Vorfahren  der  drei  Brüder  führt  zu 
keinem  Ziel.  Und  doch  mufs  die  Tradition  sich  aus  Vorstellungen 
entwickelt  haben,  die  an  sich  nicht  so  ganz  weit  von  den  Brüdern 
abgelegen  haben  können.  Waren  auch  die  Thatsachen,  welche 
diese  Vorstellungen  erzeugten,  den  Zeitgenossen  und  denen  nach 
ihnen  unklar,  es  war  doch  soviel  davon  bekannt,  dafs  dadurch  die 
Phantasie  der  Masse  oder  des  einzelnen  angeregt  wurde.  Es  mufs 
ein  Fall  gewesen  sein,  wie  er  in  ähnlicher  Weise  bei  Lambert  von 
Ardres  und  dem  Chronisten  von  Brogne  begegnet  Man  —  um 
dieses  allgemeine  Wort  zu  gebrauchen  —  wollte  nicht  absichtlich 
fälschen;  man  deutete  aber  falsch. 

Da  wir  also  bei  den  Verwandten  der  Brüder  bleiben  müssen, 
so  giebt  es  nur  noch  als  letzte  Möglichkeit,  dafs  die  Abstammung 
einer   Gemahlin    eines   der   drei   Brüder  eingewirkt   hat     Man  — 
mehrere  oder  ein  einzelner  —  hätte  alsdann  irrtümlich  dem  Gatten 
zuerkannt,   was   rechtens   nur   der  Gattin  gehörte.     Die  Verwechs- 
lung mufs  aus  irgend  einem  Grunde  leicht  gewesen  sein.   Von  da 
aus  erfolgte  dann  die  Uebertragung  auf  die  drei  Brüder  zusammen. 
Wir  hätten  also  etwas  Aehnliches  wie  bei  Wolfram  von  Eschen  bach, 
der  dem  Haus  Brabant   einen  Schwanritterursprung  zuschrieb,    der 
erst  für  die  Herzogin  von  Brabant  seiner  Zeit,  eine  boulognische 
Gräfin,   gelten   konnte,   oder   aus  der  Verwechslung  zwischen  den 
Herzogen  von  Niederlothringen   aus  dem  Haus  Verdun  mit  denen 
aus  dem  Haus  Löwen  hervorging.^ 

Gottfried  von  Bouillon  selbst  war  nie  verheiratet  —  Eustach  III., 


*  lieber  das  Aufkommen  und  die  Entwicklung  des  brabanüschen  Schwan- 
'^tters  wird  eine  besondere  Arbeit  erscheinen.  Für  jetzt  gestatte  ich  mir  zu 
^crwreiscn  nach  Verf,*s  Da^  Aufkommen  des  cle  vischen  Schwann  Iters  a.  a.  O, 

S.  isaf. 


28 


J- 1 


der  älteste  der  drei  Brüder,  Graf  von  Boulogne  nach  dem  Tode 
seines  Vaters,  hatte  Marie,  die  Tochter  Malcolms  III.,  Königs  von 
Schottland,  zur  Frau.  Aber  auch  wenn  die  Könige  von  Schottland 
eine  wunderbare  Herkunft  gehabt  hätten,  so  wäre  das  alles  doch 
ohne  Wert  für  den  Ursprung  unserer  Sage  gewesen:  denn  Eustach  III. 
stand  den  Lothringern  fem,  er  machte  den  Kreazzug  nicht  mit 
ihnen  mit,  er  brach  später  auf  mit  den  französischen  Herren  und 
gelangte  über  Italien  vor  Antiochien.  Und  was  jegliche  Möglich- 
keit abschneidet:  erst  nach  seiner  Rückkehr  ans  dem  big.  Land 
heiratet  Eustach  111.,  im  J.  It02.  So  dafs  speziell  die  Lothringer 
keinen  Anlafs  gefunden  haben  können,  eine  etwaige  Herkunft  von 
seiner  Gattin  auf  ihn  und  seine  Brüder  zu  übertragen. 

Bleibt  übrig  der  jüngste  Bruder,  Balduin,  der  nach  dem  Tode 
Gottfrieds  König  von  Jerusalem  wurde  (noo — Ili8). 

Balduin  war  dreimal  verheiratet.  Mit  der  ersten  Frau  — 
Godehilde  von  Toeni  —  hatte  er  sich,  kurz  bevor  er  zum  Kreuzzug 
aufbrach  (August  logò),  vermählt.  Sie  begleitete  ihn  auf  der  Fahr^ 
starb  aber  nach  monatelanger  schmerzlicher  Krankheit  bei  Maresia 
in  Lykaonien  (Juli  1097),  noch  ehe  das  Hauptheer  vor  Antiochien 
gelangte.  —  Das  zweite  Mal  heiratete  Balduin  in  Edessa  eine  arme- 
nische Fürstin,  von  der  er  sich  aber  wieJenim  trennte,  obgleich 
ein  Grund  der  Trennung,  der  ihn  dazu  berechtigte,  nicht  vorlag. 
Einige  sagen  —  fahrt  Wilhelm  von  Tyrus  XI,  1  fort  — ,  dafs  der 
tiefverschuldete  König  eine  reichere  Frau  nehmen  wollte;  andere^ 
dafs  sie  ihre  weibliche  Ehre  nicht  genug  wahrte.  Balduin  steckte 
sie  in  ein  Nonnenkloster  in  Jerusalem;  als  sie  durch  List  entkam, 
floh  sie  aus  dem  Reiche  und  soll  weiter  ein  gemeines  schlechtes 
Leben  geführt  haben,  —  Die  dritte  Gemahlin  war  die  Gräfin  von 
Sicilien,  eine  edle  und  mächtige  Frau,  die  Witwe  des  Grafen  Roger 
Bursa,  eines  Bruders  von  Robert  Guiscard.  Dreizehn  Jahre  lang 
lebte  sie  mit  Balduin  in  kinderloser  Ehe.  Dann  liefs  er,  in  seinem 
Gewissen  geängstigt  wegen  seiner  Ehe  mit  der  zweiten  Frau,  sich 
von  ihr  scheiden.  Dieses  Unrecht  war  zur  Zeit  des  Wilhelm  von 
T)TUS  noch  unvergessen  bei  den  Erben  ihres  Sohnes,  der  nach 
dem  Vertrag  König  von  Jerusalem  liätle  werden  müssen,  weil  seine 
Mutler  kinderlos  geblieben  war  {Wilh.  v.  Tyrus  XI,  29). 

Die  Ehe  mit  der  dritten  Frau  fällt  in  eine  Zeit,  da  die  wcll- 
erschültemden  Ereignisse  vollbracht  sind.  Gottfried  ¡st  gestorben, 
die  meisten  Abendländer  sind  wieder  nach  der  Heimat  zurück- 
gekehrt, Balduin  ist  seit  einigen  Jahren  König  in  Jerusalem.  Die 
Wogen  der  Begeisterung  haben  sich  gelegt  und  mit  nüchternem 
Auge  werden  die  Dinge  im  Morgenlande  betrachtet.  Und  auch 
wenn  die  Gräfin  von  Sicilien  eine  fremdartige  Familien  tradition 
gehabt  hätte,  —  so  manches  Jahr  hat  die  Umgebung  Balduins 
und  die  anderen  den  Balduin  ohne  eine  seltsame  Herkunft  ge- 
kannt, dafs  eine  etwaige  Uebertragung  auf  ihn  nicht  mehr  statt- 
gefunden haben  kann.  Zudem  weisen  die  unvergessenen  An- 
sprüche der   Erben   des  Sohnes   aus  der  ersten   Ehe  der  Gräfin 


DER    HlSTOUISCHli   SCHWANRin 


29 


darauf,  daTs  die  Abkunft  der  sicilischen  Gräfin  und  die  Balduins 
nicht  vennischt  wurden. 

Schwieriger  ¡st  eine  Entscheidung  für  die  zweite  Ehe,  denn 
die  Vermählung  mit  der  armenischen  Prinzessin  fällt  noch  in  die 
Zeit  der  Aufregung.  Allerdings  darf  man  auch  hier  geltend  machen, 
dafs,  wenn  bis  dahin  auf  dem  Zuge  niemand  aus  der  lothringischen 
Umgebung  von  einem  fremdartigen  Ursprung  Balduins  gehört  hatte, 
such  jetzt  nach  zweijährigem  Zusammensein  eine  fremdartige  Ab- 
kunft der  zweiten  Gemahiin  auf  Balduin  nicht  mehr  übertragen 
worden  wäre.  Man  darf  ferner  geltend  machen,  dafs  die  Ver- 
bindung mit  der  annenischen  Prinzessin  für  Balduin  eine  rein 
äufserliche  gewesen  zu  sein  scheint,  weil  er  sich  dadurch  einen 
festen  Halt  in  seinem  neuerworbenen  Gebiet  zu  verschaffen  hoflle. 
Sodann,  dafs  eine  Uebertragung  einer  klein  asía  ti  sehen  Abkunft,  die 
die  neue  Gemahlin  mitbrachte,  bei  der  abendländischen  Umgehung 
keine  feste  Wurzel  geschossen  hätte ,  besonders  nicht ,  da  diese 
Frau  zuletzt  zur  Zeit,  da  Balduin  schon  König  war,  von  ihm  ver- 
stofsen  wurde.  Aber  das  alles  macht  eine  Uebertragung  wohl 
selir  zweifelhaft,  an  sich  aber  doch  nicht  ganz  unmöglich.  Wir 
werden  zu  dieser  zweiten  Ehe  zurückkehren  müssen,  falls  die  Ehe 
mit  der  Godehilde  von  Toeni  keine  wichtigen  Folgerungen  ge- 
StalteL  — 

Das,  was  sich  gegen  eine  Uebertragung  einer  Herkunft  der 
zweiten  und  dritten  Cïattin  anführen  läfst,  triflt  bei  der  ersten  nicht 
zu.  Godehilde  und  Balduin  treten  gleich  am  Anfang  des  Kreuz- 
zugs beide  vereint  in  den  Gesichtskreis  der  grofsen  Masse  der 
Lothringer.  Nur  wenige  Lothringer  mögen  die  beiden  getrennt 
gekannt  haben.'  Ihre  kurze  Ehe  durchleben  Balduin  und  Gode- 
hilde auf  der  Reise  von  Lothringen  aus  in  der  Zeit,  da  ihre  Um- 
gebung und  sie  selbst  sich  an  den  Thaten  der  Vergangenheit  be- 
geistern für  die  Thateu  der  Zukunft.  Hatten  Godehildens  Vorfahren 
eioät  gegen  die  Heiden  gekämpft,  so  erfuhr  die  Umgebung  davon. 
Binnen  Jahresfrist  verschwindet  Godehilde  nach  langem  Kranken- 
lager, Balduin  macht  bei  seinem  Eintritt  in  Kleinasien  mit  seiner 
Schar  eine  Unternehmung  auf  eigne  Faust.  Getrennt  von  dem 
Hauptheer  sucht  er  sein  eignes  Glück.  Und  dann  kommt  der 
Strom  der  grofsen  Ereignisse,  an  deten  Hauptmomenten  auch 
Balduin  sich  wiederum  beteiligt,  mit  ihren  Perioden  der  Verzagung 
und  der  Aufrichtung,  wo  das  Heer  der  Christen  die  Gottheit  sicht- 
barlich  eingreifen  sieht.  In  solchen  Zeiten  tritt  die  Vergangenheit 
rascher  als  sonst  in  weite  Ferue  zurück.  Die  Massen,  wie  die 
Einzehfien,  leben  durchweg  ¡n  einer  geistigen  Atmosphäre,  die  fast 
ID  jeder  Zeit  Gelegenheit  gieht,  dafs  unklar  aufgenommene  Vor- 
stellticgeri  sich  zu  eigentümlichen  wunderbaren  Gebilden  abrnudeu, 

■  Nach  Wilhelm  vod  Tyrus  X.  1  war  Bttlduin  fiübcr  cio  Geistlicher  gc- 
wcwQ,  (Ici  wegen  seiaer  edlen  Gehuil  Prabeaden  in  Rheimi,  Cambiai  und 
LâUicb  erhicli,  dann  aber  aus  uDbckunnlen  Grüodcn  Kriegsmann  wurde.  An- 
lui£t  da  90-gct  Jaluc  war  ei  scbou  kdn  Geisllicbei  mehi. 


^^_       lui£t  da  90-gct 


JO  J.  p.  D.  BLÖTK, 

die  ihre  Gläubigen  finden.  Und  hier  siod  aufserdem  die  versdiie- 
densten  Völker  wiederholt  zusammen.  Ein  jedes  siefat  in  seinem 
Anfuhrer  den  trefflichen  Helden.  Es  lassen  sich  kaum  günstigere 
Umstände  zu  einer  Sagenbildung  denken:  die  mil  Balduin  zugleich 
auftretende  Godebilde,  ihr  baldiger  Tod,  die  darauf  folgende  Sonder- 
cxistenz  lialduins,  seine  Beteiligung  an  den  grofsen  Ereignissen,  sein 
neues  Zurücktreten  bis  ku  seinem  Königtum.  — 

Was  wissen  wir  von  Godehildcns  Vorfahren.-' 

Das  Geschlecht  der  Toënî  fangt  au  mit  Radulf  L,  f  ca.  1020. 
Es  rühmte  sich  im  il.Jhd.  abzustammen  von  Rollos  Valerbruder. 
Von  Radulf  1.  erfahren  wir  nur  einige  seiner  Streitigkeiten,  Etwas 
mehr  aber  von  seinem  Sohn,  Roger  I.,  dem  Grofsvater  Godehildens, 
den  Balduin  nach  üblichem  Sprachgebrauch  auch  seinen  Grofsvater 
genannt  haben  wird.  Was  wir  wissen,  ist  eine  Combination  von 
dem,  was  der  Aquitanier  Ademar  von  Chabanoais,  die  normannischen 
Chronisten  Orderic  Vitahs  und  Wilhelm  von  Jumiéges  oder  dessen 
Fortsetier  berichten,  verbunden  mit  einzelnem  aus  ein  paar  Ur- 
kunden.' Dies  ist  alles.  Aber  merkwürdiges  Factuml  Dieser 
Grofsvater  macfat  eines  Tages  Erlebnisse  durch,  die  einigen  dem 
Schwanritter  der  Sage  eigentümlichen  Zügen  entsprechen.  Nur  ist 
alles  in  ganz  anderer  Umgebung,  an  ganz  anderer  Oertlichkeit, 
in  ganz  anderer  Iteleuchtnng.  Auch  fehlt  diesem  Grofsvater  das 
Elegische  des  Schwanriilers  der  Sage.  Er  ist  ein  wilder,  gegen 
seine  Feinde  erbarmungsloser  normannischer  Krieger.  Und  damit 
wir  schon  das  Wichtigste  vorwegnehmen:  in  den  Quellen,  die  im 
II.  und  in  der  ersten  Hälfte  des  iz.  Jhds.  von  ihm  berichten, 
findet  sich  nichts  von  einem  Schwan. 

Dieser  Roger  von  Toëni,  der  erste  seines  Namens,  dieser  ver- 
wegene, unruhige,  stolze  normannische  Freiherr,  zieht  1018  an  der 
Spitze  einer  Schar  Normannen  nach  Spanien  mit  dem  Zweck  die 
Saracenen  zu  bekämpfen.^  Es  ist  die  alle  normannische  Thaten- 
lust,  die  zu  gleicher  Zeit  einen  anderen  Haufen  dieses  Stammes 
nach  Italien  und  Sicilien  treibt.  In  gröfster  Bedrängnis  ist  in 
dieHem  Jahre  die  Grafschaft  Barcelona.  Graf  Raimund-Borrel  ist 
kurz  zuvor  (1017)  gestorben,  und  die  Mauren  stehen  bis  vor  die 
StadL  Ermessiode,  die  Witwe,  ist  nach  dem  Willen  ihres  Gemahls 
Herrin  des  Landes.  Sie  ist  Mutter  von  wenigstens  drei  Kindern, 
von  dcQen  zwei  Töchter  sind,  auch  das  älteste.  Da  erscheint 
Roger  mit  den  Seinen,  rettet  das  Land  von  dem  Untergang  und 
vertreibt  die  Heiden,  so  dafs  das  Land  auf  Jahre  hinaus  in  Sicher- 
heit ist.  Zum  Lohne  und  wohl  auch  um  ihn  z\x  fesseln ,  giebt 
Jixmessinde   ihm   ihre   Tochter   Godehilde   zur  Frau,  —    1035  bei 

'  Für  die  ZusammeD Stellung  dieses  Materials  s.  Zlscbr.  zi,  iSi  S. 

■  So  nach  dem  Zeitgenoisen  Ademar  von  Chabannais  [f  ca.  1031).  Sdne 
GcBcblchle  EnUland  wahracheinlich  lOiS.  Der  Zug  machte  vod  sieb  rcdcD,  da 
Ademar  ilin  besonders  »erieichnelc.  Nach  Wilb.  v.  Jumièges  VII,  3  scbeinl 
Roger  später  mil  Hcriog  Koben  (ioî8  — 1035)  noch  einmal  in  Span" 
kimpit  ta  babea. 


I 

I 


DER  HISTORISCHE  SCHWANRIITBR.  3I 

dem  Tode  des  Herzogs  Robert  von  der  Normandie  ist  Roger 
urieder  in  seiner  Heimat  und  findet  den  Tod  in  den  Parteikampfen 
bei  der  Thronbesteigung  von  Richards  minderjährigem  Sohn,  dem 
späteren  Eroberer  von  England.  —  Seine  Unternehmung  und  sein 
Aufenthalt  in  Spanien  brachten  ihm  in  der  Normandie  den  Zu- 
namen des  Spaniers  ein,  wie  wir  aus  Orderic  Vltalis  an  mehreren 
Stellen  erfahren.  Die  Nachkonmien  fingen  im  1 2.  Jhd.  mit  ihm 
das  Geschlecht  an,  und  die  Mönche  des  Klosters  Conches  in  der 
Nähe  seines  Schlosses  hielten  ihn  als  den  Gründer  ihres  Hauses 
in  hohen  Ehren,  t  Soweit  das  Thatsächliche,  für  soferne  wir  es 
erreichen  können. 

Vergegenwärtigen  wir  uns  nun  die  Umgebung  und  die  Züge, 
unter  welchen  in  Conches,  der  normannischen  Residenz  der  Toêni, 
die  Erinnerung  an  diesen  Roger  den  Spanier  gegen  Ende  des 
1 1.  Jhds.,  als  Balduin  von  Boulogpe  um  die  Godehilde  warb,  gelebt 
haben  muís.  Herr  von  Toêni  war  damals  noch  der  älteste  Sohn 
dieses  Roger  aus  der  Ehe  mit  Godehilde  von  Barcelona,  Radulf  II. 
(t  1 102/3).  Minderjährig  als  sein  Vater  fiel,  hat  er  sich  dennoch 
entwickelt  wie  ein  Sohn  seines  Vaters:  unruhig,  kühn  in  Aben- 
teuern, freigebig  in  Schenkungen  an  die  vom  Vater  gegründete 
Abtei  Conches.^  Wie  sein  Vater  heiratet  er  erst  spät,  und  auch 
seine  Gattin  ûbertrifit  in  ritterlichen  Spielen  und  ritterlicher  Unter- 
nehmungslust ihre  Umgebung.^  Und  wohl  mag  er  sich  den  Vater 
zum  Muster  genommen  haben:  der  Name  des  Spaniers  hielt  ja 
die  Erinnerung  an  die  Thaten  Rogers  wach,  nicht  nur  in  der 
Familie,  sondern  auch  auswärts.  Und  mit  den  Thaten  und  dem 
Namen  deckte  sich  in  der  Familie  die  Uebei lieferung,  wie  einst 
der  Vater  sich  seine  Gattin  erwarb.  Eins  gehörte  untrennbar  zum 
andern.  Und  so  müssen  in  der  Familientradition  der  Toëni  wenig- 
stens folgende  Züge  gelebt  haben:  i.  Radulfs  Vater  zog  einst  nach 
Spanien  zur  Vernichtung  der  Saracenen,  2.  er  rettete  die  bedrängte 
Witwe  von  Barcelona  und  die  Ihrigen,  3.  er  erhielt  die  Tochter 
zur  Frau,  4.  er  zog  wieder  in  die  Heimat  zurück.  Dafs  noch 
mehrere  andere  Züge  dazu  gehört  haben,  ist  selbstverständlich.  Die 
Ueberlieferung  aber  läfst  uns  darüber  in  Zweifel,  von  welcher 
Natur  sie  waren. 

Und  in  diesem  Kreis  wird  Balduin  von  Boulogne  der  Gemahl 
der  einzigen  Tochter.     Es  folgen   die  Vorbereitungen   zum  Kreuz- 
zag.    Balduin    tritt    durch    seine   Fahrt    nach    dem    big.  Land    in 
Parallelismus   zu  dem  Ahnherrn  der  Toëni.     Godehilde  hiefs  nach 
der  Godehildis  von  Barcelona,  ihrer  Grofsmutter,  und  Balduin  stand 
im  Begriff  aufzubrechen  um  zu  kämpfen  gegen  die  Heiden,  wie  einst 
Roger.     Soeben   hatten   die  Toëni   den   ältesten  Sohn   durch   den 
Tod  verloren,    jetzt   sahen   sie   ihre    einzige  Tochter  davonziehen. 

1  Gallia  Christ,  t.  XIj  (1874)  S.  637  ff. 

*  S.  namcnlHch  Ord.  Vital,  (ed.  Le  Prevosl)  t.  II  S.  121.  148.  297.  401; 
t. III,  25.  238.  262.  296.  346  ff.;  t.  IV,  67.  —    Will.  Gemm.  l.VJI  cap.  24. 
»  Ord.  Vüal.  t.  m  S.  345. 


r.  Dl  BLÖTB, 


1  Spanier    erinnert  worden  sein. 

L,  I^iduin  und  Godebildis,  nicht  von  ähn- 

.i,«n?     Müssen  nicht  BalduJn  und  Gode- 

.:;   ;u  ihrer  Umgebung   gesprochen  haben 

iLjuni  1      Nachricht    von    diesem    Grofsvater 
•ácn  Fall  in  die  Menge  der  lothringischen 

.  '-"ntersuchung  führte  uns  zu  einem  Vor- 
iiL  l'oëni.  In  Roger  von  Toeni,  dem  Gro&- 
i.iicn  wir  eine  Persönlichkeit  kennen,  deren 

_  I  jiij;  finden  in  einigen  Zügen  des  Schwan- 
.[■.ii  Grofsvaler  Balduins  und  seiner  Brüder 
.:rj:ieruDg  der  Toëni  —  denn  von  Balduins 
-.-  1  »ir  jetzt  wohl  absehen  —  war  also  der 
1.  ioende  Kraft  der  wunderbaren  Verhältnisse 
.ili:.  Und  wenn  dem  so  ist,  so  mufs  Roger 
i.m  ïu  schaffen  gehabt  haben.  Denn  der 
Sage  vom  Schwanritter  ein  Haupimoment. 
•ik-  die  ganze  Herkunft  unbemerkt  vorüber- 
lii-  Clironistik  des  ii.und  12.  Jbds,  schweigt 
■!il  dem  Roger  verbunden  war,  ebenso  wie 
-,  1 2.  Jhds-,  mit  einer  einzigen  Ausnahme, 
.iijlirt  über  die  wunderbare  Herkunft  Gott- 


\ 


fe  .Jkwei  Zeitschrift  21,  177  ff.  auf  zwei  Stellen  bei 

;^uii'scn,   in  welchen  die  Toöni,   die  seit  der 

■  iigo  Grundbesitzer   in  England  waren,    mit 

uiit  Rittern,    die  Schwan  hiefsen,    in  Ver- 

...11.     Ich   bringe   diese  Stellen  noch  einmal 

,  ïi  das  Vorhergehende  in  ein  anderes  Licht 

o.'h    selbst    heraus,    namentlich    die    zweite, 

.;i.-\l«Ucn,    als  mir  in  dem  früheren  Artikel 

I,-  Stelle  —  sie  ist  vom  J.  ijoo  und  findet 

loa  vorzugsweise  heraldischem  Inhalt,    das 

charakterisiert,    die  mit  Edward  I.  im  Juli 

i.li  Schottland    mitmachten  —  besagt    von 

ii  lier  leinte  des  Geschlechtes),  dafs  dieser 

Kühlung  "gut   zeige,    dafs  er  vom  Schwan- 

,:i    diesem   Passus   wohl    ohne  weiteres  ent- 

.h^mW  tut«  •'  blancUes  alelíes, 
to,.»  W**«  el  laniere  blínclie 
JkMtt  »  1»  vínníillí  manche 
K«  It  «M  lia  cnevilier  n  eigne' 

H.  H.  NicoUi,    Th,  Sugi  of  Carlav-^rc.i, 

LondoB  iBii,  S.  41.  Vgl.  ebd.  S.  369  f. 


DER   HISTORISCHE  SCHWANR1TT£R.  53 

nduneiiy    dais   nicht  blofs  der  anglonormannische  Dichter,    der  als 
Augenaceuge  berichtet,  meinte,  der  Tony,  von  dem  er  spreche,  leite 
seine  Herkunft  ab  von  dem  sagenhaften  Grofsvater  Gottfrieds  von 
Boaiilon.    Auch  dieser  Tony  selbst,  so  scheint  es  nach  den  wenigen 
Zeilen   des  Gedichts,    mufs   der  Ansicht  gewesen  sein,    er  stamme 
von  dem  in  den  Liedern  gefeierten  Helden.     £r  galt  nach  eigner 
und   anderer  Meinung   für   einen  Nachkommen    des  Schwanritters. 
Aber   zu    keiner  Zeit   hatte   sich  einer   der  Barone  von  Tony   mit 
einer  Tochter  aus  dem  Hause  Boulogne   vermählt,   wodurch   sich 
die  Herkunft    erklären    liefse,    wie    sich    aus    der  Genealogie    des 
Hauses   Boulogne    leicht   ergiebt     Gleichfalls    mit   keiner  Tochter 
aus  den  Häusern  Brabant  oder  Qeve,   obgleich   diese  und  andere 
Häuser  für  diesen  Zeitraum  noch  nicht  in  Frage  kommen  können. 
Dafs  die  Tony,    weil   Godehilde   sich   mit  Balduin  von  Boulogne 
vermählte,   sich  dadurch  die  Abstammung  beigelegt  haben  sollten,^ 
ist  deshalb  nicht  anzunehmen,   da  in  keinem  Lande  die  ehelichen 
Verbindungen   durch   die  Erblassungen   und  Schenkungen  urkund- 
lich so  fest  bewahrt  blieben  und  dadurch  Recht  oder  Unrecht  auf 
einen  Titel  so  festgehalten  wurde  als  bei  den  Normannen  in  Eng- 
land.   Auf  dem  Kontinent  sieht  man  die  Abstammung  vom  Schwan- 
ritter  oder   von  Karl  dem  Grofsen   nur   dann  auf  ein  Geschlecht 
übergehen,  wenn  wirkliche  Verwandtschaft  bestand.    Einen  Schwan 
im  Wappen   hatten   die  Tony   seit  dem  Aufkommen  der  erblichen 
Wappen  nicht,^  wodurch  sie,  wie  die  Bohun  in  England  im  14.  Jhd., 
zu   der    Abstammung   gelangt   sein    könnten.     Aus    unserer   Stelle 
wurde   also   dieses   folgen:    die  Herkunft  der  Tony  geht  nicht  auf 
Gottfrieds   sagenhafte  Abstammung   zurück;    es   bestand    ursprüng- 
lich  unabhängig   von  Boulogne   und  Gottfried   bei  den  englischen 
Tony  eine  verwandtschaftliche  Beziehung  zu  einem  Schwanritter  in 
irgend  welcher  Gestalt;    im  Laufe    der  Zeit    verblafste   die  richtige 
Vorstellung    davon    in    der  Familie,    die    Erinnerung    aber    blieb; 
diese  Erinnerung  lebte  wiederum  auf,  als  Gottfrieds  Grofsvater  zu 
dem  gefeierten  Ritter   gemacht  ward,    und  es  allmählich  dann  für 
ruhmvoll   galt,   von  diesem  Schwanritter  abzustammen.  —  So  weit 
die  Deutung  aus  der  Stelle  von  1300.  — 

Die  zweite  Stelle  findet  sich  bei  Matthaeus  Paris  in  der 
Lebensbeschreibung  der  Aebte  seines  Klosters,  die  er  um  1250 
aasarbeitete.  Bei  Leofstan,  dem  12.  Abt  von  St.  Alban  (nach 
104Ò — 1064),  wird  erzählt,^  wie  dieser  Wege  zum  Kloster  anlegen 


*  G.  Paris,  Romania  26,  581. 

'  Sie  führten  einen  roten  Aermel  in  Silber. 

*  Ed.  Guill.  Wats,  London  1639,  S.45  f.  Durch  H.  Th.  Riley's  Ausgabe 
^^^  Gesta  Abbatum  Monasterii  Sancii  Albani  a  Thoma  H^aising^ham  Vol.  1, 
p  ■  ?•  793 — 1290,  London  1867,  in  welcher  der  Herausgeber  den  dem  Matth. 
y^  gehörigen  Teil  nach  Cott.  Ms.  Nero  D.  I  bezeichnet,  auch  mit  steter 
..  ^Idchung  von  Wats*  Ausgabe,  ist  für  unseren  Zweck  ein  Hinweis  auf 
,'^se  handlichere  Ausgabe  genüt^end.  Der  uns  angehende  Teil  findet  sich 
«^«IbstS.  39-41.       ^         ^      ^ 

^•ilKllI.  1  RIO.  PliiL  XXV.  t 


34  J.  9.  D.  BLÔTSy 

liéis   nnd,   damit  die  Frommen   mibehelligt   das  Kloster  besuchen 
konnten,  einem  sehr  tûditigen  Krieger  Tumothns  und  dessen  Ge- 
nossen Waldef  und  Hiorman  auftmg,  mit  ihren  Lenten  die  dichten 
Wälder  des  Klosters  von  wilden  Tieren  nnd  Räubern,   die  sich  in 
grofser  Zahl  dort  aufhielten,  zu  säubern,  dem  Tumothus  und  den 
beiden  Genossen  aber  dafür  den  Hof  Flamstude  um  einen  geringen 
Preis  abtrat;  wie  die  Krieger  und  danach  ihre  Erben  dem  Auftrag 
treu   nachkamen,    bis   zur  Zeit   der  Eroberung;    wie  sie   sich  aber 
alsdann   dem   normannischen   Regiment   nicht   fugen    wollten    und 
lieber   den   Besitz   aufgebend   sich   unbezwungen   in   den  Wäldern 
festsetzten   und   den  Normannen   durch  Mord   und  Brand    allerlei 
Schaden    zufügten.     ^Sfd  prosperante  Rege  memorato   (sc.  Willelmo), 
omnes  vel  ad  pacem  qua  lern  qualem  r edier unt^  vel  capti,  sicut  sequens  nar» 
ratio  declarabit,  perierunt,     Veruntamen  quidam  noòi/is,    'Roger us   de 
Thon  i*   nomine,    cui  successit  in  sortem  distrihutionis  lUud  manerium, 
nolm't  jus  Sancii  Albani  auf  erre,  et  servitium  praedictum  strenue  adim' 
plevit*    Und  nun  folgt  der  für  uns  wichtige  Passus.    Œrat  enim  in 
armis  clarissimus,  et  genere,  natione  Normannus  ;   ab   Ulis  famos  i  s 
militibus    trahens  propaginem,    qui  a  Cygni  nomine   iníitU' 
I  an  tur.     Sed  haec   suo   loco  pienius   conscribentur*  —    Nach    dieser 
Mitteilung  über   das  Verhältnis   zwischen  Flamstead  und  St  Alban 
giebt  der  Autor  noch  eine  kurze  Bemerkung  über  den  Abt  Leofstan 
(die    Erwirkung    von    Privilegien    durch    die    Freundschaft    König 
Edwards,   den  Tod  des  Königs  und  des  Abtes),    in  Riley's  Aus- 
gabe 6  Zeilen. 

Ich  habe  die  Stelle  etwas  ausführlicher  gegeben,  damit  der 
Leser  sich  bei  der  folgenden  Auseinandersetzung  ein  selbständiges 
Urteil  bilden  kann.  Denn  die  Vitae  Abbatum  des  Matthaeus  París 
beruhen  für  die  älteren  Aebte  auf  einer  Rolle,  die  früher  Adam 
dem  Kellermeister,  einem  hochangesehenen  Bruder  des  Klosters,  an- 
gehört hatte,  welcher  schon  1138  als  Mönch  St.  Albans  vorkommt 
und  zur  Zeit  des  20.  Abtes  (Warin  de  Cantebrugge  11 83 — 1195) 
zu  den  Gestorbenen  gehörte.*  Wir  haben  jetzt  zu  entscheiden,  ob 
die  soeben  gegebene  Charakteristik  des  'Rogerus  de  Thoni*  sich 
schon  auf  der  älteren  Rolle  befand  oder  ob  sie  erst  von  Matthaeus 
Paris  eingefügt  worden  ist. 

Wats,  der  erste  Herausgeber  der  Vitae,  konnte  zu  seiner  Ausgabe 
von  1639  drei  Hss.  benutzen.  Von  diesen  ist  jetzt  eine  verschollen. 
Von  den  beiden  erhaltenen  gehört  die  eine  (Brit.  Mus.  Cott  Nero 
D.  I)  dem  13.  Jhd.  an,  die  andere  (Brit  Mus.  Cott.  Claud.  E.  IV)  dem 
14.  Jhd.2  Die  verschollene  Hs.,  die  zur  Zeit  des  Wats  im  Besitz  des 
gelehrten  Spelman  war,  hat  bei  den  ersten  Aebten  mehreres  nicht,  was 
sich  in  den  beiden  anderen  Hss.  findet.  Nun  hat  sowohl  Ms.  Spelman 
als  Cott  Nero  D.  I  am  Anfang  die  Bemerkung  'Secundum  antiquum 
Rotulum  Bartholomaei  Qerici:  qui  cum  Domino  Adam  Cellarario  diu 


«  Rüey,  a.  a.  O.  Pref.  1 1  S.  XIV  ff. 

*  Th.  D.  Hardy,  Descriptive  Catalogue,  Vol.  Ill,  London  1871,  S.  141. 


DBR  mSTORISCHS  SCHWANRITTER.  35 

futraU  servüns  «,  et  ipsum  rotulum  sibt  retinuit,  de  scriptis  suis  hoc 
solum  eligens\^  Daher  kommt  es  Wats,  der  in  seiner  Ausgabe  das- 
jenige,  was  in  Ms.  Spelman  nicht  gefunden  wird,  eingeklammert 
hat,  mid  nach  ihm  auch  Riley,  dem  Herausgeber  der  Gesta  Ahbatum 
Sl  Albani  Walsinghams,  wahrscheinlich  vor,  dafs  die  Hs.  Spelman 
sich  in  der  älteren  Partie  näher  als  die  anderen  Hss.  an  die  alte 
Rolle  anschlofs.  Von  allem,  was  sich  nun  beim  Abt  Leofstan  in 
den  anderen  Hss.  findet,  fehlte  in  dem  Ms.  Spelman  nur  der  Satz 
*Sid  haec  suo  loco  plenius  conscrihentur^  am  Schlufs  des  Kapitels 
über  die  ursprüngliche  Beziehung  zwischen  Leofstan  und  Flamstead. 
Dieser  im  Ms.  Spelman  fehlende  Zusatz  bezieht  sich  aber  auf  die 
£rzählung  von  der  Empörung  der  Engländer  gegen  den  Eroberer 
und  ihrer  Niederwerfung,  wie  sich  aus  der  Vita  des  folgenden 
Abtes  Frethericus  ergiebt,  denn  von  dieser  in  der  ed.  Riley  5  Seiten 
umfassenden  Erzählung  (S.  44 — 49)  ist  wiederum  im  Ms.  Spelman 
nicht  die  Rede.  So  dafs  nach  dem  vermutlichen  Verhältnis  der 
handschriftlichen  Ueberlieferung  die  Vita  des  Abtes  Leofstan  schon 
auf  der  alten  Rolle  stand,  und  zwar  —  mit  einer  kleinen  Ab- 
weichung durch  den  Zusatz  *Sed  haec  etc.'  —  in  der  Gestalt,  wie 
sie  Matthaeus  Paris  bietet  Und  somit  auch  die  Charakteristik 
Rogers  von  Thoni,  da  der  Einschalter  des  *Sed  haec  etc'  diesen 
Passus  erst  nach  der  Charakteristik  setzte,  d.  h.  an  das  Ende  des 
Kapitels,  während  der  Zusatz  doch  faktisch  hinter  die  Mitteilung 
von  dem  Aufenthalt  in  den  Wäldern  um  Flamstead  hingehört. 

In  die  gleiche  Richtung  weist  eine  Prüfung  des  überlieferten 
Textes,  der  von  Leofstan  und  im  besondern  von  der  Herkunft 
Rogers  von  Thoni  handelt 

I.    Matthaeus  Paris  sagt  in  seiner  Historia  major,   dafs  König 

Edward   1066  */«  vigilia  Epiphaniae  Domini,  feria  quinta,  pro  regno 

ttmporali  commutavit  aetemum\    Obgleich  es  nun  in  den  Vitae  heifst, 

dafs  der  Abt  Leofstan  *  biennio  ante  Conquaestum\   also   1064,    und 

'annis  duodecim  et  amplius^^  vor  dem  Tode  seines  Nachfolgers  (1077), 

d.h.  vor  1065,  stirbt,    lassen    die   Vitae  ihn  trotzdem    *cito  posi*^ 

nach  König  Edward,  also  1066,  aus  dem  Leben  scheiden.  Und  dieser 

Widerspruch  ist  um  so  auffallender,  als  die  Vitae  Ahbatum  als  eine 

Ergänzung  zur  Historia  major  bestimmt  waren  und  ursprünglich  in 

den  gleichen  Band  mit  dieser  aufgenommen  werden  sollten.*     Wir 

lenien  daraus,   dafs  diese  Daten  nicht  das  selbständige  Werk  von 

Matthaeus  Paris  sind  und  dafs  er  sie  unrevidiert  aus  einer  anderen 

Arbeit  aufnahm:  diese  andere  Arbeit  war  aber  nach  der  Bemerkung 

in  zwei  Hss.  die   alte  Rolle  Adams   des  Kellermeisters.     Für   uns 

aber  ist  von  Wichtigkeit,  dafs  dieser  Widerspruch  beim  Abt  Leofstan 

begegnet,  in  dessen  Leben  sich  der  Passus  von  dem  Thoni  findet. 

2.  Das  einzelne,  was  bei  Leofstan  von  dem  Verhältnis  zwischen 

dem  Kloster  St  Alban    und    dem   Hof  Flamstead   berichtet   wird, 

^  Riley,  a.  a.  O.  S.  4.   Vgl.  ebd.  S.  XIV. 

'  ebd.     S.44.        »  ebd.  S.41.        *  ebd.  S.XIf.     . 


36  J.  F.  D.  BLÖTE, 

mufs  auf  mündlicher  Klostertradition  beruhen,  es  kann  nicht  aus 
zeitgenössischer  Aufzeichnung  oder  aus  Urkunden  hervorgegangen 
sein.  Darauf  weist,  dafs  sowohl  die  Namen  des  Tumothus  und 
seiner  Genossen,  die  kurz  vor  der  Eroberung  Flamstead  besafsen, 
als  auch  das  Kloster  St.  Alban  als  frühere  Eigentümer  Fiamsteads 
im  Domesdaybook  fehlen.  Ferner,  dafs  Rogerus  de  Thoni  als 
erster  normannischer  Besitzer  Fiamsteads  aufgeführt  wird,  statt 
Radulf  US  de  Thoni,  wie  das  DB.  angiebt.*  Endlich  die  allge- 
meine Erscheinung,  dafs  die  älteren  Aebte,  unter  welchen  auch 
Leofstan,  ohne  Regierungsjahre  behandelt  werden,  wahrend  erst 
nach  der  Zeit  der  Eroberung  die  Daten  eintreten  ;  wir  sahen  soeben, 
wie  zweifelhaft  noch  die  Zeitangabe  des  Antritts  der  Verwaltung 
durch  Leofstans  Nachfolger  war.  Nun  war  allerdings  niemand  mehr 
als  Matthaeus  Paris  in  der  Lage  sich  das  meiste  und  zuverlässigste 
historische  Material  zu  verschaffen.  Das  Kloster  war  ein  Centrum 
geschichtlicher  Bildung  der  damaligen  Zeit  und  Matthaeus  Paris 
der  Mittelpunkt  in  diesem  Centrum.  Eine  reiche  Bibliothek  stand 
ihm  zur  Verfügung.  Er  überragte  seine  Zeitgenossen  an  Kennt- 
nissen und  in  der  Kunst  die  Ereignisse  ansprechend  mitzuteilen. 
Mit  den  Grofsen  seiner  Zeit  stand  er  in  lebhafter  Beziehung.  Aber 
schon  vor  Matthaeus  wurde  im  Kloster  St.  Alban  schridstellerisch 
Tüchtiges  geleistet,  und  durch  seine  Historia  major  haben  wir  einen 
Einblick  in  die  Methode  seines  Schaffens:  bedeutend  ist  Matthaeus, 
wo  er  als  Berichterstatter  des  Selbsterlebten  auftritt,  oder  wo  er 
aus  dem  Urkundenschatz  mitteilt;  für  die  ältere  Zeit  copiert  er 
eine  vorhandene  Chronik,  nennt  den  Namen  ihres  Verfassers  nicht, 
betrachtet  sie  vielmehr  als  klösterliches  Eigentum,  macht  aber  Zu- 
sätze, die  er  wiederum  anderen  Quellen  entnimmt.  —  Nun  gab 
es  vor  seinen  Vilae  eine  alte  Rolle,  die  von  den  ältesten  Aebten 
handelte,  zwei  Hss.  weisen  mit  ausdrücklichen  Worten  auf  die  Be- 
nutzung derselben  hin;  von  der  Entwicklung  des  Verhältnisses,  das 
einst  zwischen  Flamstead  und  St  Alban  bestand,  war  zur  Zeit  des 
DB.  schon  nichts  mehr  urkundlich  bekannt  Es  liegt  also  auf  der 
Hand,  dafs  die  alte  Rolle  die  mündliche  Ueberlieferung  schon  ver- 
zeichnet hat  und  somit  auch  die  Mitteilung  über  den  Thoni  ent- 
hielt, die  notwendig  zu  dieser  mündlichen  Ueberlieferung  ge- 
hörte. — 

3.  In  Verbindung  mit  diesem  allgemeinen  Charakter  der  Viia 
Leofstans  hat  nun  ein  spezieller  Zug  in  dem  uns  näher  angehenden 
Passus  besondere  Bedeutung:  die  in  der  Charakteristik  Rogers 
(1.  Radulfs)  von  Thoni  gegebene  Vorstellung  von  der  Herkunft  ist 
im  Widerspruch  mit  den  Anschauungen,  die  um  die  Mitte  des 
13.  Jhds.  in  der  litterarischen  Welt  und  bei  den  Tony  um  1300 
über  den  Schwanritter  herrschten  und  demnach  auch  im  Wider- 
spruch mit  dem,  was  wir  von  Matthaeus  Paris  voraussetzen  müssen. 
Sie  ist  —  und  darin  liegt  ihre  besondere  Bedeutung  —  überhaupt 


^  Zuchr.  21,  179  f. 


DBR  HISTORISCHE   SCHWANRITTER.  37 

im  Widerspruch   mit  einer  Auffassung,    die  von  dem  Schwanritter 
der  Sage  ausgeht 

*AÒ  Ulis  famosis   tnilitihus   trahens  propagìnem,    qui  a  Cygni 
nomine    iniitulantur^      Es    heifst    nicht,     dafs    der    erste    nor- 
mannische Besitzer  Flamsteads    von    einem    berühmten  Vorfahren 
stammte,    sondern   er   leitete   seine  Herkunft  ab  von  einer  Gruppe 
berühmter  Ritter.     Und   der  Wortlaut   des   'militibus,   qui  a  Cygni 
nomine  intiiulantur^  weist  an  sich  nicht  auf  Ritter,  die  einst  Schwäne 
waren,    wie    man    sich    die   Sache    zurechtlegen   möchte,    sondern 
auf  solche,   die   eben   aus  irgend  einem  Grunde  'mit  dem  Namen 
des  Schwanes   genannt,   bezeichnet,    betitelt,   angeredet   werden V 
analog   etwa   einem   ^^miliiibus,   qui  a  Pianiagenisiae   nomine  intitu- 
lantur^   für   die   englischen   Könige    aus   dem   Haus   Anjou.     Und 
doch  mufs  auch  in  England  zur  Zeit  des  Matthaeus  Paris  der  Stoff 
vom  Schwanritter   verbreitet   gewesen   sein,    und  mufs  es  auch  da 
fur   eine   besondere  Ehre  gegolten  haben,   sich  von  dem  wunder- 
baren Ursprung  nennen  zu  können,   wie  aus  unserer  ersten  Stelle 
und  aus   der  Aufnahme   der  Herkunft  im  Geschlecht   der  Bohuns 
um   oder   nach    1300   hervorgeht,    und    nicht    anders    möglich    ist 
durch  die  Berührungen   zwischen   anglonormannischer  und  franzö- 
sischer   litterarischer   Bildung.     Von    mehreren   Schwanrittern   im 
Sinne  der  Sage  war  damals  nichts  bekannt:    die  Entstehung  auto- 
chthoner   Sagen   in  Brabant   und  Cleve   gehört   späterer  Zeit   an.^ 
Also    der  Wortlaut   des   Passus    schon   macht   es  bedenklich,    den 
Zusatz    dem  Matthaeus  Paris   oder   einem   solchen  Vorgänger  des- 
selben zuzuschreiben,   der  zur  Blütezeit  der  Sage  lebte,  als  hätten 
sie  im  allgemeinen  Sinn   die  Herkunft   vom  Schwanritter  der  Sage 
bezeichnen   wollen   und   unter   den  berühmten  Rittern  Helyas  und 
seine  Brüder  verstanden.     Dazu  kpmmt,    dafs  Matthaeus  in  seinen 
anderen  Werken  kein  Wort  verliert  über  die  alsdann  gleiche  Her- 
kunft Gottfrieds  von  Bouillon  und  die  der  Königin  Mathilde,  wäh- 
rend er  bei  Roger  von  Thoni  den  Zusatz  hätte  für  nötig  erachten 
sollen.     Dafs  Matthaeus  Paris   gerne   alles   berichtete,    was    er  von 
den  Thoni    in   Erfahrung    bringen    konnte,    kann   man    gar   nicht 
sagen:  ein  bei  Wats  vorkommender  und  von  diesem  vermutlich  aus 
Ms.  Spelroan  genommener  Passus  über  einen  Robert  von  Thoteneio, 
der  die   Kirche   *Cellae    de    Bealvero*   gründete   und  1088  starb,^ 
findet  sich  ferner  bei  Matthaeus  Paris  nicht.     Erst  von  den  Thoni 
desi3.  Jhds.,    seinen  Zeitgenossen,    meldet    er    einiges    in   seinen 
beiden  gröfseren  Werken. 

*  Du  Gange  hat  fur  die  Bedeutung  von  *  intitulare^  nur  eine  auf  unsere 
Stelle  passende  Bedeutung:  *  intitular  i^  =  *  titulo  decorar  i\ 

'  Das  Aufkommen  des  clevischen  Schwanritters  a.  a.  O.  —  Auch  die 
Romane  von  Balduin  von  Sebourg  und  dem  Bastard  von  Bouillon  gehören 
^em  14.  Jhd.  an.  Allerdings  spricht  der  Schlufs  der  Elioxe- Version  der  Schwan- 
kinder  davon,  dafs  alle  Brüder  auf  Abenteuer  ausziehen  {La  naissance  du 
Chevalier  au  Cygne,  ed.  H.  A.  Todd,  Baltimore  1889,  8,92).  Die  Angabe 
clieint  mir  aber  eine  Phrase  des  Dichters  zu  sein. 

'  Rilcy,  a.  a.  O.  S.  66. 


38  J.  r.  D.  BLÖTB, 

Wie  man  sieht:  in  Verbindung  mit  der  vermutlichen  hand- 
schriftlichen Ueberlieferung,  mit  dem  altertûmh*chen  Charakter  des 
sonst  über  Leofstan  Mitgeteilten,  kann  Matthaeus  Paris  der  Urheber 
der  Charakteristik  Rogers  (d.  h.  Radulfs)  von  Thoni  nicht  sein.  Die 
Charakteristik  mit  ihren  Rittern  *qui  a  Cygni  nomine  iniitulaniur^ 
scheint  einer  Zeit  anzugehören,  da  eine  andere  Auffassung  als  die 
unserer  Sage  bestand. 

1138  war  Adam  der  Kellermeister,  der  Besitzer  und  wahr- 
scheinlich auch  Verfasser  der  alten  Rolle,  schon  Mönch  des  Klosters 
St  Alban.  Zum  letzten  Male  wird  er  11 66  handelnd  erwähnt  1 
und  unter  dem  20.  Abt  (i  183  — 11 95)  werden  Vorschriften  ge- 
geben zur  Feier  des  Erinnerungstages  seines  Todes.  Während 
seines  Lebens  —  obgleich  von  ihm  vielleicht  unbemerkt  —  geht 
die  litterarische  Entwicklung  der  Sage  vom  Schwanritter  vor  sich. 
In  dem  ersten  Decennium  seines  Klosterlebens  und  noch  manches 
Jahr  nachher  war  die  Welt  noch  nicht  voll  von  dem  Grofsvater 
der  drei  Brüder,  am  allerwenigsten  in  England,  obgleich  doch 
damals  das  einzige  Kind  eines  der  drei  boulognischen  Brüder, 
Mathilde,  die  Gattin  König  Stephans,  auf  dem  englischen  Thron 
safs.  Erst  um  die  Mitte  des  Jahrhunderts,  eher  später  als  früher, 
tritt  der  Stoff  von  den  Vorfahren  Gottfrieds  von  Bouillon  in  die 
französische  Litteratur  ein  und  mag  darauf  bald  nach  England 
gelangt  sein.  Da  also  die  Sage  von  dem  Grofsvater  Gottfrieds 
erst  nach  1 1 50  in  England  aufgetreten  sein  kann,  und  die  Familie 
Toêni  durch  die  Nähe  Flamsteads  und  das  Verhältnis,  das  zwischen 
Flamstead  und  St.  Alban  einst  bestanden  hatte,  im  Kloster  be- 
sonders bekannt  war,  so  hätte  Adam,  falls  die  Herkunft  der  Toeni 
im  Sinne  der  continentalen  Sage  erst  mit  dieser  aufgekommen 
wäre,  doch  eine  längere  Periode  erlebt,  in  welcher  die  Toeni 
keinen  Ahnherrn  dieses  Charakters  kannten.  Da  femer  die  Toeni 
in  der  zweiten  Hälfte  des  Jhds.  allem  Anschein  nach  der  Herkunft 
gar  keine  Bedeutung  beilegten  —  denn  beim  Aufkommen  der 
erblichen  Wappen  nahmen  sie  nicht  einen  Schwan,  sondern  einen 
Aermel  als  unterscheidendes  Zeichen  an  — ,  so  kann  der  Verfasser 
der  Rolle  nicht  durch  die  festländische  Sage  oder  durch  die  zeitge- 
nössischen Toeni  beeinflufst  worden  sein.^  Und  schliefslich  :  da  wir 
in  der  Vita  Leofstans  nur  mündliche  Klostertradition  constatierten, 
so  beruhen  demnach  auch  die  Worte  ^qui  a  Cygni  nomine  iniiiu" 
lantur*  auf  mündlicher  Ueberlieferung.    Und  so  können  diese  Worte 


1  ebd.  S.  182. 

'  Aufserdem  scheint  die  alte  Rolle  anfangs  nur  bis  zu  dem  Tode  des 
15.  Abtes  (Richard  1097 — m 9)  gereicht  zu  haben,  weil  das  Ms.  Spelman 
—  zu  urteilen  nach  Wats*  Bezeichnungen  —  nur  bis  zur  Regierung  dieses  Abtes 
Auslassungen  hat.  Die  Abfassung  der  ersten  Viteu  düríie  also  in  die  erste 
Klosterzeit  Adams  fallen,  vermutlich  unter  den  16.  Abt  Gaufndus  (1119 — 1146). 
Nachher  wird  Adam  Fortsetzungen  gemacht  haben,  die  seinem  Ms.  hohen  Wert 
verliehen.  Auf  ihn  als  Autor  weist  vielleicht  auch  der  ausführliche  Bericht 
über  die  Küche  imter  dem  soeben  genannten  Abt  Gaufridus  (Riley,  a.  a.  O. 
S.  73  ff.). 


I>BR  mSTORISCHB  SCHWANRITTBR.  39 

leloe  andere  Bedeutung  haben,  als  dafs  nach  eben  dieser  Ueber- 
lieferung  der   erste  normannische  Besitzer  Flamsteads  sich  verwandt- 
schaftlich   za    den  Rittern  rechnete,   die  aus  irgend  einem  Grunde 
'Schwan'    hiefsen    und    durch    ihre   Tapferkeit   unter   dem   anglo- 
normannischen    Adel   einen  besonderen  Ruf  hatten.     Nun   liebten 
die  Norman  neu  Zunamen.    Häufig  spottend.    Hugo  von  Âvranches 
nannte  man   «Wolf»,    Radulf  von  Gacé  'Eselskopf' 2,    Wilhehn  von 
Poitiers    sogar     *  Wergkopf*  3,    Herbert  I.   Graf  von   Maine    f   1036 
•Hundewecker '4   u.s.w.   Vergleichen  wir  aber  die  Plantagenets,  so 
kann  das    *a    Cygni  nomine^  nichts   anderes    besagen    wollen,    als 
dais  der    erste    englische  Toêni   von   Rittern   abstamme,    die   sich 
dardi  ein  Schwanzeichen  von  anderen  unterschieden  und  dadurch 
•Schwan*    hiefsen.     Vermutlich    führte    er   mit    seinen  Leuten    auf 
seinen  vielfachen  Kriegszügen  dieses  Zeichen  auch  selbst,^  und  war 
dies  die    Ursache,    dafs    die   Ueberlieferung    in  St.  Alban    gerade 
diese  Eigentümlichkeit  bewahrte   und  hervorhob.     £s  war  also  ein 
Fall,  wie  bei  Thomas  von  Woodstock  t  I397  und  Humphrey  Plan- 
tagenet t  1446»  die  nach  ihrem  Abzeichen  (badge)  Schwan  genannt 
wurden,^  und  andere  anders.*^  —  So  aufgefafst,  bewahrte  die  noch 
zur  Zeit    König   Stephans   (11 35 — 1154)    oder  vielleicht  zur   Zeit 
Heinrichs  II.  (1154 — 11^9)   entstandene  Rolle   eine   ursprüngliche 
Bezeichnung  für  die  Toêni,  die  allmählich  verloren  gegangen  war.^ 
Sollte    ich   etwa  zuviel   aus  den  Stellen   von  1300  und  1250 
geschlossen  haben? 

Da  greift  nun  zu  endgültiger  Entscheidung  nicht  nur  dasjenige 
ein,  was  wir  von  Roger  dem  Spanier  wissen,  sondern  in  erster 
Linie  das  Hauptresultat  unserer  Untersuchung  in  den  vorangehenden 
Abschnitten.  Dieses  liefs  uns  —  wir  dürfen  von  Balduins  zweiter 
Gemahlin,  der  armenischen  Prinzessin,  absehen  —  keinen  anderen 
Weg   offen,    als   dafs   von  Roger  dem  Spanier  die  Sage  von  dem 


^  Pluquet,  Roman  de  Ron,  t.  II  S.  242  Anm.  2.       *  ebd.  S.  252  Anm.  2. 
»  ebd.  1. 1  S.  115.         *  Ord.  Vital,  1. 11  S.  102.  252. 

*  Eine  ähnliche  Auffassung  hatte  vor  75  Jahren  Aug.  Thierry,  als  er 
den  neuen  Besitzer  Flamsteads  mit  einem  Schwan  auf  dem  Schild  sein  Gut  in 
Bcsitr  nehmen  läfst    Hist,  d.  l.  Conquête  de  l* Angleterre  t.  II  S.  23  (ed.  1839). 

•  Für  Thomas  von  Woodstock:  *Thorw  the  bush  a  swan  was  sclayn* 
[Political  Poems  and  Songs,  ed.  by  Th.  Wright,  Vol.  I,  London  1859,  p.  363); 
'The  Swan  ff'ailed*  (Richard  the  Redeless,  ed.  by  W.  Skeat,  Oxford  1886, 
Vol.1  p.  617)  a.  s.  w.  —  Für  Humphrey  Plantagenet:  'The  Swanne  is 
goone*  {Political  Poems  o.  c.  Vol.  II,  1 861,  p.  221). 

^  ebd.  an  anderen  Stellen. 

"  Ich  habe  bei  dieser  Untersuchung  eine  Stütze  nicht  berücksichtigt,  da 
sie  sich  in  zweierlei  Weise  deuten  läfst  und  ihre  Documentierung  erst  spät 
auftritt.  Roger  der  Spanier  hatte  noch  einen  zweiten  Sohn,  Robert,  welcher 
als  Robert  von  Stafford  der  Begründer  des  Geschlechtes  der  Stafford  wurde. 
Edward  von  Buckingham  nun,  Herr  von  Stafford,  nannte  sich  ca.  1500 
'lineally  descended*  von  Helyas  dem  Schwanritler.  Als  die  Staffords  von 
Stafford  einen  Helmschmnck  annahmen  (das  älteste  uns  erhaltene  Siegel  ist 
allerdings  erst  v.J.  1403,  wie  Hr.  E.  Maunde  Thompson  vom  Brit.  Mus.  mir 
gütigst  berichtete),  war  derselbe  ein  Schwan.  —  Eine  Studie  über  den  Schwan- 
ntter  in  englischen  Häusern  hoffe  ich  nächstens  vorlegen  zu  können. 


40  J.  F.  D.  BIATBv 

Grolsvater  der  drei  boalogniscfaen  Brader  ihren  Ausgang  nahm.  In 
den  Beriditen,  die  von  diesem  Roger  handehi,  &nden  wir  freilich 
keinen  Sdiwan  erwähnt  Aber:  wenn  die  energische  That  des  ver- 
wegenen Mannes,  die  ihm  die  Gattin  und  bei  den  Zeitgenossen 
and  Chronisten  den  Namen  des  Spaniers  einbrachte,  ihre  Ent- 
sprechung findet  in  charakteristischen  Zögen  des  Schwanritters 
der  Sage;  wenn  dieser  Roger  der  Grofsvater  ist  der  God^ilde  von 
Toêniy  wie  der  Sdiwanritter  der  Grodsvater  Baldoins  von  Boulogne; 
wenn  die  Sage  keine  Erinnenmg  oder  Modifizierong  einer  vor- 
gottfriedischen  lothringischen  Landes-,  Familien-  oder  Volkssage 
sein  kann;  wenn  der  erste  Kreozzog  eine  Zeit  der  Err^^ng  heraof- 
brachte,  in  welcher  aas  anklar  aufgenommenen  Vorstellungen  ein 
sagenhaftes  Gebilde  ein  üppiges  Wachstum  finden  konnte:  so  folgt 
schon  daraus,  dais  Roger  der  Spanier  das  Urbild  des  Sdiwanntters 
war,  und  legt  es  den  Schlufs  nahe,  dafs  Roger  etwas  mit  einem 
Schwan  zu  schaffen  hatte.  Wenn  Dun  gar  in  einem  von  Matthaeus 
Paris  fortgesetzten  Werk  berichtet  wird,  dafs  der  erste  Besitzer 
Flamsteads,  der  wie  wir  wissen  der  Sohn  des  Spaniers  war,  seinen 
Ursprung  von  Rittern  ableitete,  'cut  a  Cygm  nomine  vUihiiantur\  und 
dafs  mehrere  Anzeichen  darauf  schliefsen  lassen,  dafs  diese  Aussage 
sich  auf  einer  alten  Rolle  vorfand,  die  zur  Zeit  König  Stephans 
oder  König  Heinrichs  geschrieben  ward;  wenn  femer  ein  Tony  von 
1300  sich  des  Ursprungs  vom  Schwanritter  rühmte  und  kein  Zu- 
sammenhang mit  einem  sonstigen  Geschlecht  vom  Schwamitter  der 
Sage  besteht,  wie  sich  für  Brabant,  Cleve  und  Arkel  nachweisen 
läfst:  so  sehen  wir  unsere  Schlufsfolgerung  bestätigt,  dafs  Roger  der 
Spanier  in  irgend  welcher  Weise  mit  dem  Sdiwan  verbunden  war, 
und  dafs  die  Berufung  der  englischen  Tony  ursprünglich  unabhängig 
von  der  Herkunft  der  drei  boulognischen  Brüder  war  und  bis  in 
die  Zeit  vor  der  Eroberung  hinaufireichte,  wie  auch  der  Passus  des 
Matthaeus  Paris  zum  Ausdruck  brachte. 

So  erhellen  die  Stellen  des  Matthaeus  Paris  und  des  Wappen- 
dichters, die  Berichte  über  Roger  von  Toeni  und  die  Sage  vom 
Schwanritter  sich  gegenseitig  und  greifen  fur  unsere  Erkenntnis 
ergänzend  in  einander  ein.  Die  Erinnerung  an  Godehildens  von 
Toeni  Grofsvater  ist  also  in  der  That  der  Same,  aus  welchem  zur 
Zeit  des  ersten  Kreuzzugs  auf  dem  Kontinent  die  Sage  vom  Schwan- 
ritter hervorsprofs.  — 

Ich  sprach  oben  im  Anschlufs  an  die  Plantagenets  die  Ver- 
mutung aus,  dafs  Roger  und  wohl  auch  sein  Sohn  Radulf  auf 
ihren  Kriegszûgen  sich  und  die  Ihrigen  durch  ein  Schwanzeichen 
unterschieden  oder  ein  Schwanzeichen  führten.  —  Roger  von  Toeni 
war  wie  sein  Sohn  Radulf  ^stgnifer  totius  Normanmae\^  Wir  be- 
gehen also  keinen  Anachronismus,  wenn  wir  annehmen,  dafs  ent- 
weder Roger  in  seinen  Privatunternehmungen  auch  seinen  signifer 

»  Ord,  Vital,  t.  II  S.  401.  n,  121;  WilL  Gemmet  VII,  3;  Roman  de  Rou, 
ed.  Pluqaet,  t.  II  S.  195. 


DER  HISTORISCHE   SCHWANRITTER.  4I 

hatte  oder  dafs  er  und  seine  Leute  an  einem  besondem  Zeichen 
erkennbar  waren.*  Wir  haben  uns  den  Schwan  bei  Roger  von 
Toëni  also  als  ein  Kriegszeichen  vorzustellen. 

Und   auf  einen  Schwan   als  Kriegszeichen   weist   noch    etwas 
Anderes.     Ich   wiederhole    hier   die  Vermutung,    die   ich  schon  in 
dem    ersten   Artikel  S.  158  ff.   als   eine   sehr    berechtigte   angeführt 
habe.     Balduin    von   Boulogne    wurde    vor    seinem    Königtum    an 
einem   besondem  Zeichen,   das  leider   nicht  beschrieben  wird,   er- 
kannt^     Nun   hatte  er  bei   seiner  Fahrt   nach    dem  Orient  einen 
ähnlichen   Zug    angetreten    wie    der    Grofsvater    seiner    Frau;    bei 
beiden   war   der  Zweck  und   das  Ziel   Kampf  gegen   die  Heiden. 
Balduin  war  der  jüngste  Sohn  des  Hauses  Boulogne,  er  hatte  sich 
soeben  erst  mit  der  einzigen  Tochter  der  Toëni  vermählt,  die  ihn 
auf  der  Reise  begleitete,  und  kein  Toëni  nahm  an  dem  Kreuzzug 
teil:    alles  Grund  genug,    das  Zeichen   des   gefeierten  Spaniers  als 
einen  glückanbringenden  Talisman   gleichfalls  als  unterscheidendes 
Zeichen   anzunehmen.     Und   femer:    die  einfache  Erzählung,    dafs 
der  Grofsvater  ein  Schwanzeichen  geführt  hatte,  wäre  wohl  in  den 
bewegten  Zeiten  des  Kreuzzugs  verschollen,  wenn  nicht  etwas  An- 
lafs   gegeben   hätte,   den  Gedanken  daran   in  der  Umgebung   und 
in  weiteren  Kreisen  festzuhalten.    Und  dazu  eignete  sich  vor  allen 
Dingen   ein   sichtbares   Schwanzeichen.     Der  Grund,   weshalb  Bal- 
duin   gerade    dieses  Zeichen   gewählt   hatte,   wurde   gleich  anfangs 
bei   seiner   Umgebung   bekannt.     Und    als   Godehilde    nun    durch 
Siechtum    zurücktrat   und  binnen  einem  Jahre  starb,   war  die  Ver- 
wechslung   zwischen    Balduins    und    Godehildens    Grofsvater    ein 
Leichtes,    wenn   dieselbe   nicht    schon    eingetreten   war.     Dadurch 
erklärt  sich  auch,  dafs  gerade  nur  das  Allgemeine  aus  der  Familien- 
tradition   der   Toëni   festgehalten   wurde:    wie    der   Grofsvater   mit 
seinem    Schwan    rettend   in    dem   Lande   erschien,    der  Witwe   zu 
ihrem  Rechte  verhalf,  die  Tochter  zur  Frau  nahm.     Das  genauere 
Locale    drang    nicht   in  die  Menge,   oder  wurde  bald  spurlos  ver- 
wischt.    Und   so   nahm    der  Stoflf,    als  der  Schwanritter  als  Grofs- 
vater   Balduins   und   nicht    seiner   Gattin    aufgefafst    wurde,    leicht 
lothringische  Färbung  an. 

Dafs  die  normannischen  Chronisten  von  Rogers  Zeichen 
schweigen,  ist  nicht  auffallend.  Wilhelm  von  Poitiers,  der  aller- 
dings der  Einzelnheiten  wenige  bietet,  Wilhelm  von  Jumicges, 
Orderic  Vital ,  Robert  von  Monte  schweigen  sogar  von  den  Zeichen 
und  Farben  der  normannischen  Reichsfahne.  Aus  ihnen  und  den 
sämtlichen  Chronisten  des  12.  und  13.  Jhds.,  Wilhelm  von  Tyrus 
ausgenommen,  erfährt  man  gleichfalls  nichts  von  der  wunderbaren 
Herkunft  Gottfrieds  von  Bouillon  und  seiner  Brüder.  Noch  mehr: 
aus   den   normannischen    Chronisten    vernehmen    wir   über   Rogers 


^  Dais  es  zur  Zeit  der  Eroberung  und  vorher   unterscheidende  Kriegs- 
zâcben  gab,  davon  haben  sich  Berichte  erhalten.    Vgl.  Ztschr.  a.  a.  O.  S.  181, 
*  Albert  von  Aachen  DC,  9.    Wilhelm  von  Tyrus  III,  20, 


42  J.  F.  D.  BLÖTB, 

Fahrt  nach  Spanien  nur,  dais  er  in  Spanien  gewesen  ist  und  dafs 
er  seitdem  den  Namen  des  Spaniers  hatte.  Hätten  wir  den  mit 
Roger  gleichzeitigen  Bericht  Âdemars  nicht,  wir  würden  auch  für 
die  Erlebnisse  Rogers  in  Spanien  vollständig  im  Dunkeln  tappen. 

Und  so  wissen  wir  von  Roger  dem  Spanier  auch  zu  wenig, 
um  feststellen  zu  können,  ob  die  beiden  merkwürdigen  Zuge  der 
späteren  Sage  —  der  Zweikampf  und  das  Verbot  der  Frage  — 
nicht  schon  in  der  Tradition,  die  sich  um  seine  Person  in  der 
Familie  Toeni  entwickelt  hatte,  vorkamen.  Dafs  diese  Zuge  aus 
altertümlichen  Anschauungen  hervorgegangen  sein  müssen  oder  be- 
liebige dichterische  Zusätze  sein  sollten,  ist  ebenso  wenig  notwendig» 
als  dafs  die  Sage  vom  Schwanritter  aus  alten  heidnisch-mythischen 
oder  gar  ursprünglich  totemischen  Anschauungen  hervorgegangen 
wäre.  Nur  in  der  Gestalt,  wie  wir  sie  in  den  Aufzeichnungen  seit 
den  Chansons  kennen  lernen,  sind  sie  uns  auffallend.  Roger  kann 
einen  Zweikampf  in  Spanien  bestanden  haben  und  so  besonders  für 
das  gute  Recht  der  Witwe  ^  eingetreten  sein.  Roger  kann  aus  irgend 
einem  Grunde  auf  diesem  Zuge  oder  sonst  verboten  haben,  nach 
seinem  Namen  zu  fragen,  er  war  ja  zu  Sonderbarkeiten  geneigt. 
Auch  Erlebnisse  verschiedener  Zeiten  können  sich  zu  dem  Gesamt- 
bild vereinigt  haben.  Die  Familientradition  kann  unserer  Sage  in 
diesen  Zügen  schon  ähnlich  gewesen  sein.  Aber  Material  zu  sichern 
Schlüssen  ist  nicht  auf  uns  gekommen.^  — 

Die  Erinnerung  an  den  Spanier  und  sein  Zeichen  machte  in 
der  Familie  Toêni  im  Laufe  der  Zeit  verschiedene  Phasen  durdi, 
die  sich  aus  gewissen  Kennzeichen  bestimmen  lassen.  Unter  seinem 
Sohn  Radulf  IL,  f  1102,  lebte  die  Familientradition  in  ihrer  ganzen 
Kraft,  wie  Roger  den  Namen  des  Spaniers  erwarb,  wie  er  zu  seiner 
Gattin  kam,  mit  welchem  Zeichen  er  damals  und  sonst  auszog. 
Die  Ueber tragung  der  Familientradition  der  Toeni  auf  Balduin 
weist  darauf,  dafs  Balduin  vermutlich  dieses  Schwanzeichen  annahm. 


*  Sie  war  die  Erbin ,   s.  Ztsclir.  a.  a.  O. 

*  Was  ich  in  Ztschr.  a.  a.  O.  S.  183  f.  aufstellte,  waren  Vermutungen. — 
Ob  wir,  um  das  Verbot  der  Frage  und  das  Wegziehen  des  Ritters  zu  ver- 
stehen, an  einen  (oder  zwei)  der  keltischen  Heldensage  entnommenen  ¿^ess  zu 
denken  haben  (Ed.  Wechssler,  Die  Sage  vom  heiligen  Gral,  Halle  1898,  S.  131), 
kommt  mir  angesichts  der  Entstehung  der  Sage  vom  Schwanritter  sehr  un- 
wahrscheinlich vor.  Nachdem  das  Rohmaterial  unserer  Sage  in  die  dichte- 
rische Sphäre  gerückt  war,  konnte  sich  freilich  bei  der  Weiterbildung  manches 
anschliefsen,  und  das  Märchen  von  den  Schwankindern  ist  dafür  ein  charakte- 
ristisches Beispiel,  obgleich  bei  diesem  Märchen  zu  betonen  ist,  dafs  es  durch 
die  Schwäne  etwas  Verwandtes  hatte.  —  Das  Verbot  der  Frage  und  das 
Wegziehen  des  Ritters  lassen  sich  übrigens  verstehen  als  eine  Weiterentwick- 
lung der  lothringischen  Auffassung  von  einer  geheimnisvollen  Ankunft  des 
Ritters:  eine  geheimnisvolle  Ankunft  bedingte  bei  weiterer  Abrundnng  der 
Sage  ein  geheimnisvolles  Wegziehen;  das  geheimnisvolle  Wegziehen  verlangte 
sodann  eine  Motivierung,  und  dafür  lag  die  Verwendung  des  alten  Motivs  auf 
der  Hand,  dafs  ein  wunderbares  Wesen  eine  Frage  nach  seinem  Ursprung 
nicht  gestattet.  Ebenso  entwickelte  sich  nachher,  jetzt  aber  wahrnehmbar, 
der  willkürliche  Zusatz  von  einem  Wiederfinden  des  Ritters.  — 


jmR  HI3TORISCHB  SCHWANRITTER,  43 

Nadb  Radulfs  II.  Sohn,  Radali  III.  f  1126,  muís  eine  allmähliche 
Verdanlclüng  in  der  Erinnerang  eingetreten  sein,  die  bis  nach  der 
Entstehung  der  englischen  Familienwappen  gedauert  hat,  denn 
wäre  in  der  zweiten  Hälfte  des  12.  Jhds.  in  der  Familie  die  Er- 
innerung an  die  Thaten  Rogers  in  voller  Lebendigkeit  gewesen 
wie  im  II.  Jhd.,  oder  hätten  die  Tony  aus  dieser  Zeit  auf  die 
Tradition  mit  dem  Schwanzeichen  besondern  Wert  gelegt,  so  hätte 
das  Geschlecht  wohl  einen  Schwan  in  sein  Wappen  aufgenommen, 
nicht  einen  Aermel.  Die  in  dem  Kloster  St.  Alban  entstandene 
Rolle  verzeichnete  um  11 50  die  Erinnerung  an  das  einst  gefeierte 
Zeichen.  —  Als  nun  die  französische  Dichtung  sich  des  Stoffes 
bemächtigt  hatte,  und  der  Stoff  dann  nach  England  drang,  mag 
auch  zuletzt  bei  den  Tony  wieder  lebendig  geworden  sein,  was 
nur  noch  als  dunkle  Tradition  in  ihrer  Familie  lebte,  d.  h.  dafs 
einst  einer  ihrer  Vorfahren  und  die  Seinen  einen  Schwan  als 
Kriegszeichen  fahrten.  Und  was  Wunder,  dafs  unter  dem  Einflufs 
der  bedeutenderen  Tradition  von  dem  Schwanritter  der  Sage  die 
Erinnerung  der  Tony  sich  der  glänzenderen  Vorstellung  der  Her- 
kunft assimilierte,  als  eine  Folge  der  nur  unklar  fortlebenden  Er- 
innerung an  ihren  einstigen  Vorfahren.  — 

Fur  den  Anfang  der  litterarischen  Entwicklung  der  Herkunfts- 
sage der  drei  Brüder  scheinen  mir  die  Daten  nicht  unwichtig,  die 
wir  durch  Radulf  von  Caen,  Albert  von  Aachen  und  den  Verfasser 
des  Lebens  der  B.  Ida  erhalten.     Der  Keim   der  Herkunft   wurde 
zur  Zeit  des  ersten  Kreuzzugs  gelegt;  nur  für  die  Lothringer  hatte 
es  Bedeutung  sich  gerade  mit  der  Herkunft  Gottfrieds  und  Balduins 
zu  beschäftigen,    und    die   nachherigen  Gedichte   vom  Schwanritter 
verraten    niedcrlothringische    Quelle.     Wenn    nun   um   11 25   Albert 
von  Aachen    die    Herkunft   nicht   erwähnt,    wiewohl    er   nach   pro- 
phetischen Zeichen  für  seinen  Gottfried  spähte,  so  sind  wir  sicher, 
dafs  es  um  diese  Zeit  noch  keine  ausführliche  littcrarische  Behand- 
lung  der  Herkunftssage   gab,   welche   etwaige  Angaben  Alberts   in 
dieser  Materie   hätte   documentieren  können.     Auch   nicht  im  hlg. 
Lande,    wie  Radulf  von  Caen   m  8  zeigt.     Vermutlich  noch  nicht 
um   II 36  in  Lothringen ,  da  ein  Verherrlicher  der  Ida  nach  geeig- 
lictem  Material    ausgeschaut    haben   mufs.     Nach   den  angeführten 
Daten   kann  die  litterarische  Entwicklung  der  Sage  also  frühestens 
in   dem    zweiten  Viertel    des    12.  Jhds.    ihren    Anfang    genommen 
haben.     Es  gab  demnach    in  Lothringen    eine  Periode  mündlicher 
Tradition,   die  mindestens   ein  Vierteljahrhundert,   vermutlich  aber 
länger  dauerte. 

Dies  sind  die  Gedanken,  die  ich  über  den  Gegenstand  vor- 
lege. Ich  glaube  die  Resultate  in  folgenden  vier  Sätzen  zusammen- 
fassen zu  dürfen: 

I.  Die  Sage  vom  Schwanritter  ist  keine  alte  vorgottfricdische 
lothringische  Tradition  oder  ein  Ausflufs  einer  solchen. 


44  J.  y.  I>.  BLÖTB,  DER   HISTORISCHE  SCHWANRITTBR. 

2.  Sie  ist  die  Umbildung  und  Ausschmückung  der  Erlebnisse 
Rogers  von  Toëni,  des  Grofsvaters  der  Godehilde,  welche  die  Ge- 
mahlin Balduins  von  Boulogne  wurde. 

3.  Diese  Umbildung  ist  von  Lothringern  während  und  kurz 
nach  dem  ersten  Kreuzzug  vollzogen  worden. 

4.  Die  französischen  Chansons  bewahren  im  gewissen  Sinn  das 
richtige  verwandtschaftliche  Verhältnis,  nach  welchem  der  Schwan- 
ritter Grofsvater  der  drei  Brüder  war. 


J.  F.  D.  Blöte. 


Berichtigung. 
Auf  S.  1 1  Anm.  2  ist  zu  lesen  Bd.  44. 


lieber  die  Sprache  des  Skizzenbuclies  von 
Yilard  de  Honnecoart. 

In  der  Galerie  Mazarine  der  Nationalbibliothek  zu  Paris  wird 
das    den  Archäologen   und  Architekten   wohlbekannte  Skizzenbuch 
eines   Baumeisters    des    13.  Jahrhs.,   Villard  de  Honnecourt,*    auf- 
bewahrt.   Mit  sicherer  Hand  hat  der  alte  Meister  auf  seinen  Kunst- 
reisen einzelne  Bauteile  berühmter  Kirchen,  Kirchen  gerate,  Statuen, 
Freskenbilder  kopiert,    Zeichnungen  nach  lebenden  Tieren,    einem 
Löwen,  Bären,  Schwan,  einer  Heuschrecke,  gemacht,  Gewandstudien 
von   auffallender   Schönheit   gezeichnet     Diese   zum    eigenen   Ge- 
brauch ausgeführten  Skizzen  wird  er  nachträglich  zusammengestellt 
baben    mit   der   Absicht   eine    Art  Lehrbuch    etwa   für   seine  Mit- 
arbeiter und  Schüler  daraus   zu   bilden;    die  Zeichnungen  wurden 
mit  einem  erläuternden  Text  versehen.     Aus  der  einleitenden  Be- 
merkung   geht    hervor,    dafs    das    Skizzenbuch    ein    Traktat    über 
„maconerie",    „carpenterie"   und  „portraiture"  (Zeichenkunst),    „ensi 
come  li  ars  de  iometrie   le  commande    et  ensaigne"  werden  sollte. 
In  der  That  finden  wir  nach  einer  Reihe  von  Zeichnungen,  welche 
dieser  Definition  nicht  entsprechen,  einige  Blätter  mit  Skizzen  von 
Maschinen  (engiens),  verschiedenen  Gebälksystemen  und  eigentüm- 
lichen  Versuchen    Menschen-    und    Tiergestalten    in    geometrische 
Figuren  einzuzeichnen  und  zu  schematisieren.    Ein  späterer  Schreiber 
(s.  unten)    hat   diese  Zeichnungen  z.  T.  mit  Erklärungen   versehen, 
vielleicht  sind  einige  Maschinenzeichnungen  sogar  diesem  jüngeren 
Bearbeiter   zuzuschreiben.     Den  Schlufs   des  Buches  bilden  wieder 
Zeichnungen,    die   rein    künstlerischen    Absichten   ihre   Entstehung 
verdanken.      Schon    diese    eigentümliche    Anlage    zeigt,    dafs    die 
Handschrift  nicht  in  der  ursprünglichen  Gestalt  erhalten  ist.    Wenn 
wir  ferner   bedenken,    dafs   die    einzelnen    Hefte,    aus    denen    das 
Buch  zusammengesetzt  ist,  von  sehr  ungleichem  Umfange  sind  und 
z.T.  aus  losen  einzelnen  zusammengenähten  Pergamentblättern  be- 
stehen,  so  werden  wir  annehmen,   dafs  Villard  ein  Handbuch  aus 
seinen  Studienblättern  zusammengestellt  hatte,  dafs  dann  etwa  nach 

^  Album  de  Villard  de  Honnecourt,  architecte  du  XIII.  siede,  manuscrit 

publié  en  fac-similé  annoté,   précédé    de    considérations  sur  la  renaissance  de 

^'art  français    au   XIX.  siècle    et    suivi    d'un    glossaire    par   J.  B.  A.  Lassus, 

ouvrage  mis  au  jour,  après  la  mort  de  M.  Lassus  et  conformément  à  ses  manus- 

cnts  par  Alfred  Darcel.     Paris,  Imprimerie  impériale.    1858.   XVIII,  232  p. 


46  r.  ED.  5CHNEEGAKS, 

seinem  Tode  die  Blätter  getieniit,  z.T.  zerschnitten  worden  sind, 
um  als  Zeichenvorlagen  zu  dienen  and  dann  aus  den  Trûmmem 
die  uns  erhaltene  Handschrift  wiederhergestellt  wurde;  viele  Blätter 
waren  aber  verloren  gegangen.  Die  Reste  des  Traktats  über  „cor-  , 
penterie",  „maconeiie"  und  „portraiture"  wurden  mitten  unter  andern 
Zeichnungen  untergebracht.  Noch  im  13.  Jahrh.,  wie  der  Heraus- 
geber Lassus  nditig  bemerkt  hat,  wurden  die  ersten  Blätter  durch 
Buchstaben  auf  r"  imd  v»  bezeichnet,  nach  fol.  Sr"  hört  diese  Pagi- 
nation auf;  fol.  g,  h  ist  nach  dieser  Seilenbezeichnung  spurlos  ver- 
sdiwunden,  vor  einer  spätem  Seiten bezeichnung  aus  dem  15.  Jahrh., 
die  nur  r*  der  einzelnen  Seiten  mit  Buchstaben  bezeichnet  und 
die  Lücke  fol.  g,  h  nicht  berücksichtigt.  Diese  zweite  Zählung  geht 
ohne  Störung  bis  T  (entsprechend  unserm  fo!.  iqt"},  ist  dann  unter- 
brochen und  fol.  20r''  mit  römischen  ZifFem  VI  bis  XVIUI  fortge- 
setzt; zwischen  foL^ir"  (bezeichnet  XVllU)  und  fol. 33ro  (=  XXVH) 
fehlen  wenigstens  7  Seiten,  üeber  die  Lücke  zwischen  fol.  iQi' 
und  fot.  20r'  (T  und  VI)  läTst  sich  nichts  Bestimmtes  sagen.  Ein 
späterer  Besitzer  ].  Mancel  '  bemerkt  auf  der  leliten  Seite  der  H«. 
„En  ce  livre  a  quarante  et  i  feuillet";  da  der  jetïige  Text  nur 
33  Seiten  zählt,  sind  seit  dem  15.  Jahrh.  8  Seiten,  nämlich  die  jetzt 
fehlenden  S.  XX— XXVI  und  eine  Seite  wohl  nach  fol.  33  V''  ver- 
schwunden. Aufserdem  sind  vor  der  zweiten  Zählung  mehrere 
Seiten  ausgeschnitten  worden,  deren  Reste  noch  vorhanden  sind, 
im  ersten  Heft  i  Blatt  (zwischen  òv*  und  yr''),  im  zweiten  Heft 
5  Blätter  (zwischen  8  und  9,  10  und  tt,  12  und  13),  im  dritten 
Heft  2  Biälter  (zwischen  14  und  15  und  17  und  18;  Lassus  nimmt 
ein  drittes  fehlendes  Blatt  an,  von  dem  ich  keine  Spuren  gefunden 
habe),  im  vierten  Heft  2  Blätter  (vor  fol.  18),  im  fünflcn  Heft  1  Blatt 
(zwischen  30  und  31,  lassus  nimmt  eine  Lücke  am  Anfang  dieses 
Heftes  an,  die  ich  nicht  bemerken  konnte);  mit  der  oben  nach- 
gewiesenen Lücke  von  8  Seiten  würden  vor  der  letzten  Seiten- 
bezeichnung  im  15.  jahrh.  ig  Seiten  (nach  Lassus  21)  verschwanden 
sein.  Dazu  kommt  ein  Blatt,  das  bereits  im  13.  Jahrb.  fehlte,  und 
die  Lücke  von  etwa  10  Seiten,  die  wir  zwischen  der  Seitenbezeich- 
nung nach  Buchstaben  und  der  nach  römischen  Ziffern  annehmen 
müssen.  Es  würden  somit  etwa  30  Seiten  fehlen.  Die  Verluste 
waren  aber  offenbar  viel  gröfser,  denn  1 1  einzelne  lose  Blätter  nnd 
1  Fragmente  lassen  das  Fehlen  von  weiteren  13  Seiten  annehmen, 
also  zusammen  etwa  40  Seiten. 

lassus  hat  die  Handschrift  eingehend  und  sorgfältig  be- 
schrieben, nur  in  der  Verteilung  der  Blätter  auf  die  einzelnen 
Hefte  stimme  ich  nicht  mit  ihm  überein.  Ich  entnehme  seiner  Be- 
schreibung folgende  Angaben;  „L'album  de  Villard  de  Honnecour^ 

'  J.  Mancel  kann  niclil  die  Zäiiluitg  dtt  Seiten  zugeschrícbíD  werden, 
wie  Laïsas  anDÌmml,  wigen  der  Untfibrecbung  ¿et  Zahlung  nach  T;  die 
fehlenden  Seilen  mÜsKD  vetichwunden  lein,  bevor  er  die  SeileDuhl  aaf  41 
berccluiete. 


t 


SKIZZEHBCCB   VON   VHJUtD   DE   HONNECODRT.  47 

conservé  à  la  Bibliotbèqne  impénale  avec  les  manuscrits  qui  pro* 
viennent  de  l'abbaye  de  Saint-Germain  des  Prés  et  coté  S.  G,  latin 
1104,  est  composé  de  33  feuillets  de  parchemin  de  qualité  infé- 
rieure, noirda  par  l'usage  et  irrégulièrement  coupés.  Ces  Teuillets, 
qui  mesurent  o",232  á  o  "',240  de  hauteur  sur  o^jsj  de  lar- 
geur CD  moyenne,  formés  d'une  feuille  de  parchemin  pliée  en 
deux,  sont  protégés  par  une  peau  de  truie  dont  l'un  des  côtés  se 
rabat  sur  l'autre,  et  reliés  en  six  cahiers  solidement  cousus  aux 
nervures  qui  garnissent  le  dos  du  volume.  Cette  reliure,  sous  la 
garde  de  laquelle  on  a  inscrit  la  date  de  15Ò0,  doit  être  du 
XUl.  siècle,  mais  postérieure  aux  dessins  qu'elle  conserve,  car,  bien 
que  chaque  feuillet  ser\'e  de  champ  à  un  ou  plusieurs  dessins 
Complets,  il  en  est  un  qui  gagne  d'une  page  sur  l'autre.  Ainsi 
l'on  peut  voit  près  de  la  tête  de  l'un  des  deux  personuages  assis, 
planche  XXVI  (der  Ausgabe  ^  fol.  ut"),  les  fers  des  lances  que 
portent  les  cavaliers  de  la  planche  XV  (fol.  Sr")  qui,  dans  l'Album, 
fait  partie  de  la  même  feuille  de  parchemin"  (Eiol.  S.  55). 

Die  wertvolle  Handschrift  ¡st  bis  jetzt  nur  von  Künstlern  und 
Archäologen  untersucht  worden ,  die  für  die  Erklärung  des  oft 
schwierigea  Textes  und  die  Deutung  der  Zeichnungen  wertvolles 
Material  geliefert  haben.  Der  Text  hat  aber  für  die  Erforschung 
der  Sprache  des  Mittelalters  den  seltenen  Vorzug  ein  Originalwerk 
SU  sein,  entschieden  dialektisch  gelatbt,  genau  lokalisiert  und  datier- 
bar  und  ausführlich  genug  lu  sein,  um  Stoff  zu  einer  sprachlichen 
Untersuchung  zu  bieten.  Er  verdient  also  wohl  auch  in  der  Be- 
ziebting  bearbeitet  zu  «.erden.  Ein  Vergleich  der  Handschrift  und 
die  Untersuchung  der  Sprache  lassen  aufser  Zweifel,  dafs  wenig- 
stens drei  zeitlich  und  ihrer  Üildung  nach  verschiedene  Schreiber 
an  dem  Texte  gearbeitet  haben,  eine  Beobachtung,  die  mcrk- 
wördiger weise  den  bisherigen  Bearbeitern  des  Textes  entgangen 
IQ  sein  scheint,  für  die  Beurteilung  der  Leistungen  Villard's 
aber  nicht  ohne  Wichtigkeit  isL  Leicht  erkennbar  ist  die  Schrift 
Villard's  (ms.  i),  schöne,  sorgfältig  geformte  Buchstaben,  mit  cha- 
rakteristiscbem  keilförmigem  obenn  Ansatz  der  Zeichen  /,  A,  6, 
Scbrlftzüge,  die  von  der  hohen  Bildungsstufe  des  Schreibers  zeugen. 
Die  Schrift  ist  sehr  gleichmafsig  ebenso  wie  die  Orthographie,  am 
Sdilafs  fol.  33  r"  (dem  medizinischen  Rezept)  ist  sie  etwas  gröfser 
als  gewöhnlich.  Die  Inschrift  fol.  3v"  „orgieus  si  cume  il  tribuche. 
hnmiliie"  ist  von  einer  andern  Hand  (ms.  2};  die  Buchstaben  sind 
mehr  gerundet  und  schmaler,  der  Ansatz  des  A,  des  /  ist  ver- 
Khkden.  auch  das  Abkürzungszeichen  für  et.  Derselben  ms.  3 
möchte  ich  auf  fol.  lîr"  die  Inschrift  „ce  est  un  imaie  de  iu  sí 
cume  11  est  dieus",  sowie  fol.  2 1  v"  die  beiden  Rezepte  für  die  Zu- 
bereitung von  Töpfeierde  und  eines  Enthaarungsmittels  („on  prent 
kaua  et  tjeule  mulue  de  païens"  etc.,  „on  prent  vive  kaus  bolete" 
etc.)  nnd  auch  den  erklärenden  Text  zu  fol.  3 1  v°  zuschreiben. 
Der  gioiste  Teil  des  Textes  stammt  von  ms.  i.  Sehr  verschieden 
TOD  ms.  I  und  ms.  2  bt  die  viel  nachlässigere,  auch  rundere  Kursiv- 


^_        TOO    IDS.    I     Ul 


48  F.  ED.  SCHNBEGANS, 

Schrift  (ms.  3)  des  Textes  zu  den  Skizzen  der  „force  de  le  maco- 
nene"  fol.  20  r®,  20  v®,  2ir®  und  gelegentlich  zu  andern  Skizzen, 
die  ms.  i  bereits  mit  Erklärungen  versehen  hatte,  so  fol.  I5r®,  i6r<>. 
Es  ist  offenbar  die  Schrift  eines  Mitarbeiters  Villard's  oder  eines 
späteren  Besitzers  seines  Skizzenbuches,  den  besonders  die  archi- 
tektonischen und  rein  technischen  Zeichnungen  interessierten,  also 
wohl  eines  Werkmeisters.  Diese  Schrift  (ms.  3)  wird  gröfser  und 
derber,  da  wo  der  Raum  es  gestattet,  so  fol.  22  v®,  23  r^  6v®  (»cest 
li  masons  don  orologe'^).  In  dem  folgenden  Abdruck  des  Textes 
nach  dem  Original  der  Nationalbibliothek  sollen  ms.  2  durch  ge- 
sperrten Druck,  ms.  3  durch  Kursivschrift  unterschieden  werden.* 

1.  fol.  I  v^.    Ci  poeis  v(os)  trover  les  agies  des  .XII.  apostles  en  séant. 
Wilars  de  honecort  v(os)  salue  et  si  proie  a  tos  cens  qui  de  ces  engiens 

ouverront,  c*on  trovera  en  cest  livre  qu'il  proient  por  s'arme  et  qu'il  lor  so- 
viengne  de  lui.  Car  en  cest  livre  puet  o(n)  trover  grant'  consel  de  le  grant 
force  de  maconerie  et  des  engiens  de  carpenterie,  et  si  troveres'  le  force  de 
le  portraiture,  les  trais  ensi  corne  li  ars  de  iometrie  le  (co)ma(D)de*  et  ensaigne 

2.  fol.  2r®.  (sehr  verblafst)    de  Honnecor  cil  qui  fut  en  Hongrie. 

3.  fol.  3v«.    ms.  2.  orgieus*^  si*  cume  il  tribuche.     humilité. 

4.  foL  5  r^.  Maint  ior  se  sunt  maistre  despute  de  faire  tomer  ime  ruée 
par  li  seule;  ves  ent  ci  c'o(n)  en  puet  faire  par  mailles  nonpers  a  par  vif« 
argent. 

5.  fol.  6r°.  De  tel  maniere  fu  li  sepouture  d'un  Sarrazin  q(ue)  io  vi 
une  fois. 

6.  fol.  6v°.    c*tsi  H  masons  d*on  orologe, 

Ki  velt  faire  le  maizo(D)  d'une  ierloge  ves  ent  ci  une  q(ue)  io  vi  une 
fois.  Li  p(re)miers  "^  estages  de  desos  est  quares  a  .1111.  peignondaus.  Li 
estages  deseure  est  a  .VIII.  peniaus,  et  puis  covertic,  et  puis  .IUI.  peignon- 
ciaus;  entre  .II.  peignons  .1.  espasse  wit.  Li  estages  tos  deseure  s'est  q(ua)res 
a  .IUI.  peignonciaus",  et  li  co(n)bles  a  .VIII.  costes.    Ves  aluce  le  portrait 

7.  fol.  7r®.  Ki  velt  faire  .1.  letris  por  sus  lire  evangille,  ves  ent  d  le 
mellor  maniere  que  io  sace^:  premiers  a  p(ar)  tierre  .lU.  sarpens  et  puis  une 
ais  a  .III.  conpas  deseure  et  par  deseure  .IlL  sarpens  d'autre  maniere,  et  co- 
lonbes  de  le  hauture  des  sarpens,  et  p(ar)  deseure  .1.  tria(n)gle.  Apres  v(os) 
vees^°  bien  de  confaite  maniere  li  letris  est:  ves  ent  ci  le  portrait;  en  mi  liu 
des  .III.  colonbes,  doit  avoir  une  verge  q(ui)  porte  le  pumiel  sor  coi  li 
aile  siet. 

8.  fol.  9rO.  Ves  ci  une  cantepleure  c'o(n)  puet  faire  en  .1.  henap  c(n) 
tel  maniere,  qVns  en  mi  le  henap  doit  avoir  une  torete  et  ens  en  mi  liu  de 
le  tourcte  doit  avoir  .1.  behot  q(ui)  tiegne  ens  el  fons  del  henap,  mais  q(ue) 
li  bebos  soit  ausi  Ions  co(n)  li  henas  est  p(ar)fons,  et  ens  en  le  torete  doit 
avoir  .111.  travccons  p(ar)  soutre  le  fons  del  henap,   si  q(ue)  li  vins  del  henap 


*  Die  Interpunktion  des  Originals,  die  die  Pausen  des  gesprochenen 
Satzes  getreu  wiedergiebt,  wurde  beibehalten,  nur  wurden  die  Punkte  durch 
die  entsprechenden  modernen  Zeichen  ersetzt. 

Abweichungen  von  dem  Text  in  Lassus'  Ausgabe:  *  grand  '  treueres 
*  comand     *  orgie ul     *  Hs.  csi     '  premiers     *  peignondaux    •  face    *®  veea 


SKIZZSNBUCH  VON  VILARO  DE  HONNECOURT.  49 

puist  aler  al  behot,  et  p(ar)  deseur  le  torete  doit  avoir  J.  oiziel^  q(ui)  doit 
tenir  so(n)  biec  si  bas  q(ue)  qant'  li  henas  iert  plai(n)s  qu'il  boive;  adont  s'en 
corra  li  vins  p(ar)  mi  le  bebot  et  p(ar)  mi  le  piet  del  henap  q(ui)  est  dobles; 
et  s'entendes  bien  q(ue)  lì  oiziaus'  doit  estre  crues. 

9.  fol.9x<^.  Et  se  v(o8)  voléis  faire  .1.  escaufaile  de  mai(D)s  vos  fereis 
ausi  come  une  pume  de  keuvre  de  .IL  moitiés  clozeice.  Par  dedens  le  pume 
de  keuvre  doit  avoir  .VI.  cierdes  de  keuvre,  cascuns  des  ciercles  a  .II.  to- 
reìUona  et  ens  en  mi  liu  doit  estre  une  paelete  a  .II.  toreillons.  Li  torello(n)* 
doivent  estre  cangiet  en  tel  maniere,  q(ue)  li  paelete  al  fu  demeurt  ades  droite. 
Car  li  uns  des  toreillons  porte  l'aut(re)  et  se  v(os)  le  faites  a  droit  si  (co)me 
li  letre  le  v(os)  devize'  et  li  portraiture,  torner  le  poes  quel  part  q(ue)  v(os) 
Toleis  ia  li  fus  ne  s'espanderà.  Cis  engiens  est  bons  a  vesq(ue),  h(ar)diement 
puet  estre  a  grant  messe  car  ia  ta(n)t  com  il  tiegne  cest  eogieng  entre  ses 
mains  froides  nés  ara,   ta(n)t  co(ro)  fus  puist  durer  en  cest  e(o)gieg  n'a  pl(us). 

Cis  engiens  est  fais  p(ar)  tel  maniere  quel  p(ar)t  q(u'i)l  tort  ades  est  H 
paelete  droite. 

10.  fol.  9vo.    J'ai   este  en   m(o)lt  de  tieres  si  co(n)  v(os)  pores*  trover 

en  cest  liv(re);    en  aucun  liu,  onques  tel  tor  ne  vi  co(m)  est  cele  de  Loo(n): 

ves   ent  d  le  prem(ier)   esligement,    si  con  des  p(re)mieres  fenestres.    A  cest 

esligement   est   li   tors  tornee    a  .Vili,  arestes,   s'en    s(uD)t   les  .IIII.  fìlloles 

qoarees,   seur  colonbes  de  trois.     Puis   si    vienent    arket    et  entaulemens  se 

resunt  les  fìlloles  p(ar)ties^  a  .VIII.  colonbes,  et  e(D)tre  .II.  colonbes  saut  uns 

bues.      Puis    vienent   arket   et   entaulemens;    p(ar)    deseure    sunt    li    conble    a 

.VIII.  crestes;    en   cascune   espase   a  une  arkiere   por  avoir  clarté.     Esgardes 

devant   v(os)   s'en   vereis*  m(o)lt  de  le  maniere  et  tote  le  montee,    et  si  co(n) 

les   fìlloles   se   cangcnt;    et  si  penseiz   car   si  v(os)  voles®  bien  ovrer  de  ter*® 

grans   pilcrs   forkies   v(os)   covient  avoir  q(ui)  ases  aient  col.     Prendes  garde  ^^ 

en  vostre  afaire  si  feres  q(ue)  sages  et  q(ue)  cortois. 

11.  fol.  10 v^.  Ves  ci  une  des  formes  de  Rains  des  espases  de  le  nef 
teles  com  eles  sunt  entre  .11.  pilers.  J'estoie  mandes  en  le  tierre  de  Hongrie 
qant  io  le  portrais  por  co  Tamai  io  miex. 

12.  fol.  12  r®.    Ves  ci  l'une   des  .II.  damoizieles   de  q(ue)**  li  iugemens 
fu  fais  deva(n)t  Salemon  de  leur  enfant,  q(ue)  cascune  voloit  avoir. 

13.  fol.  14VO.    Ves  ci  une  glize  desquarie  ki  fu  esgardee  a  faire  en  l'or- 
dene  de  Cisliaus". 

Ves  ci  Tesligement  del  chavec  me  dame  Sainte  Marie  de  Canbrai,  cnsi 
corn  il  ist  de  tierre.  Avant  en  cest  livre  en  trouvères  les  montees  dedens  et 
dehors,  et  tote  le  maniere  des  capeles  et  des  plains  pans  autresi,  et  li  maniere 
des  ars  boteres. 

14.  foL  I5r®.  ms.  3  Istud  bresbi'tertu{m)^^  invener{un)t  Ulardus  de  Hune- 
con  et  Petrus  de  Corbe  ia  i\n)t  (sic!)  se  disputando, 

Istud  est  presbiteriu{m)  S(an)c{ti)  Pharaon  is  in  Miatts^^» 

ms.  I  Ves  ci  Tesligement  de  le  glize  de  Miax  de  Saint  Estiennc.  —  De- 

^eure  est   une    glize**   a   double   charole,    k(e)  Vilars   de  Honecourt   trova   et 

^'^rcs  de  Corbie. 

,  Lassù?  :  *  oisiel    'quant    ^  oisons     *  toreillon     ^  devise     *  porcz    '  porlics 

^^^eïciz      »  volez      *<»  de  toz      "  gard      **  qui      »^  Cisliaux       "  presbiierium 
^^tts    ^*  glise 

t  rom.  PhiL  XXV.  4 


5  ó  If.  BD.  SCHNBBQÂNS, 

15.  fol.  15VO.  ms.  3  Chi  prennes  matere  d'on  piler  metre  a  droite 
toisons, 

ms.  I  J'estoie  une  fois  en  Hongrie  la  a  ie  mes  maint  jor  la  vi  io  le  pa- 
vement d'une  glize  de  si  faite  maniere. 

ms.  3  Ista  est  fenestra  in  te(m)plo  s(an)c(t)e  Marie  Carnoti. 

16.  fol.  i6r^.    ms.  i  C'est  une  reonde  venere  de  le  glize  de  Lozane. 
ms.  3  Ista  est  fenestra  in  Lasaña  eccl(es)ia, 

17.  fol.  I7r<*.  ms.  3  Isttid  est  presbiterium  beate  Marie  VeceUensis 
eccl{es)ie  ordinis  Cisterci{e)n(sis). 

ms.  2   Ce  est  un  imaie  de  J(es)u^  si  cume  il  est  cheus. 

18.  fol.  lyvo.  Or  poes  veir  .1.  bo(n)  conble  leg(icr)*,  por  hierbegier  dc- 
seur  une  chápele  a  volte. 

Et  se  v(os)  voles  veir  .1.  bon  conble  legier  a  volte  de  fust  prendes 
aluec  garde'. 

Ves  ci  le  carpenterie  d'ime  forte  acainte. 

Ves  ci  une  esconse  q(ui)  bone  est  a  mones  por  lor  candelles  porter 
argans;  faire  le  poes  se  v(os)  saves  torner. 

1 9.  fol.  181^.    ms.  3   Chi  commence  le  mate  de  la  portraiture» 
Incipit  materia  portur ature, 

20.  fol.  1 8  v^  ms.  I  Ci  comencé  li  force  des  trais  de  portraiture  si  con 
li  ars  de  iometrie  les  ensaigne,  por  legierem(en)t  ovrer,  et  en  l'autre  fuel  s(un)t 
cil  de  la  maconerie. 

21.  fol.  içv^  En  ces  .HU.  fuelles  a  des  figures  de  Part  de  iometrie, 
mais  al  conoistre  covient  avoir  g(ra)nt  esgart  ki  savoir  velt  de  q(ue)  cascune 
doit  ovrer. 

22.  fol.  20 r<*.  ms.  3  a)  Par  eu  pre(n)  um  la  ¿grosse  d*one  colonbe  que 
on  ne  voit  mie  tote, 

b)  [^Pyir  chu  trov*om  le  point  en  mi  on  canpe  a  conpas, 

c)  \_P'\ar  chu  tail*om  le  mole  d*on  ¿^rant  arc  dedens  ,111,  pies  de  tere, 

d)  \P'\ar  chu  fait  om  on  cavece  a  ,XII,  vesrires, 

e)  \P^ar  chu  vos^om  une  arc  le  cintreel  devers  le  ciel, 

f)  [/'Jar  chu  taiVom  erracenmens, 

g)  [/'Jar  chu  fait  om  cheir  deus  pires  a  un  point  si  Ions  ne  seront, 
h)  [PJûr  chu  iaiVom  vosure  d*estor,  de  machonerie  roonde, 

i)  \P^ar  chu  taiVom  vosure  besloge, 

j)  \ßy^^  chu  fait  om  on  pont  desor  one  aive  desus^  de  ,XX,  pies 
de^  Ione, 

k)  \P'\ar  chu  fait  om  on  clostre,  autre  tant  es  voies  com  el  proel, 

1)  \P^ar  chu  prent  on  la  largece  d*one  aive,  sens  paseir, 
m)  [PJar  chu  prent  om  la  largece  d'one  fenestre  ki  est  Ions, 

n)  \P'\ar   chu  •'Ossiet   om^    les    ,1111,  coens   d^on   clostre  sens  pione   e 
ssens  linei, 

o)  [/'Jûr  chu  partis  om  one  pirre  que  les  ,11,  moitiés  sont  q{ua)reies^, 

P)  l^^^^  ^^"  ^^''^  ^^  ^  ^'J  ^*^^  Persoir. 

q)  [/'jar   chu  fait   om   ,11   vassias,    que   li  ons  tient  JI,  tans  quo* 
li  atres. 


Lassus:  ^  Deiu    ^  leger    '  gard    *  fus    '  d    ^  am    ^  a  queres    *  que 


ȆRT. 


SI 


r)  [/>]ar  chu  tail'on  vaíure  rittlrii. 
s)  Toteî  ces  figutts  sunt  tsitaites*  Jt  gremttrit. 

13,    fol.  ïov",   a)  Pur  chu  laU'ùn  pendam*  riults,  metts  tt  bat  tt  haut, 
b)  En  si  prendes  ^  one  roonde,  en  an  agte  s'en  ares  le  geùse. 
e)  Par  dm  /ait  on  ene  efe/  tie!  tij'rc*  ei  justice  ont  scere. 
à)  Par  chu  lail'o»  one  ele/  del  çuint  peint. 
t)  Par  cku  /ait  on  en  puer  de  quatre  cuins  i-inir  a  ¡oison. 
S)  Far  chu  faii'an  vosors  par  esscandelon. 

g)  Par  ceste  raison  mortl'om^  l'agaile  d'ene  toor  et  laUle  ¡es  mêles. 
h)  Par  chu  laU'om  vosurt  pendant. 
i)  Pa  chu  p{re)ni  oîi.»  le  hautece  d-one  taor. 

j)  Par  chu  mont'om^  dons  pders  d'one  hautece  sens  pio  ai  et  sens  Uvei. 
24.    fol.  211°.    a)  Pa  chu  met   om   an    capitel  d'ut!   colantes   a    âne   sole 
s'en  n'est  mit  si  en  etnbres,  s'est  li  machonerie  ione. 

b)  Par  chu  met  om  on  ne/  desseï   ane  poire  par   mesure,   que  U  poire 

e)  Par  chu  parirait  am  ane  toar  a  chine  arestes. 
A)  Par  chu  trov'om^  les  pains  d'ane  vasure  taiüir. 

c)  Par  chu  daifom  an  vosoir  se  lumeie,  sens  molle. 

T)  Par  chu  bev'um  erracemettt  jagijs  sens  molle,  par  on  membre, 
g]  Pa  chu  tail'am  vosure  engenoUi. 

h)  Par  chu  /ait  om  trois  manires  d'ars,  a  conpas  ovrir  »Ht  /ois. 
35.    fol.  2lv<>.    Ves  la  JI.  testes  de  ruelles. 

i  deios  le*  (¡cures  de  le  ruée  de  fortune,  totes  les  .VII.  imágenes'. 


Od 


:    del'u 


et   lyeule    m 

uW  de  l'.u» 


t  d'oile  de  lin 


Í  faire 


kai 


bolet 


Di   plaa   del 

.res.     Desler 

asse!  pur  eu 

■  eat   se   le  n 

por  pail  os 

par  li  sou. 

fers  U  Sùlel. 

sai,  por /ais  . 

ule  de 


'e  dìachene  kant  ¡al 


1(1.    fol.  12  v°.    Par  cha /ait  em  une  s 

Par  chu  /aü  om  une  are  ki  ne  /out. 

Par  ehu  /ait  om  un  angle  tenir  san  doit  ades  i 

Par  (hu  /ait  am  on  des  plus  /ors  engiens  ki 

Par  chu  /ait  om  dorner  la  teste  de  l'aquUe 

17.  fol.  iix'.  Par  cesi  engien  recop'on  eitacei  dedens  une  aie  por  une 
sole  asir  sas. 

Far  chu  /aä  om  ¡'enbraceme(n)t  d'âne  roe  sens  l'arbre  endamer. 

En  li  poes  ovrer  a  one  tor  u  a  ont  maison  de  bas  si  sunt  trop  car. 

Par  copreste  de  ceste  manine  pan  rtdreicir  une  maison  ki  pent  d'one 
part  ja  a  pesans  ne  sera. 

zS.  fol.  241".  De  l'ensaignemeiit  de]  lion  v{os)  vel  gc  p(ir]leir.  Cil  q(ui) 
le  lio(D)  ducttioe,  il  a  .II.  cbaiaos;"  quant  il  veli  le  lion  faire  faire  aucune  coze 
sc  li  comaDdei    se  U  lions  gioîgne,   il  bat  ses  kaìaus,   dont  a  li  lions  e[Ta}nt 


52  F.  ED.  SCHNSBGANS, 

doutance  qant  il  voit  les  kaiaas  batre;  se  refraint  so(d)  corage  et  fait  co  c'o(n) 
li  comande  \  et  s*il  est  ooredes  sor  co  ne  paroil  mie,  car  il  ne  feroit  por  nelni 
ne  tort  ne  droit    Et  bien  sacies  q(ue)  ds  lions  fa  contrefais  al  vif*. 

29.  fol.  24v<^.  Ves  ci  .1.  lion  si  corn  on  le  voit  p(ar)  devant  et  sacies 
bien  q(a'i)l  fu  contrefais  al  vif. 

Ves  ci  .1.  porc  espi,  c'est  une  biestelete,  q(ui)  lance  se  soie  qant  de 
est  corecie. 

30.  fol.  27  r^.    Ves  ci  le  labitement  Saint  Come,  et  saint  Domijen. 

31.  fol.  27  v^  Ves  ci  une  legiere  poupée  d'ans  estaas  a  .1.  entredós  a 
tote  le  def. 

32.  fol.  29  r^.  Se  v(os)  voles  bien  ovrer  d'une  bone  poapee  a  ans  estaas 
a  cesti  v(os)  tenes. 

33.  fol.  30  r<^.  Se  v(os)  voles  faire  le  fort  engieng  c'on  apiele  trebacet 
prendes  d  garde'.  Ves  ent  ci  les  soles  si  com  il  siet  sor  tierre.  Ves  la  de- 
vant les  .n.  windas  et  le  corde  ploie  a  coi  on  ravale  le  verge.  Veir  le 
poes  en  cele  autre  pagene.  Il  i  a  grant  fais  al  ravaler,  car  li  co(n)trepois  est 
m(ou)t  pezans.  Car  il  i  a  une  huge  plainne  de  tierre,  ki  .II.  grans  toizes  a 
de  Ione  et  .VIIII.  pies  de  le,  et  .XII.  pies  de  p(ar)font.  Et  al  descocier  de 
le  fleke  penses  et  si  v(os)  en  dones ^  garde'.  Car  ille  doit  estre  atenue  a  cd 
estancon  la  devant. 

34.  fol.  30  vo.  Ves  d  le  droite  mo(D)tee  des  capeles  de  le  glise  de  Rains 
et  toute  le  maniere,  ensi  com  eles  sunt  p(ar)  dedens  droites  en  lor'  estage. 

Ves  ci  les  voies  dedens  et  les  orbes  arkes. 

Et  en  cele  autre  pagene  poes  v(os)  veir  les  montees  des  capieles  de  le 
glize  de  Rains  par  dehors,  tres  le  comencement  desci  en  le  fìn  ensi  com  eles 
s(un)t.  D'autretel  maniere  doivent  estre  celes  de  Canbrai  s'o(n)  lor  fait  droit. 
Li  daerrains  cntauleme(n)s  doit  faire  cretiaus. 

35.  fol.  3iv<^.  Entendez  bien  a  ces  montees:  devaunt  le  covertiz 
des  accaintes  doit  aver  voie,  sur  l'entauÎement  et  desur  le  combe 
des  acaintes  redoit  aver  voie,  devant  les  v(er)reres  et  un  bas  cre- 
teus  si  cume  vosveez,  en  le  purtraiture  devant^  vos,  etsurlemors 
de  vos  piliers  dait  aver^  angeles,  et  devant  ars  buteret.  P(ar) 
devant  le  g(ra)nt  conble  en  haut  redoit'  aver  voies,  et  creteus 
desur  l'entauleme(n)t,  k'en  i  puit  aler  pur  peril  de  fiu,  et  en 
l'entaulem(en)t  ait^  nokeres  por  l'ève  getir;  pur  les  capeles 
le  vos   di*°. 

36.  fol.  32 r°.  Ci  poes  v(os)  veir  l'un  des  pilers  toraus  de  le  glize  de 
Rains,  et  .1.  de  ceus  d'entre  .II.  capieles,  et  s'en  i  a  .1.  del  plain  pen,  et 
.1.  de  ceus  de  le  nef  del  moustier;  par  tos  ces  pilers  sunt  les  loizons  tdes 
corn  eles  i  doive(n)t  estre. 

Ves  ci  les  molles  des  chapieles  de  cele  pagne  la  devant,  des  formes  et 
des  verieres,  des  ogives  et  des  doubliaus,  et  des  sorvols  p(ar)  deseare. 


Lassus:  ^  comand  ^  Rabelais  (Gargantua  cap.  il)  zahlt  unter  den  Jugend- 
spielen seines  Helden  auf:  „battoyt  le  chien  devant  le  lyon".  '  gard  *  donez 
'  los  '  Hs.  scheint  devant  zu  haben,  1.  devant?  "*  piliers  doit  '  conbie  bis 
doit  stark  verwischt.  Das  h  von  haut  aus  a  corrigiert.  '  ait  unter  cancel- 
liertem  des.    Lassas  \,  aU  des     ^  pur  bis  di  auf  fol.  32r<>. 


SKIZZENBUCB    VON   ^ 


1    DE   HOMNECOüRT. 


53 


I 


Ves  ci  les  montees  de  le  gliie'  de  Ratai  et  del  plain  pen,  dedcns  et 
itelicits.  Li  premiers  etcautemeos  des  acainies  doit  ütire  cretiaus  si  q(u'i)1  puist 
aioit  voie  devant  t«  covertic.  Encoclrc  ce  CDT(er)tic  sunt  les  voies  dedens, 
cl  qanl  ces  voies  sunt  volses  ri  rntaulees  adont  tevienctit  Its  voici  dehors 
c'o(n|  pael  alet  devant  les  suels  des  vcrieres;  en  reat3iileme(o)t  daerrû(n)  dmt 
avoir  crcliaus*  c'oa  pnist  alcr  devant  le  coverlîc.     Ves  aluec  les  manieres  de 

37.  fol.  331".  Reteneá  co  que  io  *(i>s)  dirai:  prendes*  ruelies  de  col 
roges,  et  sancmonde  —  c'est  une  erbe  c'on  clainme  galiofa)  ülale  —  prendes  not 
ofw  c'on  clainm<  lanesíe  el  eaneuviee  —  c'est  scmeiiec  de  canvre  —,  cstanpes 
ees  .IUI.  erhes  si  (ju'il  n'i  ail  nient  pl(us)  de  l'une,  q(ue)  de  l'autre.  Apees  si 
ptendeis  varaace  .11.  lans  q(ue)  de  l'une  des  .IUI.  etbcs  et  puis  si  l'estanpes 
puis  ú  meléis  ces  .V.  erbe»  en  .1.  pot  et  si  metcis  blanc  vin  al  desteoprer 
U  meilloc  q(Qe)  v(os)  poes  avoir  auq(uejs  lenpreemcnt  q(uc)  les  puiions  ne 
soîcDl  trop  cspesscs*  à  c'o(n)  les  puist  boire;  n'en  beveis'  mie  trop  co  une 
«scalane  d'uef  en  ares*  v(os)  aseis'  por  q(Q'e)le  soit  plainne;  quel  plaie  q(ae) 
T(oi)  aies  ï(os)  en  gariies.  Tergies  vo  plaie  d'un  poi  d'estoupes  mêles  sus 
une  facile  de  col  roge,  puis  si  beveis  des  puizoDS  al  matin  et  al  vespre  H.  fois 
le  ior.  ele»  valent  mi«  desiemprees  de  moust  doue  q(ne)  d'auite  vin,  mais 
q(n'i)l  soit  bons  si  paerra  li  mous  avec  les  etbes;  et  se  v(as)  les  destenpres 
de  vies  vin  iaissies  les  .11.  ¡ora  ancois  c'o(n)  en  boive. 

Cuellies  vos  Hors  an  mati|n)  de  diverses  colora  k«  l'une  ne  louce  a 
l'autre,  prendes  nue  maniere  de  piere  c'o(n)  taille  a  ciiiel,  q(D'e)le  soit  blance 
molue  et  deliie;  puis  si  meteis  vos  ñors  en  cecie  ponre,  cascune  maniere  p(ar) 
li  si  doerront  vos  flore  en  Ior  colors. 

Honnecourt,  der  Heimatsort  Vilard's,  liegt  zwischen  Cambrai 
und  Vaucelles  und  gehörte  ïur  Grafschaft  Vennandois,  zum  Amts- 
bezirk St.  Quentin  (cfr.  F.  Bénard,  Kechercbcs  sur  la  patrïi!  et  les 
ttavaus  de  Vilard  de  Honnecourt  in  den  Travaux  de  la  société 
académique  des  sciences,  arts,  bel  les- lettres,  agriculture  et  industrie 
de  St.  Quentin,  3'  série,  Tome  VI,  1864—6,  p.  260 — 80),  Ueber 
die  Lebenszeit  und  Thäligkeit  Vilard's  erfahren  wir  aus  seinem 
Skiizenbach  und  den  Untersuchungen  namhafter  Archäologen,  be- 
sooders  Quicheral's,''  folgendes:  Alle  Zeichnungen  Vilard's,  soweit 
sie  sich  auf  Denkmäler  beziehen,  deren  Enlstebuugszeit  bekannt 
ist,  verweisen  uns  auf  die  erste  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts.  £ine 
Bemerkung  fol.  31  r'  beweist,  dafs  V.  irgendwie  an  dem  Bau  des 
Chores  von  Cambrai  beteiligt  war  (Lassus,  Ausgabe  des  Album, 
Notice  p.  45  ff.  nimmt  an,  dafs  V.  den  Bau  als  Architekt  leitete): 
(0  einer  Zeichnung  des  Chors  der  Kathedrale  von  Reims  bemerltt 
der  KünstJer,  dafs  die  Kapellen  von  Cambrai  denen  von  Reims 
gleichen  sollen  „s'on  lor  fait  droit";  der  Chor  von  Cambrai  wurde 

Lassos:    '  glise      '  crenaus      '  prendei      *  espessei      '  beveii      '  arei 

■  Qaidierat,  Noiic«  sur  l'ilbam  de  V.  de  II.  Revue  archéologique  iS^g 
A.  VI,  65— 80,  164  ff.,  111—16.  ViollcI-le-Duc,  Revue  archÉol.  1863  Bd.  VU. 
E.  Renan,  Hist,  litter,  de  la  France  XXV,  I— g.  Eitelberger.  Miltbeil.  der 
i.  k.  Central- Commission  tur  Erforsch,  u,  Erhalt,  der  Baudenkmäler  IV  (1859}. 


54  P-  KD.  SCHNEEGANS, 

zwischen  1230  und  1 250  gebaut;  die  auffallende,  von  Lassos  (ib 
p.  46)  nachgewiesene  Aehnlichkeit  der  Choranlagen  von  Reims  um' 
Caiabrai  macht  es  n-ahischeinlicb,  dafs  V,  die  betreffuide  7 
ioLjir"  vor  1^50  und  wohl  schon  vor  Beginn  der  Arbeiten 
Cambrai,  also  vor  I2J0,  auf  einer  Studienreise  in  Reims  i 
bat  Später,  i\vischen  1241  und  1257,  der  Bauzeit  des  Sei 
der  KaÜiedrale  von  Reims,  wurde  eines  der  Fenster  „por  co  l'ar 
io  miex"  skizziert:  damals  war  V.  auf  einer  Reise  nach  Unga 
begríflen,  wohin  er  als  Architekt  berufen  war  „j'estoie  man' 
le  tierre  de  Hongrie";  er  genofs  also  schon  einen  guten  1 
tächtiger  Architekt  und  stand  wohl  in  vollem  Mannesaher.  Man  1 
hat  versucht  die  Zeit  dieser  Reise  nach  Ungarn  genauer  m  be^  1 
stimmen.  Qaicherat,  der  Vjlard  an  dem  Bau  von  Cambrai  altj 
Architekt  arbeiten  läfst,  setzt  diese  Reise  zwischen  1244  und  i 
an,  während  einer  Unterbrechung  der  Arbeiten  in  Cambrai, 
bringt  sie  mit  der  Thatsache  zusammen,  dafs  mehrere  im  ij.  Jal 
entstandene  ungarische  Kirchen  noTdfianzosiscben  Einâufs  zeigoi 
und  die  Beitehungen  der  heiligen  Elisabeth  von  Ungarn  mit  Cambiai 
die  Berufung  Vilard's  nach  Ungarn  erklären  könnte.'  Für  die  An- 
nahme, dafs  V.  vor  1 230  in  Reims  zeichnete,  sprechen  Abwi-ïchuogeil 
seiner  Zeichnungen  \on  dem  späteren  Bau,  der  ca.  1230  bei  dcK 
Wiederaufnahme  der  Arbeiten  in  Einzelheiten  umgestaltet  ' 
In  Ungarn  blieb  Vilard  „maint  ior"  {fol.  isv").  Nach  seiner  Rädk^ 
kehr  zeichnete  er  „!e  pavement  d'une  glize",  gemusterte  Bai±steiii> 
fliese,  die  er  dort  gesehen  balte.  Der  Ausdruck  „j'estoie  une  fcÒK 
en  Hongrie  la  u  ie  mes  maint  jor"  lâfst  darauf  schlïefsen,  dafs  a 
die  Mitte  des  13,  Jahrhs.  überlebte  und  im  Alter  diese  Skizze  und 
wohl  noch  andere  aus  dem  Gedächtnis  zeichnete  oder  sein  Skizzen* 
buch  damals  revidierte  und  z.  T.  mit  dem  erklärenden  Text  versalz 
Weitete  Skizzen  von  Teilen  der  Kathedralen  von  I-aon,  Lausanne 
Vaucelles,  Chartres  zeigen  Vilard  mitten  in  der  künstlerischen  Í 
wegung  in  der  Zeit  der  höchsten  Blüte  derGothik,  wohlbewandeit 
in  der  Bautechnik  und  in  den  Hülfswissenschaften ,  besonders  del 
Mechanik. 

Der  Text  seines  Skizzen  buches,  ein  Denkmal  der  Sprache 
Vermandois  in  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhs.  (ca.  1230 — 126(^ 
soll  im  Folgenden  derart  untersucht  werden,  dafs  die  Sprach 
eigt:ntumlichkeiten  der  drei  Schreiber  unterschieden  und,  da  ( 
sich  um  einen  Originaltext  handelt,  besonders  bei  ms.  1  auch  an 
orthographische  Erscheinungen  binge^^'iesen  wird. 

LAUTLEHRE. 


Vortoniges  j+gm  wird  ¡eu  in  orfieumml  (ms.  2)  25. 

'  Ren^in  nnd  Eitelbe^er  1.  c.  selten  die  ungarische  Reise  cwiidiei]  Ili 


m 


SKIZZBKBUCH  VON  VILARD   DE  HONNECX)URT.  55 

E. 

• 

ms.  I.  Freies  f  wird  zu  oi:  avoir  7.  8.  12.  21.  36.  37;  doit 
7.  8.  36;    doiveni  34.  36;    sou  8.  37;    boive  8.  37  u.  s.  w. 

Vor  Nasal:  plains  8.  13.  36;  plainne  34;  ^j/jw  11.  34.  36. 
Dieselbe  Schreibang  vor  ñi  ensaigne  i;    ensaignement  29. 

Vortonig  dagegen:   peignon  6;  peignonciaus  6. 

.tf  vor  epenthetíschem  1*:  y<7/j  5.  6;  í/r<?i/  9.  28;  droite  34; 
froide  9;  ^(?/>  33.  —  Vor  Nasal:  acainte  19.  36;  refraint  28.  — 
Vor  /:  r¿ww^/  i. 

Ç  vor  gedecktem  Nasal  ist  von  a  -|-  ged.  Nasal  geschieden: 
lahitemmt  30;  ¿¿tî/mj  34;  dedens  34;  comencement  34;  entaulemens  34 
und  inmier  ^/. 

Die  £ntwickelung  von  ^/-|-Kons.  zu  iau  ist  unserem  Texte 
unbekannt:  ceus  i.  31. 

Vortoniges  freies  ^:  peniaus  6;  ^^10  37;  p«r  18.  36;  —  vor 
epenthetischem  1:    damoizieles  12;    loizons  36. 

ms.  2  hat  neben  í/í?//  und  voie  35  für  betontes  freies  ç\  ai 
und  ^  in:  dait  35;  /ö/7  25;  aver  (2 mal)  25. 

Vor  Nasal  in  gedeckter  Silbe:  unnetnens  25;  orpieutnent  25; 
miaulement  35.  —  p-\-nct  ergiebt  -ain:  accaintes  35. —  tegula  wird 
iyeule  25. 

ms.  3  hat  in  freier  Silbe:  poire  24;  voit  voies  22, 
In  gedeckter  Silbe  vor  Nasal:  sens  23.  24;  dedens  9.  27;  ens  g; 
entre  6;  embracement  27;  /r^/  22. 

Vor  epenthetischem  i\  droite  15;  vortonig  /9¿r^;i  23. 
regula  wird  r iules  23,   davon  riuleie  22  x. 

E. 
< 

ms.  I.     Freies   betontes  p  wird  ie\    siet  7.  33;    iert  8;  //>/  8; 

/'"  33;  A'^^''^  37;   ^^■^''^^  14- 

f  in   gedeckter   Silbe    erscheint    in    doppelter    Gestalt    als   e: 

fcntstres   lo;  capeles  13;  chápele  18;  candelles  18;  /w/<fj  25;  ^r^^  37; 

«/r<f  9.  34.  36;   vespre  37; 

als  />:  pumiel  7;  ö/ä/V/  8;  ¿/Vi  8;  ciercles  9;  //>r^j  10;  tierre 
^^-  13-  33 Î  i^A^/^  33;  capieles  34.  36;   chapieles  36;  m/>/  37. 

-;//ttj  wird  'iaus\  peignonciaus  6;  peniaus  6;  oiziaus  8;  kaiaus 
chaiaus  28;  cretiaus  34.  36;  douhliaus  36;  Cistiaus  13;  i^WAT   14. 

Gedecktes  /  vor  Nasal:  destemprez  37. 

;  vor  epenthetischem  z  erscheint  als  /V  in  engiens  i;  engien  9.  33 
(iÄ^/>^  9  s.  Aiol  ed.  Foerster  p.  LI);  w/Va-  ii.  37  und  natürlich  in 
den  analogischen  Bildungen  :  soviegne  i  ;  tiegne  8  (nach  den  endungs- 
betonten Formen  sind  gebildet  proie,  pr oient  i  neben  lire  7,  glize 
14  U.S.  w.). 

Vortoniges  p  vor  r  wird  zu  a  in  sarpens  7. 

ms.  2  scheint  die  Diphthongierung  des  p  in  gedeckter  Stellung 
unbekannt  zu  sein:  vassel  25;  fö/^/^j  36  (Ende  der  Notiz  35).  — 
'^^  ist  einmal  durch  -eus  wiedergegeben  in  creteus  35. 


56  F.  BD.  SCHNEEGANS, 

ms.  3  entwickelt  in  offener  Silbe  te  zu  i*:  pires  22  \  pirre  22; 
ebenso  /tjrc  2^. 

In  geschlossener  Silbe  kennt  ms.  3  nur  e:  iesie  26;  tere  22; 
vers  22,  2Ò;  /enes/re  22;  scere  23;  prael  23;  capitel  24;  cintreel  22. 

'ellus  zu  iaus  geschrieben  ias  in  vassias  22. 

vor  epenthetischem  1':  engiens  26;  engien  27  neben  lisi  26. 

gedecktes  /  vor  Nasal:  pendant  23;  ^^/  27. 

/  vor  epenthetischem  i  in  vortoniger  Silbe:  soir  (secare),  soore 
(secatona)  26. 

Der  centralfranzösische  Diphthong  ie  erscheint  in  ms.  3  oft 
vereinfacht,  meist  zu  /  (vgl.  oben  i  aus  p  in  pires  u.  s.  w.),  mag  der 
Laut  aus  lateinischem  a  nach  Palatal  entstanden  sein:  soir  26; 
redrescir  27  oder  aus  dem  Suffix  'arius:  vesrires  22;  manir  es  24; 
manine  27  neben  einmaligem  mater  e  15  und  verstümmeltem  mate  19 
(die  vielleicht  als  Latinismen  aufzufassen  sind  nach  materia),  ebenso 
wird  ai  vortonig  zu  a  in  masons  6;  vassias  22  q,  neben  maison  27; 
raison  23. 

O. 

ms.  I.  Freies  q  wird  «^:  /«^Z  i;  ruee  4.  25;  a/i^f  6;  rrwj  8; 
¿«<fj  10;  ebenso  ^  vor  /:  /«^Z  20;  fuelles  21,  25.  27;  suels  36;  vor- 
tonig cueillies  37.  —  Vorhergehendes  t^  absorbiert  den  f/-Laut  in 
»^//6.  7.  21.  28;  i»^/ 28  (vgl.  die  Schreibung  wel  in  Tailliar,  Actes 
wallons  n®  47  Urkunde  von  Preux-au-Bois  bei  Avesnes,  wellent  in 
dem  Livre  Rouge  de  St.  Quentin  ed.  Bouchot  et  Lemaire,  St.  Quentin 
1881,  s.  F.Neumann,  Zur  Laut-  und  Flexionslehre  S.  48). 

locus,  focus  werden  liu  7.  10,  aber  fu  9. 

Ç  in  gedeckter  Silbe  vor  Palatal  wird  ui:  puist  8;  puizons  37; 
wit  (vocitum)  6,  wo  der  anlautende  konsonantische  Laut  durch 
Assimilation  an  den  ersten  Bestandteil  des  Diphthongs  halb- 
vokalisch wird. 

Für  p/+  Kons.  =  au  fehlen  Beispiele,     volet  wird  velt. 

monachus  wird  mones  18;    orologium:  ierloge  6. 

In  ms.  2  wird  çlea  zu  oile  25;  focus  zm  fiu  35. 

q  vor  l'\-s  wird  ieu\    orgieus  3. 

ms.  3  hat  für  freies  q  bald  ue  bald  oe\  uef  24.  37;  oef  24; 
roe  28.     In  gedeckter  Silbe  vor  Palatal:  uit  24. 

O. 

• 

ms.  I  hat  für  freies  0  die  Zeichen  0  und  eu\  seule  4;  scure 
6.  36;  caniepleure  8;  seur  8;  keuvre  9;  demeurt  ^  neben  sor  28,  33; 
OT^//(7r  7;  /i^rj,  f<?/örj  37. 

Vor  Nasal  schreibt  ms.  i  u:  pume  9,  vortonig  pumiel  7  (neben 
maizon  6);  j?/«/  {dbex  come  i.  9),  wodurch  wohl  der  nasalierte  Laut 
ausgedrückt  wird  (in  den  von  Raynaud  herausgegebenen  Urkunden 
von  Ponthieu  wechseln  die  Schreibungen  -omm,  -oumy  -umm,  -un, 
-on  ab.  In  Gui  de  Cambrai's  Barlaam  reimt  pume  mit  omme.  Die 
Urkunden  von  St.  Quentin,  Bibl.  de  l'école  des  Chartes  XXXV,  ge- 


SKIZZENBUCH  VON  YILARD   DB  HONNECOURT.  57 

braucheii  neben  "im  überwiegend  die  Schreibung  "Oun:  maizoun, 
sauni,  fount  u.  s.  w.). 

Vor  ñ  wird  ç  zu  oh  gr oigne  28. 

In  gedeckter  Stelluog  wird  ç  durch  o^  seltener  durch  ou^  nie 
durch  u  wiedergegeben:  tos  i;  iorn  4;  dohUs  8;  for  10;  formes 
I.  36;  sorvols  36;  rogé  yj  u.  s.  w.  neben  Honecouri  14;  double  14; 
toute  34;  estoupe  37;  moust^  touce  37. 

0/+ Kons,  wird  ou  in  doue  37;  daneben  die  Schreibungen  sor- 
vols, volses  36. 

ms.  2  hat  nur  ^i9/(í7r  25.  In  geschlossener  Silbe  steht  u:  cume 
17.  25;  cum  25  neben  come  25. 

ms.  3  hat  für  freies  ç  0  und  ou\  color  26;  desor  22;  sole  (solam) 
24.  26;  dous  23. 

Für  ç  in  gedeckter  Silbe  steht  0:  grosse  22.  ly,  mole  22,  23; 
Ä?/(f,  tort  (tort  cm),  //ö«  23.  00  in  /i?ör  23.  24  soll  wohl  den 
Doppellaut  ausdrucken. 

Der  Diphthong  oi  wird  von  dem  ungebildeten  Schreiber  durch 
0  und  a  wiedergegeben:  vosor  23;  soore  26;  aas  2jf  bleibt  aber 
vor  Nasal  coens  22;  cuins  23;  poins  24. 

Im  Vorton  wird  der  aus  p  und  ç  entstandene  Laut  in  ms.  i 
mit  0  ausgedruckt:  poeü  trover  trovera  i;  cover  tic  6;  voléis  9;  torner 
4.  IO.   19;  torete  8;  clozeice  9;  cor  lois  io  u.  s.  w. 

Vor  í^  findet  sich  auch  <w:  trouvères  13;  ouverront  i;  ebenso 
in  poupée  31;  moustier  36. 

ms.  2  hat  (7  und  t/:  /»r  ¿¿?/if/^  /tii/Zv^  unnemens  25;  ebenso  ms.  3 
vosure  22;  ovrer  2'j\  trov^om  22  neben  cu  (ecce-hoc)  chu  22,  2y  24. 
Für  om  hat  ms.  2  en  (wohl  =  5)  35,   ms.  3  auch  um  22. 

Vilard  zeigt  also  auch  in  diesem  Punkte  sein  Bestreben 
eine  konsequente  Orthographie  durchzuführen  und  scheidet  scharf 
zwischen  dem  Zeichen  u  (für  ü  und  für  0  vor  Nasal)  und  anderer- 
seits dem  ihm  wohl  weniger  geläufigen  Zeichen  ou  und  0»  Die 
Schreiber  von  ms.  2  und  ms.  3  behelfen  sich  mit  den  unvollkom- 
menen Zeichen  0  und  u. 

A. 

ms.  i.  Freies  betontes  a  wird  bald  durch  e  bald  durch  ei 
wiedergegeben  : 

e:  tel  ^,  8.  9;  çuel  g;  autretel  ^^;  aler  8;  quares  6;  guar  ees  io; 
esgardes  lo;  torner  4;  trover  i;  prendes  18.  34;  poes  18.  33.  34; 
poupée  31   u.  s.  w. 

ei:  poeis  i;  voléis  9;  fe  reis  9;  penséis  10;  parleir  28;  retenéis 
prendéis  metas  beveis  aséis  meteis  37. 

-¿7/0  wird  />:   cor  ene  29;  ^A?/V  33;    ¿/f//»  37. 

fi'eies  0  vor  Nasal:  mains  9;  clainme  37;  daerrain  36;  hinter 
Palatal  Domiien  30. 

gedecktes  0  vor  Nasal:  espanderà  9;  ^í?«j  13;  comande  doutance 
quant  28;  /t7;ff^  29;  ¿/í7w  37;  vortonig  estancon  38;  estanpes  37.  — 
Daneben  steht  zweimal  /^»  36. 


58  F.  ED.  SCHNEEGANS, 

a  vor  epenthetíschem  i:  ais  7;  Canbrai  13;  contrefais  28.  29; 

/Ä7/>  37. 

Das  Suffix  ^aritiSy  ^aria  wird  -/Vr,  -iVr^:  premier  10.  36;  ^í- 
wiVr^   10;  maniere  13.   15.  34.  36;  veriere  16.  36. 

Vortoniges  a  ist  erhalten  in  paelete  9. 

Für  aquila  hat  ms.  i  die  interessante  Form  aile,  wohl  nur  eine 
orthographische  Variante  (s.  unten  T)  zu  dem  oft  überlieferten  aille. 

ms.  2  scheint  ci  für  freies  betontes  a  fremd  zu  sein  :  desUmprez 
pocz  25;   entendez  vecz  aler  35. 

Für  freies  a  vor  Nasal  nach  Palatal  hat  ms.  2  iens\  paiiens  25. 

Für  ¿7  in  gedeckter  Silbe  vor  Nasal  schreibt  ms.  2  au  in  tatmt 
25;  (levaunt  ^^,  neben  autretani  zy,  devant  (3 mal,  á^zxx  devautt  viel- 
leicht für  devau{n)t)  35. 

-aria  wird  ^ere  in  ver  reres  35.  —  aqua  erscheint  als  euge  25 
(2  mal)  und  eve  35. 

vortoniges  ¿7/  zu  a  in  vassel  25. 

ms.  3  schwankt  wie  ms.  i  zwischen  e  und  ei  für  freies  be- 
tontes a\  pQseir  quareies  riuleie  22;  iumeie  24,  neben  riules  prendes 
ares  clef  piler  linei  2 y,  ovrer  poes  2'j,  —  'iata  =  ie:  engenolie  24. 

Für  gedecktes  a  vor  Nasal  hat  ms.  3  nur  an\  canpe  (campus) 
22b;  tant  22;  angle  26.  —  aqua  wird  aive  22;  aie  27. 

¿7. 
ms.  3  hat  für  unus  una  on  one  neben  une,    sursum  wird  sos  27. 

Konsonantismus. 

Die  wichtigste  Erscheinung  betrifft  die  Palatallaute. 

ms.  I  hat  c  vor  a  meist  erhalten:  carpenterie  i.  18;  cantepleure  8; 
escau/aile  cascuns  cangiet  9;  Canbrai  13;  capeles  13.  35.  37;  can- 
del  le  s  1 8;  kaiaus  coze  28;  ör^w  34;  capieles  37;  rt?/  caneuvize  canvre 
escargne  touce  hlance  37. 

vor  ^,  /V  aus  0:  arkiere  forkies  10;  descocier  33.  Die  wenigen 
Ausnahmen  sind  technische  architektonische  Ausdrücke,  die  Vilard 
auf  seinen  Reisen  mit  der  centralfranzösischen  Aussprache  hörte: 
chavec  13;  charole  (Chorumgang)  14;  chápele  18;  chapieles  (mit  picar- 
discher  Behandlung  des  p)  36.  Auffallend  ist  chaiaus  28  neben 
kaiaus, 

ms.  2  scheint  zwischen  i-  +  0  und  r^  vor  ^,  lif  aus  a  zu  scheiden  : 
kaus  25,  aber  cheus  17;  tribuche  3. 

ms.  3  ¿-i?«/^  ¿raz'^«  22;  esscandelon  2^\  capitel  24;  esiaces  27; 
erracenmens  22,  24,  neben  r^/r  22;  r^Äiir^  (Kj.  Praes.  mit  dem  auch 
sonst  aus  ie  entstandenem  i)  24. 

Schwierigkeit  bereiten  die  Laute  f  +  ^,  i  und /i*+ Vokal,  ms.  i 
gebraucht  für  beide  Laute  anlautend  und  hinter  Konsonant  aus- 
schliefslich  c\  c-\-i^  ei  ci  ceus  ces  cest  i;  maconerie  i.  20;  chzeice 
(Adj.)  9;  CO  II.  28;  acainte  19;  /j««  29;  cesti  32;  f^/  33.  —  /i  + 
Vokal:  travecons  8;  comencé  21;  ybrr^  i.  20;  corecies  28;  estancan 
33;  comencement  34;  warance  semence  ancois  37;  einmal  jx:  espasse  6. 


SKIZZENBÜCII   VON    VILARD    DE   HONNECOURT. 


59 


1  covírík  6.  36; 
r  aeaintes  35;  einmal 


I 

I 


Auslautend  wird    der  Laut   mit  c  bezeichnet  i 
ehaife  [3;  doue  37;  a.heT  /oit. 

ms,  2  hat  ebenfalls  c  in  ameni  cist  25  ; 
aaslautend  z  in  eovtriis  35. 

ms.  3  schreibt  e  und  ch:  c'esl  6;  tmmence  19;  íu  (=  eo)  cavtce 
(iiüretl  del  22;  cesie  juslici  zy,  e'esi  redresctr  27;  chice  24  neben 
chi  14.  ig;  machonerie  22;  fAu,  stets  in  der  Fonnel/rt/-  cku,  chine  24. 

Im  Auslaut  s:  jagjis  24. 

Dasselbe  Zeichen  c  findet  sich  ms.  i  für  ^i+Vokal  in  saee  7; 
saciei  28.  29. 

Erwähnt  sei  noch  die  picardischer  Orihographie  entsprechende 
Form  argans  18,  wo  g  lateinisches  dt  darstellt  (cfr.  Suchier,  Aue. 
and  Nicol.*  S.  66). 

/  im  Ausiaat  nach  Vokalen  ist  meist  abgefallen:  ¡e  ¡^,  auch 
in  der  3.  Sing.  Perf.  _/«  5.  13.  2g.  ful  steht  einmal  in  der  ganz 
verblafslen,  sicher  nicht  von  ms.  i  stammenden  Inschrift  zu  fol.  ar". 
/  ist  erhalten  in  cangie!  (Part.)  9;  pici  8.  Nach  Konsonant  ist  /  ab- 
getalleo  in  ms.  3  e^r  27. 

Für  das  dem  Picardischen  eigentümliche  Fehion  der  Hülfs- 
laute  d,  b  zwischen  / — r,  n — r,  m — /  findet  sich  nur  ein  sicheres 
Beispiel:  paure  (pol're)  37;  daneben  conhies  b.  10.  18.  35  (ms.  2) 
und  conbe  35  (ms.  2). 

l-\-s  im  Auslaut  ist  in  ms.  i  meist  nach  picardischer  Art  zu  s 
geworden:  lot  i.  6.  36;  an  i;  poeit  i;  Irais  i.  ig;  ves  4  (so  immer); 
mailles  4;  quarts  6;  costes  6;  sarpens  7;  vets  7;  ens  entendes  fans 
hthos  8  n.  s.w.  (in  penséis  10,  aséis  beveis  37  ist  für  s  ein  r-áhn- 
liches  Zeichen  gebraucht,  das  aber  auch  i 
puisons  37  angewandt  ist). 

ms.  2    hat   auslautendes   s    in   fin 
disttmprez  poct  25,  enlenda  vets  35. 

ms.  3  kennt  nur  s:  prennes 
2r,fors  26. 

-sis  wird  s  im  Auslaut:  eis  g.  28;  mous  (=  mousts)  37. 

Vor  Flexions-f  fallen  die  Konsonanten  c,  p  aus  in  Ions  8.  22 
(ms.  3);  ars   13.  24  (ras.  3):  henas  8,     engieng-\-s  wird  engiens  i. 

j  verstummt  vor  Konsonant  in  crcliaits  36;  puil  creleus  35  (ras.  2); 
4rraetnmenl  22  f.  24  f.  (ms.  3). 

r  verstummt  mehrmals  im  Auslaut  in  ms.  3:  pa  cku  24. 

In  ms.  3  fallt  /  vor  Konsonant  aus  in  vosure  zz;  vosor  23;  vo- 
sear 24;  aires  22;  neben  haul  23. 

Der  mouillierte  ^Laut  wird  im  Wortinnern  in  ms.  i  durch  iü 
oder  //ausgedrückt:  mailies  4;  mellor  j;  loreillons  iorellen  q;  ßlloles 
\cy;  fuelles  21.  25.  37;  meillor  37. 

ms.  2  hat  holians  25:  ms.  3  tail'on  22;  laille  23;  laillie  24; 
tngenolie  24.  —  Im  Auslaut  haben  die  drei  Texte  einfaches  /: 
consti  i;  fuel  20;  vel  28;  peril  35  (ms.  2);  solel  26  (ms.  3). 

Germanisches  w  ist  erhalten  in  HV/ar/  i;  windas  ^¡\  waranee 
37;  neben  garde. 


6  und  espesses 
25    neben    3  in 


6o  F.  ED.  SCHNBEGANS, 

Folgende  Einzelheiten  seien  noch  erwähnt: 

b  für  p  in  dem  gelehrten  Worte  Idbitement  30  (ms.  i),  die 
merkwürdigen  Schreibungen  domer  29,  endamer  30  in  ms.  3,  aus 
denen  man  schliefsen  möchte,  dafs  der  Schreiber  von  ms.  3  kein 
geborener  Franzose  ist,  was  seine  unbeholfene  Sprache  und  tastende 
Orthographie  erklären  würde;  freilich  finden  sich  ähnliche  Formen 
{enireconderent)  in  der  Handschrift  des  Chevalier  as  deux  espees 
(s.  Ausg.  von  Foerster  p.  LI). 

FORMENLEHRE. 
Für  den  bestimmten  Artikel  weist  ms.  i  folgende  Formen  auf: 

Masculinum.  Femininum. 

Sing.  Nom.  //  Sing.  Nom.  //* 

Acc.    U  Acc.    ie^  einmal  li  13 

Plur.   Nom.  //  Plur.  les, 

Acc.    les  {des) 

In  ms.  2  finden  sich  die  Formen:  Masculinum  Sing.  Acc.  le, 
Plur.  Acc.  les;  Femininum  Plur.  les.  Für  Sing,  im  Femininum  ein- 
mal del  2  s  (cfr.  Meyer -Lûbke  II  S.  126). 

ms.  3  hat: 

Masculinum.  Femininum. 

Sing.  Nom.  //*  22  Sing.  Nom.  li,  le  (le  male  20) 
Acc.     le  Acc.     la,  le. 

ms.  1  führt  die  Regeln  der  Deklination  mit  Konsequenz  durch  : 
Nom.  Sing,  der  Masculina  hat  immer  das  Flexions -j  bei  Substan- 
tiven und  Adjektiven  (sowohl  in  prädikativer  wie  in  attributiver 
Stellung).  Im  Accusativ  steht  einmal  irrtümlich /«^//?j  de  col  roges  37 
neben  richtigem  col  rogé.  Der  Nominativ  Pluralis  der  Masculina 
steht  regelmäfsig  ohne  s  (sages  io  wird  wohl  als  Nom.  Sing,  auf- 
zufassen sein). 

ms.  2  hat 
Mase.  Sing.  Nom.  chetis  7     unnemens  25     neben  bon 
Acc    le  cover  Uz  35 
Plur.  Nom.  angeles  35 

Acc.    ars  buter  et  35     un  (wohl  für  uns)  bas  creteus  35 
Fem.    Sing.  Nom.  un  imaie  17     ses  color  25 
Acc    kaus  25. 

ms.  3  hat  im  Nom.  Sing.  Mase,  li  ons,  li  atres  27,  im  Nom. 
Plur.  der  Masculina  cor  (von  curtus)  27,  im  Fem.  Sing.  Nom.  li 
masons  6,  pesans  27,  im  Plur.  Nom.  Ions,  Acc.  a  droite  loisons  15. 

Der  Text  bietet  folgende  Pronominalformen: 

Personalpronomina: 
I.  Pers.  Sing.  Nom.  io  5.  6.  7.  11 
3.  Pers.  Nom.  Fem.  Ule  33     Plur.  eles  34 

Dat.  Mase  lui  i   (satzunbetont  li  28) 
Fem.    li  4.  26  (ms.  3). 


SKtZZSNBUCH  VON    VILARD  DE  HONNECOURT.  6 1 

Possessivpronomen  : 
3.  Fers.  Fem.  Sing.  íarnu  i     st  soie  29. 
I.  Fers.  FeoL  (Mehrzahl)  vo  plaü  37. 

Demonstrativpronomen  : 
Mase.  Sing.  Nom.  cil  2  (ms.  2?).  28     Acc  cel  33 
Fem.  Sing,  cele  34. 
Pluralis  ceus  i 

Mase.  Sing.  Nom.  ds  9.  28     eis  25  (ms.  2)     Acc.  cesi  i 
Fem.  cesU  27  (ms.  3)     Dat.  cesti  32 
Pluralis  ces, 

ecce-hoe  wird  co  ^y  (cku,  cu  in  ms.  3)  und  ce  2^  (ms.  2).  36. 
Von  nul  findet  sich  die  Obliquusform  nelui  28. 

Konjugation. 

Indie.  Praes.  i.  Fers.  Sing,  par  oil  28  zeigt  Anbildung  an  die 
i'-Verba. 

In  ms.  3  ist  die  Behandlung  der  3.  Fers.  Sing.  Praes.  Indie,  vor 
dem  unpersönliehen  on,  om,  um  beachtenswert.  Formen  wie  frov  om 
21.  22,  tail  om  22.  24,  tori  om  (Hs.  ior  torn)  22,  moni  om,  don  on, 
bev  um  24  geben  die  Aussprache  {tor  tom)  des  litterariseh  unge- 
bildeten Schreibers  wieder  mit  Ausfall  des  Schlufs-^  und  Behand- 
lung des  Stammvokals  und  Stammkonsonanten  wie  in  endungs- 
betonten Formen  und  im  Inlaut  {trov  om), 

ms.  I  hat  einige  Futura  von  Verben  L  auf  Kons.  +  r  und  r  mit 
Umstellung  des  9:  ouverront  i,  duerront  37  und  Futura  mit  Hûlfsvokal 
espanderà  9  und  zugleich  Umstellung  paerra  37  (neben  corra  8). 

Erwähnt  sei  Imper.  2.  Fers.  Fl.  prendes  18.  i^i-  37»  während 
ms.  3  prennes  15  hat 

ms.  I  hat  stets  den  Infinitiv  veir  18.  33.  34.  36;  ms.  2  neben 
aver,  geiir  und  ostier\    ms.  3  cheir. 

Besondere  Erwähnung  verdient  das  Participium  argans  von 
ardere  analogisch  nach  Konj.  arge,  Aehnliche  Ueber tragungen  finden 
sich  auch  sonst  in  picardischen  Texten,  so  arg  oit  (Tailliar,  Textes 
wallons  nO  164,  Urkunde  der  Abtei  Auchin).  Die  artesische  Chronik, 
ed.  Funck- Brentano  (Collection  de  Textes  pour  renseignement  de 
rhistoire  1899)  hat  neben  Konj.  Praes.  argent  S.  57  argoient  S.  68, 
die  Chansons  et  dits  artésiens  ed.  Jeanroy  XXI,  64  argans  ent- 
sprechend torjant,  s.  W.  Kirsch,  Zur  Geschichte  des  consonantischen 
Stammauslauts  im  Präsens  S.  38,  68. 

Für  die  Sprache  Honnecourt's  ergiebt  die  Untersuchung  des 
Skizzenbuches  folgende  dialektische  Züge,  die  wir  kurz  zusammen- 
stellen: 

1.  e,  f  vor  Nasal  und  a  vor  Nasal  werden  auseinandergehalten, 
zweimal  aber  an  durch  en  ersetzt  {peii), 

2.  Freies  e  und  a  vor  Nasal  fallen  in  ain  zusammen.  Die 
Schreibungen  plainne,  clainme,  die  den  ursprünglichen  Nasalvokal 
treu  wiedergeben,  finden  sich  mit  ziemlicher  Konsequenz  in  picar- 


02  F.  ED.  SCHNEEGANS, 

dischen  und  wallonischen  Texten,  so  in  Gui  de  Cambrai's  Barlaam 
und  Josaphat,  in  den  Urkunden  des  Livre  rouge  de  St.  Quentin 
{damme,  claimme  n^  34),  in  den  Urkunden  von  Pontbieu  {avainfu, 
tnamne),  im  Poeme  moral. 

3.  Gedecktes  /  wird  bald  durch  e  bald  durch  te  bezeichnet. 
Die   Sprachgrenze    ist    für    diese   Erscheinung    durch   Suchier 

(Grundrifs  I  S.  602)  bestimmt  worden.  Er  giebt  als  äuiserste  Vor- 
posten des  Gebietes  Aire,  Lille,  Douai,  Cambrai,  Avesnes,  Mau- 
beuge an.  Das  Vorkommen  des  ie  in  Honnecourt  erlaubt  uns 
die  Grenze  etwas  genauer  zu  bestimmen.  Da  St  Quentin  den 
¿f-Laut  nicht  kennt,  ^  wird  die  Grenze  in  der  Gegend  von  Honne- 
court sich  hinziehen,  vielleicht  z.  T.  mit  der  südlichen  Grenze  des 
Erzbistums  von  Cambrai  (zu  dem  Honnecourt  gehört)  überein- 
stimmen. Von  da  scheint  sie  sich  stark  nach  SW.  zu  wenden, 
denn  der  Laut  ü  ist  in  Cappy  (Arrondiss.  Perronne)  bezeugt  durch 
eine  Urkunde  von  1202  (Tailliar,  Actes  wallons  n^  6).  Den  älteren 
Texten  von  Arras  ist  te  unbekannt.  Ein  weiterer  Grenzort  ist 
Hénin-Liétard  (Charte  communale  et  serment  des  échevins  de  H.-L., 
Tailliar  S.  387  ff.). 

4.  .^/+Kons.  wird  eu,  nicht  tau.  Die  einzige  Form  ceus^  wird 
als  individuelle  Ansprache  W.'s  aufzufassen  sein,  denn  die  Texte 
von  St.  Quentin  und  Cambrai  führen  den  picardischen  Laut  durch. 

5.  ^  +  epenthetischem  i  wird  ie, 

6.  Freies  a  wird  zu  e  und  ei  (cfr.  Grundrifs  I  S.  602). 

7.  -arius  wird  -/Vr;    -iaia  wird  ie, 

8.  Freies  q  diphthongiert  zu  ue, 

9.  "ieu  in  locus,  focus  wird  zu  iu,  u  (cfr.  Suchier,  Aue.  und 
Nie.'*  S.  70),  daneben  ieu, 

10.  Beispiele  des  Wandel  von  p/+Kons.  zu  au  fehlen. 

11.  Freies  0  erscheint  als  0  und  eu,  o  vor  Nasal  wird  durch 
u  wiedergegeben. 

12.  f  +  ö  ist  erhalten. 

c-\-if  e,  //'+ Vokal  sind  stets  durch  c  ausgedruckt,  das  den 
¿"Ä-Laut  bezeichnet,  ebenso  wie  in  sace,  sacies.  Den  Beobachtungen 
O.  Siemt's  (Ueber  lat.  c  vor  e,  i  im  Picard.  S.  18  ff.)  entsprechend, 
schreibt  Vilard  einmal  espasse,  fois  hat  auch  sonst  in  picardischen 
Texten  -s  (s.  Siemt  S.  17). 

13»    /  +  -T  ina  Auslaut  wird  durch  s  wiedergegeben,  ebenso  -sis. 

14.  /im  Auslaut  ist  z.  T.  noch  erhalten.  Die  Texte  der  dia- 
lektisch Honnecourt  nächstliegenden  Orte  Cambrai  und  St  Quentin 


^  Die  Durchsicht  der  genauen  Urkunden  des  Livre  rouge  de  St.  Quentin 
(ed.  Bouchot  et  Leraaire,  St.  Quentin  1881)  und  der  Archives  anciennes  de  la 
Ville  de  St.  Quentin  (ed.  Lemaire  I  a.  1076— -1328,  St.  Quentin  1888)  bestätigt 
die  Thatsache.  Im  Livre  rouge  fìnde  ich  nur  einmal  quarrül  n^  53  und  den 
„Heu  dit":  au  pierge  de   Venevilar,  wo  gedecktes  f  vorzuliegen  scheint. 

'  Formen  auf  -eu  kommen  gelegentlich  auch  sonst  in  picardischen  Texten 
vor,  s.  Haas,  Zur  Geschichte  des  /  vor  folgendem  Consonanten  im  Nordfran- 
zösischen, Freiburger  Dissert.  18891  S.  67  f. 


í 


SKIZZENBUCH    VON    VILAED   DE   HONNECOÜRT.  63 

zeigen    ziemlich    konsequent  Erhaltung   des  /  (besonders  das  Livre 
rouge  de  St  Quentin  und  die  Archives  anciennes  ed.  Lemaire). 

15.  Das  mouillierte  /  im  Auslaut  ist  durch  einfaches  /  wieder- 
gegeben. 

16.  Der  Húlfslaut  ä  fehlt  zwischen  Ir  in  poure,  b  findet  sich 
dagegen  in  combti,  das  wohl  als  technischer  Ausdruck  der  Bau- 
kunst die  central  französische  Form  aufweist, 

Teste  aus  den  verschiedenen  Gegenden  der  Picardie  zeigen 
eine  aufFallcnde  Konsequenz  in  der  Auslassung  des  Hülfslaules, 
der  nur  in  bestimmten  Wörtern  vorkommt:  in  Cambrai'  {Tailtiar 
«•215.  260.  268.  108),  io  SL  Quentin Ï  finden  sich  neben  den 
Formen  ohne  Hiilfslaut  samblable  (Livre  Rouge  LXl),  apparlendroü 
(ib.  LXIV),  imamhlt  {ib.  LXXIII).  In  der  Charte  communale  de 
Philippe-Auguste  für  St,  Quentin  (Anf.  des  XUL  Jahrhs.  Livre  Rouge 
Appendice  nach  einer  Abschrift  des  XllL  Jahrhs.)  stehen  nur 
Formen  ohne  Hülfstaul.^  Arras,  Douai,  Valendennes,  Lille,  SL  Omer 
{z.B.  Aumelemait''),  Aire  und  die  Texte  von  Ponthieu  (ed.  Raynaud) 
weisen  ebenfalls  nur  Formen  ohne  den  Hülfslaut  auf,  aulser  den 
Vertretern  von  insimul  und  simulare,  denen  zugleich  die  Ausspraclie 
S  und  entsprechende  Schreibung  mit  an,  am  eigentümlich  ist. 

17.  Die    Artikelformen    sind    Mase.   //  —  U,    H  —  /«,    Fem. 
U,   Its. 

18.  Die  Deklinationsregeln  sind  noch  konsequent  durchgeführt. 

19.  Das  Possessivpronomen  weist  die  picardische  Form  se 
(Fem.  Sing.)  und  die  verkürzte  Form  im  Fem.  no. 

20.  ms.  1  weist  folgende  Erweiterungen  der  j- Verba  auf:  paroil, 
argons. 

Der  Infinitiv  von  videre  lautet  veìr. 

Das  Futurum  zeigt  Formen  mit  Umstellung  des  e  bei  Verben  I 
auf  Kons. +  r  und  Eintritt  des  Hülfsvokals  in  tspandtra,  patrra. 

Die  angeführten  Beispiele  zeigen,  mit  welcher  Genauigkeit 
und  Konsequenz  Vilard  de  Honnecourt  die  Laute  seines  ange- 
borenen Dialektes  wiedergegeben  hat  im  Unterschied  zu  den  beiden 
andern  Sclireibern.  Erwähnt  sei  noch  die  Anwendung  des  Zeichens 
I  vxm  Ausdruck  des  tönenden  inlautenden  j*  in  Sarroiin  5,  motion  6, 
tatti  8,  chteiei  deoiu  9,  glize  öfters  (einmal  glise  34),  coze  28  u,  s.  w. 
neben  tspasst  6,   etptsses  ases  laustes  37. 


<  I.  auch  Droits  sdgneutiaDx  das  am  ívíquet  de  Cambrai 
FÎDot  (Balleiiii  «cbfologiijuc  da  Comité  du  Iravaax  hUlorlquei 
fiqoes  1891   S.  432  ff.). 

•  Livre  rouge   de  St  Quentin   und    Archives 
Chutes  du  Vcrmandois  in  Bibl.  de  l'ícole  des  ch 


1175  ' 


ed.  Lemaitc. 
XXXV. 

n  Veimandois  (-(■  108 


•  Mim.   de  1s   Sodétí   des   Antiquaires   de   la   Molinie  XIX,  1884  —  5, 
S.313  {.  (Coutumes  de  St.  Orner). 

*  (  für  tönendes  r  encbeint  in  den  von  Raynaud   behandelten  Urkunden 
too  Ponthieu  erst  seit  1283. 


^_    too  Pontht 


64  F.  ED.  SCHNEBGANS, 

ms.  2  weist  folgende  dialektische  Züge  auf: 

1.  der  Diphthong  -/>»  ist  erhalten  in  orgieus,  orpüumenif  fyeule\ 
focus  wird  aber  fiu, 

2.  e  in  offener  Silbe  wird  zu  ot  und  ai,  e. 

3.  gedecktes  p  und  gedecktes  a  vor  Nasal  sind  geschieden. 

4.  gedecktes  /  diphthongiert  nicht     -ellus  wird  -eus, 

5.  gedecktes  a  vor  Nasal  ist  öfters  durch  ^aun  wiedergegeben« 

6.  ^arius  wird  ~ere, 

7.  vortoniges  ai  wird  zu  a, 

8.  für  aqua  finden  sich  die  Formen  eve,  mge, 
g.   olea  wird  oile. 

10.  c  bleibt  vor  a,    wird  vor  dem  aus  a  entstandenen  e  durch 
ch  ausgedruckt 

11.  c-\-e,i,  /i -{-Vokal  werden  durch  r  wiedergegeben,  im  Aus- 
laut in  dem  einzigen  Beispiel  durch  z. 

12.  Der  Artikel  lautet  im  Mase.  U,  im  Femininum  ist  del  über- 
liefert (cfr.  Meyer-Lübke  II  §  104). 

Folgende  Infinitivformen  sind  erhalten:  aver,  getir,  ostier. 

Soweit  aus  den  wenigen  Formen  ein  Schlufs  zu  ziehen  ist, 
läfst  sich  vermutungsweise  als  Heimat  des  Schreibers  von  ms.  2  der 
Süden  des  picardischen  Gebietes  bezeichnen,  ms.  2  schreibt  aufser- 
halb  des  Gebietes,  auf  dem  gedecktes  ç  zu  ie  wird.  Für  die  Nähe 
der  Champagne  spricht  der  Wandel  von  ai  zu  a  (s.  Wilmotte 
Romania  XX  479  ff.).  Die  Schreibung  dun  für  gedecktes  a  vor 
Nasal  ist  nicht  mafsgebend  ;  sie  findet  sich  nicht  allein  in  der  Nähe 
des  normannischen  Gebietes.^  Auch  die  Behandlung  von  ieu  bietet 
keinen  Anhalt.^ 

Ziehen  wir  die  Behandlung  von  freiem  e,  das  ai  und  oi  wird 
und  auf  die  Nähe  der  Ile  de  France  hinweist,  hinzu,  so  läfst  sich 
als  Heimat  des  Schreibers  von  ms.  2  die  Gegend  bestimmen,  wo 
Ile  de  France,  Champagne  und  Picardie  zusammenstofsen.^ 

Die  Form  euge  ist  wohl  identisch  mit  dem  auf  picardischem 
und  ñandrischem  Gebiet  weitverbreiteten  euwe  aus  aqua,  wo  w 
den  Uebergangslaut  zwischen  dem  aus  tfia  entstandenen  Diphthong 
eu  und  9  darstellt*  Das  g  von  euge  könnte  entweder  aus  einer 
Kreuzung  von  euwe  und  aigue  entstanden  sein  oder  ist  aus  dem 
auch    sonst    in    picardischen    Urkunden    bezeugten    Wechsel    der 


^  So  z.  B.  Oorkondenbock  van  Holland  en  Zeeland  ed.  Van  Den  Bergdc 

S.  357- 

^  iâu  und  tu  begegnen  nebeneinander  auch  in  den  von  F.  Neamann  be- 
handelten Urkunden,  so  dafs  üu  als  eine  jüngere  Form  anzusehen  ist  (s.  Zur 
Laut-  und  Flexionslehre  des  Altfranzösischen  S.  42). 

^  In  Cambrai  fìnden  sich  neben  Formen  auf  oi,  oe  und  o  auch  Beispiele 
von  ai,  ei  aus  e  (s.  Tailliar  n^  i  Arethoes,  ouvoet  =  habebat,  mo  «»  mensis, 
n**  18  estait,  deit.  In  den  Briefen  des  Bischofs  Wilhelm  von  Cambrai  (Pcrtx 
M.  G.  SS.  VII,  no  CXXI)  estaü, 

*  Vgl.  euwes  (habutas)  in  „Etablissement  d'une  franche  fête  à  Douai  par 
la  Comtesse  Marguerite  de  Flandres  et  de  Hainaut*'  (Tailliar  n°l77),  auwes 
(auca)  Urk.  von  Douai  ib.  n^'  123.  196. 


SKIZZKNBUCH  VON   VILARD   DE  HONNECOURT.  65 

Zeichen  w  und  ^^  zu  erklären;  es  bat  wohl  sicher  nur  ortho- 
graphischen Werth  (vgl  die  Verkürzung  ¿w  35).  Die  Form  odge 
könnte  gegen  die  eben  vorgeschlagene  Lokalisierung  des  Textes 
ms.  2  angeführt  werden.  Denn  euwe  scheint  besonders  in  einer 
nördlichen  Zone  des  picardisch-wallonischen  Gebietes,  zu  dem  Cam- 
brai nicht  mehr  gehören  würde,  und  in  Flandern  vorzukommen.^ 

Für  ms.  3  ergeben  sich  folgende  Spracheigentümlichkeiten: 

1.  teu  wird  tu. 

2.  ü  aus  freiem  f,  aus  a  nach  Palatal  und  ^arius  wird  1. 

3.  in  geschlossener  Silbe  unterbleibt  die  Diphthongierung  von  /. 

4.  vortoniges  ai  und  betontes  und  vortoniges  oi  werden  zu  a 
und  (?  (einmal  a)  vereinfacht. 

5.  e  und  a  in  gedeckter  Silbe  vor  Nasal  sind  geschieden. 

6.  freies  ç  wird  nicht  zu  eu  diphthongiert. 

7.  freies  a  wird  bald  durch  e  bald  durch  ei  wiedergegeben. 

8.  li  in  unus,  una,  sursum  wird  zu  0, 

9.  c  bleibt  vor  a,  wird  durch  ch  ^viedergegeben  vor  e,  ie  aus  a. 
IG.   €-{-€,  i  und  //+ Vokal  werden  ch   (in   der  Schrift   bald   c 

bald  cK)^   im  Auslaut  zu  x. 

11.  t-^-s  im.  Auslaut  werden  zu  s. 

12.  /  verstummt  meist  vor  Konsonant 

13.  silbenanlautendes  /  wird  zweimal  zu  d, 

14.  ms.  3  kennt  die  Artikelform  U  fur  das  Femininum. 

Auch  der  Schreiber  von  ms.  3  gehört  dem  picardischen  Sprach- 
gebiet an.     Nach  dem  Osten  weisen  2  und  6  hin. 

Die  Behandlung  von  u  in  on^  one  ist  im  Norden  weit  verbreitet. 

ANMERKUNGEN.3 

IG.  Dem  Texte  sind  drei  Zeichnungen  beigegeben:  eine 
Fensterskizze,  der  Grundrifs  des  Turms  im  ersten  Stockwerk  mit 
den  vier  Vorbauen,  die  jeder  je  zwei  Ecktürme  haben  (die  ,VIIL 
aresies  und  .IUI.  fUloles).  Die  colonbes  de  irois  sind  Säulenbündel, 
deren  Querschnitt  auf  der  Zeichnung   zu   sehen  ist   und   die  das 


^  Vgl.  lanwe  neben  langhe  in  den  Chansons  et  dits  artésiens   éd.  Jcan- 

roy  3.  S- 

*^  lîénin - Liétard   (Tailliar  p.  432),    Douai:   euwf»   euwage  (ib.  145.   146), 

Arras:  EuwtlUrie  (ein  Quartier  der  Stadt  Arras:  Chansons  et  dits  artòsiens 
XV,  26),  Lille:  euwe  (Tailliar  n°  208  und  262).  Für  Flandern  ist  die  Form 
bezeugt  durch  Tailliar  n°  206.  In  einer  Urkunde  von  Cappy  (Somme)  finde 
ich  aige,  aigue,  in  Cambrai  bei  Gui  de  Cambrai,  Bari,  und  Jos.  ewe»  eve, 
euue»  aigiie,  in  den  Gesta  episcoporum  Cameraccnsium  (Pcrtz  M.  G.  SS.  VII) 
yawsoes,  ebenso  in  St.  Quentin  (Livre  Rouge:  Passelyaue  53,  iauve  196.  197; 
in  den  Archives  ancieimes:  yaus\  in  Valenciennes  aiuwes  (Charte  de  la  frairic 
de  la  halle  des  draps  de  Valenciennes  ed.  Caffiaux,  Mém.  de  la  Soc.  des  anti- 
quaires de  France  38  p.  i  flf.). 

3  Es  sei  audrücklich  auf  den  trefflichen  technischen  Kommentar  und  das 
Glossar  der  Lassus^schen  Ausgabe  hingewiesen ,  die  für  die  obij^en  Erklä- 
rungen, die  nur  das  Verständnis  einiger  Stellen  erleichtern  sollen,  reichlich 
benutzt  wurden. 

Zdtschr.  £  rom.  Pba.  XXV.  c 


66  F.  ED.  SCHNBEGANS, 

Gewölbe  der  Vorbaue  tragen.  Das  zweite  Stockwerk  ist  in  zwei 
Abteilungen  geteilt,  die  Vorbaue  der  unteren  sind  als  arkei  et  «i- 
tau/emenst  die  der  oberen  (ofifen,  auf  acht  Säulen  und  mit  vor- 
springenden Ochsenleibern  verziert)  als  filióles  bezeichnet  Die 
arket  et  eniaulemens  (oberer  Abschlufs  des  Stockwerkes)  tragen  die 
.VIIL  cresies,  zwischen  denen  sich  die  schmalen  Fenster  befinden 
{arkiere,  eine  ist  auf  der  Zeichnung  sichtbar). 

15.  d^on  piler  metre  a  droite  toisons  ==  ,,mit  richtigen,  passenden 
Fugen",  gemeint  ist  die  Verbindung  der  dem  Pfeiler  angefügten 
Säulen  zu  einem  Säulenbundel. 

22  b)  „par  ce  moyen  trouve-t-on  le  milieu  d'un  champ  décrit 
au  compas"  L.;  Ergänzung  von  22  a.  In  beiden  Problemen  handelt 
es  sich  um  die  Auffindung  des  Mittelpunktes  eines  Kreises  (in  22a 
des  Querschnittes  durch  eine  Rundsäule)  mit  Hülfe  zweier  Punkte 
der  Peripherie. 

22  ¿)  L.,  der  auf  die  Erklärung  des  Problems  verzichtet,  über- 
setzt „Par  ce  moyen  fait-on  arriver  deux  pierres  à  un  point,  si 
elles  ne  sont  pas  éloignées";  es  heifst  doch  eher  „mögen  sie  auch 
entfernt  sein". 

24  f)  „Par  ce  moyen  on  biaise  les  arrachements  jaugés  pour 
chaque  membre  sans  modèle"  L.  Nach  Quicherat's  geistvoller  Er- 
klärung, der  sich  L.  anschliefst,  handelt  es  sich  um  einen  Bogen- 
träger,  von  dem  die  verschiedenen  Gewölberippen  {membre)  in 
spitzen  Winkeln  {bev*om)  ausgehen  und  um  ein  Mittel  die  Form 
des  Trägers  zu  bestimmen.  Die  Zeichnung  stellt  einen  Querschnitt 
durch  einen  Träger  dar. 

25.  vive  kaus  bolete  et  orpieument:  boUte  (von  bole^  Kugel)  kann 
nicht  gemeint  sein;  zu  diesem  „teigartigen"  Schönheitsmittel  gehört 
„gestofsener  Kalk  (kein  Stückkalk,  den  das  Wasser  nur  zerbröckeln 
würde)",  „ungelöschter  Kalkstaub"  oder  „Kalkmehl".  Man  denkt 
an  buleter  (nfr.  bluter),  bolete  et  könnte  irrtümlich  für  buletée  et  stehen. 
Schwierigkeit  bereitet  aber  der  (?-Laut,  da  sonst  ms.  2  nicht  0  fur 
lat.  ü  kennt  und  altfr.  nur  buleter  vorzukonmien  scheint;  vgl.  aber 
wallon,  boti  =  bluter  (Grandgagnage). 

31.  Das  Blatt  weist  zwei  Zeichnungen  auf,  einen  einfachen 
Kirchenstuhl  oben,  unten  einen  mit  Rankenwerk  verzierten,  der 
auf  einem  der  folgenden  Blätter  in  noch  reicherer  Schnitzarbeit 
wiederholt  und  als  bone  poupée  32  bezeichnet  wird.  L.  möchte  den 
ersten  Teil  der  Inschrift  31  auf  die  untere  Zeichnung  beziehen 
und  erklärt  poupée  als  „rinceau,  enroulement,  espèce  de  cloison 
feuillagée,  quelquefois  avec  figures  terminant  un  rang  de  stalles"; 
den  Rest  der  Inschrifl  a  ./.  entreclos  a  tote  le  clef  bezieht  er  auf 
die  obere  Zeichnung,  die  einen  Kirchenstuhl  in  der  Mitte  der 
Reihe,  zu  der  die  untere  poupée  den  Abschlufs  bildet,  darstellt; 
denn  die  reichverzierte  poupée  kann  nicht  die  Scheidewand  zwischen 
zwei  Stühlen  bezeichnen,  die  immer  einfach  ist  nach  Art  der  oben 
skizzierten.     Er   erklärt   de/  als  „accoudoir  assemblé  avec  la  pièce 


SKIZZBNBUCH  TON  VILARD  DB  HONNECOUKT. 


67 


courante  qui  forme  le  dossier*'.  Ich  würde  lieber  unter  clef  einen 
auf  der  oberen  Zeichnung  sichtbaren  Stift  verstehen,  der  den  be- 
weglichen Sitz  mit  der  Rückwand  des  Stuhles  verbindet. 

34.  orbes  arkes  sind  innere  gewölbte  Gänge  längs  den  Fenstern 
des  ersten  Stockwerkes,  welche  die  weit  vorspringenden  Gewölbe- 
pfeiler durchbrechen. 

36.  Ves  ci  les  molles  des  chapules  de  cele  pagne  =  „Das  sind 
die  Modelle  (Querschnitte),  die  in  der  hier  behandelten  Kapelle 
vorkommen''.  Mit  louons  ist  die  Verbindung  der  Halbsäulen  mit 
dem  Pfeiler  zum  Säulenbundel  gemeint 


GLOSSAR. 


acainte,     accainte:     Schirmdach    18; 

Seitenschiff  einer  golbischen  Kirche 

35  ;  s.  Da  Gange  s.  v.  accincta. 
agies:  Hallung,  Bewegung  i;  s.  Gode- 

froy  s.  V,  agies,  agiez. 
aguiU:  Turraspiue  23  g. 
aiU:  Adler  7;  aquile  26. 
aive:  Wasser  22 j.  1;    aie  27. 
angle:  Winkel  23  b. 
arbre:  Radachse  27. 
arc:  Bogen  22  c.  24  h;     arc  boterei: 

Strebebogen  13.  35. 
arke:  Gewölbebogen,  gewölbter  Gang 

34. 

ar hiere:  Schieisscharte,  schmales  Fen- 
ster 10;   s.  Grodefroy  s.  v.  archiere. 

art:  Kunst  I.  20.  21. 

atenir:  festhalten  33. 

autre  tant  —  com:  sowohl  —  als 
auch  22  k. 

bas:  Holz,  Holzbalken  27. 
behot:  Röhre  8. 
bever:  schräg  ansetzen  24  f. 
bolete:  s.  Anm.  zu  25. 
boter  et,  buter  et  s.  arc, 

Canbrai  13. 

caneuvite:  Hanfsamen  37;  s.  Godefroy 
s.  V.  canebuise  (bezeichnet  den  Hanf- 
samen in  der  Gegend  von  Douai). 
tangier:  abwechseln  lassen  9. 
canpe:  Feld,  Fläche  22  b. 
cantepieure:  „robinet  quelconque  lais- 
sant écouler  Teau  peu  à  peu;  arro- 


soir" L.  ;  s.  Du  Gange  s.  v.  canta- 
plora. 

capitel:  Säulenkapitäl  24  a. 

Carnoti  {S.  Maria):  Chartres  15. 

carole,  charole:  Chorumgang;  s.  Du 
Gange  s.  v.  carola  (clathros  seu  co- 
lumellas fabrefactas,  olim  in  quibus- 
dam  Gralliarum  provinciis  in  Nor- 
mandia saltern,  dictas  Caroles)  und 
Godefroy. 

carpenterie:  Zimmttrhandwerk  i;  Bal- 
kenwerk 18. 

chavec,  cavece:  Chor  13.  22. 

ciment:  Cement  25. 

cintreel:  Bogen  22  e. 

ciziel:  Meifsel  37. 

Cistercienns  ordo  17. 

Cistiaus  13. 

clef:  Schlufsstein  des  Spitzbogens 
23  c.  d.  —  Teil  eines  Kirchenstuhles 
s.  Anm.  zu  32. 

clozeic  adj.:  verschlossen  9;  s.  Gode- 
froy s.  V.  closeis. 

clostre:  Kreuzgang  22  k. 

co  {por):  deswegen  weil  11. 

col:  „saillie  du  contre-fort"  L.  lO. 

col  roge:  Rotkohl  37. 

colonbe:  Säule  7.  22. 

conble:  Dachstuhl,  Gewölbe  10.  18.  25. 

Come  (5.)  30. 

conpas:  Zirkel  22.  24  h;  Kreis  {une 
ais  a  J  1 1,  conpas:  Dreipafs)  7;  cfr. 
Du  Gange  s.  v.  compassus;  Gode- 
froy. 

consel:  Anleitung  I. 


68 


p.  BD.  SCHNSBGANS, 


contrefaire:  abzeichnen  (al  vif:  nach 

dem  Leben)  28.  29. 
copresse:  Stütze  27. 
Corine  (Pier es  de)  14. 
covertic:  Dach  6.  35.  36. 
creste:  Spitztûrmchen  io. 
eretici:  Zinne,   zinnenartige  Brüstung 

34.  35. 

descoscier:  abschiefsen  33. 

desputer  (se)  de:  konkurrieren  um  4. 

desquari:  eckig  13. 

destenprer:  mischen  mit  25. 

deviter:  erklären  9. 

doctriner:  abrichten  (einen  Löwen)  28. 

Domijen  (5.)  30. 

douhliel:  Pfeilergurt  36. 

droit  (a)  adv.:  richtig  9. 

enbracement:     Vierpaû     (vierteiliger 

Rahmen  um  eine  Radachse)  27. 
enconbre:  Häufung  24  a. 
endamer:  anschneiden  27. 
engenolie  (vosure):    „voussoir    pronlé 

suivant  une  courbe"  L.  24. 
en^ng:   Baumaschine  i.  26;   Wurf- 

maschine  23. 
entauletnent  :  Stockwerk  10.  34.  35. 
entaulé  adj.:  gepflastert  36. 
entreclos:  Scheidewand  (zwischen  zwei 

Chorstûhlen)  32. 
erracenment  :  Träger,   Gewölbeansatz 

22 f.  24 f.;  s.  Godefroy  s.v.  esrache- 

ment 
esscandelon:  Stufe  23  f. 
escaufaile:  Wärmer,  Händewärmer  9. 
esconse:  Blendlaterne  18. 
esligement:  Grundrifs  10.  13.  14. 
espandre:  ausgiefsen  9. 
espasse  f.:  Säulen  Zwischenraum  10. 
estace:  Grundpfahl  27. 
estancon:    Stützbalken    (Teil    einer 

Wurfmaschine)  33. 
estanper:  zermahnen,  zerstampfen  37. 
Jßstienne  14. 
estor:  Fenster  22  h. 
estoupe:  Werg  37. 
euge:  Wasser  25. 


ßüole:  Turmchen,  s.  Godefroy. 

force  Technik  einer  Kunst  i.  19. 

f or kiet (piler) i  Strebepfeilerio  („con- 
tre-forts d'angle  faisant  la  fourche'' 
Lassus). 

forme:  Fensterform  il.  36. 

fust:  Holz  18. 

galion  filate:  Levkoje  37;  s.  Du  Gange 
8.  v.  gariofilata,  fr.  giroflée  ;  Gode- 
froy s.  v.  gariofilee. 

getir:  werfen,  ausgiefsen  35. 

grosse:  Dicke  22  a.  23  b. 

hautece:  Höhe  23  i. 

hauture:  Höhe  7. 

hierbegier:  auf  der  „herberge'%    dem 

oberen  Abschlufs  einer  Scheidemauer 

zwischen     zwei    Nachbargebäaden, 

aufbauen  18. 
Honecourt  l,    Honnecor\f\  2,   Huné^ 

cort  14. 
Hongrie  ii.  15. 
huge:  Kasten  33. 
Humilité:    Demut  (als  personifizierte 

Tugend)  3. 

jagijs  adj.:  ausgemessen  24 f.  Gode- 
froy hat  ein  Beispiel  von  jaige  s.f. 
(„pour  ung  pié  et  une  jaige  de 
grans  voulseurs"  aus  einer  Quittung 
eines  Werkmeisters  in  Dijon,  joige 
scheint  hier  eine  Längenmafsbe- 
zeichnung  zu  sein). 

ierloge,  orologe:  Uhr  6. 

iometrie:  Geometrie  i.  20.  21;  geo^ 
metrie  22  s. 

justicier:  richtigstellen  23  c. 

kaiel:  Hündchen  28. 
kaus:  Kalk  25. 

labitement:  Steinigung  30. 

largece:  Breite  22 1. 

letre:  Text,  Beschreibung  9. 

letris:  Lesepult  7;   s.  Du  Gange  s.  v. 

lectricium. 
linei:  Lot  22  v. 


SKIZZBNBOCH  TON  TILASD  DB   HONNBCODRT. 


69 


Ih'fi:  23  j.;  LassQS  fiberseUt  y,iiiveati, 
ligne,  cordeau  à  diviser". 

¿oison:  Fuge  23  c.  36. 

Ione:  entfernt  22 1. 

Loon  IO. 

Lozane  16. 

mackonerie:  Baukunst  I.  19;  Bauart 
22  h.  24  a. 

maillet:  Hammer  4. 

maizcn:  Behausung,  Bebälter  6. 

maniere:  Bauart  5.  7.  8.  IO.  13.  34; 
manine  27. 

menare:  architektoniscbes  Glied  24  f. 

mesure  que  (par);  auf  die  Art  dais 
24  b. 

mater  e:  Stoff,  Anleitung  15.  19. 

Miax  14. 

mole:  Modell  52.  23  g.  24  e.  36. 

montee:  Aufriís  IO.  1 3.  34.  35.  36. 

mors:  Krönung,  Abscblufs,  nfr.  amor- 
tissement 35. 

moustier:  Kirche  36. 

nokeret:  Dachrinne  oder  Wasserspeier 
35  ;  s.  Godefroy  s.  v.  nochiere,  no- 
kiere,  nochere. 

ogive:  Spitzbogen  36. 
orbe:  dunkel,  verborgen  34. 
Orgieus:  Hochmut  (Personifikation)  3. 
orpieument:  Operment  25. 

paelete:  Pfanne  9. 
fan  (plain):  Mauer  13.  36. 
pavement:  Fliese  15. 
feignon:  Giebel  6. 
peignonciel:  Giebel  6. 
fendant:  Hängebogen  23  a. 
ftniel:  Fläche  6. 
fer  soir:  Presse  22  p. 
Vieres  de  Gorbie:   ein  Architekt,   der 

mit  Vilard  konkurriert  14. 
^iUr  forkiet:  Strebepfeiler  10. 
Pharao  (S.)  :  die  Farokirche  in  Meaux 

H. 
flom:  Senkblei  23 j. 
point:  Mittelpunkt  24  d. 
forc  esfi:  Stachelschwein  29. 


portraire:  zeichnen,  skizzieren  11.  24  c. 

portrait:  Zeichnung  6« 

portraiture:  Zeichenkunst   i    (fortu* 

ratura  19)  20;  Zeichnung  9.  35. 
poupée:    Rankenverzierung    an  einem 

Kirchenstuhl  31.  32. 
pour  e  :  Pulver  37. 
proel:  Klosterhof  22  k. 
pumiel:  Knopf,  Knauf  7. 

quint  point:  „arcade  qui  a  pour 
centre  de  chacun  de  ses  arcs  un 
des  points  divisant  sa  base  en  cinq 
parties  égales,  ce  point  étant  le 
cinquième  à  partir  de  la  naissance 
de  l'arc"  L.  23  d. 

recoper:  Pfähle  unter  Wasser  absägen, 

nfr.  receper  27. 
redevoir    unpers.:    wieder,    ebenfalls 

soUen  35. 
redrescir:  aufrichten  27. 
roonde:  runde  Säule  23  b. 

Salemon:  König  Salomon  12. 

sanemonde:  Levkoje  37;  s.  Godefroy. 

Sar ratin:  Sarrazene  5. 

scere:  Winkelmafs  23  c. 

soie:  Borste  29. 

soir:  sägen  26. 

sole:  Terrasse  27.  33. 

soore:  Säge  26. 

sorvols:  Rippe  (an  einem  Gewölbe)  36. 

soutre  (par):  unten  8. 

tanesie:  Rainfarn  (tanacetum)  37;  s. 
Godefroy  s.  v.  tanisie. 

ter  gier:  bestreichen  37. 

tyeule:  Ziegel  25. 

tijrc:  Spitzbogen,  nfr.  tiers-point,  23  c. 

toi%e:  Klafter  23. 

toral:  zum  -Turm  gehörig  36. 

toreillon:  Drehzapfen  9. 

torete:  Türmchen,  turmartige  Verzie- 
rung 8. 

torner:  drechseln  18. 

traä:  Linienführung  i.  19. 

travecon:  Querstab  8. 


70       F.  ED.  SCHNEEGANS,   SKIZZENBUCH  VON  VILARD  DB  HONMECOURT. 


trebucet:  Wurfìnaschine  33. 
tribucher:  zu  Falle  kommen  3. 
tumeü  s.  f.  :  Schnitt  24  c. 

untument:  Salbe  25. 

VecelUnsis  (S.  Maria)  Vancelles  17. 
verge:    Stab   7;    Stange   (Teil   einer 

Wurfmaschine)  33. 
vertere:    Glasfenster  16.   {vesrire  23.) 

35.  36. 
vif  (al)  :  nach  dem  Leben  28.  29. 
Tfif  argent:  Quecksilber  4. 


vis:  Schraube  22p. 

voü:  Gang  22  k.  34.  35. 

vols:  gewölbt  36. 

volte:  Gewölbe  18. 

vosor:  Gewölbstein  23 f.;  vosoir  24e. 

vosure  Schluisstein  22  h.  L  24  d.  g. 

war  ance:  Färberröte,  Krapp  37. 

WHart  de  Honnecourt  i;  Ulardus  14. 

windas:  Winde,  Feder  (zum  Spannen 
einer  Wurfmaschine;  mehrere  Bei- 
spiele  dieses  Gebrauchs  bei  Gode- 
froy  s,  V.  guindas)  33. 


F.  £d.  Schneegans. 


isìe  burlesque  &ancaÌBe  de  la  BenaisBance. 


Cest  une  vérité  démontrée  désormais  à  l'évidence  que  la  litté- 
■  lature  française  du  XVI'  siècle,  naquit  et  se  développa  sous  la 
double  i&flueDce  classique  et  italienne.  On  peat  ajouter  aussi, 
sans  crainte  d'exagérer,  que  cette  dernière  l'emporte  de  beaucoup, 
an  moins  dans  la  plupart  des  genres,  sur  les  inspirations  puisées 
directement  aux  chefs-d'œuvre  de  la  Grèce  et  de  Rome,  ces 
chefs-d'œuvre  que  tout  le  monde  déclarait  bien  vouloir  suivre  de 
près,  mais  dont  l'imitation  paraissait  en  eflet  difficile,  à  une  époque 
oil  l'art  et  la  langue  étaient  encore  dans  leur  enfance.  On  ne 
saurait  donc  parler  de  poésie  burlesque  ou  bemesque,  sans  que 
CCS  noms  mîmes,  qui  n'ont  pas  d'ailleurs  identité  de  sens,  ne  nous 
indiquassent  leur  patrie  d'origine.  Cest  là  une  production  tout-á- 
fait  italienne,  mais  les  poètes  français  burlesques,  loin  d'avouer 
franchement  leurs  emprunts,  les  dissimulent  avec  art,  préférant  se 
déclarer  redevables  de  leurs  inspirations,  à  des  auteurs  grecs  ou 
latins,  dont  ils  ne  connaissaient  fort  souvent  que  le  nom.  Ce  fait 
que  j'ai  eu  l'occasion  de  constater  autre  part  pour  la  comédie  est 
¿vident  ici  encore  et  d'ailleurs  bien  naturel.  Les  classiques  for- 
maient, pour  ainsi  dire,  un  patrimoine  commun,  sur  qui  tout  lu 
monde  pouvait  vanter  les  mêmes  droits  et  que  l'école  de  Ronsard 
ne  cessait  de  recommander  à  l'imitaliun,  tandis  que  les  Italiens 
étaient  des  contemporains,  que  l'on  n'aurait  pu  piller  librement 
sans  s'esposer  à  l'accusation  de  plagiat. 

L'imitation  italienne,  dont  je  parle,  n'est  pas  d'ailleurs  toujours 
servile  ou  littérale.  Elle  consiste  plutôt  dans  la  répétition  des 
mêmes  sujets,  que  dans  la  dépendance  de  la  forme;  les  français 
chantent  ce  que  les  italiens  avaient  chanté  avant  eux,  la  goutte, 
par  exemple,  la  ßevre,  la  galère  et  pis  encore,  maïs  les  modèles 
ne  sont,  que  fort  rarement,  suivis  à  la  lettre  et  l'on  peut  même 
parfois  croire  à  une  simple  réminiscence.  Cest  iá  ce  que  nous 
allons  constater  dans  les  chapitres,  qui  suivent  et  que  j'ai  divisés 
selon  les  genres  (une  division  quelque  peu  vague,  mais  la  seule 
qui  soit  possible),  afin  que  les  types  caractéristiques  de  la  poésie 
burlesque  se  trouvent  en  plein  jour. 

Mais  c'est  sur  ce  nom  de  poésie  burlesque  qu'il  faut  faire 
[  d'abord  quelques  restrictions.     J'écarte  les  poèmes  burlesques, 

;  que  l'élendue  de  leurs  sujets  et  le  caractère  de  parodie,  en 


1 


72  p.  TOLDO, 

font  un  genre  à  part.  Et  la  parodie  paraît  évidente.  Didon  par- 
lant le  langage  des  halles,  Énée  transformé  en  bon  bourgeois 
„gras  et  fleuri",  les  vers  héroïques  de  Tépopée  du  peuple  romain 
appliqués  à  des  situations  plaisantes  ou  ridicules,  enfin  la  vulgarité 
la  plus  plate,  s'opposant  à  la  grandeur  du  modèle  classique,  voilà 
ce  qui  constitue  le  burlesque  de  ce  genre,  tel  que  nous  le  retrou- 
vons chez  le  Lalli  en  Italie  et  chez  Scarron  en  France  et  qui  con- 
siste dans  la  dégradation  ou  la  caricature  des  héros.  Je  laisse  de 
côté  aussi  les  canti  carnascialesche  bien  que  le  burlesque  y  joue 
parfois  un  certain  rôle,  de  même  que  la  poésie  à  la  burchia,  qui 
eut  en  France  beaucoup  de  succès,  j'écarte  enfin  avec  soin  tout 
ce  qui  ne  rentre  par  directement  dans  ce  sujet,  si  riche,  si  varié 
et  que  Ton  n'a  pas  encore  étudié,  dans  son  ensemble,  d'une  ma- 
nière satisfaisante. 

L'amour  et  les  femmes. 

C'est  à  elles  la  place  d'honneur,  mais  il  faut  le  déclarer  tout 
de  suite,  la  place  que  les  poètes  burlesques  leur  ont  assignée  ne 
mérite  pas  du  tout  ce  titre.  Des  courtisanes,  des  maquerelles,  des 
femmes,  vendant  leurs  baisers  ou  ceux  de  leurs  amies,  avides,  mé- 
chantes, sales  et  souvent  grandes  sorcières,  voilà  ce  qui  se  pré- 
sente d'abord  à  notre  vue.  Mais  ce  sont  surtout  les  vieilles, 
hideuses,  repoussantes,  cachant  leur  laideur  sous  le  fard  ou  l'éta- 
lant avant  cynisme,  celles  qui  sont  en  butte  aux  plaisanteries  fort 
outrées  et  fort  indécentes  de  ces  poètes.  Le  mépris  des  vieilles  est 
sans  doute  issu  de  l'imitation  classique;  on  n'avait  qu'à  ouvrir  les 
œuvres  d'Horace,  d'Ovide  et  de  Martial,  pour  en  trouver  des  modèles 
plus  ou  moins  achevés.  Mais  il  y  a  là  aussi  une  conséquence  du 
mépris  qu'on  avait  pour  la  femme  au  moyen  âge,  mépris  dû  à  des 
préoccupations  religieuses  de  chasteté,  se  mêlant  ensuite,  d'une  ma- 
nière étrange,  aux  souvenirs  épicuriens  du  classicisme.  La  femme, 
étant  pour  les  ims  une  tentation  obsédante  et  diabolique  et  pour  les 
autres  un  simple  instrument  de  plaisir,  ne  pouvait  s'élever  pour  la 
plupart  des  gens  de  cette  époque  à  la  dignité  de  mère  et  de  com- 
pagne fidèle  de  l'homme.  Le  printemps  de  la  vie  passé,  sa  mission 
était  finie  et  l'on  assistait  en  riant  à  sa  dégradation.  Chez  le  Berni 
et  chez  plusieurs  poètes  formés  à  son  école  il  y  a  aussi  une  vive 
réaction  contre  les  pétrarquistes  et  sous  ce  rapport  les  vieilles  re- 
présentent une  parodie  de  la  lyrique  amoureuse,  de  même  que  les 
poèmes  burlesques  nous  offrent,  à  leur  tour,  une  parodie  de  l'épopée 
classique  et  chevaleresque.  Mais  avant  le  Berni,  on  avait  déjà 
chanté  maintes  fois  les  grimaces  de  la  vieillesse.*  Il  suffit  de  rap- 
peller  ce  qu'on  lit  dans  un  recueil  publié  par  M'  Casini,^  les  sonnets 

*  cfr.  l'article  de  Mj^  Clan  „Un  codice  ignoto  di  rime  volgari  appartenuto 
a  B.  Castiglione"  dans  le  Giorn,  Stor,  della  lett,  ital.  XIII  p.  310 — 316.  Voyez 
aussi  un  article  de  Mr  Vittorio  Rossi  dans  le  même  journal  (XXVI  p,  39) 
sur  le  poète  Strazzola. 

*  dans  Ics  „Rime  dei  poeti  bolognesi  del  sec.  XIIP"  dans  la  Scelta  di 
curiosità  letterarie,  disp.  CLXXXV  p.  42, 


POÉSIE  BURLESQUE  FRANÇAISE  DE   LA  RENAISSANCE.  73 

attribués  à  Cecco  Ângiolieri  et  cités  par  M'  Ciani  et  ceux  de 
Rustico  di  Filippo,  écrivain  de  la  première  moitié  du  XIII®  siècle.^ 
Ce  dernier  est  le  représentant  le  plus  accompli  de  ce  genre, 
dans  la  littérature  italienne  des  premiers  siècles.  On  n'a  qu'à  lire 
ce  sonnet,  où  le  tableau  est  déjà  achevé: 

„Dovnnqne  vai  con  teco  porti  il  ciesso, 

oi  bngieressa  vechia  pnzolente, 

che  qual  umqne  persona  ti  sta  presso, 

si  tnra  il  naso  e  fìigie  jnmantenente. 

Li  denti  le  giengie  tue  menar  gresso, 

che  li  tasena  1'  alito  putente  : 

le  selle  paion  lengue  d'  allcipresso 

jn  ver  lo  tuo  fragor,  tant'  è  repente  : 

Che  par  che  s'  apran  mille  monimenta 

quand'  apri  il  cieffo;  perchè  non  tí  spolppe? 

o  tí  rinchiude  ssl  e'  ôm  non  tí  senta  ? 

Però  che  tuto  '1  monddo  tí  paventa; 

jn  còrppo  credo  filglinti  le  volppe, 

ta  'lezo  n'  escie  fuor,  soza  giomenta  !  " 

Ailleurs  il  parie  de  sa  belle  „la  donna  mia'S  qui  montre  ses 
trésors  consistant  en  „cispa  d'  occhi''  poux,  punaises,  gale  et  autres 
merveilles  de  ce  genre.  Cene  de  la  Chitarra  d' Arezzo  î*  peint,  à 
son  tour,  una  „vegla  nera  vizza  e  rancha'';  Franco  Sacchetti  s'amuse, 
à  ce  sujet,  dans  des  ballades  bien  connues  et  le  Pistoia^  a  un 
sonnet  d'une  beauté  merveilleuse  sur  une  dame  de  quarante-sept 
ans,  qui  n'a  pas  encore  renoncé  à  la  coquetterie: 

„Lei  pare  un  carboncin  mezzo  di  foco; 
O  che  bel  donnellin  creato  in  fretta! 
Che  beUe  carni  purpurine  e  ranee!" 

Bernard  Bellincioni,  le  poète  courtisan  de  Laurent  le  Magni- 
fique, se  moque  d'un  amoureux  d'une  femme  borgne*»  et  il  pré- 
lude par  là  à  une  foule  de  compositions  pareilles,  savoir  l'amant 
d'une  bossue,  l'amant  d'une  négresse  etc.,  qui  eurent  beaucoup 
de  vogue,  dans  les  siècles  suivants.  C'est  en  parlant  de  sa  propre 
maigreur,  que  le  Bellincioni  se  sert  d'une  image,  que  nous  retrou- 
verons ensuite  chez  le  Bemi  et  chez  beaucoup  de  poètes  français: 

„Chi  vuol  far  notomia 

Di  muscoli,  di  nervi  e  poi  del  drente, 

Di  fuor  mi  guardi,  e  resterà  contento." 

On  ne  s'en  rappellera  que  trop  et  l'anatomie  burlesque  nous  pré- 
sentera  des   modèles  afi^eux   et  vivants  d'histologie   et   de  momi- 


^  ibidem  p.  312. 

*^  cfr.  bibl.  stor.  letter,  ital.    Bergamo,  1899,  ^it.  Federici,  p.  30,  33. 

'  cfr.  vol.  CLXXn  de  la  sceUa  di  curiosità  letterarie,  sou.  2. 

*  I  sonetti  del  Pistoia  éd.  Renier,  Torino,   1888,  p.  106. 

5  cfr.  scelta  di  curiosità  lett.  livr.  XXIV  »on.  171«,  34«. 


74  P«  TOLDO, 

fication.  Dans  Ja  istoria  della  Beca'S  attribuée  à  Louis  Puld, 
nous  avons  añaire  à  une  paysanne,  dont  les  appas  ne  sont  gâtés, 
que  par  quelques  petits  défauts: 

,,La  Beca  mia  è  solo  un  po'  piccina, 

E  zoppica  eh'  appena  te  n'  adrestL 

Neil'  occhio  ha  in  lutto  una  tal  magliolina, 

Che  stu  non  guardi,  tu  non  la  vedresti, 

Pelosa  ha  intorno  quella  sua  bocchina. 

Che  proprio  al  barbio  V  assomigliaresti, 

E  come  un  quattrin  vecchio  proprio  è  bianca.*' 

D'autres  invectives  qui  n'ont  pas  toujours  un  caractère  burlesque 
et  plaisant,  sont  lancées  contre  les  vieilles,  ayant  le  tort  de  ne 
vouloir  pas  servir  ces  poètes  dans  leurs  amours,  ou  veillant  sur  la 
vertu  des  jeunes  filles  confiées  à  leur  garde.  Pour  ces  auteurs,  les 
femmes  n'ayant  plus  les  charmes  de  la  jeunesse,  sont  obligées  à 
un  autre  métier;  courtisanes  ou  maquerelles  voilà  leur  destinée.  Et 
les  maquerelles  ne  sont  épargnées  non  plus,  car  ces  poètes  sont 
vraiment  incontentables.  Rappelons  ce  que  le  Politien  écrit  ïn  anum, 
l'Arioste  in  lenam,  le  Molza  in  anum  importunant,  et  la  description 
d'une  vieille  entremetteuse,  due  à  la  plume  du  Burchiello.^ 

C'est  là  le  genre  où  l'Arétin  occupe  le  premier  rang.  Nous 
venons  de  constater  l'existence  de  la  description  burlesque  de  la 
vieille  avant  le  Bemi,  mais  ici,  comme  dans  toute  sorte  de  com- 
position burlesque,  il  faut  bien  lui  donner  la  première  place.    Son 

sonnet  sur  les 

„Chiome  d'  argento  fine,  irte  ed  attorte 

Senz'  arte,  intomo  ad  un  bel  viso  d*  oro" 

devint  bientôt  le  modèle  de  tout  portrait  d'une  femme  laide  et 
vieille  aux  dents  d'ébène  et  aux  „luci  torte"  et  on  lui  emprunta 
aussi,  pour  l'appliquer  aux  beautés  fanées,  ce  qu'il  avait  chanté 
d'un  certain  messere,  qu'il  appelle  „una  lanterna  viva"  un  „carcame'*, 
un  sujet  sur  qui,  comme  Bellincioni,  il  invite  à  étudier  la  „notomia". 
Que  l'on  ajoute  ce  que  le  poète  chante  de  sa  servante: 
„Balia  del  Turco,  e  suocera  del  boia" 

décrite  depuis  les  pieds  jusqu'à  la  tête  et  ressemblée  à  une 
„cosmografia" 

„Pien  d' isolctte  d'  azzurro,  e  di  bianco, 
Commesse  dalla  tigna  di  tarsia." 

Rappelons  aussi  ce  qu'il  dit  de  son  „innamorata",  dont  les  grands 
pieds  avaient  touché  son  cœur. 

Dans  son  mépris  pour  la  vieillesse,  le  poète  italien  s'en  prend 
aussi,  avec  son  manque  de  sentiment  moral  et  filial,  à  sa  mère,  à 
ses  tantes  et  à  ses  oncles: 

„£  dicon,  che  non  voglion  mai  morire, 
La  morte  chiama,  ed  ei  la  lascian  dire." 

1  éd.  de  Londres,  1757,  p.  112,  147. 


POÉSIE  BURLESQUE  FRANÇAISE  DE  LA   RENAISSANCE.  75 

Le  Manro  dans  ses  „donne  di  montagna'',  que  Teau  n'a  jamais 
connues  et  qui  obligent  TÂrnour  de  courber  la  tête,  ajoute  d'autres 
traits  mais  plus  vulgaires  à  ceux  de  son  maître: 

,^  i  capei  folti,  bosco  da  pidocchi, 

£  gli  denti  smaltati  di  ricotta, 

£  le  poppe,  che  van  fin'  a  i  ginocchi." 

Lo  Strascino  da  Siena  nous  fait  admirer  sa  dama,  décrite  elle 
aussi  dans  les  moindres  détails,  Messer  Àgnolo  Firenzuola  com- 
pose un  capitolo  „sopra  le  bellezze  della  sua  innamorata"  et  il 
commence  des  cheveux,  des  oreilles  et  des  yeux  pour  arriver 
jusqu'où  je  ne  dirai  pas.  Enfin  le  Lasca  a  de  même  que  le 
Bemi,  une  servante,  qui  ferait  perdre  la  patience  à  Jacob,  à  Isaac 
et  à  lob,  lui-même: 

„L*Ancroia  e  TArpalista 

£bber  men  brutta  cera. 

L'  è  lunga,  vecchia,  secca,  grinza  e  nera, 

Ch'  ella  par  la  versiera, 

Anzi  una  furia,  una  strega,  un'  arpia." 

G.  F.  Ferrari,  dans  ses  rimes  burlesques  (réimpression  de  Ve- 
nise, 1570)  et  suivant  les  Paradossi  d'Ortensio  Lando,  aborde  une 
autre  forme  du  même  sujet.  Il  chante  les  louanges  de  la  femme 
laide,  parce  que  la  beauté  de  la  femme  forme  le  désespoir  des 
maris;  en  outre  le  temps  détruit  cette  beauté  trompeuse,  tandis 
que  la  laideur  ne  saurait  empirer.  Que  l'on  ajoute  les  souvenirs 
de  tous  les  malheurs  causés  par  les  belles  femmes,  depuis  Hélène 
jusqu'à  nos  jours,  tandis  que  les  femmes  laides  restent  tranquilles 
à  leur  place  et  se  contentent  de  fort  pcü.^  Ce  sujet  tel  que  le 
Ferrari  Ta  développé  se  trouve  en  rapport  direct  avec  un  autrtî 
bien  plus  connu  encore  de  l'antiquité  classique,  celui  des  malheurs 
de  la  vie  conjugale,  sujet  qui  est,  il  est  vrai,  surtout  satirique, 
mais  que  la  poésie  burlesque  sait  exploiter  à  son  tour.  Lorsque 
le  Bemi,  par  exemple,  dans  son  sonnet,  qui  commence: 

„Cancheri,  e  beccafichi  magri  arrosto" 

nous  fait  rénumération  de  tous  les  malheurs  possibles,  pour  con- 
clure que  le  pire  de  tous  est  celui  „d'aver  moglie"  il  a  évidemment 
l'intention  de  tenir  en  suspens  l'attention  du  lecteur,  jusqu'au  der- 
nier vers,  dans  un  but  tout  à  fait  plaisant  et  la  satire  passe  en 
seconde  ligne.  Il  en  est  de  même  du  Lasca,  qui  dans  un  sonnet, 
dont  le  début  est  moins  plaisant  que  celui  du  Bemi,  mais  doni 
la  méthode  et  le  but  rappellent  de  près  ceux  de  son  prédécesseur, 
résume,  à  son  tour,  tout  ce  qui  peut  rendre  malheureux  un  homme 
pour  conclure  que: 


^  Pour   les  louanges   de  la  vieille  femme   voyez  le   secentista  Murtela, 
qm  se  propose  cependant  an  but  difi'érent;  cfr.  Belloni:  //  Seicento,  p.  66. 


76  p.  TOLDO, 

„Chi  vuol  mutar  costumi,  opere  e  voglie, 
Chi  vuol  d'  ogni  error  suo  far  penitenza, 
E  d*  ogni  ben  privarsi,  tolga  moglie." 

Sous  un  autre  point  de  vue  César  Bentivoglio,  suivant  de  près 
Horace  et  se  moquant  de  ceux,  qui  font  de  la  femme  le  but  de 
tous  leurs  désirs,  sujet  développé  déjà,  entre  autres,  par  Cecco 
Angiolieri,!  conclue  que  le  mieux  qu'il  a  trouvé  c'est  de  se  con- 
tenter de  sa  propre  servante,  très  simple  et  qui  ne  se  fait  pas  trop 
prier,  ainsi  que  les  dames  de  la  cour.  Cette  inspiration  classique 
et  italienne  nous  la  retrouverons  fort  exploitée  par  les  poètes 
français.  Parfois  les  écrivains  de  la  Péninsule  préfèrent  à  celui 
des  femmes  un  autre  amour,  dont  ils  ne  font  aucun  mystère; 
Bemi,  Dolce  et  plusieurs  autres  de  ces  poètes  burlesques  avouent, 
avec  un  cynisme  repoussant,  et  pas  seulement  pour  plaisanter,  leurs 
passions  honteuses;  on  chante  le  ragazzo,  sans  le  moindre  voile, 
lorsqu'on  ne  croit  plus  convenable,  de  faire  un  tour  au  bordello  et 
de  suivre  de  près  l'inspiration  de  Pétrone. 

C'est  par  Tamour  de  la  servante  opposé  à  celui  des  dames, 
que  nous  pouvons  aborder  l'examen  de  la  poésie  burlesque  de  la 
France.  Ronsard  est  là  sur  le  seuil  de  la  Renaissance,  avec  son 
bagage  pétrarquesque,  chantant  la  beauté  de  la  femme,  sur  tous 
les  tons,  mais  on  aurait  tort  de  prendre  trop  au  sérieux  cet  en- 
thousiasme d'emprunt.  En  d'autres  compositions,  en  évident  con- 
traste avec  sa  lyrique  amoureuse,  il  s'en  prend  à  ce  sexe  si  volage, 
qui  ne  sait  apprécier  au  juste  ses  grands  mérites  et  ses  ardents 
soupirs  et  il  arrive  par  là  à  conclure  que  l'amour  le  plus  commode 
est  encore  celui  chanté  par  Horace  et  par  le  Bentivoglio. 

„Mon  Dieu  que  sert  d'aimer  à  la  cour  ses  princesses? 

Jamais  telle  grandeur  n'apporte  que  tristesses, 

Que  noises  que  débats;  il  faut  aller  de  nuit, 

Il  faut  craindre  \m  mari,  toute  chose  leur  nuit  . . . 

Quant  à  moy,  bassement  je  veux  toujours  aimer." 

Et  en  effet,  dans  une  de  ces  odes  (23^),  il  se  déclare  épris  de  sa 

servante,  sans  qu'il  y  ait  dans  cette  sorte  de  passion,  aucune  idée 

élevée  ou  poétique: 

„Si  j'ayme  depuis  naguiere 

Une  belle  chamberiere 

Hé,  qui  m'oseroit  blasmer? 

De  si  bassement  aimer?" 

Il  appelle  à  son  secours,  n'oubliant  pas  les  préceptes  de  son  école, 
une  foule  d'exemples,  tirés  de  la  mythologie  et  il  ajoute: 


^  cfr.  le  sonnet  qui  commence: 

„I'  sono  innamorato,  ma  non  tanto. 
Che  non  men  passi  ben  leggieremente  : 
Di  ciò  mi  lodo,  e  tegnomi  valente. 
Che  all'  Amor  non  son  dato  totto  quanto 


PO¿SIE  BURLESQUE  FRANÇAISE  DE  LA  RENAISSANCE.  ^^ 

„L'amour  des  riches  princesses 
Est  un  masque  de  tristesses; 
Qui  vent  avoir  ses  esbats 
n  faut  aimer  en  lieu  bas." 

Le  bas  et  la  bassesse  triomphent  donc  chez  lui  et  sa  décla- 
ration ne  sera  pas  perdue  pour  ses  contemporains  et  pour  ses 
imitateurs.  On  n'a  qu'à  ouvrir  le  Cabinet  satirique  pour  y  retrouver 
l'apologie  „du  plaisir  d'une  servante"  due  à  la  plume  du  cadet 
Ângoulevent: 

„Fasse  qui  voudra  l'amour 
A  ces  maistresses  de  cour, 
Quant  a  moi  je  me  contente 
De  caresser  nuict  et  jour 
Le  tèton  de  ma  servante  . . ." 

Qu'il  me  soit  permis  d'interrompre  tout  de  suite  notre  poète, 
qui  pousse  trop  loin  sa  plaisanterie,  pour  passer  à  une  autre  com- 
position, sur  le  même  sujet  du  même  cadet  Angoulevent  ^  et 
qu'on  lit  dans  ses  satires  bastardes  (1615),  pêle-mêle  étrange,  où 
l'on  rencontre  parfois  aussi  de  beaux  vers.  Ici,  par  exemple,  dans 
„l'Amour  des  chambrières*'  après  avoir  loué 

„La  beauté  qui  point  ne  se  farde" 

il  conclue  avec  beaucoup  d'inspiration  poétique: 

„Estant  au  village  nourrie, 
Elle  se  laisse  apprivoiser, 
Et  sans  me  causer  fâcherie. 
Me  fait  près  d'elle  reposer. 
Follastrement  dedans  ma  bouche. 
Depuis  le  soir  jusques  au  matin. 
Je  me  rends  maistre  de  sa  couche. 
De  ses  flancs  et  de  son  tetin. 
Ore  dessoubs  le  verd  boccage, 
Ore  dans  un  pré  fleurissant, 
Au  son  du  rossignol  sauvage, 
La  belle  me  va  chérissant." 

Maynard,  un  contemporain  d' Angoulevent  (16 13),  déclare  à  son 
tour,  qu'il  se  rend  avec  plaisir  à  la  campagne,  où  il  pourra  jouir 
à  son  gré  des  beautés  champêtres  et  salue  avec  mépris  „les  pom- 
peuses demoiselles"  cachées  sous  le  fard.  Mais  le  cadet  d' Angou- 
levent ne  s'est  pas  borné  à  chanter  l'amour  des  „chambrières".  11 
a  abordé  aussi  le  sujet  de  la  vieille  femme;  une  femme  que  l'âge 
a  rendue  affreuse,  mais  avec  laquelle  il  vit  en  rapports  intimes,  à 
cause  de  ses  richesses,  déclaration  qui  n'est  pas  faite  pour  lui 
captiver  notre  estime  bien  qu'il  l'expose  avec  un  sans-gêne  ad- 
mirable.    Enfin  s'il  se  moque  en  vers  de  cette  maîtresse,   toujours 


^  Nicolas  Joubert  sieur  d'Angoulevent. 


78  p.  TOLDO, 

est-il    qu'il   la  caresse  en  prose,    ce   qu'il   avoue   dès  le  début  de 

la  pièce: 

„Image  de  la  mort,  vieille  sempiternelle, 

Que  vous  sert-il  d*user  tant  de  cmaatez. 

Ma  foy  vous  vous  trompez  de  faire  la  cruelle. 

Car  j'aime  vos  escus  et  non  pas  vos  beautez" 

et  il  conclue  fort  galamment: 

,iUn  bois  vieil  et  trop  sec  n^est  bon  que  pour  brûler*'^ 

Le  cadet  d'Angoulevent,  que  nous  venons  de  citer,  excelle  dans  la 
description  des  vieilles  et  ce  qui  rend  plus  piquants  ces  rédts, 
c'est  qu'il  se  met  en  scène,  lui-même,  à  côté  d'elles.  Ainsi  après 
avoir  présenté  dans  la  Poriraicture  d^Isabeau  une  des  variétés  in- 
finies du  sonnet  du  Berni,  après  avoir  dédié  soixante-neuf  vers  à 
une  autre  vieille  sempiitrnelle^  des  vers,  tous  commençant  par  ce 
mot  de  vieille,  qui  les  inspire,  dans  Vadveniure  de  Polidorty  il  nous 
expose  comment  il  se  trouva  entre  les  bras  d'une  megère  épou- 
vantable, qu'il  avait  crue  tout  d'abord  une  fille  jeune  et  charmante. 
Ce  quiproquo  est  une  source  de  burlesque,  très  exploitée  à  cette 
époque.2  Mais  la  poriraicture  de  la  vieille  commence  en  France 
bien  avant  notre  cadet,  et  en  laissant  de  côté  la  représentation 
de  la  vieille  au  moyen-âge,^  celui  qui  aborde,  le  premier,  d'une 
manière  nette  ce  sujet  c'est  Villon  dans  une  ballade  en  viel  langage 
où  il  chante  que  „toujours  vieil  singe  est  desplaisante".  Clément 
Marot  dans  des  vers  assez  connus,  répète  ces  injures: 

„Veux-tu  vieille  ridée  entendre 
Pourquoy  je  ne  te  puis  aimer? 
Amour,  Tenfant  mol,  jeune  et  tendre, 
Tousjours  le  vieil  sang  trouve  amer  . , ." 


^  Tout  cela  ne  lui  empêcha  point  de  chanter  'sérieusement  ainsi  que 
Murtola  la  belle  vieille,  sujet  développé  ensuite  par  Ménage  {Aeg.  Menagii 
poemata  éd.  de  Paris,  1658). 

'  La  poriraicture  d^Isabeau  s'inspire  évidement  aux  modèles  italiens, 
que  nous  venons  de  citer.     En  voici  le  début  et  la  conclusion:  * 

„Jeune  beauté  qu'en  rougeur  surpasse, 
Le  fond  vermeil  d'une  vineuse  tasse, 
Qui  as  les  dents  plus  belles  qu'un  rasteau 
Et  le  nez  laict  tout  ainsi  qu'un  marteau  . . . 
Hé  donc  pourquoy  ne  pourra-t-elle  plaire 
A  mes  doux  yeux  qui  en  sont  plus  espris, 
Que  tous  les  chats  des  rats  et  des  souris?" 

Voici  encore  le  début  de  la  vielle  sempiternelle: 

y,Vieille  ha  ha,  vieille  ho,  ho. 
Vieille  chouette,  vieil  hibou. 
Vieille  grimasse  de  marotte 
Vieille  gibecière  de  Juif  ..." 

Pas  trop  d'esprit,  ou  le  voit  bien,  dans  ce  débordement  d'injures. 

^  cfr.  G.Paris:  La  litt,  franc,  au  moyen  âge,  Paris  1888,  p.  168  et 
Gorra  dans  sa  préface  à  la  réimpression  du  Fiore  (Voyez  Mazzatinti,  Mss, 
itaL  delle  hibl,  di  Francia,  Vol.  111). 


POÉSIE   BURLESQUE  FRANÇAISE  DE  LA  RENAISSANCE.  79 

Après  Marot»  c'est  Ronsard  qui  s'en  prend  aux  vieilles  au  moins 
si  c'est  bien  dû  à  sa  plume  la  satire  sur  la  belle  Catin 

„Chancreuse  et  noire  les  dents" 

qu'on  lit  dans  le  cabinet  satyriqtu  (éd.  1859 — 1860},  et  après  Ron- 
sard, ou  peut-être  dans  le  même  temps,  Joachim  du  Bellay,  qui 
dédia  à  ce  sujet  des  vers  dont  l'ispiration  italienne  paraît  évi- 
dente.    Je  n'ai  qu'à  citer  le  sonnet  qui  commence: 

,,0  beaux  cheyenx  d'argent  mignonnement  retors! 

O  Iront  crespe  et  serein:  et  vous  face  dorée! 

O  beaux  yeux  de  coral!   ô  grand  bouche  honorée 

Qui  d'un  large  replis  retrousses  tes  deux  bords", 

pour   que   le   type  du  Bemi   se   présente  à  nos  yeux.     Il  y  avait 

évidemment   en  Du  Bellay,   aussi  bien  que  chez  son  prédécesseur 

italien,   une  réaction   plus   ou   moins   vive  à  la  lyrique  amoureuse 

de   son   époque,   car,    dans   une  autre  composition,    il  s'en  prend 

aux  Petrarquistes,  oubliant,  pour  le  moment  que  c'était  là,  où  son 

maître  Ronsard  avait   fait   cueillette   de  lauriers.     Il  s'y  plaint  de 

ce   qu'en  France  l'amour,   dans   sa  représentation  littéraire,   a  pris 

„Thusque  nature"  et  que  les  poètes  ne  savent  chanter  autre  chose 

que  le  fìn  or,  les  perles  „le  crystal,   le  marbre,  l'yvoirc,  les  fleurs, 

lis,  oeillets  et  roses"  de  celles  qu'ils  supposent  d'aimer,  peinture,  à 

ce  qu'il  ajoute  à  faire  „rougir  la  carte  blanche''.    Pour  moi  déclare- 

t-il  j'aime    un   amour   plus   positif  et  je  me   moque   de   tous   ces 

vains  soupirs.^ 

Je  rappelle  encore  que  dans  le  sonnet  cité.  Du  Bellay  n'oublie 

pas  les  belles  dents  d'ébène,  les  ongles  dorées  et  les  membres  de 

glace;    et    que  Melin    de    Saint  Gelais    se    plut   à  son  tour  à  la 

peinture  des: 

,,Cheveux  d'argent  refrangés  et  retorts, 

Espars  autour  d'un  visage  doré." 

Saint  Gelais  ajoute  l'énumération  des  appas  de  celle  qu'il  aime, 
savoir  : 

„Le  front  refronci  qui  m'as  decoloré 

Te  voyant  butte  et  d'Amour  et  de  Mort" 

les  dents  toujours  d'ébène,  l'oeil  qui  fuit  „à  grand  tort"  le  nez 
de  porphire  et  d'autres  merveilles  de  ce  genre.  Cette  imitation 
directe  devait  continuer  assez  longtemps  et  Desmarets  dans  ses 
Visionnaires  (A.  I  S.  IV)  chantera,  à  une  époque  plus  rapprochée 
de   nous,    le  coral    des  yeux,    l'azur   de  la  bouche,    l'or  du  teint. 


^  Un  autre  écrivain  du  XVI«  siècle,  Nicolas  Le  Digne  composa  un 
„Discours  salyrique  de  ceux,  qui  écrivent  d'amour"  où  il  se  moque  ainsi  que 
son  confrère  de  ceux,  qui  chantent  des  maîtresses  imaginaires: 

,,(Ils)  ont  fort  peu,  ce  me  semble,  ou  n'ont  jamais  aimé, 

Mais  se  fantasians  une  dame  en  idée 

Sur  un  sujet  en  l'air  leur  amour  est  guidée, 

Qui  n'estant  rien  de  soy  qu'imagination 

Ne  peut  monstrer  le  vray  de  leur  affection.'* 


8o  p.  TOLDO, 

l'argent  des  cheveux  et  Tébène  des  dents  de  la  jeune  beauté  qu'un 
de  ses  personnages  adore.  Mais  entre  Du  Bellay  et  Desmarets  il 
y  a  une  foule  d'autres  compositions  inspirées  à  la  même  pensée 
et  dont  nous  allons  bientôt  faire  la  connaissance. 

D'après  Martial  (X  livre,  épigr.  75®),  Du  Bellay  se  moque  aussi 
d'une  „vieille  afifectée"  dont  il  n'a  pas  toutefois  l'air  de  repousser 
l'amour.  Ailleurs  il  fait  conter  à  une  vieille  courtisane  les  aven- 
tures de  sa  vie,  les  arts  de  sa  toilette,  ses  charmes  passés  et  ses 
repentirs  inutiles.  Un  jour,  du  temps  de  Pâques  elle  éprouve  toute 
l'horreur  de  sa  condition,  se  jette  au  pied  d'un  autel,  prie  le  bon 
Dieu  de  lui  pardonner  tout  son  passé,  vend  ses  biens,  les  donne 
à  l'église  et  se  fait  religieuse,  mais,  peu  de  temps  après,  l'amour 
de  sa  vie  libre  renaît  dans  son  âme,  et  ayant  quitté  le  convent 
roule  de  vice  en  vice,  de  corruption  en  corruption.  Pour  surcroît 
de  malheur  elle  s'éprend  d'un  amour  passionné  pour  un  jeune 
homme,  et  Du  Bellay  lui  met  dans  la  bouche  les  expressions  les 
plus  tendres  les  plus  vives  de  ce  sentiment,  qui  la  soulève  à 
une  idéalité,  dont  sa  vie  de  débauches  paraissait  avoir  dû  tarir  la 
source  pour  toujours.  On  voit  la  malheureuse  rôdant  autour  de 
la  maison  de  celui  qu'elle  aime,  en  proie  à  la  jalousie,  qui  l'aveugle; 
on  voit  cette  main  qu'elle  voudrait  saisir,  pour  se  sauver  de  l'abîme, 
la  repousser  durement  et  cette  âme  qui  n'a  éprouvé  qu'un  seul 
amour,  dans  un  corps  souillé  par  mille  hontes,  se  replie  sur  elle- 
même  et  la  vie  hideuse  recommence,  pour  aboutir  à  la  honte  extrême. 
La  voilà  fouettée  par  le  bourreau,  dans  les  rues  de  Rome,  la  voilà 
en  proie  à  cette  maladie  affreuse,  dont  Vénus  punit  ses  adorateurs 
et  la  jeunesse  qui  s'en  va,  fait  le  désert  autour  d'elle.  Cette  cour- 
tisane, dont  nous  parle  le  poète  français  avec  son  esprit  supérieur, 
est  bien  celle,  qui  paraît  dans  la  vie  et  dans  la  littérature  de  la 
Péninsule.  Je  ne  rappelle  pas  même  en  passant,  les  courti^nes 
célèbres  de  l'Italie,  poètes  elles-mêmes  et  dont  des  écrivains 
illustres  ont  chanté  les  charmes;  je  remarque  seulement  que  Du 
Bellay  représente  son  héroïne  à  cheval,  splendidement  ornée,  la 
fait  chanter,  jouer  de  divers  instruments  et  lui  fait  dire 

,,Et  ne  se  fast  nul  autre  peu  vanter 

De  sçavoir  mieulx  le  Pétrarque  chanter." 

La  vieille  courtisane  de  Du  Bellay,  se  détachant  des  compositions 
plates  des  poètes  de  son  temps,  et  où  la  dégradation  de  la  femme 
n'offre  aucun  élément  de  burlesque,  nous  a  quelque  peu  éloignés, 
de  notre  sujet,  mais  il  fallait  en  faire  la  connaissance  pour  faire 
saisir  la  différence  des  genres  chez  le  même  poète  et  sur  le  même 
thème.  Jacques  Tahurean  avec  sa  vieille  maquerille,  contre  laquelle 
il  lance  les  injures  les  plus  vulgaires  et  Jean  de  la  Jessée  avec 
plusieurs  compositions  dans  ce  goût,  vont  nous  remettre  en  route. 
Ce  dernier  dans  La  bigotte  nous  peint  une  „infame  maquerelle"  qui 
lui  a  enlevé  celle  qu'il  aime: 


POéSIB  BQRLESQUE  FRANÇAISE  DE  LA  RENAISSANCE.  8l 

„On  peat  voir  son  hydeos  visage 
Pins  de£fait  qa'nne  vieille  image. 
Noires  ses  dentz,  puant  son  nez  ..." 

et  je  fais  g^âce  aux  lecteurs  de  ce  qui  s'ensuit  Le  vérisme  le 
plus  outré  de  nos  jours,  se  trouve  souvent  dépassé  par  ces  poètes. 
Antoine  de  Baîf  chante  par  exemple  une  „vieille  carcasse  saupou- 
drée** et  une  autre  „que  le  vieil  âge  a  minée  et  pourrie"  et  dont 
il  repousse  les  tendres  sentiments.  Dans  ses  „nouveaux  satires  et 
exercices  gaillards",  Angot  TÉpéronnière  s'en  prend  à  son  tour  à 
une  certaine  Jacqueline  qu'il  appelle  l'image  de  la  mort  et  qu'il 
gratifie  d*une  foule  de  titres  savoir  „vieil  goufiire  infame,  usurière 
execrable"  etc.  Il  y  a,  dans  cette  composition,  un  certain  mouve- 
ment lyrique,  lorsque  le  poète  nous  peint  cette  malheureuse,  qui, 
avant  de  mourir,  adresse  ses  adieux  aux  biens  qu'elle  doit  quitter 
pour  toujours: 

„Chères  vaches  à  lait  que  j'ay  si  bien  nourries! 
Vous  moutons  bien-aimés!  mes  brebis  plus  chéries! 
Petits  cochons  niquets,  qui  grondiez  après  moy, 
Lors  qu'à  votre  besoin  je  vous  portois  de  quoy, 
Poulies,  poullets,  poussins,  vous  mes  autres  volailles 
Que  ma  main  nourrissoit  et  de  grains  et  de  pailles  ... 
Terrines,  pots  à  beurre,  et  vous  pots  pleins  de  miel, 
Lard,  sidre,  blé,  laniaiz,  vous  mes  chères  cotelles  ... 
Adieu  meubles,  adieu,  dont  le  soud  me  blesse, 
Puis  qu'en  laissant  le  monde,  il  faut  que  je  vous  laisse." 

Les  vieilles  hideuses,  repoussantes,  à  l'haleine  infecte,  pullulent 
dans  les  œuvres  de  ce  poète  aussi  bien  que  dans  celles  de  Claude 
de  Pontoux,  son  prédécesseur  (Lyon,  1579)  et  de  Pierre  Le  Loyer 
maître,  dans  ce  genre  (Paris,  1579). 

Qaude  de  Pontoux  avait  décrit  le  malheur  qui  lui  était  arrivé, 
se  laissant  surprendre  par  une  vieille  femme,  dont  il  n'avait  pas 
connu  l'âge  fort  respectable,  à  cause  du  fard,  qui  la  rendait  „plus 
vermeille  qu'une  rose".*  Pierre  Le  Loyer,  l'auteur  de  la  Nephélo^ 
cocugie^  où  il  s'inspira  à  Aristophane,  nous  peint,  avec  beaucoup 
de  verve,  une  dame  de  son  époque  fort  peu  jolie  et  encore  moins 
respectable,  dans  un  sonnet  qui  commence: 

„D'une  audace  superbe  aller  guydant  ses  pas, 
Monstrant  dessus  le  front  sa  perruque  retorte** 

et  où  il  l'accuse  de  s'abandonner  à  toute  sorte  de  voluptés.  Il 
célébra  aussi,  en  deux  odes  distinctes  et  contraires,  V amour  des 
vieilles.  Dans  la  première,  il  déclare  qu'il  n'y  a  rien  de  plus  hon- 
teux et  de  plus  repoussant,  que  de  s'abandonner  entre  les  bras 
d'une  vieille  femme;  dans  la  seconde  il  exalte  ce  qu'il  vient  de 
blâmer,   toujours  avec  la  même  convinction  et  c'est  le  cas  de  voir 


'  Ce  sujet  lui  fit  répandre  des  torrents  de  larmes  et  d'injures  en  français 
et  même  en  italien,  dans  un  sonnet  d'ailleurs  fort  faible. 

Zdtsdir.  £  rom.  Pbfl.  XXV.  6 


82  p.  TOLDO, 

après  un  not  de  mots  grossers  contre  les  cheveux  que  l'âge  a 
blanchis,  ce  que  ce  poète,  d'un  mérite  assez  distingué,  sait  dire 
en  leur  honneur.  Le  Loyer  commence  par  apaiser  la  colère  des 
„bonnes  vieilles'*,  que  sa  muse  vient  d'offenser  et  ensuite  il  s'aide 
de  souvenirs  mythologiques.  De  là  il  passe  à  la  description  de 
ce  qui  constitue  le  charme  de  cet  âge: 

,,La  vieille  à  la  pomme  ressemble 

Qui  est  douce  et  salubre  ensemble 

Quand  plus  est  ridée  sa  pean, 

Estant  pour  un  metz  delectable, 

Plutost  mise  dessus  la  table 

Que  ne  seroyt  un  fruict  noaveau." 

Personne  ne  saurait  mieux  que  notre  bonne  vieille  s'entendre  aux 
plaisirs  de  Vénus,  dont  elle  a  fait  si  souvent  les  épreuves: 

„Qui  avec  elle  se  marie 
N'est  point  espris  de  jalouzie, 
Et  le  nom  de  Cocu  ne  craint." 

Elle  a  soin  du  menage,  aime  celui  qui  la  rend  heureuse,  épargne 
son  argent,  se  contente  en  tout  et  partout  de  bien  peu  de  chose; 
enfin  c'est  un  trésor  qu'on  a  tous  les  torts  de  mépriser.*  C'est  là 
le  sujet  du  Ferrari,  mais  développé  d'une  manière  fort  différente. 

Qu'il  me  soit  permis,  puisque  mon  sujet  paraît  l'exiger,  de 
donner  un  coup  d'oeil  aussi  à  Véloge  de  la  laideur,  tel  que  nous 
le  retrouvons,  dans  la  littérature  burlesque  en  prose.  „La  laideur 
et  déformité  du  visage"  inspire  une  des  fantaisies  de  Bruscambille 
(Paris,  1612)  et  c'est  toujours  la  même  méthode,  c'est-à-dire  l'ex- 
position des  maux  que  la  beauté  a  causés,  pour  en  tirer  une  con- 
clusion favorable  à  ce  qui  lui  est  opposé. 

„C'est  grand  pitié  que  d'estre  beau  et  parfaict  de  tous  ses 
membres;  car  on  dément  ces  anciens  proverbes,  qui  contiennent 
vérité  par  ces  mots:  Non  omnia  possumus  omnes.  Et  encores: 
Nullus  ubique  potest  felici  ludere  dextra,  aut  nihil  est  ex  omni 
parte  beatum.  11  n'y  a  rien  de  parfait  de  tout  poinct.  Tel  aura 
le  visage  beau  faict,  qui  aura  le  corps  mal  faîct,  les  jambes  droictes, 
et  les  cuisses  esbauchees  .  .  .  bien  heureux  sont  ceux  qui  sont 
imperfectionnez  en  toutes  les  parties  de  leurs  corps.  Car  il  n'y 
a  rien  que  la  beauté  qui  nous  soit  dommageable,  et  qui  engendre 
plus  de  dissenlions,  querelles,  meurtres  et  violances.  La  laideur 
est  ferme  rempart  de  chasteté;  la  laideur  conserve  les  femmes  en 
leurs  pudicitez  et  les  filles  en  leurs  virginitez",  et  ici  l'auteur  appelle 
à  son  secours   tous   les  souvenirs  des  légendes  anciennes,   Hélène 


^  Toujours,  dans  le  même  goût,  après  avoir  combattu  dans  une  ode 
plusieurs  sortes  d^amour,  dans  Vode  au  contraire.  Le  Loyer  loue  ce  qu'il 
vient  de  blâmer,  savoir  Tamour  de  la  „paillarde",  de  „la  pucelle",  des  filles 
„de  bas  âge",  des  servantes,  et  surtout  des  veuves.  C'est  à  ce  dernier  sujet 
que  Pierre  Le  Brach  venait  de  s'inspirer,  vers  la  même  époque  (Bordeaux, 
1576),  dans  son  amour  des  vefves. 


POESIE  BURLESQUE  FRANÇAISE  DE  LA   RENAISSANCE.  83 

et  Paris,  qui  causent  la  mine  de  Troie  et  il  exalte  la  laideur  de 
Socrate,  accompagnée  par  la  vertu. 

Il  7  a  évidemment  dans  cette  apologie  des  souvenirs  directs  des 
Paradoxes  du  Lando,  dont  nous  ferons  sous  peu  la  connaissance. 
11  en  est  de  même  du  „biâme  de  la  beauté"  d'un  contemporain 
de  Bruscambille,  Bertrand  Harduin  de  Saint  Jacques,  mieux  connu 
sous  le  nom  comique  de  Guillot  Gorgeu,  débitant  lui  aussi  des 
prologues  facétieux  sur  le  théâtre,  pour  amuser  le  public  et  lui 
faire  prendre  en  patience  le  retard  de  la  représentation.  ^  Parmi 
ces  prologues,  on  trouve  „son  blâme  de  la  beauté",  où  Gorgeu 
ajoute  de  nouvelles  raisons  à  celles  de  son  camarade;  il  fait,  par 
exemple,  Téloge  de  la  bosse,  parce  que  c'est  là  la  forme  de  la 
terre,  il  trouve  que  la  laideur  indique  le  mérite  parce  que  les 
animaux  les  moins  beaux  sont  aussi  les  plus  utiles  et  d'après 
Ferrari  il  déclare  que  la  laideur  en  vieillissant  augmente  son  prix, 
tandis  que  le  temps  détruit  toute  beauté.^  D'ailleurs  est-ce  parmi 
les  belles  qu'on  pourra  retrouver  la  vertu?  Ne  sied -elle  pas 
nparmy  les  halliers,  parmy  les  buissons"? 

Revenons  maintenaint  sur  nos  pas,  car  Régnier  est  là  en 
pleine  Renaissance,  étalant  sa  galerie  de  femmes  affreuses,  où 
quelques  types  nouveaux  vont  se  présenter  à  nos  regards.  D'après 
Òvide,^  il  avait  déclaré,  dans  sa  septième  satire,  qu'il  ne  repoussait 
l'amour  d'aucune  femme,  tout  en  gardant  une  antipathie  extrême, 
de  même  que  ses  devanciers,  pour  les  rides  de  la  vieillesse.  Il 
en  a  donc  aux  vieilles,  mais  là  où  il  excelle  le  plus  c'est  dans  la 
représentation  des  maquerelles  hypocrites.  Tout  le  monde  connaît 
sa  Macette,  qui  n'ayant  eu,  dans  sa  jeunesse 

„Autre  ciel  pour  objet,  que  le  ciel  de  son  liet" 

s'est,  dans  son  âge  avancé,  tournée  à  la  dévotion: 

„Son  oeil  tout  pénitent  ne  pleure  qu'eau  beniste.'' 


^  cfir.  Recueil  des  pièces  du  temps  ou  divertissement  curieux  etc.,   La 
Haye  1685. 

^  Un  anonyme   en  1731  (éd.  de  Paris)   dédia  à  une   certaine  demoiselle 
Honesta,   V Eloge  de  la  méchante  femme,    composition   conçue   toujours   dans 
le  même  goût.    „On  entend,    dit-il,    ordinairement  par  méchante  femme,   une 
femme   emportée   et  d*un  aspect  acariâtre,    un  dragon  de  vertu,    une  honnête 
diablesse  qui  gronde  et  tempête  depuis  le  matin  jusqu'au  soir  qui  bat  tous  les 
jours   ses   domestiques   et  ses  enfans,    qui  querelle  à  tout  moment  ses  voisins, 
qai  tient  la  bride  courte  à  son  mari,    qui  ne  lui  passe  rien,    qui  le  prêche  à 
table,    qui  le  damne  au  lit,   qui  même  dans  l'occasion  lui  jette  un  chandelier 
à  la  lète  ..."     Eh  bien!    une  femme  pareille  loin  d'être  un  malheur  forme  la 
benediction   de   l'homme   qui  l'a   eue  en  partage  et  qui  doit  partant  remercier 
b  providence   de   ce  cadeau  si  prédeux.     C'est  elle  en  eif-t  qui  guérit  les  dé- 
fauts de  son  mari  le  rendant  humble,   et  patient   par  ses  réprimandes,    libéral 
par   ses   demandes,    chaste   le  faisant   fuir   du   lit   et  sobre,    lui  empêchant  de 
manger  et  de  boire.    Dans  le  Cabinet  satirique  on  lit  „la  louange  de  la  bosse 
en  faveur   d'une   malstresse";    c'est  là  un  sujet   que  nous  connaissons  déjà  et 
Von  chante  en  France,   de  même  qu'en  Italie,  ces  louanges  ironiques  des  dé- 
fauts physiques  des  femmes. 

^  L'élégie  du  il«  livre  des  Amours, 

6* 


Ses  arts  la  rapprochent  de  la  Célestine  espagnole,  mais  elle  garde 
aussi  une  physionomie  bien  italienne,  celle  des  héroïnes  de  l'Arétin 
et  de  la  comédie  de  la  Péninsule,  en  laissant  de  côté  ce  qu'Ovide 
avait  déjà  chanté  à  ce  propos. t  Dans  sa  onzième  satire,  Régnier 
nous  mène  dans  une  maison  suspecte,  où  il  rencontre  trois  mé- 
gères, maquerelles  de  la  pire  espèce  et  réduites  dans  un  tel  état 
de  maigreur  que  Michel-Ange,  lui-même,  selon  la  déclaration  de 
l'auteur,  ne  saurait  composer  un  corps  entier  en  réunissant  tous 
leurs  membres.  L'une  de  ces  vieilles  rappelle  de  prés  le  portrait 
du  Bemi: 

„(Elle)  rrssembloit  transparente  une  lanterne  vive" 
et  la  description  du  cabinet  de  toilette  est  en  rapport  direct  avec 
le  caractère  de  ces  sorcières.  On  attribue  à  Régnier  une  autre 
poésie,  adressée  encore  à  Macette  et  ici  Macette  étale  sous  les 
yeux  du  lecteur  ses  cheveux  ressemblant  „à  des  mèches  d'arque- 
buse" et  sa  voix  aussi  douce  que  „les  coides  d'un  rebec".  Ailleurs, 
en  s'adressant  à  une  autre  pécheresse,  dont  l'âge  a  détruit  tous 
les  charmes,  Régnier  ajoute: 

„De  moy  lu  n'auras  pux  ny  tresve 
Que  je  ne  l'aye  vene  en  Gresve  ..." 
La  vieille  est  pour  lui  de  la  souche  de  Tartufe  et  apparentée  as 
roi  des  ténèbres, 

La  description  minutieuse  du  corps  de  la  vieille  forme  une 
des  inspirations  les  plus  communes  de  notre  poète  et  de  ses 
camarades.  Les  contemporains  de  Régnier  raifolent  de  ce  genre. 
Voici  tout  d'abord  Sigognes,  dans  Le  cabine!  tatirique  avec  sea 
pièces,  portant  pour  titre;  la  vieille  ridée,  la  vieille  dlcripitie,  la  por- 
traidure  d'une  vieille  etc.,  et  c'est  toujours  le  même  type,  décharnj 
et  momifié: 

„Elle  a  beaucoup  de  l'air  d'une  antique  Maialtc, 

Son  teint  csl  délicat,  comme  un  ñeil  brodequin, 

Son  coips  est  embonpoint  autant  qu'un  mannequin, 

El  chemine  aussi  gay,  comme  un  líívre  qui  trotte  . , . 

Bref,  c'est  un  mannouset  habillé  d'un  rabat, 

Un  balay  cKOurt£  d'une  vieille  sorciire 

Car  qui  ta  monteroit  ¡loit  droict  au  labat." 
En  parlant  d'une  „respirante  momie"  et  de  son  „cuir  transparent' 
Sigognes  se  propose  d'en  faire  „l'anatomie",  et  il  commence  par 
sa  pnmcUe  „louche  et  liserne",  sans  épaigner  aucun  détail  de 
ses  horreurs.  On  reste  étonné  d'ailleurs  lorsqu'on  apprend  qu'il 
a  pu,  de  même  que  la  cadet  Angoulevent,  devenir  la  dupe  de 
cette  mégère  et  céder  à  des  appas  si  ßnes.  Cost  que  les  jeunes 
femmes  demandent  et  que  les  vieilles  donnent. 

Ailleurs,  Sigognes  écrit  «¡nlre  »ne  dame  sale,  eonire  une  damt 
maigre 

„Etqaeletle  de  peaux  et  d'oi" 

>  livre  Xm  dei  Amouri. 


I 

I 
1 


VOÈSa  BURLESQUE  FRANÇAISE  DB  LA   RENAISSANCE.  85 

et  se  plaît  à  la  description  d'une  certaine  PérreUe  tnaquertlUy  véri- 
table sordère,  qa'il  suit  dans  les  cimetières  et  dans  les  caveaux. 
La  scène  cesse  d'être  burlesque  pour  dévenir  tout-à-fait  lugubre: 

»Couvent  poar  exercer  Tart  de  ton  sorcelage, 

Ta  TAS  changée  en  loaye  au  carrefour  d'un  village, 

CmeUe  dévorant  les  petits  et  les  grands, 

Du  tout  inexorable  aux  pleurs  et  à  la  plainte, 

Pois  la  panse  remplie  et  ta  mâchoire  teinte 

Tu  desponilles  ton  charme  et  ta  forme  reprens. 

Ou  bien  des  trespasses  ouvrant  les  sépultures, 

Tu  te  formes  un  corps  de  leurs  vaines  figures  . . ." 

Void,  toujours  dans  le  Cabinet  satirique,  le  sieur  Maynard  avec  ses 
pièces  contre  une  vieille  ridée  et  contre  une  vieille  courtisane  (voyez 
édition  de  ses  œuvres,  16 13) 

„Ton  lict,  Margot,  a  perdu  ses  chalans; 
Et  tu  n'es  plus  qu'un  misérable  reste 
Du  premier  siècle  et  des  premiers  galans" 

voici  encore  une  pièce  anonyme  contre  une  vieille  âécrépitie,  où  il  y 
a,  de  môme  que  dans  celle  du  cadet  Angoulevent,  soixante -sept 
vers,  commençant  par  le  mot  vieille,  voici  la  description  de  Macette 
»plus  claire  qu'une  lanterne",  les  malheurs  de  Perrette  devenue: 

„Maigre,  laide,  pauvre  et  nue 
N'ayant  ny  cheveu,  ny  dent" 

voici  enfin  le  hordeau  de  Louisen  qui: 

„A  plus  exercé  de  mestiers 
Que  l'Arétin  n'a  de  postures, 
Que  l'Espagne  n'a  de  doublons. 
Que  l'AfFrique  n'a  de  sablons. 
Et  que  le  diable  d'impostures." 

Tous  ces  collaborateurs  du  Cabinet ,  Motin,  Sigognes,  Maynard, 
^rthelot  etc.  (éd.  1859 — 1860),  dédient  à  Tenvi  leurs  vers  à  ce 
sujet  et  leur  exemple  est  suivi  par  le  sieur  d'Estemod,  qui,  dans 
son  Espadon  satyrique,  nous  présente  plusieurs  variétés  de  la  même 
inspiration.  Je  rappelle,  en  passant,  Le  paranymphe  de  la  vieille 
V^  fait  un  bon  office  et  dont  les  arts  magiques  ont  une  telle 
puissance,  que: 

„Si  dessus  un  troupeau  de  chèvres 
Quelques  mots  sortent  de  ses  lèvres, 
En  humeur  sont  tous  les  bouquins." 

II  s'en  prend  aussi  à  une  vieille  fille  du  Languedoc,  avec  laquelle  le 
poète  déclare  avoir  fait  pénitence  de  tous  ses  péchés  et  dont  il 
nous  décrit  la  laideur,  et  les  compositions  de  ce  genre  s'ensuivent 
dans  son  œuvre,  V ambition  d'une  fille  exempte  de  tout  mérite,  la  belle 
Magdelaine,  Phipocrisie  d* une  femme  qui  feignoit  destre  devote  et  fui 
trouvée  p..,,,    Vode  satirique  d*un  amoureux  à  sa  maistresse,    le  di' 


V0ret   du    mariagt    etc     Dans    celte    dernière    pièce   od  esitend 
dialogue  fort  peu  aimable  entre  un  mari  et  sa  femine,  et  le  mari 
en  U  quittant,  dte  deux  vers  italiens  qae  je  n'ose  reproduire.    L 
caractère  de  ce  débat  peat  se  comprendre  par  les  vers  snivants: 
(la  femme)  (le  mari) 

„Uaia  vous  avez  de  ms  jennesse  Rooger  les  os  ji  oe  m'advienDe, 

Mane*  la  (hair,  k  qu'en  dtlitsse  Madame,  si  ions  esles  chicane. 

Ronger  les  os  il  tous  convient."  Ne  cioyez  pas  qne  je  sois  cbien."  ' 

Desportes,  lui  aussi  (Cobinel  satirique),  s'adiesse  plus  tard  á  un 
vieille  pour  lui  rappeler  son  beau  temps  passé  et  la  misère,  qui 
l'attend: 

„Qn'est  devenu  ce  premier  ige, 
Où  (Util  le»  fleurs  de  ton  visage?" 
Hors  de  ces  porlraicluns,  mais  toujours  dans  un  bnt  burlesque,  ce» 
gais  confrères  du  Cahintt  nons  font  assister  à  des  scènes  erotique« 
et  ans  combolt  entre  des  courtisanes  plus  ou  moins  fauées.  Tels 
sont  „le  combat  d'Ursine  et  de  Perreltc  aux  Auguslins"  composé 
par  Sigognes,  „La  réponse  de  Motin",  „Le  combat  de  deux  courti- 
sanes" dû  à  la  plume  d'un  anonyme  et  il  va  sans  dire  que  ces 
luttes  commencent  par  des  flols  d'injures  et  finissent,  le  plus  sou- 
vent, à  coups  de  poing. 

Avec  De  La  Croix  {Paris,  162g),  nous  sommes  déjà  en  plein 
XVII'  siècle,  mais  l'inspiration  demeure  toujours  la  même.  Nous 
avons  affaire  à  un  disciple  très  fidèle  de  Régnier,  qui  nous  offre 
une  poriraiciure  d'une  vieille  femme,  copie  assez  plate  de  ses  de- 
vanciers.' Cette  vieille  est  vierge  de  corps,  ayant  été  répoussée 
de  tout  le  monde,  mais  son  âme  est  un  abîme  de  corruption. 
Ses  dehors  sont  ceux  de  Macettc,  sa  maison  celle  des  trois  mégères 
de  Régnier.'  Les  articles  de  sa  toilette  nous  sont  aussi  bien 
connus.     II  y  a  là: 

„De  toutes  soties  d'eaus.  ponr  cmpescher  les  tides 
Ponr  netloier  la  face  et  Icindie  les  cheveus, 
Poor  donner  quelquefois  un  breuvage  amauieus, 
Pour  endurcir  le  sein,  el  l'empêcher  de  croistrc. 
Pour  composer  un  fard,  qui  ne  puisse  paroistie, 
Pour  Taire  choir  le  poil,  pour  le  Tnire  tenir", 

et  la  description  continue  longtemps  et  l'on  comprend,   d'après 
que  nous  venons  de  voir,  que  ce  n'est  pas  pour  elle  que  la  vieille' 


■  Tout  cela  rappelle  les  déb 
»  Je  .appelle  „le  teint  d'une 

triptiun   de   son  front,   de  son  nez 

dans  le  goflt  da  Bern  i. 

'  Dans  cette  chambre,  on  vc 

Sans  rideaux  el  sans 
et 

„Un  C5cabeïu  tout  s 
(qui)  Achevoit  1  Ud 

aïs  Qombrcui  et  tris  anciens  sur  li 
noire  teinture"  r..ancicnne  Idole- 
,,   de  ses  yeux,    de  sa  bouche  etc 

lit: 

„un  lict  sans  couverture, 
draps,  confit  en  pourriture" 

tul  pris  de  la  cheminée 
»  pieds  SI  dure  destinée." 

POÉSIE    BCRl.ESQUE    FRANÇATSE    DU    I.A    RENAISSANCE, 


87 


ircitre    travaille  à  sa  chimie.     Ce  sont    là  les  mislères    de  la  toi- 
des  jeunes  femmes,    qui  ont  le  malheur  de  lui  piéter  oreille. 
Jne  troisième  description    Mt    celle    de  la  bibliothèque   de  la 
voit    les    œuvres    de    Saint    François    à    côté    de 


m^re. 
l'Amadis 


„Un  livre  d'oraisons  pour  le  soir  et  le  matin, 
Avoit  choisi  S3  place  avecque  l'Aretin. 
Le  triste  de  Bande!,  et  le  second  d'AsIrie. 
Retenaient  eolie  aa  deus  la  Legende  dorée. 
Le  Marchand  coaverty,  RabeUis,  Tabarin, 
Ua  recueil  d»  sermons  de  Garasse  et  Giierïn, 
Les  fidèles  amouts  de  la  bergere  Aminle, 
Les  devoiis  du  cbrestien  en  la  sepmaine  saincte, 
L'Aiioste,  Marot.  te  Romani  des  Romans  ■  .  ■" 

¡test  toujours,  on  le  voit,  la  souche  de  Tartufe. 

Dans  les  meslanges  hertïquts  et  burlesques  du  chevalier  de  l'Her- 
oite,  on  lit,  à  la  même  époque,   d'autres  stances  sur  la  vieilU  laidi: 

„Vieille  carcasse  décharnée 

Qui  n'as  rien  d'humain  que  la  vojx  . . . 

Ton  corps  a  plus  vescu  que  le  ciel  ne  vivra; 

Et  lors  qoe  Noé  s'enyïra. 

C'est  ta  main  qui  versoit  ì  boire." 

Cest  là  le  commencement,  mais  on  ne  saurait  suivre  l'autetir  dans 
l'anatomie  qu'il  fait  des  horreurs  de  ce  pauvre  corps. 

Il  faut  faire  une  place  à  part  à  Brébeuf,  qui  nous  laissa  cent 
cinquante  épigrammes  contre  une  femme  fardée,  où  il  y  a  des 
souvenirs  de  Catulle  et  de  Maniai,  mais  où  il  y  a  aussi  une  cer- 
taine originalité,  au  moins  dans  l'étendue  qu'il  donne  à  son  sujet. 
La    belle    qu'il    chante   emprunte    ses    appas    de    tous    les  pays  de 

^irEorope: 

^K  „Rome  a  fait  les  gaods  qu'elle  porle  . .  . 

^B  Londres  son  habit  de  campagne, 

^V  Le  Gange  s  vu  naître  ses  dents 

^V  Kl  son  lEïnl  brillant  vient  de  l'Espagne." 

BtTn  jour  Alizon  en  sortant  à  la  hâte,  oublie  sur  la  toilette  „ses 
~  ¿ands,  ses  dents  et  son  visage";  une  certaine  Iris  a  vingt  ans  le 
jour  et  cinquante  la  nuit;  le  fard  se  charge  de  tout  transformer  et 
de  tromper  les  amants,  mais  le  poète  se  charge  à  son  tour  d'ar- 
racher ce  masque  et  d'en  représenter  la  laideur  repoussante.  Et 
le  défílé  des  vieilles  continue. 

Dans  le  Parnasse  des  poUes  salyriques  par  Théophile  (1625), 
on  lit  le  testament  d'une  courtisane  et  une  foule  de  pièces  diri- 
gées coutre  des  vieilles  ou  des  courtisanes  avides.  Théophile 
se  détache  de  ses  prédécesseurs  en  ce  qu'il  chante  une  vieille 
grasse  et  trapue,  mais  le  tableau  n'est  pas  plus  joli  que  celui  de 
la  maigreur   la  plus  désespérante.     Et  Théophile,    sans  oublier  pas 


88  p.  TOLDO, 

pourtant  les  dents  d'ébène,  se  plaît  à  décrire  les  couches  de  la 
graisse,  retombant  les  unes  sur  les  autres: 

,,Le  menton  qui  pend  sons  un  autre 
Dessus  le  sein  flac  yous  descend, 
Ce  sein  sur  le  ventre  vous  pend, 
Et  dessus  les  genoux  le  ventre." 

Théophile  ne  fit  pas  école.  Maître  Adam,  le  menuisier  de  Nevers, 
dans  son  VilUhrequin  et  dans  ses  Chevilles,  revient  à  la  représen- 
tation d'un  „fantosme  d'ossemens'*  et  le  sieur  Auvray  nous  offire 
ensuite  une  autre  carcasse  d'os,  qui  a  tçutefois  assez  d'attraits, 
pour  qu'il  n'en  dédaigne  pas  l'amour.  C'est  que  le  sieur  Auvray 
appartient  lui  aussi  au  groupe  de  ces  poètes,  qui  sont  la  dupe  du 
fard  de  ces  femmes  rusées,  si  ce  n'est  l'intérêt  qui  lui  fait  prendre 
son  cœur  à  deux  mains.  Ses  idées  deviennent,  entre  le  bras  de 
cette  belle,  on  ne  pourrait  plus  lugubres: 

„Dès  la  premiere  nuict  de  nos  embrassements 
J'imaginay  sa  chambre  estre  un  grand  cimetière. 
Son  corps  maigre  sembloit  im  monceau  d'ossements 
Son  linceul  un  suaire  et  sa  couche  une  bière!** 

Les  paroles  qu'il  adresse  à  cette  amoureuse  séculaire,  dans  la  nuit 
qu'ils  passent  ensemble,  sont  toutes,  dans  le  même  goût  II  assure 
que  sa  mère  dut  la  mettre  au  monde  en  disant  son  chapelet,  car 
son  corps  „n'est  que  de  patemostres"  et  il  déclare  reconnaître  sa 
beauté  „au  cliquetis  des  os'',  sur  lesquels  un  barbier  pourrait 
étudier  „l'anatomie". 

Il  paraît  que  le  poète  était  persécuté  par  les  vieilles.  Il  s'en 
prend  à  une  autre,  qui  médit  de  lui,  auprès  de  celle  qu'il  aime 
et  il  en  décrit  une  troisième,  qui  a  le  malheur  de  s'éprendre  de 
lui,  et  dont  il  ne  manque  pas  de  faire  la  portraicture\ 

,,Un  oeil  de  chahuan,  des  cheveux  serpentins, 

Une  trongne  rustique  à  prendre  des  coppies, 

Un  nez  qui  au  mois  d'aoust  distille  les  roupies, 

Un  riz  sardonien  à  charmer  les  lutins. 

Une  bouche  en  triangle  ou  comme  à  ces  mastins 

Hors  œuvre  ou  (l'on)  voit  pousser  de  longues  dents  pourries, 

Une  lèvre  chancreuse  à  baiser  les  Furies, 

Un  iront  piastre  de  fard,  un  boisseau  de  tetins, 

Sont  tes  rares  beautés  execrable  Thessale  . .  .** 

Ailleurs  il  écrit  des  jambes  contre  une  médisante 
„Rouge  menade  à  la  vineuse  trongue" 

et  contre  une  foule  de  courtisanes  et  de  maquerelles,  ce  qui  ne 
donne  pas  une  idée  favorable  des  mœurs  de  notre  poète  et  du 
milieu  où  il  vivait 

Mais  j'ai  hâte  d'en  finir  avec  cette  peinture  si  écœurante  de 
la  femme.    Je  laisse  de  côté  partant  d'autres  descriptions  pareilles 


I 


I 


POÉSIE   BURLESQUE    FRANÇAISE   DR    IJí    RKNAISSANCB.  8g 

et  j'arrive  â  /a  vinile  dame  campagnarde,  de  celui  qu'on  appelle  le 
prince  des  poètes  burlesques  de  la  France.  Ici  toutefois  le  genre 
paraît  déjà  trop  épuisé,  pour  que  Scarron  puisse  y  trouver  des 
in^piiations  nouvelles.  Nous  sommes  toujours  à  la  présence  d'un 
membre  de  cette  nombreuse  famille,  ridée,  grise,  maigre  et  puante 
et  il  en  est  de  même  d'une  autre  vieille,  que  le  poÈle  nous  pré- 
sente dans  un  de  ses  sonnets,  aux  „dents  noires  comme  de  l'ébène", 
appelée  pour  !a  rime  Hélène,  mais  qu'on  pourrait  appeler  Macette 
ou  Perette,  et  sur  qui  on  peut  étudier  cette  „anatomie"  mise  à  la 
mode  par  le  Bemi.  Ce  mépris  pour  celles,  qui  s'approchent  dn 
couchant  de  la  vie  est  bien  peu  noble  et  généreux .  il  faut  en 
convenir  et  il  Taut  reconnaître  en  m<'me  temps  que  l'art,  s'amusant 
à  la  représentation  de  la  grimace  et  de  la  laideur,  porte  en  lui- 
même  les  germes  de  sa  décadence.  Cette  sorte  de  muse  burlesque, 
peu  d'années  après  sa  naissance,  était  aussi  hideuse  et  décrépite, 
que  les  vieilles  qu'elle  peignait  et  le  tableau  des  vices  de  l'époque, 
des  courtisanes  et  des  maquerelles,  était  lui  aussi  vicieux  et  cor- 
rupteur, ne  laissant  presque  jamais  paraître,  sous  la  plaisanterie, 
et  sous  les  apostrophes,  la  noble  indignation  qui  naît  au  cœur  de 
l'homme  vertueux.  Tous  ces  écrivains  nous  promi-nent  dans  les 
iùurdeaux  et  dans  les  compagnies  les  plus  honteuses  et  lorsqu'on 
n'a  pas  devant  soi  les  rides  de  la  vieillesse,  on  est  sAr  de  voir 
toujours  celles  bien  plus  repoussantes  de  la  débauche. 

A  cette    description    des   femmes    se  rattachent  d'autres  com- 
positions   contre    l'amour,    les    plaisanteries    sur    les    mésaventures 
conjugales,    et    les    éloges   du  maquerellage.     Voici,    par  exemple, 
Amadts   Jamyn,    chantant   Vlneonslance.     Comme   s'écrie-t-il    toutes 
les  choses  naturelles  varient,  les  saisons,  les  plantes  et  tout  ce  qui 
a  ¿té  créé,  il  n'y  rien  d'étonnant  si  nos  goats  varient  de  mi'me: 
„Hil  comment  noslie  amour  seroit  elle  immortelle 
Quacd  mtsme  en  Jupiter  amitj¿  n'est  pas  telle, 
Qui  ne  monstre  en  ses  faits  rien  que  rauiatìon?" 
Et  le  po¿te   conclut  en  invoquant  ces  lois  de  nature,   qui  servent 
si  à  propos  à  la  plaisanterie  de  nos  poètes: 

„Qui  ne  veut  point  Taillir  doibt  suivre  la  nature. 
On  ne  paist  toujours  d'une  mesme  pasture  ; 
Rien  ne  donne  plaisir  tant  que  li  nouveauté." 
Mais  le  fort  de  notre  poète  c'est  plutôt  le  contre.    Aussi  écril-it  contre 
la  Rigueur    et    contre    VAmour,    dont    les    titres  rappellent  d'autres 
compositions  italiennes  sur  les  mêmes  sujets  que  nous  verrons  bien- 
tôt, mais  tout  se  borne  au  titre  et  à  quelques  rencontres  dues  pro- 
bablement à  l'identicité  du  thème.    Sa  pièce  contre  la  Rigtteur  n'est 
que  l'éloge  du  contraire  c'est-à-dire  l'apologie  de  la  douceur,  récom- 
tuandée  surtout  aux  dames;  celle  contre  VAmour  n'est  à  tout  prendre 
qu'une  élégie,  où  le  poète,  après  avoir  fait  l'éloge  de  l'inconstance, 
se  plaint    de  celte  de  sa  belle.     Selon  lui  l'amour  est  la  cause  de 
les  malheurs  de  l'humanité:    la  raison,   à  son  approche,   est 


90  p.  TOLDO, 

forcée  de  déménager  et  personne  ne  saurait  se  fier  à  ce  Pruthée 
changeant.  De  lui  naissent  la  jalousie,  la  haine,  et  il  résume 
toutes  les  misères  de  la  vie: 

»«Ensemble  fuir  et  pnrsuivre, 
Ensemble  en  un  mourir  et  vivre, 
Ensemble  espoir  et  desespoir, 
Ensemble  crainte  et  assurance. 
Ensemble  joye  et  doleance, 
Ensemble  tenir  et  n'avoir  . . ." 

Uéloge  des  Cornes  (c'est  là  le  titre  choisi  par  nos  poètes)  se 
prête  davantage  à  la  plaisanterie  et  se  trouve  répété  par  maint 
poète.  Le  Lando  avait  déjà  célébré  la  femme  infidèle  lorsque 
Remy  Belleau  entreprit  de  passer  en  revue  tous  les  exemples 
mythologiques,  pour  démontrer  que  les  Sganarelles  de  son  temps 
ont  beaucoup  de  tort  lorsqu'ils  se  plaignent  de  cet  ornement  de 
leur  front     Jupiter  ne  s'est-il  pas  transformé  en  taureau? 

„Et  la  Deesse  qui  respand 
Et  verse  aux  hommes  la  richesse 
D'une  tant  prodigue  largesse, 
Tient-elle  pas  entre  ses  dois 
La  riche  corne  d'Achelois?" 

£t  dans  cette  galerie  très  riche  de  maris  malheureux  nous  voyons 
passer  aussi  sous  nos  yeux,  le  capricorne  et  le  taureau  célestes, 
les  faunes  et  les  satyres  au  front  armé  de  bois,  le  bouc  honneur 
de  la  tragédie,  les  cornes  des  armées: 

„L'Itale  en  desrobe  son  nom, 
La  mer  Aegee  son  surnom, 
Et  son  nom  la  pecune  sainte 
Des  animaux  qui  ont  emprainte 
La  corne  sur  leur  front  chenu  . . . 
Les  bouts  sont  encornez  des  arcs 
Les  bouts  sont  encornez  des  dars, 
La  lanterne  en  est  encornée. 
Le  patemostre  en  est  tournee  . . ." 

On  voit  que  tout  l'esprit  du  poète  consiste  dans  une  éniimération 
minutieuse  et  ennuyeuse. 

Jean  Passerat,  à  peu  près  vers  à  la  même  époque,  avait  chanté 
la  Corne  d*abondance,  où  il  s'agit  toujours  du  même  sujet  développé 
toutefois  avec  plus  d'érudition  mythologique  et  se  prêtant  bien 
entendu  à  l'équivoque.  Outre  les  exemples  que  nous  venons  de 
voir,  l'auteur  nous  présente  Bacchus  changé  en  bouc,  le  dieu  Apis 
des  Egyptiens,  la  corne  d'Isis  et  de  Diane  et  Neptune  se  transfor- 
mant en  animal  cornu  pour  ravir  Proserpine.  Ulysse,  si  l'on  veut 
ajouter  fois  à  Passerat,  assiégeait  Troie,  pour  venger  le  dés- 
honneur d'un  de  ses  amis: 


POÉSIB   BURLESQUE    FRANÇAISE    DE    LA    RENAISSANCE. 


[  Quant  i 


„Pendant  que  des  mugucti  la 
Eotrctenoit  sans  luy  sa  bonne  Penelope." 
lari  d'Hélène,  il  devait  âtre  bien  aise  de  son  état  si 
„dedi 


Feit  dedans  mille  nefs  ton«  la  Grece  eoirer." 
Et  il  continue  cette  sorte  de  travestissement  de  l'ijistoire  ancienne, 
que  la  lectnre  d'une  foule  de  badinages  italiens  de  ce  genre, 
pouvait  lui  suggérer,  mais  où  toutefois  il  n'y  a  rien  qni  soit  imité 
à  la  lettre  et  où  Ton  trouve  en  revanche,  indépendamment  de  la 
I  frivolité  du  snjet,  beaucoup  de  verve  et  d'esprit.  Pour  toute  con- 
I  dusion.  Passerai  nous  assure  que: 

„Par  comes  on  acquiert  et  credit  et  richesses, 
Accolades,  bons  jours  et  tres  bumbles  caresses", 
I  et  c'est  là  souvent  la  meilleure  des  méthodes  pour  parvenir  à   la 
I  Hortnne. 

Comme  Ì!    a  présenté    cette    sorte    de   capitolo    sous    la    forme 
I   d'nne  vision,  il  conclue  plaisamment: 

„L'Aurore  se  Icvotl,  lors  que  je  suis  venu 
A  la  trop  courte  fin  de  mon  songe  cornu. 
Pat  la  porte  de  corne:  cl  qui  ne  le  veut  croire 
Il  prent  l'autre  chemin  de  la  porle  d'ivoire." 
Dana  les  Muitt  françoiseï  ralliéei  (Paris,  1599,  par  Despinelle),    m\ 
anonjTiie  revient  sur  ce  même  sujet,   en  employant  à  peu  près  les 
mêmes    argumentations    de    ses   prédécesseurs.      Dans    cette    „con- 
solation pour  les  cocus",   il  n'oublie    pas    les    rayons   lumineux   du 
front    de    Moïse    et    il    donne    un    caractère    nouveau    et    gai   à  sa 
I  pièce  en  feignant  d'adresser  ses  vers  à  un  de  ses  amia: 
„Vous  iouvieoi-il  pas,  mon  Compere 
Lors  qu'esliei  en  si  grand' colete?" 
\  VOUS  aviez  tort,  ajoute-t-ii,  de  vous  plaindre  des  équipées  de  votre 
et   quand  même  tout  le  monde   se  moquerait   de  vous,    la 
'  corne  de  l'abondance  saurait  vous  dédommager  des  autres: 
Btef,  Competi 


Not 


s  les 


Au  Tute  poumons  faire  la  guerre." 
Vers  ta  même  époque,  Passerat  revienl  A  la  charge  {Miiscs  Gail- 
lardts,  Paris,  2"°*  éd.,  1609)  et  son  exemple  est  suivi  par  d'autres 
poètes,  en  plein  XVU' siècle.  Dans  un  autre  recueil,  le  Cabinel 
xaiyrique  (éd.  de  Paris,  1859 — 1860),  Motin  aborde  un  sujet  non 
moins  vulgaire.  Son  „hymne  au  maquerellage"  est  un  vrai  fatras 
mythologique  et  ennuyeux. 

Jupiter  aurait  été,   au  dire  de  Motin,    l'inventeur  de  ce  „sage 

mestier"  et  Junon  donna    elle  aussi  des  preuves  de  son  penchant, 

pour    ce    genre    d'affaires.     El    les    exemples   mythologiques  ne  se 

f  .bornent    pas    là.      Us    sont    suivis    par    ceux    des    médecins,    qui 


92  p.  TOLDO, 

ont  ennobli   ce  métier,   devant   employer  „en  leurs  receptes"  tout 

ce  qu'il  faut: 

„Pour  eschauffer,  pour  concevoir, 

Pour  estressir,  pour  faire  avoir 

Le  teint  plus  beau,  les  dens  plus  nettes  . . ." 

Les  avocats,  les  prêtres,  les  magistrats,  les  musiciens,  enfin  tout  le 
monde,  y  joue  un  rôle  plus  au  moins  important: 

„Parfumeurs,  perruqueurs,  orfèvres, 

Faiseurs  de  miroirs,  emailleurs, 

Gantiers,  barbiers,  brodeurs,  tailleurs. 

Tous  artisans  qui  par  leurs  œuvres 

Servent  aux  délices  humaines, 

A  l'Amour  consacrent  leurs  peines." 

Le  ciel  lui-même,  couvrant  à  la  nuit  de  son  ombre  et  de  son 
mystère  les  couples  amoureux,  paraît  aussi  se  plaire  à  ce  rôle, 
mais  ceux  qui  l'emportent  sur  tous,  ce  sont  les  courtisans: 

„Qui  sans  foy,  sans  ames  et  sans  honte, 
Du  macquerellage  font  gloire 
Comme  les  Allemans  de  boire." 

Dans  cette  conclusion  on  pourrait  retrouver  une  intention  de  sa- 
lire, mais  que  Ton  ne  prenne  pas  trop  au  sérieux  cette  apostrophe 
plus  ou  moins  violente  aux  courtisans  „sans  âme  et  sans  honte". 
Les  poètes  de  l'époque,  vivant  à  la  cour,  tiraient  bien  souvent  de 
ce  genre  de  services  plus  de  gain  que  de  leurs  vers  et  dans  cette 
longue  enumeration,  Motin  a  eu  tort  de  les  oublier. 

Un  de  ses  amis,  par  exemple,  le  sieur  de  Sigognes,  accusé 
de  servir  aux  amours  de  son  maître  n'essaye  pas  même  sa  défense, 
et  il  se  borne  à  accuser  ses  accusateurs  des  vices  les  plus  honteux: 

„Pourceau  le  plus  cher  d'Epicure, 
Qui  contre  les  loix  de  nature 
Tournez  vos  pages  à  l*envers  ... 
Vous  dites  que  j'ai  fait  la  poule. 
Et  des  dames  fendu  la  foule. 
De  mon  maistre  le  messager  . . . 
Si  s^ay  faxet  d* amour  le  message. 
Je  n'ai  point  violé  Tusage 
Ny  la  coustume  de  la  cour  ..."  * 

La  déclaration  est,  on  ne  pourrait  plus,  claire,  et  rappelons,  pour 
en  finir,  la  „louange  satirique  en  Thonneur  du  maquerellage"  due 
à  la  plume  d'Angoulevent  et  renfermant  Tapologie  des  bâtards: 

„Adiousté  qu'on  engendre  aux  larcins  de  Cipris, 
Des  enfans  mille  fois  mieux  nez  et  mieux  appris 
Qu'on  ne  fait  soubs  himen,  pour  autant  qu'on  espreuve 
Cent  fois  plus  de  plaisir  en  une  chose  neuve." 


1  On  trouve  dans  le  même  reçneil  une  autre  „louange  du  ms^querellage". 


POÉSIE   BURLESQUE   FRANÇAISE   DE   LA   RENAISSANCE.  93 

Vieilles,  courtisanes,  entremetteuses,  femmes  infidèles  et  effron- 
tées ce  sont  là  les  sources  auxquelles  puisent  les  burlesques  et 
auxquelles  puisent  aussi,  froidement  et  sans  conviction,  les  poètes 
satiriques  de  l'époque.  Souvent  le  même  poète  compose  dans  les 
deux  genres  et  lorsqu'il  ne  s'inspire  pas  directement  à  son  temps, 
il  répète  à  l'ennui,  comme  un  pur  exercice  de  rhétorique,  ce  que 
Juvénal  avait  dit  de  Messaline  et  de  ses  contemporaines.  Aussi 
la  satire  et  le  burlesque  paraissent-ils  parfois  se  compléter  entre 
eux,  surtout  lorsqu'il  est  question  d'amour  et  de  mariage  et  mal- 
heureusement les  deux  genres  se  ressemblent  aussi  dans  la  pauvreté 
et  dans  la  monotonie  de  l'inspiration. 

A  suivre. 

P.  Toldo. 


lieber  das  altfiranzösische  Gedicht  von  der  Zerstörung 
Jerusalems  (La  Yeigance  nostre  seigneur). 

(Schlufs;   s.  Ztscbr.  XXIV  l6l  ff.) 

111.  ABSCHNITT. 

Die  Quellen. 

Seinem  Inhalte  nach  zerfallt  das  Gedicht  in  drei  Teile.  Der 
erste  (Strophe  i — 34)  behandelt  die  Heilung  Vespasians,  der  mitt- 
lere (Haupt-)  Teil  die  Belagerung  und  Zerstörung  Jerusalems 
(Str.  35 — 102),  der  letzte  die  Bestrafung  und  den  Tod  des  Pilatus 
(Str.  103 — 107).  Es  ist  nun  die  Frage,  ob  der  Verfasser  diese 
Stücke  schon  in  einer  einzigen  Quelle  vereinigt  vorgefunden  hat, 
oder  ob  er  selbst  verschiedene  Vorlagen  kombiniert  hat  V^enn 
er  von  einer  Quelle  spricht,  so  thut  er  dies  doch  nur  so  allgemein, 
dafs  man  daraus  nicht  entscheiden  kann,  ob  diese  ihm  nur  für 
den  betreffenden  Teil,  oder  für  das  ganze  Gedicht  vorgelegen  hat. 
So  lautet  z.  B.  K.  T.  I  V.  12: 

Quarante  anz  en  apres,       ce  trovons  nos  lisant; 

V.  34—35: 

Ens  en  Costantinoble       devant  Sainte  Sofìe 
Poés  trover  Tescrit,       que  que  nus  vos  en  die.* 

In  Str.  96  heifst  es: 

[La  chançon  .  .  .] 

Ele  n'est  pas  de  fable       ne  faite  de  folie, 

A  ins  est  traite  d'estoire       de  grant  anciserie; 

und  in  der  letzten  Laisse  (K.  T.  11  75): 

Ce  conte  l'cscripture,       dont  la  raisons  est  voire. 


*  Einer  nachträglichen  Auskunft,  die  ich  einem  türkischen  Freunde  ver- 
danke, entnehme  ich,  dafs  die  Hagia  Sofía  in  Konstantinopel  wirklich  eine 
Bibliothek  mit  Handschriften  besitzt;  diese  enthält  aber  nur  persische,  ara- 
bische und  türkische  Werke,  indem  die  sonstigen  Handschriften,  wie  z,  B.  die 
griechischen,  in  die  Privatbibliothek  des  Sultans  überführt  worden  sind  and 
sich  jetzt  im  Palast  Top-Kapou  befínden.  Man  könnte  nun  daran  denken, 
dafs  mit  obigem  escrtt  vielleicht  irgend  eine  Handschrift  des  Josephas  gemeint 
wäre,  die  der  Dichter,  der  ja,  wie  schon  Ztschr.  XXIV  165/6  bemerkt,  wohl 
Beziehungen  zum  Orient  gehabt  hat,  etwa  in  Konstantinopel  benutzt  haben 
könnte.  Eine  Bestätigung  ilir  diese  vage  Vermutung,  welche  dann  die  ebenda 
S.  163  versuchte  Erklärung  umstofsen  würde,  dürfte  kaum  za  erhoffen  sein; 
wenigstens  habe  ich  von  dem  Bibliothekar  jener  Palastbibliothek  keine  Aus- 
kunft über  eine  derartige  Handschrift  bekommen  können. 


AFRZ.  GEDICHT  VON  DER  ZERSTÖRUNG  JERUSALEMS.      95 

Wie  nun  spater  gezeigt  werden  wird,  nennt  das  Gedicht  an  ver- 
schiedenen Stellen  den  Geschichtsschreiber  Josephus  als  Quelle, 
und  gehen  in  der  That  die  Angaben  des  mittleren  Teiles  auf 
diesen  zurück.  Zu  der  Annahme,  dafs  eine  Kombination  der  drei 
Teile  etwa  unter  dem  Namen  des  Josephus  gegangen  sei,  liegt 
kein  weiterer  Anhaltspunkt  vor.  Folglich  mufs  das  Gedicht  noch 
andere  Vorlagen  benutzt  haben.  Die  oben  gegebenen  Zitate  würden 
dann  entweder  verschiedenen  Texten  gelten,  oder  man  müfste  auch 
sie  auf  den  mittleren  Teil,  und  damit  auf  Josephus  beziehen.  Dem 
Zusammenhange  nach  würde  dies  ganz  gut  möglich  sein,  imd  wenn 
er  dann  auch  so  im  Allgemeinen,  und  scheinbar  in  Hinsicht  auf 
das  ganze  Gedicht,  als  Quelle  genannt  würde,  so  wäre  dabei  doch 
zu  berücksichtigen,  dafs  das  Mittelstûck  gerade  der  gröfste  und 
wichtigste  Teil  der  Venjance  ist 

P.  Meyer  scheint  in  dem  schon  öfter  genannten  Bulletin  anzu- 
nehmen, der  Dichter  hätte  seinen  Stoff  schon  in  einer  lateinischen 
Vorlage  vereinigt  gefunden.  Er  forderte  diese  mit  Rücksicht  auf 
die  verwandten,  besonders  altfranzösischen  Prosatexte,  doch  ist  das 
wohl  nicht  nötig,  da  diese  Fassungen  teils  auf  dem  Gedicht  selbst 
beruhen  (vgl.  den  IV.  Abschnitt),  teils  zu  sehr  davon  abweichen, 
um  die  Annahme  einer  gemeinsamen  Vorlage  gerechtfertigt  er- 
scheinen zu  lassen.  Dazu  ist,  wie  Meyer  selbst  sagt,  von  einer 
solchen  nicht  das  Mindeste  bekannt. 

Man  mufs  also  für  den  ersten  und  letzten  Teil  besondere 
Vorlagen  ansetzen,  oder  vielmehr  wohl  nur  eine.  Denn  die  in 
diesen  Stücken  etithaltenen  Legenden  von  der  Veronika  und  von 
Pilatus  kommen  schon  seit  etwa  dem  7.  Jahrhundert  verbunden 
vor,  wie  Schönbach  im  Anzeiger  f.  d.  A.  II  165  annimmt  Was  nun 
die  als  benutzt  in  Betracht  kommende  Fassung  dieser  Legende 
betrifft,  so  scheint  Schönbach  nach  dem  Stammbaum  auf  S.  170 
die  in  Rede  stehenden  Teile  des  Gedichtes  von  der  Cura  sanitatis 
Tiberii  ableiten  zu  wollen.  Da  aber  dieser  Text  verschiedene  Er- 
weiterungen enthält,  die  das  Gedicht  nicht  hat,  und  dieses  sich 
keiner  der  bekannten  Formen  der  Sage  näher  anschliefst,  so  möchte 
ich  eher  vermuten,  dafs  die  anzunehmende  Vorlage  ohne  Vermi tte- 
lung  einer  der  erhaltenen  Versionen  auf  die  ursprüngliche 
Fassung  zurückgeht,  wie  sie  Schönbach  a.  a.  O.  S.  1 65  für  die  ver- 
bundene Veronika-  und  Pilatussage  aufstellt:  ,>Der  Kaiser  in  Rom 
ist  krank.  Er  hört  von  dem  grofsen  Arzte  Christus  in  Jerusalem. 
Er  sendet  um  ihn  einen  Boten  an  den  Landpfleger  Pilatus.  Dieser 
berichtet  vom  Tode  Christi.  Es  gelangt  zur  Kenntnis  der  Boten, 
dafs  in  Jerusalem  Frau  Veronika  sich  aufhalte,  welche  ein  Bildnis 
Christi  auf  einem  Tuche  (den  Repräsentanten  des  nicht  mehr 
lebenden)  besitze,  dem  Heilkraft  inne  wohne.  Sie  veranlassen,  dafs 
Veronika  mit  der  Reliquie  nach  Rom  fahrt.  Der  Kaiser  wird  ge- 
heilt Pilatus,  den  man  zur  Verantwortung  nach  Rom  gebracht 
hat,  wird  hingerichtet" 

Zu  diesem  Kern  sind  dann  im  Gedicht,  oder  vielleicht  schon 


WALTHER   SUCHIEK, 


wesentlichen  folgende  Episoden 


96 


zum  Teil    in    dessen  Vorlago,    : 
hinzugefügt 

Der  Aufanthalt  Gais  im  Hause  Jakobs.  Nach  Heíiuel,  Ueber 
die  französischen  Gralromanc,  Wien  1891,  S.  106  ist  dieser  Jakob 
wohl  der  Bruder  Oiristi,  Jacobus  minor,  der  „als  Bischof  von 
Jerusalem  seiner  Frömmigkeit,  Gerechtigkeit  und  Gute  wegen  einen 
grofsen  Ruf  erwarb  und  auch  von  den  Juden  verfolgt  wurde". 

Verschiedene  Angaben  des  Gedichtes  erklären  sich  darauS) 
dafs  der  Verfasser  unter  Einflufs  der  Geschichte  die  Ereignisse 
40  Jahre  nach  Christi  Tod  vor  sich  gehen  läfst.  Daher  ist  Vespa- 
sian der  kranke  Kaiser,  während  es  in  den  älteren  Fassungen 
Tiberius  ist.  In  eben  diesen  ist  auch  der  Tod  Christi  noch  nicht 
in  Rom  bekannt,  im  Gegensatz  zu  unserer  Venjance,  wo  der  Sene- 
schal mit  dem  Auflrag  eine  von  jenem  hinterlassene  Sache,  und 
nicht  ¡Im  seibat,  zu  holen  nach  Jerusalem  gehl.  In  den  verwandten 
Berichten  wird  Pilatus  wegen  der  Kreuzigung  Christi  bestraft,  im 
Gedicht  aber  ¡st  davon  gar  nicht  die  Rede,  vielmehr  wird  den 
Juden  allein  die  Schuld  daran  zugeschoben.  Wenn  nun  Vespasian 
dem  Pilatus  einen  Tribut  auferlegen  läfst,  den  dieser  aber  ver- 
weigert, so  ist  wohl  e¡ne  derartige  Erzählung  aus  dem  Bestreben 
des  Dichters  zu  erklären,  dem  Landpfleger  eine  Schuld  gegen. 
den  Kaiser  aufzubürden,  d¡e  seine  schliefsliche  Bestrafung  rech^ 
fertigte. 

Die  Krönung  des  Titus. 

Die  Episode  des  Kiemens  in  Rom.     Hierfür   liegt  wohl 
Legende  zu  Grunde,  die  an  Kiemens  L,  Romanus,  einen  der  sc 
apostolischen  Väter  angeknüpft  hat.    Er  ist  nach  altkirchücher  An- 
sicht ein  Schüler  des  Petrus  und  von  diesem  als  Bischof 
eingesetzt    worden    (vgl.  Langen ,    Die    Kiemen  sromane,    ihre   E[ 
stehung  und  ihre  Tendenzen,  Gotha 

D¡e  Versiegelung  des  Tuches  durch  Kiemens  im  Altar  des 
heiligen  Simeon.  „Das  älteste  Zeugms  für  d¡e  Anwesenhe¡t  der 
Reliquie  in  Rom  fällt  in  das  Jahr  705,  in  welchem  Jahre  Papst 
Johann  VII.  in  der  Peterskirche  vor  der  Kapelle  der  Alaria"  [nach 
Zöckler  in  Herzogs  Realenzyklopädie  für  protestantische  Theologie 
und  Kirche,  2.  Aufl.,  XVI  362  S.  Maria  Maggiore]  „ein  Tabernakel 
zur  Bewahrung  des  Schweifstuches  errichtete"  (Creizenach,  Legenden 
und  Sagen  von  Pilatus,  Paul  und  Braunes  Beiträge  I  g6). 

Das  Schicksal  des  Pilatus  ist  infolge  verschiedener  EinSßsse 
umgestaltet.  Er  wird  nicht  hingerichtet,  sondern  nach  Vienne  in 
Siidfrankreicli  verbannt.  Dasselbe  Geschick  hat  als  geschichtlichea 
Faktum  den  jüdischen  König  Archelaus  getroffen,  und  ist  von 
Flavius  Josephus  in  dem  zweiten  Buche  seines  Werkes  „Ueber  den 
jüd¡schen  Krieg"  (in  der  Ausgabe  von  Naber  Kap.  7  Abs.  3  §ill) 
erwähnt.  Dafs  Pilatus  an  jenem  Orte  ¡n  einem  Brunnen  gefangen 
gehalten  wird,  beruht  wohl  auf  Einflufs  der  Mors  Filati  (Tischen- 
dorf, Evangelia  Apocrypha  S.  458),  die  als  Endschicksal  seiner 
Leiche  die  Versenkung  in   einen    Brunnen   in   den  Alpen  erzählt 


( 


I 

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1. 

Ed«9 
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A 


ATKZ.  GKDICUT   VOH    UER   ZKKSTÖKDNO  JBSUSAUUIS. 


97 


{vgl,  Schônbacb,  A.  f.  d.  A.  II  198  und  Du  M¿ril,  Poésies  populaires 

Idn  moyen  âge,  Paris  1847,  S.  356  Anm,  7). 
Es  wäre  nicht  ausgeschlossen ,  dafs  in  der  aDiunehmenden 
Vortage  auch  schon  in  aller  KürKe,  etwa  ähnlich  wie  in  der  Vin^ 
dicta  Salvatoris  (Tischendorf,  Ev.  Ap.  47  i — 486)  von  der  Zerstörung 
I  Jemsalems  die  Rede  gewesen  ist,  wodurch  dann  der  Dichter  ver- 
anlaTst  worden  wäre,  das  Werk  des  Josephus  heranzuziehen. 

Für  den  mittleren,  die  Belagerung  und  Zerstörung  Jerusalems 
behandelnden  Teil  ist  also  das  Werk  des  Flavius  Josephus  „Ueber 
den  jodischeD  Krieg"  benutzt.  An  verschiedenen  Stellen  wird 
darauf  hingewiesen,  so  heifst  es  in  Str.  Ô0  von  seinem  Verfasser: 

ill  est  mout  sages  den,  ceste  estoire  escrirai 
und  in  der  Schlufslaisse  (K.  T.  II  93): 
II  escitst  cesie  esloíre,  c'om  deol  en  erint  memoire. 
Ich  vermag  nicht  zu  entscheiden,  ob  dem  Dichter  das  Werk  selbst 
vorgelegen  hat,  also  auch  nicht,  ob  er  es  etwa  in  der  lateinischen, 
gewöhnlich  dem  Kufinus  zugeschriebenen  Uehcrsetzung,  oder  viel- 
leicht in  der  freieren,  vielfach  unter  dem  aus  Josephus  entstellten 
Namen  Hegesippus  gehenden  lateinischen  Bearbeitung  vor  sich 
gehabt  bat.  Jedenfalls  ¡st  die  Benutaung  eine  seht  freie.  Nur  die 
Hauptereignisse  des  Feldzugs  und  der  Belagerung  sind  daraus  ent- 
nommen, daneben  noch  eÍQzelne  Episoden,  leb  stelle  alle  diese 
Purilite  im  Folgenden  zusammen,  indem  ich  dabei  auf  die  ent- 
sprechenden Abschnitte  des  griechbchen  Originals  nach  der  Aus- 
gabe von  Samuel  Adrianus  Naber,  Flava  Josephi  Opera  omnia, 
vol.  V  et  VI,  Leipzig  1895/b  verweise.  Die  Anordnung  der  folgenden 
Stellen  ist  die  des  Gedichtes;  aus  den  Verweisungen  läfst  sich  er- 
sehen, dafa  es  die  Thalsachen  verschiedentlich  umgestellt  hat 

Finnabme  von  Acre  ohne  Kampf:  Buch  III  Kap.  2  Abs.  4 
9  30 — 32,  wo  das  Gleiche  von  der  Stadt  Sepphorts  erzählt  wird. 

Die  Eroberung  von  Jafes  durch  Titus  bildet  eine  Kombination 
der  Eroberung  von  Japha  durch  Titus  (Buchili  Kap.  7  Abs.  31) 
nnd  der  von  dem  dabei  gelegenen  Jotopata  durch  Vespasian 
(Bachili  Kap.  7  Abs.  33— 30). 

Die  Gefangennahme  des  Jafel  in  einem  Keller  bei  der  Etobe- 
mng  von  Jafes  und  seine  Begnadigung  :  Buch  III  Kap,  8  (Gefangen- 
nahme des  Josephus  in  einem  Brunnen  bei  der  Eroberung  von 
Jotopata)  und  Buch  IV  Kap.  10  Abs.  7. 

Zweimalige  Aufforderung  Vespasians  an  Pilatus,  sich  zu  er- 
geben, worauf  dieser  ilin  herausfordert:  Buch  V  Kap,  Q  (Titus  er- 
mahnt die  Juden  zur  Ergebung  und  läfst  sie  dann  noch  einmal 
durch  Josephus  dazu  auffordern,  worauf  die  Judi;n  in  Schmähungen 
ausbrechen). 

Tod  des  seit  io  Jahren  Wehe  schreienden  Verrückten:  Buch  VI 
Kap.  5  Abs.  3  g  300— 30Q. 

IEinschliefsung    der  Stadt   durch    einen  Graben,    um    sie   aus- 
XdBGbr.  L  nm.  FlÜL  XXV.  7 


g&  WALTHER  SUCmSR, 

zuhungem:  Buch  V  Kap.  12  Abs.  i,  2  (Einschliefsimg  durch  eine 
Mauer  zu  dem  gleichen  Zweck). 

Ausfall  der  Juden,  bei  dessen  Zurückweisung  sich  Vespasian 
auszeichnet:  BuchV  Kap.  11  Abs.  4 — 6  (Titus  wirft  an  der  Spitze 
seiner  Soldaten  die  ausgefallenen  Juden  zurück). 

Der  auf  Seiten  der  Juden  am  Ausfall  beteiligte  Joseph  wird 
dabei  verwundet:  BuchV  Kap.  13  Abs.  3  (Josephus,  der  vor  der 
Stadt  die  Juden  zum  Frieden  ermahnt,  wird  durch  einen  Stein- 
wurf verletzt). 

Hungersnot  in  der  Stadt:  BuchV  Kap.  12  Abs.  3. 

Vor  Hunger  essen  die  Juden  Leder:  Buch  VI  Kap.  3  Abs.  3. 

Pilatus  gestattet  seinen  Leuten  sich  Nahrung  mit  Gewalt  zu 
verschaffen.  Marie  ifst,  nachdem  sie  durch  einen  Engel  im  Namen 
Gottes  dazu  aufgefordert  worden  ist,  ihr  verhungertes  Kind.  Pilatus, 
der  nach  dem  Gebratenen  forschen  läfst,  erfahrt  durch  seine  ent- 
setzten Boten  den  Sachverhalt:  Buch  VI  Kap.  3  Abs.  4  (Es  fehlt 
hier  die  Person  des  Pilatus,  die  Aufforderung  durch  den  Engel 
und  der  Name  der  Mutter;  diese  tötet  auch  selbst  ihr  Kind). 

Vespasian  schlägt  eine  Bitte  der  Juden  um  freien  Abzug  ab: 
Buch  VI  Kap.  6  Abs.  3  (hier  Titus  an  Stelle  Vespasians). 

Essen  des  Goldes.  Diese  Episode  ist  hervorgerufen  durch 
Buch  V  Kap.  13  Abs.  4  (Die  syrischen  Truppen  des  Titus  bemerken, 
wie  ein  Jude  aus  seinen  Exkrementen  Gold  holt,  und  schneiden 
daher  2000  Juden  auf). 

lieber  das  Schicksal  der  gefangenen  Juden  ist  Buch  VI  Kap.  9 
Abs.  2  nur  gesagt,  dafs  sie  teils  getötet,  teils  als  Sklaven  verkauft, 
teils  zum  Triumph  aufbewahrt,  teils  nach  Aegypten  zur  Arbeit  ver- 
schickt werden. 

An  Erweiterungen  und  Aenderungen,  die  z.  T.  auf  andere 
Quellen  zurückzuführen  sind,  weist  der  mittlere  Teil  des  Gedichtes 
folgende  auf. 

Die  Ueberleitung  von  dem  ersten  Teil  zum  folgenden  bildet 
in  der  35.  Laisse  die  Prophezeiung  Christi  über  Jerusalem  (frei 
nach  Lukas  19,  V.  43  und  44). 

Abfahrt  der  Römer  von  Rom,  resp.  Barlet  :  bei  Josephus  bricht 
Vespasian  von  Antiochia  aus  gegen  Galiläa  auf  (Buch  III  Kap.  2 
Abs.  4  §  29).     (Vgl.  noch  Ztschr.  XXIV  165/6). 

WasserbeschaffiiDg.  In  Bezug  auf  diese  Episode  sagt  Paulin 
Paris  in  der  Histoire  littéraire:  „Peut-être  cette  imagination  vint- 
elle  aux  pèlerins  à  la  vue  des  ruines  de  quelque  aqueduc  qui 
traversait  la  vallée  de  Josaphat,  et  fournissait  anciennement  d'eau 
filtrée  la  ville  de  Jérusalem".  In  der  That  findet  oder  fand  sich 
im  Josaphatthale  ein  „Teich  der  Leitung"  (Siloahteich),  in  den  der 
Siloahkanal  von  dem  oberen  Gilion  (Marienquelle)  her  Wasser  zu- 
führte. Da  dieser  Kanal  auf  einer  Karte  in  Meyers  Konversations- 
lexikon 5.  Aun.  IX  545  als  „Tunnel"  bezeichnet  ist,  war  er  viel- 
leicht unterirdisch. 


ATItZ.  GEDICHT   VON   DBS  ZSRSTÖItCNQ  JKR1JSALEM5. 


99 


I 


Die  Enählnng  von  der  Cefa nge use tzung  und  wunderbaren 
Befreinng  Josephs  beruht,  wie  schon  in  der  Histoire  littéraire  ge- 
sagt ist,  auf  Stellen  der  Acta  Filati,  in  der  Ausgabe  in  Tischen- 
dorfs Evangelia  Apocrypha  auf  Kap.  12  §  i  und  Kap.  15  §  6  der 
Fassung  A  {S.  îiofï.,  in  ß,  S.  287  ff.,  Kap.  12  §1  und  Kap  15  g  5), 
wo  das  Schicksal  Josephs  von  Arimathia  behandelt  ist. 

Das  Gelöbnis  des  Vespasian  bei  dem  Ausfall  der  Juden,  er 
wolle  Christ  werden,  wenn  ihm  Gott  den  Sieg  verleihe,  erinnert 
an  das  ähnliche  Verhalten  Chlodwigs  in  der  Schlacht  gegen  die 
Alamannen  vom  Jahre  49Ó.  Vielleicht  war  dem  Verfasser  unseres 
Gedichtes  dieses  Ereignis  bekannt 

Die  Angabe,  dafs  bei  der  Verfolgung  der  Juden  nach  ihrem 
Ausfall  die  Sonne  gewartet  habe,  geht  zurück  auf  eine  Stelle  im 
Buch  Josua  10,  V.  12  — 13. 

Ueber  die  Herkunft  des  langen  Gesprächs  zwischen  Jakob  und 
Joseph  vermag  ich  nichts  zu  sagen.  Es  wäre  nicht  ausgeschlossen, 
dafs  es  der  Dichter  erfunden  hätte. 

Für  den  Selbstmord  des  Archelaus  fehlt  mir  eine  Quelle. 
Er  ñndet  sich  auch  in  der  Vindicta  Salvatoris  (bei  Tischendorf 
S.471 — 486,  g  12),  doch  weicht  diese  sowohl  ¡n  der  Angabe  der 
näheren  Umstände  der  That  wie  auch  im  übrigen  stark  von 
unserem  Gedichte  ab,  sodafs  ich  auf  diese  Ue  berein  Stimmung  hin 
nicht  ohne  weiteres  eine  Benutzung  der  Vindicta  durch  die  Ven- 
jance  annehmen  möchte.  Uebrigens  findet  sich  in  §  17  der  ersteren 
die  gleichfalls  im  Gedicht  vorhandene,  auch  anderwärts  vielfach 
begegnende  Angabe  des  Preises  von  einem  Denar  für  je  30  ver- 
kaufte Jaden. 

Die  Ergebung  der  Juden,  die  ja  unter  Pilatus'  Führung  dem 
Kaiser  vor  die  Stadt  entgegen  zi  ehe  11 .  sieht  im  Gegensatz  zu  dem 
Bericht  bei  Josephüs  (Buch  VI  Kap.  8  Abs.  4,  5},  wonach  die  Stadt, 
oder  vielmehr  nach  der  allmählichen  Eroberung  aller  übrigen  Stadt- 
teile die  Oberstadt  von  den  Römern  erstürmt  wurde. 

Ebenso  widerspricht  die  im  Gedicht  erzählte  Verschonung  des 
Tempels  {neben  der  des  heiligen  Grabes  und  des  Turmes  Davids) 
der  Mitteilung  in  Bach  VI  Kap.  4  Abs.  5  — 8  von  dem  Abbrennen 
des  Tempels.  Allerdings  war  es  gegen  die  Absicht  des  Titus  ge- 
schehen, der  auch  vergeblich  Löschversuche  machen  liefs.  Nach 
Buch  VI  Kap.  9  Abs.  i  blieben  aber  drei  Turme,  darunter  nach 
Schfirer,  Geschichte  des  jüdischen  Volkes  Bd,  1,  Leipzig  1890, 
S.  533  Anm.  122  der  später  sogenannte  Davidsturm,  bei  der  Zer- 
slômng  stehen. 

Die  Nachricht  von  der  Aussetzung  der  verschonten  Juden 
durch  Vespasian  in  drei  Schiffen  geht  zurück  auf  eine  alte  jüdische 
Sage,  welche  die  Entstehung  eines  gewissen  Bufsgeheles  erklären 
will  und  aus  den  Rechtsbescheiden  der  Gaonen  stammen  soll.  Als 
Landungsorte  nennt  sie  Lyon,  Arles  und  Bordeaux  (vgl.  Zun z,  Lite- 
raturgeichichte  der  synagogalen  Poesie,  Berlin  1865,  S.  17}.  Woher 
der  Verfasser  der  Venjance  sie  keimen  mag,  bleibt  ungewifs. 


7* 


ÍÓO 


SUCalER, 


Auch  die  scbliersliche  Taufe  der  Römer  scheiol  Eigentümlich- 
keit unseres  Gedichtes  zu  sein. 

üeber  das  Perso  neu  Verhältnis  betreffende  Verschiedenheiten  in 
Gedicht  und  Vorlage  ist  Folgendes  zu  sagen.  Während  im  Josephus 
Vespasian  nur  den  Anfang  des  Krieges  leitet,  später  aber  dem 
Titus  den  Oberbefehl  übergiebt,  führt  im  Gedicht  der  Kaiser  den 
Feldzug  durch,  Titus  tritt  fast  ganz  zurück.  Die  historische  Person 
des  Josephus  auf  Seiten  der  Römer  vertritt  im  Anfang  Jafel,  bis 
dann  Jakob  nach  seiner  Flucht  aus  der  Stadt  diesen  Platz  ein- 
nimmt. Nach  der  Zerstörung  der  Stadt  tritt  auch  er  in  den  Hinter- 
grund vor  Joseph.  Während  ihres  Aufenthaltes  in  der  Stadt  sind 
Jakob  und  Joseph  wenig  hervorgetreten.  {Vgl.  Heinzel,  Ueber  die 
französischen  Gralromane  S.  lob.) 

Schwer  ist  zu  entscheiden,  ob  man  auch  für  die  beiden  Führer 
der  Juden,  Pilatus  und  Archelaus,  nach  Entsprechungen  aufserhalb 
des  Gedichtes  suchen  soll.  Mit  den  beiden  historischen  Tyrannen 
Jerusalems  während  der  Zeit  der  Delagtning.  Johannes  von  Gis- 
chala  und  Simon  Bar-Giora  {vgl.  Schüter,  Geschichte  des  jüdischen 
Volkes  I  525)  wird  man  sie  wegen  des  Fehlens  übereinstimmender 
Handlungen  und  Schicksale  nicht  identitizieren  dürfen.  In  jedem 
Fail  ist  naiürhch  das  Auttreten  des  Pilatus  leichler  zu  verstehen 
als  das  des  Archelaus.  Sollte  vielleicht  der  im  Neuen  Testament 
verschieden  neben  Pilatus  erwähnte  Herodes  {Agrippa  1.)  mit  He- 
rodes  dem  Grofsen  verwechselt  worden,  und  mit  Rücksicht  auf  die 
seit  Christi  Tod  verflossenen  40  Jahre  dessen  Sohn  Archelaus  an 
diese  Stelle  gesetzt  sein?  Sein  Selbstmord  bliebe  allerdings  auch 
dann  noch  unerklärt,  und  ebenfalls  würde  noch  die  ganze  Parallele 
mit  der  Vindicta  Salvatori  s  des  Aufschlusses  bedürfen. 


IV.  ABSCHNITT. 
Die  FrosaBuflÖBung. 
Unter  den  verschiedenen  altfranzösischen  Prosaschriften,  die 
ähnliche  Stoffe  wie  das  Gedicht  behandeln,  ñndet  sich  auch  eine 
Prosaaullösung  des  letzteren,  ^lir  sind  die  folgenden  Handschriften 
davon  bekannt',  sämtlich  aus  dem  15,  Jahrhundert,  nur  13)  aus 
dem  vierzehnten. 

*-  Um  Irrlum  zu  vermeidED,  fahre  ich  an,  dala  du  unter  alinlicheD  Titeln 
in  deo  Handschriflen  B.  N.  fr.  969,  1Z44S<  ^5S49-  ^5553'  Ars.  S366  cDthallene 
Werk  ein  andeies  ist,  wenn  auch  verwandten  Inhalts.  Die  wenieen  mir  davon 
vorliegenden  Xtitproben  lassen  ca  möglich  erscheinen,  da(s  diese  Prosa  mit 
einem  in  der  sogen.  Bible  en  fran^ois  des  Roger  d'ArgenCeuil  enthallenen 
Stück  ideotiich  ist.  Näheres  über  das  Veibältnis  der  beiden  SlScke  lu  ùq- 
ander  vermag  ich  nicht  intugeben.  Ueber  Rogers  Werk  vgl,  Paul  Meyer, 
Notices  et  Extraits  XXXUI  l"  partie  5.71-75,  der  davon  die  drei  Hand. 
Schriften  B.  N.  f.  Moreau  1715  —  1719,  fr.  1850  und  Bibl.  roy.  de  Belg. 
angiebt.  —  Niebla  mit  der  ProsaaullÖsung  lu  thnn  haben  auch  die  ähnlich 
betitelten  ätückc,   wie  sie  io  den  Hantlscbtiftcn  B.  N.  fr.  iSl,  187,  41J,  1555 


I 

I 


•  I 

J 


I 


AFRZ    GEDICHT   VON   DKK   ZRRSTÖRrNG   JRRUSALFMS.  lOI 

i)  Bibl,  Nat.  fr.  979  12)  Bib!,  de  Carpentras  464 

2)  Bibl.  Nat.  fr.  980— 981  13)  Bibf.  de  Grenoble  50 

3)  Bibl.  Nat.  fr.  1370  14)  Bibl.  de  Salins   12 

4)  Bibl.  Nal.  fr.  2273  15)  Bibl.  de  Valenciennes  541 

5)  Bibl.  Nat.  fr.  17061  10)  Bibl.  in  Bern  A  260 

6)  Bib!.  Nat.  fr.  24438  17)  Bibl  Naz.  di  Torino  L  IV  10 

7)  Bibl.Nat.n.a.fr.  I357{un-  18)  Valik.  Bibl.  Reg.  1728 

vollständig)  19)  BHl  Mus.  Add.  32090 

8)  BibL  de  l'Ars.  2114  20)  Bibl.    des    Sir    Tb.  Phillipps 
q)  Bibl.  de  Lyon  8Ò4  Cheltenham  3657 

10)  Bibl.  de  Lyon  918  2i)  Handschrift  im  Besitz  meines 

11)  Bibl.  de  Lyon   1235  Vaters  Hermann  Suchier 
Bei    drei    weiteren    Handschriften,    einer    aus    Besançon    (vgl. 

G,  Paris  et  L.  Pannier,  La  Vie  de  S.  Alexis,  Paris  1872,  S.  336), 
einer  seiner  Zeit  im  Besitz  Panniers  befindlichen  {vgl.  ebenda 
S- 339)  und  einer  aus  Oxford,  Douce  337  (vgl.  Stengel  Mitteilungen 
S.  24)  habe  ich  nicht  feststellen  können,  ob  das  darin  enthaltene 
Stñcit  wirklich  die  in  Rede  stehende  Prosafassung  isL 

In  Provenza  li  seh  er  Fassung  steht  der  Roman  in  der  Hand- 
schrift B,  N.  fr.  25415,  vom  Jahre  1373  (Beschreibung  durch  P.  Meyer 
B.  im  angeführten  Bulietir:  S.  50  ff.  Der  Text  ist  gedruckt  von 
Chabancau  in  der  Revue  des  langues  romanes  XXXU  581  —  608, 
XXÎCIII  31—46,  600  —  609). 

Eine  katalanische  Version  ist  gedruckt  von  Prospero  de  Bo- 
famll  in  der  Colleccion  de  documentos  inéditos  del  archivo  general 
de  Aragon  XIII  1  —  52  (vgl.  auch  O.  Denk,  Einführung  in  die  Ge- 
schichte der  altkatalanischen  Litteratur,  München  1893,  S.  149 — 152). 
Sie  ¡sl  nach  einer  Annahme  P.  Meyers  im  Bulletin  wohl  eine  Ueber- 
setzaog  des  provenzalischen  Textes.  Der  Druck  beruht  auf  der 
Handschrift  155  des  Klosters  RipoU.  Nach  Morel-Fatios  Angabe 
in  Gröbere  Grundrifs  der  romanischen  Philologie  IIb  88  enthält 
auch  die  Handschrift  B.  N.  £sp.  509  die  katalanische  Fassung. 

Eine  englische  Version  soll  nach  Stengel  a.  a.  O.  S.  24  in  der 
Handschrill  Oxford  Laud  662  enthalten  sein. 

Später  ist  der  französische  Roman  öfter  gedruckt  worden, 
meist  unter  dem  Titel;  Desiruction  de  Jirusakm.  Brunet,  Manuel 
du  libraire  II  col.  654 — 656  zitiert  neun  verschiedene  Drucke.  Ein 
Exemplar  der  zweiten  von  den  drei  ersten  Ausgaben  ohne  Jahres- 
und Ortsangabe  ist  auch  erwähnt  und  beschrieben  in  Picots  Cala- 
logue  des  livres  composant  la  bibliothèque  de  feu  M.  le  Baron 
James  de  Rothschild  II  179,  Von  der  an  fünfter  Stelle  genannten, 
von  Denis  Meslier  14QI  in  Paris  gedruckten  Ausgabe  befindet  sich 
ein  Exemplar  auf  der  Bibliothèque  de  l'Arsenal,  Histoire  no.  1869, 

neh  flitdeD.  —  Dais  dÍE  folgenden  zi  Handschnfteii  den  gleichen  Text  eol- 
haltej),  achliefse  icb  aas  dem  ibnen  gemeinsamen  Anfang:  Aprts  guáranle 
am  ¡tte  ykttuerUt  fut  mis  en  croix  en  Jhfrtualtm  u.  s.  w, 


I02  WALTHER  SUCHISR, 

£ÌQ  Exemplar  der  sechsten  dort  angeführten  Ausgabe  befindet  sich 
in  der  jetzt  dem  Institut  de  France  gehörigen  Bibliothek  des  Her- 
zogs von  Anmale  in  Chantilly,  fol.,  signiert  C  IIL  Einen  weiteren 
Druck  habe  ich  in  Bernard  Quaritch's  Catalogue:  Monuments  of 
printing,  comprising  books  produced  by  the  earliest  presses  in  Ger- 
many, the  Netherlands,  Italy,  France,  Spain,  and  England  fix>m 
1455  to  1500,  London  1897,  S.  214  gefunden:  La  desiruciton  de 
iherusalem  u.  s.  w.,  gedruckt  in  Lyon  1 504  von  Jaques  Amollet 

Eine  kastilianische  Uebersetzung  ist  nach  der  Angabe  Morel- 
Fatios  in  Gröbers  Grundrifs  IIb  S.  88  in  Sevilla  1498  gedruckt 
worden.  Vgl.  dazu  Sachs,  Beitrage  S.  71.  Der  in  Gröbers  Grund- 
rifs IIb  88  erwähnte  und  S.  214  besprochene  portugiesische  Druck 
vom  Jahre  149Ö,  Lissabon,  scheint  den  ursprünglichen  Prosatext 
mit  Momenten  aus  einem  Gralroman  vermischt  zu  haben. 

In  einer  niederländischen  Fassung  liegt  mir  unsere  Prosa  als 
Volksbuch  vor:  De  Historie  van  de  Deerlyke  Desiruciie  en  Ondergang 
der  Stad  Jerusalem  Door  den  Keyser  Vespasiaan^  Amsterdam,  Hendrä 
Rynders,  ohne  Jahreszahl.  Der  von  van  den  Bergh,  De  Neder- 
landsche  Volksromans,  Amsterdam  1837,  S.  65  —  69  behandelte 
Druck  scheint  eine  andere  Ausgabe  desselben  Textes  zu  sein. 

Um  das  Verhältnis  der  Prosa  zum  Gedicht  festzustellen,  habe 
ich  für  erstere  die  provenzalische  Fassung  als  die  zugänglichste  zu 
Grunde  gelegt  Ob  diese  oder  der  altfranzösische  Text  ursprüng- 
licher ist,  das  zu  entscheiden  würde  eine  genaue  Untersuchung 
der  beiden  erfordern,  was  hier  nicht  meine  Aufgabe  sein  kann. 
Doch  habe  ich  durch  Vergleichung  mit  der  Handschrift  meines 
Vaters  die  wesentliche  Identität  des  provenzalischen  und  altfran- 
zösischen Textes  festgestellt. 

Die  Abhängigkeit  der  Prosa  von  der  Venjance  erhellt  daraus, 
dafs  sie  bis  auf  einige  später  zu  erwähnende  Ausnahmen  sich 
genau  dem  Gedichte  anschliefst.  Der  in  der  ursprünglichen  Gestalt 
vorhandene  Schlufs  läfst  erkennen,  dafs  als  Quelle  nur  eine  Hand- 
schrift des  Grundtextes  oder  der  ersten  Bearbeitung  in  Betracht 
kommen  kann.  Sehr  auffällig  ist  eine  Uebereinstimmung  mit  der 
Handschrift  A  des  Gedichtes.  Es  findet  sich  nämlich  in  der  Prosa 
(Rev.  d.  1.  r.  XXII  597)  ein  Hinweis  des  Archelaus  auf  den  den 
Römern  drohenden  Wassermangel,  wofür  sich  einzig  in  der  nur 
in  A  enthaltenen  Laisse  venir  (nach  der  41.  Strophe  eingeschoben) 
eine  Parallele  findet  (vgl.  Ztschr.  XXIV  S.  189/90). 

Die  wesentlichsten  Eigentümlichkeiten  der  Prosa  sind  die 
folgenden: 

Klemens  wird  gleich  im  Anfang  als  in  Rom  befindlich  er- 
wähnt, und  die  Kenntnis  Gais  vom  Propheten,  die  im  Gedicht 
nicht  näher  motiviert  war,  wird  bestimmt  auf  die  Wirksamkeit  des 
Klemens  zurückgeführt  (Rev.  XXXII  583). 

Die  den  Tod  des  Verruckten  behandelnde  Episode  ist  ver- 
schoben  und   in   die   Schilderung   des   Ausfalls   eingefugt  worden 


AFRZ.  OSDICHT  VON  DER  ZERSTÖRUNG   JERUSALEMS.  IO3 

(Rev.  XXXII  607) y  doch  entspricht  auch  diese  Stellung,  ebenso 
wenig  wie  die  im  Gedichte,  der  Anordnung  bei  Josephus. 

Das  in  der  Venjance  die  Strophen  68 — 71  umfassende  Ge- 
spräch zwischen  Jakob  und  Joseph  fehlt 

Die  Königin  von  Afrika  ifst  ihr  Kind  erst,  nachdem  vorher 
das  ihrer  Gefährtin  von  dieser  und  Marie  gegessen  worden  ist 
(Rev.  XXXm  34). 

Als  die  Stellen,  wo  die  ausgesetzten  Juden  landen,  werden 
Narbonne,  Bordeaux  und  England  angegeben  (Rev.  XXXIII  42). 
Hiermit  stinmit  die  Prosa  besser  zu  der  auf  S.  99  angeführten 
Grundlage  dieser  Sage,  als  das  Gedicht 

Die  in  den  zwei  Laissen  loi  und  102  erzählte  Taufe  Josephs 
fehlt  der  Prosa. 

Als  Quelle  wird  Jafel  (im  Gedicht  Joseph)  genannt,  der  per 
cosselh  de  Jacob  e  dt  Joseph  geschrieben  habe  (Rev.  XXXIII  46). 

Ich  möchte  noch  erwähnen,  dafs  die  behandelte  Prosaauflösung 
auch  zu  einer  Art  Bilderbuch  umgestaltet  worden  ist  Mermet, 
La  Vie  de  Thomme,  poeme  de  1509,  etc.,  Vienne  1838,  giebt 
einen  Neudruck  des  folgenden  livre  d'heures:  Heures  à  lusaige  de 
Romnu  tout  au  long  sans  riens  requerir^  avec  les  figures  de  la  vie  de 
¡homme:  et  la  destruction  de  hierusalem,  gedruckt  1509  in  Paris  von 
Gillet  Hardoujn.  Dies  Buch  enthält  also  in  seinem  zweiten  Teile 
einen  kurzen  Auszug  aus  dem  Prosaroman,  und  zwar  bildet  jeder 
der  43  kurzen  Paragraphen,  die  den  Text  ausmachen,  die  Erläu- 
terung zu  einer  jedesmaligen  darunterstehenden  Vignette.  Daher 
beginnen  fast  alle  Paragraphen  mit  Comment  .  .  .,  z.  B.  lautet  der 
zweite  in  der  von  Mermet  modernisierten  Orthographie: 

Comment  TEmpereur  devint  Afesel  et  manda  son  conseil,  lequel  ordonna 
qa'il  envoyât  en  Jérusalem  pour  trouver  aucunes  choses  qui  ont  touché  au 
saint  prophète  Jésus-Christ,  et  demander  le  tribut  à  Pilate.  Gay,  son  séné- 
chal, en  fut  messager. 

Das  dazu  gehörige  Bild  stellt  dann  Vespasian  in  seinem  Bett,  von 
seiner  Dienerschaft*  umgeben,  vor.  Näheres  s.  in  der  Einleitung 
zu  Mermets  Buch.  Bei  der  Kürze  des  Textes  sind  natürlich  viele 
Episoden  fortgelassen,  doch  ist  zuweilen  auch  einmal  eine  hinzu- 
gefügt Gleichwohl  zeigt  die  Anordnung  des  Ganzen  und  die  Be- 
wahrung verschiedener  Einzelheiten,  dafs  der  Prosaroman  direkt 
oder  indirekt  die  Quelle  sein  mufs. 

Zum  Schlufs  habe  ich  noch  an  verschiedene  Gelehrte  meinen 
Dank  zu  richten.  Herr  Prof.  Trautmann  in  Bonn  hatte  mir  eine 
vollständige  Abschrift  der  londoner  Handschrift  zur  Verfügung  ge- 
stellt^ Fräulein  Pellechet  in  Paris  verdanke  ich  Auskunft  über  einige 
Drucke  des  altfranzösischen  Prosaromans,  der  Vermittlung  des  Herrn 


^  Ich  übersetze  Mermets  Ausdruck  , serviteurs',    der  aber,    da   im  Text 
ja  von  , conseil*  die  Rede  ist,  nicht  recht  zu  passen  scheint. 


I04  WALTHER   SüCHIBR, 

Prof.  Kautzsch  in  Halle  Angaben  über  die  Episode  von  der  / 
Setzung  der  Juden,  Herrn  Prof.  Gröber  in  Strafsburg  den  Hirn 
auf  die  Vatikanische  Handschrift   des  Prosaromans,    Herrn  Ol 
Prior    in    London    Mitteilungen    über    die    Handschrift    3657 
Cheltenham. 

Anhang  zum  kritischen  Text 
L  G.    (Zu  K.  T.  1  Str.  i.) 

Signour  or  mentendes      nel  deues  contredire 

q  onques  ot  chanter      oeste  chancon  ou  lire 

On  len  doit  ascouter      uolentíers  le  matire 

Car  cest  coument  juis      furent  mis  a  martire 

Par  lempereur  de  ronme       qai  leur  moustra  son  ire 

n  et  titus  ses  fis      et  cil  de  son  empire 

Pour  uengier  dameldieu      qui  se  laisa  despire 

Pour  coi  esmeut  chou      a  sauoir  le  desire 

Pour  cou  que  lempereres      cant  vous  en  uoel  descrire 

Estoit  adone  malades      ne  pooit  trouer  mire 

Que  li  peust  aidier      si  sen  tint  bien  de  rire 

H  maus  molt  langoussoit      toute  jor  a  tire 

Che  mal  11  a  fait  diex      quii  uoloit  quii  se  mire 

Auant  ou  uironique      dont  en  cor  nertespire 

lempereres  de  romme      qui  li  mais  fist  defrire 

Son  cors  et  son  baudrier      come  li  feus  la  cire 

Ot  un  urai  senescal      qui  damour  uraie  entire 

Amoit  lempereor      et  pour  samour  souspire 

Maint  jor  et  mainte  nuit      pour  luj  ses  cauiax  tire 

Pour  cou  que  cascun  jor      ce  li  sambloit  empire 

Au  senescal  sanloit      par  nuit  quii  aloit  gire 

Dedens  jhil'm      la  uit  de  nostre  sire 

Sa  fourme  et  la  portoit      sen  garisoit  son  sire 

Diex  a  cuj  on  offri       or  et  echeus  et  mire 

Sana  lempereour      ensi  com  mores  dire 

Dont  joie  ot  lenpereres      et  pour  cou  desconfire 

les  faus  juis  mauuais      nule  gen  ne  sont  pire 

n.  B.    (Zu  K.  T.  I  Str.  i.) 

Signor  piaist  nous  oir      une  bonne  canchón 
toute  est  de  uraie  estoire      si  com  dist  la  leçon 
ni  a  mot  de  mencoigne      ne  de  controuison 
ja  mais  nores  parler      de  plus  tres  urai  sermon 
au  tans  dauid      et  au  tans  salemon 
furent  juif  em  pris      et  de  molt  grant  renon 
ki  or  sont  en  seruage      et  en  cbaitiuison 
pour  le  fil  diu  kil  prisent      par  nuit  en  trahison 
pour  chou  le  deseruirent      li  encriesme  felon 
car  vilment  le  trahirent      asses  plus  cun  larron 


AFRZ.  GEDICHT  VON  DER  ZERSTÖRUNG  JERUSALEMS.     IO5 

ja  mais  ne  sera  ion      nen  aient  retracon 
apríes  U  escopirent      el  vis  et  el  menton 
pais  le  misent  en  crois      par  molt  male  raison 
tytus  lala  vengier      ke  défit  le  set  on 
cil  mist  eus  en  la  terre      a  feu  et  a  carbon 
onques  ne  daigna  prendre      auoir  ne  raencon 
ensi  com  vous  ores      es  vers  de  la  canchón 

HL  G.    (Zu  K.  T.  I  Str.  i.) 

Tout  chil  et  toutes  celles      aient  beneicon 

Qui  uorront  asconter      de  moi  ceste  chancon 

Ou  il  na  mot  de  faus      ne  de  controuuison 

Toute  est  de  uraie  estore      il  ni  a  se  uoir  non 

Et  pour  chou  en  doit  on      bien  entendre  le  ton 

De  celui  qui  le  dist      et  en  fait  mention 

Plus  doit  plaire  a  oir      ne  face  de  charlon 

Qui  espaingne  conquist      ensi  que  bien  set  on 

Par  ses  bons  cheualiers      dont  il  auoit  ñiisson 

Rolant  et  oliuier      et  ogier  le  baron 

Et  turpin  lacheuesque      et  le  c5  namlon 

Plus  furent  de  ualeur      que  dire  ne  puet  on 

Chil  qui  sont  ore  endroit      ne  nalent  un  bouton 

De  lor  panche  encrassier      a  chescuns  henguison 

Solas  de  dames  chier      en  ont  labandon 

Or  larai  diaus  ester      car  auenir  noit  on 

Que  par  les  defallis      maintes  fois  a  noion 

Et  pour  chou  que  je  sui      de  chou  en  soupecbon 

Canoie  ne  uous  aie      de  ma  prologuison 

Vous  dirai  chou  dont  mest      sans  nule  arestison 

Au  tans  le  roi  dauid       et  au  tans  psallemo 

Furent  juis  em  pris      molt  les  honneroit  on 

Or  sont  il  en  seruage      et  en  chaitiuison 

Car  il  le  deseruirent      11  encrieme  felon 

Pour  le  fil  dieu  qui  prisent      par  nuit  en  traison 

Molt  vilment  len  menèrent      a  guise  de  laron 

Ja  mais  ne  sera  eure      nen  aient  retracon 

De  chou  quii  lescopirent      el  uis  et  u  menton 

Puis  le  mirent  en  crois      il  firent  mesprison 

Titus  lala  uengier      cores  en  la  chancon 

Et  mist  jaus  et  lor  terre      en  fu  et  en  carbon 

Onques  nen  daigna  prendre      auoir  ne  raecon 

Ains  les  fis  trestous  metre       a  grant  destruction 

IV.  Ä    (Zu  K.  T.I21.) 

toute  est  de  vraie  estoire      nient  de  mencoignerie 
de  la  mentación       et  de  la  pphesie 
en  deuine  escriture       le  demostre  yzaies 
moyses  li  prophètes      helyas  geremies 


I06  WALTHER   SUCHIER, 

cil  joagleour  en  cantent  mais  il  Den  senent  mie 
vos  lais  hom  les  muet  primes  qui  lestore  ot  oie 
vns  clers  connut  lestoire      ki  molt  la  enmieudrie 

V.  G.    (Zu  K.T.  I  21.) 

Il  nest  nus  qui  en  doiue      faire  sa  moquerie 

Qui  conques  le  feroit      ce  seroit  musardie 

Il  naroit  mie  en  luj       gaires  de  courtoisie 

Il  me  sanio      une  grans  asnerie 

De  disconter  a  œus       qui  m  prestent  oie 

Diaus  larai  je  nai  cure      dantre  leur  ruserie 

A  cens  dirai  ma  rime      qui  heent  uilonnie 

Qui  nont  cure  dorguel      ne  mainnent  gloutenie 

Mais  plus  chier  a  oir      ont  ceste  prophesie 

Con  trueue  en  escriture       si  le  dist  ysaye 

Moyses  li  prophètes      eliot  et  elye 

Chis  jougleor  le  chantent      nen  dient  la  moitié 

Un  lais  homs  les  mut  primes      la  matere  a  laisie 

Ne  le  sot  ordener      or  la  apropriie 

Un  clés  qui  pas  ne  voet      lestore  soit  perie 

VI.  B.    (Zu  K.  T.  I  36.) 

Signor  or  faites  pais      si  me  laissies  parler 
canchón  qui  de  diu  est      doit  on  bien  escouter 
en  un  saint  euuangile      lai  oi  raconter 
li  hom  ki  bien  velt  diu      seruir  et  honerer 
de  lui  et  de  ses  oeures      ot  volentiers  parler 

VIL   G.    (Zu  K.  T.  I  36.) 

Signour  qui  set  bien  dire       il  le  doit  demoustrer 
iiij.  mos  vous  dirai      ne  font  a  oublier 
li  primiers  est  que  drois      doit  tort  arier  bouter 
li  secuns  com  ne  doit      le  poure  houme  gaber 
Pour  lamiste  dou  rice       ce  vous  uoel  enorter 
li  tiers  que  nus  ne  doit      mais  auoir  goulouser 
Si  comme  de  lautruj       ne  tolir  ne  reuber 
Pour  acroistre  le  sien      la  ne  doit  nus  viser 
li  quars  est  que  tout  dis      deuons  dieu  reclamer 
En  la  sainte  ewangille      ai  oi  recorder 
li  homs  qui  en  son  euer      voet  dameldieu  amer 
De  luj  et  de  ses  oeures      ot  uolentiers  parler 
Ne  puet  ens  en  sa  fin      maise  uoie  trouuer 

Vin.  H.    (Zu  K.  T.  I  39.) 

Mais  puis  le  volt  Jhesus      par  son  digne  commant 
Atourner  a  no  loy       par  vng  malage  grant 
Ainsy  que  vous  orez      recorder  ou  romant 


AFRZ.  OSDICHT  YON   DEK   ZERSTÖRUNG  JBRUSALBlfS.  IO7 

Sdgneon  or  faittes  paix      poor  dico  le  droitorier 
Cbelai  Vaspasien      dont  vous  mœz  plaidier 
Fot  empereur  de  Rome      se  lent  a  gonuemer 
Moult  Ione  temps  fot  payent      mais  dieu  le  volt  amer 

IX.  H.    (Zu  K  T.  I  40.) 

Mais  anchois  le  connint      moolt  grant  paine  endurer 

Par  vne  maladye      que  vous  mores  nommer 

Le  Uepre  lappellent      sergant  et  baceller 

Ce  est  meselerie      an  iustement  parler 

Ainsi  volt  Jhesucrist      qui  tous  nof  volt  sauner 

X.  H.    (Zu  K  T.  I  50.) 

Nest  nuls  hoins  qui  ia  mais      sánete  vous  puist  donner 
Non  pourquant  ie  me  suis      pris  a  pourpenser 
Je  ne  scay  senuers  moy      vous  en  vauries  yrer 
Mais  ie  le  vous  diray      se  voilez  escoutter 

XI.  F.    (Zu  K.T.I51.) 

Qui  descendit  du  del      et  se  uint  ombraer 
En  la  uirge  marie      ainsi  loi  nommer 
Et  puis  nesqui  de  li      a  un  ior  de  noer 
Vne  estolle  aparut      en  oriant  sor  mer 
.iij.  rois  qui  Io  conurent      lalarent  nisiter 
Offerande  aportarent      cest  por  lui  presanter 
On  flun  iordain  se  ñt      baptisier  et  lauer 
Et  puis  après  .zzz.  anz      laissa  son  cors  pener 
A  ce  felons  iuef      qui  ne  voudrent  amer 
Mais  ce  ñt  il  por  nos      que  il  nos  not  saluer 
Et  des  poinnes  denfer      nos  uot  toz  racheter 
Je  sai  que  il  est  uoirs      se  lo  volez  amer 
Il  nos  guerra  trestot      se  vos  fera  sauner 
Car  iai  par  nul  auoir      que  vos  saichoiz  doner 
Ne  vos  uarez  garir      ne  de  mal  repasser 
Se  cil  ne  vos  gant      don  vos  moez  parler 

Xn.   G.    (Zu  K.  T.  I  57.) 

Ains  nus  bons  ne  senti      je  croi  plus  tres  crual 
Not  cure  desgarder      a  celuj  point  nul  bal 
Ne  destrument  oír      cains  pourpensast  juual 
Qui  soit  toute  musique       fix  fu  u  nies  noal 
lempereres  de  roume      qui  not  euer  liberal 

XIIL  G.    (Zu  K.  T.  I  68.) 

De  ma  court  te  ferai      tout  maistre  principal 
Plus  te  ferai  signour      cains  ne  fust  perceval 
Qui  ot  de  proimete       descange  le  greal 
Nies  ert  al  roi  peskeur      sa  terre  tint  roial 


I08  WALTHER   SüCHIBR, 

Apres  cou  quii  fust  mon      par  son  frere  agloaal 
Manda  le  roy  arta      li  rois  de  son  ostai 
I  mena  les  plus  près      feste  i  ot  fait  ioial 
Cou  disoit  lenpereres      qui  al  uis  dun  portal 
Kstoit  estans  tous  drois      de  iai  fist  apoial 
Sor  son  col  son  brac  destre      encor  disoit  tout  al 

XIV.  G.    (Zu  K.  T.  I  77.) 
Nensoingne  ne  dois  querré      que  errant  sans  detrier 
Ne  voises  mon  confort      v  que  soit  enoerkier 

Car  on  doit  tenir  lomme      pour  fol  et  pour  lanier 
Ki  faut  son  bon  signour      sil  a  de  lui  mestier 

XV.  G.    (Zu  K.  T.  I  80.) 
Ne  se  ie  gis  souuins      souffrir  le  redreder 
Dame  ne  damoisele      naimme  nient  desuoier 
Nés  vne  ce  voi  iou      nen  vuet  a  moi  plaidier 
Mais  lues  que  mont  veu       sen  retraient  arrier 

Quant  cou  font  molt  feroient      durement  grant  dangier 
Se  iou  vne  en  voloie      acoler  v  baisier 
Nés  li  plus  de  mes  hommes      selonc  le  mien  cuidier 
Se  eis  mais  me  tient  longes      me  lairoient  effraier 
Droit  aront  bien  ce  puis      pour  verte  tesmoignier 

XVL  Ä    (Zu  K.  T.  n  Str.  105.) 
Car  la  coustume  estoit      en  ce  temps  ce  sachies 
Que  nuls  homs  ne  moroit      mais  il  estoit  iugies 
En  la  fosse  en  Vianne      estoit  mis  et  muchies 
Ensi  le  tenoit  on      a  Romme  et  ens  es  fies 
Et  lempereur  si  est      volentiers  ottriies 
Par  trente  cheualiers      y  fu  tost  enuoyes 
De  karkans  et  de  fiers      fu  il  Ires  bien  lyes 
La  ne  veoit  clarté      de  nului  nest  aidies 

XVU.   (Zu  K.  T.  n  74.)    F. 
Or  prions  tuit  a  deu      qui  tot  forma  le  mont 
De  la  dolor  denfer      et  des  poinnes  qui  sont 
Nos  deffende  trestoz      et  la  ioie  nos  dont 
Que  il  done  a  ces      qui  son  seruise  font 
Deuant  lui  en  lau  ciel      ou  toz  ior  permaindront 
Ensamble  toz  les  anges      don  ie  mais  nan  istront 

K. 

Or  prion  tuiz  a  deu      si  corne  il  fist  le  mont 

De  la  dolor  denfer.       des  peines  ou  il  sont 

Nos  defende  trestoz.      et  la  ioie  nos  doint 

Quii  a  done  a  ciaus      qui  son  seruise  font 

Deuant  lui  enz  el  del      a  toz  iors  permaindront 

En  la  compaignie  as  angels      dont  ia  mais  nen  istront 


AVRZ.  GSDICHT  VON  DER  ZERSTÖRUNG  JERUSALEMS.  lOQ 

XVm.  F.    (Zu  K  T.  n  Str.  107.) 

Li  romanz  iant  ici      quest  de  la  uangison 
que  nostre  sires  prist       de  maint  iaes  felon 
Vaspasiens  de  rome      et  tytns  ]i  baron 
A  rome  remestrent     en  la  lor  region 
De  ibesu  lo  propbe      lo  romant  dit  anons 
Or  H  deprions  toit      qai  nos  face  pardon 
£t  nos  mate  a  sa  destre      en  laute  region 
Ou  pab  et  gloire  ai      et  babitacion 

Walther  Suchier. 


Nacbtrâge  und  Bericbtigungen  zum  ersten  Teil 

(Ztscbr.  XXIV  161  ff.). 

S.  166  Z.  5  V.  u.  ist  nacbzutragen  eine  neue  Bescbreibnng  der  Handscbríft 
Bibl.  Nat.  fr.  20039  in:  Henri  Oinont,  Bibliothèque  Nationale,  Catalogue  géné- 
ral des  manuscrits  français,  Ancien  Saint-Grermain  français  t  UT,  Paru  1900, 
S.  467—468. 

S.  174  in  den  Lesarten  zu  K.  T.  I  78  tilge:  G  pius. 

S.  191  Z.  13  lies  320  statt  310. 

Zu  S.  193  Z.  26  vgL  noch  die  kritische  Ausgabe  der  Cura  sanitatis  Ti- 
berii  in:  £.  von  Dobschütz,  Christusbilder,  Untersuchungen  zur  christlichen 
Legende,  Leipzig  1899,  2.  Hälfte,  Beilagen,  S.  163** — 189**. 

Auf  S.  195  hatte  die  Drudcerei  meine  Korrekturen  der  Verweisungen: 
S.  188  statt  S.  28  auf  Z.  6,  und:  S.  193  sUtt  S.33  auf  Z.  14  v.  u.,  nicht  aus- 
geführt. 


VERMISCHTES. 


I.   Zur  Textkritik. 

Zur  Karlsreise.^ 

V.  II 8.  Hs.:  karl*  t  entrât  ben  out  al  queor  g^ni  tote.  Der 
Herausgeber  setzt  Et  Charles  i  entrât;  Suchier  schlug  vor  Cm» 
Char/es  t  entrât.  Allein  das  fehlende  Wort  scheint  mir  eher  Qtiani 
zu  sein;  dieses  konnte  vom  Kopisten  vor  karl*  leicht  vergessen 
werden,  zumal  wenn  es  nicht  wie  gewöhnlich  Quant  oder  Q^nif 
sondern  etwa  wie  V.  i6  Kaunt  geschrieben  war. 

V.  164.  Hs.:  E  le  chef  saint  lazare  uuf  frai  aporter.  Der 
Herausgeber  schreibt  mit  geringer  Aenderung  Et  le  chief  saint  La- 
zare vos  ferai  aporter.  Dies  ist  sicherlich  nicht  die  ursprüngliche 
Lesart,  denn  der  Name  Lazarus  liegt  hier  in  einer  Form  vor,  die 
zwar  ins  Neufranzösische  Eingang  gefunden  hat  (sie  ist  mit  Ver- 
letzung des  Accents  zu  Stande  gekommen  wie  Aste,  Arabie,  Italie, 
origine,  hostie,  altfr.  Aise,  Arabe,  Itaile,  auch  Itaire,  orine,  oiste), 
aber  für  ein  altfr.  Denkmal  nicht  angenommen  werden  darf.  Hier 
lautet  der  Nominativ  Ladres  Rendus  de  Moiliens  I  S.  50,  II,  155, 
der  c.  obi.  Lasdre  Atre  perill.  S.  168,  Ladre  Amis  et  A.  2879,  öfter 
Lazaron"^  Roland  2385,  G.  de  Viane  2403,  Gui  de  Bourgogne  S.  30, 
121,  Renaus  de  Montauban  277,  10,  dritte  Redaktion  der  Alexius- 
sage  S.  299,  Rendus  de  Moiliens  II,  156,  G.  de  Coincy  176  V.  612, 
Chanson  des  Saxons  II,  ^2.'^  Eine  altere  Form  von  Ladre  ist 
Lazere  in  einer  pikardischen  Urkunde,  die  Neumann,  Zur  Laut- 
und  Flexionslehre  des  Altfr.  S.  105  anführt,  Lazre  ebd.,  Leben  des 


^  hrsg.  von  E.  Koschwilz.    3.  Auflage.     Leipzig  1895. 

'  Mit  Flexions-J  begegnet  Latarons  als  Nominativ  im  Rendus  de  Moiliens 
II,  157,  158;  auch  das  unveränderte  Lazarus  kommt  vor  (:  ^esus),  z.B.  in 
der  Vie  de  Madeleine  des  Guill.  le  Clerc  (Herrigs  Archiv  64,  87). 

'  Die  Form  Ladre  (als  Eigenname  ;  als  Adjektiv  hat  sich  ladre  bis  zum 
heutigen  Tage  erhalten)  ist  noch  im  15.  Jahrhundert  üblich:  Ladre  fron  fr  er  e 
point  ne  lieve,  Jubinal,  Mystères  inédits  du  quinzième  siècle  II,  150,  Ladre, 
vien  hors!  ebd.  154,  Ladre,  car  nous  conpte  la  peine  jy enfer  ebd.  170. 
Andrerseits  läfst  sich  beobachten,  dais  Arnoul  Greban  in  seinem  grofsen 
Mystère  de  la  Passion  (p.  p.  Gaston  Paris  et  Graston  Raynaud,  Paris  1878) 
diese  Form  nicht  mehr  anwendet;  er  gebraucht  vielmehr  für  beide  Casus  nur 
die  Form  Lazaron;  so  I4027  (:  obligeron),  vgl.  Lazaron,  vien  hörst  15072, 
Lazaron  15592  (:  savon),    16109  (:  resurrection),   20052  {:  demonstraaon). 


HUGO   ANDRESBN,  ZUR  KARLSRBISE.  Ill 

heíL  Thomas  hrsg.  von  L  Bekker  S.  28.  Allein  bei  Einsetzung  der- 
selben wäre  der  Vers  noch  um  eine  Silbe  zu  kurz,  während  Le 
chief  Saint  Lazaran  der  Silbenzahl  genügen  würde. 

V.  196.  Hs.:  Ore  ueit  li  paiarchef  deuf  i  fait  uertut.  Text: 
Or  veii  li  patriarches  Deus  i  fait  grans  vertuz.  Näher  liegt  es  an- 
zunehmen, dafs  nach  patriarchef  der  Schreiber  ein  que  ausgelassen 
hat;  also  vermutlich:   Or  veit  li  patriarches  que  Deus  i  fait  vertut. 

V.  231.  Hs.:  Si  fift  il  puf  car  ben  en  gardât  fa  fei.  Der 
Herausgeber  setzt  Si  fist  il  puis  encore,  bien  en  guardai  sa  feit.  Das 
Wörtchen  car  zu  unterdrücken  und  andrerseits  das  steife  encore 
einzufügen  empfiehlt  sich  nicht  Statt  car  hat  wahrscheinlich  carl* 
in  der  ursprünglichen  Ueberlieferung  gestanden  =  Carlemaigìies, 
wie  365  und  400,  und  es  wird  zu  lesen  sein:  Si  fist  puis  Charle^ 
maignes,  bien  en  guardai  sa  fa'. 

V.  238.  Hs.:  Cu  il  lut  entendía  fi  orent  le  queref  ml*t  leez\ 
Text:  Com  il  Pont  entendut,  liez  ont  les  caer  s  assez.  Eine  so  starke 
Áenderung  der  überlieferten  Lesart  geht  nicht  wohl  an.  Die  Besse- 
rung mufs  sich  zunächst  auf  das  in  der  Assonanz  stehende  Wort 
beschränken  und  von  der  Frage  ausgehen,  ob  leez  nicht  aus  einem 
andern  ähnlichen  Worte  entstellt  sein  kann.  Dies  Wort  scheint 
mir  levez  zu  sein,  und  der  Vers  könnte  gelautet  haben:  Com  il 
Vont  entendut  s* orent  les  coers  lev(z.  Vgl.  Auberi  (Toblers  Mitteilungen) 
60,  2g\  Li  portiers  Voit,  H  euer  s  li  est  leves, 

^,"^22,  Hs.:  Si  fenz  garde  remaint  io  creivi  q  ele  foil  pdue. 
Text  :  Se  senz  guarde  remaint,  criem  quiete  seit  perdue.  Diese  Emen- 
dation wird  deshalb  abzuweisen  sein,  weil  das  jo  im  Nachsatze  vor 
criem  kaum  fehlen  darf.  Andrerseits  ist  aber  das  Pronomen  ele 
nach  altfr.  Sprachgebrauch  entbehrlich,  daher  zu  lesen:  Se  senz 
guarde  remaint  jo  criem  que  seit  perdue, 

V.  381.  Wegen  brasme  s.  Ztschr.  XXII,  84  Anm. 

V.  384.  Hs.:  MVt  fut  gref  H  oragef  7  hiduf  7  coftif  Sollte 
vielleicht  in  coftif,  mit  dem  nichts  zu  machen  ist,  restis  „unbändig** 
stecken?  r  und  e  in  reftif  brauchten  nur  schlecht  geschrieben  zu 
sein,  um  die  Verderbnis  hervorzurufen. 

V.  430.  In  dem  Namen  der  Fee  Mafeuz  sieht  Suchier  das  altfr. 
Mahelz  oder  Maheuz  =  Mathildis,  Dasselbe  hatte  schon  E.  du 
Méril  (Études  sur  quelques  points  d'archéologie  et  d'histoire  litté- 
raire S.  398)  gethan  und  zugleich  die  beachtenswerte  Ansicht  auf- 
gestellt, dafs  hier  eine  freilich  unklare  Reminiscenz  an  die  Königin 
Mathilde,  die  Gemahlin  Wilhelms  des  Eroberers,  vorliege,  die  ja 
der  Tradition  nach  bei  Herstellung  der  berühmten  Stickerei  von 
Bayeux  in  hervorragender  Weise  beteiligt  war.  Haben  wir  die 
Sache  in  der  That  so  aufzufassen,  so  ist  statt  des  handschriftlichen 
Li  cuiâturef  fud  bonf  q  Mafeuz  uuerat  vielleicht  zu  lesen  Li  cover- 
tors  fut  bons  que  Maheuz  aovrat, 

V.  508.  Hs.:  Veez  cele  grant  pelote  une  greirC  ne  ui  meif.  Der 
Herausgeber  fafst  (in  der  dritten  Auflage  wenigstens,  in  den  beiden 
vorhergehenden  nicht)    die   erste  Hälfte  des  Verses   als  Frage  auf 


113  V&KMISCUTEs.      II.  ZUM  WORTGESCUICUTS. 

und  unletdrückt  grant  vor  pelote.  Ersteres  ist  nicht  notwendig', 
Letiteres,  schon  wegen  graignor,  kaum  statthaft:  grant  kann 
nicht  gut  entbehrt  werden.  Wohl  aber  ist  es  erlaubt  zu  lesen  Ves 
cele  grant  pelote,  one  graignor  ne  vi  mais.  Vgl.  V.  qj  sowie  Zlschr, 
^i35'>  wo  gst^eigt  ist,  dafs  die  Schreibung  vet  für  vee:  häußg 
bejjegnet. 

V.675.  Hs.:  Def  ga  q;  er  sair  de/i/tef  g'nt /oUe  fud.  Der 
Herausgeber  verbessert  diesen  um  eine  Silbe  zu  kurzen  Vers  da- 
durch, dafs  er  nach  dem  Vorschlag  von  Suchier  (Zlschr.  IV,  4 1 2) 
grande  für  grani  setzt:  Des  gas  gu'erseir  desistes  grande  folie  /ut. 
Diese  Besserung  kann  man  sich  gefallen  lassen,  da  die  Fonn  gronde 
V.  78S  durch  die  Assonanz  gesichert  ist  Trotzdem  möchte  ich 
glauben,  dafs  Iresgrant  folie  zu  lesen  ist,  denn  grade  tres  kann 
vom  Kopisten  vergessen  worden  sein  wegen  der  Aehnlichkeit  mit 
der  letzten  Silbe  von  defifttf,  besonders  wenn  er  es  etwa  wie  V.  57 
in  der  Abkürzung  Cf  vor  sich  hatte. 

V,  73z.  Hs.:  E  vmt  al  palatf  u  earlem  seail.  Der  Herausgeber 
liest  //  en  vini  al  palais  la  eu  Chartes  seeit.  Eine  einfachere  Kmen- 
dation  der  ersten  Hälfte  des  Verses  giebt  V.  747  an  die  Hand 
{Vrai  errant),  nämlich  Errant  vitU  al  palais;  für  die  zweite  Hälfte 
empfiehlt  sich  die  Emendation  Foerslers:  u  Charles  se  seeit.  Der 
ganze  Vers  würde  demnach  lauten:  Errant  vini  al  palais  ou  Ciarla 
se  seeit.  ,, 

Hugo  Ani 


( 


II.  Znr  WortgeBcbicfate. 

:,    Zu  Rudows  Rumänischen  Wörtern 

Ztschr.  Bd.  XIX  und  XXU. 
arfin  weifser  Baumwollenstoff  (XXII,  p.  222) 
stimmt  lautlich  genau  zu  russ.  aréin  ^^=  Elle.  Die  Bedeutung, 
welche  das  zu  letzterem  gehörige  Adjektiv  arsinnyi  {arèinnyt  Iowar 
^  Ellenware)  sowie  das  Derivatum  arsinnic  {=  EUenw  aren  handler) 
haben,  leitet  auch  begrifflich  unschwer  zu  der  Bedeutung  des  rum, 
Wortes  hinüber,  sei  es  dafs  dieses  zunächst  Kllenware  überhaupt 
oder  von  vornherein  eine  häufig  gebrauchte  besondere  Sorte  von 
Ellenwaren  bezeichnet  bat. 

eorban.  daneben  curbam  Opfer  (XIX,  p,  422). 
Hebräisch  qorban,  ein  in  Levit.  und  Num.  nicht  selten  wieder- 
kehrender Ausdruck,  bedeutet  gleichfalls  Opfer  und  zwar  ganz  im 
allgemeinen  sowohl  das  blutige  wie  das  unbluiige,  eigentlich  Dar- 
bringung. Freilich  denkt  man  bei  einer  Entlehnung  aus  dem  Se- 
mitischen zunächst  an  ein  arabisches  Etymon.  Ein  solches  wird 
nun  allerdings  bei  Gesenius,  Hand-Wtbuch  für  das  A.  Test,  unter 
¡orban  nicht  gegeben;  dagegen  wird  bei  dem  zu  Grunde  liegenden 


I 


o.  DE  GIIBGORIO,   AMT.  SIC  (a   LA)   URTA.  1 13 

Stamm  qarahh  eine  Entsprechung  aus  dem  Arab,  aufgeführt,  und 
so  darf  man  das  mm.  Wort  vielleicht  doch  als  ein  Lehnwort  aus 
dieser  Sprache  betrachten.    Jedenfalls  ist  sein  semitischer  Ursprung 

^^^^-  G.  Pfeiffer. 


2.   Ant  sie  (a  Id)  Urta. 

La  voce  b'rta  del  modo  avverbiale  dato  nel  titolo,  e  anche 
in  quello  di  alliria,  si  rinviene  nel  codice  delle  Consuetudini  di 
Messina,  di  cui  abbiam  dato  notizia  in  Zischr,/,  rom.  PhiloL  XXIV  42 1. 
Noi  r  abbiamo  già  citata  occasionalmente  [fbid,  421,  423)  e  dichia- 
rata importante,  senza  indicarne  T  etimo,  che  soltanto  ora  riusdamo 
a  scoprire  con  sicurezza.  Dal  contesto  si  vede  che  la  vendita 
degli  animali  a  la  Urta  equivalga  a  vendita  di  animali  "in  piedi", 
"vivi",  o,  come  si  direbbe  oggi  in  sicil.,  **a//'  aggritta*\  Questa 
voce  non  ha  però  da  fare  con  Urta,  che  invece,  secondo  il  nostro 
parere,  fondato  sulle  ragioni  fonetiche  e  semantiche,  si  connette 
coir  it.  air  erta  (per  es.  nella  frase:  sentinella  cdP  ertal  Achtung, 
Posten!),  sost  erta,  col  fr.  alerte^  collo  sp.  alerto.  Il  significato  più 
genuino  di  queste  voci  è  quello  che  rimane  al  sostant  it.  erta^ 
luogo  per  il  quale  si  va  air  insù,  o  luogo  ripido,  "eretto",  che 
appunto  ha  rivelato  V  etimo  *er(c)tus.  Part.  P.  P.  di  *ergo  = 
erigo  (Cfr.  Körting  N.  2833).  —  Che  V  iniziale  /  non  appartenga 
alla  radice  della  voce,  ma  solo  rappresenti  1' articolo  concrezionato, 
come  nel  sic.  (/0)  léddtra,  {la)  lapa,  it  ellera,  ape,  lo  mostrano  anche 
i  riflessi  del  francese,  che  accanto  a  alerte,  ant  alairte  e  alerte 
(spagn.  port  alerta)  ha  à  I*  air  te,  à  Verthe,  che  da  La  Cume  (Diet. 
hist,  de  Panc.fr^  e  da  Littré  (Diet,  de  la  lang./r)  si  sono  appunto 
attribuiti  all'  it  all*  erta. 

La  tonica  i,  rispecchiante  e  chiuso  del  lat.  volg.,  è  regola- 
rissima  per  r  epoca  a  cui  risale  il  codice  (Cfr.  De  Gregorio,  Saggio 
di  Fonetica  siciliana  §  17),  e  più  genuina  del  moderno^  ài  alt  erta, 
che  proviene  dall'  italiano. 

Giacomo  De  Gregorio. 


Phfl.  XXV.  8 


BESPRECHUNGEN. 


Pio  Bc^na,  Le  fonti  dell'Orlando  Furioso;  ricerche  e  studi;  seconda 
ediàone  corretta  e  accresciuta.  In  Firenze,  G.  C.  Sansoni,  Editore,  1900; 
pp.  XI V- 631. 

Ripresentando  dopo  un  quarto  di  secolo  questo  libro  cosi  universal- 
mente noto  e  tenuto  in  pregio,  l' A.  mostra  come  dall'  idea  di  **  una  semplice 
ristampa  con  un  certo  numero  di  aggiunte"  sia  passato  al  più  largo  pro- 
posito "di  una  revisione  accurata  ...  dal  principio  alla  fine".  Ma  è  pur  da 
notare,  che  se  rivedendo  1'  opera  sua  ha  potuto  giovarsi  e  di  nuove  ricerche 
proprie  e  di  nuove  pubblicazioni,  ben  raramente  gli  occorre  di  modificare  i 
risultati  a  cui  venne  si  gran  tempo  addietro;  questo  ci  prova  come  anche 
potendo  sembrare  qua  e  là  suscettibili  di  qualche  ringiovanimento  o  accresci- 
mento, le  Fonti  dell' O.  F,  avevano  sfidato  con  la  lor  fibra  robusta  i  danni 
deU'  età. 

Non  molto  di  nuovo  è  nell'  Introduzione,  dove  oggi  come  allora  l' A. 
può  lamentare  la  mancanza  di  uno  studio  complessivo  rigorosamente  cri- 
tico sul  ciclo  brettone,  intomo  al  quale  "tanta  è  ancora  1'  oscurità  die  le 
più  antiche  tracce  della  presenza  della  materia  di  Brettagna  nel  mondo  ro- 
manzo paiono  fino  a  qui  scorgersi  in  Italia,  ossia  in  un  paese  che  non  pre- 
sume sicuramente  di  contestare  alla  Francia  la  priorità".  Di  molte  giunte, 
specialmente  bibliografiche,  s'  arricchisce  la  notizia  dei  romanzi  francesi  ed 
italiani  che  servirono  all'Ariosto  e  che  egli  poteva  in  buona  parte  trovare, 
come  mostrarono  indagini  recenti,  nella  libreria  estense  o  in  quella  dei  Gon- 
zaga di  Mantova.  Ma  più  interessa  veder  opportunamente  confermati  quegli 
apprezzamenti  generali  sul  poema,  che  il  Canello  ebbe  a  combattere  viva- 
mente da  queste  pagine.  "Per  l'Ariosto  l'arte  stessa  diventa  fine",  è  il 
parere  del  Rajna,  come  fu  già  del  de  Sanctis,  del  Gaspary,  del  Carducci:  se- 
condo il  quale  "la  finalità  del  poema  romanzesco  è  in  sé  stesso",  mentre  il 
nostro  rimpianto  romanista  cercava  di  scorgervi  alti  intendimenti  civili. 

Non  è  possìbile,  nel  breve  spazio  che  ci  è  concesso,  notare  tutte  le 
giunte  e  le  modificazioni  che  occorrono  quasi  ad  ogni  pagina;  basti  far  cenno 
di  alcune  novità  introdotte  intomo  a  qualche  episodio  più  rilevante.  Ad 
illustrare,  p.  es.,  "1'  aspra  legge  di  Scorzia"  da  cui  è  minacciata  Ginevra 
l'A.  può  giovarsi  ora  di  un  romanzo  spagnuolo  del  quale  non  aveva  potuto 
conoscere  innanzi  che  la  versione  italiana:  la  Historia  de  Grisel  e  Mirabelia, 
di  Juan  de  Flores.  £  quella  novella  degli  Hecatommitì  (Intr,  nov.  IX)  che 
parrebbe  ispirata  dall'  episodio  ariostesco  di  Ariodante  e  Ginevra,  deriva  pur 
essa  direttamente  da  un  romanzo  spagnuolo  a  cui  l'Ariosto  attinse^   TiranU 


PIO   HAJHA,  LB  FONTI  DBLL^  ORLANDO  FURIOSO.  1 1 S 

^  Bianco;    un  romanzo  che  Isabella  d'  Este  leggeva  nel  1500  e  che  Niccolò 
da  Correggio  cominciò  a  tradurre  molto  prima  che  Lelio  Manfredi  pubblicasse 
la  traduàone  sua  il  1538.  —   Facendo   un   salto  a'  soggiorni  di  delizia  come 
quello  d' Aldna,   è  notevole  1'  osservazione,  che  non  in  Italia  ha  cominciato  a 
trasformarsi  fl  carattere  originariamente   nordico  di  quelle  descrizioni  (dir.  gli 
kaus  pins   del   Roman  de  la  Rose    che    divengono   gli    altissimi  pini  della 
Tesei¿U),   ma  già  nella  Francia  medesima;    dove  singolarmente  meridionale,  o 
addirittura  orientale,  è  una  descrizione  di  Renaut  de  Beaujeu  nel  Bel  Desconeu. 
E  poiché  ho  citato  il  Boccaccio,  ricorderò  che  nell'  episodio  di  Astolfo  tras- 
mutato  in    mirto   il  Rajna   osserva   un    rapporto   col  Filocolo  il  quale  influì 
anche,    almeno  in   parte,   sulla  metamorfosi  cui  sono  condannati  da  Aldna  i 
propri  amanti.     A  proposito  di  Alcina  troviamo  anche  qualche  nuova  notizia 
bibliografica  sull'  interpretazione  allegorica  del  poema  ;  allegorie  affini  a  quella 
del  famoso  episodio  avevano  adoperate  poco  innanzi  nei  loro  poemi  Girolamo 
Benivieni  e  Ottaviano  Fregoso.     D'  altra  parte,  nuova  messe  di  riscontri  e  di 
fonti  illustra  le  muraglie  luminose  di  Logistilla.     L'  apparizione    di   Melissa, 
con  mutate  spoglie,  a  Ruggiero,  per  strapparlo  alla  voluttuosa  chiaviti!,  deriva 
—  com'  era  già  noto   dalla  prima  edizione  —  dall'  apparizione  di  Mercurio 
odi'  Eneide  e   da   un'  altra   del  A&imbriano  ;    se   io  mettessi   accanto  a  questi 
due  antenati   im   episodio   della  Teseide,   sarebbe  soltanto  perchè  il  nome  del 
Boccacdo  ricorre  spesso  altre  volte  nelle  pagine  del  Rajna.    È  notevole  che 
se  Melissa  si   trasforma  come   ha  fatto  già  Malagigi  nel  Mimbriano,    si  tras- 
fonna  anche  l' ignoto  dio  che  apparisce  a  Teseo  ;  il  quale 

Nel  dolce  tempo  che  il  dd  fa  belle 
Le  valli  e'  monti  d'  erbette  e  di  fiori  (Tes.  II,  3) 

sene  sta  "in  im  Giardin  pensando  a  suo  diletto",  come  Ruggiero  starà  solo 
a  godersi  **. . .  il  mattin  fresco  e  sereno  Lungo  un  bel  rio"  (Ori.  Fur.VìIf  53). 
Fra  le  pagine  più  arricchite  e  rinnovate  sono  quelle  intomo  alla  novella 
di  Giocondo  ed  Astolfo,^  grazie  ad  indagini  recenti  sul  libro  delle  Mille  e 
»na  notte  ed  a  nuovi  riscontri  orientali;  è  ricordata  ima  novella  del  Sercampi 
(n.84,  ed.  Renier  1889),  che  viene  a  mettersi  accanto  all'  ariostesca,  senza 
(sser  legata  a  questa  da  alcun  rapporto  diretto,  bensì  derivando  entrambe  da 
no  progenitore  comune. 

Sulle  considerazioni  generali  che  chiudono  il  volume,  il  Rajna  non  in- 
dngia  più  che  non  abbia  fatto  nella  prima  edizione,  e  questa  misura  non  parrà 
eccessiva  o  chi  pensi  come  l'indagine,  fatta  a  questo  modo,  non  solo  contiene 
tutti  gli  elementi  pel  giudizio  estetico,  ma  dice  per  sé  stessa  più  di  qualunque 
apprezzamento  generale.  Accompagnano  il  volume  due  nuovi  indici;  V  uno 
^gne  passo  per  passo  il  poema,  rimandando  alle  pagine  corrispondenti;  l'altro 
i  un  elenco  delle  fonti  e  dei  riscontri  che  giova  anche  come  quadro  comples- 
sivo a  mostrare  i  vari  aÌHuenti,  le  fonti  maggiori,  i  più  modesti  rivoli  che 
versano  le  loro  acque  nella  riviera  ariostesca.  Cosi  ora,  più  che  mai,  il  Car- 
ducci potrebbe  ripetere  un  giudizio  dato  già  sulla  prima  edizione,  alcuni  anni 
or  sono:  "un  libro  ove  nulla,  credo,  si  desidera". 

^  A  proposito  di  Astolfo  e  del  suo  viaggio  lunare,  piace  veder  accettato 
dal  Rajna  1'  acuto  parallelo  che  B.  Zumbini  fece  fra  1'  episodio  arìostesco  e  la 
Stultiiiae  laus  di  Erasmo  da  Rotterdam. 

Paolo  Savj- Lopez. 

8* 


BESPRECHUNGEN.      G.  WEIGAND, 


G.  Aleiicl,   Tei 


1  lit 


ï  popors 


Budapes 


'8«. 


Verfasser,  Privatdozent  für  Rumänisch  an  der  Budspealer  Univecsitit, 
bietet  uns  S.  i — 270  eine  Reihe  von  Liedern  aller  Att  mit  Ausnahme  der 
lyrischen  Galtimg  nebat  einigen  Prosaleilen.  die  er  auf  Ferien  wan  der  ungen 
in  cineiD  Zeiuauiae  von  15  Jahren  unter  den  ungailacdischeri  Rumäneo  ge- 
simmelt  hat.  Sieht  maii  gEQauei  zu,  50  fiadet  man,  dafi  dem  Umfange  nach 
die  Produkte  aus  Straja  im  Banal  beinahe  die  Hälfte  des  gesamten  Matetialt 
bilden,  daan  ist  das  Atader  Koniìiat  duicb  meiiiete  Gemeinden  veitreten, 
aarserdem  noch  einige  wenige  Gemeinden  in  Bihor  und  sonst  lerstieut,  eint 
besondere  Mannigfaltigkeit  darf  man  bI^q  nicht  erwarten.  Die  angewandte 
Transskription  ist  50  unkonsequent  wie  uut  möglich,  angeblicli  hat  der  Ver- 
fasser sich  nach  Miklosich  gerichtet,  aber  davon  merkt  maa  gar  nichts.  Die 
Palatalen  weiden  z.  B.  wiedergegeben  durch  f.  iT,  F  (in  der  Vorrede  S.  Xm 
steht  infolge  eines  Druckfehler»  /),  ñ  (warum  nicht  ri),  's  (warum  nicht  i, 
beide  sind  doch  ektypiscbe  Zeichen),  :  ^  /,  gt  ^i  gi  (£  muís  also  i  und  Ì 
vertreten,  denn  es  kommt  doch  auch  in  den  besuchten  Gemeinden  :  vor: /jZr, 
jufân  etc.);  «bedeutet  langes  offenes  1  ¡e),  vertritt  aber  auch  den  schweben- 
den Diphthong  eà  {(),  also  schreibt  er  grSte  (ür  grmêà  und  daneben  in  dem- 
selben Stücke  grSial  Seite  95  n.  97  steht  „iestä  =.  ist"  aus  Straja,  an  andern 
Stellen,  i.  B.  S.  0,  aus  demselben  Orte  iesl"!'.  Derartige  Ungenauigkeìten  und 
Fehler  ünden  sich  genug  in  dem  Buche,  was  auch  nicht  lu  verwundern  ist, 
denn  S.  193  giebt  Veif.  an,  er  habe  Stenographie  beim  Niederschieiben  be- 
nutzt. Wie  dabei  eine  phonetische  Genauigkeit  eiziett  werden  soll,  vermag 
ich  nicht  einzusehet).  Sandhi-Erschdnungen  sind  gänilicb  vern^icbläuigt  Da 
er  das  tumänische  Publikum  besonders  im  Auge  hat,  wäre  wohl  die  phone- 
tische Umschrift  überhaupt  öberflässig  gewesen,  umsomelii  als  das  meiste  au 
dem  Banater  Dialekt  stammt,  eine  einheitliche  Bezeichnung  durch  die  gewöhn- 
liche Otthogiaphie  recht  gut  möglich  war,  wenn  in  dei  Voriede  auf  die  Be- 
aonderheilen  der  Aussprache  hingewiesen  worden  wäre.  Elwas  anderes  ist 
et,  wenn  man  sehr  verschiedenartiüe  Dialekte  behandeln  will,  da  mnfs  man 
mit  der  gewöhnlichen  Oilhngr^phie  gründlich  blechen,  sonst  müfsic  man  mit 
demselben  Zeichen  mehii-re  Laute  bcreicbnen,  was  unbedingt  vermieden 
werden  mala.  Mit  der  willkürlichen  Kompromifsorthographie  hat  A.  weder 
dem  Fachmanne,  noch  dem  Publikum  einen  Gefallen  geihan.  Hätte  der  Ver- 
fasser sich  in  der  phonetischen  Litteratur  mehr  umgesehen,  würde  er  gefanden 
haben,  dafs  weder  Miklonch,  noch  ich  eine  eigne  Schreibweise  erfunden  haben, 
die  von  uns  angewandten  Zeichen  sind  dieselben,  und  zwar  die  fast  allgeinein 
üblichen.  Den  Untergestell  ten  Kreis  zur  Bezeichnung  der  gedeckten  Kehllaute 
haben  Diez,  Miklosicb,  G.Meyer  und  andere  vor  mir  angewandt,  ich  habe 
nur  mehr  derartige  Laute  kennen  gelernt,  als  die  genannten,  daher  auch  das 
Zeichen  oiter  anwenden  müssen.  S.  274 — 194  bringt  Alexicl  eine  Reihe  von 
Bemerkungen  m  den  mitgeteilten  Liedern,  deien  Werl  darin  besieht,  dajs  der 
mit  der  magyarischen  und  serbischen  Sprache  vertraute  Vcilasser  die  betreffende 
Litteratur  zum  Vergleiche  heranzieht;  in  der  vergleichenden  Folklorislik  1¡^ 
überhaupt  die  Starke  des  Verfassers  In  einem  zweiten  Baude  wird  A.  das 
lyrische  Material  behandeln,  ein  dritter  soll  die  Grammatik  und  das  etymo- 
logische Wörterbuch    enthalten.     Hoffentlich   UUst   der   letxte  Band   nicht   10 


I 


I 


A 


CALBXICr,   TfiXllS  DINT   LITERATURA   POPORANA   ROBaNA.       II7 

lange  auf  sich  warten,  denn  der  Leser  vermifst  gar  oft  die  Erklärung  dia- 
lektischer Wörter,  ein  wenn  auch  nur  kurzes  Glossar  wäre  gewifs  schon  beim 
ersten  Bande  am  Platze  gewesen.  Was  mir  am  wenigsten  an  dem  Buche  ge- 
fallen hat,  ist  die  Sprache  des  Verfassers,  die  in  der  Vorrede  und  in  den  Be- 
merkungen am  Schlüsse  zum  Vorschein  kommt.  Nicht  nur  Grermanismen  und 
stilistische  Fehler,  sondern  grobe  grammatische  Fehler  sind  so  häufig,  dafs 
man  manchmal  bezweifeln  mufs,  ob  der  Verfasser  ein  Rumäne  ist.  In  der 
Widmung  cartea  aceast  ist  Druckfehler,  ebenso  S.  X  Schwerr  statt  Schnorr, 
aber  ebenda  Zeile  5  von  unten  numai  streiniítñfit,  S.  XI  8  v.  u.  tntü  statt 
fntüU  oder  ce/e  dtnitíu,  S.  XIII  2  v.  u.  aceste  statt  acestea,  S.  1 27  auutä 
áintr'tán  (äran  (magy.  -/o/),  p.  278  doaue  variante  a  resptnditului  suhiect, 
ebenda  Zeile  6  Interesant  ft  observa,    S.  279  Z.  23  {irul  doilea  etc.  etc.  sind 

(or  einen  Rumänen  unverzeihliche  Schnitzer. 

G.  Wbioand. 


Aníbal  Boheverria  y  Beyes,   Voces  usadas  en  Chile.    Santiago,   Im- 
prenta Elzeveriana,  1900.    XXII,  246  p.    8<^. 

La  historia  del  estudio  de  nuestros  dialectos  es  tan  reducida,  que  pocas 
lineas  bastan  para  resumirla.  Borao  empezó  á  dar  vida  al  movimento  dia- 
lectal con  su  obra  sobre  el  aragonés,  de  mucha  utilidad  por  cierto.  Wolff 
consagróse  á  investigar  el  andaluz,  en  el  que  aun  queda  gran  terreno  por 
labrar;  Sbarbi  y  Rodríguez  Marin  han  seguido  sus  huellas.  Munthe,  en  el 
corto  tiempo  que  visitó  la  parte  oeste  de  Asturias,  hacia  Cangas  de  Tineo, 
recogió  datos  preciosos,  y  los  recopiló  en  un  trabajo  que  dio  á  luz  en  sueco. 
Simonet,  no  creo  debe  ser  excluido  de  esta  lista  somera;  en  su  glosario  hay 
formas  dialécticas  muy  interesantes.  Jovellanos  despertó  en  su  país  la  afición 
al  estudio  del  asturiano.  Caveda  le  ha  seguido  en  él,  con  su  colección  de 
poesías.  Vigil,  con  su  obra  magna  de  antiguos  textos  y  documentos.  Rato 
de  Arguelles  publicó  una  obra  importante,  calificada  de  algún  tanto  de- 
fectuosa. Acevedo,  su  crítico,  ha  escrito  mucho  en  periódicos,  sobre  el  astu- 
ñano  también,  y  es  quizá  el  que  mejor  sabe  el  bable.  Araujo  dio  á  conocer, 
en  forma  galana,  ima  serie  de  vocablos  salmantinos,  en  la  revista  de  Victor. 
Menéndez  Pidal  ha  escrito  un  trabajo  sobre  el  Dialecto  de  Lena  (Asturias). 
Yo  he  recogido  voces  santanderinas  y  vizcaínas  en  una  obrita,  que  no  cita  el 
Sr.  Echeverría,  aunque  otras  tres  mías  han  merecido  acogida  en  la  respetable 
lista  de  bibliografía,  que  ocupa  20  páginas.  No  menciona  tampoco  el  notable 
Vocabulario  dialectológico  del  concejo  de  Colunga  (provincia  de  Oviedo)  por 
Braulio  Vigón. 

En  la  península,  casi  nadie  se  ocupa  de  estas  labores,  teniendo  infinitos 
ílcinentDs  vivos  que  examinar,  los  cuales  nos  llevan  al  conocimiento  del  len- 
guaje antiguo.  No  tenemos  un  grupo  de  filólogos  entusiastas  como  en  Chile, 
Dadón  que  da  á  España  quince  y  raya  en  punto  á  romanismo.  A  un  español 
aficionado  al  estudio  de  los  dialectos,  tiene  que  procurar  verdadero  placer 
<lir  con  una  obra  tan  pacienzudamente  acabada  como  la  que  es  objeto  de 
estas  lineas.  En  la  imposibilidad  completa  de  ocuparme  del  libro  entero,  que 
cuenta  246  páginas,  me  limitaré  á  lo  más  esencial  é  importante,  el  vocabulario, 


1 18  BESPRECHUNGEN.     P.  DE  UÜQlCkf 

en  el  cual  empiezo  por  echar  de  menos  un  estadio  etimològico,  qne  falta  en 
todo  el  texto.  Por  ejemplo:  achicharrar  y  achucharrar,  de  achuchar,  dar 
achuchones  (voz  nueva  en  el  diccionarío  académico);  achunchado,  atontado; 
aro,  igual  á  ¡halo!;  arrollar,  arrullar,  de  rolla,  niñera;  la  idea  de  barreno, 
figurada,  se  relaciona  con  la  francesa  scie,  sierra;  batea,  artesa,  es  on  femenino 
de  bateo,  pronunciado  asi  en  francés  antiguamente,  por  el  actual  bateau. 

Del  castellano  antiguo  :  abajar,  acetar,  agora^  a^yuntar,  amatiste,  aojar, 
asecho,  aumentación. 

Palabras  y  acepciones  castellanas:  acaparador,  acaparar,  accidentado, 
tomar  acta,  afeitarse,  agredir,  ajenjo,  ametralladora,  ounodorrado,  amolar, 
andar,  anilina,  animalada,  antiescorbútico  (admitida),  año  escolar,  armònium, 
arnero  {harnero,  harinero),  arnés  (harnés,  dd  francés  harnais),  arrempujar, 
arrope,  asafétida,  ascensor,  asistente,  atencuar,  atracón  (hartazgo),  barbaridad 
(gran  número). 

No  por  dejar  de  haber  admitido  la  Academia,  son  dialécticas  las  voces 
siguientes:  acreencia,  alambrar,  alcaldear,  alemaniàarse,  anestesiar,  anticonS' 
titucional,  antidiluviano,  antifebril,  antinatural,  cmtipirina,  antirevotuciO" 
nario,  antisifilitico,  automóvil,  avalancha,  bacteria. 

Como  en  todas  las  repúblicas  hispanoamericanas,  hay  en  Chile  muchos 
galicismos:  absurdidad,  adresse,  alienado,  amateur,  argot,  arrière  pensée, 
attaché,  au  revoir,  bacará,  baignoire.  Bale,  ballet,  banal,  banalidad, 

Anglicanismos:  ail  right,  association  football,  at  home,  baòy,  back, 
ball,  bar, 

Italianismos  :  bambino, 

Alemanismos:  apollinaris, 

Dialectismos  usados  también  en  Vizcaya:  almohadilla  por  acerico,  ama 
seca,  apa,  arismética. 

Los  vocablos  no  admitidos  por  la  Academia  (ó  mal  explicados  por  ella, 
por  ejeïnplo,  avenida,  azafate),  debió  haber  colocado  el  autor  en  capítulo 
aparte,  por  no  ser  verdaderos  dialecüsmos  v.  gr.  los  que  he  enumerado  en  el 
tercer  grupo;  los  extranjerismos,  merecían  también  capítulo  aparte;  las  voces 
y  acepciones  castellanas  están  de  más.  Esta  confusión  es  peligrosa  para  un 
filólogo  extranjero,  quien  tomará  por  chilenismo  lo  que  es  castellano  puro,  ó 
vez  admitida,  aunque  forastera.  Además,  en  pimto  á  la  ortografía,  lo  mejor 
habría  sido,  aparte  del  texto  de  explicación,  seguir  la  académica  para  no 
aumentar  el  enredo,  escribiendo,  v.  gr.  ¡halo!,  ¡haro!  Conforme  con  el  autor 
en  mencionar  los  vocablos  indecorosos,  cuya  malicia  tanto  más  pierde  cuanto 
más  gane  la  explicación  etimológica.  Me  extraña  no  dte,  v.  gr.  cojonudo,  que 
pndo  ver  en  dos  obras  mías,  donde  notó,  v.  gr.  acacharse,  ajiaco  (admitido 
ahora),  alienado,  andada,  anexionar,  apesar.  En  punto  á  erratas,  he  visto 
una  en  la  pág.  127,  en  aperos. 

Examinado  en  conjunto,  es  el  trabajo  excelente,  y  por  él  doy  la  enhora- 
buena á  mi  paisano,  de  apellido  al  menos. 

P.  DE  Mugica. 


BCHSVBRRÍA  T  RSTES,  YOCBS  USADAS  EN  CHILE.       I IQ 

Bieeionario  de  la  Iiengoa  Gutellana  por  la  real  Academia  Española. 
13.&  ed.     Madrid  1899.    22  pesetas. 

En  estos  30  afios,  la  lengua  ha  ganado  considerablemente  en  vocablos 
modernos,  y  el  romanismo  ha  adelantado  de  un  modo  portentoso.  Pero  si 
alguien  quiere  conocer  el  noWsimo  lenguaje,  no  acuda  al  tal  léxico.  Si  el 
diccionario  académico  debe  ser  reflejo  fìel  de  la  manera  de  pensar  y  hablar 
de  mi  pais,  hay  que  confesar  que  el  últimamente  aparecido  es  muy  mal  espejo 
para  esas  reflexiones.  Quien  posea  la  anterior  edición,  que  no  adquiera  la 
actual,  tan  rematadamente  mala  como  aquella. 

En  la  Academia  hay  varios  académicos  á  la  moderna,  pero  como  si  no 
existiesen;  ni  ellos  mismos  se  ocupan  del  vocabulario.  En  primer  lugar,  Galdós 
es  un  modernista,  aunque  parezca  extrafio,  estando  en  el  "club  de  los  inú- 
tiles". De  haberse  admitido  sus  modernismos  corrientes,  hoy  el  léxico  tendría 
unas  cuantas  páginas  más.  Pereda  moderniza  la  lengua  con  antiquismos 
pasados  por  dialectismos.  Valera,  de  la  colección  de  momias  del  diccionario, 
moderniza  también.    El  P.  Fita,  etimologista  eterno,  vive  en  el  limbo. 

Para  un  alemán,  deben  ser  interesantes  estas  etimologías:  alfarda, 
ant.  al.  Farfjan,  tinte;  aliso,  al.  Else,  ant.  alto  al.  Eliaa\  atrever,  aL  an- 
streben; banco,  ant.  alto  t¡\,  Bank\  banda,  godo  Bandi',  brindar,  al,  bringen; 
cleda,  al.  Kleid;  china,  gót  Stein;  desligar,  got.  sliutàan;  eperlano,  al.  Spier- 
ling;  esbardo,  al.  Bar;  escanciar,  aL  schenken;  escaramuaa,  ant.  alto  al.  sker- 
man,  combatir;  esquivar,  ant.  alto  al.  skiuhan;  estaca,  al.  Stach;  fideos,  al. 
Fäden;  fino,  al.  fein;  fornecer,  gót.  Fruma;  frac,  al.  Frack;  fraguar,  godo 
vurkjan,  trabajar;  garvín,  al.  Hcuir  y  binden;  gerifalte,  al.  Geierfalk,  de 
Geier  y  FcUk;  goldre,  al.  Holfter,  vaina;  grija,  al.  Gries;  grímpola,  al, 
Nimpel;  guaita,  ant.  al.  wathan,  asechanza;  guardar,  ant.  alto  al.  warten; 
guarentigio,  al.  warant;  guarir,  gót  warjan,  proteger;  guiar,  germ,  väan; 
hincha,  al.  Feindschaft;  huta,  ant  alto  aL  Hutta;  lastre,  al.  Last;  muceta, 
aL  Mütie,  del  ant  verbo  muotan,  adornar;  mueca,  al.  Maulchen;  otear,  gót 
waht,  vigilar  {so  wat!);  pietà,  al.  Fetten,  pasando  por  el  latin;  pifiar,  al. 
pfeifen;  ralea,  aL  Reihe;  randa,  al.  Rand;  ropa,  ant.  alto  aL  roubón,  de 
rauban;    rufián,  aL  ruf  er,  de  rufen,     ¡Qué  sapiencia! 

Faltan  miles  de  vocablos  y  de  acepciones,  además  de  los  miles  que 
consigné  en  mi  crítica  del  diccionario  anterior.     Solo  hablaré  de  dos  ó  tres. 

Ignoro  si  Sagasta  es  ó  no  autoridad  en  la  Academia;  pero  á  veces 
maneja  bien  la  lengua,  v.  gr.  al  decir:   "podría  yo  hablar  con  más  despacio"* 

Un  vocablo  excelente  no  está  aún  admitido:  "siete  afios  de  diferencia- 
ción ha  tenido  el  Sr.  Silvela  con  el  Sr.  Cánovas  del  Castillo".  Ni  esta 
acepción:  "los  pobres  de  espíritu  censuran  á  Cánovas  porque  no  ha  dimitido 
al  duque  de  Tetuán". 

Embrollo  es  abrojo,  maraña,  enredo,  confusión,  embuste»  Con  sobrada 
verdad  dice  un  crítico  de  mi  "Maraña  del  Diccionario",  ocupándose  de  la 
que  han  armado  los  inmortales  en  su  mamotreto  lexicográfico:  "el  diccionario 
de  la  Academia  es  tm  embuste  inventado  para  enredar  ó  descomponer  el 
negocio  del  idioma",  del  cual  negocio  hablo  en  otra  revista  alemana.  Em- 
buste  era  antes  del  griego.  Y  maraña  también  del  griego,  látigo,  correa,  lo 
que  se  necesita   para  destruir  la  maraña  del  diccionario,   y  empleó  el  crítico 


I20  BESPRECHUNGEN.     P.  HE  ML 

Valbuena,  el  único  que  ha  conseguido  se  corríjft  >1go.  Ahora  ímbusle  a 
impostura  y  mufiiÄn  miscelánea.  Aquí  de  Cernâtes:  "yo  sabía  toda  s 
marafla  y  tmòusle". 

Ed  punto  á  gramálíca,  sabido  es  que  la  Academia  la  conoce  ma],  vac 
läiantemente,    y   Bferrindosc   lo   más   posible  i   las   anlignaUas 


par  de  ejemplos 
nbsolulo;  es  solo  feme- 
La,  suste  aateponersc  i 
falta  aHadir  "de  perso 
Que  maguer  equivalga 
"maguer  jae"  (aunqut 
^  Alejandro);  mejor  stri» 

segurar  que  hoy 


hacci   Ï1SO   del   dcsairollo   de  la   lengua.     Solo 

Dice  que  fin  es  de  ambos  género»,  y  no  es  cierto  en 

nino   en   la   [rase   "la  ;Íh   del  mundo",   ntida  m&f.    " 

nombres  propios  de  persona  de  este  mismo  genero"; 

del    pueblo,    del    teatro    y  de  la   aableía   madrileña". 

prcdsamenlc  i  aunque  [aun  que]  no  es  cierto,  v.  gr. 

que\)  "era  blanco,  negru  se  va  tornando"  (Poema  di 

poner    como    equivalente    no    obstante.     En  maravedií 

à  no  el  primero  de  los  tres  plurales:  maravedís:  yo 

en   dia   es   el   único   empleado.     Remanir  es  plaucba;    el  participio 

del  Poema  del  Cid,    les   llevó  ä  los   usias  á  ese  infinitivo,    que   es 

del  Poema  de  Alejandro.     Primera  espada,  escribían  untes,  no  primer,  como 

se  dice  y  escribe  siempre;  ahora  ponen  primer,  6  primera  espada. 

Tocante  al  lenguaje  usado  en  las  deüaiciones,  es  ao  levoltijo  de  varias 
épocas,  habiendo  en  ellas  vocablos  cuyo  significado  actual  es  ya  distinto  dt 
todo  punto.  Arromaditarse  ei  "eenlraer  romadizo",  uto  es,  resfriarse. 
Lastimarse,  "dolerse  del  mal  de  Dno",  es  decir,  condolerse. 

Otra  pUga,  combatida  rarísima  vez.  El  diccionario  sigue  remitiendo  del 
vocablo  moderno  al  uutiguo.  v.  gr.  de  anticipo  á  anticipación,  de  empalaga  i 
empalagamienLo,  de  hendidura  i  hendedura,  de  sallar  á  sachar. 

Eo  la  ortografía,  do  me  quiero  meter  á  Tonda.  Tengo  una  lista  larga 
de  voces  sin  h  que  la  llevan  en  la  eliuiologia  académica,  y  á  la  inversa. 
Solo  entresacaremos:  abilmosco,  acá  (át  hac\).  acerico  {áe  facies'.),  aciche  (de 
asciai),  afice,  aína,  airón  (de  heigere\),  alabarda,  alacena,  alache  (y  alece, 
alecke),  alajú,  alamar,  alara,  albergue,  alentar,  aleto,  almete,  aloque,  aUo, 
ambleo,  anafe,  anguarina,  ansa,  anseático,  aña,  añacea,  aquel  (de  hic\  ille), 
etc.  Lo  mismo  digo  de  la  ¿  y  la  v:  abano,  abigarrado,  abigarrar,  abogada, 
aiûgadar,  abogar,  etc.  Cita  hibernal,  hibtrniso,  hibitrnal,  hibiernar,  ser  la 
estación  de  invierno,  hibierno;  peto  no  hinbierna  ò  himbìerna.  Este  es  Ú 
inconveniente  que  tiene  meterse  en  lios  eliniolúgicos  respecto  1  la  escrítur« 
pedantesca;  y  eso,  etimologixando  mal. 

La  Academia  debiera  haber  adoptado  eate  tema,  de  Fray  Gerundio; 
"Huye  cuBDlo  pudieres  de  voces  vulgares  y  comunes,  aunque  sean  propias." 
Solamente   en   la  A,   se  deja   en   el  tintero  lo  menos  2tx>  vocablos  novlsimot 


Erratas  do  anotadas:  pág.  lo6  echas  por  echar  (en  aterrar),  pá£.  l]8 
citaredo  por  citarero  ifi  acaso  error),  p.  3»)  clanga  (ó  enor),  pág,  335  des 
segundo  artículo  conlarcc.  por  contract.,  pág.  J49  ft.  ausenl  por  auvent, 
pig.  599  lai.  levile  pox  fr.,  pig,  gì  6  siluriano  por  siluriano,  piig.  996  unir 
(del  unire),  fatta  latin.  Dicen  que  es  errala  prismSlica  por  piramidal;  eso 
se  llama  error.  Y  espirar  por  expitar;  la  errata  no  elisie  tampoco,  sino 
el  errar.  Y  que  donde  dice  ambajes  debe  leerse  ambages;  jcómo  ha  de 
corregirle?!   ese  es  un  tercer  error.  P.  OK  MuaiCA. 


DICCIONARIO  DB   LA   SENGUA  CASTELLANA.  121 

GionìAle  Storioo  della  Iietteratora  Italiana.  Anno  XVIII,  VoL  XXXVI, 
fase.  I — 2. 

G.  Bertoni,    Studi  e  ricerche  sui  trovatori  minori  di  Genova,    Wir 
erhalten  hier  die  erste  Ausbeute  des  bekannten  glücklichen  Fundes  Bertoni's. 
Nenn  neue  Gedichte,  wovon  acht  Tenzonen  sind,  bilden  zusammen  mit  einem 
Sinrentes  von  Luquet  Gatelus  (n<^  X),    das,  wenn  auch   nur  teilweise  leserlich 
und  unter  anderem  Namen  von  r  überliefert,  schon  publiciert  war,  die  Unter- 
lage  für  eine  erneute,    mit  Sorgfalt  vorgenommene  und  hier  und  da  noch  ein 
unbekanntes   Datum  beibringende  Untersuchung  über   die  Lebensverhältnisse 
der   kleineren   genuesischen  Trobadors,   nämlich   von   Percival  Doria,   Jacme 
Gril,  Luca  Grimaldi,  Scot,  Simon  Doria,  Luquet  Gatelus;  nebenbei  wird  auch 
L.  Cigala  behandelt  (S.  15 — 18).    Etwas  mehr  Vorsicht  wäre  stellenweise  ganz 
erwünscht  gewesen:   wenn   es  auch  gut  möglich  ist,    dafs  der  Guilhem,   mit 
welchem  L.  Cigala  eine  Tenzone  wechselt,  Guilhem  de  Montanhagol  gewesen 
(S.  17),  so  verbietet  es  doch  die  philologische  Methode,  ein  \de  Montanhagol'\ 
in  der  Ueberschrift  hinzuzufügen  (S.  35);    die  sonst  nicht  gestützte  Angabe 
Crescimbeni's  von   der  Verwandtschaft  zwischen   Simon   und  Percival  Doria 
inufste,    wenn  überhaupt,   mit  Vorbehalt  wiedergegeben  werden   (S.  14);    die 
vorhandenen  Anhaltspunkte  genügen  nicht,  um  zu  sagen,  dafs  Lantranc  Cigala 
con  tutta  probabilità  ein  Bruder  des  Nicola  Cigala  war  (S.  16);    ein  Beweis 
dafür,    dais   Sordel  an   der  Schlacht  bei  Benevent  teil  genommen  habe,   wird 
durch    das   Sirventes    des   Gatelus    nicht    geliefert  (S.  55);    ist   es  so    sicher, 
dafs    der   letztere   Trobador   mit   dem   Herrn  von   Lesbos  und  Aenos  (nicht 
TCtno)  identisch  sei  (S.  21)?   Die  S.  14  stehende  Anm.  2  gehört  an  den  Schlufs 
des   Abschnittes   über  P.  Doria,    denn    erst   hier   drückt  B.   klar  seine   Mei- 
nung aus,   nämlich  dafs  zwei  Percival  Doria  gedichtet  haben,    von  denen  der 
erste  Ghibelline   und   auch  italienischer  Dichter,   der  zweite  Weife  (für  diesen 
ist  nur  Nostradamus  Zeuge)  gewesen  sei.    Dafs  der  Vater  von  Luca  Grimaldi 
Hugo   hiefs  und   dafs  Luca  1257  Podestà  von  Florenz   war,    hatte   ich  schon 
Zs.  f.  rom.  Phil.  IX,  406  nachgetragen  (S.  12).     Den  Simon  Doria,  welchen  B. 
zum  Jahre  131 1  nachweist  —  es  ist  keine  Urkimdenstelle  —  kann  ich  nicht 
als  mit  dem  Trobador  identisch  ansehen,  der  schon  1253  urkundlich  erscheint 
—  sein  Vater  war  damals  tot  —  und  der  mit  L.  Cigala  tenzoniert  ;  es  erscheint 
mir  daher  auch  recht  fraglich,   ob  der  Albert,  mit  welchem  Simon  eine  Ten- 
zone wechselt,    wie  B.  vermutet,    ein  Alberto  Scotto  sein  kann,    welcher  erst 
131 8  starb,  und  ob  nicht  doch  Albert  de  Sestaron  in  Betracht  kommt,  um  so 
mehr  als  die  Worte  in  der  Tenzone  Vemperador  non  evei  Frederic  (Seibach 
S.  106)   nur   auf  Friedrich  II.    als   einen  Lebenden   gehen  können.^    Ist  1266, 
welches  Jahr  S.  16  als  letztes  Datum  für  L.  Cigala  angeführt  wird,  nicht  etwa 
ein  Druckfehler?     Das   Sirventes,   welches  r  überliefert  (n^*  i  bei  Rajna)   und 
das  nach  Rajna  1267  oder  1268  fallt,   fìndet  keine  Erwähnung.     Wenn  S.  17 
vom   Sirventes    des   Gatelus    gesagt    wird,    dafs    es    gegen    1272   entstanden 
sei,   so  steht   das   in   einigem  Widerspruch  zu  dem  S.  55  Bemerkten,    wo  es 


^  Die  von  mir  einmal  angezogene  Stelle,  auf  welche  mich  B.  verweist, 
darf  m.  E.  nicht  in  Parallele  gestellt  werden ,  denn  hier  werden  von  P.  Vidal 
mehrere  tote  Herrscher  genannt;  sie  trägt  einen  generellen  Charakter:  ,ich 
will  nicht  ein  solcher  Mann  sein,  wie  Ludwig,  Manuel,  Friedrich  es  waren*. 


122  BESPRECHUNGEN.     O.  SCHULTZ-GORA,  B.  WDSSB, 

heifst  cade  tra  il  1 26 1  e  il  1273  (1261  muís  hier  Druckfehler  sein  fur  1267 
oder  1268),  wobei  ich  übrigens  1273,  weil  Sordel  vorkommt,  fur  ein  reichlich 
spätes  Datum  halte.  B.  wundert  sich,  dafs  man  immer  n*Ad<meUa  schreibt 
und  nicht  na  Donella,  allein  seine  Meinung,  dafs  der  Name  ein  Deminutiv 
von  donna  sei,  ist  unannehmbar;  wenn  Donella  allein  begegnet,  so  dürfte  es 
erst  die  aphäresierte  Form  von  Adonella  seia,  das  mir  zu  einem  aus  dem  Ger- 
manischen stammenden  Adone  zu  gehören  scheint  (ein  Madonella,  das  B.  noch 
zur  Stütze  anfuhrt,  hat  wieder  einen  anderen  Ursprung).  Das  Sirventes  von 
Duran  Sartre  de  Carpentras,  das  S.  18  Anm.  aus  dem  Cod.  Campori  ange- 
führt  und  dem  in  MC  erhaltenen ,  MG.  105  stehenden  Gedichte  gleichgestellt 
wird,  kann,  wie  die  mitgeteilten  Verse  lehren,  nicht  mit  letzterem  identisch 
sein,  ganz  abgesehen  davon,  das  ja  hier  Wilhelm  von  Baux  gerade  angegriffen 
wird  (s.  Zs.  f.  rom.  Phil.  IX,  126  Anm.);  es  wird  vielmehr  dasjenige  Gedicht 
sein,  auf  welches  Duran  MG.  105  Str.  4  selbst  hinweist  und  das  bis  jetzt  noch 
nicht  bekannt  war.  Ponzio  Amato  von  Cremona,  der  nach  Restori  identisch 
sein  soll  mit  dem  porc  armât  in  dem  bekannten  Sirventes  des  G.  de  la  Tor, 
gehört  nicht  in  eine  Linie  mit  Taurel  und  Alberico  von  Romano  (S.  21  Anm.). 
Ueber  einen  Namen  Pama  sollte  man  erst  dann  reden,  wenn  man  das  vorauf- 
gehende Colega  klargestellt  hat;  der  Verweis  auf  die  Annalen  des  Giustiniani 
genügt  nicht  (S.  23  Anm.);  übrigens  ist  die  Ausgabe  des  Nostradamus,  welche 
B.  citiert,  noch  immer  nicht  erschienen.  —  B.  hat  zu  seinem  Artikel  einen 
Nachtrag  geliefert  unter  Communicazioni  ed  appunti  (Giom.  stör.  XXXVI, 
459 — 4^0*  Was  hier  noch  von  Biographischem  beigebracht  ist  kann  idi 
nicht  als  glücklich  ansehen.  Mit  der  Stelle  im  Sirventes  des  Aimeric  de  Pe- 
gulhan,  wo  ein  Persaval  erwähnt  wird,  ist  nichts  anzufangen;  ich  habe  schon 
längst  in  dieser  Zeitschrift  VII,  205  gesagt,  dafs  an  Perceval  Doria  nicht  zu 
denken  sei.  Auch  in  einem  zweiten  Punkte  hätte  B.  besser  gethan,  Torraca 
nicht  zu  folgen;  zwar  hat  er  gewifs  Unrecht  gehabt  S.  16  Anm.  4  zu  sagen, 
dafs  in  der  treva  Beatrix  von  der  Provence  genannt  werde,  und  wenn  er  mit 
Bezug  darauf  im  Nachtrage  S.  460  auf  meine  Anmerkung  in  der  Ausgabe  der 
Briefe  Rambauts  (ital.  Uebers.)  S.  170  Anm.  2  verweist,  so  hat  er  diese  nicht 
genau  gelesen  oder  sie  mifsverstanden ,  allein  wenn  Torraca,  der  sich  neuer- 
dings mit  der  treva  besonders  beschäftigt  hat,  einfach  den  Text  ändert,  für 
moiller  ein  sor  einsetzt  und  darauf  seine  Datierung  gründet,  so  wird  sich 
schwerlich  irgend  ein  Philologe  mit  solchem  Verfahren  einverstanden  erklären. 
Das  S.  490  Anm.  bezüglich  Gr.  10,  35  Bemerkte  setzt  voraus  einmal,  dafs 
Guillem  Raimon  nicht  mit  Raimon  Guillem  identisch  sei  (Zs.  VII,  231),  und 
ferner,  dafs  Aimeric  identisch  sei  mit  Aimeric  de  Pegulhan,  was  noch  nicht 
ausgemacht  ist;  fur  das  gegen  Zingarelli  Gesagte  sei  auf  die  metrische  Be- 
merkung bei  Appel,  Prov.  Inedita  S.  227  verwiesen. 

Was  die  Texte  betrifft,  so  hat  es  B.  an  Mühe  nicht  fehlen  lassen;  dafs 
er  schwieriger  Stellen  Herr  geworden  wäre,  war  nicht  zu  verlangen,  aber 
einige  Fragezeichen  mehr  vermifst  man  in  den  Anmerkungen,  namentlich  zu 
dem  letzten  Gedichte;  so  ist  mir  z.  B.  von  I.  5 — 6,  X,  6,  ii — 12,  16,  31  der 
Sinn  dunkel.  Chabaneau  hat  im  Nachtrage  schon  eine  Anzahl  Besserungen 
gegeben  ;  hier  nur  noch  ein  paar  Bemerkimgen  :  schreibe  en  fur  e^n  VHI,  8 
(Komma  nach  sia)^  ia  mais  getrennt  II,  20,  ser  (=  , dient*)  für  ^er  IX,  30, 
s.  Appel,  Chrestöm.  S.  XXI;  ves  que  Vili,  69  ist  doch  wohl  umzustellen  und 


QIORNALB  STORICO  VOL.  XXXVI.  I2¡ 

dann  amátr  wiTeriuidert  za  lassen;  IX,  50  scheint  mir  far  non  stehen  zu 
müssen  mon;  im  verallgemeinernden  Concessivsatz  X,  29  wird  da  Conjanctiv 
▼erlangt.  An  ein  vü  «^  viva  glaube  ich  nicht  (Aam.  zu  I,  7);  es  dürfte  =s 
vidi  sein.  Die  in  Anm.  za  Vü,  5  gemachte  Annahme  ist  unnötig;  de  Lollis, 
auf  den  B.  sich  beruft,  hat  die  betreffende  Stelle  syntaktisch  nicht  richtig  auf- 
geiaist,  da  ein  Pronomen  daselbst  nicht  zu  stehen  braucht 

O.  Schultz  -  Gora. 

P.  Savj -Lopez,  SuUe  fonti  della  „Teseide",  Verf.  zieht  einige  Stellen 
aus  dem  Roman  de  Thebes  und  dem  Roman  de  la  Rose  an,  die  Boccaccio 
benutzt  haben  kann,  um  daraus  zu  schliefsen,  dafs  der  Dichter  kein  Epos  in 
klassischem  Stile  habe  schreiben  wollen,  sondern  nur  etwas  Aehnliches,  aber 
Feineres,  als  etwa  der  Roman  de  Thebes.  Dem  widerspricht  entschieden 
Teseide  Xu,  84,  wo  Boccaccio  zu  seinem  Buche  sagt: 

„Ma  tu,  mio  libro,  a  lor  [alle  Muse]  primo  cantare 
Di  Marte  fai  gli  affanni  sostenuti, 
Nel  volgar  lazio  mai  più  non  vedutL" 

Er  wollte  also  thatsächlich  ein  Kunstgedicht  in  klassischem  Stile  schreiben. 
Ob  er  seine  Absicht  wirklich  erreicht  hat,  ist  freilich  eine  andere  Frage  und 
mufs  verneint  werden:  die  Teseide  blieb  ein  romantisch -ritterliches  Gedicht, 
dem  der  klassische  Mantel  nur  lose  umgehängt  ist. 

G.  Rua,  Di  nuovo  intomo  alle  „Filippiche"  attribuite  ad  A,  Tassoni. 
Rua  weist  Perronis  geschickten  Angriff  (Gsli  XXXV  S.  34  ff.)  auf  seine  An- 
sicht über  die  Entstehung  der  ersten  beiden  Tassoni  zugeschriebenen  Fiäp^ 
piche  (Gsli  XXXn  S.  281  ff.)  auf  allen  Linien  siegreich  ab  und  bringt  sogar 
noch  Manches  zur  Verstärkung  seiner  eignen  Stellung  bei.  Einstweilen  bleibt 
es  also  bei  seiner  durchaus  einleuchtenden  Darstellung  der  Verhältnisse  (vgl. 
Ztschr.  XXTH  S.  345). 

VARIETÀ: 

G.  Fraccaroli,  [Ancora  suU*  ordinamento  morale  della  „Divina  Com- 
media".  Anknüpfend  an  einige  Aufsätze  im  zweiten  Bande  von  Moores 
„Studies  in  Dante'*  setzt  F.  nochmals  mit  grofser  Klarheit  seine  bekannte, 
ansprechende  Auffassung  auseinander,  dafs  die  Ordnung  des  Höllenreiches 
und  des  Fegefeuers  von  einander  unabhängig  ist,  da  dort  die  Thaten,  hier 
die  Gesinnungen  bestraft  werden.  Das  gemeinsame  moralische  Princip  der 
Einteilung  in  Hölle  und  Fegefeuer  ist  Purg.  XVII  zu  finden:  die  sündigen 
Gesinnungen  sowohl  wie  die  sündigen  Thaten  entspringen  den  drei  Arten  der 
verkehrten  Liebe;  während  sich  erstere  aber  mit  den  sieben  Hauptsünden 
decken,  muíste  für  letztere  eine  andre  Einteilung  gefunden  werden  und  wurde 
des  Aristoteles  Ethik  entnommen. 

£.  Carrara,  C/n  peccato  del  Boccaccio,  Carrara  will  auch  in  der  Liebes- 
geschichte von  Affrico  und  Mensola  einen  autobiographischen  Kern  finden 
und  erblickt  daria  das  Bekenntnis  Boccaccios,  in  seiner  Jugend  eine  Nonne 
verfuhrt  zu  haben.  Die  Selbstbeschuldigung  des  Dichters  in  der  15.  Ekloge, 
dais  er  Gott  einstmals  eine  Färse  geraubt  habe,  bestätigt  ihm  dies.  Die  Er- 
klärung hat  entschieden  etwas  Bestechendes.  Schon  Zumbini  in  seinem  be- 
kannten Aufsatze  (Abdruck  in  der  Biblioteca  Critica  della  Letteratura  Italiana 
N.  14  S.  18  ff.)   kam  der  Gredanke,   dafs  Boccaccio  hier  eine  wirkliche  That- 


124  BESPRECHUNG HN.      W.  MEYER-LÜBKE,   G.G., 

sacbe  behandelt  haben  konnte.  Dafs  übrigens,  was  C.  S.  l!6  für  aasgeicUotscD 
hält,  der  Diana  Keuschheit  versprochen  wurde,  uod  dafs  ein  Bredien  dieset 
Gelübdes  Todesstrafe  nach  sich  log,  tagt  Zatnbini  in  demselben  audi  von 
C.  angcEogenen  AafsilEe  ii.  14. 

RASSEGNA  BIBLIOGRAFICA; 

il  primo  centenaria  di  Giuseppe  Parini  (Bcttana,  eingehende  Besprechuiq; 
von  24  im  Jahre  1899  erschienenen,  Psrini  betriffeniicu  Schriften). —  Mooie, 
Studies  in  Dante,  second  series:  MisceUaneaus  essays  (Renier,  besonders  eìd- 
g^ehende  Besprechung  dis  Aufsalzes  über  die  Echtheit  der  Quacslio  de  aqua 
et  terra.  Er  hält  die  ächrifC  nach  wie  vor  (üi  eine  FSlschung,  tmd  ich  gebe 
ihm  völlig  recht).  —  Carducci  e  Ferrari.  Le  rimi  di  Francesco  Petrarca 
di  su  gli  originali  (Sicardi,  mit  einer  ganiCO  Rtihe  guter  Bcsscrullgs-  Und 
Erklärnngsvorschläge},  —  Lacombe,  Introduction  à  l'histoire  liUérairt 
(Gentile,  Ablehnung  der  Grundanschauungen  der  Schrift). 

BOLLETTINO  BIBLIOGRAFICO: 

Alessio,  Storia  di  San  Bernardino  da  Siena  e  del  suo  tempo.  Bona- 
ventura, La  poesia  neo-latina  in  llaiia  dal  secolo  XIV  ai  presente.  Saggi» 
e  versioni  poetiche.  Grilli,  Gli  epigrammi  iditUci  „Lusus  pastorales"  ^ 
Mire' Antonio  Flaminio.  Passerini,  Raccolta  dì  rarità  storiche  e  letterarìtt 
Pastor,  Geschichte  der  Papste  seù  dem  Ausgang  des  Mittelalters.  111,  Band. 
III  u,  ly,  vielfach  timgearbeilete  u.  veriesiertr  Auflage.  Cipollini,  Scelta 
di  poesie  e  prose  di  Carlo  Maria  Maggi  nel  secondo  centenario  della  «M 
morte.  Gallelli,  Un  poeta  romantica;  Carlo  Tedaldi  Fores.  Mantovani, 
lì  poeta  soldato.  Ippolito  Nievo,  iSjl  —  iSäl.  Con  memorie,  poesie  e  ¡ettert 
inedite.  Torraca,  Biblioteca  critica  della  letteratura  italiana.  Dìsp.  32 — jj. 
Salvo-Cozio,  l codici Cappiiiiiani della  biblioteca  Vaticani!  descritti.  CtOC^ 
Di  alcuni  principX  di  limassi  e  stilistica  psicologiche  del  Gröber. 

ANNUNZI  ANALITICI,    PUBBLICAZIONI  NUZIALI. 

CRONACA: 

Periodici,  kurze  Mitteilungen,  neu  erschien  en  e  Bücher. 

Berthold  Wibsb. 


BomaiÜA.     No.  114,  Avril  1900. 

A.  Thomas,  Etymologies  franfaises.  l.  affier  von  aplificare; 
aiger  'lianf  rosten'  dasselbe  wie  das  Zs.  XV  344  besprochene  naisie 
Thomas  aof  nasiare  in löckge führt ,  ohne  dafs  dieses  Sutatral  erklärt  oder« 
Einwendungen  gegen  die  Sllere  Deutung  gegeben  würden  :  ],  dial.  1 
ans  '*kamellum';  4.  bigtion  'trampe'  aus  bennione  (});  5.  engl,  butler. 
afr.  boulern;  b.  engl,  buitres  dasselbe;  7.  cagouäle  lu  cochlea,  *coculea; 
8.  ehaintre  lus  cancere;  9.  ptov.  chancera  ' Brautausstattung',  lim.  tianse 
ebenfiUli  cancer;  10.  chaneiire  aus  'conceria;  11.  clin,  ein  Marin  e  aus  druck 
aus  hoU.  'kliakwerk';  11.  coumire  'Art  Schwämme'  aus  *columelia;  13.  dial, 
fr.  ertuson  'Holiwurm'  =  artisan;  14.  raorv.  esnoillie  'Sonnenstrahl',  ge- 
wisaennafsen  essoleülie,*exioticlata;  I3.  U.esteinc  Marineausdruck,  entsprechend 
englisch  itudding-sail;  l&.  afr.  estrene  'Tau'  vgl.  isl.  strenge,  engl,  string; 
17.  oli.  eitriehier  'die  Segel  glreichen'  ebenfaUs  gennaniacheD  Ursprungs;  i&.  afr,. 


I 


I 


A 


ROMANIA    NO.  1 14. 


125 


■FcDStctband*  ^genabeUa  von  genu;  19.  oprov.  gineusclo  'Wolf»- 
'  'iaelâmteula;  ao,  »St.  gieruote,  anch  irnote,  anoTd.  *jÖrdhn«l  "Erii- 
rali'i  31.  tb.  gtotttrtnit  wie  iul.  giiottomia  niclit,  wie  ich  meinte  (ttal. 
Gr.  p.  190),  dutch  UmatelluBg  eatstanden,  sondern  *gÍHtturriiii  wie  fitciturnuj 
toraDsMIMlld ;  12.  air.  jaree  'Ludid',  im  KaicilingeiUteiD  gtrmia  unbe- 
Herlcunft  \^gremia  'Sdio^kind'?];  3j.  dial.  b. /arçon  'Stachel'  m 
farder,  nfr.  gercer;  14.  ly.  jouclie  ' Joe hri etneo'  'juxlula;  15.  npr. 
tucio  '  Wolfsniikb  '  *l¡ulMícla  mit  einem  Sullix  -Hic-,  das  in  labrusca,  asi- 
t  und  dM  Thomas  noch  anderweitig  nachweist;  26.  engl,  lavn 
inwand*  von  Laon,  eîce  Erklärung,  die  auch  bei  Klugc-Luli  zu  ñnden 
Hi  37.  mOTV.  iBualettrt  'Slnck  zum  Gaiben  binden'  'relorlature;  2S.  iuim- 
1  *IimÌHÌone  Q);  19.  martute  wohl  *amariislra  ncbtn  amarutca  {vgl.  ital. 
■9lte  neben  lArusea);  jo,  motion  'Zehnten':  modialiatte ;  3t.  ptoi.  Jiergam 
■  'fergamen;  ¡2.  afr. /ííre  aot  pyrelhra;  3J.  inorv,  guUräme 
(elhacten'  * cretitanluiH;  34.  rétnovìad*  aus  ital.  remolata  lu  remeh 
..  ly.  f-Difo  'itreifen':  raiilare;  36,  ruiicun  Lehnwort  ans  ital.  ra- 
seineiseits  aus  span,  rabicane  ' Weifsschanz'  slammt;  37.  rulline 
■Rückitetn':  38.  dial,  laliuroiíe  -Dreifub  fut  ein  Waschtís'  «=  ielle 
'*i  39-  ifrran  aus  span,  leron;  4a  ligutlle  aus  ¡lai.  seghetta;  41.  aft. 
hier  *iub/ascaTe;  41.  añr.  i0n^L>/r  '  Hebel,  Schlüsselbein'  von  cieonMa; 
r.  iordtnt  'Uebereahn',  von  Godefroy  fnlscìl  übersetzt;  44.  seuchet.  Post- 
la  seuekever  ;  4;.  jaiin^o» 'Art  Muschel' von  janrf/»;  46.  jOH/r< 'Nolii- 
,  Postverbal  za  ¡outrer  (*sDbstraie);  47.  aft.  lacre,  Ausdruck  der  Get- 
in  boll,  dater,  nbd.  decker,  engl,  dicker,  bedenklich  wegen  dea  Vokals, 
da  das  holl.  a  jung  ist;  48.  taranche  von  dem  seit  dcnv  VI.  Jahrb.  belegten 
larinca,  das  wohl  gallischen  Ursprungs  ist;  49.  tenais,  bei  Colgtave  'the  slip 
on  tenax;  60.  lie  'Spìndelfutteral'  zu  liuhan;  51.  lirelaire  Um- 
talning  von  triteirt  aus  tractcrîa;  t,l.  tirt-vtiUe  'Seil  an  der  äufseccn 
I  Schiffes',  umgestaltet  ans  älterem  tire,  vieiiìe;  53.  titre  'Auf- 
mgsplatz  Sài  die  Jagdhunde',  sir.  ¡ristre  von  an.  treysta.  doch  ist  die 
bdcrgabc  von  ey  durch  í  mit  schwer  verständlich;  $4.  tréteau  zu  tristegtm, 
mischt  mit  transirum,  translellum;  55.  travili  enlbäU  nicht  trei  =  Irais, 
ltdern  Iris;  56.  tringle,  ili.  tingle  aus  holl.  tengel;  57.  troniire  ans  span, 
;  j8.  lympre  aus  deutsch.  'Tümpel';  5g,  velanède,  vjlanl,  auch  luA 
/an»  ^dilavi,  ßalavlSi.  W.  MRyBK-LvBKE. 

G.  Paris,  Air  Huon  de  Bordeaux.  Erläuterungen  lu  einigen  Stellen 
n  der  Revne  germanique  vom  Jahre  lS6t  eradiienencn  Aursatzes  über 
otd„  der  in  durchgesehener  Form  in  G.  Paris'  neuem  Buche  „Poèmes 
I  Ifgendes  du  m.  i."  (1900)  wiederholt  wurde.  Insbesondere  nimmt  G.  P. 
I  der  Zwischenzeit  veröffentlichten  Arbeiten  übet  das  Epos 
1  die  Obetonsage  von  Longnon  u.  a.  Er  ball  daran  fest,  dafs  Auberon 
r  deutsche  Aibeiich  identisch  sind,  die  Ktzählungen  von  ihnen  im  ttz. 
md  im  deutschen  Ortnit  denselben  deutscheu  Ursprung  haben,  und  ist, 
R-Anichlufs  an  P.  Rajna,  der  Ansicht,  dafs  in  der  Quelle  des  Huon  Aubcron 
t  Vater  war.  wie  Eiberich  der  Ortnits.  äie  entstand,  wolur  Hugo  v.  Toul 
len  Anhalt  gewährt,  im  balb  wallonischen,  halb  germanischen  Hetinegau, 
Q  OerlÜchkeilen  im  MA.  den  Namen  Aubcron  trugen,  die  Hauptstadt  des 
i   fränkisdieii   Königs   (Tournai)   liegt   und   die   Gestalt   dea   heidnischen 


k 


126 


BESPRECHUNGEN.      W.  MeVBR  -  LÜBKE,    Q.  G, 


Lictilgottcs  Alberíc   mit   einem   (ränkischen  Helden  Hugo  in  VerbindoDg  g 
bracht   werden  konnte,    de<«eti   Gleichnamigkeit  mit   dem  Sohne  S^jnins  v 
Bordeam  (ca.  845)  die  Verschmelzung   eines  frânkiscîiBn  Auberoti-Hugo-Ge- " 
dichlg   mit   der  Geschichte   ron  dem  Fürsten  m  Order  Huon  von  BordesQX  und 
dem   Mörder   des   Sohnes   Karls   des  Kahlen,    Auboain,    heibeiiufähren  ver- 
mochte.    Der  artesische  Vetfasset  des  lïuon  von  Bordeaux  bättP  so  den  Stoff  _ 
aus  der  nächsten  Nähe  geschöpl^     Die  Lokahsierung  der  Auberonsage  Í! 
der  That  geeignet,  die  Berührungen  zwischen  Huon  von  Bordeaux  und  Orto! 
und   das  Forlleben   eines   germanischen  Lichtgottes   im  christlichen   frz.  Epa 
verslSndlich  lu  machen,  wenn  der  Gang  der  Dinge  bis  zum  Huon  von  Bordean* 
Epos  sich  aacb  nicht  Schritt  für  Schritt  verfolgen  läTät. 

G.  Doncieux.  La  charisen  du  roi  Rtnaad,  ses  dérivées  romanes.  1 
parenté  celtique  et  scandinave.  Sehr  interexianler  Versuch  einer  Rekonatruktîc 
der  Vorlage  der  (60)  romanischen  Fassungen  der  berühmten  Rcnaodballad 
nach  den  von  G.  Paris  früher  entwickelten  GrnndsStzen  ausgeführt,  n 
gäbe  Vers  fur  Vers  der  die  Rekonstruktion  stallenden  Texte  in  der  WetHf 
des  Variantenapparsts  bei  kritischen  Ausgaben.  Es  ergehen  sich  21  vierzeilige 
Strophen  aabb  mit  Neigung  zur  Cäsur  nach  der  4.  Silbe  „wie  in  der  Passion" 
und  männlichen  Reimen  „wie  im  Leodegar".  Eine  historisthe  Anspielnng, 
der  Gebrauch  des  entendre  ■\- \ti{.  und  des  vor  dem  16.  Jh.  nicht  belegten 
Wortes  racommoder  beslimmen  D.  das  Lied  in  die  erste  Hälfte  des 
andere  Gründe  es  nach  der  Grenze  zwischen  bretagniseher  und  frz.  SpracM 
in  der  Bretagne  zu  verlegen.  Folgen  noch,  in  tri.  Wiedergabe,  die  Teilfe«! 
Stellungen  der  armorikanischen ,  der  bask.,  Venetian.,  kalalan.,  span.  Fassung, 
worunter  der  arm.  ¡Tuen  als  die  Vorlage  des  frz.  Gedichtes  sich  beransslell^ 
die  selbst  aber  aus  dem  in  ganz  Skandinavien  populären  Volkslied  vom  Ritter 
Olaf,  oder  vom  Elfcnschlag,  (bei  Grundtvig  eie)  Hofs,  handschriftlich  schoD 
ijjo  dSnisch  überliefert.  Logischer  als  in  diesem  ergreifenden  düstern  Li 
ist  die  Sage  (schon  bei  Gervasius  von  Tilbury)  von  der  Feenrache  an  dem  a 
trünnigen  Geliebten  vor  seiner  Hochzeit  im  deutschen  Ritter  von  SCaulenbe 
um  14B0  dargelegt.  Stärker  verbreitete  ach  die  mystische,  aus  derselb« 
VolksanscbanuDg  selbständig  erwachsene  skandinavische  Formulierung. 

MELANGES.     H.  Suchier,    Quelguet  passagíi    du   Fragment   a 
Haye,  bespricht  im  Anschlufs  an  seine  neue  Rezension  des  Haager  Fragment 
in  seiner  Ausgabe   der  Narbonnais  einige   von  Havel  anders  gefafsle  Stellen 
mit   denen   sieh   derselbe   io   seiner  Ausgabe   de»   Querolus  (1880)   bescbälUgl 
hatte.     Dazu   einige   Bcrichttgui^en   und   Nachträge   zur  Einleitung   der  N 
tonnais. 

A.Thomas,  La  mention  de  Waland  le  forgeron  dans  la  chroni 
d'Âdémar  de  Chabannes,  stellt  fest,  dafs  der  Strich  im  d  des  Namens  Vum 
¡and  in  der  Hs.  des  Ademar  nicht  als  er  aufzafasscD,  der  Namt  also  nick 
Walander  (so  noch  Jìrìciek,  Deutsche  Heldensage),  sondern  vielmehr  îVaÎandui 
zu  lesen  und  dafs  das  an  derselben  Stelle  erwähnte,  von  W.  gescbmiedeU 
Schwert  Cerio  als  Name  des  Schwertes  Ogiers  Caurtain  in  den  allfrz.  Ep«B 
aufzufassen  ist.  G.  G. 

G.  Paris,   Guel-aßens.    Wird  zutreffend  als  à  agtat  à  aptns  gedeutet. 

Ch.  Joret,    Des    suffixes    normands    ii)co{íj   et  (l|io(')-     Bringt  mit  di 
genannten  SafRxen   gebildete  Wörter  und   sieht  in  -M  das  üblidie  Snftu, 


EOMAmA  Na  114.  127 

£  imd  h  dneii  Shnfichen  Konsonanten ,  wie  das  /  m  ákrüer  «.s. v.;  nîdtt 
¿ans  fibeneogend.  W.  Mim-LÛHZ. 

COMPTES  RENDUS.  Mohl,  Introduetwn  à  la  ckranoU^  du  iaHn 
tnUgairei  Ders.,  Romdnskd  âv^jice  Lad  (Roqocs);  Snchier,  Autasrzm  tmd 
NicoUU,  4.  Aufl.  (G.  P.);  Butler,  Legenda  aurea  (P.  iL);  Gay,  Etsai  tur 
la  vie  et  Us  œuvres  litt,  du  trouvère  Adán  de  le  Hale  (Jeanroj);  Gnerlîn 
de  Gner,  Essai  de  dialectologie  normande  (J.  G.). 

PERIODIQUES.  Reme  des  langues  romanes  4«  ter.  X  No.  6  —  5e  sér. 
n  3 — 4  (P.  M.).  —  Zeitschrift  fur  rom.  Philologie  XXIV,  i  (G.  P.).  —  Ute- 
rmtorblatt  f.  germ,  und  roman.  Philologie  XX  (E.  M.).  —  Studi  glotu^ogid  ita- 
liani I  (Roques). 

CHRONIQUE.  litterarische  Nachrichten.  —  Knrxe  Bcspredtngcs 
neuer  Bücher.  G.  G. 


JlrohiY  fur  das  Stadium  der  neoereo  Sprmchen  und  Llttatmtiireo. 

Bd.  XCIX  (1897,  2.  Halbjahr). 

ABHANDLUNGEN.     Johannes    Bolte,    Die    Wochentage    in    der 

.f^oesie,   III,  (Schlnis),    S.  9—24.  —  Die  altfransös.  Uederhs.  der  ßodleiana^ 

.^Douce  308,  diplomatisch  abgedruckt  von  Georg  Steffens.    3.  FortseCzong 

Cmit  einem  Faksimile  der  Hs.),   S.  77 — 100;    4.  Fortsetzung.   Schlufr,  S.  339 — 

388.  —  Alfred  Schulze,  lieber  einige  HäfsmitUl  frausôs.  BAliograpkie, 

^>.  ICI — 120.  —  A.  G.  Krüger,  Eine  angeblicke  isiänditcke  Bearbeäung  der 

^Sckwtmenriitersage,  S  241 — 252.  —   A.L.  Stiefel,  Die  Nachahmung  sfa- 

-Rutscher  Komödien  in  England  unter  den  ersten  Stuarts,  S.  271 — 310  ^•^^^«Hff 

^ch  an  den  Aufsatz  in  den  Roman.  Forsch.  V,  193 — 220  an).  —   Hermann 

^!)  e  1  s  n  e  r ,  Aenderungen  von  Lafontaines  Hand  an  seinen  'Amours  de  Psyché 

^t  de  Cupidon\    S.  389— 394.  —    Richard  M.  He jer.    Die    Technik  der 

Concourt s,  S.  39$ — 416. 

KLEINE  MITTEILUNGEN.     Johannes  Bolte,  Hiobs  Weib,  S.418 

422.  —    G.  Schleich,    Ueber   die    Quelle   von   Ljrdgates    Gedickt   'The 

d^horle  and  the  Bird\   S.  425—435. 

BEURTEILUNGEN.     191—205    Berliner  Beüräge  zur  gerwtan.  und 

vornan.  Philol.  veröff,  v.  Ebering.     Roman.  Abth.  II:  Hermann  Springer,  Das 

4iUfrorüen%aL  Klagelied   mû  Berücksichtigung  der  verwandten   UUeraturen 

etc.  1895.     ^J^'  Philipp  SÚDOon,  Jacques  d  Amiens.  1895.    IV.  Moritz  Werner, 

Kleine  Beiträge  zur  Würdigung  Alfred  de  Mussets  {.Poésies  nouvelles).  1896. 

V.  Albert  Maaís,  Allerlei  provensalischer  Volksglaube  nach  F.  Australs  'Mü 

rHo*  tusammengestelU  (Alfred  Risop;   schätzenswerte  Beitrage  und  Paral- 

lelen  des  Rezensenten,    besonders  zu  Nr.  V).  —    205  f.  Carl  Voreu^h,   Das 

Merowingerepos  und  die  fränkische  Heldensage.  [Philologische  Studien.    Feu- 

gäbe  far  Eduard    Sicvcrs.     Halle,   Niemcyer,  1 896]  (O.  S  c  h  u  1 1  z  -  G  o  r  a/.  — 

206  —  208   Friedrich  Kraus,    Ueber  Girhert  de  Montr euil  und  seine   Werke. 

Diss.  Würzburg  1896  (Adolf  Tobler). —  223—225    Un  Ustameni  littéraire 

at  J.J.  Rousseau,  p.p.  O.  Schultz -Gora.    Halle  1897.    46S.  S^iEogènc 

bitter;   Rez.  hält  das  Testament  nach  wie  Tor   für  unecht).  —    228  Nicola 

Zingarelli,  La  personalità  storica  di  Folchetto  di  Marsiglia  nella  '  Commedia  ' 


1 28  BBSPRSCEDNOEM. 

di  Danti.  Napoli  1897  [Extr.  dal  wl.  XIX  d. 
logia,   lettere  e  belle  arti].   40  S.   4»  (Ade 
Hecker,   Die  ilalitnisclu  Umgangssprache 
mit   Âussprackekiiftn   dargestellt.     Br^imschwi 
jlîS.   8"  {Adolf  Tobler).  —    456- 
Crémine.    Diss.  Basel  1896.    368.   und   cine   Karle   ( 
459  f.  Die  ntupTirvetaalischen  SprichlcÔrter  der  jüngere 
kandschrifl . . .  A^^.  f.  Alfred  Pillet.  Berlin,  Ebcrinfi,  1897. 
Tobler:  tüchtige  Arbeit).  —  460—461  Ural  Ludwig  S 

Anglais  et  les  Frangaù  (1725),  Agg.  v.  Olio  von  Greyeri.  Bern,  St^L  ,- 
Co.,  1897-  XXI,  Î99  S.  8»  (Adolf  Toblei).  —  478  —  481  O.  GI5de.  dt^M 
/raaiSs.  /nierpuntlionsUAre.  Marburg.  Elwert,  IB97-  XII,  47  S,  (George 
Carel).  —  4B1  f.  Ed.  Schwan,  Grammatik  áts  Allframös.,  yAvfi.  neu  be- 
arbeitet V.  Dielrich  Behrens.  Tkeil  I:  Die  Lautlehre.  Leipzig,  Keisland. 
120 S.  (A.  Kisop).  —  482  f.  Franco  Ridella,  Una  sventura  postuma  di  Gia- 
como Leopardi.  Torino,  Clansen,  1897.  XIX,  juS.  8«  (Brano  Schnabel>. 
W.  Cloétta. 


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Pompen  Fabra,  Coníribució  a  la  gramática  de  la  llengita  catalana. 
Barcelona  189S.  Tipografìa  L'Avenf.  8*.  112  S.  Darslellung  von  Orlho- 
f>raphie,  Laat  und  Form  der  gegenwärtigen  calalaniscben  (ostcatal.)  Schríñ- 
iprache  mit  Rücluicfatnahme  »uf  Altcatalaiiísch  und  Lgteiniich,  die  gute 
Dienite  dem  Leser  neucaCalanischer  Texte  eu  leisten  geeignet  iit,  nod  1896 
auf  den  Joes  Qoralg  in  Barcelona  durch  einen  Preis  ausgezeichnet  wurde.  An- 
gestrebt wird  durch  das  Buch  lagleich  die  Herbeiführung  einer  einheitlichen 
caUlanischen  Rechtschreibung. 

A.  Vidal  et  A.  Jeanroy,  Comptes  consulaires  d" AM,  I3S9— 1360. 
(Bibliothèque  míridion.  I"  ser.  torn.  5),  Toulouie  1900,  Privat.  8°.  CI,  370  S. 
Die  Rechnungen  det  Siadiverwaltnng  von  Albi  in  den  beiden  Jahren,  von 
v.  geschichllicb  beleuchtet  und  erläulerl,  von  J.  \a  Kürze  grammatisch  iDa- 
lysicrt,  gleich  wertvoll  als  liuliurgeschichtliche,  wie  als  mundartliche  Sprach- 
denkmäler. 

Jul.  Poewe,  Spracht  und  Versbuntt  der  Mystires  inid.  du  XV,  s. 
(abgedi.  V.  A.Jubiual,  Paris  1S37).  Diss.  Halle.  8*.  95  S.  Sprache,  Vers 
und  Reim  erlahren  in  den  Mystères  noch  eine  swiespiltige  Behandlung.  Alte, 
neue  und  mundartliche  Sprachform,  reicher  und  nnvollliommener  Reim  wird 
noch  zugelassen.  Der  beabsichtigte  Vers  ist  in  der  Hs.  oft  nicht  richtig  ge> 
schrieben,  konnte  aber  leicht  aaf  die  richtige  Norm  gebracht  werden.  Eine 
Vergleicbung  der  Hi.  ei^b  viele  Flñcbtigkeiten  in  J.'s  Ausgabe. 

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Neuer  Verlag  von  Max  Niemeyer  in  Halle  a.  S. 


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Âdan  de  le  Hale  le  Boehu  d'Aras  herausgegeben  von  Rudolf 
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Bd.  IV:  Der  Karreuritter  (Lancelot)  und  das  Wilhelmsleben 
(Guillaume  d'Angleterre).  8».  1899.  Mk.  20,—.  Ausgabe 
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4".     1900.    Mk.  3,—. 

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französischen  Heldensagen  und  Heldendichtungen.  I.  Die 
Komposition  des  Huon  de  Bordeaux  nebst  kritischen  Be- 
merkungen über  BegriflFe  und  Bedeutung  der  Sagen.  8". 
1900.    Mk.  10 —. 


Druck  von  EhrharJt  Karras.  Halle  a.  S. 


Ausgegeben  den  4.  März  1901.         ,      -  .  , 


s 


ZEITSCHRIFT 


FÜR 


EOMMISCHE  PELOLO&IE 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


Dr.  6U8TÁT  OBÖBEB, 

PROFESSOR   AN   D^R    UNIVERSITÄT  STRASSBURO   1.  E. 


Î4»' 


1901. 


XXV.  BAND.     2.  HEFT. 


HALLE 

MAX    NIEMEYER. 

77/78  GR.  STEINSTRASSE. 
1901. 

Die  Zeitschrift  erscheint  in  Bänden  (von  6  Heften)  zu  25  Mark 


INHALT. 

Carolina  Michaelis  de  Vasconcellos,  Randglossen  zum  altportugie- 
sischen Liederbuch  (i8.  4.  00) i 

J.  Zeidler,  Der  Prosaroman  YsaJ^e  Ic  Triste  (23.  12.  00) i 

P.  Toldo,    Études  sur  la  poésie  burlesque  française   de  la  Renaissance 

(19.  2.  00) 2 

A.  Pellegrini,  Il  Piccinino  (4.  6.  99) 2 

H.  SCHUCHARDT,  Franz,  caillou  ]  coclaca,  —  Über  Laut-  und  Bedeutungs- 
wandel (IO.  II.  00.,  29.   12.  00.,  24.  2.  Ol) 2 

W.  Sucrier,  Nachtrag  zu  Zeitschr.  XXV  94 — 109 2 


Manuskripte   für    die  Zeitschrift    sind    an   den  Herf 
Strafsburg  i.  Eis., 

Universitätsplatz  8 

zu  senden.  An  die  Verlagsbuchhandlung  Max  Niemeyer 
sind  alle  Honorar  und  Sonderabzüge  angehenden  Anfir 
Wünsche  zu  richten. 


Bandglossen  zun  altportagiesischen  Liederbach. 

Einleitung.     II.  Ein  Mantel-Lied.     HI.  Vom  Mittagessen  hispanischer 
Monarchen.    IV.  Pgnna-veira.    V.  Ein  Seemann  mocht'  ich  werden.     VI.  <7i- 
neies  —  Non  ven  al  Maio.     VII.  Eine  Jerusalempilgerin   und  andre  Kreuz- 
fahrer.   VIII.  Tell' Affonso  de  Meneses.     IX.  Wolf- Dietrich.    X.  Das  Zwie- 
spaltslied des  Bonifazio  Calvo.    XI.  Im  Nordosten  der  Halbinsel.    XII.  Romanze 
von  Don  Fernando,   XIII.  Don  Arrigo,    XIV.  Guarvaya,    XV.  Vasco  Martins 
de   Hesende,     XVI.  Der  Sang  von  der  Wachtel.     XVn.  Grafen -Enkelinnen. 
XVBI.  Grüne  Augen.    ^SIX,.  Oh  pino  pino  !  pino  florido  !    XX.  Zebrareiter. 
XZKJ.  Frauen-  und  Madchenlieder  —  Cantos  de  Udino,     XXII.  Serranühas, 
XJXm.  En  un  tiempo  coliflores,     XXIV.  Cantigas  de  viläo,    XXV.  Flicken- 
lieder.    XXVI.  Provenzalisches  und  Altfranzösisches.    XXVII.  Sel  dissi  mai, 
X!X.Vin.  Mazos  e  Maias,     XXIX.  Tristan  und  Isolde  und  andre  bretonische 
Stoffe.    XXX.  Livros  de  Linhagem,    XXXI.  Die  Apokryphen  der  altportu- 
giesischen Litteratur.    XXXII.  Langzeil  •  Gedichte  und  allerlei  Metrisches. 

EINLEITUNG. 

Mit  der  Veröffentlichung  meiner  Beiträge  zur  kulturhistorischen 
îïnd  sprachlichen  Ausdeutung  der  gallizisch- portugiesischen  Lieder- 
l>ûcher  fahre  ich  gerade  jetzt  fort,*  um  den  Cancioneiro  da  Ajuda, 
zu  dem  die  Stofimassen  allzu  sehr  angewachsen  sind,  zu  entlasten; 
^'eichzeitig  aber,  um  gewisse  im  Einleitungsbande  dazu  enthaltene 
£fïesen  durch  eingehende  Erörterung  von  darauf  bezüglichen 
^inzelnheiten  heller  zu  beleuchten. 

Abgeschlossen  ¡st  freilich  kaum  eine  dieser  Randglossen.  Dazu 
'^àtte  ich  die  Geschichtsquellen  viel  genauer  durchforschen  ff/.ssen, 
^Is  es  mir  während  der  textkritischen  und  litteraturgeschic^tlichen 
Studien  zum  Liederbuche  mit  den  mir  in  der  eignen  ^'erkstatt 
^ud  in  nächster  Nähe  zu  Gebote  stehenden  Hülfsmitteln  möglich 
^3J".     Nur  als  Materialiensammlungen  wolle  man  sie  betrachten. 

Regen   dieselben   gerade   durch   ihre   Unfertigkeit   in  Spanien 

^der  wo  sonst   man   über   die  notwendigen  Urkunden-  und  Chro- 

uikensammlungen  verfügt   zu  Widerspruch  und  Ergänzung  an,    so 

^st    die  Zeit   und  Mühe,    die   ich   an   den   spröden  Stoff  gewendet 

uabe,  keine  verlorene  gewesen. 

^  Der  Anfang  {Randglosse  I:  Der  Ammenstreit)  erschien  1896  in  Zeit- 
Schrift  XX,  145  ff.  —  Weiteres,  über  die  32  oben  genannten  Stoffe  hinaus, 
wd  nachfolgen. 

Z<itichr.t  rookPhiL  XXV.  9 


130  CAROLINA  MICHAELIS  DB  VASCONCELLOS, 

Dafs  ich  dem  Leser  die  erläuterten  Texte  der  Regel  nach 
vorführe,  so  wie  ich  sie  nach  langem  Umgang  damit,  leider  aber 
ohne  CV  und  CB  vor  Augen  zu  haben,  zu  restaurieren  vermag, 
wird  man  billigen,  da  ja  eine  brauchbare  kritische  Ausgabe  des 
Gesamt -Liederbuches  noch  nicht  vorliegt  Desgleichen  dafs  ich 
selbst  einiges  Garstige  nicht  umgehe,  wenn  es  zur  Feststellung  der 
Wahrheit  beiträgt 

Ich  beginne  mit  Liedern  Âlfons'  X.  oder  auf  ihn  bezüglichen, 
weil  er  als  König,  als  Gelehrter,  als  Mensch  und  als  Dichter  an- 
gleich tieferes  Interesse  verdient  als  alle  übrigen  Troubadours  zu- 
sammen. 

Cesare  de  Lollis,  der  sich  mit  den  profanen  Gedichten  des 
Kastilianers  in  erspriefslicher  Weise  beschäftigt  hat,  und  Ernesto 
Monaci,  dem  wir  die  erste  Erschliefsung  der  Liederbücher  ver- 
danken, seien  diese  Blätter  gewidmet  —  aus  Dankbarkeit  für  ihre 
Leistungen,  aber  auch  mit  der  ausgesprochenen  Absicht,  sie  zur 
Veröffentlichung  der  ganz  unentbehrlichen  Lesarten  aus  dem  Can- 
cioneiro  Colocci-Brancuti  und  damit  zur  indirekten  Bestätigung 
oder  Verurteilung  meiner  Restaurations-  und  Interpretationsversuche 
zu  bewegen. 

U.    £in  Mantel-Lied. 

So  aufserordentlich  sorgfaltig  Cesare  de  Lollis  seine  Unter- 
suchung über  die  uns  leider  in  beklagenswert  schlechtem  Zustande 
erhaltenen  weltlichen  Gedichte  des  gelehrten  Alfons  von  Kastilien 
auch  geführt  hat,^  so  werden  dieselben  doch  noch  für  lange  Zeit 
Anlafs  zu  Erörterungen  und  Berichtigungen  hergeben.  Auch  zu  Nach- 
trägen, da  keineswegs  alles  Nötige  von  dem  italienischen  Gelehrten 
in  Betracht  gezogen  worden  ist  Abgesehen  von  den  zahlreichen 
Liedern,  in  denen  ein  Rey^  ohne  Angabe  seines  Namens  und  seines 
Reiches,  vorkommt,^  sowie  von  den  seltneren,  wo  etwas  bestimmter 
ein  König  Alfons,  ein  König  von  Kastilien,  ein  König  von  Leon 
und  Kastilien  erwähnt  wird,  scheint  mir  besonders  erwägenswert, 
wer  jener  Rey  oder  Senhor  —  Rey  don  Affonso  —  gewesen  sein 
mag,  der  in  einigen  unbeachtet  gelassenen  Tenzonen  als  Dichter 
auftritt 


^  Cantigas  de  Amor  e  ¿Le  Maldizer  de  Alfonso  el  Sabio,  Rè  di  Castigìia 
in  Stud,  FU.  Rom.  vol.  I  31—66  (1887). 

s  CV  37.  45.  157.  834.  347.  419.  420.  422.  424.  458.  466.  606. 
50e.  5ie.  520.  534.  553.  572.  578.  587.  609.  613.  68L  632.  638.  684. 
638.  639.  707.  708.  752.  755.  756.  758.  759.  863.  854.  886.  910. 
915.  921.  932.  947.  953.  962.  963.  1015.  1024.  1032. 1036. 1087. 1088. 
1043.  1053.  1054.  1082.  1084.  1103.  1131.  1143.  1157.  1172.  1175.  1184. 
U86.  1189.  U93.  1202.  ~  CB  104.  464.  466.  476.  1606.  1612.  1614. 
1516.  1518.  1520.  1521.  1524.  1525.  153L  1632.  1638.  1660.  —  Ohne 
Scheidung  solcher ,  in  denen  von  Königen  von  Portugal  (Sancho  II.,  Al- 
fons ni.,  D.  Denis,  Alfons  IV.),  Kastilien  und  Leon  (Ferdinand  m.,  Al- 
fons X.,  Sancho  IV.,  Alfons  XI.)  oder  Aragon  (Jaime  I.)  die  Rede  ist. 


RANDGLOSSEN  ZUM   ALTPORT.  LIBDEltBUCH.  I3Í 

Drei  einschlägige  Stücke  (CB  886,  CV  U68,  CB  867)  habe 
ich  bis  jetzt  untersucht  und  spreche  sie,  nach  eingehender  Ueber- 
legungy  Alfons  X.  zu.  Das,  welches  wir  als  Mantellied  bezeich- 
nen dürfen  y  ist  überschrieben: 

Vaasco  Gil  fez  esta  cantiga^  d^escamV^  e  de  maldizer. 

Es  lautet:  ,  , 

(I.) 

Rei  don  Alfonso,  se  Deus  vus  pardon, 
d'  etto  vus  venho  [ora]  preguntar 
[e  peco]  qne  panhedes  de  mi  dar 
tal  recado  qne  seja  con  razon: 
5     ¿Qnen  dà  sea  manto,  qne  Ih'  o  guard'  alguen, 
e  Ih'  o  non  dà  tal  qual  o  den,  por  én 
que  manda  [én]  o  Livro  de  Leoni 

tfDon  Vaasco,  eu  fui  ja  clerizón 
e  degredaes  soia  estudar: 
IO    enas  escolas  n  soia  entrar 
dos  maestres  aprendi  tal  liçon: 
que  manto  d'  outren  non  filhe  per  ren  ; 
mais  se  o  m'  eu  melhoro,  faço  ben 
e  non  sOo  por  aquesto  ladrón." 

15  Rei  don  Alfonso,  ladrón  por  atal 

en  nulha  terra  nunca  chamar  vi; 

nen  vos,  senhor,  non  o  oístes  a  mi, 

ca  se  o  dissesse,  diria  mal. 

Ante  tenho-[o]  por  trageitador 
20    —  ¡se  Deus  mi  valha!  nunca  vi  melhor  — 

qnen  assi  toma  pena  de  cendal. 

„Z>0fi  Vaasco,  dizer-vus  quer'  eu  al 
d'  aqueste  preito  que  eu  aprendi: 
oi  dizer  que  tragdtou  assi 
25    ja  üa  vez  un  rei  de  Portugal: 
e  p>or  se  meter  por  mais  sabedor 
ouv(e)  un  dia  de  trageitar  sabor  . .  . 
fez-se  cavaleiro  do  Espita!."  /Q3  X612  =  886.) 

Lesarten,  die  ich  berichtigt  habe:  i  cätiga  —  2  edescarnhe  —  Z.  3 
venho  preguntar  quer  ora  punhade  —  7  Solche  pleonastische  Wiederholung 
von  ¿n  ist  nichts  Seltnes;  doch  könnte  man  auch  lesen:  que  manäa{n)  eno 
tíuro  de  Leon?  —  8  derhon  —  ^  E  degreda  —  i^  o  m*  eu  mit  ethischem 
Dativ?  oder  o  meuì  Mir  scheint  die  erste  Deutung  einen  passenderen  Sinn 
zu  enthalten  —  17  vistes  würde  besser  ins  Versmafs  passen  —  22  ^rea  al  — 
2^  fei  —  Die  üblichen  Schlufskadenzen ,  in  denen  das  Facit  gezogen  zu 
werden  pflegt,  fehlen. 

Don  Vasco  Gil  hat  in  den  Händen  eines  Königs  Alfons  seinen 
Mantel  belassen.  Wie  er  sagt,  zur  Aufbewahrung.  Nehmen  wir 
an,  da  man  einem  König  doch  nicht  so  ohne  weiteres  seinen  Um- 
hang zum  Aufheben  ûbergiebt,  dafs  er  sein  Eigentum  dem  Herrscher 
zum  leiblichen  Schutze  ausgeliefert  hat,  im  Feldlager,  auf  der  Jagd, 

9* 


»32 


CAROUNA    MICBAKLIS    DE   VASCONCELLOS, 


bei  Unwetter  oder  aber  zum  moralischen  Schutte  bei  irgend  eineitt 
nächtlichen  Abenteuer.  —  Daraus  ersieht  man,  dah  er  zu  dea 
Vertrauensmännern  des  Monarchen  gehörte  {PrivaJos  oder  VaÜdos). 
Ein  solcher  aber  wufste  auch,  wie  willkommen  dem  musenfreund- 
licben  Monarchen  eine  lustige  gereimte  Behandlung  jedweden  Vor- 
kommnisses zu  sem  pflegte.  Darum  wirft  der  Höfling  scherzend, 
ais  er  das  Kleidungsstück  in  veränderter  Gestalt,  anscheinend  neu 
hergerichtet,  zurück  erhält,  die  Frage  auf:  „Wenn  lüner  Knem  den 
Mantel  borgt  und  erhält  ihn  nicht  so  zurück,  wie  er  ihn  her- 
gegeben hat,  mit  welcher  Strafe  belegt  ihn  dann  das  leonesische 
Buch?"  —  „Zwar  habe  ich  in  Scholarentracht  dereinst  Decretalicn 
studiert  und  von  den  Magistern  gelernt,  man  solle  Niemand  seines 
Mantels  berauben.  Dafs  aber  ein  Dieb  sei,  wer  ihn  verbessert, 
das  habe  ich  nicht  gelernt."  —  So  ungefähr  lautet  des  Königs 
Antwort.  Das  Wort  Dieb  weist  der  Vertraute  des  Herrschers 
natürlich  zurück.  Vielmehr  nenne  er  den  einen  Tausendkünst- 
ler, der  es  verstehe,  Zindel  in  Pelzwerk  zu  verwandeln.  Als  histo- 
risches Beispiel  ähnlicher  Taschen  Spielerei  wird  datin  noch  auf 
einen  König  von  Portugal  hingewiesen,  der  einst,  aus  Schlauheit, 
den  Hospitaliter-Mantel  angelegt  habe.  — 

Dunklen  Stoffs  genug  für  den  Kommentator.  Zu  viel  sogar 
für  einen,  der,  den  Quellen  nahe  und  doch  so  fern,  über  so  dürf- 
tige historische  Hülfsmittel  verfügt  wie  ich.  Eine  Ueberzeugung 
drängt  sich  freilich  sofort  auf.  Ein  König  Alfons,  zu  dem  von 
Gesetz  und  Rechtspflege  gesprochen  wird,  und  der  selbst  auf  seine 
kirchenrechtlichen  Studien  Bezug  nimmt,  kann  kein  andrer  sein 
als  der  gelehrte  Schöpfer  des  encyklopädischen  SeUnario,  des 
Fuem  Real  mit  den  IVuet'as  Ltyes,  des  Espejo  de  lodos  ¡os  derechos, 
sowie  der  berühmten  Süle  Partidas  —  der  eifrige  Förderer  der 
Universität  Salamanca,  und  zu  gleicher  Zeit  der  fruchtbarste  Poet 
seiner  Tage. 

Trotzdem  mufs  der  Nachweis  erbracht  werden.  Das  livro  dt 
Leon,  der  portugiesische  Koni g-ffpj^/ïii/i'/ir,  cendal  váa  pena,  maestres 
wie  degredats  geben  aufserdem  noch  zu  suchen.  Ob  auch  zu 
finden? 

Zunächst,  was  wissen  wir  über  den  in  so  vertrauten  Beziebungea 
zu  König  Alfons  stehenden  D.Vasco  Gil,  der  sich  in  dieser  Ten- 
zone rechtsbeflissen  zeigt,  und  vom  Partner  an  eine  portugiesische 
rechtskräftige  /a{aiiha  erinnert  wird?  Der  König  giebt  ihm  den 
¿Jon-Titel.  '  Und  da  die  Tenzone  zwar  eine  scherzhaft  spöttelnde, 
aber  doch  mafs-  und  formvoll  ist,  müssen  wir  die  darin  enthal- 
tenen Angaben  für  whkliche,  nicht  aber,  wie  in  einigen  schmähenden 
Streitgedichten,  in  denen  Spielleute  wie  Pero  da  Ponte  und  Lo u- 
renço    gehänselt   werden,    für    Persiflage    halten.'     Jener    Hinweis 

II  IdiJm  fi^t  derselbe. 


I 


I 


RANDGLOSSEN   ZUM    ALTPORT.  LIEDERBUCH. 


133 


sowohl  wie  der  Name  Vaasco  deutet  auf  einen  vornehmen  Portu- 
giesen. Nur  von  einem  solchen  berichten  aber  die  Adelsbücher 
der  Troubadour-Epoche,  und  nur  ein  solcher  tritt  als  Dichter  in 
den  Cancioneiros  auf.  Er  gehört  zu  einer  jener  kleinen  Dynastien 
aas  der  Nordprovinz  [Entrt  Doiro  e  Minho),  die  in  den  ersten 
Jahrhunderten  den  Regenten  ihr  Herrscheramt  sb-eitig  machten. 
I  Sein  Vater  ist  der  alte,  zu  Pombeiro  begrabene  Landgraf  Gil 
I  Vas^tus  dt  Savtrosa,  der  von  1200  bis  gegen  1240  am  portugie- 
sischen Hofe  unter  drei  Königen  eine  der  vornehmsten  Rollen  ge- 
spielt hat,'  zulelït  als  einer  der  wenigen  treuen  Berater  und  Kriegs- 
genossen Sancho's  11,2  £in  Halbbruder  somit  des  Recken  D,  Marlim 
Gil.  des  vietgehafslen  Vertrauten  jenes  Monarchen,  als  dessen 
KAmpe  er  im  J.  1245  die  Schlacht  bei  Porto  gegen  die  Partei 
der  Bischöfe  und  des  Grafen  von  Boulogne  leitete  und  gewann. 
Während  dieser  D,  Martim  Gil  aus  der  ersten  Ehe  des  alten  Egi- 
áitíi  IV/amoder  Valasquiz  mit  D.  Maria  Ayres  de  Fornellos  stammt' 
—  und  somit  den,  ihrer  ersten  Jugendliebe  zu  Sancho  1.  entsprosse- 
nen Königssobn  D.  Martini  Sanches  seinen  Halbbruder  nannte*  — , 
ging  Vasco  Gil  aus  der  zweiten,  bzw.  dritten  Ehe  mit  D.  Sancha 
Gonvalves  d'  Orvaneia^  hervor,  die  man  um  1210  wird  ansetzen 
dürfen  (spätestens).  Durch  noch  eine  Ehe  mit  einer  Giroa.  sowie 
durch  eine  seiner  zahlreichen  leiblichen  Schwestern  —  D.  Teresa 
Gi! ,  die  in  der  Königsburg  zu  Leon  längere  Zeit  als  Favoritin 
Alfons'  IX.  thronte,  während  eine  der  Bas  tard  löchler  dieses  Paares 
später  im  Palast  Alfons'  X.  glänzte,  und  eine  andre  im  Nordosten 
der  Halbinsel  im  Stamroschlofs  der  Herren  von  Cameros  regierte"  — 

>  Mon.  Lus.  XV  e.  4;  XVI  e.  >!.  —  Hercnlano,  Hai.  Port.  Il  358.  388. 
495.  4g6.  —  In  den  Jahren  tljj  — 1140  war  Gil  Vasque«  ädtlhalter  von 
Sonsa  {ttnens  Sausam,  s.  Mia.  Lui.  tV,  Escríl.  XIV);  [I40  gehörte  er  noch 
tn  den  LehendeD.  —  Seinen  Namen  liest  man  unter  lahJreichen  der  in  den 
P.  M.  U.i  Leges  351—630  mitgeteillen  Urkunden,  nämlich  unter  fast  allen 
von  Alfons  II.  bcGtätigten  OrUrechien. 

*  Wählend  der  Mindeijähriglieit  dea  Monarchen  war  er  ein  gewslt- 
ihiliger  LSndetusurpator  gewesen.  —  S.  Here.  II  joo — 506  and  Nova  Maäa 
I  \  17s  und  n  {  187. 

*  Dies  Biiadnî»  mus  vor  1200  geschlossen  worden  sein. 

<  D.  Martim  äancbes  verliels  Faringal  1211,  beim  Ableben  seines  Vaters, 
um  «ich  dem  Hasse  des  Thronerben  lu  entliehen.  Am  leonesischen  Hofe 
kam  er  natârlich  ca  hohen  Ehren,  und  ward  mit  drei  oder  vier  Grafschafien 
belehnt:  IZT9  verwaltete  ei  LJmia  und  Sarria  (lUsco,  Hist.  Leon.  Ap.  6 
|i.403):  1122  Limia,  Toronho  und  Monlenegro  (¿i/.&i^r.  XLI  Ap.  29  P- 3S7). 
Dlis  er  auch  Tiastimar  regierte  und  freihcTrlich  einem  (¡»Hiziscben  Adligen 
SbenDlwottele,  wird  Jm  Gnfenbuch  (P.  M,  H.:  Serif  I.  igS.  194)  behaaptet, 
nod  von  den  meisten  spateren  Geschichtsschreibern  wiederholt,  i.  B.  von 
Doaite  Nunes  de  LeSo  in  seiner  Genealogia  (Schott,  Hisp.  Itlustr.  II  1257). 
Vtm  »einen  Kriegsthaten  und  dem  ritterlichen  i'inii,  den  er  an  den  Tag  legte, 
wenn  er  gegen  Portugal  211  Felde  ziehen  murste,  berichtet  der  Graf  von 
Barcellot  (Script.  1.  c).  —  Lucas  von  Tuy  gedenkt  de«  Sieges  bei  Tejada 
(Schott  IV  1 14),  der  in  die  letzten  glorreichen  Tage  Alfoni'  IX.  fallt.  Vgl. 
anch  Bsp.  Sagr.  XXX VT  App.  p.  142. 

>  Orbaiulia  in  lai.  Dokun 


L 


Vgl.  Randglosie  XI  und  CA  Kap.  VI  I 


r.58. 


3 


134  CAROLINA  MICHAELIS  DE  VASCONCELIX>Sy 

waren  die  damals  üblichen  Verbindungen  mit  den  ausländisdien 
Dynasten  und  Vasallen  hergestellt^  —  An  der  Seite  des  Vaters 
und  des  älteren  Bruders  erscheint  Vasco  Gil  am  portugiesischen 
Hofe.2  Als  Valascus  Egidii  unterzeichnet  er  1238  einen  Ausgleîdi 
zwischen  dem  König  und  dem  Bischof  von  Porto,  D.  Pedro  Sal- 
vador.3  Dafs  er  im  Bürgerkrieg  die  Schicksale  des  Bruders  teilte, 
für  seinen  rechtmäfsigen  Herrn  das  Schwert  zog,^  bei  dessen  Sturze 
ihn  nach  Kastilien  begleitete,  ebendort,  während  Sancho  als  hülsen- 
der Mönch  den  kurzen  Rest  seines  Lebens  zu  Toledo  verbrachte, 
in  der  Nähe  des  kastilischen  Thronerben  am  ruhmreichen  andalu- 
sischen  Feldzug  mitwirkte,  ist  mehr  als  eine  blofse  Vermutung. 
Vasco  zählt  nämlich  zu  den  300  AdUgen,  unter  welche  Alfons  X. 
nach  seinem  Regierungsantritt  die  1248  eroberte  Stadt  Sevilla  ver- 
teilte.^ An  Macht  und  Ansehn  hat  er  jedoch  dem  Martim  Gil 
den  Rang  nicht  abgelaufen.  Während  jener  in  Elastilien  verschie- 
dene Schenkungsurkunden  unterzeichnet  —  z.  B.  25.  Mai  1 254  die 
Urkunde,  durch  welche  die  Ortschaften  Cabra  und  Santisteban  an 


^  Script,  176.  197.  293.  Die  daselbst  verzeichneten  genealogischen  An- 
gaben sind  nicht  frei  von  Widersprachen.  Das  zur  Kenntnis  der  Tronbidoiir- 
Epoche  Wesentlichste  ist  folgendes. 

Aus  der  ersten  Ehe  des  Alten  von  Soverosa  mit  der  verlassenen  Greliebten 
des  Königs  gingen  Martim  Gil  und  Teresa  Gil  hervor.  Das  Uifro  Velho  (153) 
nennt  noch  einen  FemSo  Gil,  den  das  Ldvro  do  Conde  als  Sohn  zweiter  Ehe 
bezeichet  Martim  Gil  vermählte  sich  in  Leon  mit  einer  Castro,  aus  dem  Ge- 
schlecht der  Pertigueiros  de  Santiago,  Von  ihnen  stammt  der  erste  Herr  von 
Albuquerque  ab.  —  Teresa  Gil,  die  mit  dem  Bruder  121 1  nach  Leon  aber- 
siedelte, schenkte  dem  unverwüstlichen  Alfons  IX.  vier  oder  fünf  Kinder: 
darunter  Martim  Affonso,  der  einer  portug.  Sousa  die  Hand  reichte  und  Maria 
Affonso,  mit  welcher,  als  junger  Wittwe  des  Alvaro  Femándes  de  Lara  „o  que 
jaz  em  Fiteiro"  (cf.  Rod.  Toi.  IX  e.  9),  Alfons  X.  Beziehungen  anknüpfte,  denen 
das  Königskind  Bringueira  entstammt  (vgl.  Randglosse  X). 

Zu  den  Kindern  aus  zweiter  Ehe  mit  Sancha  Gonçalves  d*  Orvaneia  — 
im  Uvro  Velho  {Script,  176)  kommt  sie  erst  in  dritter  Reihe  —  gehört  aafser 
unserm  Vasco  eine  D.  Guiomar,  und  ein  Manrique  (im  Livro  Velho  Anriçue), 
von  dem  weiter  unten  die  Rede  sein  wird  (  Anm.  5). 

Die  dritte  bzw.  zweite  Gemahlin,  die  Spanierin  Maria  Gonçalves  Giron, 
brachte  der  Familie  einen  Zuwachs  von  weiteren  fünf  Kindern,  von  denen 
nur  eines,  D.  Dordia  (d.  i.  Dordea  =  Dorothea),  fur  onsere  Untersuchungen 
in  Betracht  kommt. 

Mit  ihr  und  der  Halbschwester  Guiomar  beschäftigt  sich  Jo3o  de  Gui- 
1ha de  im  37.  Liede  des  CV,  das  ich  am  Schlüsse  mitteile. 

»  Here.  II  358  und  496. 

'  Diss,  Chron.  IV  2  App.  No.  3. 

*  In  einem  Kampfe  unweit  Leiria's,  über  den  nichts  Näheres  bekannt 
ist,  geriet  er  1245  oder  1248  in  Gefangenschaft. —  Here.  II  412  Ajun.  2:  414 
und  425. 

*  Mon.  Lus.  XV  e.  4  nennt  in  der  Liste  der  portug.  Sevilla  -  Streiter, 
gleich  nach  dem  Infanten  D.  Pedro,  unsern  D.  Vasco  Gril  und  seine  Bruder 
Manrique  und  Joäo.  —  In  der  Urkunde,  wie  D.  Pablo  de  Espinosa  sie  in  der 
Segunda  Parte  de  la  Historia  y  Grandeza  de  la  Gran  Ciudad  de  Sevilla 
druckt  (1630),  steht  der  Infant  unter  den  Fürsten  (f.  i),  die  drei  Brüder  Gil 
aber  gleich  zu  Anfang  der  portug.  Ritter,  unter  welche  Gelmus  verteilt  wurde 
(f.  7V).  Zu  den  Granden,  welche  1250  das  Fuero  de  Sevilla  unterzeichneten, 
gehört  er  nicht. 


Ri^NDGLOSSBN  ZUM  ÂLTPORT.  UBDERBUCH.  I35 

Ubeda  fielen,  in  Gemeinschaft  mit  zwei  andern  portugiesischen 
Sevilla-Kämpfern^  — ,  kann  ich  wenigstens  Vasco's  Namen  unter 
solchen  Schriftstücken  nicht  nachweisen.  Und  ebenso  wenig  in 
der  Heimat,  wohin  beide  zurückgekehrt  zu  sein  scheinen,  nachdem 
des  Grafen  von  Boulogne  Thronrecht  mehr  als  durch  päpstlichen 
Machtspruch  durch  Sancho's  Tod  unumstöfslich,  und  weitere  Oppo- 
sition gegenstandslos  geworden,  momentane  Eintracht  Portugals  mit 
Kastilien  aber  durdi  Alfons'  III.  Ehebund  mit  einer  Tochter  ÂI- 
fons'  X.  hergestellt  war. 

Martim  Gil  finden  wir  seit  1255  in  der  Nähe  Alfons'  UL^ 
Von  Vasco  wissen  wir  nur,  dafs  er  sich  in  Portugal  mit  einer 
Tochter  des  D.  Fernand'  Eannes  (mit  dem  Zunamen  Che  ira)  aus 
dem  Geschlecht  derer  de  Riba  de  Vizela  e  de  Cambra,  ge- 
nannt D.  Froilhe  Femandes,  vermählt  hat^  Kaum  später  als  1 255, 
da  einer  seiner  Söhne,  als  er  1277  in  dem  von  neuem  entfachten 
Bürgerkriege  im  Kampfe  bei  Gouvea  fiel,^  bereits  ein  Töchterchen 
besáis,  D.  Guiomar  Gil  II.,  mit  welcher  sich  gegen  Ende  des  Jahr- 
hunderts ein  Joäo  Rodrigues  de  Briteiros  vermählte,  der  in  einer 
späteren  Randglosse  wieder  auftauchen  wird.^ 

Der  Zeitabschnitt,  in  dem  also  der  historische  D.  Vasco  Gil 
mit  König  Alfons  in  Kastilien  zu  dichten  Gelegenheit  gehabt  hätte, 
umfafst  die  Zeit  von  1247  bis  etwa  55.  Da  der  Fürst  jedoch  als 
König  angeredet  wird,  verkürzt  sich  die  Frist,  in  der  die  Tenzone 
entstanden  sein  muTs,  auf  die  ersten  vier  Regierungsjahre.  An 
Alfons  IX.  zu  denken,  dessen  Beziehungen  zu  den  Soverosas  laut 
S.  134  Anm.  I  ebenso  intime  waren  wie  die  Alfons'  X.,  ist  somit 
nicht  zulässig,  trotzdem  die  Bezugnahme  auf  das  Livro  de  Leon 
dazu  zwang,  ihn  zuerst  nicht  aus  den  Augen  zu  lassen. 

^  Nobl,  And,  II  c.  I .  Vgl.  ebenda  c.  9  die  Schenkungsurkunde  über  die 
an  Baeza  abgetretene  Torre  de  Gil  de  Olit.  Freilich  kann  es  sich  hier,  und 
in  allen  einschlägigen  Fällen,  auch  um  einen  andern  gleichnamigen  portug. 
Magnaten  handeln,  den  Sohn  des  Gil  Martins  de  Riba  de  Vizela.  Um  so 
mehr  als  in  der  letztgenannten  Urkunde  dieser  unmittelbar  vor  D.  Martim  Gil 
imterzeichnet. 

»  Here,  n  412.  —  P.  M.  H.:  Le^^âs  665.  683. 

»  Scrij^.  153.  176.  199.  295.  —  Cheira  wird  im  Spottlied  CV  1080 
erwähnt 

*  Nova  Malia  I  §  183;  Il  §  149.  198  u.  54.  —  Ueber  den  Bürgerkrieg 
gegen  Ende  der  Regierung  Alfons  III.  s.  Here.  Ill  150.  —  Mon,  Lus.  XV  c.4 
und  Script,  4:  Era  MCCCXV  feria  V<»  comissum  fuit  bellum  inter  Pet  rum 
stephani  de  thaauare  et  fernandum  alfonsi  de  Caambria  in  quo  belìo  ex  parte 
fernandi  alfonsi  (seines  leiblichen  Vetters)  nobilis  quidam  nomine  donus 
Egidius  ucdasci  solus  inter iit  et  nullus  alius  {Chron.  Conimbr.). 

^  Gil  Vasques  II.  war  mit  Aldonça  Annes  da  Maia  vermählt  (cf.  Nova 
Malta  I  §  235),  deren  Reize  Alfons  III.  bestrickt  haben  sollen.  —  Ein  andrer 
Sohn  des  Dichters,  D.  Martim  Vasques,  fìel  1286  bei  Alfaiates  an  der 
Seite  des  rebellischen  Alvaro  Nunes  de  Lara.  Script,  295  und  Mon.  Lus. 
XVI  c  5 1  (wo  übrigens  sein  Name  nicht  erwähnt  ist).  —  Eine  seiner  Töchter, 
Sancha  Vasques,  heiratete  Femam  Femandes  de  Lima  e  BaiSo,  mit  dem  Bei- 
namen Päo'Centeio  =  Roggenbrod.  Beider  Sohn,  D.  Joäo  Femandes  de 
Lima  —  des  Vasco  Enkel  also  —  vermählte  sich  mit  einer  Tochter  des 
Troubadours  D.  JoSo  d'Aboim. 


136  CAROLINA   MICHAELIS    DE   VASCONCELLOE, 

Die  fragende  Erwähnung  dieses  GeseUbnches,  gleichviel  ob 
das  Fuero  Juzgo  oder  das  Fuero  de  Leon  gemeint  ist,  in  die  Zeit 
1252 — 55  zu  verlegen,  geht  auch  darum  sehr  wohl  an,  weil  sich 
der  König  gerade  damais  aufs  eifrigste  seiner  grofsartigeD  gesetz- 
geberischen ThätigVeit  widmete.  Noch  vor  1253  wurde  das  íuíro 
Real  nebst  den  Ä'uevat  Leyes  sowie  der  Espejo  de  todos  ¡os  derechos 
redigiert  (d.  h.  ehe  Alfons  den  Titel  de  Algarve  angenommen  hatte), 
worauf  von  1256 — 63  an  dem  umfassenden,  aXs  Stete  Partidas  inai' 
bekannten  Libro  de  ¡as  Leyes  gearbeitet  wurde. 

Noch  eioen  Zug  aus  dem  Leben  des  Vasco  Gii  vermag  ich 
imzufuhren,  der  dafür  spricht,  dafs  wir  ihn  mit  dem  rechtskundigen 
Poeten  identifizieren  dürfen,  der  König  Alfons  anredet.  Ursprüng- 
lich war  derselbe  nämlich  zum  Geistlichen  bestimmt  gewesen.  Wie 
das  Grafenbuch  angiebt,  halte  er  die  ersten  Weihen  bis  zum  Sub- 
Diaconus  empfangen:  fay  d'  epistola;  vertauschte  dann  jedoch  das 
lange  Gewand  os  longos  pannos  mit  dem  Ritterharnisch.  Gleichwie 
der  König  abet  hätte  er  dementsprechend  sagen  können; 
cu  hii  ja  clerizón 
e  degrcdaïs  soia  cstudar, 

denn  ein  Adliger  wie  er  hatte  Anwartschaft  auf  die  höchsten  Prä- 
lateowürden,  und  mufsle  regelrechte  Studien  absolviert  haben.* 

Anscheinend  könnte  man  zweic:rlei  unter  dem  Livra  de  Leon 
verstehen.  Das  Livro  Juzgo  imd  das  Fuero  de  Leon?-  Das  wesl- 
gotische  Gesetzbuch  blieb  bekanntlich  in  Leon  Jalirhunderte  lang 
rechtskräftig,  selbst  noch  nach  der  endgültigen  Vereinigung  von 
Löwe  und  Turm  unter  Ferdinand  111,,  ja  selbst  noch  nachdem 
Alfons  X.  seine  reformatorische  Thätigkeit  entfaltet  hatte,  in  dem  1 
idealen  Bestreben,  den  allmählich  den  Mauren  entrissenen  Pro- 
vinzen und  ihren  mit  Sonderrechten  verschiedenster  Art  privile- 
gierten Städten  und  Städtchen  ein  einheitliches  nationales  Recht 
zu  geben,  aus  römischen  Gesetzen,  Westgoten-Sitte,  Kirchen- 
satzungen und  dem  in  den  Foraes  und  im  Fuere  viejo  nieder- 
gelegten   traditionellen   Brauch    kunstvoll    in    einander    gearbeitet^ 

'  Aus  den  Scheoliunecii,  welche  Gil  Vasques  der  Alte  und  sein  Sohn  den  j 
Hospitalitem  und  speiiell  dem  ICIoslet  Pombeiro  zuwies,  darr  man  nicht  fot- 
gem,  dafs  der  Dichter  dem  Orden  zugehotle.  Zum  Teil  waten  dicselbrn 
nichts  als  Herausgabe  von  konlgl.  Sesitzlümetn,  welche  währrod  der  Minder- 
jährigkeit Sancbo's  U.  usurpiert  worden  wnren.  Das  gilt  i.  B.  von  der  Viltà 
de  Sesmires  e  toda  a  terra  de  yalles.  Der  Monarch  halte  dieielhen  seinem 
Kapellan  geschenkt;  dessen  Sohne  wurden  sie  vom  Herrn  von  So 
rissen,  der  sie,  als  es  zum  Sterben  kam,  den  l^Iospìtalìtern  vermachle.  Nova 
Malta  I  \  1E3  and  275;  11  9S.   149.  [87. 

'  Oder  noch  ein  drittes?   Ist  das  Liber  Legis  oder  Judicium  Legion       .    ^ 
das  in  §  1%  der  Cortes  de  Leon  v.  J.  118S  erwähnt  wird,  nur  dn  andrer  Name 
für   das  Fuero  Ju»goì     Oder   ist    darunter    eine    Sammlung    zu    verstehen,   in 
welche  die  bonos  mores,  façanhas,  d.  h.  Rechtssprüche,    eingetragen  wurden, 
die  iür  ipätae  Falle  als  Vorbild  dienen  sollten? 

■  Auch  was  der  Grnrskaniler  Kastiliens  in  seiner  Chronik  Peters  des 
Grausamen  zum  Juhre  1351   (c.  19)  berichtet,  verdient  Beachtung.    Der  Schi ult- 


e 

1 

I 
I 
I 


RANDGLOSSEN   ZUM    ALTPOKT.  UEDERBL'CH.  I37 

I  Bilan  erinnere  sich  ferner,  dais  das  Libcr  Judimm  audi  über  Leon 
bínaos  Galligkeit  erlangte;  dafs  noch  Ferdinand  III.  es  für  Car- 
mona  nnd  Cordova  in  die  Vulgürsprache  umsetzen  Iters,*  sowie  dafs 
es  etwas  später  auch  auf  Murcia  ausgedehnt  ward;  und  drittens 
dafs  im  gallizischen  Santiago  de  Compostella  und  allen  ihm  unter- 
stellten Orten  wenigstens  Appellation  an  das  Libro  gestattet  war.^ 

Seine  Gültigkeit  war  freilich  eine  stark  beschränkte.  Beschrankt 
eben  durch  das  aus  dem  Gewohnheitsrecht  hervorgegangene,  fur 
das  Volk  bestimmte  lÄvro  de  I^on,  welches  Alfons  V,  —  el  dt  los 
bumot  futrot  —  auf  der  lozo  nach  Leon  berufenen  Prälaten-  und 
Magnaten  Versammlung  redigieren  und  bestätigen  liefs.  Mit  seinen 
49  bedeutsamen,  wellliche  wie  geistliche  Bedurfnisse  gleichmäfsig 
berücksichtigenden  Dekreten  ward  es  rasch  mehr  denn  ein  blofser 
Freibrief  fur  die  Stadi,  ein  das  Fuero  Juzgo  z.  T,  vervollständi- 
gendes, z.  T.  ersetzendes  Corpus  juris  für  das  ganze  sich  dehnende 
ond  entwickelnde  Königreich*  und,  wie  der  ältere  Kodex,  hinaus 
über  die  eigentlichen  Grenzen  des  Landes,'  und  blieb  ea  bis  ans 
Ende  des   13.  Jhs.  nnd  noch  ins    14.  hinein  (bis  etwa   1356), 

Ich  meine  —  mit  dem  Vorbehalt,  der  sich  aus  S.  t  j6  Anm.  2 
ergiebt  — ,  dafs  die  Troubadours  dies  letztere  im  Sinne  hatten,^ 
nicht  aber  den  ja  auch  in  Portugal  herrschenden  Goten-Kodex 
alleÍTL  Zwar  wird  derselbe  in  den  alten  Handschriften  und  von 
den  Benutzern  bald  Libtr,  bald  Foi^um  genannt.  Der  Zusatz  de 
Leon  kann  jedoch  von  Rechts  wegen  nur  den  jüngeren  Kodex, 
und  zwar  vornehmlich  Kanon  20 — 48,  charakterisieren.  Dafs  man 
auch  diesen  unterschiedslos  bald  Über,  bald  Foro  genannt  hat, 
beweisen  zum  Ueberflufs  unsere  Cantigas. 

taxx  taotet:  E  llama-se,  en  Tolède,  Caíteílano  todo  aquel  que  ts  de  tierra 
dtl  stñario  dtl  Rey  de  Caitilla  do  non  se  j'uiga  for  el  Libro  jfutgo.  Deb- 
Elcichen  in  der  ahcn  Chronik  Atraas'  X.  (c,  9)  die  auf  des  Gelehrten  Ge- 
fclies^piegel  beiügliehe  .Stelle;  mandó  facer  el  fuera  dt  las  ¡eyii,  en  que 
aiummà  muy  brevemente  muchas  leyes  de  los  derechos.  E  dia  lo  por  ley  e 
per  fuero  a  ¡a  ciudad  de  Bürget  e  a  otras  cidades  1  villas  del  regno  de 
Castilla,  ca  en  el  regno  de  Leon  avian  el  Fuero  yuzgo  que  los  Godos 
avieron  fecho  en  Toledo. 

I  '  Schlfci,  Cesehiehie  Spaniens  II 412 — 41S;  Amador  de  loa  Rios  11410; 

I     Baist,   Gnindrifs  {  24. 

»  An  welches  Libro  die  Richter  von  Santiago  de  Compostella  appellierea 
■latlten,  ob  au  das  Fuero  de  Lean,  oder  an  das  Fuero  yutgo,  ist  noch  heale 
eine  Streitfrnge.  —  Zu  Esp.  Sagr.  XXXV  c,  V(niit  Anhang)  s.  Lopes  Fer- 
teifo,  Fueros  Municipales  de  Sanliage,   1895.  —  Cf.   Rev.  crii.  I  131. 

»  Rod.  Toi.  (+  1147)  sagt  von  ihm:  leges  gothicas  reparaiiit  et  alias  ad- 
didit  guit  in  regno  Legionis  etiam  hedie  BÖservantur  (V  I9.     Cf.  VI  9  u.  13). 

—  LnC.T0d.fl9:  Dedil  ei  bones  foros  el  mares  quoi  debet  habere  tarn  civitas 
quam  toíum  legionense  rignum  a  flumine  Pisuerga  usque  ad  extremam 
GaUaeciae  partem  in  perpttuum. 

'  Aguirrc.  Concilia  Bisp.  IV  386.  —    Marin«.   Ensayo   Hist.  Grit.  156. 

—  E,p.  Sagr.  XXXV  c.  V  u,  Ap.  lï  u.  16.  —  Aschbach,  Spanien  und  Per- 
tugi unter  Almeraviden  und  Almohadea  8.363.  —  Schäfer,  Gesch.  Span. 
n  414-  —  P-  M.  H.:  Leges  I  135. 

*  Die  leoDcsischen  Richter,  an  welche  appelliert  werden  durfte,  hiefsen 
Jueces  del  LOiro  y  del  Fuero. 


138  CAROLINA  MICHAELIS  DB  VASCOMCBLLOS, 

Der  Bezeichnung  livro  de  Leon  bedient  sich,  aufser  D.Vasco 
Gil,  noch  ein  gallizisch- portugiesischer  Dichter,  wie  ich  zeigen 
werde.  1  Vom  foro  de  Lean  sprechen  mehrere.^  Alle  natûrlidi 
ohne  des  Gesetzes  Inhalt  und  Wortlaut  genau  im  Kopfe  zu  haben; 
vielmehr  mit  dichterischer  Freiheit  in  Fällen,  wo  sie  ebenso  gut 
kurzweg  das  Gesetzbuch,  das  Gesetz  hätten  sagen  können  — 
eine  Verallgemeinerung,  die  bis  1255  begreiflich  ist^  — ,  und  länger, 
da,  wie  gesagt,  das  grofse  philosophierende  Hauptwerk  Alfons*  des 
Gelehrten  niemals  Anwendung  fand,  selbst  in  Kastilien  nicht 

Wo  ein  gallizischer  segrel  —  Affons*  £annes  do  Cotom, 
dessen  Hauptthätigkeit  sich  am  Hofe  Ferdinands  III.  und  Alfons'  X. 
abspielt  —  in  einem  burlesken  Schmutzlied  ausdrücklich  versichert 

pero  juro -vus  que  non  sd 

ben  este  foro  de  Leon, 

ca  pouc'  á  que  aqui  cheguei  * 

meint  er  nichts  als  „ich  kenne  die  Landessitte  hier  in  Leon 
nicht",  gerade  so  wie  ein  andrer  Dichter  einmal  a  for  de  Casiella 
im  Sinne  von  „nach  kastilischer  Art"  verwendet* 

Wo  hingegen  Ayras  Peres  Vuitorom,  der  eifrigste  Ver- 
teidiger Sancho's  II.,  der  mit  Vasco  Gil  sicher  bekannt  war,  von 
einem  zu  Unrecht  freigesprochenen  Verräter  handelt,  der  wegen 
aleiv^  e  iraiçon  nach  leonesischem  Gesetz  Todesstrafe  verdient  hätte,* 
und  auch  wo  der  Admiral  Pay  Gomes  Charinho  von  gewissen 
Vorrechten  redet,'^  ist  die  obige  Auslegung  nicht  statthaft 

Und  erst  recht  nicht,  wo  ein  andrer  Gallizier,  der  mittelalter- 
lich rüde  aber  lustige  Schelm  Joäo  Ayres  de  Santiago,  in  einem 
unsaubren  Spottliede  auf  das  Livro  de  Leon  verweist  Er  stellt  sich 
darin  liebeskrank;  klagt  die  Schöne,  die  an  seinem  Tode  Schuld 
ist,  des  Mordes  an  ;  und  verlangt  in  zweideutiger  Weise  Anwendung 
einer  die  Volksphantasie  naturgemäfs  erregenden,  grausigen  KriminaU 
bestimmung,  nach  welcher  der  Todschläger  im  Grabe  lebendig 
unter  seinem  Opfer  zu  liegen  kam:  sepeliaiur  vitms  ei  inier fectus 
super  eum  projiaaiur.^ 

Diese  Bestimmung  findet  sich  jedoch  keineswegs  in  dem  Texte, 
auf  den  der  Spötter  sich  beruft,  sondern,  auf  hispanischem  Ge- 
biete, in  den  Ortsrechten  von  Cuenca,  Sepulveda,  Baena,  Plasencia, 
und,   auf  portugiesischem,  ausschliefslich  im  forai  des  fränkischen 


*  Joäo  Ayres  de  Santiago.  CV  1076. 

«  Ayras  Peres  Vuiturom  OV  1096.  —  Affons' Eannes  do  Co- 
tom OVmS.  —  Pay  Gomes  Charinho  CV  1158. 

'  Nach  diesem  Datum  wurde  àd^s  fuero  real  verschiedenen  kastilischen 
Städten  verliehen  und  der  Espejo  oft  zu  Rate  gezogen. 

*  OV  1113.  —  Darin  handelt  es  sich  in  gröbster  Weise  um  das  Wort: 
Und  sie  soll  vom  Manne  gebären. 

»  CV  1028. 

"  CV  1096.  —  S.  am  Ende  dieser  Studie  den  Liederanhang  (3). 

7  CV  1158.  —  Es  bildet  den  Gegenstand  von  Randglosse  IIX. 

8  OV  1076.  —  S.  Uederanhang  (4). 


RANDOLOSSKN  ZUM   ALTPORT.  LISDERBUCH.  I39 

Ortes  Lourinhan  und  in  Marmelar.^  Im  Fuero  de  Leon  §  24  wird  hin- 
gegen, wie  schon  im  Westgotenrecht,  Mord  durch  eine  Geldsunmie 
gesühnt:  100 — 500  Solidos,  oder  die  Hälfte  der  fahrenden  Habe 
des  Missethäters;  und  auch  das  nur,  falls  derselbe  innerhalb  neun 
Tagen  ergriffen  werden  konnte. 

Eine  Bestimmung  über  den  Manteldieb  enthält  übrigens  das 
Fuero  de  Leon  ebenso  wenig  wie  das  Fuero  Juzgo,  Ich  würde 
eine  solche  eher  in  den  Aufiseichnungen  vermuten,  welche  die 
Grundlage  des  Fuero  viejo  bilden.^  Wem'gstens  findet  sich  die 
entsprechende  Verfugung  auf  portug.  Boden  in  einem  Âdelserlafs 
Alfons'  IIL  Siabelectmenio  em  como  as  casas  dos  filhos  d*  algo  devem 
ser  guardadas,     Sie  lautet: 

Item:  qaemqiier  que  filhar  capa  on  cerarne  ou  pele  ou  alguma  vesti- 
dura ou  cobertura,  peyte-a  en  dobro,  ataa  IX  dias.  E  se  o  nom  peytar 
fique  eno  consentimento  (sic!  —  statt  cousimento  :=  remaneat  in  causimento) 
do  meyrinho  e  peyte  a  mim  por  cada  huum,  dous  mará  vedis.* 

Den  Doppelwert  hat  der  königliche  Mantelempfanger  unsrer 
Tenzone  genau  genonunen  wohl  nicht  gezahlt  Jedenfalls  aber 
einen  höheren:  schweres  Pelzwerk  (pena)^^  an  Stelle  von  leichtem 
Seiden -Zindel  {cendal) fi  der  nur  für  bestimmte  Kleidungsstücke, 
wie  Frauenblusen  oder  -rocke,  den  Modeforderungen  entsprach,^  als 


1  Leges  448  u.  489.  —  Here.  IV  86.  461;  I  403. 

'  Ueber  das  traditionelle  Gewohnheitsrecht  des  kastilischen  Adels  siehe 
Lafuente  I  382. 

•  Leges  191,  —  Cf.  ib.  190:  Decretum  Domini  Regis,  Quicumque  acce* 
ferie  alicui  capam  zuramen  pellem  aut  aliquam  uestem  aut  aliquod  coope- 
rimentum  pectet  ipsum  in  duplo  usque  cui  nouent  dies,  et  si  iliud  non  pecta- 
uerit  remaneat  in  causimento  de  meirino  et  pectet  mihi  pro  unoquoque  II 
morabäinos.  —  Cf.  Äfon.  Lus,  XV  e.  13. 

•  Ueber  pennas  s.  Leges  192  — 196.  —  Vgl.  Randglosse  IV  u.  XIV. 

^  Wären  diese  Randglossen  speziell  für  Portugal  bestimmt,  so  mufste  ich 
aber  cendal,  tendal,  sindal  Längeres  und  Breiteres  mitteilen,  da  ein  so  gründ- 
licher Kenner  des  Mittelalters  wie  Gama  Barros  I  534  bekennt,  er  wisse  nicht 
was  das  im  Elucidario  fehlende  Wort  bedeute.  Da  ich  dem  Ausland  jedoch 
nichts  wesentlich  Neues  über  Stoff,  Farbe,  Wert  und  Verwendimg  zu  bieten 
habe,  verweise  ich  die  hiesigen  Forscher  auf  Fr.  Michel's  Recherches  sur  les 
Etojfes  de  soie  (Paris  1852)  und  P.  Meyer's  Anmerkungen  zum  Flamenca- 
Roman  ;  Du  Gange  s.  v.  cendalus,  sendadus,  —  Was  Portugal  betrifft,  so  sei 
nur  bemerkt,  dafs  cendal  auffallenderweise  in  der  Preistabelle  vom  J.  1253 
nicht  vorkommt,  wohl  aber  in  der  Kleiderordnung  Alfons'  IV.  Im  Lieder- 
buch begegnen  wir  ihm  in  CV  847  und  948  (in  Braga's  Ausgabe  auch  noch 
in  No.  1031);  bei  Alfons  X.  in  CM  282,  14.  —  Als  Futterstoff  steht  es 
meist  gegensätzlich  der  penna,  d.  h.  dem  Pelzfutter  gegenüber.  Wo  es  sich 
um  Wertangabe  handelt,  neben  Sammet  und  Purpur  oder  Scharlachtuch. 

•  CV  948:  £  pesa-m'  én  e  é  mi  mal 

que  Ih'  escamiron  seu  brial 

que  era  nov'  e  de  cendal. 
Im  unmittelbar  folgenden  Spottlied  wird  dasselbe  Kleidungsstück  als  brial  de 
Sevilha  bezeichnet  Aus  den  voranstehenden  (945 — 947)  haben  wir  erfahren, 
dafs  es  zur  Weihnachtszeit  einer  schönen  Infançda  geschenkt  worden  war. 
Wieder  ein  andres  Gredicht  (CV  796)  klärt  darüber  auf,  was  für  ein  Oberkleid 
der  Frauen -¿r¿a/  gewesen  sein  mufs. 


140  CAROLINA    MICHAELIS    DE   VASCONCELLOS, 

Schmuck  des  Mantels  eines  Rùo-hûmfm  aber  dem  Monarchen  miß- 
fallen, wenn  nicht  gar  gegen  einen  Paragraphen  der  Kldderord- 
nang  veratofsen  raochle.  Ich  sage  ais  Schmuck  (guarniçSo),  und 
stelle  mir  vor,  es  handle  sich  um  eine  Einrassung  —  wie  sie  die 
hochinteressante  Prdstabelle  Alfons'  UI,  vom  J.  1253  unter  cum  penna 
oder  scotada  cum  pernia  versteht.^ 

An  einen  Mantel  para  graph  en  wie  den  obigen  aber  dachten 
Alfons  X.  und  Vasco  Gil,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach.  Das  por- 
tugiesische Dekret  war  bald  nach  den  Corles  de  Gui  maraes  (1250) 
erlassen  worden.-  Den  entsprechenden  und  gewifs  vorbildlichen 
hispanischen  Text  vermag  ich  nicht  anzuführen,  zweifle  aber  nicht 
an  seinem  Vorhandensein  schon  vor  den  Cortes  de  Valiadolid  vom 
J.  1258.  Auch  eine  Art  Kleiderordnung  mufs  an  beiden  Höfen 
damals  erlassen  worden  sein,  mit  Ein  Eel  bestimmun  gen  ahnlich  den 
von  Alfons  IV.  verfügten. >  Das  schliefsc  ich  aus  einem  Spotl- 
liede  des  CV,  worin  einem  filzigen  Infan(on  von  demselben  alfon* 
sinischen  Troubadour,  der  sich  mit  den  Schwestern  unsres  Vasco 
Gil  beschäftigt  hat,*  vorgeworfen  wird,  er  übertrete  des  Königs 
Gebot  —  0  degredo  del  rey;  denn  dieser  habe  verfügt,  der  Mantel 
des  Iiifançon  solle  alle  zwei  Jahre  erneuert  werden,  er  aber  trage 
den  seinen  nun  schon  im  dritten  oder  vierten  Jahre. ■'^ 

Das  Studium  der  Dckretalien,  auf  das  König  Alfons  sich 
in  seiner  Entgegnung  bezieht,  könnte  man  mit  einiger  Wahrschein- 
lichkeit ¡n  die  Epoche  der  Vorarbeiten  zur  Gesetzes -Reform  ver- 
legen, in  der  die  Tenzone  entstanden  ist,  um  so  mehr  als  schon 
Ferdinand  111.  dieselbe  geplant  und  zu  ihr  angeregt  hatte.  Der 
Wortlaut  zwingt  jedoch,  an  vergangene  Zeiten,  also  an  des  Ge- 
lehrten Mocedades,  zu  denken.  Zwar  wurde  Salamanca  erst 
1254  (durch  die  Bullen  Papst  Alexander's  IV.  vom  25.  Mai,  13.  JuH 
und  I.  Oktober)  erweitert  und  den  drei  europäischen  Esludos  Gt- 
ntralei  —  Paris,  Oxford,  Bologna  —  gleichgestellt,  nachdem  Alfons 

'  Für  „Fuller"  wurde  forre,  für  „geiütterl"  áehraáo  gesagt,  Leges  I96. 
Von  der  gamaeha,  dem  tabardo  und  maulo  cum  penna  und  sine  penna  ist 
daselbst  mehrfach,  die  Rede.  Und  in  der  tmgedtucktcn  Verordnung  von  1340 
Imdet  sich  sogac  com  penna  ou  com  cendal  mit  Be^ug  auf  tabardo,  manto 
oder  pannos  (¡m  Sinne  von  „Aniug")  Duliende  von  Malen,  wo  auseinaDder- 
gesetit  iai,  welches  Tuch,  welcher  Schnitt  und  welcher  Bes^kti  dem  KSoig  uod 
der  Königs familie,  dem  Rico-homem.  dem  Cavalleiro,  Escudeiro  und  CidadSo 
erlaubt  war.  und  wie  oft  er  sich  beim  Schneider  neu  einkleiden  durfte.  Siehe 
Gama  Barros  I  533  —  536. 

»  Die  Haupldekrete  Alfons'  III.  über  seinen  eignen  Hautbalt  und  den 
seiner  Untetihanen  fallen  in  die  Zeit  von   1250— 1161  {Leget  igt  — 110), 

*  Es  wird  darin  unter  vielem  andetu  festgestellt,  der  Magnat  dürfe  sich 
jSbrIich  drei  Ancüge  com  penna  eu  cam  cendal,  der  Ritler  ihrer  xwei,  der 
Escudeiro  sich  jährlich  einen  neuen  Anzug  lem  penna  nem  cendal  lalegcn. 
—  In  der  ungleich  einfacheren  und  sparsameren  Zeit  Alfons'  III.  muíste,  dem 
AüKhein  nach,  ein  Anzug  selbst  dem  Rico-homem  und  Infanion  ganze  iirei 

*  Jolo  de  Guilhade.  CV  37. 

>  CVU03.     S.  den  Liederanhang  (5),     Vgl.  CVU09, 


I 


I 


K&MDGLOS5EK   ZUM    ALTPORT.  LISDERBÜCH.  I4I 

tvfci  Jahre  juvor  (g.  November  1252}  die  Staiuton  angefertigt  hatte, 
kraft  deren  er  vier  Lehrstühle  für  Juristerei  stiftete  und  reichlich 
dotierte.^  Doch  war  kanonisches  Recht  ebenda  schon  früher  in 
der  1 220  von  Alfons  IX.  errichteten  und  1 239  von  Ferdinand  III. 
erweiteiten  Theologie -Schule  von  ausländischen  Doctoren  gelesen 
worden.^  Und  nidit  minder  in  der  bereits  1209  zu  Falencia  unter 
minder  glücklichen  Auspicien  gegründeten  kastilischen  Akademie.^ 

Die  Selbslaussage  des  Königs  in  unsrer  Canzone  — '  brauchbat 
als  Beweis  dafür  dafs  er  Ihatsachlich  eine  Hochschule  besucht 
hat  —  zeigt  nicht,  ob  das  in  Leon  oder  Kastilìen  geschehen  ist; 
doch  hört  man  in  seinen  eignen  Liedern  und  in  denen  der  Zeit- 
genossen sowie  in  Prosawerken  des  1 3.  jhs.  immer  nur  von  acholas 
and  tieholarts  dt  Salamanca.^  Nie  aber  von  den  isiholat  de  Paienda, 
die  durch  das  rasche  Aufblühen  der  jüngeren  Schwester  bald  in 
den  Schatten  gestellt  wurden. 

Ob  des  Königs  Maestres  die  gleichen  gewesen  sind,  die  er 
später  zur  Ausarbeitung  seiner  Ideen  heranzog?  Mestre  Koldan? 
Jacome  RuiE?  Mestre  Mattin? 

Dafs  er  als  Student  das  Gewand  des  Klerikers  getragen  hat, 
darf  man  als  selbstverständlich  gern  glauben.  Qerizon  —  übrigens 
eine  hispanische,  keine  gal  lizisch- portugiesisch  e  Bildung^  —  benennt 
heute  den  Chorknaben  {monaaüo),  während  die  Scheideform  cUri- 
t«nU  allgemeiner  auf  denjenigen  angewendet  wird,  der,  ohne  ordi- 
nierter Priester  zu  sein,  in  geistücher  Tracht  einhergeht;  im  tadeln- 
den Sinne  auch  auf  den  Kleriker,  der  im  Aeufsem  und  im  Be- 
tragen den  Anforderungen  guter  Sitte  nicht  nachkommt.    Im  Portu- 


I 


'  Mando  e  tengo  for  bun  que  haya  un  maestro  en  Leyes  e  yo  le  ai 
quinientos  maraVtJís  Je  ¡a/aria  for  ei  año:  e  que  haya  un  Bachiller  Le- 
gista. Otrosí  mando  que  haya  un  Maestro  en  Decretos  e  yo  le  d¿  Ireieientot 
maravedís  cada  año.  Otrosí  mando  que  haya  das  Maestros  en  Decretales  e 
ye  que  les  di  quinientos  maravedí:  cada  año,  Ordeaanças  Reales  X  5t,  r 
io  den  Adieiotui  zur  Partida  II  31,  t — 1 1,  wo  Aaifübriicbcs  ñber  die  Esludios 
Generales  iteht. 

■  Vidal,  Memoria  Hist,  sobre  la  Universidad  de  Salamanca  I8Û9.  — 
Unga,  ffisl.  Univ.  1 76.  —  Lue.  Tud.  (m  Sdion  IV 1 13)  sagt:  Hic  [=  Adefansus 
Sex  L*gionti\  salutari  Consilio  evocatiit  magislros  peritisstmos  in  sacris 
Êtrifhiris  &•  constiiisü  sckolas  fieri  Salmantia. 

■  Luc.  Tnd.  {Scholt  IV  109)  Eo  tempore  (vor  der  Schlacht  bei  Lna  Navas) 
Hex  Adeftnsus  evocavi!  magistros  theologicos  et  aliarum  artium 
¡iberitlium  &•  Palintiie  ¡cholas  institua  procurante  reverendissimo  &•  nobi- 
ksiimo  viro  Telli'one  eiusdem  civitatis  episcopo.  Quia  ut  aniiquilas  re/eri, 
temper  ibi  viguit  scholaslica  sapientia,  viguit  &•  militia.  —  Rod.  Toi.  Vili 
í.  J4  ...  sapientes  a  Gallis  et  Italia  convocavit  ut  safientia  disciplina  a 
regna  suo  nunquam  abesset  et  magistros  omnium  facultalum  Palentia 
umgregavit  quibus  et  magno  stipendio  est  largùus:  ut  omni  Studium  cupienti 
quasi  manna  aliquando  in  os  infiueret  sapientia  cuiusiibet  faculialis.  Et 
licet  hoc  fuit  Studium  interruptum,  tarnen  per  Dei  gratiam  adhuc  durât 
(SchoW  H  uB).    \g\.  Risco  3BJ. 

'  CM  29L  Vgl.  Script.  185.  —  CV  410.  USI.  UB?  ist  von  einem  escolar 
die  Rede. 

*  Anch   dadoTch   ist   der   Reí   Don   Alionso    aU   KaitUier   gekena< 


142  CAROLINA    MICHAELIS   DB    VASCONCELLOS, 

gtesischen  diente  das  etilsprechende  cìttigon  vor«'Ìegend  sur  Be- 
iienDung  des  Scholaren,  dessen  longoi  pannos  geistlichen  Zuschnitt 
gehabt  haben  und  noch  heute  bewahren.' 

Nicht  dem  straffälligen  Manteldieb,  dem  geschickten  Gaukler 
will  der  Vasall  seinen  König  gleichstellen.  Das  für  denselben  vor- 
geschlagene Wort  tragtilador,  das  nicht  zu  den  verpönten  Schmäh- 
worten,  sondern  dem  usuellen  Volkswörterscfaatze  angehört,'  war 
und  ist  noch  heute,  neben  rsirugeiianle,  die  übliche  Bezeichnung 
für  den  Jongleur,  Taschenspieler  und  Nekromanten.^ 

Welcher  unter  den  vier  Königen  von  Portugal,  die  vor  1255 
zu  den  Toten  gehörten,  mag  dem  König  Alfons  als  Typus  des 
Muster-Gauklers  und  Mantel  tau  Sehers  vorgeschwebt  haben?  Die 
Antwort:  natürlich  der,  welcher  den  weifsen  Mantel  mit  dem  roten 
Kreuz  der  Hospttaliter  getragen  hat,  scheint  einfach;  und  ist  es 
doch  nicht,  bei  unsrer  erstaunlichen  Unkenntnis  über  da^  Leben 
der  altportugiesischen  Dynasten  und   ihr  Verhältnis  zu  den  Rjtter- 

Sancho  n.  (t  1248),  an  den  man  zu  allererst  denkt,  weil  eB 
der  einzige  ist,  von  dem  die  Geschichte  meldet,  er  habe  im  Leben 
wie  im  Tode  jenes  geistliche  Gewand  getragen,  dem  er  den  Zu- 
namen Capello  dankt,  ¡st  ausgeschlossen.  Alfons,  der  ihn  von  An- 
gesicht zu  Angesicht  gesehen,  ihn  von  Portugal  nach  Kastilien  ge- 
leitet und  das  Schwert  für  ihn  gezogen  halte,*  konnte  wenige 
Jahre  später  unmöglich  vergessen  haben,  in  weicher  ungewöhnlichen 
Tracht  der  im  Kriege  so  tapfre,  im  Frieden  lässige  Monarch  ein- 
herging.    Um   so  weniger   als   sein   Grabmonument,  das   ihn   als 


I 


*  In  fi-äi-eUrigon  (CV  lâOl)  hat  es  böse  Nebenbedeutung. 

*  Mit  Rectit  wird  im  Glossar  lu  den  Mariculiedem  des  Königs  das  proT. 
traigüar  Irasgicl  trasgilamens  neben  trasgeüo  CH  77  gestellt  (wniu  noch 
tragüader  käme);  mit  ITorecht  aber  wird  behauptet,  die  gal liziscbe  Farm  lei 
Lehngut.   Das  ¡st  sie  ebenso  wenig  wie  das  kastiliiche  trasechador  (Alex.  i8iï), 

'  Vgl.  OrdenafBts  Ag.  III  15.  18,  wo  vom  tragfitadvr  gehandelt  wird. 
Trageitoi  sind  alle  Gaukeleien  —  bei  Soropila  (16.  Jb.);  sabe  mais  tregeitos  qat 
Mm  cigano  — ,  aber  auch  spottende  GeberJen.  Im  allen  Gemeiad erecht  der  Sladt 
Evora  (iij.  Jh.)  findet  sich  i.  B.  ¡0  einet  kuriosen  Verordnung  äl>er  bo«e  Weiber- 
rungen (§  1 13  Renda  das  bravas)  die  Bestimmung;  t  mandarom  qus  nem  per 
trtgtytos  nem  per  remoquts  nem  fer  cantigas  se  nam  d^estem  [Dx.  Ebaf. 
I  150)  und  (Lb.  l8q);  E  fortm  urdtitou  e  mandou  que  dagui eitdianle  qualqver 
mallur  que  em  praça  ou  em  rua  . . .  deestar  per  pallavra  au  trtjeito  ou 
per  almara  (f  )  nu  em  remoque  . , .  pague  par  a  primeira  vet  50  rs.  ;  e  p«r 
a  segunda  seja  presa  e  da  cadia,  jaaendo  Ai  tres  dial,  fague  loo  rs.;  e  per 
a  terceira  ivi  seja  rrtfreada  e  degradada  pubricamente  com  0  frto  nH  btta 
fora  da  cidade  e  seos  termos,  atoa  merce  del  Rey.  —  Hente  ist  die  Wcndui^ 
Iregeilar  esgares  [^  Fraticn  schneiden,  Faicn  machen)  recht  beliebt. 

*  Die  portug.  Chroniken  belichten  nur,  Alfons  habe  ihn  geleitel:  E  des 
alii  emvÌDu  Rey  dorn  Sancho  polio  if  ante  dorn  ofomsa  filha  del  Rty  dorn  fer- 
nando de  castella,  e  de  leam,  e  el  foy  com  el  com  muy  gram  cauaUaria  t 
leuou  ho  consigo  pera  caltela  {Script.  Jt),  Andre  Schriftstücke  beweisen,  daA 
e*  1248  zum  Kampf  gekommen  ist.  Die  Cron.  Gen,  kann  ich  nicht  lu  Rate  | 
ziehen.     Das  ganze  Kap.  7  in  der  spanischen  Cron.  Alf.  ist  unbrauchbar. 


I 


RANDGLOSSEN  ZUM   ALTPORT.  LIEDERBUCH.  I43 

Franziskaner  mit  Kutte,  Kapuze,  Strick  und  Sandalen  zeigt,  in 
Toledo  vor  den  Augen  beider  Dichter  stand.  <  Unmöglich  konnte 
er  audi  von  Sancho  mit  aprendi  und  oi  dizer  berichten.  Und  ge- 
rade einem  der  treuesten  Vasallen  des  verleumdeten  Entthronten 
gegenüber,  dessen  Schicksal  den  König  so  ergriffen  hat,  dafs  er 
noch  im  Alter,  verlassen  nicht  nur  von  seinen  Vasallen,  sondern 
von  dm  eignen  Kindern,  ausrief: 

Nunca  assi  foy  vendudo 
rei  don  Sanch'  en  Portugal.* 

£s  muís  sich  um  einen  vor  Lebzeiten  oder  in  der  ersten 
Kindheit  Alfons'  X.  verstorbenen  handehi: 

Nicht  um  Alfons  IL  (f  1223),  den  harten  Bedränger  des 
Klerus,  der  sich  den  Hospitalitem  durchaus  nicht  geneigt  zeigte 
und  ihren  Uebergriffen  auf  dem  Gesetzeswege  entgegentrat' 

£s  bleiben  somit  nur  Sancho  L  (f  121 1)  und  Affonso  L  Hen- 
riques  übrig  (fu  85).  Beide,  besonders  aber  der  jüngere,  räumten 
dem  Orden  grouse  Freiheiten  ein  und  beschenkten  ihn  mit  Län- 
dereien und  Geldmitteln.^  Von  keinem  aber  wissen  wir,  dafs  er 
ihm  beitrat  Von  keinem  auch,  dais  er  dadurch  irgendwelche  Vor- 
tefle  hätte  erringen  können. 

Die  Frage  bleibt  also  ungelöst 

Die  unbestimmte  Form,  wie  der  tenzonierende  Monarch  seine 
Anspielungen    auf   eine   ihm    gerüchtweise    zu  Ohren  gekommene 


^  André  de  Resende  erzählt  in  seinem  Briefe  Ad  Barth,  Kebedum 
(p.  215),  er  habe  den  Entthronten  zu  Toledo  in  schemata  monachi  ex  divi 
Francìsci  in  quod  propensus  fuerat  institutum  gesehen.  —  Auch  der  Name 
Capello,  der  nicht  erst  im  14.  Jh.  im  Grafenbuch  auftaucht  {Script,  255),  son- 
dern schon  im  13.  ñblich  war  (ib.  21  u.  22  und  Cr<m,Alf,  c.  7;  cf.  Here. 
II  328)  und  von  den  Zeitgenossen,  wahrscheinlich  im  Heerlager  des  »»Grafen", 
wie  Alfons  III.  damals  hiefs  (CV  1088  u.  1080),  geprägt  worden  ist,  spricht 
deutlich  genug.  {Capeludos  und  Capuchos  =  Kapuziner  oder  Kapuzer  nannte 
das  Volk  später  die  Junger  des  Heiligen  von  Assisi).  —  Frei  Manuel  de 
Elsperança  in  seiner  Cronica  Serafica  I  4  e.  36,  S  3  und  D.  José  Barbosa  im 
Catalogo  das  Rainhas  p.  147  legen  den  Sachverhalt  verständig  dar.  —  Das 
Bestreben  des  unzuverlässigen  Nicolau  de  S.  Maria  nicht  nur  Sancho  II.,  son- 
dern auch  Sancho  I.  und  Affonso  Henriques  dem  Augustiner -Orden  einzu- 
reihen, hat  keine  historische  Grundlage  {thron,  dos  Conegos  Re gr antes) ^  ward 
aber  trotzdem  von  anderen  geteilt,  z.  B.  Anaceph,  99  ;  Aschbach  11. 

>  CM  285. 

»  Leges  170.  555,  718. 

*  Von  Affonso  Henriques  heilst  es  in  der  Chron,  Breve',  E  este  Rey 
dorn  affonso  começou  a  hör  dem  de  santiago  e  deu  a  o  esprital  de  Jerusalem 
oiteenta  mil  marauidis  em  our  o  pera  comprar  herdade  de  tanta  renda  per  que 
dessem  aos  enfermos  da  enffermaria  senJios  paäes  quentes  e  senhos  uasos  de 
uinho  porque  metessem  cada  dia  em  ora^om  este  Rey  dorn  affonso.  —  Im 
Grafenbuch,  wo  sic  mit  sachlichen  Varianten  und  natürlich  auch  in  veränderter 
Orthographie  erscheint  {Script,  255),  wird  noch  hinzugefügt:  e  deu  gramdes 
Uberdades  aa  dita  ordern  do  Espilai  no  priorado  de  Portugal,  Ueber  das 
Xhatsächliche  erhält  man  Auskunft  in  Gama  Barros'  trefflicher  Hist,  da  Ad' 
mmistracäo  I  367  ff.  —  Sancho  I.  schenkte  den  Hospitalitem  die  Feste  Belver 
(ib.  und  Mon,  Lus,  IX  e.  li).  —  Vgl.  Nova  Malta, 


144  CAROLINA   UICHAELI5    DE   VASCONCELXOS, 

Mantel-Anekdote  vorbringt,    berechtigt  jedoch   au    folgraider   Vei>l 
mutimg.     Sie   kann    den    einzigen    Fürsten  aus   dem    burgundísch-  ^ 
portugiesischen  Königshause,  der  thatsächlich  dem  Orden  angehört 
hat,    betreffen:    den    im   Jahre  1207  verstorbenen  XX.  Grorsmeister 
D.  AftonsQ    de    Portugal,    einen    Bastardsohn    des    ersten    und 
Halbbruder  des  zweiten  Königs.' 

Was  Wunder,  wenn  mehr  als  ein  halbes  Jahrhundert  nach  den 
Ereignissen  (1194  war  er  Meister  geworden)  die  Sage  sich  des 
abenteu erheben  cavalhiro  do  Espilai  aus  königlichem  Geblüle  be- 
mächtigte und  die  heute  unbekannten  Gründe  zu  seinem  Kinirilt  in 
den  Orden  als  Gaukelei  oder  gelungenen  Schelmenstreich  ge- 
deutet hätte,  ihn  obenein  noch  mit  seinem  gleichnamigen  Vater 
(D.  Aßbnso  1.)  verwechselnd? 

Der  Gedanke,  der  Mantel,  mit  dem  Alfons  X.  die  Dienste  des 
D.  Vasco  Gil  belohnt  hat,  sei  der  einem  Commmdador  do  Haspilal 
zukommende  gewesen,  liegt  nahe.^  Aber  pafst  dazu,  dafs  Pelewerk 
{pena)  an  demselben  zn  sehen  war? 

Im  Liederbuch  findet  sich  noch  eine  Tenzone  von  bitterböser 
Art,  in  der  ein  D.  Vaasco  mit  einem  unbekannten  Spielmann 
Pero  Martliz  die  Entartung  des  Ordens  geifselt.*  Auf  die  Frage, 
wer  Meister  {commendador)  in  der  Knauserei,  in  Lüge,  in  Unzucht 
und  in  der  Verleumdung  sui,  wird  zuerst  entgegnet,  der  Mal- 
dizenles  seien  an  die  tausend;  dann  aber  werden  die  hervorragend- 
sten in  den  übrigen  drei  Lastern  namhaft  gemacht.  Darunter 
ein  Don  Roy  Gil,  Ein  Prior  dieses  Namens  regierte  den  Orden 
von  123J  — 1244,  bestätigt  von  Sancho  II.'  1238  finden  wir 
D.  Vasco  Gil  in  dieses  Königs  nächster  Umgebung.  Kein  andrer 
D.  Vasco  tritt  als  Dichter  in  den  Liederbüchern  auf.  Die  Ten- 
zone ward  unter  den  Liedern  des  D.  JoSo  Scares  Coelho  auf- 
bewahrt,  der,  wie  unser  Poet,  sowohl  am  portugiesischen  als  auch 

'  Hisl.  Gin.  I  61.  —  Id  der  St.  Johanniskircbe  lu  Santsrem  (S.  Jolo  de  1 
AlpoiSo)  Isnitete  seine  Grabschtìft: 

In  ara  MCCXKXV  KaUnJji  Mariii  obiü  Frater 
Alphonstti  Magister  HospitaUt  BierusalaH. 
Quisquís  adts  qui  morte  cada  ferltge  plora 
Sum  quod  tris,  fueram  quod  es,  pro  me  precer  ora. 
Seit  1S4S  wird  der  Grabstein  im  Klastcrbor  von  S,  FrtuiciEco  aulbcwahrt.  - 
Andere  haben  gelesen:  Era  MCCXLK  X  A'ol.  MartÜ. 

»  CV1132. 

'  CV  1020. 

■  Figuetreilo,  Nova  Malla  I  256  u.  295 — 301:  11  §  15.  —  Die  Scbenkung  I 
von  Palmella,  Alcacer,  Cezîmbra  an  den  RitleTOcdea  von  Santiago  und  die 
von  Anoncheç  nn  Sanct»  Cnii  de  Coimbra  unleneiehnen  {i^iS  >""í  "3^) 
unter  andern  Rodericus  Prior  Hospüalis,  D.  Egid.  Velase!  lenrns  Sau- 
sam und  D.  Marl.  Egidii  Uneiis  Rlpam  Mimi,  d.h.  der  Vater  und  der 
Brader  des  Dichters.  —  Here.  II  495.  496.  —  Der  in  der  Temone  gteichfalli 
gegchmähte  Roy  Martina  könate  der  so  genaante  Commendador  de  Tavara 
lein,  der  noch  1251  in  der  Kühe  AI  fon;' lit.  auftritt  {Legis  190),  doch  be- 
sonders uDier  dem  Vorgänger  vod  sich  reden  laachte.  S.  Figueiredo,  JVona 
Malta,  Lish.  1800,  I  5  190. 


RANDGLOSSEN   ZUM  ALTPORT.  USDERBUCH.  I45 

am  kastiUschen  Hofe,  und  zwar  scheinbar  in  engen  Beziehungen 
za  den  hier  wie  dort  regierenden  Königen  nachgewiesen  ist  £s 
ist  also  sehr  wohl  möglich,  dafs  D.Vasco  Gil  Verfasser  der  Ten- 
zone ist  Doch  nur  möglich.  Und  stände  es  fest,  so  wäre  auch 
damit  weder  erwiesen,  dafs  der  Mantel,  der  den  Gegenstand 
dieser  Glosse  bildet,  zum  Ornat  eines  Hospitaliter-Komthurs  ge- 
hört hat,  noch  dafs  D.Vasco  Gil  wirklich  jemals  ein  soldier  ge- 
wesen ist 

Ans  den  übrigen  Versen  des  Vasco  Gil  ergiebt  sich  nichts 
über  sein  Leben  und  Wirken.  Weitere  Spottlieder  fehlen.  Seine 
Liebeslieder  aber  (CA  144 — 156)  sowie  das  einzige  erhaltene 
Mädchenlied  (CV  266)  unterscheiden  sich  durch  keinerlei  Sonder- 
zuge  von  denen  seiner  Zeitgenossen.  Ob  sie  in  Portugal  unter 
Sandio  IL,  oder  am  Hofe  des  Gelehrten,  oder  nach  der  Heimkehr 
entstanden  sind,  als  der  Dichter  um  D.  Froilhe  Femandes  warb, 
mofs  dahingestellt  bleiben.t 

Liederanhang. 

(2.)  OV87. 

JoSo  de  Gailhade. 

Deas!  como  se  foron  perder  e  matar 
muí  bSas  donzelas,  quaes  vos  direi: 
foi  Dordia  (7Íl[es]  e  foi  Graiomar 
que  prenderon  ordin!     Mais,  se  foss'  eu  rei, 
5     eu  as  mandaría  por  én  [a]  queimar 
'porque  foron  mund'  e  prez  desemparar! 

Non  metedes  mentes  en  quai  perdiçon 
fezeron  no  mund'  e  se  foron  perder? 
Com'  outras  arlotas  viven  na  raçon, 
IO    por  muito  de  ben  que  poderon  fazer. 

Mais  eu  por  alguen  ja  mort'  ei  de  prender 
que  non  vej'  e  moiro  por  alguen  veer. 

Outra  bOa  dona  que  pelo  rein'(o)  á 
de  bon  prez  e  rica  e  de  bon  parecer, 
15     se  mi -a  Deus  amostra,  gran  ben  mi  farà, 
ca  nunca  prazer  verei  sen  a  veer. 
¿Que  farei,  coitado?  moiro  per  alguen 
(que  non  vej'  e  moiro  por  veer  alguen) 
[(jue  ja  non  me  pode  fazer  nenhun  hen\, 

CV.  2  uiui  —  hoas  —  3  Oordia  gii.  Das  Patronymicum  hat  sich  nicht 
eingebürgert.  Um  die  fehlende  Silbe  zu  gewinnen,  wende  ich  die  Form  an, 
die  dem  lat.  Egidii  der  Urkunden  genau  entsprechen  würde.  —  7  pdicö  — 
%  feion  —  9  ar  Ilotas  —  racon  —  10  podom  foM  —  13  ouc  doä  —  Bey  no  — 

*  Danach  mufe  präcisiert  werden  was  in  Gröbers  Grundr.  üb  S.  109  und 
bei  Lang,  CD,  p.  XXVHI  und  XXXV  über  Vasco  Gil  ausgesagt  wird. 

Zdttchr.  t  rom.  PhiL  XXV.  10 


14^  CAROLINA  MÌCHASUS  Ì>£  VASCONCEIIX)^, 

i8  Die  reimlose  Zeile  ist  Wiederholnng  von  12.  Ein  offenbares  Sdireîber- 
versehen,  das  hoffentlich  durch  Einsicht  des  GB  zu  berichtigen  sein  wird  — 
besser  als  durch  meine  Konjektur. 

Mit  dem  naiv -häretischen  Inhalt  vergleiche  man  (CB  1628) 
die  Klagen  des  Grafen  Gil  Peres  bei  einem  ähnlichen  Anlafs.  Aos 
olhos  de  muttos  nao  tinham  talvez  grande  sabor  de  her  eticas  as  palavras 
do  trovador  J.  de  G.  quando  a/firmava  que  se  fosse  rei^  mandava 
queimàr  as  donzellas  Ordia  Gii  e  Guiomar  porque  se  foram  perder 
e  matar  em  religiäo  —  so  schliefst  Gama  Barros  seine  Darlegung 
der  Kloster -Entartung  im  14.  Jh.  und  der  Weherufe  des  Frei  Al- 
varo Paes.  —  Daför  dafs  auch  im  13.,  zur  Zeit  Guilhade's  und  des 
Vasco  Gil,  die  Sittenlosigkeit  der  Mönchs-  und  Ritterorden  Anlafs 
zu  Klagen  gab,  enthalten  die  Liederbücher  und  die  Adelsbûcher 
Beweismaterial  die  Masse. 

(3.)  CV1096. 

Ayras  Peres  Vuiturom. 

Joan  Nicolas  soube  guarecer 
de  mort'  un  om'  assi  per  sa  razón 
que  foi  julgad'  a  foro  de  Leon 
que  non  devia  de  mort*  estorcer. 
5     e  socorren -s'  assi  con  esta  lei 
„que. non  deve  justiça  fazer  rei 
en  ome  que  na  mSo  [non]  colher*." 

E  pois  el  viu  que  devi*  a  prender 
mort'  aquel  om'  assi,  disse -Ih'  enton: 
IO     „ponho  que  fez  aleiv'  e  traizon 
e  cousa  ja  per  que  dev'  a  morrer." 
Dizede  vos,  se  a  terra  leixar' 
que  me  non  achen  î  a  justiçar, 
¿se  poden  en  mi  justiça  fazer? 

I    Johan  incholas   —     4   demo  castorçer  —     5   e/a  correu  Jsajsy  — 
6  rustica  —    14  rusticar  —    14  poder  a, 

(4.)  cvi07e. 

JoSo   Ayras   de  Santiago. 

Ay,  Justiça,  mal  fazedes  que  non 
queredes  ora  dereito  fìlhar 
de  Mor  da  Cana  porque  foi  matar 
Joan  Ayras,  ca  fez  mui  sen  razón. 
5     Mais  se  dereito  queredes  fazer, 
eia  so  el  devedes  a  meter, 
ca  o  manda  o  livro  de  Leon, 

Ca  ihi  quería  gran  ben  e  des  i 
nunca  ihi  chamava  se  non  „senhor"' 
10    e  quando  Ih'  el  quería  mui  milhor, 


RANDGLOSSEN  ZUM  ALTPOllT.  LÍSDBRBUCtí.  147 

foi  O  eia  logo  matar  ali. 

Mais,  Jostiça,  pois  tan  gran  torto  fez, 

metede-a  ja  so  el  Oa  vez, 

ca  o  mandan,  e  dereit'  é  assi. 
15  £  quando  mais  Joan  Ayras  cuidon 

qne  onvesse  de  Mor  da  Cana  ben, 

foi  o  da  logo  matar  por  ¿n 

tanto  qne  el  en  sen  poder  entrón. 

Mais,  Jnstiça,  pois  qne  assi  ¿  ja 
20    metan -a  so  el,  et  padecer -á 

a  qne  o  a  mni  gran  torto  matou. 

£  qnen-nos  ambos  vir*  jazer  dirá: 

„beeito  sej(a)  aquel  que  o  julgou". 

3  In  Zeile  16  steht  caiia.  Braga  nennt  die  Heldin  dementsprechend  Cava; 
doch  wird  Cana  das  Richtigere  sein,  da  es  ein  gallizischer  Orts-  und  Familien- 
name ist,  der  auch  sonst  noch  im  Liederbuch  vorkommt  —  8  ^ra  —  9  s^nof 
—  10  ^ra  —  13  soiU  —  14  ffiû  manda  d  d*  eyte  asjy  —  17  mara  — 
20  mef  ana  (das  wäre  meterán  »na,  wodurch  die  Zeile  um  eine  Silbe  zu  lang 
wird)  —    21  tro  —    23  beeyto 

Wie  man  sieht,  stellt  sich  Joäo  Â3rres  als  sterbend  vor  Liebe 
hin,  klagt  Mor  da  Cana  des  Mordes  an,  und  verlangt  vom  Richter 
Anwendung  des  Gesetzes,  auf  das  ich  im  Texte  Bezug  nahm.  — 
Wäre  im  Uede  irgend  ein  Hinweis  auf  Krieg  und  Kriegsrecht,  so 
könnte  man  an  die  Gesetzbestimmung  im  Elsptjo  dt  todos  los  derechos 
denken  (III  8,  4;  Opus.  Leg,  I  123),  durch  welche  für  Unruhstifter 
im  Feldlager  angeordnet  wird:  Et  qtd  matare  a  otro,  métanle  so  el 
muerto, 

(5.)  OVU08. 
Jo3o  de  Guilhade. 

Par  Dens,  infanzón,  queredes  perder 
a  terra,  pois  non  temedes  el  rei; 
ca  ja  britades  sen  degred',  e  sei 
que  Ih'  o  faremos  mui  cedo  saber; 
5     ca  YUS  mandaron  a  capa,  de  pran, 
trager  <^[tf]j  anos,  e  provar  vus  an 
que  vo'-la  virón  tres  anos  trager. 

E  provar- vus -á  das  carnes  quenquer 
que  duas  carnes  vus  mandan  comer 
10    e  non  queredes  vos  d'  Qa  cozer; 
e  no  degredo  non  á  ja  mester 
nen  ja  da  capa  non  ei  a  falar, 
ca  ben  tres  anos  a  vimos  andar 
no  vosso  col'  e  de  vossa  molher. 
15  E  farà  el  rei  córte  este  mes 

e  mandaran -vus,  infanzón,  chamar 
e  vos  querredes  a  capa  levar 
e  provar -an -vus,  pero  que  vus  pes, 

IO* 


14^  CAROLINA  MICHAELIS  DB  VASCOMCBLLOS» 

da  vossa  capá  e  (do)  vosso  gardacos 
20    en  cas  del  rei  vus  provaremos  nos 
que  an  tres  anos  e  passa  por  tres. 

I  Par  den  —  3  birtades  —  6.  7.  13  au9  —  14  deuefsa  —  16  emädam 
uos  —   20  emas  —   21  trano  —  ^. 

Die  Anspielung  auf  die  zwei  Fleischgerichte,  die  auf  des  Ritters 
Tische  aufgetragen  werden  durften,  'betrifft  die  Verordnung  vom 
II.  April  1258  §  14  {Leges  209).    Cf.  RandgL  IH 

(6.)   CVlfifiO. 

Pero  Martîiz,  ora  por  caridade 

vos  que  vus  tëedes  por  sabedor 

dizede-mi  ¿quen  è  comendador 

eno  Spital  ora  da  escassidade? 
5     ou  na  franqueza?  ou  quen  no  forniz? 

ou  quen  en  quanto  mal  se  faz  e  diz? 

Se  o  sabedes,  dizede  verdade. 

„Pois,  don  Vaasâ,  un  pouco  m'  ascoitade: 

Os  que  mal  fazen  e  dizen  son  mil; 
10    eno  forniz  ¿  [mestre]  don  Roy  Gil; 

e  Roy  Martiiz  é  [o]  na  falsidade; 

e  (e)na  (e)scasseza  é-o  seu  prior. 

Non  vus  pod'  om'  esto  partir  melhor; 

se  mais  quiserdes,  por  mais  perguntade." 
15  Pero  Marítiz,  mui  ben  respondestes, 

pero  sabia -m' eu  esto  per  mi, 

ca  todos  tres  eran  senhores  i, 

das  comendas  comendadores  estes; 

e  partistes  -  mi  -  o  tan  ben  que  m'  é  mal. 
20    Mais  ar  quer'  ora  de  vos  saber  al: 

que  (mi)  digades  de  quen  o  aprendestes. 
„Vos,  don  Vaasâ,  ora  me  cometestes 

d'  outros  preitos.    Des  i  ar  dig'  assi  : 

non  mi  deu  algo,  pero  Ih'  o  pedi, 
25     o  priol;  e  f..i  e  vos  f.. estes 

con  Roy  Gil(es);  e  meus  preitos  talhei 

con  frei  Rodrigu'  e  mentiu-m'os;  e  sei 

per  aquest'  a  sa  fazenda  d'  aqüestes." 
Pero  MartìtM,  respondestes  tan  ben 
30    en  tod'  esto  que  fuistes  i  con  sen 

de  trobador;  e  cuid'  eu  que  leestes. 

Vos,  don  Vaasco,  tod'  esso  m'  é  ben  (?) 

ei  sis'  e  sei  trobar  e  leo  ben; 

¡mais  que  tardi  que  mi -o  vos  entendestes! 

I  martuz.    Die  Dichtenden  sprachen  den  Namen  bald  zweisilbig  (l.  ii. 
29),   bald  dreisilbig.   —    2  teedes  —    5  Aus  der  Antwort  in  Z.  il  entnehme 


RANDGLOSSEN  ZUM  ALTPORT.  LIEDERBUCH.  I49 

ich,  dafs  hier  falsna  stehen  inulte.  —  6  fm  —  9  mal  —  10  Man  könnte 
aadi  Rodrigo  statt  Roy  setsen  —  1 1  fuftüz  —  11  p*ol  —  14  quisedes  — 
15  respondedes  —  16  min  —  19  epar  ustos  mho  —  26  roygcd  —  27  men* 
ttumuAff  —  yò  foysUs  —  31^  troh.  —  32  Der  Reim  ist  nicht  in  Ordnung. 
Die  Findas  sind  ñberhanpt  nicht  regelrecht  gebaat 


m. 

Vom  Mittagbrod  hispanischer  Könige. 

Die  zweite  Tenzone,  als  deren  bis  heute  unerkannten  Mit- 
arbeiter ich  Alfons  X.  betrachte,  geht  von  einem  hochstehenden 
Beamten  aus,  der  seinen  Herrn  ohne  nähere  Bezeichnung  mit 
Smhor  anredet« 

Dieser  Beamte,  der  zu  fragen  anhebt,  ist  ein  gallizischer 
Edeknann,  von  dessen  Thaten  die  Chroniken  Alfons'  X.,  seines 
Nachfolgers  und  seines  Enkels,  mancherlei  zu  berichten  wissen.  ^  Da 
ich  sein  Leben  sdion  anderwärts  mit  möglichster  Genauigkeit  er- 
zählt habe,^  sei  hier  nur  das  Wesentlichste  erwähnt  Der  1295 
durch  die  Gewaltthat  eines  politischen  Gegners  aus  dem  Weg 
geräumte  Pay  Gomes  Charinho  hat  im  J.  1284  unter  Sancho  IV., 
und  vielleicht  auch  schon  unter  dem  Vorgänger,  als  Flottenadmiral 
Dienste  geleistet  Laut  Angabe  eines  seiner  Lieder'  war  er  bei 
der  Belagerung  von  Jaen  (1246)  mit  thätig.  Nach  Aussage  seiner 
Grabschrift  hat  er  an  der  Einnahme  von  Sevilla  (1248)  hervor- 
ragenden Anteil  gehabt  Er  ist  Verfasser  des  höfisch  mafsvollen, 
doch  charakteristischen  politischen  Sirventes,  in  welchem  ein  König 
von  Kastilien  und  Leon  in  Tadel  und  Lob  mit  dem  Ozean  ver- 
glichen wird,  unter  Anerkennung  seiner  grofsartigen  Freigebigkeit 
sowie  seines  hohen  Sinnes,  aber  auch  unter  Betonung  seines  Wankel- 
muts und  Jähzorns.^  Damit  kann  nur  der  gelehrte  hispanische 
Dichterköm'g  gemeint  sein. 

Und  da  keiner  von  seinen  Söhnen  Poet  war,  in  Z.  9  aber 
das  Wort  rey  fallt,  aus  dem  Munde  des  Antwortenden  und  mit 
deutlicher  Bezugnahme  auf  ihn  selbst,^  scheint  mir  die  Urheber- 
schaft gesichert 

Doch  hören  wir  das  nicht  ohne  weiteres  klare  Gedicht. 

(7.) 
Üa  pregunta  vas  quero  fazer, 
Senhor,  que  mi  devedes  a  solver  (?), 
¿Por  qué  vZesUs  jantares  corner 
que  orne  nunca  de  vosso  logar 


*  Cr  on,  Alf,  e.  76.  —  Cr  on,  Sancho  e.  7.  —  Cron,  Fern,  ci. 
>  In  der  Einleitung  zum  CA  Kap.  VI  Biogr.  xxvn. 

3  CV429. 
«  CA  866. 

*  Sonst  hätte  man  in  dem  Senhor  den  Kronforderer  und  Infanten 
D.  Juan  suchen  dürfen,  in  dessen  Diensten  Charinho  stand  und  von  dem 
sein  Tod  gerächt  wurde. 


150  CAROLINA  MICHAELIS  D£  VASCONCSLLOBy 

5    comea?    Esto  como  pode  seer? 
ca  vej'  ende  os  erdeiros  qneizar. 

f,P[a]ay  Gomes,  qutt*  en  yus  responder 
por  vos  íazer  a  verdade  saber: 
¡ouv'-aqui  reys  [e]  de  mayor  poder 
10    en  oonqaerer  e  terras  gnaanhar, 

mais  non  quen  onvesse  mayor  prazer 
de  comer,  quando  Ihi  dan  bon  jantar!« 

Senhor,  por  esto  non  digu'  en  de  non 
de  ben  jantardes,  ca  é  gran  razon; 
15    mai' -Ins  erdeiros /^r*  an  de  Leon: 
gtierreian  vosco,  porque  an  pavor 
d'  aver  sob(re)  (l)o  seu  con  vosc(o)  entençon 
e  ze  Ibis  parar  outr'  anno  peyor. 

itP\a\iiy  Gomes,  assi  Deus  mi  perdón, 
20    muy  gran  temp'  á  que  non  foi  en  Carrion, 
nen  mi  deron  meu  jantar  en  Monçon; 
e  por  esto  non  sOo  pecador 
de  comer  ben,  pois  [que]  mi -o  dan  en  don, 
ca  de  muy  bon  jantar  ei  gran  sabor." 

(CV 1158  =  Ind.  1624.) 

Ohne  erklärende  Prosaüberschrift,  wie  fast  alle  aus  Kastilien  stammenden, 
der  präalfonsinischen  oder  alfonsinischen  Zeit  angehorigen  Texte.  —  Ich  habe 
mehrfach  nachbessern  müssen.  Im  diplomatischen  Abdruck  des  CV  steht  in 
Z.  I  hüa  —  2  afazer  —  der  Schreiber  hat  also  irrtümlich  das  Reimwort  aus 
Z.  I  wiederholt  —  3  noiestes  —  5  esto  que  pode  seer,  so  dafs  eine  Silbe 
fehlt  —  7  (u.  19)  Pae,  so  dafs  abermals  die  Zeile  zu  kurz  gerät  Die  gute 
alte  Form  Paay  fìndet  sich  im  Index  vor  No.  145  ;  in  der  Ueberschrift  zu 
CB  144  (=  116)  und  sonst  öfters  —  8  preuf>  —  ^  cd  q^rer  e  en  tiras  q*  — 
15  fcñ:^  —  16  quartan  —  Etwa  querianì  Dann  mûfste  man  die  unwahrschein- 
liche Lesart  annehmen:  mai* -lus  erdeiros  foro  de  Leon  \  querian  vosco  — 
18  out* no  —  20  ¿m  tëra  —  21  foi,  als  I.  Sg.  statt  des  später  allein  üblichen 
ßii,  wie  dutzendfach  in  den  mitgeteilten  Texten.  —  carrhou  für  carrhon,  die 
alte  Schreibart  von  Carrion  —   22  e  p*  esto  nd  söo  p,  —  24  bdo,  vgl.  V  4. 

Die  Dichter  spielen  mit  dem  Worte  jantar.  Dasselbe  bedeutet 
bekanntlich  aufser  dem  gewöhnlichen  Mittagsessen  auch  die  Ab- 
gabe, welche  auf  der  Halbinsel  in  Friedenszeiten  (einmal  jährlich, 
oder  mehrfach,  anfangs  in  Naturalien)  für  den  Unterhalt  der  Könige 
von  den  Gemeinden  und  Klöstern  gezahlt  wurde,  wo  jene  gerade 
mit  grofsem  oder  kleinem  Gefolge  rasteten, ^   später  aber  in  So/dos 


*  Die  übliche  Erklärung  lautet:  certa  imposicäo  de  mantimento  para  a 
casa  e  pessoa  del  rey  quando  hia  fazer  justiça  pelo  rey  no;  oder:  para  jantar 
dos  Reys  quando  väo  pellas  terras  fazer  justiça  {Elucid.  s.  v.).  —  Ueber  die 
yantares  in  Spanien  vgl.  Schäfer,  Gesch.  Span,  Il  ^"j I,  514;  in  Portugal  Her- 
culano  IV  402 — 408;  Gama  Barros  I  342 — 349;  Schäfer,  Ge  seh,  Port.  I  274  u. 
I  166;  s.  auch  Elucid,  s.  v.  jantar  —  colheila  —  censo  —  parada  —  ser- 
vico  —  comedura  —  comeduria\  —  J.  P.  Ribeiro,  Diss,  Chron,  IV  2  p.  124; 
Refi,  Hist.  I  58,  —  Mon,  Lus,  XVI  e.  27  (mit  Bezug  auf  die  erste  Reise  des 


RANDGLOSSEN  ZUM  ALTPORT.  LIEDERBUCH.  151 

und  Maravedis,  Einesteils  wird  scherzend  auf  die  gesegnete,  kurz 
vor  Abfiissmig  der  Tenzone  wieder  einmal  bewährte  Efslast  des 
Königs  hingewiesen  ;i  andrenteils  auf  unberechtigte  Einforderung 
der  y^if/ar- Abgabe.  Bevorberechtete,  die  unerlaubterweise  zur 
Leistung  herbeigezogen  worden  waren,  hatten  dieselbe  teils  erfüllt, 
als  grofsmûtige  Geber  {en  don),  teils  sie  abgewiesen:  in  beiden 
Fällen  aber  gemurrt  und  Beschwerde  gefuhrt. 

Genannt  werden  Carrion  und  Monzón.  Da  es  sich  offenbar 
um  nahe  beisammen  gelegene  Plätze  handelt,  die  nach  einander 
vom  reisenden  Rechtspfleger  besucht  wurden,  denke  ich  an  Carrion 
de  los  Condes  und  das  in  derselben  Gegend  gelegene  Monzón  de 
Campos^  früher  gemeinhin  Monzón  de  Palenda  genannt^ 

EUer  mufs  ich  eine  Parenthese  machen.  Mit  meiner  Bemer- 
kung über  Monzón  stehe  ich  in  Widerspruch  zu  C  de  Lollis.^  Die 
Klage  oder  Anklage  des  dichtenden  Königs 

non  mi  der  on  meu  janiar  en  Monçon 

erinnerte  den  belesenen  EUspanisten  offenbar  an  eine  hübsche  Stelle 
aus  den  angeblichen  Memoiren  En -Jaime's  des  Eroberers,  worin 
derselbe,  die  Verarmung  des  Reiches  schildernd,  unter  anderm  sagt: 
t  no  hauiem  a  j  dia  quant  nos  entrant  en  Montfo  que  menjar,  si  era 
la  terra  destroyda  e  enpenyoradaA  Darum  vermutet  er,  mit  der  in 
unserer  Tenzone  genannten  Ortschaft  sei  die  aragonesische  Festung 
gemeint,  aus  welcher  der  künftige  Eroberer  von  Valencia  noch  im 
Knabenalter  entfloh  (12 10).  Und  dieser  Einfall  verleitete  ihn 
weiterhin  dazu,  aàBjantar  zum  bovage  umzuwandeln,^  einer  seit  121 1 
(und  noch  121 7)  in  Aragon  von  jedem  Ochsengespann  und  später 
auch  vom  Kleinvieh  erhobenen  Steuer.^^  Als  ob  nicht  auch  in 
Aragon  das  jantar  Sitte  gewesen  wäre.''  Als  ob  Jaime  mit  Carrion 
zu  thun  gehabt  hätte!    Als  ob  Charinho  an  seinem  Hofe  erschienen 


Königs  D.  Denis  durch  sein  Land ,  1 279).  Dazu  Nova  Malta  passim  ;  Esp, 
Sagr.  passim  (z.  B.  XXI  65.  66.  82).  —  In  Spanien  sagte  man  übrigens  la 
yantar,  wie  n.  a.,aas  den  weiter  unten  mitgeteilten  Texten  erhellt. 

^  Einen  andern  Hinweis  auf  seine  Eislust  findet  der  Leser  in  einem 
Scherzliede  Alfons' X.  gegen  einen  Geistlichen,  dessen  Passions-Predigten  ihm 
zu  lang  dankten  (CV  78).  Er  spricht  darin  von  gutem  Salm  und  Ourenser 
Wein.    Es  beginnt: 

ConC  eu  em  dia  de  pascoa  quería  ben  comer, 
assi  queria  bon  son  Ugeiro  de  diter, 
pera  meestre  Joan! 

*  Rod,  Tot.  Vn  e.  2. 

>  Stud.  Fil.  Rom.  I  37  Anm.    Vgl.  meine  Einwendungen  in  RandgL  XL 

*  En  Jacme  c.  ii. 

*  Anche  Payo  Gomes  Charrinho  (sic)  al  ».  il 58  che  è  una  cantiga 
d*  escarnho  probabilmente  occasionata  dalV  imposta  straordinaria  del  bovaggio 
(12 17)  ricorda  questa  specie  di  reclusione  di  Giacomo  I  alludendo  più  speci- 
ficamente alla  miseria  che  circondò  il  povero  re  nel  recinto  di  Montón, 

*  Schäfer,  Gesch,  Span,  IH  290.  —  Schmidt,  Gesch,  Arag,  171  u.  450.  — 
Fueros  de  Aragon  p.  104. 

'  Nur    führte    er   im   Osten    den   Namen  cena.     Vgl.  Schäfer  1.  c.  und 
Schmidt  L  c. 


152 


CAROLINA    MICHAELIS   DE   VASCONCELLOS, 


wäre!  Als  ob  der  aragonesische  Monarch  gedichtet  hätte!  —  noch 
daEU  gallizisch- portugiesisch  —  und  zwar  in  seinei  bedrangten 
Jugendzeit!  —  Da  der  Zusammenhang,  in  dem  ich  meine  Auf- 
fassung darlege,  zur  Genüge  zeigt,  dafs  es  sich  um  Alfons  X.  und 
um  Monzón  de  Falencia  handelt,'  darf  ich  die  Paienthese 
schon  hier  schliefsen. 

Dafs  und  wann  der  König  von  Kaslillen  und  Leon  die  be- 
treffende Strecke  seines  Reiches  rech  Isprechend  durchzog,  und 
ob  er  dabei  Monzón  und  Carrion  betreten  hat.  kann  ich  freilich 
nicht  dokumentarisch  nachweisen.  Doch  ist  es  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  geschehen,  als  er  die,  nach  isjährigen  Erfahrungea 
mit  dem  Esfiejo  de  los  derechos,  drohende  Rebellion  der  mit  der 
neuen  Gesetzgebung  gleichmäfsig  unzufriedenen  leonesbcben  und 
kastilischen  Granden  und  Ritter,  die  bereits  nach  Helfershelfern  in 
Navarra  und  Granada  Umschau  hielten,  zu  beschwichtigen  ver- 
suchte.^ Von  Lerma  und  Burgos,  wo  er  längere  Zeit,  zwbchen 
1270  und  1271,  verweilte,  wird  er  auch  den  Ritt  über  den  Pisuerga 
von  Falencia  nach  Monzón  und  Carrion  und  weiter  bis  zum  Ksla 
in  das  Herz  des  Zwillings -Kronreiches  hinein  unternommen  haben, 
ob  auch  die  Chronik  über  diese  Einzelnheiten  und  über  den  Kampf 
um  die  jaiiiarei  schweigt.^  Gebucht  sind  nur  die  Hauptanklagen, 
wie  sie  1 274  auf  den  Cortes  zu  Burgos  und  dann  zu  Almagro  for- 
muliert wurden  —  in  dem  Satze  gipfelnd,  König  Alfons  achte  die 
alten  Freiheiten  nicht:  gue  desaforaba  a  Castilla  t  Leon.  Privilegien, 
die  von  der  uns  beschäftigenden  Abgabe,  befreiten,  waren  relativ 
selten,  und  konnte  die  Verletzung  derselben  nur  von  einer  Mino- 
rität empfunden  werden.  Denn  das  jatilar  (ein  alles  Stückchen 
Civiiliste)  gehörte  von  Alters  her  zu  den  vier  Dingen,  deren  die 
Landesherren  in  Kastilien  sich  nicht  entäufserten:  justicia  {Gerichts- 
barkeit) —  fonsadera  (Landesverteidigung)  —  moneda  (Münze)  — 
yaniar  (Dynastenverpflegung)  *  —  oder  doch  nur  ganz  ausnahms- 
weise. Wie  grofsen  Wert  sie  darauf  legten,  geht  daraus  hervor, 
dafs  selbst  bei  Schenkungen  von  Schlössern,  Burgen  und  Villen  an 
Königs-Frauen  und  -Kinder  sie  sich  der  janlares  nicht  zu  ent- 
äufsem  pflegten.^ 

1  Id  CV  937  isi  thatsächlich  die  Cicca-Sudi  gemcinl.   Vyl.  Randgl.  XL 
'  Cronica  c.  20 — 58.  —  Im  Résumé  bei  Lafuente  I  426.  —  Eine  andere 

Reise  durch  sein  Reich,   besooders  (¡urdí  Leon,   behufs  RechlspRege  unter* 

Dihm  er  im  J.  1277  {Cron.  c.  6g). 

•  Die  strvieioi  bilden  nebst  den  dineros  einen  wesentlichen  Teil  der 
Anklage.  Das  yantar  trug  in  Portugnl  bisweilen  diesen  Namen;  doch  handelt 
es  sich  in  (leu  span.  Texten,  wie  aus  Cron.  Alf.  X  c  lì.  21.  25  und  Cron. 
Fern.  IV  c.  IO  eibellt,  um  Kriegsdienst  und  Kiiegsabgaben. 

*  Bsias  guairo  cosas  son  naturales  del  ¡eñorio  del  Rey  que  non  devt 
dar  a  ningún  home  nin  ¡as  partir  de  si  gue  pertenescen  a  et  par  raion  del 
señorío  natural:  justicia  moneda  fonsadera  t  sus  yantares.  Aus  den  Orde- 
namientos der  Corlea  von  Náicra  (iljS)  ging  dieser  Satz  in  das  traditionelle 
Gewohnheitsrecht  von  Kastilien  über  und  blieb  bis  1356  gültig.  —  Furro 
Viejo  1  I,—  Cf,  Here.  IV  401;  Gama  Barros  I  81;  Schäfer,  Gesch.  Span.  1 166, 

»  Im  Friedens ïerlray  von  izo6   bedingt   sieb   dir   Konig   von  KisliUcn 


I 


J 


RANDGLOSSEN   ZUM    ALTPORT.  LIEDERBUCH.  I53 

Um  solche  Aosnahmen  leonesischen  Ursprungs,  die  der  König 

lit  geachtet  hatte,  mufs  es  sich  bei  Charinho  natürlich  handeln. 

Von  einer  Stadt,  der  solche  MiJsachtung  widerfuhr  und  die  sich 
dagegen  aussprach  —  ehe  die  gemeinsame  Erhebung  der  Ge- 
schädigten stattfand  —  und  der  auch  Alfons  auadrücküch  versprach, 
nach  dem  Rechten  zu  sehen,  sobald  er  sie  auf  seiner  Reise  be- 
träte, bat  sich  wenigstens  Nachricht  erbalten.  Und  zwar  handelt 
es  sich  gerade  um  die  Hauptstadt  des  alten  Reiches:    Leon. 

O  Irosi  se  querelUioD  los  peisooeros  del  concejo  que  el  obispo  les 
tomaba  la  yantar  dt!  rey  ...  e  desían  que  el  concejo  debLí  haver  esta 
yantar  .  ,  ,  por  donación  de  loi  t<ycs  b  amosltaton  pieiillejos  delrey 
O.  Alfonso  de  Leon  &  del  Rey  D.  Fernando   sabre   esta   rason  ...  en  que 

tjaua  escTÍplo  que  eslos  Reyes  daban  ai  concejo  geaeralnienle  quanto  de- 
lecho bavian  en  la  alfós  de  Leon  ...  e  quando  el  Rey  vcoiese  a  la  tierra 
que  el  obiipo  lie  diese  yaniir.' 

Der   von    Sevilla    aus   im  J.  126Ó    und   1269    vom   König    er- 
gehende Bescheid  lautet,  man  solle  warten: 


faila   qae   el  Rey   veniese   tn   la   ijetta  e  esloi 
b  verdad   del   fecbo   &   que   el  Rey   fana   y  e 


s  que  el  concejo  le  diría 
o   seflor  lo   que  por  bien 


y  Dafs  die  leonesischen  Freiheiten  nicht  aufgehoben  wurden, 
brauche  ich  hier  nicht  zu  wiederholen.  Noch  1293,  ais  die  Ge- 
meinden sieb  verbrüderten  zur  Wahrung  ihrer  H  o  heilsrechte,  und 
dem  König  seine  vier  Nalurrechte  nicht  vorzuenthalten  schwuren, 
nkten  sie  dieselben  mit  Bezug  auf  die  comestiones  ein. 
Yailar  all  du  la  solían  baver  los  reys  de  fuero  una  vez  en  el  afla 
quando  vcnirren  al  logii.  s^si  como  la  daban  al  tey  D.  Alfonso  de  Leon  el 
'CDció  la  balalla  de  Merida  &  a  so  fijo  el  Rey  D.  Femando; 
□ioguQO  si  non  al  merino  mayor  una  vei  en  el  aBo  en  aquellos 
logares  du  la  deben  dar  de  derecho,  guardando  loa  previllegios  tt  las  cartas 
qoc  los  concejos  han  en  esta  raion." 


^  bnei 


von  leinera  leonesischen  Vetter  ans,  daft  derselbe  von  den  ihm  überlnssenen 
Schlössern  keineilei  Dienstleistung  lu  verlangen  habe  aufser  Atm  j'antar  :  lina 
j»r  coma  en  ellos  una  vegada  coda  año  [Esp,  Sngr.  XXXVI  Ap.  p.  IJ4). — 
AU  Allons  IX.  im  J.  1209.  wie  ich  ¡m  CA  Kap.  VI,  Biogr.  XXXVII  eriShlt 
habe,  Ardon,  Rneda  und  Villarpando  an  seine  Gemahlin  abtrat,  verzichtete 
n  nidit  anf  sein  JoR/sr-Recht  noch  auf  die  Meneda-Xhgaht:  ixeiple  quad 
ritinto  In  ifsii  villis  comeslionim  moderalam  ei  tnenin  monetam  sicut 
in  alia  regno  mea  {Eif.  Sagr.  XXXVI  Ap.  p.  147).  —  Alfons  X.  verfuhr 
tbenio,  als  er  128J  der  Königin  von  Ponugal,  seiner  Tochter  BeaHii,  die 
Sädle  Serpa,  Moura,  Noudar  und  MourSo  zusprach  (Afrn.  Lus.  XVI  c.  27). 

'  Eip.  Sage.  XXXV  Ap.  SU  p.  434  —  eine  über  allleonesischc  Rechts- 
{¡tbräucbc  ergiebig  unterweisende  Urkunde. 

•  Ib.  144- 


MiJ,  año  Je   I39J. 


154  CAROLINA  MICHAELIS  DB  VASCONCBLLOS, 

Ob  Carrion  leonesisches  Recht  hatte,  habe  ich  nicht  feststellen 
können.  £s  ist  wahrscheinlich.  Wie  schwankend  die  Ostgrenze 
lange  Zeit  blieb,  dafs  das  fuero  de  Leon  bis  zum  Pisuerga  Gültig- 
keit hatte, ^  und  dais  die  Supplement-Gesetze  der  Königin  Urraca 
(1109)  Carrion  mitbetrafen,  sind  wichtige  Einzelnheiten. 

Damit  ist  erklärt,  wie  in  der  Jantar-Tenzone  vom  foro  de  Leon 
—  in  dem  schon  in  Randglosse  II  berührten,  weiteren  Sinne  — 
die  Rede  sein  durfte. 

Die  zweimalige  Erwähnung  von  erdeiros  als  solchen,  die  durch 
des  Königs  Ansprüche  oder  durch  seine  neue  Gesetzgebung  be- 
einträchtigt waren,  könnte  verleiten  an  Unterkunft  i^pousadd)  in  ein^ 
der  grofsen  Kloster -Herbergen  zu  denken,  wie  sie  gewöhnlich 
nebst  dem  König  nur  den  Stiftern  und  ihren  Nachkommen  —  den 
padroeiros,  erdeiros  oder  naturaes  —  zukam.^  Natürlich  veranlafste 
die  Verpflichtung  zu  derlei  jantares  sowohl  ungesetzliche  Forde- 
rungen, als  auch  Klagen,  Streitigkeiten  und  Mifsbräuche  ver- 
schiedenster Art  Alle  möglichen  Bastarde  und  Agnaten  verlangten 
ihr  jantar.  Die  Berechtigten  stellten  sich  häufiger  ein,  als  es  sich 
gebührte;  brachten  Gesellschaft  mit,  sogar  weibliche;  dazu  grofsen 
Dienertrofs  mit  Pferden,  Falken,  Hunden,  und  verlangten  auserlesene 
Speisen.  Es  gab  Klöster  —  in  Portugal,  das  ich  jetzt  mit  in  Be- 
tracht ziehe  —  die  jährlich  für  mehr  als  300  Diners  zu  sorgen 
hatten.  Darauf  bezügliche  Verordnungen  Alfons'  III.  vom  J.  1 26 1  ' 
stellen  unter  anderm  fest,  dafs  in  sämtlichen  Cisterzienser- Abteien 
Portugals  der  König  allein  und  sonst  niemand  in  seiner  Eigenschaft 
als  padroeiro  und  herdeiro  zu  bewirten  sei*  Auch  in  diesem  Falle 
werden  andre  mir  unzugängliche  hispanische  und  aragonesische 
Parallelstücke  als  Vorbilder  gedient  haben. 

Originell  und  individuell  scheint  mir  hingegen  die  kernige 
Verfügung  einer  biderben  Klostergründerin  aus  der  Provinz  Entre- 
Doiro^e^Minho,  die  an  solch  frevlem  Gebahren  Anstofs  nahm.  In 
ihrem  Testament  bestimmt  (1268)  D.  Chamoa  Gomes  i^»  „Verlangt 
Eine  oder  Einer  meiner  Sippe  als  Erbberechtigter  Unterkunft  in 
diesem  Kloster  —  im  reizenden  fruchtbaren  Entr-ambo^-los  rios  — , 
so  gebe  man  ihm  einen  Spaten  in  die  Hand,  ihr  aber  Wolle  nebst 


^  Luc,  Tud.  in  Schott  IV  89  :  Dedit  ei  bonos  foros  et  mores  quos  debet 
habere  tarn  civitas  quam  totum  legionense  regnum  a  flumine  Pisuerga  usque 
ad  extretnam   Gallœciœ  partem  in  Perpetuum, 

*  Ueber  erdeiros  unterrichtet  Gama  Barros  1 342 — 9  ;  Here.  Ill  93  ;  Elucid, 
s.  V.  casamento  —  defensor  —  igreja  —  natural  —  herdeiro,  —  Schäfer, 
Gesch.  Port,  I  166.  —  Ein  Unterschied  zwischen  naturaes  und  erdeiros  be- 
steht nicht,  trotz  gegenteiliger  Behauptung. 

'  P.  M.  H.:  Leges  198 — 210. 

*  Item  manda  nosso  senhor  ElRey  que  os  fnosteiros  de  Çistel  do  seu 
rreino  seiam  enparados  e  nenhuum  nom  pouse  en  eles  come  ptidrom  nem 
herdeiro,  e  nenhuum  nom  seta  padrom  desses  mosteiros  nem  herdeiro  senom 
ElRey  (Leges  209). 

^  Chamoa  <^  Flammula  (Llambra  Lambra), 


RANDGLOSSEN  ZUM  ALTPORT.  LUDSRBUCH.  I55 

Rocken  und  Spindel;  dazu  ein  Stück  Brod,  und  Wasser  so  viel  sie 
trinkoi  wollen.'*^ 

Doch  zurück  zn  den  Dekreten  Alfons'  m.  Sie  enthielten  u.  a. 
genaue  Angaben  über  das  Menu,  aus  dem  das  obligate  Kloster- 
Jantar  der  Erdeiros  zu  bestehen  habe;  und  femer  über  diejenigen 
Speisen,  welche  Ricos 'homes  und  In/ançdes  ihren  Rittern,  ELnappen 
und  Mannen  zu  bieten  verpflichtet  wareu.^  Nimmt  man  dazu,  was 
über  des  Königs  eigenen  Tisch  bemerkt  wird,  so  sehen  die  portu- 
giesischen Mafsnahmen  wie  ein  Nachklang  derer  aus,  die  im  Nach- 
barlande 1258  von  den  Cortes  zu  Valladolid  ergingen.  Einsicht 
in  die  bezüglichen  Teiite  notgedrungen  für  später  aufsparend,  sei 
nur  verzeichnet  was  ein  Vulgarisator  dazu  bemerkt,  weil  es  der 
Eislust  des  Monarchen  zur  Folie  dienen  kann: 

£n  las  [cortes]  de  Valladolid  se  llegó  a  poner  tasa  a  los  gastos  de  la 
casa  real,  se  asignó  para  comer  al  rey  y  a  la  reina  150  maravedis  diarios 
y  se  previno  qne  mandase  a  los  qne  se  sentaban  a  su  mesa  que  comiesen 
mas  mesnradamiente  y  qne  no  ficiesen  tanta  costa  como  facian.' 

Die  Jantar-Abgabe  wurde  natürlich  sehr  verschieden  berechnet^ 
Alfons  IX.  giebt  in  dem  Friedenspakt  von  1206  den  von  den  ab- 
getretenen Schlössern  zu  leistenden  Betrag  genau  an  —  Valderas 
z.  B.  zahlte  60  Maravedis.^  Beim  Regierungsantritt  Ferdinands  IV. 
(1295)  erkannten  ihm  die  kastilischen  und  leonesischen  Gemeinden 
je  30  Maravedis  jährlich  ixxfi  Dem  rebellischen  Thronforderer  und 
Infanten  D.Juan,  zu  dessen  Partei  unser  Charinho  gehörte,  wurden 
noch  in  demselben  Jahre  die  Einwohner  von  Falencia  abtrünnig, 
weil  er  5000 — 6000  Maravedis  von  ihnen  verlangte.'  —  Die  Un- 
kosten in  den  portug.  Klöstern  wurden  für  jeden  Adligen  nur  auf 
2 — IG  Maravedis  geschätzt^  —  Wenn  der  Merino  im  Namen  des 
Königs  als  Rechtspfleger  reiste,   hatte  er  in  Ciudad  Rodrigo,   und 


1  J.  P.  Ribciro,  Refi.  Hist.  I  57. 

*  S.  unten. 

'  Lafuente  I  467.  —  D.  Jaime  hatte  for  seine  Staaten  schon  1234  zu 
Tarragona  Verordnimgen  über  den  gleichen  Gegenstand  erlassen. 

*  Im  portug.  Staatsarchiv  soll  es  ein  Buch  mit  Preisbestimmungen  für 
die  von  den  verschiedenen  Städten,  Orden  und  Klöstern  zu  liefernden  Königs- 
Jantares  geben. 

»  Esp.  Sagr,  XXXVI  Ap.  147. 

•  Esp.  Sagr.  XXXVI  Ap.  162. 

'  Cr  on.  Fern.  c.  i:  en  las  cortes  de  Valladolid  fuera  ordenado  por  todos 
los  de  la  tierra  que  non  diesen  al  Rey  por  su  yantar  en  cada  villa  mas  de 
30  maravedis  de  la  buena  moneda  que  era  estonces  (que  corría  cada  maravedí 
\%0  maravedis)  e  que  el  infante  don  yuan  tomaba  agora  por  yantar  en  cada 
villa  cinco  o  seis  mili  maravedis  e  que  asi  lo  avia  fecho  en  cada  lugar  do 
fuera  e  que  bien  cuidaba  que  asi  lo  faria  e  lo  demandarla  agora  en  Falencia 
cuando  y  llegase.  —  Cí,  Benavides,  Memorias  de  D.  Fernando  IV,  II  p.  3  u.  7, 
wo  auíser  der  Carta  de  hermandad  de  los  concejos  de  Leon  y  Galicia  die 
Carta  de  Herrn,  de  los  C.  de  Castilla  abgedruckt  ist. 

•  Leges  209. 


156  CAROLINA  MICHAELIS  DE  VASCONCELLOS, 

hatten   die   mitbeschäiligten  Alcalden  (im  J.  1209)  je  eine  Henne 
oder  ein  halbes  Zicklein  und  dazu  Brot  und  Wein  zn  fordern.^ 

Da  es  nicht  meine  Absicht  ist,  einen  kulturhistorischen  Au^tx 
abzurunden,  sondern  nur  die  zum  Verständnis  unserer  Tenzone 
nötigen  Aufklärungen  zu  bieten,  breche  ich  hiermit  ab. 

An  Spottgedichten  2l\xì  janiares  im  gewöhnlichen  Sinne  —  wenn 
auch  das  Juridische  mit  hineinklingt,  da  es  sich  um  offizielle 
Leistungen  des  pendOo  e  caldtira  führenden  Nobile  handelt  —  giebt 
es  ein  reichliches  Dutzend.^  Knauserige  Ricos^homes  und  Infan^a^ 
welche  ihren  Mannen  und  gelegentlich  auch  den  gastierenden  Trou- 
badours und  Spielleuten  schlechte  Herberge  und  ein  karges  Mittags- 
mahl vorsetzten,  besonders  an  Fasttagen  (die  sich  im  ganzen  auch 
damals  keiner  übermäfsigen  Beliebtheit  erfreut  zu  haben  scheinen); 
—  oder  die  gar  einen  solchen  wandernden  Cercalmon,  wenn 
er  zur  Essenszeit  an  den  Thorweg  klopfte,  mit  Hunden  hetzen 
liersen,^  werden  weidlich  durchgehechelt  Einmal  sehen  wir  in  ent- 
gegengesetzter Art  die  undankbaren  Gäste  selbst  aufs  Korn  ge- 
nommen,^ denen  keine  Gastfreundschaft  gut  genug  ist,  u|id  die 
sich,  wenn  überhaupt,  so  nur  der  Mutter  Gottes  und  Sanct- Julian, 
dem  Schutzpatron  der  Hospitaliter,  verpflichtet  glauben,  wenn  es 
ihnen  auf  Reisen  in  unwirtsamen  Länderstrichen  wohl  ergeht.  Eine 
Anspielung  auf  ein  portug.  Dekret  über  das  Jantar  der  Rkos^homes^ 
in  der  Satire  des  lustigen  Gui l hade,  die  ich  als  Anhang  zur 
vorigen  Glosse  mitteilte,  kennt  der  Leser  bereits.  Als  solche  fasse 
ich  wenigstens  die  Drohung  auf: 

£  provar- vus -á  das  carnes  quenquer 
que  duas  cames  vus  mandan  comer 
e  non  queredes  vos  d'  Oa  cozer.^ 

1st  nun  der  Paragraph  selbst  auch  nicht  erhalten,  so  kann  man 
schliefsen,  wie  ungefähr  er  gelautet  haben  mufs,  wenn  man  in  der 
königl.  Palast- Ordnung  liest: 

Enna  cozinha  delRey  nom  adubem  senom  de  dnas  cames  e  a  huma 
seja  de  duas  guisas  . . .  Em  no  dia  do  pescado  para  o  jantar  d6  tres 
pescados,  ou  dé  dous;  e  huum  pescado  seja  adubado  de  duas  guisas.' 


^  Léges  890. 

>  CV  1001.  1002.  1027.  1029.  1046.  1047.  1084.  1108.  1168.  1166. 
1167.  1168.  1170.  1171.  1177. 

'  CV  004  von  Ruy  Queimado;  und  ib.  1002  von  Gonçal' Eannes 
do  Vinhal. 

*  CV  1001. 

»  CV  1108. 

'  Leges  199  §  14.  Natürlich  betraf  die  Verordnnng  nicht  des  Königs 
eigene  Tafel.  —  In  §  16  heifst  es  Em  na  coùnha  dElRey  de  seu  corpo  adubem 
para  seu  corpo  como  el  mandar,  —  Von  einer  Mahlzeit  Alfons'  III.  erfahren 
wir,  dafs  es  an  Brot,  Wein,  Kapaun,  mariniertem  Lendenbraten  and  jungem 
Zicklein  nicht  gefehlt  hatte  (CV  1084). 


■  RANDGLOSBRK   ZUM    ALTPORT.  UBDERHDCH. 

Und  dem  entsprechend  ¡n  den  Erlassen  über  die  Klöster: 
que  non  cotnhani  no  dia  da  carne  se  nom  daas  cames,  e  buma  earn«  scia 
idubada  de  duas  guisas;  e  em  aquel  dia  qac  as  comeiem  nom  comhain 
pescado  ....  E  tcm[elh]auilniei)te  no  dia  do  pescado  comham  de  tres 
pescados  oo  de  dous,  e  haum  seia  adubado  de  duas  guìsasi  e  com  esles 
pescados  combam  truytas  e  bogas  ou  solho,  irte  (etc.).' 

Auch  auf  dem  Gebiete  der  Jantar-Satyre  scheint  übrigens  der 
kastítische  Reí-Trovador  —  oder  sagen  wir  lieber  ein  peninsularet 
Rei-Ttovador,  da  es  noch  aoentschieden  ist,  ob  Alfons  X.  oder 
sein  Grofsvater,  der  Leonese,  Verfasser  der  Liedergmppe  CB  456 
— 466  ¡st  —  seinen  Hoüingen  und  Söldnern  mit  tonangebendem 
Beispie)  vorangegangen  zu  sein.  Wie  et  lachend  in  gewandten 
Reimen  einem  seiner  Magnaten  nachsagt,  derselbe  habe  ais  einzigen 
kalÍDaríscben  Genufs    einen  geliochten  halben  Hammelschwanz  auf- 

Direi.vus  d"  ud  ricome 
com'  aprendí  que  come! 
Mandou  coïer  o  vU  orne 

assi  com' o  cavaleiro! 
das  liann  der  Leser,  falls  es  ihn  interessiert,  in  Randglosu  I  nach- 
schlagen.^   Statt  das  Lied  ku  wiederholen,  biete  ich  ihm  die  übrigen 
Speiselieder. 

Freilich,  selbst  die  königlichen  spöttischen  Gel egenheits verse 
waren  unter  der  südlichen  Sonne  nichts  Neues.  Einer  der  schmäh- 
sñchtígsten  und  brutalsten  Troubadours  prove nzalischer  Zunge,  der 
Held  zahlreicher  Skandal-  und  Schurken-Anekdoten,'  der  mehr  als 
abenteuerliche  Katalane  Guilhem  von  Bergadan  oder  Bergue- 
dan,  der  gegen  Ende  des  iz.  Jhs.  am  Hofe  Alfons'  VIII.  wie  auch 
im  Palast  zu  Leon  Gastrollen  gegeben,  hatte  einst  ein  ähnliches  Thema 
angeschlagen.*  Ob  er  ein  Heft  mit  Schmäh  1  ¡edera  eigner  und 
fremder  Komposition  zurôckliefs  (untermischt  mit  den  erotischen 
Gedichten  des  Grafen  Wilhelm  von  Poilou),  ähnlich  demjenigen, 
welches  Alfons  X.  in  den  Hunden  des  Dechanten  von  Cadiz  wufste?^ 
Ob  aus  diesen  der  gelehrte  Beschützer  aller  realistischen  Lieder- 
dichter den  Anstofs  zu  seinen  unflätigen  Cantigas  dt  iscarnh'  e 
maldiur  empfangen  haben  mag?  Jedenfalls  steht  der  provenzalische 
Verfasser  der  Schmähreime  auf  einen  filzigen  Edelmann,'  was  Sinnes- 

'  Ugts  199  §  IS.  -   In  CV  1027.  103©.  Uee  hören  wir  von  truytas. 
piteados,  ptixetas,  salmon,  Unguado,  f antea. 
'  Zisehr.  XX  165. 

•  Eine  der  Cento  novtUt  antiche  beschàltigt  sich  bekanntlich  mit  ihm. 

•  S.  übet  ihn  Mili,  Trovadores  284—322;  Bartsch  im  Jahrbuch  VI 
J31 — 188  u.  VHI  116.  —  Seine  Lieder  veröffentlichte  A.  v.  Keller  schon  1849. 

'  cvas. 

•  Mül  p.  317  No.  19.  —  Keller  No.  li.  —  E»  beginnt; 
Eu  non  cuidaba  chantar, 

quai  casan  non  avia, 

mas  Atnautz  del  Vigiar 


158  CAROUNA  MICHAELIS  DK  VASCONCBLLOS| 

art,  Lebensführung,  volksmäfsige  Sprache,  die  metrische  Gesta 
seiner  Lieder,  1  das  Schmähen  von  Personen,  rniverfrorene 
nutzmig  niedriger  Worte,  sowie  dunkle  Anspielungen  auf  hein 
Gebräuche  und  Unsitten  betrifit,^  den  gallizisch-portugiesi 
Dichtem  so  nahe  wie  wenige  andre  Troubadours. 
Doch  das  gehört  in  ein  andres  Kapitel. 

Liederanhang. 

(8.)   CVIOOL 

Gonçal'  Eannes   do  Vinhal. 

Kn  gran  coita  andamos  con  el  rey 
per  esta  cerra  u  con  el  andamos, 
se  non  fosse  que  qnis  Deas  qne  achamos 
infançOes  —  quaes  vus  en  direy  — 
5    que  entran  nosqn'  en  dOas  cada  dia 
e  jantan  e  cëan  a  gran  perfia 
e  barlhan  córte  cada  u  chegamos. 

Taes,  par  Deus,  infançOes  non  sey 
e  todos  nos  d' eles  maravilhamos  ; 
10    e  pero  os  infançOes  chamamos, 
vedes,  amigos,  tanto  vos  direy: 
en  per  infançOes  non  os  terna, 
mais  son-z',  a  graça  de  sancta  María 
e  san  JuySo  con  que  albergamos. 

15  £  sempre  por  sa  vida  rogarey, 

e  dereit*  é  que  todo'- lo  façamos, 
pois  d'  eles  todos  tant'  amor  filhamos 
en  sa  terra  —  quanto  vos  eu  direy: 
qualquer  d'  eles  nos  fez  quanto  devia, 

20    mais  tant'  é  grande  a  nossa  folia 

que  nulhas  graças  Ihis  ende  non  damos. 

I  andaramo  —   5  ddas  —   6  ceam  —    8  baruas  tn/antífes  caes, 
bedeutet  es  vielleicht:  Nao  conheço  Infançdes  que  sejam  taes  barvas  d. 
sejam  homens  tao  honrados}  —  9  etod9  «9  —  IO.  il.  amicus  —  15  -^ 
des  —   16  fazamo  —    17  câtamor  —    18  tira  —  20  qnda 


m'  en  a  mes  en  la  via 
c'  audi  1'  autrìer  clamar 
de  mon  sogre  ab  la  corona 
qu'  el  no  'I  det  a  1'  ora  nona 
del  peis,  e  iê  1'  amaguar! 

1  Bei  ihm  findet  sich  z.  B.  Bezugnahme  auf  den  hispanischen  G 
an  Vogelschau,   der  im  gallizisch •  portugiesischen  Liederbuch  einen  so 
Raum  einnimmt. 

>  Alfons'  X.  hurtiges  Knegslied  O  genete  Pois  remete  O  al/ara 
redor  (CV74),  wonach  das  Leonoreta-lAtd  des  Lobeira  gemodelt  is 
sein  metrisches  Vorbild  im  24.  Liede  des  Guilhem  von  Bergadan:  Un  tr\ 
Preste  ¡aire   Vol  que  chan  pus  suy  chantaire.   Vgl.  Randgl,  VI. 


RANDOLOSSBN  ZUM   ALTPORT.  UEDSRBUCH.  I59 

(9.)  cviooa. 

Von  demselben. 

Non  levava  on  dinheiro(?) 
ogan'  a  oùvi-a  passar 
per  Campos,  e  quix  poasar 
en  casa  d'  on  cavaleiro 
5    qne  se  ten  por  infançon, 
e  soltou-mi-un  can  enton 
e  morden -mi- o  seendeiro. 

Por  meu  mal  enton  senlheiro 
oùvì  ali  a  chegar 
IO    —  que  non  chegassM  —  a  logar 
u  atal  fais  [cava]leiro, 
ca  el  se  fosse  çaton(?) 
non  fora  ao  vergalhon 
roso(?)  do  meu  seendeiro. 

15  Non  vistes  peyor  parado 

albergue  do  que  achey 

enton  quand'  a  el  dhieguey  ; 

nen  vistes  mab  estirado 

ome  ca  fuy  d'  un  mastin, 
20    e  fez -mi  tal  o  rocin 

que  semelhava  lobado. 

Non  fuy  eu  ben  acordado, 
poi'- lo  da  porta  catey 
dentro:  porque  o  chamey, 
25     pos -mi -o  gran  can  enriçado 
que  nunc'  a  [morder]  fez  fin 
ata  que  [el]  fez  en  min 
quai  fez  no  rodn  lobado. 

I  mn  dulheyro  —  2  ogane  hu  o  ut  pafsar  —  9  ouualy  a  eh.  —  Il  fais 
Uyro  —  12  çatô.  Vielleicht  santoni  —  \1  eU  —  25  enrricado.  Zu  enrizar 
=  „l'.etzen"  von  *irritiare  statt  irritare}  (cf.  astur,  enridar)  vgl.  Fuero  Juzgo 
Vni  4.  19.  —  28  lobado  ,,vom  Wolf  in  Angst  versetzt". 


(IO.)   CV10Î7. 

Roy  Paes  de  Ribela. 

Veend'  un  rioome  cen  truitas 
én  compra  duas  por  multas  . . 
e  coz'  end'  a  da. 
Por  quanto  zi  quer,  apenas 
compra  én  dnas  pequeñas  . . 
e  coz'  end'  a  fia  ! 


1 6o         CAROLINA  MICHAEUS  DB  VASCONCBLLOS, 

Venden  cen  truitai  vivas 
e  compra  én  duas  cativas 
e  coz'  end'  a  Qa! 

I    Ven  hü  r,  dastruytas  —    2  que  —   4  ébtnas  —    7  cruytas 

(II.)  CV1028. 

JoSo   Servando. 

Comeron  infançOes  |  en  outro  dia 

apartados  na  feira  |  de  sancta  Maria, 

e  deron-lhi  linguados  |  por  melhoria 

que  nunca  vi  tan  bOos  |  desque  naci. 

5  Eu  con  os  apartados  |  fui  enton  i 

apartado  da  vida,  |  e  non  comi. 

Direi -vus  como  foron  |  i  apartados: 
deron-lhis  das  fanegas  |  e  dos  pescados 
atanto  per  que  foron  |  muy  lazerados, 
10    que  des  quando  foi  nado,  |  nunca  chus  vi. 
Eu  con  os  apartados  |  fui  enton  i 
apartado  da  vida,  |  e  non  comi. 

Apartaron -se  d'eles  |  por  comer  ben, 
melhor  que  comerían  |  en  almazen, 
15     e  pois  quando  ao  erger,  |  non  podian  én, 
tirar  mui  ben  as  |  pemas  arcassy  (?) 

Eu  con  os  apartados  |  fui  enton  i 
apartado  da  vida  |  e  non  comi 

I  infançdes  —    3  por  nu  Ihoria  —    4  pontos  —    6  dautda  — 
d*  ajudaí    Oder  da  vilai    Ich   verstehe   den  Gedanken  nicht.  —    8 
e  dos  pajeados.     Ob  wir   de%  fanegas  e  dous  pescados  zu   setzen  hab« 
l\  cd  uos   —  entahy  —    15  OJ  erger  —    x^j  eu  com  co  arar  tados 

(12.)  CV1046. 

Roy   Paes   de  Ribela. 

Preguntad'  un  ricome 
mui  rico  que  mal  come, 
porqué  o  faz? 
Kl  de  fam'  e  de  sede 
5     mata  orne;  ben  (o)  sabede, 
porqué  o  faz. 
Mal  com'  e  faz  nemiga! 
Dizede-lhi  que  diga 
porqué  o  faz. 

(13.)   CV1047. 

Roy  Paes   de   Ribela. 

Un  ricomaz,  un  rícomac 
que  de  maos  jantares  íbaI 


RAMDOLOSSBN  ZUM  ALTPORt.  LIBDERBUCH.  l6t 

Qaanta  came  manda  a  cozer, 
quand'  orne  vay  pola  veer, 
5    se  8*  ante  muito  non  erger, 
sol  non  pode  veer  u  jaz! 

Un  ricomaz,  un  rioomaz 

que  de  maoA  jantares  faz! 
Quen  vee  qnal  cozinha  ten 
10    de  came,  se  s'  i  non  deten, 
non  poderá  estimar  ben 
se  x'  est  carne,  se  [é]  pescaz! 

Un  rìcomaz,  un  rìcomaz 

que  de  maos  jantares  faz! 

5  merger 

(14.)  CV 1084. 
Ayras  Peres  Vuiturom. 

Don  (E)stevan,  eu  eyri  comi 

en  cas  del  rey  —  nunca  vistes  melhor  — 

e  cantarci  vo'-lo  jantar  aqui 

c'  acha  orne  de  falar  i  sabor: 
5     non  virón  nunca  ja  outro  tal  pan 

os  vossos  olhos,  nen  ar  veeran 

outro  tal  vinho  qual  eu  i  bevL 

Nen  vistes  nunca,  se  Deus  mi  perdón 

melhor  jantar,  e  contar  vo'-lo  d: 
10    á  dez  anos  que  non  vistes  capon 

qual  eu  i  ouve,  non  vistes,  ben  sei 

melhor  cabrito,  nen  vistes  atal 

lombo  de  vinh'  e  d'alhos  e  de  sal 

qual  i  a  mi  deu  un  de  criazón. 
15  Nen  vistes  nunca  nulh'  ome  comer 

com  eu  comi,  nen  vistes  tal  jantar, 

nen  vistes  mais  vicos'  ome  seer 

do  que  eu  sevi  en  nenhun  logar, 

ca  a  min  non  minguava  nulha  ren, 
20    e  mais  viços'  ome  de  comer  ben 

non  vistes,  nen  avedes  de  veer. 

I  estauam  —  4  caxa  —  6  uosfus  —  ']  a  qual  —  9  ^  cötaruo^{Ji)ey  — 
9  Ihi  nam  i  deu  hi  hü  de  criazón  —  20  uy  io  some 

Der  Spott  gilt  der  Kurzsichtigkeit  des  D.  £stevam,   und  nicht 
•*ïi  Essen  an  Königs  Tisch. 

(15.)  cvuea. 

Pero   da  Ponte. 

Un  dia  foi  cavalgar 
de  Burgos  contra  Carrion 
Z«taehr.i  roiBLPhfl.  XXV.  II 


102  CAROLINA  lÜCHASLtS  DI  VASOONCKLLOS, 

e  saiu-m'  a  convidar 
no  caminh'  un  infançon, 
5        e  tanto  me  convìdou 
que  oùvi  logo  a  jantar 
con  el,  mal  que  mi  peson. 
U  m'  en  de  Burgos  parti 
log*  a  Deus  m'  encomendei, 
IO    e  log*  a  el  prong*  assi 
que  un  infançon  achei, 
e  tanto  me  convidou 
que  oüvi-a  jantar  logu'  i. 
com  el,  mal  que  mi  pesou. 
15  £  se  eu  de  corazón 

roguei  Deus,  baratei  ben, 
ca  en  pouca  de  sazon 
àque-m'  un  infanzón  ven, 
e  tanto  me  convidou 
20        que  oüvi-a  jantar  enton 

con  el,  mal  que  mi  pesou. 
£  nunca  (ja)  assi  comerei 
com'  enton  con  el  comi, 
mais  u  eu  con  el  topei 
25     quisera-m'  ir  e  el  i 

atanto  me  convidou 

que  sen  men  grado  jantei 

con  el,  mal  que  mi  pesou. 

3  me  conuydal  —   7  concie  —    il  infançon 


(16.)  cvuee. 

Noutro  dia  en  Carrion 
queria[n]  im  salmon  vender, 
e  chegou  i  un  infanzón; 
e  tanto  que  o  foy  veer, 
5     crecen  •  Ihi  d*  el  tal  corazón 
que  diss'  a  un  seu  om'  enton  : 
„Peix  ora  quer  oj'  eu  comer, 

Ca  muìt'  á  ja  que  non  comi 
salmon  que  sempre  desejei; 

IO    mais  pois  que  o  ach'  or(a)  aqui 
ja  custa  non  recearei 
que  oj'  eu  non  cômia,  de  pran, 
ben  da  peixota  e  do  pan, 
ca  rouit'  á  que  ben  non  cêei. 

15  Ca  pois  aqui  salmon  achei, 

querrei  oj'  eu  mui  ben  c¿ar, 
ca  non  sei  u  mi-o  acharei 


RAKDGLOÔSÊN  ZUM  ALtPORT.  LÎSDÈRBUCH.  lój 

des  que  me  for  d'  este  logar; 

e  do  salmon  qae  ora  vi, 
20    ante  qne  x'  o  leven  d'  ali, 

vay-m'  fia  peizota  comprar. 
Non  qner*  en  casta  recear, 

pob  salmon  fre8c(o)  acho  siqner(?), 

mais  qner(o)  ir  ben  d'el  assfiar 
25    e  enviar  a  mia  molher 

—  que  morre  por  el  ontrossi  — 

da  balea  qne  vej'  aqni, 

e  depois  quite  quen  poder! 

I  cairhon  fur  carrhon.  Das  Versmaís  verlangt:  En  outro  dia  — 
comha  —  14  ceei  —  l6  eear  —  20  beuë  —  21  müha  —  eopr*  — 
sinfur  —    25  /''  —    28  quitar  debdas  s=  Schulden  bezahlen. 

Als  Lachsverkaufer  haben   wir   den  gallizischen  Dichter  nicht 
betrachten.     Daher  die  Konjektur  querían  in  Z.  2. 


(17.)  ovue?. 

D'  un  tal  ricome  vus  quero  contar 

que  noutro  dia  a  Segovia  chegou 

de  como  foi  a  vila  a  refeçar, 

pois  o  ricome  na  vila  entrón; 
5     ca  o  manjar  que  antes  davan  i 

por  dez  sóidos  ou  por  maravedí, 

logu'  esse  dia  cinc  soldes  tomou. 
Ricome  foi  que  vus  Deus  enviou 

que  vus  non  quis  assi  desamparar, 
IO     que  vus  a  vila  assi  refezou 

poi'- lo  ricome  veo  no  logar; 

ca  nunca  eu  tan  gran  miragre  vi 

polo  azougue  refeçar  assi 

mentr*  o  ricome  mandava  comprar. 
15  £  a  Deus  devemos  graças  a  dar 

d'  este  ricome  que  vus  presentou, 

de  mais  en  ano  que  era  tan  car* 

com'  este  foi  que  ogaño  passou; 

ca  pois  este  ricom'  entrou  aqui, 
20    nunca  maa  careza  entrou  i 

mentr'  o  rícome  na  corte  morou. 

7  cine  soldo  eor  ñob  —  cinco  wurde  die  Zeile  um  eine  Silbe   zu  lang 

^*^eii.     Die    übliche   alte    Form   war   cinque.     Vgl.   duc   —     10  ^«9   — 

^^•iougme  —    14  mandara  —  opr*  —    1$  Ca  des  —  17/5  caro  im  Reim 


Offenbar  ein  herber  Spott  auf  einen  Machthaber,   der  für  die 
^^sen,  auf  deren  Ankauf  er  ein  Recht  hatte,  zu  wenig  bezahlte. 


II' 


tÒ4  CAkOLlNA  MICHABUS  DB  VASCONCStXOS» 

(i8.)  CV1168. 

Quen  a  sesta  quiser  dormir 

conselhá-lo-ei  a  raxon: 

tanto  que  jante,  pense  d' ir 

á  cozinha  do  infanzón. 
5    E  tal  cozinha  Ih'  achara, 

que  tan  fria  casa  non  á 

na  oste  de  quantas  i  son! 
Ainda  vus  eu  mais  direi: 

eu  que  im  dia  i  dormi 
IO    tan  bOa  sesta  non  levei 

des  aquel  dia  'n  que  naci 

como  dormir  en  tal  logar 

u  nunca  Deus  quis  mosca  dar! 

É  a  mais  fría  ren  que  vi! 
15  £  vedes  que  ben  se  guisou 

de  frìa  cozinha  teer 

o  infanzón,  ca  non  mandou 

des  ogan'  i  fog'  acender. 

E  se  vinho  gSar  d'  alguen, 
20    ali  Ih'  o  esfrìaran  ben 

se  o  frío  quiser  bever! 

4  conunhado   —     IO /esta    —     14  ^na   —     16  tetr    —     19 
20  effriarà 

Satire  auf  die  kalte  Küche  eines  geizigen  Junkers. 


(19.)  CVU70. 

Sueir'  Eanes,  este  trobador, 
foi  por  jantar  a  cas  d'  im  infançon 
e  jantou  mal,  mais  el  vingou  s'  enton 
que  ar  ajan  os  outros  d'  el  pavor, 
5     e  non  quis  el  a  vendita  tardar: 
entanto  que  se  partiu  do  jantar, 
trobou-lhi  mal,  nunca  vistes  peior! 

Eno  mundo  non  sei  eu  trobador 
de  que  s'  ome  mais  devess'  a  temer 

IO    de  x'  el  mui  maas  tres  cobras  fazer, 
ou  quatro,  a  quen  Ihi  maa  barva  for. 
Ca  desque  vo'-lh'  el  cae  na  razón, 
maas  tres  cobras  ou  quatr'  e  o  son 
de  as  fazer  muit'  é  el  sabedor! 

15  E  por  esto  non  sei  no  mundo  tal 

ome  que  Ih'  a  el  devess'  a  dizer 
de  non,  por  Ihi  dar  mui  ben  seu  aver, 
c'a  Sueir'  Eanes  nunca  Ihi  fai 


RANDGLOSSEN  ZUM  ALTPORT.  LIEDERBUCH.  165 

razon,  des  que  el  despagado  vay, 
20    en  qae  Ihì  trob'  atan  mal  e  tan  lay 
por  qne  o  outro  sempre  Ihi  qaer  maL 

4  aia  mos  —  9  deuajse  —  16  äeua/sadüer  —  18  stitrtarus  —  désquè 

Satire  auf  ein  Mittagsessen,  mehr  aber  noch  anf  die  schlechten 
Verse  des  Sueir»  Eannes.    VgL  CV  1U7.  U70.  U84. 


(30.)  OVU7L 

Quand'  en  d'  Olide  sai 

preguntd  por  Ayvar 

e  disse -mi  log*  assi 

aquel  que  foy  preguntar: 
5     „senhor,  vos  creed'  a  mi, 

que  o  sei  mui  ben  contar: 
Eu  vus  conto  quant'  á 
d'  aqui  a  cas  don  Xemeno< 
un  dia  mui  grand^  ai.. 
10  e  un  jantar  mui  pequeño. 

Disse -mi  u  (me)  d'  el  parti: 

„quero -TUS  ben  conselhar; 

a  jomada  que  d'  aqui 

▼us  oy  queredes  filhar, 
15     seri  grande,  pois  des  i 

eras  non  é  ren  o  jantar: 
por  en  TUS  conto  quant'  i 
d'  aqui  a  cas  don  Xemeno: 
un  dia  mui  grand'  ai.. 
20  e  un  jantar  mui  pequeño. 


I  dolide  —    7  Wohl  quanto  dì 

Wie  ich  die  navarresischen  Ortschaften  0///^,  A}Tar  nnd  Don 
Xemeno  in  Zusammenhang  mit  einander  bringe,  habe  ich  im  CA 
Kap.  VI  in  der  Biogr.  XXXV  des  Pero  da  Ponte  mitgeteilt  Hier 
genügt  es  zn  verzeichnen,  dafs  Don  Xemeno  de  Ayvar  zu  den 
Navarresen  gehörte,  die  mit  König  Sancho  am  Siege  von  Tolosa 
12 12  teilnahmen. 

(21.)  CVUT7. 

£n  alm9eda  vi  estar 
a  un  ricom'  e  diss'  assi  : 
„quen  quer  un  rioome  comprar?** 
E  nunca  i  comprador  vi 
5     que  o  quisesse,  nen  en  don, 
ca  dizian  todos  que  non 
darian  un  soldo  por  si 


1 66  CAROUNA  HICHAKUS  DB  VASCONCELLOS, 

E  d' este  rìcome  qnenqner 

▼us  pod'  a  verdade  dixer. 
10    Pois  non  après  nenhnn  mester, 

¿qnen  querrá  i  o  sea  perder? 

ca  el  non  faz  nenhon  lavor 

de  qne  nolh'  om'  aja  sabor, 

nen  sab'  adnbar  de  comer. 
15  Eu  foron  polo  vender 

preguntaron -no  en  gran  sen: 

„¿ricom,  que  sabedes  fazer?*' 

e  o  ricome  disse:  ^^ren! 

non  amo  custa  nen  misson, 
20    mais  compro  múi  de  coraçon 

erdade,  se  mi -a  vend' alguen." 
E  pois  el  diss'  esta  razón  V 

non  oüvi  molher  nen  baron 

que  por  el  dar  quisesse  ren! 

2  ouin  —  12  ccU  tf/—  17  ricome  —  Vielleicht:  ricome,  que  sab 

(22.)   CB  1508. 

JoSo  de  Guilhade. 

Vi  eu  estar  noutro  dia 
infançOes  con  un  rìcome 
posfaçando  de  quen  mal  come, 
e  dix'  eu  que  os  ouvia: 
5  Cada  casa  favas  lavan! 

Posfaçavan  d'  un  escasso, 
foy-os  eu  ascuitando; 
eles  foron  posfaçando 
e  dixi-m'  eu  pass'  e  passo: 
IO  Cada  casa  favas  lavan! 

Posfaçavan  d'  encolheito 
e  de  vil  e  de  spantoso 
e  en  sa  terra  lixoso, 
e  dix'  eu  enton  dereito: 

Cada  casa  favas  lavan! 

3  u.  8  posfaçâdo.    Das  Metrum  zwingt  uns  pos/açand*  a  quen 
zu  lesen  und  in  Z.  7  ^  eu  os  foy  ascutíando  zu  vermuten  —    9  pas 
—  II  posfacaucL  —    13  tira  —   I4  dizeu 

Das  Sprichwort  bedeutet  so  viel  wie:  ca  e  là  más  f adi 
und  soll  besagen,  dafs  es  im  Hause  der  Maldtzenies,  was  d 
betrifft,  nicht  besser  bestellt  war  als  anderwärts.  Viellei 
in  /(Was  auch  noch  ein  direkter  Hinweis  auf  spärliche  Kc 
Tage  Saubohnen?  —    Ob  man  meu  passo  e  passo  noch 


RANDGLOSSEN  ZUM  ALTPORT.  UEDERBUCH.  IÖ7 

Rrn/stsein  der  substantivischen  Natur  von  passo  gesagt  hat?  Sonst 
¿ommt  im  Liederbuch  an  ähnlichen  Formen  nur  pauqu*  e  pouco  und 
nan^  i  manso  vor. 

(23.)   CB  1562  (=  425). 
Nun  es« 

Un  infançon  mi-á  convidado 
que  seja  seu  jantar  loado 
par  mi;  mais  (eu)  non -no  ei  guisado 
e  direi -vus  por  que  mi  aven: 
5     ca  ja  des  antan'  ei  jurado 
que  nunca  diga  de  mal  ben. 

Diss*  el:  „poi' -lo  jantar  foi  dado, 
load'  este  jantar  onrado.** 
Dix'  eu:  „farla -o  de  grado; 
IO    mais  jurei  antan'  en  Jaén 
na  oste  quando  ñiy  cruzado 
que  nunca  diga  de  mal  ben! 

CB  I  Hun  Infancon  mha  cdutdado  —  2  doado  —  8  onirado  —  IO  Die 
>liclie  alte  Form  ist  Geen, 

Ob  Ayras  Nunes  der  Verfasser  ist? 


IV.    Penn  a  V  eira. 

Das  dritte  Streitgedicht,   mit   dem   ich  mich  beschäftigt  habe, 
\autet: 

(24.) 
üa  pregunta  queir*  a  el  rey  fazer 
que  se  sol  ben  e  aposto  vistir: 
¿porqué  foi  el  pena  veira  trager? 
Veer -Ih'- an  bon  pan'  e  queremos  riir, 
5     —  eu  e  Gonçalo  Martliz,  qne  6 
ome  muit*  aposto,  per  boa  fé  — 
e  ar  queré'-lo-emos  én  cousir. 

„Garda  Perez,  vos  ben  cousecer 
podedes:  nunca,  de  pran,  foi  falir 
IO    en  querer  eu  pena  veira  trager 

velha  en  córte,  nen-na  sol  cobrir(?); 
pero  de  tanto  ben  a  salvarci: 
nunca  me  d*  eia  en  córte  paguei, 
mais  estas  guerras  nos  fazen  bulir." 
15  Senhor,  mui  ben  me  vus  fostes  salvar 

de  pena  veira  que  trager -vus  vi; 
e  pois  de  vos  a  queredes  deitar, 
se  me  creverdes,  faredes  assi: 


X68  CAROLINA  HICHABUS  DB  VASOONCBLLOS» 

Mandade  logu'  est,  e  non  aja  i  al! 
20    deitade-a  logu'  en  un  mnradal, 

ca  peyor  pena  nunca  d'  esta  vL 
yyGarcia  Perez,  non  sabedes  dar 

bon  conselho  —  per  quanto  vus  oí  — 

pois  que  me  vos  conselhades  deitar 
25     en  tal  logar  esta  pena;  s'  assi 

o  fezesse,  faria  mui[to]  mal; 

e  muito  tenh'  ora  que  me  mais  val 

o  dà' -la  en  a  un  coteif'  aqui.        /Q3  4^5  -^  867.) 

I  Hua  preguntar  ^r  —  3  peqna  —  4  Ich  lasse  ifeer  und  riir  stehen. 
Es  bleibt  dem  Leser  überlassen,  welche  von  beiden  Formen  er  kontrahieien 
will  —  5  goncalo  ntrij%  —  9  falquir  —  10  en  querer  en  —  14  ofías  — 
20  Dota  loguen  huñ  —  21  peyior  —  24  con  f  o/hades  —  25  Eutal  logar  esta 
pe^na  caffi  —  26  offezeffe  faria  mui  mal  —  27  ^  muj  m^  ual  —  28  Endata 

£in  König,  der  sich  schmuck  und  gut  zu  kleiden  pflegt,  hat 
ein  minderwertiges,  mit  Buntwerk  besetztes  oder  gefuttertes  Gewand 
getragen,  wird  darob  lachend  angegriffen,  entschuldigt  sich  damit, 
nicht  bei  Hofe,  sondern  im  Kriege  habe  er  den  alten  schlechten 
Pelz  angelegt,  hört,  obwohl  der  Angreifer  seine  Verteidigung  gelten 
läfst,  die  Aufforderung,  denselben  sofort  auf  den  Kehrichthaufen 
an  der  nächsten  Mauer  zu  werfen,  erklärt  das  für  einen  schlechten 
Ratschlag  und  zieht  vor,  das  abgetragene  Stück  einem  seiner 
Troupiers  zu  schenken. 

Textkritisch  bietet  diese  vierte  Königstenzone  keine  sonder- 
lichen Schwierigkeiten.  Nur  das  Reimwort  von  Z.  9,  an  das  ich 
rühren  mufste,  bleibt  fraglich,  und  unverstandlich  der  Schlafs 
von  Z.  ii.i  Daran,  dafs  wir  in  Z.  3  und  25  pena  zu  lesen  haben, 
ist  nicht  zu  zweifeln,  da  pequeña  weder  in  den  Zehnsilbner  pafst, 
noch  die  zwei  Adjektive  ohne  Substantiv  einen  Sinn  geben,  vcira 
als   Hauptwort   aber    im  Portugiesischen    nicht    nachzuweisen    ist^ 

^  Ob  Cubrir  alg,  c,  gleichwie  cobrir'se  de  alg,  c.  bedeuten  kann:  „sich 
einer  Sache  als  Decke  bedienen,  sich  mit  einer  Sache  bedecken"?  Dann 
hätten  wir  zu  verstehen:  „ich  habe  nimmer  den  Fehler  begangen,  Bunt- 
werk bei  Hofe  als  Kleid  zu  tragen ,  und  nicht  einmal,  solches  als  Decke  oder 
Hülle  zu  gebrauchen",  nunca  fui  fahr  en  trager  pena  veira  na  córte,  nen 
sol  (=  nem  tampouco)  en  {n)a  cdrirF  —  In  einem  Spottgedicht  Alfons'  X. 
(CV  66),  das  sich  um  einen  diebischen  Pilger  dreht,  tritt  cobrir  dreimal  als 
Reimwort  auf  —  möglicherweise  gleichfalls  mit  Bezug  auf  Pelzwerk  (gris). 
Doch  ist  die  Bedeutung  von  Gris  nicht  sicher.  Vielleicht  ist  Gris  oder 
Agris  der  Name  des  Bestohlenen: 

dagris  furtaran  que  por  ¿n 
non  Ihi  leixaran  que  possa  cobrir, 
und 

e  sol  non  cataln]  como  gris  non  ten 
[/a]  nunca  cousa  de  que  se  cobrir, 

Oder  bedeutet  Z.  ii:    „und  nicht  einmal   Buntwerk   zu  bedecken  —  d.h.  es 
versteckt  und  bedeckt  als  ünterfutter  zu  verwerten"? 

'  Ueber  die  Entwicklung  von  varius  und  variare  im  Portug.  spreche 
ich  in  Randgl.  XVI,  aus  Anlafs  der  Olhos  verdes,  wie  schon  gesagt  ward. 


RAKDGLOSSEN  ZUM    ALTPORT.  LIEDERBUCH.  tÓQ 


^uhd  pata  vtira   steht  ja  nnveifalscht  in  Z.  io  und  i6,   uns   den 

FWeg  weisend. 

Sachlich  staunt  man  im  ersten  Augenblick  darüber,  dars  diese 
Pelisoite,  die  man  gewohnt  ¡st  in  Schilderungen  und  Verordnungen 
als  kostbaren  Lusuastoff  in  einem  Atem  mit  Zindel,  Brocat,  Schar- 
lach. Sammet  genannt  eu  sehen,'  von  einem  Troubadour  so  ver- 
ächtlich behandelt  wird,  als  sei  sie  nicht  gut  genug  für  seinen 
Herrscher.  Man  mufs  sich  erst  darauf  besinnen,  dais  wir  am 
glaiuenden,  mit  des  Orients  Kostbarkeiten  prunkenden  Hofe  eines 
peninsularen  Fürsten  weilen,  und  dafs  auch  der  Teilnehmer  an 
niuerer  Scherz-Tenzone  kein  auf  Lohnung  durch  buntes  Tuch  be- 
dachter Spielmann  oder  Berufsdichter,  sondern  ein  fumehmer  Herr 
sein  mufs  —  wie  aus  dem  Gegenstand  und  der  besonnenen  Rede- 
weise, mehr  aber  noch  aus  der  Fassung  der  königlichen  Entgeg- 
nung hervorgeht  Drittens  und  hauptsächlich  dreht  sich  der  Disput 
om    einen   alten   verbrauchten  Pelz,    nicht  um  pma  vara  an  sich, 

^uoiQ  wir  auch  in  der  Angriflsstrophe  die  betreifende  Angabe  ver- 

HiBsen. 

^^  Darüber  dafs  im  Süden  im  13- Jh.  und  heute  wiederum  nicht 
blofs  zur  Winterzeit,  sondern  selbst  für  Sommertrachten  Pelzwerk 
aufserordentlich  gesucht  war^  —  man  unterschied  SaisonpeliT  ptnna 
de  tastm  und  penna  de  veräo:^  was  sich  von  dem  alten  Brauch  im 
nationalen  Hirtenleben  erhalten  hat  {çamarro,  cafìts  nebst  çarrSo 
oder  zurrSo)',  welche  heimischen  und  welche  ausländischen  Sorten 
hier  Verwendung  fanden;*  wie  für  die  zarteren  kostbareren  Gattungen 
die  aus  der  Provence  übernommene  Bezeichnung  ptnna  mit  ihrer 
hübschen  bildlichen  Gleichstellung  des  Hermelin,  Nörz,  Zobel, 
Bunt-  und  Grauwerk  mit  Taubenflaum  und  £iderdunen  benutxt 
Ward.*  für  die  daheim  gewonnenen  Felle  aber  pellis;'^  was  die 
Preistabelleo  und  Kleiderordnungen  uns  über  das  (bewerbe  der 
Schneider  and  Kürschner'  verraten,  darüber  Uefse  sich  unter  Ein- 


'  BeleestellcD  bei  Du  Caage,  Godefroy. 

*  Im  Elucidane  findet  sich  Dtchts  Brauchbaieg.    S.  alfatuhe  und  anitia. 

*  P.M.a:  legi,  191. 

*  legti  igi  — 196  eirahrcD  wir  von  der  Haut  des  Hiruhksibes  [aenh, 
Beaportni!-  'w*o.  «om  Ul.  hinneus),  de»  DarohUschcs  (gamilo),  Lamnics  {cor- 
•Jario).  Kjtlbe«  (/¿nroail,  Zickleins  {fabräu),  die  wir  nicht  als  Peliwerk  zu 
ticttaclittn  gcwohat  lind;  dftno  von  Kslie  {gato  de  iaia).  Wildkatze  Igalo 
mumti).  Fochs  {gtäpitui),  Frettchen  {/uina  und  lourSo),  Olter  {lunlria). 
3Jvder  {marterenia),  Gineta  {genetai  und  einem  mir  unbekannten  hibtrno.  in 
Jnn  ich  lubrtaa,  eioeo  jungeo  Wolf,  vermute;  femer  von  vtslidos  de  catl/io. 
Alle  diese  als  fellis.  —  Die  mtten  daamarligen  fimnai  ilammcn  von  Her- 
milin  (armmiton),  Ottet  {iuntria),  Haselmaus  [dt  HHonibui)  und  Hase.  — 
Antierdem  wird  ein  Unterschied  gemacht  iwischen  fettna  blanca,  purada. 
i'tT¡a,   mûerada  (dies  leute  Worl  kommt  CV  1154  vor). 

*  Auch   im  Altspaniscben    h»ben    wir    nalürlich   /tHa   und  peRj   vera, 
^.  1,  B.  /i/o  7.  640.  1151.  1378. 

*  Heute  ist  ptU/  das  einzige  Wort;   span.  pelUJa. 
1  Ftlùeiro  CV  827. 


I7â  CAROLINA    ïnCHAELIS   DE   VASCONCKLLOS, 

beziehnng   aller    Stellen    aus    den  Liederbüchern    ein 
Modebericht  zusammenstellen. 

Für  unseren  Zweck  genügt  es,  zweierlei  zu  fixiere 

1.  Penna  veira,  d.  h.  die  zwiefarbigen  Felle'  ei 
kleinen  und  darum  kostbaren,  dem  Hermelin  und  Nörz  venvandtenl 
osteuropäischen  Nagetierchens  —  es  sei  mustela  ¡ulriola^  oder  nicht  — , 
so  geschätzt  sie  auch  waren,  zählten  nicht  zu  den  pannos  reats, 
à.  h.  sie  blieben  so  wenig  wie  Grauwerk,  Zobel  und  selbst  Her- 
melin für  Konige  und  Fürsten  durch  ein  Sondergesetz  reserviert, 
sondern  wurden  als  Futter  und  Verbrämung  von  Mänteln  tmd 
Kapuzen  aller  Art  ohne  andre  Beschränkung  als  der  vom  Geld- 
beutel des  Käufers  gesteckten  in  den  Handel  gegeben.  Das  Lieder- 
buch selbst  liefert  Beweise  dafür. 

Der  alfonsinische  Spielmann  Pedr'  Amigo  de  Sevilha  1 
klagt  sich  einma!,  er  sei  bei  der  Verteilung  von  panes  und  ^ 
Vitras  zu  kurz  gekommen  {CV  680). 

Estévam   da  Guarda,    der  spottlustigc  Kanzler   des  Königs 
Denis,  verhöhnt  einen  zum  Edelmann  beforderten  Bauern,  der,  um 
seine    Glatze    zu    verdecken,    sich    eine    ungeheure,    mit  pena 
ausgestattete    Kopfbekleidung    {caparon)    zugelegt   hatte    (CV  027).J 
Uebrigens  wird  der  Flaumpelz  hier  ausdrücklich  nobre  genannt.' 

Derselbe    Dichter    erzählt    ein    andermal    vom    Verkaufe    ge-1 
brauchter  pannos  und  pennas  veiras  durch  einen  Makler  {CV  804). 

2.  Benutzt  aber  wurden  die  pennas  varias  auch  von  Königen, 
wie  unsre  Tenzone  zeigt.  Diesmal  fiel  es  freilich  dem  dichtenden 
Alfons  nicht  ein,  sich,  wie  in  dem  Gedankenaustausch  mit  Vasco 
Gil,  mit  dem  Beispiel  eines  andern  Herrschers  zu  decken.  Sonst 
hätte  er  abermals  auf  einen  König  von  Portugal  hinweisen  können: 
Sancho  I.,  der  in  seinem  Testament  seine  einlas,  esearlatat  mid  , 
penas  varías  seiner  Tochter  D.  Sancha  vermacht.* 


Lieder- 
tia  bo^ 

m 

\ 


Bei   muradal  an    den    berühmten  Pafs    der  Sierra  Morena 
denken,  der  so  manches  Kriegsheer   gesehen  hat,   liegt  dt 


rena   n^| 
lorcbatatH 

Ire  Tien  V 


>  Die  Uebersetznng  „bunt"  ist  die  besle,  wo  es  sich  um  andre  1 
■Is  é»a  pelílicfenid«  Mäuschen  handelt  (Hund,  Siate,  Skorpion},  oder  gar  n 
Menschenhaar.  —  Die  dne  der  Fatben  war  weiis,  die  andre  kaum  immer 
di«  gleiche,  bald  rötlich,  bald  gtau,  bald  schwan.  —  Uniutreficnd  sind  jcden- 
falli  die  ErklaTaugen  der  hi  .spanisch  en  Berichterstati  er:  (SsDcbez-Jsner:  vera 
^  muy  blattca;  Cueto:  blanca  o  baya;  Braga:  alvo  ah'eiro).  Sie  slammen 
alie  aus  einer  Stelle  im  Werke  des  Erxptiesters,  wo  man  liest:  El  axtHui 
de  fuera  mas  negro  et  cue  caldera  \  Es  de  dentro  muy  blanco  mas  que  ía 
fennavera  (Str.  7).  —  tn  Su.  640  bedeutet  der  Sau:  La  penna  tiene  blanto 
et  prieto,  fero  todos  son  conejos  „es  giebl  weirse,  aber  auch  dunkle  Ka- 
nin chen". 

'  Londrasinka   als  BMeichnUDg    ei 
eine  kleine  Oller-Art  und  hat  nichts  mit 

»  Man  vergleiche  noch  CV  BBO. 

•  Mon.  Luí.  IV.    Eicrü.  lU  :6o. 


jch  natürlich  anf.^l 


r 


RANDGLOSSEN  ZDV   ALTPORT.  UEDERBÜCH.  171 

kern  Gnind  vor.    Man  lasse  dem  Wort  seine  ursprürgliche  appel- 
lative Bedeutung. 

So  abgetragen,  ¡n  des  Dichters  übertreibendet  Redeweise  ter 
den  Mullhaufen  reif,  war  das  Stück,  dafs  es  nur  einem  gemeinen 
Soldaten  überantwortet  werden  konnte.  Wenigstens  glaube  ich, 
wie  ich  schon  früher  dargelhan,'  dafs  wir  einen  peon  unter  eoUift 
zo  verstehen  haben.  Diesen  Namen  versuche  ich  jetzt  —  da  ein 
SniEx  'Hfe  -f/i  nicht  vorkommt'  —  aus  dem  Arabischen  herzu- 
leiten, wo  kalti/  ein  langes  Schwert  bedeutet  {latus  enii's;  /errum 
ingtim  et  latum).  Mit  dem  maurischen  Ausstattungsstück,  dem  der 
(oUift  besagten  Falles  die  Benennung  verdankte,''  ging  dieselbe 
vermutlich  wieder  verioren.  Sie  kommt  nur  bei  Alfons  X.  vor*  und 
einigen  seiner  Getreuen,'  wenn  wir  ein  iiagwürdiges  Spottgedicht 
aufsei  acht  lassen  oder  zu  des  Köm'gs  Hab  und  Gut  rechnen,  das 
derselben  Gedichtgnippe  angehört  wie  unser  /Vwa-wira-Lied. 

Damit  sind  wir  zur  Hauptfrage  gekommen,  ttm  derentwillen 
ich  dasselbe  aus  seinem  Zusammenbang  gelöst  und  neben  die  zwei 
Streitgedichte  geslelll  habe,  die  Alfons  X,  zugesprochen  werden 
müssen;  wer  nämlich  ist  der  König,  dem  jene  Gedichtgruppie  an- 
gehört? ^  Alfons  X.?  oder  Alfons  IX.?  Hat  nur  der  ital.  Kopist 
in  der  Ueberschrifl  El  Rcy  don  afftmso  [<Ä  CasttUa  ê\  dt  Uon  die 
eingeklammerten  Worte  ausgcla.ssen?^  Es  scheint  wenig  glaublich, 
da  gerade  die  dichtenden  Konige  sowohl  den  Kardinal  Bemt>o  als 
Angelo  Colocci  besonders  interessiert  haben.  Steckt  also  ein  Fehler 
im  Automamen,  so  wird  er  aus  der  Vorlage  stammen,  von  der 
Hfir  nichts  wissen,  als  dafs  sie  sich  anscheinend  in  einem  argen 
Zustand  befand.     So   lange   die  Urheberschaft   des   Weisen  nicht 


^m  Hci 


'  Randgl.  I  Z.  158.  168.  169  sowie  S.  71—72.  —  Tritt  der  eeleiß  meist 
*]i  Fafisoildat  und  wie  ein  GemcÍDeT  auf,  10  idieiiit  Alfons  X.  die  Gattung 
doch  einiDil  (UV  74}  in  ^tuizer-KIeidnng  voTzufuhrea  (mit  arminhosì  und 
erftladoíT).  Ein  aad^msl  tragen  aie  ein  Wams  ans  Katlun  (perponlo  dt 
oJgedm)  nod  Hosen  aus  ZwiUieh  {caifas  de  branquita)  (CV  63).  LangbSrtig 
nnd  «e  aneh.  Oder  ist  orfrlados  etwa  eine  kastilische  Form  von  horri- 
füatatÍ 

■  Tabtft  =  „Tachtcl"  wciis  ich  nicht  lu  erUären.  —  Die  Schreibart 
t»ili/<  kommt  nur  eiamil  voi  (CB  464).  Vermutlich  hat  durch  Verschreiben 
das  i  KÌntn  Plalr  gewechselt. 

*  Solche  Ueberliagung  eines  Sachnamens  auf  die  Person,  der  sie  als 
Chiracleristicum  dient,  kommt  oft  genug  vor.  Ich  erinnere  nur  an  jaqui.  den 
jickenliagenden  Soldateu,  nnd  guita,  Tresse,  das  Spoltwoit  far  den  modernen 
ponog.  Poliieiioldalen.  —  Ein  Versuch,  coieife  wie  golfim  (Cran.  Alf.  c  75 
p.  59)  aus  der  Scb  ach  terminologie  heriuholen,  ist  mir  mifslnngen. 

•  CV  es.  74.  CH  32  a.  1»4. 

•  Rui  Queimado  CV  804;  Coelbo  CV 1034. 
<  /nd.  466—466. 

*  Uomiltetbar  folgen,  wie  der  Leser  wei&,  eine  fromme  und  mehrere 
ptofane  Dichtongen  AlfoDs'  X.  (467 — 496),  denen  die  Uebeischrift  El  Rey  don 
afftnii)  de  Catlela  e  dt  Lioit  vorangeht.  —  Wiederholung  von  Namen  als 
nebcricbrif)  ist  aber  sehr  hanfìg.  —  Auch  Alfons  XL  ist  aasdrücklich  als 
Hcirichei  beider  Rdchc  beieicbcet  (607). 


172 


CAROLINA 


DE   VASCONCELLOS, 


mit  hinreichender  Klarheit  nachgewiesen  ist,  wird  man  immer  wieder 
versuchen  müssen,  im  Rey  de  Leon  den  Grofsvater,  Alfons  IX^ 
zu  erkennen.'  Gelungen  ist  mir  bis  jetzt  weder  das  eine  noch 
das  andre.  Der  Majordomus  D.  Rodrigo  (CB  464),  Milta  Fer- 
nandes  aus  der  Familie  der  Pertigueiros  de  Santiago  (480)  und 
die  Anwesenheit  des  Königs  in  Guarda  (456)  bringen  vielleicht 
die  Lösung  des  Rätsels.^ 

Mancherlei  scheint  auf"  Alfons  X.  hinzuweisen.  In  einem  der 
Gedichte  ist  von  andalusíschen  Städten  in  einer  Weise  die  Rede, 
als  gehörten  sie  zum  Reiche  des  Dichtenden.''  So  aber  konnte 
der  Leonese  unmöglich  von  Sevilla,  Lebrija  und  Alcalá'  reden. 
Das  gilt  auch  von  dem  auf  die  Olivenwälder  von  Eìxarafe  und 
die  alearías  hinweisenden  Spottlied.^ 

Was  unsre  Tenzone  betrifft,  so  ist  ihre  Aehnlichkeit  mit  den 
beiden  bereits  besprochenen  recht  grofs,  sachlich  wie  fonnell;*  von 
allen  übrigen  Streitgedichten  weicht  sie  hingegen  ab,  was  Gegen- 
stand und  Einkleidung  betriflï.  Dazu  kommt,  dafs  von  Krieg  die 
Rede  ist.  Was  wir  sonst  an  Kriegsliedern ^  besitzen,  stammt  aber 
aus  den  andalusischen  Feldzögen  Ferdinands  IIL  und  seines  Sohnes 
Alfons  und  ist  entweder  Wurk  des  letzteren''  oder  das  seiner 
Grofsen.  Wie  ich  in  den  nachfolgenden  Glossen  zeige,  möchte 
ich  dieselben  in  den  Aufstand  der  sechziger  Jahre  \erlegen  —  in 
eine  Zeit  also,  in  welcher  Alfons  X.  noch,  heiter  und  siegesfrob 
sowohl  als  Gesetzgeber  und  Eroberer,  als  auch  als  Vater  und  Re- 
gent, zum  Dichten  aufgelegt  sein  mochte. 

'  Nimmt  man  Heikunfl  der  betreiTenden  Lisd«  aus  dem  BCsitie  eines 
penÌD9u1aren  SnmmleTS  an,  so  isl  ¡sl  die  Beidchnucg  de  Leen  für  Alfons  X. 
in  hohem  Grade  unwahrscheinlich.  Und  Eclbsl  ge^etit,  sie  slammlen  aus  pn>- 
venialischem  Gebiet,  bliebe  sie  befiemdend.  Fremde  Troubadous  haben  ihn 
dann  und  wann  schlichlweg  Rey  de  Leon  geoattnl,  doch  nur  wo  das  Metrum 
solche  Verkôizoag  der  Titulatur  eiheischte,  wie  z.  B.  in  der  Tornada  des  poly- 
glotten Sirventts-Descordo  (Ratidgl.  VIIIJ,  oder  auch  V  reyi  cuy  it  Ues  (Gaìraat 
Riquier  bei  Mila  217!.  lieblicher  ist  jedoch:  reys  deis  Caílellds  —  R^i 
Caiteìldt  —  Teys  de  Castela  N'Anfos  —  reys  N'An/os  Casteldi  cui  Leoi  <J 
—  Rei  de  Leen  git'es  senhars  de  Caslelas  —  el  bot  rey  de  Castela  ffAnfot 
que  rey  es  de  Lea  und  ähnliches  mehr. 

'  Geographische  Namen  allein  können  den  Ausschlag  nicht  geben.  Dock 
sei  bemerkt,  dsfg  ein  Va!  de  Canas  [CB  464)  zam  Gebiet  von  PalencU  ge- 
hört uud  dafs   Campos  (Lb.)  auch  von  Alfons  X.  erwnhol  wird  (CV  65). 

•  CB  466.     S.  darüber  CA  Kap.  VI,  Biogr.  XIV. 

•  Aleali  Ui  Real,  oder  de  Benr.aide. 
»  CB  462.    Vgl.  1.  B.  Cron.  Gen.  p.  39g  (bei  -Schimnacher  I  p.  ^ti) :  ca 

en  ei  su  Axaraf  hauia  bien  iste  dia  cien  mü  alearías. 

"  Alie   drei   bestehen   aus   2x2  Strophen   in  Zehnsilbnerai    und   allei 
dreien   fehlen  die  üblichen  Schlafskadenzen ,   in  denen  der  Sie);er  wie  der  Be- 
siegte  das   Facit   zu   ziehen   pfl^.   —    Was   die   Zeilenzahl   betrifft,    stimmt 
CB  357   nut   zu  CB  386;    in   der   Rrimbindnng  {ababccb   lu   1 
nicht  genau, 

■"  Kriegslieder  mir  in  dem  Sinne,  dais  sie  sich  »nf  Kriegsieit  und  Kri^o- 
beliehen. 

■  S.  Rartdgl.  V  und  VI, 


I 


I 


RANDGLOSSEN  ZUM  ALTPORT.  UBDSRBUCH.  173 

Gut  wäre  es,  wenn  wir  wüfsten,  wer  der  Garcia  Perez  ist, 
der  sich  in  so  ^miliarer  Weise  an  seinen  Gebieter  wendet  —  ob 
auch  mit  etwas  mehr  Znrûckhaltmig  als  Charinho  und  Vasco  Gil. 
£r  redet  den  König  zu  Anfang  nicht  direkt  an,  sondern  überläfst 
es  ihm,  ob  er  in  eigner  Person  antworten  oder  einen  Dritten  damit 
beauftragen  will,  seine  Entgegnung  in  Reime  zu  bringen.^  Als 
solchen  Dritten  schlägt  er  aber  —  wenn  ich  ihn  recht  verstehe  — 
einen  seiner  Genossen  vor:  Gonçalo  Martins,  als  einen,  der 
nicht  übel  gewillt  schien,  sich  am  Pelzscherze  zu  beteiligen.  Einen 
Garda  Perez,  der  zu  dem  Leonesen  in  engeren  Beziehungen  ge- 
standen hätte,  kenne  ich  nicht  Hingegen  einen,  der  zu  Alfons'  X. 
Vasallen  gehörte:  jenen  Schwager  des  Dichters  und  Admirals 
Charinho,  der  1282  als  Meirinho  Gallizien  verwaltete,  während 
seine  Frau  die  Veste  Zamora  den  Umtrieben  der  aufrührerischen 
Infanten  gegenüber  nicht  zu  verteidigen  vermochte.^  Woher  jedoch 
die  Sicherheit  nehmen,  dafs  er  und  der  Dichter  ein  und  dieselbe 
Person  sind? 

Auch  von  Gonçalo  Martins  vermag  ich  nichts  auszusagen.' 
Ich  weifs  nur,  dads  in  dem  im  Liederbuch  CB  unmittelbar  fol- 
genden Gedicht  ein  D.  Gonçalo  angeredet  wird>  Und  zwar  wird 
er  auch  dort  vom  König  vorteilhaft  geschildert  als  aposto  t  frt' 
ntoso  cavcdetro  . , ,  de  iodos  comas  comprido  . , ,  e  aposf  e  ben  talhado. 
Gleichzeitig  wird  auf  sein  Talent  angespielt,  mit  ungeheurem 
Schwerte  sogar  Feder-  und  Pelzwerk  {pena)  zu  durchschneiden.^ 
Femer  auf  seine  Anwesenheit  in  Andalusien  —  lauter  Einzeln- 
heiten, die  uns  zu  statten  kämen,  wenn  das  Gedicht  als  ganzes 
nicht  gar  so  dunkel  wäre. 

Unter  den  Dichtem  kommt  Garcia  Perez  sonst  nicht  wieder 
vor;  Gonçalo  Martins  überhaupt  nicht.  Dafs  es  jedoch  einen 
Poeten  dieses  Namens  gegeben  hat,  lehrt  eine  portugiesische  Ur- 
kunde.^ Er  führte  sogar  den  Ehrentitel  trohador  de  Santarem, 
Seine  Tochter  Maria  Perez  stand  in  intimen  Beziehungen  zu  dem 
vornehmen  Troubadour  JoÄo  Velho  de  Pedragaes,  der  1280 — 82 
als  Gesandter  des  Königs  von  Portugal  am  aragonesischen  Hofe 
weilte,  um  die  Heirat  mit  der  jungen  D.  Isabel  zu  pactieren.*^ 
Ueber  die  Schicksale  des  Trohador  de  Santarem  und  seinen  etwaigen 


^  Portugiesische  Beispiele  solcher  Meinungsaufsening  sind  nicht  bekannt. 
Nar  die  provenzalischen  Fälle,  in  denen  N^At  de  Mons  und  Guiraut  Riqxiier 
im  Namen  AI  fon  s'  X.  das  Wort  ergriffen  haben. 

'  Cron,  Alf,  c.  76;  Randgl.  I  22  und  45. 

'  In  den  Adelsbüchern  kommen  zu  viele  gleichen  Namens  vor,  als  dafs 
sich  Yerläfsliches  hätte  auskundschaften  lassen. 

*  CB  466  Don  Gonçalo,  pois  queredes  ir  ä*  açui  para  Sevilha, 

^  Schade  dafs  jenes  grofse  Schwert  nicht  als  coteife  bezeichnet  wird! 

*  Vgl.  Revista  Lusitana  V  136. 

*  Aires  de  Sa,  Frey  Gonçalo  Velho,  Lisb.  1898  p.  57.  123  und  47.  — 
£b  Enkel  des  Paares  wurde  1295  legitimiert;  ein  Sohn  kam  später  an  die 
Reihe  (1300). 


} 


174      CAROUKA  MICHABUS  DB  VASCOMCBLLOSy  &AMDQI.06SBM. 

Aufenthalt  in  der  Nähe  Alfons'  X.  wissen  wir  nichts.  Dafs  aV>^ 
der  von  König  Alfons  verlachte  schmocke  Ritter  D.  Concaio  sic^ 
auch  als  Dichter  im  satirischen  Fache  hervorthat,  darf  man  viel- 
leicht aus  der  Behauptung  schliefsen: 

a  qnenqiier  qne  cometestes 
sempre  mal  o  escamistes.^ 


^  Cometer  wie  escarnir  beâehen  sich  im  Liederbudi  der  Regd  a^^ 
auf  spottende  Dichter. 

Carolina  Michablis  db  Vascomcellos. 


Der  ProBaroman  Ysaje  le  Triste. 

EINLEITUNG. 

Der  Roman  „Ysaye  le  Triste"  ist  uns,  soweit  bekannt  ist,  ¡n 
jwei  Handscliriftea  überliefert.  Die  eine  befindet  sich  auf  der 
Herzoglich  Gothaischen  Bibliothek  in  Gotha  als  No.  688,  die 
andere  auf  der  GrofsherzogÜch  Hessisclien  Bibliothek  in  Darmstadt 
als  No.  25^4.  Erstere  sei  hier  kurz  mit  G,  letztere  mit  D  be- 
KeichneL 

G  besteht  aus  einem  491  Blätter  enthaltenden,  mit  schönen 
kräftigen  Farbenbildem  gezierten  Bande,  dessen  Deckel  mit  grünem 
Sammet  überzogen  ist.  Die  Schrift  ¡st  ungleich  und  an  vielen 
Stellen  stark  verblafst.  Der  Inhalt  ist  durch  Herausreifsen  einzelner 
Blätter  unvollständig  überliefert.  So  fehlen  die  g§  i — 3,  die  Hälfte 
von  §  20,  die  §§  108^1 1 1,  die  zweite  Hälfte  von  g  457.  die  ersite 
Hälfte  von  §  458  und  §  582.  Aufserdem  fehlen  die  Zusätze  zu 
den  §§  17,  loz  und  216.  Die  §§  4,  9,  13  sind  mit  roten  Ueber- 
schriften  versehen,  die  Anfänge  der  anderen  §g  werden  nur  durch 
rote  oder  blaue  Anfangsbuchstaben  gekennzeichnet.  Die  Ueber- 
schrift  zu  g  4  lautet:  Communi  Viiiä  !a  Royne  accoutha  a  lontree 
dun  boys  de  fsaye  le  Trisk  loqtul  fut  baptist  ci  nourry  dun  armütt, 
zu  I  9:  Commani  fets  vtnoienl  de  nuyt  ou  dorme  ¡enfant  et  luy  bau' 
imeni  norriture  sublilUment  dont  ¡ermitle  fui  moult  effraye  et  umer- 
vetlle,  au  §  13;  Commant  lermitle  arriva  au  piid  de  la  verte  forest 
ou  il  trouva  lune  des  dames  et  toit  luy  monstra  le  lieu  ou  H  demeuroit. 
Aufserdem  befindet  sich  auf  dem  ersten  Blatt  ein  Wappen,  das 
bei  Jacobs  und  Ukert  „Beiträge  zur  älteren  Lttleiatur  oder  Merk- 
würdigkeiten der  Herzoglich  ôfi^entlicbrn  Bibliothek  za  Gotha", 
Band  IIJ,  i ,  näher  beschrieben  ist 

D  umfaTst  361  Blätter,  ist  in  Leder  gebunden  und  mit  einem 
Wappen  verseben,  das  die  Farben  hiau  und  gelb  enthält  AI» 
Schreiber  nennt  sich  Sire  Amoury  de  Noyelle  adone  a  Douay.  Mai 
1449.  Die  Schrift  ist  gleichmäfaig,  der  Teit  vollständig.  An 
Illustrationen  sind  nur  vier  schlechte  Federzeichnungen  vorhanden. 

Neben  diesen  Handschriften  sind  noch  zwei  Drucke  zu  er- 
wähnen,  die  1522  in  Paria  bei  Galliot  du  Pré  und  bei  Bonfoni 
und  Philippe  le  Noir  erschienen  sind,  lieber  diese  DrodK  hab«o 
gdiandelt  John  Dunlop  in  der  „History  of  Gction"  1810,  deuUcfa 
von  Liebrecbt  1842  und  die  Heraasgeber  der  „Histoire  dea  I 


ì 


176  ZBIDLER, 

1776,  Mai.  Aufserdem  finden  sich  kleiaere  Noluen  hierüber  bei 
Grasse  „Die  grofsea  Sagenkreise  des  Mittelalters-',  bei  Schmidt  in 
den  „Wieoer  Jahrbüchern"  1825  Teil  XXIX  und  bçi  Rosenkranz 
im  „Handbuch  der  allgemeinen  Geschichte  der  Litteratur".  Die 
soeben  erwähnten  Drucke  werden  hier  aufser  Acht  gelassen,  da 
sie  den  Handscliriften  gegenüber  nur  eine  Verkürzung  und  Ab- 
änderung des  Inhalts  bedeuten. 

Ueber  den  Inhalt  der  Handschriften  ist  meines  Wissens  nnr 
einmal  gehandelt  worden  und  zwar  durch  die  Herausgeber  der 
oben  erwähnten  „Beiträge  u.  s.  w.",  durch  Jacobs  und  Ukert.  Die 
Autoren  haben  ihren  Betrachlungen  nur  die  Hs.  G  zu  Grande  ge- 
legt, da  ihnen  D  noch  nicht  bekannt  "ar.  Sie  beschreiben  die 
Handschrift  sehr  genau,  geben  den  Inhalt  ziemlich  ausführb'ch, 
wenn  auch  mit  einigen  Fehlem  {¡a  fontaine  au  Jacant  statt  Jayant, 
Agrenam  statt  Agravain,  Ganius  statt  Gaunes,  De  Fräs  le  Maloä 
statt  Desraes  U  Maloii)  bis  g  36  an  und  drucken  dann  die  Erleb- 
nisse Marcs  und  Troncs  im  Feengarten  (§§514  —  516}  und  ein 
Rondeau  diplomatisch  ab.  Im  übrigen  haben  sie  sehr  geringe 
Mühe  auf  „diesen  weitscliweiftigen  Roman"  verwandt,  sonst  dürñeo 
sie  nicht  am  Ende  ihrer  Abhandlung  schreiben:  „Von  dem,  was 
dann  weiter  folgt,  haben  wir  uns  vergebens  bemüht,  aus  der  fast 
ganz  unleserlichen  und  noch  überdies  halb  verblaTsten  Schrift  einen 
zusammenhängenden  Sinn  zu  entziffern.  Nur  die  vier  Endzeilen 
der  letzten  Seite  glauben  wir  so  lesen  zu  müssen:  en  memoire  kt 
fais  u.  s.  w."  Bei  sorgfältigem  Durchlesen  des  Romans  wäre  es 
ihnen  auch  nicht  möglich  gewesen,  das  Wort  chresUat,  das  sidi 
hundertfach  in  der  Abkürzung  xxfrnt  findet,  für  die  Zahl  XXVII 
zu  halten.  . 

Der  Roman  „Ysaye  le  Triste"  gehört  dem  Cyklus  der  Arthii>  I 
romane  an.  Anknüpfend  an  die  glorreiche  Zeit,  da  König  Arthur 
in  Carduel  (Wales)  seinen  Hof  hielt,  da  die  Ritter  der  Tafelrunde 
auszogen,  den  heiligen  Graal  zu  suchen  und  Abenteuer  zu  be- 
stehen, führt  uns  der  Verfasser  des  „Ysaye  le  Triste"  die  Thalen 
der  Nachkommen  dieser  Helden  vor  Augen.  Noch  leben  bei  Be- 
ginn des  Romana  der  greise  König  Arthur  von  Logres,  die  tapferen 
Recken  der  Tafelrunde  Tristan,  Lancelot,  Hector  des  mares,  Lucan 
le  bontillier,  Bohort  de  Gaunes,  Blaienor  und  Blioberís  de  Gaunes, 
Perceval,  Brandalis,  Lambeguet,  Gaheriet;  femer  Mordred,  Pala- 
mede le  mecogneu,  Marc  von  Cornouailles  nebst  Gattin  Yseut  und 
deren  Kammerfrau  Bongyen  (Nachahmung  von  Brangien,  die  mit 
Gouvernail  das  Königreich  Leonois  beherrscht).  Aber  auch  der 
Toten:  Meliadus,  Merlin  wird  gedacht.  Die  Königreiche  imd  be- 
rühmten Oerttichkeiten  werden  vorteilhaft  in  den  Roman  hinein- 
geflochten,  so  die  Königreiche  Logres,  Leonois,  Cornouailles,  Nor- 
galles,  Orcanie,  die  Hafenstadt  Ixuvrezep,  die  Stadt  Sarras  (aus 
dem  Grand  Saint  Graal),  die  Joyeuse  Garde,  der  langjährige  Auf- 
enthaltsort Vseuts  und  die  letzte  Ruhestätte  Lancelots  du  tac 
Schliefslich  bleiben  nicht  unerwähnt  die  Wälder:    le  Morois,  Dai- 


J 


DBR    PKOSAROUAN    ÏSAYE   LE   TRISTE.  177 

.  uuites  und  Gaste  FoiesL  AuTser  diesen,  durch  die  Aithurromane 
verbürgten  Namen  erwähnt  der  Verfasser  noch  Herbe  !e  renomme, 
der  voD  Tristan  zum  Ritler  geschlagen  wird,  den  Riesen  Pincenart 
le  juif,  der  von  Tristan  getötet  wird,  Hector  d'Orcanie,  der  die 
Rolle  des  Brehus  als  Verfolger  des  chevreuil  übernommen  hat,  den 
König  Marsiadus  von  Norgalles,  liohorl  le  picquart.  Herrn  von 
Gais,  Marc  le  roux,  einen  gewissen  Macon  le  brun  de  Cornotiailles 
und  Craventor  de  l'outrageux  passage.  Schliefslich  führt  er  noch 
einen  König  Yrion  ein,  der  zur  Zeit  Arthurs  über  Biamir  und 
Mitadii  herrscht. 

Ans  dieser,  durch  die  Arthurromanc  verbürgten  und  nicht  ver- 
bürgten Generation  schafft  der  Verfasser  ein  neues  Geschlecht. 
Ysage  le  Triste  ist  der  Sohn  Tristans  und  Yseuts,  Brandor  der 
des  Brandelis,  le  besgue  de  la  halte  roche  der  des  Lambeguet, 
Menet  le  mecogneu  der  des  Palamede,  Festion  le  blond  und  Gera- 
fil  le  blond  sind  die  Söhne  Gaheriets,  der  sot  sage  ist  der  Sohn 
BlaicnoTS,  Oriant  le  grieu  der  Hectors  von  Orcanie,  Harpan  du 
gue  parfond  der  Herbes  le  renomme,  Hergault  (Hergo)  der  Bohorls 
le  picquart,  Miriol  der  Pincenarts.  Die  Söhne  Maçons  le  brun 
sind  le  brun  de  l'engarde,  Macon  i'oconge  {?)  und  le  vacquîer  de 
l'escUire,  die  Neffen  Craventors  sind  Argus  und  Octes.  Anknüpfend 
an  die  Oertlichbeiten  nennt  der  Verfasser  folgende  Personen:  la 
douleareuse  und  le  desorreillé  de  la  Joyeuse  Garde,  und  die  dame 
du  chastel  de  Belle  Garde  mit  ihren  sieben  Söhnen,  von  denen 
rier    später    eine    Rolle    spielen:     Atrides,    Fidiger,    Dispront    und 

Dieses  zweite  Geschlecht  zeugt  dann  ein  drittes,  so  dafs  wir 
auch  die  Heldenthaten  der  Enkel  Tristans,  Maçons  und  so  weiter 
im  Romane  dargestellt  ñnden. 

Diese  Nachkommen  aus  der  Zeit  Arthurs  mit  ihren,  nach  dem 
Master  der  Arthurtomane  verwirrt  dargestellten  Abenteuern  ver- 
leiben dem  „Vsaye  le  Triste"  das  Gepräge  eines  Romans  der 
Tafelrunde,  und  es  vermögen  daran  nicht  die  anderen  gewichtigen 
Bestandteile  des  Romans,  die  den  verschiedenartigsten  Litleratur- 
^ttuDgen  entnommen  sind,  zu  rütteln. 

Hiermit  ist  die  Frage  berührt,  welchen  Vorlagen  die  aufser- 
halb  der  Arthursage  stehenden  Personen  und  Ereignisse  des  Romaus 
entnommen  sind.  Nun,  die  folgenden  Auslübrungen  werden  darauf 
Antwort  geben. 

Als  wichtigste  Vorlage  unseres  Romans  kommen  aufser  der 
Anhorsage  die  Chansons  de  geste  in  Betracht.  Die  Tötung  des 
Neffen  Yrions  {§  295),  die  Scene,  in  weicher  Vsaye  den  Pförtner 
gegen  einen  Pfeiler  wirft,  dafs  diesem  die  Augen  aus  dem  Kopfe 
fliegen  (g  165)  und  die  Ermordung  des  I'förtners  (§  4Q3)  sind  Züge, 
die  den  Chansons  de  geste  entlehnt  sind.  Die  Erzählung  von  den 
vergifteten  Birnen  (g  47Ò)  ¡st  eine  Nachahmung  derjenigen  von  den 
^«gifteten  Aepfeln  in  Parise  la  Duchesce,  die  Tötung  der  Köche 
(Î  106)  eine  Nachahmung  aus  der  Chaimon  „Aliscans".    Der  Name 

LiHMlif.  t  lem.  Pba.  XXV.                                                      la 
k a 


„s 


ZEIDLER, 


Oriant  stammt  aus  dem  „SchwaneDríttei",    Ysoré  von  SpaDÌen 
„Anseïs  de  Caithage".     Diejenige  Chanson  aber,  welche  dem  Ver*' 
fasser    des  „Vsaye  le  Triste"   den    reichsten  Stoff  geliefert  hat, 
die  Chanson  „Huon  de  Boideaus". 

Dem  Einflüsse  dieses  Werkes  mufs  man  es  zuschreiben,  dafs 
stall  der  in  den  Arlhurro manen  üblichen  Einfalle  der  Sachsen  die 
der  Sarazenen  getreten  sind.  Um  seine  Quelle  dem  Leser  nicht 
zu  verraten,  giebt  der  Verfasser  den  Sarazenenführern  ganz  unbe* 
kannte  oder  mehr  allgemeine  Namen,  so:  der  Admiral  von  Persien, 
der  rote  Löwe  von  Nubien,  der  Tartar  von  Cartaire,  der  König 
der  fremden  Wüsten,  der  König  der  eisernen  Brücke,  die  vierzehn 
Riesen  von  den  bitteten  Gewässern,  die  Konige  von  Mekka,  Afrika, 
Creta,  Carthago,  Ungarn  und  andere.  Nur  in  dem  Namen  Ori- 
monde  ist  eine  direkte  Entlehnung  aus  „Huon"  zu  erkennen.  Ori- 
monde  ist  die  Esclarmonde  aus  „Huon  de  Bordeaux".  Im  „Ysaye" 
wie  im  „Huon"  ist  die  Vertreterin  der  beiden  Namen  eine  Tochter 
des  persischen  Admirals,  in  beiden  Erzählungen  wird  sie  von 
leidenschaftlicher  Liebe  zu  einem  vernehmen,  christlichen  Billei 
ergriffen.  Ihre  Liehe  wird  von  diesem  verschmäht  und  erst  er- 
widert, nachdem  sie  Christin  geworden  ¡st.  Für  die  Abweison^ 
die  sie  zuerst  erfährt,  rächt  sie  sich,  indem  sie  Huon  ins  GeßDj 
werfen  und  Marc  hinterlistig  überfallen  läfst 

Als  ein  weiterer  und  wichtigerer  Einflufs,  den  der  „Huon 
Bordeaux"  auf  den  Verfasser  des  „Ysaye"  ausgeübt  hat,  bt  día 
Einführung  der  Feeen  und  besonders  des  Elfenkönigs  Oberon  an- 
zusehen. Vom  Anfang  bis  zum  Ende  des  Romans  begegnet  uns 
dieser  Zwerg  unter  dem  Namen  Tronc  {lat.  truncus),  wahrschein- 
lich wegen  seines  kleinen  und  verkrüppelten  Wuchses  so  genannt, 
ohne  dafs  wir  in  ihm  den  verkappten  Oberon  vermuten.  Hochstena 
könnte  man  durch  gwei  Andeutungen,  die  sich  in  den  §§  516  und 
560  finden,  zu  der  Ansicht  kommen,  dafs  in  der  Person  Troncs 
der  alte  Oberon  verborgen  sei.  Diese  Andeutungen  sind  enthalten 
in  einer  Mitteilung  der  Fee  Oriande  an  Marc,  dafs  Tronc  dei 
Sohn  Julius  Caesars  und  der  Fee  Morgue  sei,  nnd  in  der  Aeufse- 
rung  Troncs  Marc  gegenüber,  dafs  er  in  Monmur  geboren  sein 
soll.  Erst  am  Schlüsse  unseres  Romans  bekommen  wir  volle  Klar- 
heit darüber,  dafs  wir  in  dem  schlauen  Pagen  Ysajes  den  Elfen- 
könig Oberon  vor  uns  gehabt  haben. 

Als  dritter,  nicht  gerade  wesentiiclier  Einflufs  des  „Huon"  ist 
der  zu  erwähnen,  den  die  drei  Personen  im  „Huon",  der  römische 
Kaiser  Neron,  die  Fee  Murgalle  und  der  Riese  Orgueil  mît 
zwei  kupfernen  Rittern  auf  den  Verfasser  des  „Vsaye"  ausgei 
und  ihn  zu  den  wunderlichen  Geschichten  in  den  §§  560 — I 
574  —  78,  554—55  veranlafst  haben. 

Eine  weitere  Vorlage  für  unseren  Roman  dürfte  in  der  Chante*' 
fable  „Aucassin  und  Nicolette"  zu  erblicken  sein.  Es  handelt  sich 
hierbei  um  die  Person  der  Nichte  des  Königs  Yrion,  Maitbe, 
welche   genau   wie  Nicolette  die  Frauenkleidung  mit  der  Männer- 


nn^ 
idfl 


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1 


DSR  PR06AROMAN  YSAYB  LB  TRISTE.  1 79 

tiddong  vertauscht  (der  Zug,  dafs  sie  ihr  Gesicht  mit  Kräutern 
dunkel  färbt,  um  besser  als  Mann  zu  erscheinen,  fehlt  zwar),  dann 
eine  Haxfe  zur  Hand  nimmt  und  als  Spielmann  das  Land  durch- 
streift und  den  Gehren  des  Meeres  trotzt,  nur  um  ihren  Geliebten 
wiederzufinden. 

Von  Romanen  aus  anderen  Sagenkreisen  haben  der  „Eracles" 
des  Gautier  d'Arras,  der  „Florimont"  und  der  „Eneas"  die  Namen 
Fárides  (-us),  £dor  (persisch  =  Blume)  und  die  Scene  mit  dem 
PfeUschufs  (§  422)  dem  Verfasser  des  „Ysaye*'  geliefert 

Es  erübrigt  nun  noch,  einen  Blick  auf  die  in  den  Hand- 
schrijften  enthaltenen  Gedichte  zu  lenken.  Wie  schon  Jacobs  und 
Ukert  erwähnen,  finden  sich  in  den  Hss.  mehrere  Gedichte,  die 
man  mit  dem  Namen  „lay*'  bezeichnen  kann.  Es  sind  dies  die  lays 
accordants,  deren  viele  sich  schon  im  Prosa -Tristan  finden  und 
auf  welche  nicht  weiter  eingegangen  zu  werden  braucht 

Wichtig   aber  ist,  festzustellen,   was   in   den   von  Jacobs  und 

Ukert  erwähnten  17,  resp.  15  Blätter  füllenden  „lays"  enthalten  ist 

Das   erstere  Gedicht   ist   eine  Nachahmung    des    allbeliebten 

Rosenromans  von  Guillaume  de  Lorris  und  dessen  Fortsetzer  Jehan 

de  MeuDg.     Das  Versmafs,  die  paarweise  gereimten  Achtsilber,  ist 

vollständig  gewahrt,  desgleichen  auch  die  Allegorie,  wenngleich  im 

„Ysaye"  einige  neue  Gestalten  aufh'eten  (vgl.  §  363).     Eine  Probe 

ans  dem  „Ysaye"  sei  hier  gegeben. 

Au  corps  m'entra  sans  fendre  pel; 
trop  m'en  deal,  mais  point  n'en  appel. 
Beaa  parlers,  ly  gens,  ly  gentienz, 
je  croy  qu'il  n'en  est  plus  de  tieulz, 
estoit  droittement  par  del*efl 
et  tenoit  sa  main  a  son  les 
en  disant:  Dame,  vos  amis 
en  cest  propre  lieu  a  mis 
moy  pour  monstrer  a  vo  corps  bel, 
qui  n'est  point  de  taint  de  corbel, 
que  nient  ceux  sont  en  paradix 
qu'aiment  et  qu'amerent  jadis. 
Depuis  bien  garde  m'en  donnay, 
mes  tantost  tout  ly  pardonnay. 

Schliefslich  ist  noch  zu  erwähnen,  dafs  sich  der  Verfasser  des 
»Yaaye"  durch  die  Schilderung  des  vergter  im  Rosenroman  veran- 
lagt gefühlt  haben  mufs,  ebenfalls  einen  solchen  vergter  (§§  514 — 16) 
20  beschreiben,  was  ihm  dann  auch  gut  gelungen  ist. 

Das  auf  den  15  Blättern  enthaltene  Gedicht  ist  eine  wenig 
getreue  Nachahmung  der  „Vœux  du  paon".  Während  das  eigent- 
liche Versmafs  der  „Vœux  du  paon",  der  Alexandriner,  durch  den 
?*ö2en  Roman  des  J.  de  Longuyon  hindurchgeht,  sind  in  unserer 
E^rstelluDg  nur  die  ersten  zwölf  Verse  in  dieser  Versform  ge- 
schrieben.   Die  übrigen  Verse   sind  völlig  ungleich,   und  hin  und 

12* 


i8o 

wieder  taucht  eia  rondeau  auf.  Auch  der  ehrwürdige  Pfau 
nicht  mehr  vorhanden,  sondern  durch  eine  Rohrdomniel  eiseti^ 
und  die  sogenannten  „neuf  preux"  (Christen,  Heiden.  Juden)  kehren 
wieder  ia  Liebespaaren  und  deren  Dienerinnen:  Marc,  Hergault, 
Henry  de  Lyon  —  Orimonde,  Sardine,  Englentine  —  Alyor,  Es- 
clade,  Parianne. 

Es  bleibt  nun  noch  übrig,  die  Frage  nach  dem  Autor  und 
der  Abfassungszeit  des  Romans  zu  beantworten,  Ueber  den  Ver- 
fasser wird  im  „Ysaye"  nichts  erwähnt,  Es  heifst  immer  in  den 
Handschriften:  or  disi  ¡t  conit,  wer  aber  diesen  conte  verfafst  hat, 
wird  nicht  verraten.  Aus  den  in  den  Hss.  enthaltenen  Wappen 
habe  ich  auch  nichts  Belangreiches  für  die  Person  des  Verfassers 
ermitteln  können  und  mufs  so  die  Frage  über  den  .\utor  unbe- 
antwortet lassen.  Hinsichtlich  der  Abfassungszeit  glaube  ich  ein^. 
genauere  Zeit  als  Dunlop  und  Grasse  feststellen  zu  können.  Dium 
lop  versetzt  den  Roman  in  das  Ende  des  XIV.  oder  den  Aniang, 
des  XV.  Jahrhunderts,  Grasse  in  das  XV.  Jahrhundert.  Ich  glaube, 
der  Roman  gehört  noch  dem  XIV.  Jahrhundert  an.  Das  XV.  dürfte 
vi/s  (lat.  vetas,  vgl,  Viesroche  §417}  nicht  mehr  gebraucht  haben,  und 
für  das  Vorhandensein  der  Rotruenge  (g  558}  noch  im  XV.  Jahr? 
hundert  müfste  erst  der  Beweis  gebracht  werden, 


Inhalt 


[t.    Tristan  von  Leonois    ist   der  Neffe  des  Königs  Marc 
Cornouailles,  Yseut  die  Gemahlin  Marcs. 

z.  Marc  vetläTst  eines  Tages  Tintagel  und  begiebt  sich  nacb 
einem  elf  Meilen  von  Tintagel  gelegenen  Schlofs.  Die  Abwesen- 
heit des  Königs  benutzt  Yseut,  um  Tristan  herbeizurufen,  Tristan 
bleibt  eine  Nacht  bei  ihr.     Bald  darauf  wird  Yseut  schwanger. 

3.  Als  die  Zeit  der  Entbindung  herannaht,  vorläfsl  die  Königin 
mit  ihrer  Kammerfrau  Bongj'en  ihr  Schlofs  und  begiebt  sich  iu 
den  benachbarten  Wald,  le  Morois  genannt,  {Marc  wohnt  Eur  Zeit 
bei  l'estrange  passage  einem  Tournier  bei,)]  ' 

4.  Yseut  und  Bongyen  lassen  sich  an  der  fontaine  au  jayant 
nieder.  Da  erscheint  Lucan  le  boutillier,  der  auf  Befragen  der 
Damen  erklärt,  er  wolle  Marc  bestrafen,  weil  dieser  Tristan  auf 
verräterische  Weise  tödlich  verwundet  habe.  Yseut  sinkt  bei  dieser 
Nachricht  ohnmächtig  zu  Boden. 

5.  Lucan  le  boutillier  reitet  davon.  Als  Yseut  wieder  zum 
Bewufstsein  kommt,  schreit  sie  laut  auf  und  schenkt  um  die  neunte 
Stunde  einem  Knaben  das  Leben.  Der  Knabe  hält  in  seiner 
linken  Hand  ein  Schwert  aus  Fleisch  und  But.  Yseut  läfat  einen 
in  der  Nähe  wohnenden  Einsiedler  herbeiholen  nnd  beichtet  diesem 
alle  ihre  Sünden,  die  sie  in  einem  dreifsig  Blätter  starken  Buche 
aufgezeichnet  hat 


\ 

lacbfl 


'  £]  fehlt  in  G. 


[er  starken  tinche  h 


DBR   PROSAROMAN   TSATE   LE  TRISTE.  l8l 

6.  Der  Einsiedler  macht  zunächst  Yseut  heftige  Vorwürfe, 
giebt  ihr  aber  mit  dem  Zeichen  des  Kreuzes  Absolution,  da  er 
ans  dem  Buche  ersieht,  dafs  nur  der  Zaubertrank  die  Schuld  an 
allem  habe. 

7.  Der  Einsiedler  will  nun  den  Knaben  taufen.  Er  will  ihm 
den  Namen  Justice  geben,  da  der  Knabe  ein  Schwert  mit  auf  die 
Welt  gebracht  habe.  Yseut  aber  bittet  ihn,  dem  Knaben  einen 
Namen  zu  geben,  der  sowohl  an  sie  als  an  Tristan  erinnere.  Da 
giebt  der  Einsiedler  dem  Knaben  den  Namen  Ysaye  le  triste  und 
tauft  ihn  mit  dem  Wasser  der  Quelle.  —  Nach  fünfzehn  Tagen 
mft  Tristan  die  Geliebte  an  sein  Sterbebett.  Sie  eilt  zu  ihm,  und 
als  sie  ihn  bereits  tot  vorfindet,  bricht  sie  tot  an  seiner  Seite 
nieder. 

8.  Lancelot  hört  von  dem  Verrat  Marcs  und  fallt  mit  6000 
Mann  in  Q)mouaiIIes  ein.  In  seiner  Begleitung  befinden  sich 
Bohort  de  Gaunes,  Hector  des  Mares,  Perceval  de  Gaunes,  Gaheriet 
und  andere. 

9.  Eines  Nachts  vernimmt  der  Einsiedler,  unter  dessen  Obhut 
sich  nun  Ysaye  le  triste  befindet,  einen  schönen  Gesang  und  sieht, 
wie  vier  weifs  gekleidete  Feeen  in  sein  Haus  eintreten,  das  Kind 
nehmen,  es  baden  und  ihm  Nahrung  geben.  Der  Einsiedler  will 
seine  Cousine,  die  die  Amme  Ysayes  ist,  wecken;  die  schläft  jedoch 
zu  fest.  Da  nun  die  Feeen  alle  Abende  wieder  erscheinen  und 
immer  dieselben  Handlungen  mit  dem  Kinde  vollziehen,  fafst  der 
Einsiedler  endlich  Mut,  die  Damen  anzureden. 

10.  Er  fragt  sie  und  erfahrt  von  ihnen,  dafs  sie  den  Knaben 
ernährten,  weil  die  Amme  dazu  nicht  imstande  sei. 

11.  Die  eine  der  Feeen   erzählt  ihm  femer,    wie  Tristan  und 

Yseut    ums  Leben    gekommen    sind.     Sie    wisse    das    von  Merlin, 

dessen  Seele  im  Walde  Damantes  in  Grofs-Britannien  sich  befinde, 

wo  sie   unter  einem   schönen   Baume   auf  Befehl    der  Dame    vom 

See  eingeschlossen  sei. 

12.  Merlin  habe  ihnen  dort  von  den  gröfsten  Rittern  der 
Welt  erzählt  und  Tristan  als  den  hervorragendsten  geschildert. 
Dieser  habe  mit  Yseut  einen  Sohn  gezeugt,  der  sich  bei  Sarban 
befinde.  Hier  erschrickt  der  Einsiedler,  als  er  seinen  Namen  hört. 
Schiiefslich  sagt  ihm  die  Fee  noch,  dafs  sie  den  Knaben  mit  der 
Milch  der  Ciarisse,  der  Gemahlin  des  Königs  Caradoc,  ernährten. 

13.  Eine   zweite   Fee   befiehlt   ihm,    die  Amme   im    Stich   zu 

lassen  und   mit  dem  Kinde   sich  nach  einem  Kreuze  zu  begeben, 

^  sich   am  Ende   des  Waldes   befinde.     Der  schlafenden  Amme 

^^kt  sie  einen  goldenen  Ring  an  den  Finger.    Dieser  Ring  vault 

*^  trésor.     Hierauf  nehmen  sie  den  Einsiedler  Sarban  nebst  Ysaye 

^^  Und  verschwinden  bei  dem  Geschrei  eines  Hahnes  in  der  Nähe 

einer  Einsiedelei.     Der  Einsiedler   findet  das  Kreuz    und  sieht  am 

^eeresufer  ein  Schiff,  das  für  vier  Tage  Lebensmittel  enthält.    Am 

^^ü2e  läfst  er  sich  nieder,  wie  die  Fee  es  ihm  befohlen  hatte. 

1 4.  Die  Amme,  welche  in  der  Einsiedelei  allein  zurückgeblieben 


l82  ZeiDLER, 

¡St,  bemerkt  2u  ihrem  Entsetnen,  dafs  Vsaye  verschwunden  ist  Sie 
sucht  ihn,  UDd  als  sie  ihn  nicht  findet,  setzt  sie  sich  weinend  aaf 
die  Schwelle  der  Hauathür.  Hier  bemerkt  sie  den  Ring  und  siebt 
in  dem  Steine  desselben  das  Bild  Ysages.  Ein  vorbeireitender 
Ritter  erkundigt  sich  nach  ihrem  Schmerze  und  erfahrt  von  ihr, 
was  sich  zugetragen  hat.  Sie  bittel  den  Ritter,  Sarban  zu  verfolgen 
Tind  ihr  das  Kind  zurückzubringen. 

15.  Der  Ritter,  Namens  Agravain,  macht  sich  auf  and  fìndet 
Sarban  mil  dem  Kinde  am  Fufse  des  Kreuzes.  Er  verlangt  da> 
Kind,  Sarban  aber  weigert  sich,  es  auszuliefern.  Da  bindet  Agra- 
vain sein  Pferd  an  einen  Baum  und  versetzt  Sarban  mit  emem 
Baumzweig  einen  wuchtigen  Hieb,  ^'saye  stöfst  hierbei  t 
artigen  Schrei  aus,  dafs  das  Rofs  des  Ritteis  sich  losreifst  and 
Agravain  so  gezwungen  ¡st,  Sarban  zu  verlassen  und  das  Pferd 
wieder  einzufangen. 

16.  Sarban  nimmt  den  Zweig  in  der  Hofhnng,  dafs  Ysaye 
ihn  später  einmal  damit  rächen  werde.  Da  beginnt  das  Meer  i 
steigen,  der  Einsiedler  mufs  das  Schiff  besteigen  und  wird  drei 
Tage  und  drei  Nächte  auf  dem  Meere  herumgetrieben. 

17.  Am  Morgen  des  vierten  Tages  kommt  er  an  einen  Felsen, 
Dort  trifft  er  eine  der  Feeen  wieder,  die  ihm  befiehlt,  in  den 
Wald  zu  gehen.  Im  Walde  begegnet  er  den  vier  Feeen  insgesamt, 
wie  sie  sich  in  einer  Quelle  die  Hände  waschen.  Er  redet  sie  an, 
erhält  aber  keine  Antwort  Er  geht  weiter  und  trifft  einen  Zwerg, 
¡a  plus  ¡aide  creature  du  monde.  Von  diesem  wird  er  in  ein  Haus 
geführt,  das  die  Feeen  erbaut  hatten.  Nun  verlangt  der  Zwerg 
das  Kind,  Sarban  giebt  es  ihm  aber  nicht  £s  entspinnt  sich  ein 
Streit,  der  erst  durch  die  Feen  geschlicitet  wird.  Diese  erklären  j 
nun  auch  Sarban,  dafs  er,  Ysaye  und  der  Zwerg  künftig  zusamme 
leben  müfsten.  [In  diesem  Hause  bleiben  die  drei  so  lange,  I 
Ysaye  3  '/î  Jahr  alt  ist]  ' 

18.  Eines  Tages  meldet  ein  Ritter  dem  König  Arthur  in  ( 
Carduel  (Galles),  ein  Kind  sei  geboren,  welches  ihn  (den  Ritter)  \ 
später  einmal  töten  werde.     Dies  habe  ihm  eine  weise  Frau  gesagt  J 

19.  Das  Kind,  das  jetzt  erst  ein  Jahr  alt  s  ' 
Tristans  von  Leonois.  Auch  werde  noch  sein  Bruder,  Cravenlor  i 
de  l'outrageux  passage,  von  dem  Sohne  Tristans  gelötet  werden.  I 
Der  Ritler  heifst  Nabel  de  l'outrageux  passage.  Als  der  König  1 
den  Ritter  angehört  hat,  sagt  er,  er  glaube  nichts  von  all  dem,  \ 
denn  Tristan  habe  keinen  Sohn  gehabt. 

20.  [Eines  Morgens  begeben  sich  der  Zwerg,  Namens  Tronc,  J 
und  Ysaye  in  den  Wald  und  begegnen  einem  Ritter  in  Begleitung  J 
zweier  Damen.  Der  Ritter  spottet  über  Troncs  Häfslichkeit  und  1 
fragt,  wer  der  hübsche  Knabe  sei.  Da  sagt  Tronc,  das  werde  erJ 
noch  erfahren.]  Ï     Ueber  diese  Antwort  erzürnt,    ergreift  der  Ritter  I 


DER  PROSAROBfAN  TS  ATE   LE  TRISTE.  183 

den  Zwerg  nnd  zerdrückt  ihn  fafst  Da  holt  Ysaye  den  Baum- 
zweig Agravains  (§  16)  herbei  und  schlägt  den  Ritter  derart  damit 
aaf  den  Kopf,  dafs  diesem  das  Blut  vom  Kopfe  strömt.  Gefragt, 
weshalb  er  das  gethan  habe,  erwidert  er  dem  Ritter:  pour  ce  que 
lu  faiufis  crier  mon  ver  let 

21.  Der  Ritter  freut  sich  über  Ysaye,  umarmt  ihn  und  reitet 
davon.  Von  einem  anderen  Ritter,  Mordrec,  erfahrt  Tronc  den 
Namen  des  vorigen.  Es  war  Agravain.  Als  Mordrec  davongehen 
will,  sagt  ihm  Tronc,  der  nie  lügende  Merlin  habe  ihm  erzählt, 
Mordrec  werde  seinen  Vater  umbringen,  und  der  beste  Ritter 
werde  so  durch  den  schlechtesten  ums  Leben  kommen.  Wütend 
will  sich  nun  Mordrec  auf  Tronc  stürzen,  dieser  aber  flüchtet  in 
den  dichtesten  Teil  des  Waldes,  wohin  der  Ritter  ihm  nicht  zu 
folgen  vermag. 

22.  £in  halbes  Jahr  nachher  begeben  sich  Sarban,  Tronc  und 
Ysaye  in  den  Wald  Damantes,  um  das  Grab  Merlins  aufzusuchen. 
Sie  suchen,  aber  finden  es  nicht.  Da  hören  sie  auf  einmal  Merlin 
aus  dem  Grabe  heraus  stöhnen.  Sie  gehen  zu  ihm  und  finden, 
dafs  sein  Grab  vollständig  bewachsen  ist.  Tronc  fragt  Merlin,  was 
ihm  fehle,  worauf  Merlin  antwortet,  er  möchte  etwas  über  Arthur, 
den  er  erzogen  habe  und  der  jetzt  tot  sei,  erfahren. 

23.  Merlin  fragt  Ysaye,  wer  er,  seine  Eltern,  Grofs-  und  Ur- 
grofseltern  seien.  Ysaye,  der  die  Frage  nicht  versteht,  lacht  darüber 
and  sagt:  „Gesegnet  seist  du,  mein  Freund,  und  verflucht  seien 
meine  Feinde,  denn  ich  hasse  sie." 

24.  Hierauf  fragt  Merlin  Ysage,  was  er  gern  sein  möchte. 
„Ein  Adler."  Ob  er  aber  lieber  laboureur  oder  chevalier  werden 
möchte.  ^^Chevalier.'^  Da  sagt  ihm  Merlin,  er  werde  einmal  von 
Lancelot  du  lac  zum  Ritter  geschlagen  werden. 

25.  Als  Ysaye  fünfzehn  Jahre  alt  ist,  eröflnet  er  dem  Ein- 
siedler den  Wunsch,  sich  von  Lancelot  zum  Ritter  schlagen  zu 
lassen.  Sarban  und  Tronc  reden  ihm  ab,  geben  aber  doch  seinen 
Bitten  nach  und  machen  sich  auf  den  Weg.  Sie  durchschreiten 
die  verde  forest,  den  Wald  Darnantes,  eine  prairie  und  gelangen 
schliefslich  in  die  gaste  forest.  Beim  Eintritt  in  diesen  Wald  er- 
klärt Tronc  seinen  Begleitern,  dafs  infolge  eines  Brudermordes, 
den  Dimustra  an  Dedalus  le  vis  (beide  Söhne  des  Königs  Sehen 
von  Grofs-Brilannien)  verübte,  der  Wald  als  gaste  forest  bezeichnet 
werde.  Sie  treffen  ein  Häuschen  an,  aus  welchem  eine  Stimme 
ihnen  zuruft,  sie  möchten  für  Lancelot,  der  hier  begraben  sei,  ein 
Gebet  verrichten.  Sie  gehen  zum  Grabe,  heben  einen  grofsen 
Stein  ab  und  erblicken  ein  Skelett  in  einem  bleiernen  Kasten. 
Die  Nacht  verbringen  sie  in  der  Kapelle.  Am  folgenden  Morgen, 
nach  der  Messe,  erfüllt  der  Einsiedler  Ysayes  Bitte,  indem  er  Ysaye 
mit  dem  rechten  Arme  Lancelots  den  Ritterschlag  erteilt.  Diese 
Cérémonie  begleitet  er  mit  einer  Rede,  worin  er  Ysaye  ritterliche 
Pflichten  mitteilt 

26.  Nach  dieser  Feierlichkeit  erscheinen  die  vier  Feeen  wieder 


iS^  ZEICILER, 

und  überreichen  Ysaye  ein  Pferd,  ein  Schwert,  einen  Schild  und 
einen  Helm.  Trane,  Ysaye  und  der  Einsiedler  kehren  hierauf  in 
ihre  Klause  îurûck. 

27.  Das  Pferd  Vsayes  erhall  die  gröfsten  Freiheiten.  Es  läuft 
den  ganzen  Tag  im  Walde  ht-nira,  kehrt  aber  des  Abends  pünkt- 
lich zurück.  Eines  Tages  befinden  sich  die  drei  Gefährten  an 
dem  puits  de  l'aventure  und  vernehmen  ein  lautes  Geschrei.  Sie 
gehen  dem  Geschrei  nach  und  treffen  einen  vaitt,  der  îiinea  unter 
Thränen  berichtet,  dafs  sein  Herr,  Herbe  le  renomme,  von  einem 
Pferde  getötet  sei,  als  er  ihm  habe  den  Sattel  umschnallen  vfolieu. 
Sein  Herr  sein  ein  berühmter  Ritter  gewesen,  der  von  Tristan  zum 
Ritter  geschlagen  sei.  Ysaye  verspricht  nun  dem  Knappen,  dera 
Sohne  Herbes,  eine  Entschädigung  zu  teil  werden  zu  lassen. 

28.  Eines  Tages  bittet  Vsaye  den  Einsiedler,  ihn  das  Fechten. 
zu  lehren.  Sie  fechten  zuerst  mit  Schwertern,  dann  mit  Baum- 
zweigen.    In  beiden  Fechtarten  zeigt  sich  Vsaye  überlegen. 

zg.  Ysaye,  der  zum  Manne  herangereift  ist,  reitet  eines  Tages 
mit  Tronc  in  den  Wald.  Hier  wird  er  von  einem  Ritter,  Harpan 
du  gue  parfond,  angehalten  und  gefragt,  wo  der  Ritter  wohne, 
dessen  Pferd  seinen  Valer  getötet  habe.  Ysaye  giebt  sich  als  dei«, 
betreffenden  Ritter  zu  erkennen  und  bietet  H  arpan  Sühne  an- 
Dieser  schlagt  sie  aus  und  es  kommt  zum  Kampf, 

30.  Harpan  wird  getötet.  Vsaye  und  Tronc  kehren  in  ihr« 
Klause  zurück  und  finden  den  Einsiedler  tot  vor.  Harpan  hatt^ 
ihm  den  Kopf  abgeschnitten.  Sie  begraben  den  Einsiedler  in  det" 
Kapelle  und  verlassen  ihren  langjährigen  Aufenthaltsort.  Ste  kommeik. 
vor  ein  schönes  Schlofs  und  klopfen  an.  Eine  Dame  antwortet 
ihnen,  sie  werde  keinem  Ritter  Eintritt  in  ihr  Schlofs  gewähren^ 
aufser  demjenigen,  der  sie  an  einem  Ritler  rächen  werde. 

31.  Dieser  letztere  Ritter,  Namens  Desrayes  le  maloit,  habt= 
den  Leichnam  Lancelots  aus  diesem  Schlosse  geraubt  und  in  dies 
gaste  forest  geschleppt.  Der  Ritter  sei  dann  in  der  folgenden  Nachts 
wiedergekommen  und  habe  ihre  Eltern  getötet,  die  Knechte  und. 
Mägde  verstümmelt.  Sie  selbst  habe  ein  Ohr  dabei  verloren^ 
Dieses  Schlofs  heifsc  die  Joyeuse  Garde  und  sie  la  douloureuse  de 
la  Joyeuse  Garde.  Desraes  wohne  auf  dem  chastel  redoute  am 
Ende  des  Waldes. 

32.  Ysaye  verspricht  der  Dame,  sie  an  dem  Ritter  rächen  en 
wollen,  und  begiebt  sich  zu  diesem  Zwecke  mit  Tronc  nach  dem 
chastel  redoute.  Durch  einen  Knappen  läfst  er  Desraes  zum  Kampfe 
herausfordern. 

33.  Nach  einiger  Zeit  erscheint  der  Ritter  mit  seinen  fiünf 
Söhnen  auf  dem  Plan. 

34.  Ysaye  überwindet  alle  sechs  Ritter  und  läfst  sie  lebend 
auf  einem  Wagen  nach  der  Joyeuse  Garde  fahren.  Die  Namen 
der  Ritter  sind:  Desraes,  Vester,  Duon,  Thom,  Perlus  le  roux  de 
la  verle  montagne  und  Bruneil. 

35.  Auf  Wunsch  der  douloureuse  de  la  J.  G.  schneidet  Ysaye 


DER   FRCKAROUAN    YSAYE    LE  TRISTE.  l8g 

Rittern  die  Fäuste  und  Füfse  ab  und  läTst  ihnen  so  Tut  ihre 
msamkeit  Gerechtigkeit  widerfahren.  Die  Nacht  verbringt  Ysaye 
Schlosse,  Tronc  ivacht  über  die  Waffen,  und  das  Pferd  Ysayes 
frei  herum. 

36.  Am  anderen  Morgen  sieht  Vgaye,  wie  die  douloureuse 
eine  andere  Dame  die  Heraen  der  sechs  Ritler  essen.  Auf 
Ysayes  Frage,  weshalb  sie  das  ihälen,  erklären  sie,  sie  thätcn  es. 
um  sich  besser  an  ihren  Feinden  zu  rächen.  Hierauf  tritt  der 
achuehnjährige  Bruder  der  douloureuse  ein  und  dankt  Vsaye.  Er 
ein  Ohr  —  das  andere  hatte  ihm  Desraes  abge- 
litten  —  und  heifst  daher  le  desoreille  de  la  Joyeuse  Garde, 
'e  schlägt  ihn  ara  folgenden  Morgen  zum  Ritter. 

Die  Erzählung  wendet  sich  zur  Amme  Ysayes. 
38.    Die  Amme,    Bise,    begicbt    sich    nach  Tinlagel    zu  einem 
ildscbmied,  um  sich  nach  dem  Wette  des  Ringes  zu  erkundigen. 
erfährt  von  dem  Goldschmied,  dafs  der  Ring  einen  Irtsor  wert 
Neugierig,   woher  der  Ring  stammt,   hiiiei  er  Bise,  ihm  dies 
sagen,  und  erfährt  so  die  Geschichte  von  der  Entführung  Ysayes 
:ch  Sarban.     Er  will  den  Ring  kaufen,    da  aber  Bise  nicht  ein- 
igt,   bittet    er  sie,    in    einem    halben  Jahre    wieder    zu    kommen, 
begiebt  sich  hierauf  nach  Loisemont  zu  ihrem  Vater  Clabant, 
■ibaul/.     Dieser    lafst    sich    die  Geschichte  Ysayes  ruhig  er- 
ilen  und  sagt  ihr  dann,  Saiban  habe  den  Knaben  zu  ihrer  Tante 
Igen,  woselbst  er  sehr  gut  gepflegt  werde. 
9,    Ysaye    und   Tronc    begegnen   auf  ihrem    Marsche    einem 
der  ihnen  erzählt,    dafs  man   seit  dem  Tode  Arthurs  seines 
s    nicht   mehr   sicher   sei,    da   Jeder    Ritter  jetzt    si^lber  den 
Herrscher  spielen  wolle.    Auf  ihrem  Wege  worden  sie  das  Schlofs 
Menets  Ic  mecogneu,  des  Sohnes  Palamedes  Ic  mecogneu,  anlreflen. 
Dieser  Ritter  sei  sehr  grausam   und    lasse    von  seiner  fouslumt  nur 
ah,  wenn  ihn  jemand  besiege.    Ysaye  beschliefst,  den  Kampf  gegen 
Menet  anfznnehmen.    Er  reitet  nach  dem  Schlosse  und  läfst  durch 
eine  Zwergin,  die  unter  eiuera  Baume  sitzt,  den  Ritter  herausrufen. 
Diese  bediente  sich  hierbei  eines  Klingelzuges,  der  von  dem  Baume 
aus   nach    dem  Schlosse    führte.     Der  Ritter   erscheint    sofort.     Es 
kommt    xum  blutigen  Kampfe,   in  welchem  Menet  vom  Pferde  ge- 
worfen   wird    und   mit    gebrochenem  Arm  ¡n  sein  Schlofs  getragen 
werden  mnfs. 

40.  Tronc  benachrichtigt  nun  den  Pförtner  von  dem  Unglück 
des  Schlofsherm.  (Das  Pferd  Menets  schenkt  er  einem  vorbei- 
gehenden Armen.)  Dieser  läfst  nun  Menet  auf  einer  Bahre  ins 
Schlofs  tragen.  Menet  selbst  lädt  Ysaye  ein,  in  dem  Schlosse, 
»elches  ihm  jeUtt  gehöre,  zu  übernachten.  Ysaye  folgt  der  Ein- 
ladung. Tronc  aber,  der  sich  auch  mit  ins  Schlofs  begeben  will, 
»ird  die  Thür  vor  der  Nase  geschlossen. 

41.  Im  Schlosse  angekommen,  wundert  sich  Ysaye,  dafs  Tronc 
nicht  bei  ihm  ist.  Er  bittet  deshalb  den  Pföriner,  Tronc  zu  suchen. 
[>iescr  fürchtet  sich  vor  Tronc,  und  so  mufs  ein  anderer  den  Zwerg 


I 


1 86  ZeiDLER, 

suchen.     Tronc  wird  bald  darauf  vor  seinen  Herrn  gefuhrt.    AllA 
Bewohner   des   Schlosses    sind    über   Troncs    H âfsl ichkeil    enUetiti'^ 

und  Menet  fragt  Vsaye,  Tronc  mache  ihm  tvobl  mehr  Schande  als 
Ehre,     i'saye    aber  ninami  Tronc  in  Schulz.     Vsaye  wird  i 
Menet    nach    seinem  Namen   gefragt,    worauf  Ysaye  ihm  ausweicht 
und    ihn    bittet,    er  möge  ihm  am  folgenden  Tage  die  vier  Wege,  . 
die  vom  Schlosse  abfuhren,  erklären. 

42.  Menet  klärt  Vsaye  sofort  darüber  auf.  Die  vier  Weg 
seien  der  rote,  schwarEe,  grüne,  weifse.  Der  rote  Weg  sei  < 
Weg  der  Schlacht  oder  des  Blutes,  Diesen  haUe  Paumart  le  \ 
meil  mit  sechzig  Rittern  besetzt.  Jeder  Ritter,  der  an  sein 
Schlosse  vorbeikomme,  müsse  mit  ihm  fechten.  Wird  er  besiegt,'! 
so  ist  er  Paumarts  Gefangener,  siegt  er  aber,  so  darf  er  auf  Pao-  I 
marts  Seh  lofs  jede  andere  couslumt  einführen.  I 
Weg,  so  fahrt  Menet  fort,  sei  der  des  Todes.  Er  führe  nach  dem 
chastel  de  l'eogarde,  welches  sieb  im  Besitze  eines  Sohnes  des 
Macon  le  brun  de  Cornouailles  befinde.  Dieser  habe  die  üble 
Gewohnheit,  Ritter  sowohl  wie  Damen  gefangen  zu  nehmen.  Die 
Ritter  werfe  er  in  den  Kerker,  die  Damen  aber  gebrauche  er. 
Sollte  sich  eine  Dame  sträuben,  so  würde  sie  ebenfalls  einge- 
kerkert, oftmals  sogar  verbrannt. 

43.  Vsaye  ist  über  diese  Grausamkeit  erregt  Ueber  deal 
grünen  Weg  erfährt  Vsaye  von  Menet,  er  führe  nach  einer  grünes  1 
Wiese.  Dort  hielten  sich  zwölf  Feeen  auf,  die  jeden  Wanderet  1 
fortschleppten,  und  man  wisse  nicht,  was  aus  diesem  werde.  Det  ] 
weifse  Weg  sei  vollständig  ungefährlich. 

44.  Auf  Vsayes  Frage,  woher  diese  couslumes  stammen,  erzählt. 
Menet:    Drei   |ahre    nach    dem  Tode  Arthurs    veranstalten   Rai 
le  prince  de  Galles   und   der   roi  des  cent  chevaliers   ein  TumìcK 
Nach  dem  Feste  kehrten  alle  Ritler  heim,  zwanzig  jedoch  bliebe 
bei  Ramant.    Als  sie  eines  Mittags  bei  der  Tafel  safsen,  trat  dessen 
Schwester  mit  einem  limosi»  auf  silberner  Platte  herein    und  sagte, 
derjenige    von    den  Rittern,    der   den  besten  Plan  habe,    solle  den 
limosin    bekommen,   demjenigen    aber,    der    die  kühnste  Thal  voll- 
bringe,  wolle    sie    ihre  Liebe    schenken.     Da  gelobt  Marc  le  rooij 
er  wolle  dem  König  Bohort  le  pícquart,  le  sire  de  Guis,  die  Krön« 
entreifsen.    Die  übrigen  Ritter  an  der  Tafel  waren  Vettern  Bobortt^ 
und  versprachen  ihm,  ihn  in  diesem  Kampfe  zu  unterstützen.    Ali 
es  aber  nachher  zum  Kampf  kam,  übten  die  Vettern  Verrat.     Bo- 
hort  wurde    besiegt     Marc    schlug    ihm    den  Kopf  ab,    verwüstete 
das  Land    und    baute    in    der  Nähe    sein  Schlofs  Qermoustier  aufl  _ 
Als  der  Sohn  Maçons  le  brun  von  diesem  Verrat  der  Vettern  hörtq 
beschlofs   er,    nicht    mehr    die   Pflichten    eines   Ritlers    erfüllen    1 
wollen.     Auch  Paumart  beschlofs  dasselbe. 

45.  Am    folgenden   Morgen    schlagen  Vsaye    und  Tronc    ■ 
roten  Weg  ein.     Sie   sehen    vier  Häuser    am  Wege  liegen, 
sind    sie    bis    hierher  gelangt,    als  vierzig  Reiter  auf  sie  losstüi 
und  von  Vsaye  Waffen  und  Pferd  verlangen, 


DBR  PROSAROMAN  Y5ATE  LE  TRISTE.  1 87 

46.  Ysaje  weigert  sich.  Die  Ritter  stürzen  auf  ihn  los,  müssen 
sich  aber  vor  den  wuchtigen  Hieben  Ysayes  wieder  zurückziehen. 

47.  Als  Paumart  seine  Leute  fliehen  sieht,  rüstet  er  sich  selbst 
und  stürzt  auf  Ysaye  los,  wird  aber  von  Ysaye  aus  dem  Sattel 
geworfen. 

48.  In  dem  darauf  folgenden  Schwerterkampf  ergeht  es  Pau- 
mart nicht  besser.  Er  wird  besiegt  und  erklärt  Ysaye,  er  könne 
mit  ihm  und  seinem  Schlosse  machen,  was  ihm  beliebe.  Ysaye 
mid  Tronc  gehen  nun  zunächst  mit  Paumart  ins  Schlofs. 

49.  Hier  bittet  Ysaye  Paumart,  er  möchte  seine  Hand  in  die 
seines  Knappen  legen.  Paumart  weigert  sich  zuerst,  da  er  Tronc 
fär  einen  Teufel  hält,  bald  aber  thut  er  es  auf  Zureden  Ysayes. 

50.  Nun  sagt  ihm  Ysaye,  er  solle  für  die  doulce  dame  ein 
Kloster  bauen  und  siebzehn  Mönche  hineinsetzen.  Dann  würde 
Christus  ihm  seine  bösen  Thaten  verzeihen.  (Die  Zahl  17  wählt 
Ysaye  zum  Andenken  an  1 7  tote  Ritter,  von  denen  1 2  durch  Pau- 
mart, 5  durch  Ysaye  getötet  sind.) 

51.  Paumart  dankt  Ysaye  und  läfst  das  Kloster  bauen.  „Es 
fuhrt  noch  heute  den  Namen  chastel  de  Taumosne.*'  Nun  reiten 
Tronc  und  Ysaye  weiter  und  konmien  zu  einem  Schlosse,  vor 
welchem  vier  scheinbar  schlafende  larrons  liegen,  die  unter  dem 
Rufe:  vassaux  a  la  belle  dame  vous  estes  prins  entfliehen.  Ysaye 
tritt  in  den  Schlofshof  ein.  Dort  hört  und  sieht  er  niemand.  Kaum 
aber  hat  er  sein  Pferd  in  den  Stall  gebracht,  als  mehrere  Ritter 
über  ihn  herfallen  und  ihn  gefangen  nehmen.  Tronc  wird  vor 
den  Schlofsherm  geführt.  Dieser  wundert  sich  über  Tioncs  Häfs- 
lichkeit,  findet  ihn  aber  sehr  spafshaft  und  nennt  ihm  auch  seinen 
Namen:  le  brun  de  Vengarde,  Den  Namen  Ysayes  aber  erfahrt  er 
von  Tronc  nicht  Im  Laufe  des  Gesprächs  erhält  Tronc  auch  die 
Erlaubnis,  in  Begleitung  des  Kerkermeisters  seinen  Herrn  besuchen 
zu  dürfen.  Beide  begeben  sich  zu  Ysaye.  Kaum  hat  aber  der 
Kerkermeister  die  Thûr  geöffnet,  als  ihn  Ysaye  schon  ergreift  und 
ihm  den  Kopf  abschlägt. 

52.  Tronc  bittet  nun  Ysaye,  ihm  in  kurzer  Zeit  in  den  Saal 
zu  folgen.  Tronc  geht  in  den  Saal  und  läfst  alle  Ritter  herein- 
treten. Kaum  aber  sind  sie  hier  versammelt,  so  erscheint  Ysaye 
bis  an  die  Zähne  bewaflhet 

53.  Ysaye  hält  nun  vor  den  Rittern  eine  Rede,  in  welcher 
er  sie  auffordert,  von  ihren  Gräuelthaten  abzulassen  und  lieber  ein 
Gott  wohlgefälliges  Leben  zu  führen.     Le  Brun  spottet  darüber. 

54.  Ysaye  wird  wütend  und  erschlägt  alle  34  im  Saal  be- 
findlichen Ritter.     Tronc  steckt  das  Schlofs  in  Brand. 

55.  Ysaye  kehrt  hierauf  in  das  chastel  de  Taumosne  zurück, 
freut  sich  über  Paumert  und  die  siebzehn  Mönche  und  drückt 
dann  noch  den  Wunsch  aus,  die  douloureuse  de  la  Joyeuse  Garde 

^ind  Menet   le   mecogneu   mögen    in  Zukunft   hier   ihren  Wohnsitz 

^ufsdilagen. 

56.  Während  Ysage   mit   den  Mönchen  redet,   erscheint  eine 


1 88 


Dame  zi\  Pferde  und  fragt  nach  Ysaj-e.  Sie  ist  von  der  Witwe 
eines  reichen  Ritters,  die  sieben  Kinder  bat,  abgeschiclit  worden, 
um  Ysage  zu  bitten,  sie  gegen  die  Belästigungen  eines  Ritteis, 
Craventor  de  l'outrageiix  passage,  der  sie  wegen  ¡hre^  Reichtums 
und  ihrer  Schönheit  begehre,  zu  schützen.  Die  Dame  wohnt  aaf 
dem  chastel  de  belle  garde.  Ysaye  fragt,  woher  die  Dame  ihn 
kenne.  Da  antwortet  die  Dame,  man  kenne  sein  Schwert  Justice, 
seinen  Zwerg,  sein  Pferd  und  nenne  ihn  uberai)  den  ekevaliir  A 
grace.     Ysaye  verspricht  zu  helfen. 

57.  Die  Amme  Bise  pflegt  Drianl,  das  Kind  ihres  Onkels, 
sehr  gut,  weil  sie  es  fur  Vsaye  liält.  Eines  Tages  erblickt  sie  in 
dem  Steine  des  Ringes  nicht  mehr  das  Bild  eines  Knat>en,  sondern 
das  eines  Ritters.  Da  erinnert  sie  sich  zufallig  der  Mahnung  des 
Goldschmiedes,  sie  möchte  in  einem  '  Jahre  wiederkommen.  Sofort 
bricht  sie  mit  Driant  auf,  und  sie  erfahren  von  dem  Goldschmiede, 
dafs  der  Knabe  zum  Ritter  herangereift  sei,  er  trage  einen  tscu 
blanc  a  l'tspee  vermeille.  Diesen  solle  sie  aufsuchen.  Bise  und 
Driant  machen  sich  nun  auf  den  Weg  und  erkundigen  sich  überall, 
ob  jemand  den  Riller  mit  dera  weifseo  Scbüd  gesehen  habe. 

58.  Die  Dame  (§  56),  Ysaye  und  Tronc- brechen  vom  chastel 
de  l'aumosne  auf  und  kehren  am  Abend  bei  einem yö/-«/it'r',  Gartus 
de  la  forest  aux  lyons,  ein.  Daselbst  werden  sie  gut  bewirtet 
Während  des  Essens  erzählt  ihnen  der  Wirt,  dafs  bei  ihm  noch 
zwei  Ritter  übernachteten.  Diese  wollten  am  nächsten  Tage  nach 
dem  chastel  de  l'aumosne  aufbrechen,  um  den  Tod  ihres  Bruders 
2U  rächen.  Diese  Ritter  hiefsen  Macon  l'oconge  (?)  und  le  vacquier 
de  l'esclaire  und  seien  Brüder  des  brun  de  l'engarde.  ^'saye  bittet 
nun  den  Wirt,  die  Ritter  am  folgenden  Morgen  nicht  fortEuIassen, 
da  er  ihnen  noch  etwas  zu  sagen  habe.  Hierauf  gehen  alle  lu 
Bett.  Am  folgenden  Morgen  sind  die  beiden  Brüder  schon  rar 
Abreise  fertig,  als  der  Wirt  sie  darauf  aufmerksam  macht,  dafs  im 
Erdgeschofs  ein  Ritter  logiere,  der  sie  zu  sprechen  wünsche.  So- 
fort vermuten  sie  in  diesem  Rilter  den  Mörder  ihres  Bruders.  Sie 
klopfen  an  die  Thfir  und  als  ihnen  nicht  geöfhiet  wird 
sie  die  Thür  ein.  Da  aber  tritt  ihnen  Ysaye,  der  vollständig  ge- 
wappnet ist,  entgegen. 

59.  Die    Brüder   fragen    nun    Ysaye,    ob    er    etwas   von 
Mörder    ihres  Bruders  wisse.     Ruhig    erklärt  ihnen  Ysaye,    dafs  er 
ihn    getötet    habe.     Nun    stürzen    sich    die  Brüder   wie  wahnsinnig 
auf  Ysaye,  werden  aber  schon  nach  kurzem  Kampfe  gelötet. 

60.  Als  die  Wirtsleute  und  die  Dame  die  Leichen  sehen,  dnd 
sie  entsetzt.  Vsage  aber  beruhigt  sie,  indem  er  sie  über  den  Vor- 
gang aufklärt.  Hierauf  reiten  Ysaye,  Tronc  und  die  Dame  weiter 
bis  zum  Abend.  Da  sie  kein  Wirtshaus  finden,  wohl  aber  in  einem 
Gehölz  ein  Feuer  erblicken,  schicken  sie  Tronc  ab,  um  zu  seheUf 
was  das  Feuer  bedeute. 


1 


schlagen 
idig  ge-^l 

on    detail 


'§J' 


Q  halben  Jabre, 


J 


DER   PROSAROMAN    YSAYE    LE   TRISTE. 


^K        61.    TroDC  sieht,    wie  vier  Scliurken  ein  gewaltiges  Feuer  an- 
^^ezûndet  haben,  und  ruft  Ysaye  herbei.     Bei  dessen  Ankunft  ent- 
fliehen   sie.     Nnn    reiten    die    drei  Gefährten   weiter,    bis   sie   nach 
Cannes    kommen.      Dort    zeigt    ihnen     eine    gnte    alte    Frau    ein 
V.irtshaus. 

62.  Sie  blopfen  an  die  Tbür  des  Hauses.  Ein  Mädchen 
Öffoet,  erschrickt  aber  beim  Anblick  Troncs  und  rult  den  Wirt, 
Dieser  sieht  Tronc  auch  und  erklärt,  ihnen  kein  Nachtquartier 
geben  sn  können.  Da  Ysaye  sieht,  dafs  er  Troncs  wegen  kein 
Ußlerkommen  finden  kann,  so  setzt  er  Tronc  hinler  sich  aufs 
Pferd  und  verdeckt  ihn  mit  seinem  Schild.  Dann  reitet  er  nach 
einem  anderen  Gasthaus  und  erhalt  ohne  weiteres  Quartier. 

6j.  Während  Tronc  auf  dem  Pferde  bleibt,  begeben  sich 
Vsaye  und  die  Dame  in  das  Speisezimmer.  Der  Wirt  safs  mit 
seiner  Frau  und  seinen  beiden  Kindern  (ta  und  11  Jahre  all)  be- 
reits an  úiix  Tafel.  Als  Ysaye  und  die  Dame  sicli  niedergelassen 
haben,  verbietet  die  Mutler  den  Kindern,  das  Beste  vom  Tbche 
zn  nehmen.  Da  befiehlt  ihnen  der  Vater,  der  der  Meinung  ist, 
dafs  er  die  Kinder  ernähre,  die  Mutter  zu  prügeln.  Dies  führen 
die  Kinder  solorl  aus.  Ysaye,  hierüber  erzürnt,  halt  dem  Vater 
eine  Rede  über  Kindererziehung.  Da  aber  der  Vater  nicht  ver- 
stehen will,  so  bricht  Ysaye  mit  den  Worten  ab:  car  l'av<ngle  n'a 
que  faire  de  chandeUi  et  le  sours  n'a  que  faire  de  sermon.  Der  Wirt 
heifst  Damas  de  Cannes.  Nach  dieser  aufregenden  Scene  gehen 
alle  su  Bett.  Am  folgenden  Morgen  brechen  die  drei  Reisenden 
auf  und  treffen  unterwegs  einen  varici,  der  ihnen  folgendes  erzählt: 
In  dem  ilause  des  Damas  hätten  sich  um  Mitternacht  die  Kinder 
geschlagen  und  wären  dabei  aus  dem  Fenster  gestürzt.  Der  Vater 
sei  aufgestanden  und  habe  seine  Ftau  getötet,  da  diese  die  Kinder 
nicht  genügend  bewacht  habe.  Ihn  selbst  aber  hätte  man  ins  Ge- 
fängnis geworfen  und  werde  ihn  nun  hängen. 

64.  Nachdem  sie  den  vaUl  verla.'isen  haben,  kotmnen  sie  nach 
einem  Schlofs,  aus  welchem  ein  Ritter,  Bisart  1e  navarois,  heraus- 
tritt und  Ysaye  zum  Zweikampf  herausfordert  Bisart  wird  besiegt. 
Beim  Abschied  bittet  er  Ysaye,  er  möge  seinen  Sohn,  Duma  le 
motdreur,  zum  Ritter  schlagen.    Ysaye  will  diesen  Wunsch  erfüllen. 

65.  Allmablicb  nahem  sich  die  drei  Gefährten  dem  chastcl 
de  la  belle  garde.  Sie  kommen  an  einen  Flufs,  auf  dessen  jen- 
seitigem Ufer  sich  das  Seh  lofs  beñndeL  Ysaye  und  die  Dame 
besteigen  einen  kleinen  Kahn,  während  Tronc  auf  dem  Rücken 
des  Pferdes  Y'sayes  über  den  Flufs  gelangt. 

66.  Die  Besitzerin  des  Schlosses  begrüfst  vom  Fenster  aus 
die  Ankommenden,  steigt  dann  die  Treppe  herunter  und  Öfihet 
die  Thür.  Ysaye  wird  nun  von  allen  wegen  seiner  Schönheit  be- 
vninderl,  aber  auch  Tronc  wegen  seiner  Häfslichkeit  angestaunt. 
Erregle  nun  Tronc  schon  bei  den  Menschen  Anstofs  wegen  seiner 
hälslichen  Figur,    so  war  dies  noch  vielmehr  bei  den  Hunden  des 


190  ZBIDLER, 

Schlosses  der  Fall.     Diese  hätten  ihn  sicher  totgebissen,   wenn  er 
sich  nicht  auf  den  Rücken  des  Pferdes  geschwangen  hätte. 

67.  Die  Dame  des  Schlosses  und  Ysaye  beraten  nun,  was  sie 
gegen  Craventor  thun  sollen.  Ysaye  sagt  ihr,  er  wolle  gegoi  alle 
Mannen  Craventors  kämpfen.  In  dieser  Absicht  beschliefst  er, 
Tronc  mit  einer  Herausforderung  an  den  feindlichen  Ritter  abzu- 
schicken. 

68.  Die  Dame  wundert  sich,  dafs  Ysaje  sich  Troncs  in  so 
wichtigen  Angelegen  bediene.  Da  entgegnet  Ysaye:  ß'orce  vauU 
plus  sans  sens,  mats  sens  est  bon  sans  force;  car  je  le  vous  prouœray, 
Marsiadus,  der  König  von  Norgalles,  war  in  einen  Krieg  mit  Ysayes 
Grofsvater,  Meliadus  von  Leonois,  verwickelt  Der  letztere  hatte 
nur  halb  so  viel  Truppen  als  Marsiadus. 

69.  Trotzdem  siegte  Meliadus  durch  die  Schlauheit  eines 
Krüppels,  dem  zwei  Glieder  fehlten  und  der  fünf  Jahre  hindurch 
krank  gewesen  war. 

70.  TroDC  begiebt  sich  nach  dem  Schlosse  Craventors  und 
bittet  dort  um  Einlafs.  Da  Craventor  gerade  schläft,  mufs  Tronc 
warten,  bis  Craventor  ihn  vorläfst. 

71.  Vor  Craventor  geführt,  erklärt  Tronc,  er  komme  im  Auf- 
trage der  Dame  von  Belle  Garde  und  eines  tapferen  Ritters,  der 
es  sich  zur  Aufgabe  gemacht  habe,  alle  Bedrängten  zu  schützen, 
und  fordere  ihn  auf,  von  seinen  Liebesanträgen  abzulassen,  da  die 
Dame  sich  doch  nicht,  besonders  nicht  mit  ihm,  verheiraten  werde. 

72.  Craventor  erwidert,  er  werde  die  Dame  nie  in  Ruhe 
lassen  und  lieber  mit  dem  Ritter  kämpfen.  Sollte  der  Ritter  be- 
siegt werden,  so  verlange  er  folgende  Geiseln:  die  Dame,  die 
sieben  Kinder,  Marcadigeil  (Bruder  der  Dame),  Duridron  (Onkel 
d.  D.),  Dromedia  (Schwester  d.  D.),  Alise  (Kammerfirau),  Tradition 
(Vater  d.  D.).  Sollte  er  besiegt  werden,  so  werde  er  eine  gleiche 
Anzahl  von  Geiseln  stellen. 

73.  Tronc  überbringt  Ysaye  die  Antwort  Craventors  und  teilt 
dann  diesem  die  Namen  der  Geiseln  mit,  die  die  Dame  verlange. 
Es  sind  dies:  Nabel  (Bruder  des  Cr.),  Vidira  de  Castrange,  Ariste 
de  Fluyr,  Heipas  le  bleu  (Onkel  des  Cr.)  und  drei  cousins  germains» 

74.  Craventor  ist  bei  dieser  Nachricht  sehr  betrübt,  da  diese 
Geiseln  seine  besten  Ritter  sind.  Dann  sagt  er  Tronc,  dafs  er  am 
nächsten  Tage  zum  Kampfe  bereit  sei. 

75.  Nach  dieser  Unterredung  führt  Craventor  seine  Geiseln 
nach  dem  Schlosse  de  Belle  Garde,  und  sonderbarer  Weise  ftagt 
ihn  nun  die  Dame,  was  er  mit  ihren  Geiseln  zu  thun  gedenke, 
worauf  Craventor  erwidert,  er  werde  sie  und  ihre  Kinder  ver- 
brennen, die  anderen  Geiseln  hängen  lassen. 

76.  Am  folgenden  Morgen  rüstet  sich  Ysäye  zum  Kampfe. 
Als  ihn  ein  Ritter  Craventors  erblickt,  wendet  sich  dieser  an  Tronc 
mit  der  Frage,  ob  jener  der  chevalier  cheiif  sei,  der  gegen  seinen 
Herrn  kämpfen  wolle.  Tronc  weist  ihn  ob  dieser  Beleidigung  zu- 
recht und  sagt  ihm,   dafs  sein  Herr  der  berühmte  Ritter  Ysaye  le 


DBR  PROSAROMAN  YSAYB   LB  TRISTE.  IQ  I 

Triste,  der  Sohn  Tristans,  sei.  Da  bricht  der  Ritter  in  Thränen 
aus  und  sagt,  jetzt  sehe  er,  dafs  es  für  Craventor  keine  Rettung 
mehr  gäbe. 

77.  Der  Kampf  beginnt,  und  Ysaye  siegt 

78.  Craventor  und  seine  Geiseln  werden  vor  die  Dame  des 
Schlosses  geführt  Diese  läfst  sofort  ein  grofses  Fest  feiern  und 
dorma  a  Ysaye  san  corps  et  ses  biens  a  sa  volonte, 

7  g.  Im  Schlosse  wendet  sich  Ysaye  an  den  Ritter,  dem  Tronc 
den  Namen  Ysayes  mitgeteilt  hatte  —  es  war  Senecques  le  bleu  — 
und  bittet  ihn,  Stillschweigen  über  seinen  Namen  und  seine  Person 
zu  beobachten.     Senecques  verspricht  dies. 

80.  Nichts  desto  weniger  geht  Senecques  in  der  Nacht  zu 
Craventor,  teilt  diesem  den  Namen  Ysayes  mit  und  erbietet  sich, 
im  Verein  mit  Craventor  Ysaye  im  Bette  zu  ermorden.  Craventor 
ist  mit  diesem  Plane  einverstanden,  und  beide  schleichen  nach 
Ysayes  Schlafzimmer.  Senecques  klopft  an  und  bittet  Tronc  zu 
ôfihen,  da  er  seinem  Herrn  die  traurige  Botschaft  zu  übermitteln 
habe,  dafs  Craventor  gestorben  seL  Tronc  entgegnet  ihm,  sein 
Herr  schlafe  jetzt,  er  möge  spater  wiederkommen. 

81.  Craventor  und  Senecques  entfernen  sich.  Tronc  weckt 
seinen  Herrn  und  bittet  ihn  sich  hinter  die  Thûr  zu  stellen. 
Darauf  kommen  Craventor  und  Senecques  wieder,  Tronc  öf!het, 
sie  finden  das  Bett  leer  vor.  Tronc  erklärt  ihnen  nun,  sein  Herr 
sei  in  jenem  Zimmer,  dessen  Thûr  sie  geöffnet  sähen.  Sofort  be- 
geben sie  sich  dorthin.  Tronc  eilt  ihnen  nach  und  schliefst  sie  ein. 

82.  Ysaye  tritt  nun  aus  seinem  Versteck  hervor,  läfst  die 
Thär  des  anderen  Zimmers  önhen  und  schlägt  den  Verrätern  das 
Haupt  ab. 

83.  Ysaye  schlägt  nun  noch  den  übrigen  Geiseln  Craventors 
die  Köpfe  ab  und  läfst  sie  von  Tronc  in  einen  Sack  werfen. 

84.  Tronc  schleppt  diesen  Sack  nach  dem  Schlosse  Craventors 
und  überreicht  ihn  den  dort  versammelten  Rittern.  Dann  entfernt 
er  sich  schleunigst.  Ysaye  will  nun  vom  chastel  de  Belle  Garde 
aufbrechen.  Da  fragt  ihn  die  Dame,  wie  sie  ihm  danken  könne. 
Ysaye  befiehlt  ihr,  für  die  Toten  eine  Messe  lesen  zu  lassen. 
Aufserdem  solle  sie  vier  von  ihren  Söhnen  zu  Rittern,  drei  zu 
Geistlichen  heranbilden  lassen.  Auch  solle  sie  wieder  einen  Gatten 
nehmen,  der  sie  gegen  die  Angriffe  der  Freunde  Craventors 
schützen  könne. 

85.  Während  Ysaye  mit  der  Dame  redet,  erscheint  ein  Knappe 
und  bittet  Ysaye,  er  möge  sein  Versprechen  einlösen  und  ihn  zum 
Ritter  schlagen.  Er  heifse  Duma  le  Mordreur  und  sei  der  Sohn 
Bisarts  le  Navarois.  Um  Ysaye  ein  Zeichen  seiner  Tapferkeit  zu 
geben,  brüstet  er  sich  damit,  dafs  er  bereits  zwölf  Menschen  aus 
geringfügigem  Grunde  getötet  habe.  Ysaye  rät  ihm,  erst  die  Ge- 
sinnung zu  ändern  und  zu  seinem  Vater  zurückzukehren.  Doch 
bleibt  Duma  noch  eine  Nacht  hier.  Als  er  am  folgenden  Morgen 
Ysayes  Frage,  ob  er  sich  eines  besseren  besonnen  habe,   mit  nein 


beantwortet,    befiehlt  ihm  Ysaye,    sein  Haupt   xa    beugen.     Anstatt 
des  Ritterschlages  versetzt  ihm  Vsaye  den  Todesstreich. 


Frau  mit  einem  jungen 
einem  Ritter,  der  ihr  Sohn 
.  im  Morois  in  Cornouaillet 


Kurze    Zeit    hierauf    tritt 
Manne    ein    und    erkundigt    sich    nach 
sei    und    der   ihr    vor   neunzehn  Jahrei 
geraubt  sei.     Es  ist  Bise  mit  Driant. 

87.  Sie  erzählt  ferner,  wie  Sarban  aus  Loisemont  und  sie  dea 
Knaben  erzogen  hätten,  wie  der  Knabe  geraubt  sei,  und  erzähh 
auch  die  Geschichte  mit  dem  Ringe.  Da  fragt  Ysaye,  wie  der 
Kuabe  geheifsen  habe,  worauf  sie  erwidert:  Ysaye  le  Triste. 

88.  Ais  Bise  ausgesprochen  hat,  erscheint  eine  Fee,  giebl 
Ysaye  einen  neuen  Schild,  nimmt  der  Amme  den  Ring  von  dem 
Finger  und  verschwindet  wieder.  Erstaunt  fragt  Ysaye  Tronc,  was 
das  bedeute.  Da  erzählt  ihm  Tronc,  die  Fee  sei  dieselbe,  welche 
der  Amme  den  Ring  an  den  Finger  gesteckt  habe.  Sie  habe  ihn 
wieder  zurückgeholt,  weil  die  Amme  den  wiedergefunden  bab^ 
den  sie  gesuclit  habe.  Ysaye  küist  nun  seine  Amme  und  begrüEt 
auch  seinen  /rere  de  layt.  Bise  wird  von  der  Dame  des  Schlösset 
reichlich  mit  Kleidern  bescbeul^t. 

89.  Ysaye  vertraut  nun  seine  Amme  dem  Schutze  der  Dama 
an.  Driant  àufsert  den  Wunsch,  zum  Ritter  geschlagen  zu  werden. 
Ysaye  weist  ihn  darauf  hin,  dafs  er  erst  Heldenlhaten  vollbriogcil^ 
müsse,  ist  aber  bereit,  ihm  das  WafTenhandwerk  beizubringen- 

go.  Ysaye,  Driant  und  Tronc  nehmen  hietauf  Abschied,  Unter- 
wegs treiïen  sie  einen  valil,  der  einen  Wagen  mit  Lebensmitteln. 
mit  sich  führt.  Ysaye  fragt  ihn,  wohin  er  wolle.  „Zum  chrvoltef 
sot  sage  du  chaste!  mal  assis"  ist  die  Antwort  des  vahi.  Neugierige 
wiîshalb  dieser  Ritter  den  wunderbaren  Namen  sot  sage  führe,  bittrt 
Ysaye  den  Knappen,  ihm  diesen  Ritter  £u  schildern. 

91.  Der  tia/et  erzählt  hierauf:  In  diesem  Lande  lebte  ein 
Ritter  Blaienor,  ein  Bruder  des  Blioberis  de  Gaunes.  Blaienor 
mit  der  Tochter  des  Königs  von  Norgalles  verheiratet  und  zeugte- 
mit  dieser  einen  Sohn.  Letzterer  wurde  der  gelehrteste  Mann 
dieses  Landes,  so  dafs  viele  Leute  Rat  Lei  ihm  holten.  Einea. 
Tages  erschien  auch  ein  Fräulein  bei  ihm,  Claire  la  plus  belle  mit 
Namen.  Zu  dieser  fafsle  der  c/erc,  wie  er  genannt  wurde,  eine 
unaussprechliche  Liebes» eiguii g  und  bat  um  ¡lire  Hand.  Sie 
nicht  abgeneigt,  doch  zog  sie  es  vor,  zuerst  ihre  sechs  Brüder 
Rat  zu  fragen, 

ga.  Die  Brüder  wünschten  ihr  aber  eher  den  Tod  als  dieatt' 
Heirat  Als  der  clere  davon  Kunde  erhielt,  wurde  er  vor  Zorn 
wahnsinnig.  Von  da  ab  nannten  ihn  die  Leute  den  so¡  sagt,  Vod 
dem  Unglücke  dieses  Königssohnes  erfuhren  Bohort  de  Gaunea 
und  Hector  des  Mares  und  eilten  herbei,  um  die  sechs  Brüder 
zu  strafen.  Sie  tüteten  die  Brüder,  und  nun  stand  dem  sof  sagt 
kein  Hindernis  mehr  im  Wege,  Ciaire  zu  heiraten.  Der  sot  sagt 
wurde  wieder  gesund,  gab  sich  aber  von  nun  an  dem  Ritletband- 
werke   hin.    Jedoch   habe   er  eine   eigentümliche   Fechtweise.    £] 


DBR  PROSÁROMAN  TSAYB  LB  TRISTE.  1 93 

fechte  nar  mit  Baumzweigen.  Denjenigen,  den  er  besiegt,  nimmt 
er  mit  aaf  sein  Schlofs  mal  assis  (wegen  der  Niedermetzlung  der 
9ech9  Brüder  Claires  so  genannt)  und  beschäftige  ihn  dort,  den- 
jenigen aber,  der  ihn  besiegt,  schlage  er  zum  Ritter.  Ysaye  fafst 
nun  sofort  den  Plan,  Driant  in  diesem  Kampfe  zu  erproben.  Ysaye, 
Driant  und  Tronc  reiten  nun  nach  dem  Schlosse.  Da  begegnen 
ihnen  drei  Ritter,  die  ihnen  erzählen,  dafs  der  sot  sage  früher 
die  Angewohnheit  gehabt  habe,  die  Besiegten  zu  seinen  Dienern 
zn  machen. 

93.  Jetzt  befolge  er  einen  Rat  Claires,  alle  schönen  Frauen 
im  Umkreise  von  einer  Meile  um  sein  Schlofs  einfangen  zu  lassen, 
um  sie  dann  zu  verbannen.  Diesen  Rat  hatte  Ciaire  dem  sot  sage 
aas  dem  Grunde  gegeben,  weil  sie  es  nicht  dulden  wollte,  Frauen 
von  ihrer  Schönheit  in  ihrer  Nähe  zu  haben. 

94.  Die  Ritter  verabschieden  sich,  und  Ysaye  erfahrt  von  dem 
valetf  der  noch  bei  ihm  ist,  die  Namen  der  drei  Ritter.  Der  erste 
sei  Brandor,  der  Sohn  des  Brandalis,  eines  Ritters  der  Tafelrunde. 
Der  zweite  sei  der  Sohn  Lambeguets,  der  Palamedes  le  mecogneu 
besiegt  habe,  als  dieser  die  Königin  Yseut  vom  Hofe  Marcs  ent- 
fuhren wollte.  Man  nenne  ihn  le  besge  de  la  haulte  roche.  Der 
dritte  sei  Festion  le  blond,  der  Sohn  Gaheriets.  Als  Ysaye  dies 
vernommen  hat,  schickt  er  Tronc  zum  sot  sage  und  läfst  ihn  zum 
Kampfe  herausfordern.  Tronc  trifft  den  sot  sage  mit  Ciaire  an. 
Qaire  erschrickt  bei  Troncs  Erscheinen.  Der  sot  sage  nimmt  die 
Forderung  Ysayes  an.     Unterdessen  lehrt  Ysaye  Driant  fechten. 

95.  Bald  darauf  fìndet  der  Kampf  statt.  Der  sot  sage  und 
Driant  sind  mit  Baumzweigen  bewaffnet.  Driant  erhält  zwei  wuchtige 
Hiebe  auf  den  Helm,  so  dafs  er  den  Kampf  aufgeben  will. 

96.  Da  Driant  sich  sehr  feige  benimmt,  fragt  ihn  der  sot  sage^ 
woher  er  stamme,  worauf  Driant  erwidert:  aus  Loisemont  bei  Tin- 
tagel  in  Comouailles.  Darauf  fragt  der  sot  sage,  ob  nicht  sein 
Begleiter  (Ysaye)  vielleicht  den  Kampf  gegen  ihn  aufnehmen  wolle, 
wenn  er  zu  feige  sei.  Da  antwortet  Driant,  dafs  sein  Begleiter 
dies  sehr  gern  thun,  er  aber  lieber  15  Tage  barfufs  gehen  würde. 

97.  Ysaye  schneidet  zunächst  für  sich  einen  Zweig  ab  von 
4^2  Fufs  Länge  und  einer  Dicke  von  3  Fäusten.  Dann  tritt  er  in 
den  Kampf  ein.  Der  Kampf  ist  für  Ysaye  schwer,  doch  gelingt 
es  ihm  bald,  dem  sot  sage  einen  Hieb  zu  versetzen,  dafs  dieser 
ohnmächtig  vom  Pferde  stürzt  und   12  Zähne  verliert. 

98.  Als  der  Besiegte  wieder  zur  Besinnung  kommt,  lobt  er 
Ysayes  Stärke.  Ysaye  will  aber  davon  nichts  wissen  und  schreibt 
Seinen  Sieg  der  Unterstützung  des  père  glouteux  zu. 

99.  Nun  befiehlt  Ysaye  dem  sot  sage  folgendes.  Er  solle  ihm 
huldigen,  seine  Geliebte  solle  verbannt  werden,  an  dem  Todestage 
<ier  sechs  Brüder  (le  lendemain  de  la  Trinité)  solle  er  für  alle,  die 
<iurch  seine  follie  umgekommen  sind,  beten  und  beten  lassen,  und 
^ias  Schlofs  solle  fortan  den  Namen  chastel  revertiz  führen.  Den 
gefangenen  Rittern  schenkt  er  die  Freiheit. 

ZdtKfar.  £  xon.  Phfl.  XXV.  13 


194 

loo.  Ara  folgenden  Tage  bricht  Ysaye  mit  Driant  Und  Tronc 
auf,  ohne  dem  sot  sage  seinen  Namen 

lOi.  Auf  ihrem  Wege  kommc-n  sie  nach  Louvrezep,  einem 
Meereshafen.  Dort  wird  Tronc  von  einem  vaiti  angeredet.  Dieser 
wünscht  Troncs  Herrn  zu  sprechen,  von  dem  man  sage,  er  habe 
Paumatt  besiegt  und  das  rote  Schlofs  eingenommen.  Tronc  ruft 
Ysaye  herbei. 

102.  Als  Vsaye  herankommt,  überreicht  ihm  der  vnUt  eines 
Brief,  welchen  Marthe,  la  nièce  au  roy  Yrion  do  Blamîr,  ihm  send& 
Ysaye  làTst  den  Brief  von  Tronc  vorlesen,  [äj/  ¡a  filk  Hmlin  Itm- 
pereur  de  Greise  qui  est  frères  Yrion^  ' 

103.  In  diesem  Briefe  teilt  Marthe  Ysaye  mit,  dafs  sie  ihn 
unsterblich  liebe,  obwohl  sie  ihn  noch  nie  gesehen  habe,  Sie 
tränme  von  ihm,  sie  mache  chansons  seinetwegen,  sie  sei  liebe»- 
krank.  Er  möge  kommen  und  sie  von  ihrer  Krankheit  heilen.  Vod 
ihm  hänge  es  ac,  ob  sie  am  Leben  bleibe  oder  sterbe.  Am 
Schlüsse  bittet  sie,  Ysaye  möge  ihr  durch  den  ra/i/ Nachiicht  zuteil 
werden  lassen. 

104.  Nachdem  Ysaye  den  Inhalt  vernommen  hat,  seufzt  er 
lief  und  bittet  den  valel,  einstweilen  bei  ihm  zu  bleiben.  Dann 
werde  er  ihm  Antwort  geben.  Darauf  begeben  sich  die  vier  Ge- 
fährten zu  einem  reichen  Bürger,  um  dort  zu  logieren.  Bei  diesem 
erkundigt  sich  Ysaye,  auf  welchem  Wege  er  nach  Sollenoys  ge- 
langen könne.  Darauf  erwidert  ihm  der  Bürger,  er  müsse  einen 
halben  Tag  lang  über  das  Meer  fahren,  dann  komme  er  zu  einer 
Burg,  die  von  gins  ¿armes  belagert  würde.  Auf  Vsajes  Frage, 
was  dort  vorgefallen  sei,  erzählt  der  Bürger  folgendes: 

105.  £ine  Anzahl  junger  Leute  seiner  Stadt  hätten  in  der 
Maizeit  einmal  sich  den  Scherz  erlaubt,  ein  der  Burg  gehöriges 
Schiff  zu  kapern.  Dies  war  ihnen  aber  nicht  gelungen,  wohl  aber 
hallen  sie  es  sich  gefallen  lassen  müssen,  dafs  25  ihrer  Leute  ge- 
fangen und  gehängt  wurden.  Am  Schlüsse  seiner  Erzählung  bittet 
er  Ysaye,  er  möge  seinen  Landsleuten  helfen,  die  Burg  einzu- 
nehmen. 

106.  \'saye  entgegnet  ihm  iiierauf,  er  könne  nur  die  Partei 
der  Burgleute  ergreifen,  da  diese  im  Rechte  seien.  Nun  wendet 
sich  Ysaye  an  Tronc  und  beauftragt  ihn,  einen  Brief  an  Marthe 
zu  verfassen.  Diesen  Brief  übergeben  sie  dem  valet.  Am  folgenden 
Tage  besteigen  sie  ein  SchilT  und  fahren  nach  der  Burg. 

107.  Nachdem  sie  ans  Land  gestiegen  sind,  entlassen  sie  dea 
vatel.  Da  dieser  aber  für  seine  Herrin  noch  ein  Geschenk  wünscht) 
geben  sie  ihm  auf  Troncs  ßat  Driant  mit.  Driant  und  der  vald 
entfernen  sich.  Tronc  aber  begiebt  sich  in  das  Ilauptzelt  der  Be- 
lagerer und  verlaugt  den  Führer  zu  sprechen. 

[108.    Bald    erscheint    auch  Ysaye    und    läfst    sich 
Führer    die  Ursache   des  Kiieges   darstellen.     Da   diese  Erzählung 

■  [j  ZuihU  von  D. 


I 
I 


I 


DER  PROSAROMAN  TSAY£   LH  TRISTE.  I95 

genaa  den  Thatsachen,  die  ihm  der  Bürger  mitgeteilt  hat,  ent- 
spricht, sagt  er,  die  Belagerten  seien  im  Recht,  und  er  werde  ihnen 
helfen.  Tronc  und  Ysaye  verlassen  unbehelligt  das  Hauptzelt  und 
hieben  sich  nach  der  Burg,  woselbst  ihnen,  allerdings  erst  nach 
Ablegung  der  Wa£fen,  Eintritt  gewährt  wird. 

109.  Ysage  bemerkt  lauter  abgemagerte  Leute  und  erfahrt 
von  diesen,  dafs  bereits  alle  Lebensmittel,  ja  sogar  alle  Elatzen, 
Hunde,  Pferde  und  busies  aufgegessen  seien.  Ysaye  weint,  als  er 
dies  hört,  und  bittet  Gott,  den  Armen  zu  helfen. 

I  IG.  Femer  erfahrt  er,  dafs  bereits  Kinder  geschlachtet,  ge- 
kocht und  gegessen  seien. 

111.  Ysaye,  der  ermüdet  ist,  legt  sich  zur  Ruhe,  während 
Tronc  das  Pferd  bewacht,  damit  es  nicht  auch  noch  aufgezehrt 
werde.  Um  Mittemacht  weckt  Tronc  seinen  Herrn,  da  er  bemerkt 
bat,  wie  die  Belagerer  am  Gestade  Lebensmittel  aus  den  Schiffen 
holten.  Sie  verlassen  beide  die  Stadt]  ^  Ysaye  legt  sich  in  einen 
Hinterhalt,  wahrend  Tronc  den  Befehl  erhält,  aufzupassen  en  quel 
point  ceulx  de  Post  estoient, 

112.  Kaum  hatte  sich  Ysaye  in  den  Hinterhalt  gelegt,  als 
Tronc  die  Nachricht  bringt,  die  Feinde  seien  eingeschlafen  und 
nur  50  Mann  hielten  Wache;  ferner  kämen  vom  Gestade  her  sechs 
Wagen  mit  Lebensmitteln,  die  nur  durch  20  Mann  geschützt  seien. 
Ysaye  sprengt  sofort  aus  seinem  Versteck  hervor  und  stürzt  sich 
auf  die  Bedeckung  der  Fouragewagen.  Er  tötet  zunächst  den 
Führer,  dann  stürzt  er  sich  auf  die  andern.  Sein  Pferd  ist  ihm 
im  Kampfe  behûlflich  dadurch,  dafs  es  furchtbare  Fufstritte  austeilt. 

113.  Während  Ysaye  gegen  die  Bedeckung  kämpft,  geht  Tronc 
zu  den  Trofsknechten  und  erzählt  ihnen,  es  seien  100  vor  Hunger 
wahnsinnig  gewordene  Männer  aus  der  Burg  entflohen,  die  nun 
alles,  was  ihnen  entgegentritt,  niederhauen.  Jener  Ritter,  der  gegen 
ihre  Bedeckung  kämpfe,  sei  auch  einer  von  den  Wahnsinnigen. 
Schleunigst  verlassen  nun  die  Trofsknechte  die  chareiiest  Tronc 
aber  holt  Leute  aus  der  Burg  herbei,  die  die  Wagen  in  die 
Stadt  ziehen. 

114.  Nachdem  Ysaye  die  Bedeckung  niedergemetzelt  hat,  eilt 
er  nach  der  Burg.  Schon  aber  folgen  ihm  neue  Feinde.  Vor  der 
Burg  entspinnt  sich  nun  ein  mörderischer  Kampf. 

1 1 5.  Tronc,  der  in  der  Burg  ist,  erinnert  sich,  dafs  sein  Herr 
derjenige  ist,  der  draufsen  gegen  eine  Uebermacht  von  Feinden 
kämpft  Er  bittet  die  Fallthür  herunter  zu  lassen,  damit  sein  Herr 
eintreten  könne,  dann  aber  die  Thûr  schleunigst  wieder  zu  heben. 

116.  Die  Einwohner  der  Burg  erfüllen  seinen  Wunsch.  Ysaye 
weicht  nach  der  Fallbrücke  zurück.  Als  Ysaye  gerettet  ist,  wird 
die  Thür  gehoben.  Dabei  fallen  8  von  den  nachdringenden 
Feinden   in    den   Graben,    16  aber   werden    gefangen    genommen. 


^  []  fehlt  in  G. 

13' 


IQÖ  ZElDLBRy 

Nach   dieser  Anstrengung   lassen  sich  die  Bewohner  der  Burg  die 
erbeuteten  Lebensmittel  gut  schmecken. 

117.  Ysaye  hält  während  der  Nacht  am  Thore  Wache.  Am 
nächsten  Morgen  sieht  er  zwei  Ritter  kommen,  die  ihn  aufTordem, 
die  Gefangenen  herauszugeben.  Sollte  er  dies  nicht  thun,  so 
würden  sie  die  Burg  angreifen.  Ysaye  läfst  sich  durch  diese 
Drohung  nicht  einschüchtern,  sondern  erwidert  ihnen,  falls  ihre 
Führer  bis  zum  nächsten  Tage  nicht  Frieden  geschlossen  haben 
sollten,  würde  er  allen  Gefangenen  die  Köpfe  abschlagen.  Et  avant 
ce  je  suis  prest  de  moy  mustrer  corps  a  corps  contre  les  plus  hardis. 

118.  Um  ihnen  auch  ein  Beispiel  seiner  Kraft  zu  geben,  geht 
er  zum  Thor  hinaus  und  schlägt  dem  einen  der  beiden  einen  Arm 
ab.     Entsetzt  fliehen  die  Boten  davon. 

119.  Bei  ihrem  maistre  angekommen,  erzählen  sie,  dafs  der 
Ritter,  den  Gott  den  Feinden  geschickt  habe,  kein  Mensch,  sondern 
eine  Art  fouldre  de  tempête  sei.  £r  sei  in  der  Nacht  ganz  allein 
aus  der  Burg  gezogen,  habe  45  Mann  der  ihrigen  getötet  und  ihnen 
6  Wagen  mit  Lebensmitteln  abgenommen.  Aufserdem  habe  er  noch 
viele  Gefangene  in  der  Burg. 

120.  Dann  zählen  sie  die  Bedingungen  auf,  die  Ysaye  ihnen 
gestellt  habe.  Da  treten  zwei  Boten  ein,  die  über  das  Meer  ge- 
kommen waren,  um  dem  souverain  de  ceuLx  lesquelz  estoient  dos  einen 
Brief  zu  übermitteln. 

121.  Sie  sagen  dem  baii/y  von  Louvresep,  sie  seien  gekommen, 
um  den  berühmten  Ritter  zu  suchen,  der  Paumart  u.  s.  w.  besiegt 
habe.  Sie  hätten  den  Auftrag,  ihm  die  Krone  des  Königreiches 
Logres  anzubieten.  Sie  erkundigen  sich,  ob  er  vielleicht  unter 
ihnen  sei. 

122.  Als  der  bailty  dies  vernimmt,  beschliefst  er,  sich  Ysaye 
zu  untewerfen.  Sofort  treten  500  Mann  barfûfsig  und  barhäuptig 
den  Weg  zur  Burg  an. 

123.  Sie  fallen  vor  Ysaye  nieder  und  bitten  um  Verzeihung 
für  ihre  oulirages,  Ysaye  erwidert  ihnen,  er  sei  gamicht  derjenige, 
den  sie  suchten.     Er  sei  ein  pauvre  chevalier. 

124.  Die  Bürger  entgegnen  ihm  darauf,  sie  wüfsten  wohl, 
wen  sie  vor  sich  haben,  und  bitten  nun  um  Freigabe  der  Ge- 
fangenen, sie  wollten  dagegen  auch  die  gestellten  Bedingungen 
eingehen. 

125.  Ysaye  giebt  nun  die  Gefangenen  frei,  die  Städter  ziehen 
ab.  Er  bleibt  noch  acht  Tage  in  der  Burg,  um  seine  Wunden 
verheilen  zu  lassen.     Dann  bricht  er  mit  Tronc  auf. 

126.  Driant  und  der  valet  der  Marthe  kommen  an  dem  Schlosse 
Vadans  de  Dran  gor  vorbei,  dessen  Besitzer  die  Gewohnheit  hatte, 
jeden  bewaffneten  Mann  anzufallen. 

127.  Als  Driant  den  Ritter  auf  sich  zukommen  sieht,  wirft  er 
vor  Angst  die  Waffen  fort. 

128.  Vadan  läfst  nun  Driant  unbehelligt  durch  sein  Gebiet 
ziehen.    Nach  vier  Tagen  erreichen  Driant  und  der  valet  das  König- 


DER  PR0SAR01£AN  TS  ATE  LE  TRISTE.  197 

reich  Miradir.  Der  valet  verschafift  nun  zunächst  dem  Dnant  ein 
gutes  Logis  bei  einem  reichen  Bürger,  welcher  mit  Marthe  gut  be- 
freundet ist  Dann  begiebt  er  sich  zu  Marthe,  erzählt  ihr,  wie  er 
Ysaye  gefunden  hat,  giebt  ihr  den  Brief  und  erzählt  ihr,  dafs  Ysaye 
seinen  Bruder  Driant  vorausgeschickt  habe. 

129.  Hierauf  schildert  er  Ysaye  näher. 

130.  Als  Marthe  den  Brief  gelesen  hat,  fallt  sie  in  Ohnmacht 
Als  sie  wieder  zu  sieht  kommt,  ruft  sie  laut:  Tres  doulx  amy,  venez, 
venez^  vous  perderez  votre  amye, 

131.  Sie  steckt  den  Brief  in  ihren  Busen  und  begiebt  sich 
zu  Driant  Sie  umarmt  und  kûfst  ihn  heftig.  Dann  bittet  sie  ihn, 
fortan  im  Schlosse  zu  wohnen.  Mais  bien  saichez  que  oncques  ne 
fust  telle  feste  que  Y  Hon  luy  feist  quant  il  fut  venu  a  la  court, 

132.  Nach  einiger  Zeit  erscheint  Yrìon  in  Marthes  Kammer 
und  findet  sie,  wie  sie  ein  Schnflstûck  abfafst.  Sie  ist  so  sehr  in 
ihre  Arbeit  vertieft,  dafs  sie  ihren  Onkel  garnicht  bemerkt,  dann 
aber  jäh  erschrickt,  als  er  ihr  das  Schriftstück  fortnimmt  Yrion 
liest  es  durch  und  lacht  darüber. 

133.  Das  Schriftstück  ist  eine  chanson  ^  in  welcher  Marthe 
Ysaye  als  die  Blume  der  Ritterschaft  verherrlicht 

134.  Der  Köm'g  liest  die  chanson  zwei-  bis  dreimal  durch  und 
erkundigt  sich  dann  bei  Marthe,  wer  der  Ritter  sei,  den  sie  liebe. 
Da  antwortet  sie  ihm,  sie  kenne  ihn  selbst  noch  nicht,  und  bittet 
ihren  Onkel,  ein  Turnier  zu  veranstalten.  Dann  würde  er  ihn 
schon  sehen.  Yrion  verspricht  ihr,  das  Turnier  bald  zu  ver- 
anstalten. 

135.  Yrion  teilt  nun  seine  Absicht  Driant  mit  Da  sagt  ihm 
Driant,  es  gäbe  keinen  tüchtigeren  Ritter  als  Ysaye.  £r  selbst 
habe  einmal  gesehen,  wie  Ysaye  dem  sot  sage  einen  so  gewaltigen 
llieb  versetzte,  dafs  dieser  ohnmächtig  zusammenbrach.  Nun  ist 
Yrion  aufs  höchste  gespannt,  wie  dieser  Ritter  wohl  aussehen  mag. 
Er  schickt  sofort  Herolde  ab  und  läfst  als  besten  Preis  im  Tournier 
ein  Pferd  und  40  besaus  émargent  aussetzen. 

136.  Ysaye  kommen  zum  Schlosse  des  Va{u)dan  de  Drangor, 
villette  sur  la  mer»  Ysaye  wird  von  Vadan  angegriáfen,  siegt  jedoch. 
Ysaye  erkundigt  sich  nun  nach  dem  Namen  des  Gegners.  Dieser 
nennt  seinen  Namen  und  erzählt  Ysaye,  dafs  er  ein  Kind  bei  sich 
habe,  das  man  Vorphelin  de  Guis  nenne.  Dieses  Kind  habe  er 
gegen  einen  Ritter  zu  schützen,  der  auf  dem  zwei  Meilen  ent- 
fernten Schlosse  Clermoustier  wohne  und  dem  Kinde  nach  dem 
Leben  trachte. 

137.  Ysaye  erkundigt  sich  nun,  woher  dieses  Kind  stamme. 
Da  erzählt  ihm  Vadan,  das  Kind  sei  der  Sohn  Bohorts  le  piquart, 
sire  de  Guis,  und  führt  nun  dieselbe  Geschichte  an,  die  wir  schon 
aus  §  44  kennen.  £r  habe  nach  dem  Tode  Bohorts  das  Kind  zu 
sich  genommen.  Ysaye  verspricht  ihm  nun,  den  Tod  Bohorts  an 
^iarc  le  roux  zu  rächen. 

138.  Ysaye,   Tronc    und  Vadan   betreten    das   Schlofs.     Der 


iq8  ZEIDL8R, 

Knabe  üflriel  iliiien.  Ysaye  kufst  ihn.  Am  folgenden  Morgen  c 
kündigt  er  sich  bei  dem  Knaben  nach  dessen  Alter  nnd  erfäbit  j 
von  ihn),  dafs  er  15  Jahr  alt  ist.  Im  Verlaufe  des  Geapräches 
bittet  der  Knabe  Ysaye,  seinen  Vater  an  Marc  le  roux  zu  rächen. 
Ysaye  befiehlt  nun  Vadan,  sich  sofort  mit  seinen  40  Rittern  za 
rüsten  und  in  einen  Hinterhalt  zu  legen.  Auch  der  Knabe  solle 
sich  rüsten. 

139.  Ysaye  trad  Tronc  reiten  nun  nach  Clermouslier. 

140.  Tronc  will  sich  zu  Marc  le  roux  begeben,  wird  . 
von  dessen  Ritlern  angehalten  und  gefragt,  wer  ihn  sende, 
antwortet  ihnen  Tronc:  It  maistrc  dis  chasUeux.  car  il  Us  ehasiù 
d'une  verge  quii  porle  a  ìa  resun  de  espee.  Die  Ritter  sagen  ihm, 
solch  thörichtes  Geschwätz  hätten  sie  seit  Arthurs  Tode  noch  i 
gehört,  er  möge  seinen  Herrn  selbst  kommen  lassen. 

141.  Ysaye   erscheint   und    fordert  sämtliche  Ritter  auf, 
ÏU  bewaffnen    und   in    einem   grofsen  Saal  lu  saramen  zu  treten ,   wo« 
selbst  er  ihnen  dann  seine  Mission  mitteilen  werde. 

142.  Sobald  die  Ritter  versammelt  sind,  erklärt  ihnen  Yss 
(lafs  er  gekommen  sei,  den  Tod  Bohorts  le  pica«  zu  rächen.  Da 
verhöhnt  Marc  Ysaye,  indem  er  ihn  einen  guesterez  (lat.  castratila)' 
nennt  Wütend  hierüber  zieht  Ysaye  sein  Schwert  und  haut  aW 
die  Ritter  ein.  Die  Mannen  Marcs  hören  die  wuchtigen  Hiebe  na 
Saale  und  eilen  ihrem  Heim  zu  Hilfe. 

143.  Tronc  verläfst  das  Schlofs,  um  Hilfe  zu  holen.  Er  ( 
verfolgt,  rettet  sich  aber  dadurch,  dafs  er  in  einen  in  der  Nähe 
des  Schlosses  iliefsenden  Flufs  springt  Vorher  jedoch  war  es  ihm 
noch  gelungen,  das  Haus  eines  Bürgers  in  Brand  za  stecken. 

144.  Beim  Anblick  des  Feuers  geraten  die  Bürger  sov 
als  auch  die  Mannen  Marcs  in  Bestürzung.  Diese  Bestürzung  be- 
nutzt der  hartbedrängte  Ysayt;,  um  zu  entfliehen.  Da  aber  triffi 
Vadan  mit  seinen  40  Rittern  ein,  besiegt  die  Ritter  und  nimmt  di 
reichsten  Bürger  gefangen.  Am  folgenden  Morgen  lüfst  Vsaye,  a 
dessen  Seite  sich  das  enfant  de  Guis  befindet,  die  gefangenen 
Bürger,  40  an  der  Zahl,  vor  sich  treten. 

145/6.  Auf  einem  Stuhle  stehend,  hält  nun  Tronc  eine  ge» 
waltige  Rede  darüber,  dafs  Gott  mit  seinem  Herrn  und  Vadaa 
gewesen  sei  und  die  Feinde  wegen  ihrer  Grausamkeit  vernichtet 
habe.     Sein  Herr  verlange  Sühne. 

147,  Die  Bürger   ziehen    sich    zu    einer  Beratung  zurück  ur« 
beschliefsen  auf  Anraten   des  Siasaries,  jede  Forderung  der  Í 
zu  erfüllen. 

148,  Nach  der  Beratung  teilen  sie  Ysaye  ihren  Entsctiluíl 
mit  Da  befiehlt  ihnen  Tronc,  sie  sollen  das  enfant  le  Guis,  He* 
gault  le  blond,  als  König  von  Qermoustier  anerkennen. 

149,  Ysaye  schlägt  nun  Hergault   zum  Ritter.     Hergault  \ 
anstaltet    ein  Fest     Während  dieses  Festes  werden  nun  noch  Sia« 
saries  und  Josue,  ein  Sohn  des  Garlus  de  la  forest  aus  lyons,  von 
Ysaye  zu  Rittern  geschlagen. 


DER  PROSAROMAN  YSAYE  LS  TRISTE.  IQQ 

150.  Auf  den  Wunsch  Marthes  hin  begeben  sich  der  valet 
und  Dnant  nach  der  Hauptstrafse  von  Miradir,  um  von  einem 
dort  befindlichen  Zelte  aus  die  Ankunft  Ysayes  zu  erwarten.  Auf 
dem  Wege  nach  dem  Zelte  zeigt  Driant  wieder  seine  grofse  Feig- 
heit, so  dafs  der  valei  zu  ihm  sagt:  Si  vous  fussiez  un  autre  Je 
deisse  que  vous  feussiez  ou  erragies  ou  couari  on  que  vous  eussiez  la 
vene  bestournee, 

151.  Nachdem  sie  eine  Zeitlang  im  Zelte  verweilt  haben, 
kommt  ein  Trupp  Reiter  vorbei.  Nach  wiederholten  Aufforderungen 
seitens  des  valet  begiebt  sich  Driant  zu  dem  Führer  des  Trupps 
und  erfahrt  von  diesem,  dafs  in  kurzer  Zeit  ihm  ein  Ritter  folgen 
werde,  der  sehr  berühmt  sei  und  einen  escu  blanc  a  lespee  vermeille 
trage.  Da  sagt  ihm  Driant,  dafs  dieser  Ritter  sein  Bruder  sei,  und 
bittet  den  Ritter,  er  möchte  seinem  Bruder  mitteilen,  dafs  er  (Driant) 
wieder  nach  Comouailles  gehen  werde  pour  ce  que  je  scay  bien  que 
su  me  trouvoit  que  mener  me  vouldroit  au  iournoy, 

152.  Der  Ritter  lacht  über  die  Feigheit  Dnants,  bittet  ihn 
aber,  seinem  Bruder  einen  Grufs  vom  Ritter  Hergault  zu  über- 
mitteln. Dann  erzählt  er  (Hergault),  wie  er  seine  Güter  durch 
Ysaye  wiedererlangt  habe.  Dieses  hört  auch  der  valet  und  macht 
sich  eiligst  auf,  Marthe  diese  Nachricht  zu  überbringen.  Driant 
aber  ferit  cheval  des  espérons  par  telle  maniere  quii  fut  un  au  avant 
que  Ysaye  le  vist. 

153.  In  kurzer  Zeit  sind  die  Ritter  des  ganzen  Königreiches 
zum  Turnier  eingetroffen.  Marthe,  die  noch  immer  nichts  von 
Ysaje  hört,  läfst  in  allen  Zelten  nach  dem  Ritter  mit  dem  eseu 
hlanc  a  lespee  vermeille  fragen.  Da  ihr  Bote  ihr  aber  mitteilt,  dafs 
Ysaye  noch  nicht  da  sei,  fallt  sie  in  Ohnmacht. 

154.  In  diesem  Zustande  findet  sie  Yrion.  Als  sie  wieder  zu 
sich  kommt,  erklärt  sie  auf  ihres  Onkels  Frage,  was  ihr  fehle,  sie 
wolle  nichts  wieder  essen,  bevor  sie  nicht  ihren  Geliebten  gesehen 
habe.  Sie  wolle  lieber  sterben,  als  den  Zustand,  in  dem  sie  sich 
jetzt  befinde,  länger  ertragen. 

155.  Yrion  sucht  Marthe  zu  beruhigen.  Da  ihm  das  aber 
nicht  gelingt,  geht  er  zu  seinem  Ratgeber  Henry  und  erzählt  diesem 
von  Marthes  Kummer.  Da  rät  Henry,  der  König  solle  alle  Ritter 
aus  den  Zelten  treten  lassen.  Dann  würde  er  sehen,  welcher  von 
den  Rittern  einen  solchen  Schild  trage. 

156.  Von  Marthes  Kummer  und  dem  Anlasse  dazu  erfahren 
bald  alle  Ritter,  aber  niemand  hat  den  Ritter  mit  dem  escu  blanc 
ö  lespee  vermeille  gesehen.  Nur  einen  Ritter  mit  einem  escu  blanc 
(aber  ohne  rotes  Schwert)  hatte  man  bemerkt. 

157.  Yrion  folgt  nun  dem  Rate  Henrys  und  läfst  sämtliche 
Äitter  an  seinem  Palaste  vorüberreiten.  Marthe  und  er  betrachten 
^on  den  Fenstern  aus  die  Ritter.     Da  bemerken  sie  einen,  dessen 

^child  genau  wie  derjenige  Ysayes  aussieht.    Es  hatte  nämlich  der 
^  §  156  erwähnte  Ritter  Paumart  d'Arbise,  de  la  marche  de  Logres, 


200  ZBIDLBR, 

sire    de    Perrorentín,    auf    seinen    escu   blanc    ein    rotes   Sdiwert 
malen  lassen. 

158.  Marthe  ist  sehr  erfreut  bei  dem  Anblicke  des  Ritters, 
da  sie  ihn  für  Ysaye  hält  Sie  holt  ein  rotseidenes  Herz  und  giebt 
es  ihrer  Kammerfrau  mit  der  Bestimmung,  es  dem  Ritter  zu  über- 
reichen und  ihm  zu  sagen,  er  möchte  in  der  Nacht  zu  ihr  kommen. 

159.  Yrion  veranstaltet  ein  grofses  disner^  an  welchem  400  ducs^ 
conies,  chevaliers  und  eine  grofse  Anzahl  Damen  teilnehmen.  Mau 
saichez  que  Marthe  fui  la  plus  belle  et  la  plus  joyeuse  de  toutes. 

160.  Während  des  £ssens  tritt  ein  Zwerg,  ohne  Hut  und 
ohne  Schuhe,  wohl  aber  mit  einem  grofsen  Stock  versehen,  in  den 
Saal  und  verlangt  Marthe  zu  sprechen.  Der  Portier  fuhrt  ihn  zu 
Marthe.  Ueber  seine  HäfsHchkeit  staunen  alle  Festteilnehmer,  car 
trop  estoit  hideux, 

161.  Der  Zwerg  ûbergiebt  Marthe  einen  Brief  Ysayes.  Marthe 
eikennt  sofort  in  dem  Zwerge  den  Pagen  Ysayes.  Sie  befiehlt  nun 
einem  valet.  Tronc  in  ein  besonderes  Zinmier  zu  fuhren  und  ihn 
dort  gut  zu  bewirten. 

162.  Nach  dem  Essen  geht  Marthe  in  ihr  Zimmer  und  liest 
den  Brief. 

163.  Hierin  teilt  Ysaye  ihr  mit,  dafs  er  am  Abend  als  armer 
Ritter,  ohne  Wafifen  und  zu  Fufs,  in  Miradir  eintreffen  werde. 

164.  Als  Marthe  den  Brief  gelesen  hat,  singt  sie  vor  Freude 
und  umarmt  Tronc.  Da  erscheint  der  Ritter  Paumart,  der  seinen 
Schild  geändert  hatte  (§  157).  Seine  Fälschung  wird  von  Tronc 
sofort  aufgedeckt,  denn  Tronc  weifs,  dafs  der  Vater  Paumarts, 
Patrides  du  chastel  noir,  und  sein  Grofsvater,  Hector  le  bleu,  nur 
einen  escu  blanc  getragen  haben.  £r  sagt  dem  Paumart:  Et  si 
vous  fustes  fils  de  bonne  mere  si  portez  ses  armes  demain  au  toumoy . 
certes  vous  noseries.  Ueber  diese  Abfertigung  ist  der  Ritter  wütend, 
aber  Marthe  verabschiedet  ihn  mit  folgenden  Worten:  Allez  vous 
en  et  pensez  en  vous  purger  de  ceste  besoigne  .  car  sil  est  ainsi  mort 
avez  desservie.  Beschämt  zieht  der  Ritter  von  dannen.  Aber  auch 
Tronc  verla  ist  Marthe,  um  Ysaye  herbeizuholen.  Er  findet  seinen 
Herrn  noch  an  derselben  Stelle  schlafend,  an  welcher  er  ihn  ver- 
lassen hat. 

165.  Tronc  weckt  Ysage.  Ysage  geht  nun  zu  Fufs  nach 
Blamir  (Miradir),  während  Tronc  zu  Pferde  folgt.  Er  findet  den 
Palast  Yrions  verschlossen  und  ruft  den  Pförtner.  Dieser  aber  will 
Ysaye  wegen  dessen  schlechter  Kleidung  nicht  einlassen  und  schimpft 
ihn  rihault  escrimelle.  Wütend  hierüber  ergreift  Ysaye  den  Portier, 
dreht  ihn  mehrmals  im  Kreise  herum  und  wirft  ihn  dann  mit 
solcher  Wucht  gegen  einen  Pfeiler,  dafs  ihm  Augen  und  Hirn  aus 
dem  Kopfe  fliegen.  Als  das  Yrion  erfahrt,  läfst  er  Ysaye  vor  sich 
kommen  und  fragt  ihn  nach  seinem  Namen.  Ysaye  aber  entgegnet 
ihm  barsch,  er  sei  nur  gekommen,  um  an  dem  Turnier  teUzunehmen. 
Seinen  Namen  aber  werde  er  nicht  nennen. 

1 66.  Marthe  kommt  hinzu.    Sie  vermutet  in  dem  ribault  ihren 


DSR  PROSAROMAN  TSAYE  LB  TRISTB.  20I 

Geliebten  und  bittet  den  König  um  Gnade  för  ihn.    Der  König 
gewahrt  Ysaje  Gnade. 

167.  Marthe  läfst  nun  Ysaye  in  ihr  Zimmer  kommen  und 
fragt  ihn  nach  seinem  Namen.  Je  suis  U  votre  Ysaye.  Als  sie 
dieses  hört,  käist  sie  Ysaye,  und  beide  vergiefsen  Thränen  der 
Freude.  Hier  tritt  ein  escuyer  ein  mit  der  Meldung,  der  König 
bitte  Marthe  und  Ysaye,  sich  zum  Turnier  zu  begeben.  Alle  Ritter 
seien  schon  zum  Kampfe  bereit 

168.  £s  seien  aufser  den  ihrigen  etwa  800  Ritter  aus  Lothringen, 
Brabant,  Burgund,  Deutschland,  Gales  und  der  Lombardei  erschienen. 

169.  Marthe,  die  zunächst  ein  Waffenstûck  Ysayes  sehen  will, 
schickt  eine  ihrer  Dienerinnen  zum  König  mit  der  Bitte,  das  Turnier 
erst  am  folgenden  Tage  stattfinden  zu  lassen.  Darauf  solle  sie  zu 
den  einzelnen  Zelten  gehen  und  fragen,  ob  ein  Ritter  zu  einem 
Lanzenkampf  bereit  sei.  Die  Dienerin  führt  den  Befehl  Marthes 
aus  und  meldet  dann,  dafs  ein  Ritter  Yreult  de  Tisle  estrange  zum 
Kampfe  bereit  sei. 

170.  Yreult  erscheint  bald  darauf  und  fordert  Ysaye  mit  den 
Worten:  Je  vous  deffii. 

171.  In  dem  darauf  folgenden  Zweikampfe  siegt  Ysaye.  £r 
wirft  Yreult  vom  Pferde  und  beendet  damit  den  Kampf.  Er  ver- 
läfst  den  Kampfplatz  und  wird  von  allen  Leuten  ob  seiner  That 
angestatmt 

172.  Yreult  wird  in  sein  Zelt  getragen.  Von  seinen  Leuten 
gefragt,  qui  mouvoit  a  fin  telle  jouste^  schildert  Yreult  den  Kampf 
und  sagt,  er  sähe  seine  Niederlage  nicht  als  eine  Schmach,  sondern 
als  eine  Ehre  an. 

173.  Ysaye  und  Tronc  werden  von  einem  Bürger  eingeladen, 
bei  ihm  zu  logieren.  Dieser  hat  von  dem  Zweikampfe  bereits  ge- 
hört, weifs  aber  nicht,  dafs  sein  Gast  der  Sieger  ist  Erst  von 
seinem  Nachbar  wird  er  darauf  aufmerksam  gemacht. 

174.  Vom  Turnier  zurückgekehrt,  erkundigt  sich  Marthe  bei 
ihrer  Kammerfrau,  welchen  Weg  der  Sieger  eingeschlagen  habe. 
Da  diese  ihre  Frage  nicht  beantworten  kann,  weint  Marthe  heftig, 

»  indem  sie  dabei  ausruft:  amy  puisque  je  tay  perdu  je  veul  estre  perdu, 

175.  Während  Marthe  sich  in  Klagen  ergeht,  erscheint  der 
hourgeoist  bei  welchem  Ysaye  und  Tronc  wohnen,  und  meldet  ihr, 
dafs  in  seinem  Hause  ein  Ritter  logiere,  der  in  dem  Zweikampfe 
gesiegt  habe. 

176.  Marthe  dankt  dem  Bürger  und  sagt  ihm,   sie  werde  in 
der  Nacht  vor  seinem  Hause  erscheinen.     Als  der  Bürger  sie  ver- 
lassen   hat,    läfst   sie   ihren  pallefroy   satteln   und   begiebt  sich  zu 
Vsaye.     Tronc  öfihet   die  Hausthür  und   führt   Marthe   zu  Ysaye. 
Ysaye  entschuldigt  sich,   Marthe  verlassen  zu  haben.     Die  entfernt 
gelegene  Wohnung  habe  er  nur  deshalb  bezogen,  damit  ihre  Freund- 
^haft  nicht  entdeckt  werde.    Marthe  verzeiht  Ysaye  und  sagt:  Je 
^  vous  pardonne^  mais  je  vous  prie,  faites  estaindre  celle  torche, 

177.  Dann  legen  sie  sich  zu  Bett,    Das  Resultat  ihrer  Liebe 


ist,  wie  wir  später  sehen  werden,  ein  Knabe,  Marc  l'essilliet. 
folgenden  Morgen  begeben  sich  Ysaye,  als  Ritter  gekleidet, 
Marthe,  als  Knappe  verkleidet,  nach  dem  Palaste  Yrions.  Trane 
folgt  später.  Kaum  sind  sie  hier  angekommen,  so  erscheint  Ytion 
und  bittet  Marthe,  sich  zum  Turnier  zu  begeben. 

178.  Ysaj-e  begiebt  sich  zum  Kampfplatz   und  trifft  mit  Her- 

179.  Das  Turnier  beginnt.    Marthe  schaut  von  einem  tstkafauli 
ans    dem  Kampfe  zu.     Als    sie  Ysaye    und  Hergault    erblickt, 
sie  vor  Freude  aus:  Rtg-irdtz,  comment  ìh  feront. 

180.  Ysaje   vollführt  Hei  dent  baten ,    Hergault   kämpft  an 
ner  Seite. 

181.  Ysaye  besiegt  Dizon  mit  seinen  drei  Knappen.  Er  ver- 
setzt ihnen  solche  Hiebe,  dafs  sie  nicht  wufsten,  ob  es  Tag  oder 
Nacht  war. 

i8z.  ßizon  wird  mit  entblöfstem  Haupte  durch  Tronc  zu. 
Marthe  geführt.  Diese  harte  Strafe  traf  ihn,  weiter,  trotzdem  dais 
er  besiegt  war,  Ysaye  noch  einmal  hinterlistig  überfallen  hatte. 

183.  Hierauf  kämpft  Ysaye  mit  Samuel  l'AIIemant  und  Daccas 
le  Proven  chois. 

184.  Ysaye  besiegt  beide  und  erregt  dadurch  grofse  Be— ^ 
wundening. 

185.  Alles  weicht  vor  ihm  zurück.  Tabart  von  Coulogne^ 
der  Widerstand  zu  leisten  versucht,  erhält  von  Ysaye  einen  der- 
artigen Hieb,  dafs  ihm  die  Augen  aus  dem  Kopfe  fliegen. 

186.  Während  des  Turniers  pflegte  Ysaye  die  Pferde  der  be- 
siegten Ritler  Marthe  zuzuführen.  Am  Abend  des  Turniws  zahl*¿ 
Marthe  28  solcher  Trophäen. 

187.  Nach  dem  Turnier  begeben  sich  die  Rit  1er  in  ihre  Zeiten' 
Die  ToU-n,   12  an  der  Zahl,  werden  begraben. 

188.  Ysaye  und  Tronc  begeben  sich  zu  Marthe,  die  sie  herí' 
lieh  empfangt. 

189.  Sie    giebt   ihnen    reichlich   zu  essen,    verläfsl  daoo  i 
Ysaye,  da  der  König  nach  ihr  verlangt  hat. 

1ÇO.  Nachdem  Ysaye  gegessen  hat,  legt  er  sich  in  MarlhcV 
Bett  Tronc  begiebt  sich  in  ein  benachbartes  Zimmer.  Kurze  Zeit: 
hierauf  erscheint  Marthe  und  legt  sich  zu  Ysaye. 

191.  Während  der  ganzen  Nacht  hören  Vsaye  und  Martha 
Tronc  im  Nebenzimmer  heftig  weinen.  Als  Marthe  sich  am  fol- 
genden Morgen  nach  seinem  Schmerze  erkundigen  will,  Dimmt 
Tronc  seinen  Herrn  zu  sich  und  erzählt  ihm  folgendes: 

IQ2,  Die  Feeen,  die  ihm  die  Ueberwachung  Ysayes  anver-- 
traut  hallen,  hätten  ihm  auch  befohlen,  darauf  zu  achten,  dafs 
Ysaye  sich  mit  keinem  Weibe  einlasse.  Diesen  Befehl  habe 
ungeachtet  gelassen,  und  deshalb  hätten  ihn  die  I'eeen  in  der  v 
hergehenden  Nacht  mit  Stöcken  gezüchtigt.     Daher  /(/  doeut. 

193.    Als  Ysaye  dies  vernimmt,  beschliefst  er  das  Land  inner- 


YÍATH    LE   TRISTE. 


203 


»lb    dreier  Tage    zu  verlassen.     Diesen  Entachlufii  teilt  er  Marthe 
die  aber  nicht  recht  daran  glauben  will. 

ig4.  Ysaye  begiebt  sich  hierauf  zur  Messe,  woselbst  er  von 
Etiten  Rittern  bewundert  wird.  Nach  der  Messe  fragt  Yrion  Vsayc 
\  Bach  dessen  Namen,     Ysaye  aber  weicht  ihm  aus. 

195.  Ysaye  begiebt  sich  zum  disner.  Als  er  den  Saal  belrill, 
^.trstatiDt  alles  über  seine  Schönheit 

iq6.  Wahrend  des  Essens  bringt  Tronc  eine  Schüssel  in  den 

I  Sul  and   reicht  sie  Herganlt.     Dieser  bietet  sie  seiner  Nachbarin, 

I  òei  iamt    de  Fragoirt,    an,    die    diese    aber    mit   der    Bemerkung 

I  nriickweist,    sie   könne    die  Speise  nicht   essen,    die  der  häfsliche 

I  Page  gebracht    habe.     Kurze  Zeit  hierauf   erscheint  Tronc   wieder 

it  einem  hairon  in  der  blofsen  Hand  und  überreicht  diesen  Ysaye. 

Er  img  den  hairon  in  der  blofsen  Hand,  weil  ihm  der  Koch  keine 

Schüssel   hatte    geben    wollen.     Als  nun  der  Koch  gar  sieht,    dafs 

Ttonc  den  hairon    dem  besten  Ritter,    Ysaye,    in  dieser  Art  über- 

r*ichl,   steigert    sich    seine  Wut   aufs    höchste,    und    er  beschliefsi. 

Tronc  ins  Feuer  zu  werfen. 

197.  Als  Tronc  in  der  Küche  erscheint,  will  ihn  der  Koch 
wjreifen.  Tronc  aber  entschlüpft,  nimmt  einen  Kessel  mit  sie- 
dendem Wasser  und  wirft  ihn  dem  Koch  an  den  Kopf.  Der  Koch 
lienlt  laut  und  läuft  hinter  Tronc  her,  der  inzwischen  aber  schon 
^i  Ysaye  SchuU  gefunden  hat.  Als  Yrion  diesen  Zwischenfall 
fffihrt,  lacht  er  herzlich. 

igS.  Nicht  lange  Zeit  hierauf  erscheinen  zwei  Damen,  die 
lleriogin  von  Caradan  und  die  Tochter  des  Herzogs  von  Ostrisse, 
u|)d  überreichen  Ysaye  den  Preis  des  Turniers;  ein  Pferd,  das  mil 
í'ilber  beschlagen  ist  und  einen  Elfenheinsattel  trägt. 

1159.  Ysaye  dankt  für  die  Ehre,  die  ¡hm  zu  teil  wird,  sagl 
^^<^x,  der  Preis  gebühre  seinem  Heim,  Hergault,  der  alle  die 
»nchligen  Hiebe  ausgeteilt  habe. 

ZOO.    Erst    auf  Hei^nlts  Bitten    nimmt  Ysaye    den  Preis    an, 
"ffnerkt  aber  dabei:  et  nt  fuge  pas,  ehe  fu  dieux. 
I  201,    Hierauf  erhebt   sich  Yrion,    lobt  Ysaye  und  führt  seine 

^eldcnthaten  aus  früherer  Zeit  an.     Darauf  wird  noch  ein  zweiler 
US  an  Samuel  l'Allemant  verteilt. 

202.    Nach  dem  Essen  tritt  eine  schwarz  gekleidete  Dame  ein 
»d  iiberreicht  Ysaye  ein  Brief,  der  von  dem  gaiant  du  hault  hurt 
Aex  forest  noire  (Grofa- Britannien)  herrührt 

;.    In  diesem  Briefe    fordert  der  Riese  Ysaye  höhnisch  auf, 
■öiöge  KU  ihm  kommen  und  versuchen,    die  coutumes,    welche  er 
'*8fiùhrt  habe,  abzuschaffen. 

.    Ysaye  fragt  nun  die  Dame  nach  ihrem  Namen  und  er- 
n    ihr,    dafs    sie    Ciaire,    die   verbannte    C;emahlin    des    sol 
W<  sei. 

105.  Ysaye  giebt  ihr  den  Bescheid,  er  werde  ihr  bald  eine 
^'worl  an  den  Riesen  mitgeben, 

106.  Yrion    fragt  Marthe,    ob    sie   sich    näher  mit  Ysaye  ein- 


204  ZEIDLBR» 

gelassen  und  ob  Ysaye  ihr  ein  Versprechen  gegeben  habe.  Den 
ersten  Teil  der  Frage  bejaht  Marthe,  aber  hinsichtlich  des  zweiten 
Teils  bittet  sie  ihren  Onkel,  persönlich  mit  Ysaye  Rfickspradie  xn 
nehmen.  Yrion  thut  dies,  und  Ysaye  verspridit  ihm,  alle  seine 
Wünsche  zu  erfüllen,  sobald  er  seine  Reise  vollendet  haben  werde. 

207.  Tronc  schreibt  im  Auftrage  Ysayes  einen  Brief  an  den 
Riesen  und  ûbergiebt  ihn  der  Ciaire. 

208.  Ysaye  nimmt  am  folgenden  Tage  Abschied  von  Marthe, 
da  er,  wie  er  sagt,  eine  secrete  besotgru  auszufuhren  habe.  Sie  bittet 
ihn,  bald  zurückzukehren.  Dann  bricht  Ysaye  mit  Tronc  und  Her- 
gault  auf. 

209.  Untenvegs  treffen  sie  einen  Ritter  mit  ausgerenkter 
Schulter,  Namens  Orient  li  grieux,  Sohn  Hectors  von  Orcanie  und 
Vetter  des  Königs  von  Orcanie.  Dieser  war  aus  Arragonne  ge- 
kommen und  war  soeben  von  einem  wilden  Pferde  zu  Boden  ge- 
worfen worden.  Tronc  setzt  ihn  nun  auf  Ysayes  Pferd.  Nach 
einem  langen  Marsche  erreichen  sie  Qermoustier.  Hier  erfahrt 
Hergault  von  seinem  fermier  folgendes: 

210.  Während  Hergaults  Abwesenheit  sei  der  Onkel  Marcs  le 
roux  in  das  Gebiet  Hergaults  eingefallen  und  habe  in  15  Tagen 
50  Leute  getötet  £rst  durch  einen  Ritter,  der  einen  vergoldeten 
Schild  mit  einem  halben  Löwen  getragen  habe,  sei  der  Onkel 
Marcs  besiegt  worden. 

211.  Sofort  wird  Onant  als  der  Besieger  des  Feindes  erkannt 
und  sehr  geehrt  Die  Leute  aus  der  Stadt  begrûfsten  ihn:  benoisU 
soii  celle  qui  te  porta  et  henoist  soies  tu, 

212.  Hergault  begleitet  Ysaye,  Tronc  und  Oriant  bis  zur 
„Burg",  woselbst  man  vor  Ysaye  Kleider  ausbreitete,  über  welche 
er  gezwungen  war  zu  gehen.  Hier  nimmt  Ysaye  Abschied  von 
Hergault 

213.  Ciaire,  welche  über  das  Meer  gefahren  ist  und  sich  jetzt 
in  Logres  befindet,  trifft  auf  ihrem  Wege  zu  dem  Riesen  einen 
Ritter  Ostentins  li  navarois,  bei  welchem  sie  übernachtet  Sie  er- 
zählt diesem,  dafs  sie  von  Ysaye  komme,  welcher  in  den  nächsten 
Tagen  nach  dem  chasiel  du  hault  hurt  kommen  werde.  Da  sagt 
ihr  Ostentin,  dafs  er  ebenfalls 'Ysaye  suche,  um  an  ihm  den  Tod 
seines  Bruders  Dumas  le  mordreur  zu  rächen. 

214.  Ciaire   bittet   nun   Ostentin,    den  Brief  Ysayes  zu    dem 
Riesen  zu  tragen,  da  sie  sich  vor  der  maulvaise  coustume  fürchte. 

215.  Am   folgenden   Morgen    begiebt  sich  Ostentin   zu   denm 
Riesen,  Namens  Miriol,  und  giebt  ihm  den  Brief. 

2 1 6.  Hierin  schreibt  Ysaye,  dafs  er  gedenke,  ihn  (Miriol)  miC^ 
Gottes  Hilfe  zu  besiegen.  [Et  jay  pendu  mon  seel  escript  a  Blamir^ 
Ian    Vß  et  XIIII  (614)  estamps  de  Grasce  et  ou  mois  de  may,]^ 

217.  Als  Miriol  den  Brief  gelesen  hat,  lacht  er  höhnisch. 

218.  Ysaye,    Oriant    und  Tronc    fahren    zu   Schiff  nach    dec^r 


»  []  Zusatz  in  D. 


DER  PROSAROMAN   YSATE  LR  TRISTE.  205 

Ai^agne.  Dort  erblicken  sie  einen  grofsen  Wald.  Ysaye  erfahrt 
anf  sein  Beilagen  von  den  Schiñsleuten,  dais  in  diesem  Walde 
der  stärkste  Ritter  hanse.  Ysaye  läfst  hierauf  ans  Land  fahren»  er 
und  Oriant  steigen  aus,  während  Tronc  zurückbleibt,  um  die  See- 
leute am  Weiterfahren  zu  hindern.  Ysaye  und  Oriant  reiten  in 
den  Wald  hinein  und  legen  sich  ermüdet  unter  einen  Baum.  Kaum 
haben  sie  sich  gelegt,  so  werden  sie  durch  grofsen  Lärm  geweckt 
nnd  Ysaye  sieht,  wie  ein  berittener  Mann  ein  chevreul  verfolgt 
nnd  tötet 

219.  Ysaye  und  Oriant  reiten  nun  diesem  merkwürdigen  Ritter 
die  ganze  Nacht  hindurch  nach.  '  Da  sie  ihn  aber  nicht  erreichen 
können,  legen  sie  sich  unter  eine  Tanne.  Da  aber  kommt  der 
Reiter  wieder  und  verfolgt  einen  Wolf,  der  ein  anderes  Tier  in 
seinem  Maule  hat 

220.  Sie  reiten  ihm  wieder  nach,  verirren  sich  aber  in  der 
Dunkelheit  Am  hellen  Morgen  kommen  sie  an  einen  Felsen. 
Hier  finden  sie  zu  essen  und  zu  trinken.  An  einem  Baume  er- 
blicken sie  20  Schilde,  darunter  einen,  der  auf  goldenem  Grunde 
mit  einem  halben  Löwen  bemalt  war.  Diesen  Schild  erkennt  Oriant 
als  denjenigen  seines  Vaters  und  glaubt,  dafs  sein  Vater  von  dem 
hier  wohnenden  Ritter  getötet  seL 

221.  Während  sich  Ysaye  und  Oriant  in  Betrachtungen  er- 
gehen, kommt  Tronc  herbeigelaufen  mit  dem  Rufe  helas.  Ihm 
folgte  der  chevalier  de  la  forest.  Dieser  stürzt  sich  zunächst  auf 
Oriant  und  schlägt  diesen  mit  einem  Hiebe  nieder.  Schwerer  wird 
¡hm  der  Kampf  mit  Ysaye.  Beide  Recken  teilen  gewaltige  Hiebe 
aus,  bis  sie  eine  halbe  Stunde  lang  bewufstlos  liegen  bleiben. 

222.  Der  Kampf  entbrennt  von  neuem,  schliefslich  aber  müssen 
sie  wegen  allzugrofser  Erschöpfung  vom  Elampfe  ablassen. 

223.  Tronc  holt  Moos  und  Blätter  und  heilt  die  Wunden 
Ysayes  in  zwei  Tagen  mit  Wein.  Nach  dem  Kampfe  giebt  sich 
der  chevalier  de  la  forest  zu  erkennen.  Er  heifst  Hector  d'Orcanie. 
Er  habe,  so  erzählt  er,  mit  seiner  ersten  Frau  einen  Sohn  gezeugt 
Dieser  sei  aber  zwei  Jahre  nach  der  Verheiratung  mit  der  zweiten 
Frau  ausgewandert  Er  habe  sich  darauf  aufgemacht,  seinen  Sohn 
wieder  zu  finden. 

224.  Ein  Jahr  lang  sei  er  gewandert,  dann  sei  er  in  diesen 
Wald  gekommen  und  habe  mit  einem  Einsiedler  lange  Jahre  zu- 
sammengelebt    Jetzt  sei  der  Einsiedler  aber  gestorben. 

225.  Hier  fällt  Oriant  seinem  Vater  um  den  Hals  und  erzählt 

ihm  dann,   wie  es  ihm  ergangen  ist.     Seine  Stiefmutter  habe  ihn 

töten  wollen,  man  habe  ihn  dann  aber  an  Kaufleute  von  Argesille 

verkauft.     Von  hier   sei   er   zum  Könige  von  helle  marine  geflohen, 

^'  Von  da   wieder  aufgebrochen   und  habe  seine  Stiefmutter,   die 

*^P  wieder  verheiratet  habe,  wiedergesehen.     Da  dankt  der  Vater 

'^ts  Gott,    küfst   seinen  Sohn   und   fallt   ihm  infolge  des  Blut- 
''^'íístes  tot  in  die  Arme. 

226.   Ysaye  und   Oriant  beschliefsen   nun,   Hector  in   einem 


206  ZEU)L£K, 

Kloster  zu  begraben,  uDd  schicken  Tronc  behufs  uäberei  ErlnuM 
digung  ab.  Tronc  wiid  von  einem  Ritter  nadi  einem  Kloster  ge- 
wiesen. Dann  meldet  er  das  Resultat  seiner  Erkundigung  se' 
Herrn.  Sie  legen  nun  den  Leichnam  auf  ein  Pferd  und  i 
nach  dem  Kloster.  Auf  dem  Wege  hierhin  wirft  Ysaye,  der  sehr 
geschwächt  ist,  den  Ritter,  dem  Tronc  begegnet  war  und  der  \ssfh 
herausforderte,  vom  Pferde. 

227.  Im  Kloster  angekommen,  lassen  sie  vigiles 
Am  folgenden  Morgen ,  nach  der  Messe,  begraben  sie  Hedoc 
Tronc  mufs  nun  sämtliche  Schilde,  die  Hector  besessen  hat,  im 
Kloster  aufhängen.  Zu  seinem  grofsen  Erstaunen  gewahrt  Ysaye 
unter  den  Mönchen  seinen  frire  de  lait  Dn'ant,  welcher  vor  Schao 
gar  nicht  zu  sprechen  wagt. 

228.  Ysaye  erráhrt  von  ihm,  dafs  seine  Mutter  Bise  auf  d 
chastel  dt  belle  garde  wohne    und    die    Frau    eines    reichen    Ritten 
geworden  sei.     Dieu  en  soil  loe,  sagt  Ysaye. 

229.  Ysaye,  Oriant  und  Tronc  verlassen  das  Kloster,  reiten 
an  einem  Schlofs  vorbei  und  gelangen  in  einen  Wald-  Hier  stoCsea 
sie  auf  einen  Trupp  Reiter.  Den  Führer  desselben,  den  Koni;. 
Estiahier  de  Sorlyon,  läfst  Y'saye  durch  Tronc  zu  einem  Lanieop 
kämpfe  herausfordern. 

230.  Estrahier  nimmt  die  Herausforderung  an. 

231.  Ysaye  besiegt  nun  11  Ritter.  Unter  diesen  befinden  si<¿ 
Estrahier,  Ysas  le  roux.  Cadra,  der  Bruder  Estrabiers,  Vrinan^ 
Moraint,  sire  du  blanc  isle. 

232.  Ysayt  besiegt  Eduarl,  fils  au  conte  de  Noithantonna 
(Northhampton).  Oriant  besit^gt  Romart  du  rouge  isle,  Alixaudre 
le  sage,  Blanchandin  des  angles.  Die  besiegten  Riller  begehen 
sich  nun  ku  Fufs  (die  Pferde  hatte  ihnen  Tronc  abgenommen). 
nach  dem  Kloster,  in  welchem  sich  Driant  befindet,  und  erfahrtS' 
hier,  dafs  am  vorhergehenden  Tage  zwei  Ritter  und  ein  Zwaq 
einen  Toten  in  dem  Kloster  begraben  hätten. 

233.  Bald  darauf  erblicken  Romart  und  Moiaint  ihre  Schildl 
an   der  Wand   und    erkennen    sofort    in    dem    toten   Ritter   HecUM 
d'Orcanie.     Sie   beschiiefsen   nun,   Ysaye  und  Oriant  sofort  1 
zureiten. 

234.  In  kurzer  Zeit  erreichen  sie  Ysaye,  Oriant  und  Tronq 
und  Estrahier  erkundigt  sich  bei  Oriant,  ob  er  der  Sohn  Hectoi 
sei.  Auf  Orianis  Frage,  weshalb  er  dieses  zu  wissen  wünsche,  et 
klärt  ihm  Estrahier,  er  habe  ihn  schon  drei  Monate  lang  gesudi 
um  ibm  die  Krone  von  Orcanie  anzubieten. 

235.  Ysaye  und  Tronc  verabschieden  sich  von  Oriant  uo 
Estrahier.  Estrahier  krönt  hierauf  Oriant  und  erkundigt  sich  b 
ihm,  wer  der  tapfere  Ritter  gewesen  sei.  Oriant  zählt  nun  Yeaya 
Thaien  auf,  wodurch  Estraliier  vollständig  über  den  BegleiteC 
O  riants  unterrichtet  ist. 

236.  Ysaye  und  Tronc  gelangen  nach  Sarras  und  ü berna*  hteo 
hier.   Wäbreod  des  Abendessens  fragt  dec  Wirt,  bei  welchem  Ysa^ 


BER  PROSAKOMAN  TSAY£  LE  TRISTE.  207 

ñberoachtet,  ob  sie  vielleicht  von  einem  Ritter  gehört  hatten,  der 
gi^en  den  Riesen  Miriol,  den  Sohn  Pinœnarts  le  juif,  kämpfen 
wolle.  Ysaye  erwidert  ihm,  dieser  Ritter  werde  in  zwei  Tagen 
ankommen. 

237.  Am  folgenden  Morgen  reitet  Ysaye  weiter.  Als  er  an 
den  Fluís,  der  bei  Sarras  vorbelfliefst,  gelangt,  bittet  er  einen 
Schiffer,  das  Pferd,  auf  welchem  sein  Page  sitze,  zum  König  Yrion 
za  bringen  und  der  Nichte  des  Königs  einen  Grafs  von  dem  Ritter 
za  abermitteln,  der  den  Si^  im  Turnier  zwischen  Miradir  und 
Blamir  davongetragen  habe.  Hierauf  reitet  er  weiter  und  erblickt 
ein  Schlofs,  das  auf  einem  Felsen  liegt  und  von  Wasser  umflossen 
ist.  Am  Rande  des  Wassers  sieht  er  die  Leichen  zweier  Frauen. 
£r  erschrickt  darüber  und  weifs  nicht,  was  er  denken  soll. 

238.  Von  einem  valet  erfährt  er,  dafs  der  in  dem  Schlosse 
wohnende  Riese  die  Frauen  getötet  habe.  Dieses  wäre  seine  cou' 
turne.     Der  Riese  besitze  die  Kraft  von  zehn  Männern. 

239.  Der  valet  erzählt  weiter.  Als  einmal  der  König  Estrahier 
mit  dem  duc  de  Bretagne  habe  Krieg  führen  wollen,  habe  es  ihm 
an  Geld  gefehlt  Da  habe  ihm  der  Riese  3000  Stück  esterlings 
geliehen.  Hierfür  habe  er  das  Schlofs  von  Estrahier  erhalten.  Die 
coustume  habe  er  von  seinem  Vater,  dem  Juden  Pincenart,  dem 
Tristan  von  Leonois  den  Garaus  gemacht  habe.  Kaum  hat  der 
Knappe  dies  erzählt,  da  erscheint  der  Riese  und  ruft  Ysaye  zu: 
Défendez  vous,  varlet. 

240.  £s  kommt  zum  Kampf.    Der  Riese  unterliegt,  und  Ysaye 

schneidet   ihm   den  Kopf  ab.     Den  Kopf  trägt  Ysaye   nach   dem 

Schlosse   und   befiehlt   den  Leuten,    denselben   im   ganzen  Lande 

herumzutragen   und   den  Frauen   mitzuteilen,    dafs   sie  jetzt  ruhig 

das  Land  passieren  könnten.     Ysaye  und  Tronc  reiten  weiter  und 

gelangen   nach   einem   Schlosse,    welches   den  Brüdern  Argus  und 

Octes   gehörte.     Diese   waren  Söhne   der  Venisse,    einer   Schweser 

Craventors    de   l'outrageux   passage.     Von  dem  Siege  Ysayes  über 

Miroul   hat  Venisse  bereits   gehört    und   ist   deshalb   sehr   erfreut, 

einen  solchen  tapferen  Ritter  beherbergen  zu  können. 

241.  Nachdem    Ysaye    seine  Waffen    abgelegt    hat,    entblöfst 
einer  der  Brüder  Ysayes  Schild,   der   in  Zeug   eingehüllt  ist,   und 
erkennt   sofort   in    Ysaye   den   Mörder   ihres   Onkels.     Diese   Ent- 
deckung teilt  er  seiner  Mutter  mit    Während  die  Brüder  die  Ab- 
sicht haben,    Ysaye   zu   ermorden,    rät   die  Mutter,    Ysaye   in  der 
■Nacht  gefangen   zu   nehmen   und  dann  in  den  Kerker  zu  werfen, 
^d    Schild    Ysayes    aber    als    Siegeszeichen    über    der    Thür    des 
^'blosses  aufzuhängen. 

242.  Diesen  Vorschlag  nehmen  die  Brüder  an.    Sie  überfallen 
^^Ä>e  und  kerkern  ihn  sowohl  als  Tronc  ein. 

243.  Ysaye  kann  sich  nicht  erklären,  wie  es  möglich  gewesen 
*^^     ihn  einzukerkern. 

244.  Als  Marthe  eines  Tages  mit  ihrem  Onkel  zusammen  ist, 
ilur  unwohl.    Ihr  Oheim  verläfst  sie  und  befiehlt  ihr,  sich  zu 


^o8  ZEIDLBR, 

Bett  zu  legen.  In  Gegenwart  ihrer  Damen  beklagt  sie  sich  nnn 
darüber,  dafs  Ysaye  schon  8^/2  Monate  von  ihr  fort  sei  Dann 
fällt  sie  in  Ohnmacht 

245.  Yrion  sitzt  in  seinem  Zimmer.  Da  verdunkelt  sidi  die 
Sonne  und  eine  Stimme  ruft  zwei-  bis  dreimal  ganz  laut:  LtnfaU 
est  ne  qui  ja  tiara  peur.  Yrion  erschrickt  und  fragt  seine  Weisen, 
was  dieser  Ruf  zu  bedeuten  habe. 

246.  Da  tritt  ein  Fräulein  in  sein  Zimmer  und  sagt  ihm: 
Sire  Roy,  voire  niepce  Marthe  est  accouchée  dun  enfant. 

247.  Yríon  geht  in  Marthes  Kammer  und  als  er  von  einem 
Fräulein  hört,  dafs  der  Knabe  von  dem  Ritter  ctu  blanc  escu  a  lepee 
vermeille  stammt,  ist  er  im  höchsten  Grade  erfreut 

248.  Da  erscheint  der  Schififer  aus  Sarras  (§  237)  und  über- 
reicht Yrion  das  Pferd.  Der  König  ist  sehr  erfreut  und  schenkt 
dem  Schiffer  vier  besans  d*or  und  ein  Pferd. 

249.  Hierauf  tritt  ein  Ritter  Yrions,  Namens  Marc,  ein  und 
bittet  um  die  Ehre,  den  Knaben  erziehen  zu  dürfen.  Diese  Bitte 
wird  ihm  gewährt.     Nach  ihm  wird  der  Knabe  Marc  genannt 

250.  Ysaye  klagt  Tronc  sein  Leid  im  Kerker.  Tronc  aber 
tröstet  ihn  und  hofft,  noch  Mittel  und  Wege  zu  ihrer  Befreiung 
zu  fìnden. 

251.  Ein  Diener  bringt  ihnen  Wasser  und  Brot  und  ver- 
höhnt sie. 

252.  Argus  erscheint  nun  an  der  Kerkerthûr  und  fordert 
Ysaye  auf,  gegen  die  beiden  Brüder  zu  kämpfen.  Würde  er  siegen, 
so  sollte  ihm  die  Freiheit  zu  teil  werden,  im  andern  Falle  der 
Tod.  Ysaye  fleht  nun  Gott  um  Hilfe  an.  Er  tritt  in  den  Saal, 
und  da  er  sehr  geschwächt  ¡st,  bittet  er  um  Speise  und  Trank, 
erhält  aber  nichts. 

253.  Ysaye  verläfst  den  Saal  und  besteigt  sein  Pferd.  Er 
bittet  Tronc,  hinter  ihm  aufs  Pferd  zu  steigen  und  ihn  während 
des  Kampfes  zu  halten. 

254.  Ein  Ritter  kommt  herbei  und  fragt  Ysaye,  ob  er  krank 
sei.  Ysaye  erzählt  ihm  nun,  wie  er  gefangen  genommen  und  wie 
er  behandelt  worden  ist 

255.  Wütend  eilt  der  Ritter   in  den  Saal,   wirft  den  Brüdern, 
ihre  Feigheit  vor   und   erbietet   sich,    für  Ysaye   zu   kämpfen.     Ec 
zieht  sein  Schwert  und  schlägt  Argus  zu  Boden. 

256.  Octes  stürzt  nun  auf  den  fremden  Ritter.  Auch  Argu^ 
rafft  sich  wieder  auf,  erhält  aber  einen  Hieb  in  die  Brust  bis  au  "3 
die  Leber.  Der  fremde  Ritter  schlägt  dann  Octes  den  Kopf  ab^- 
Als  die  Mutter  ihre  beiden  Söhne  tot  liegen  sieht,  heult  sie  laut:^: 
Der  Ritter  aber  packt  sie  bei  den  Haaren  und  bedroht  sie  mi  -- 
dem  Tode.  Hierauf  verkündet  der  Ritter  seinen  Erfolg  Ysaye  un^^ 
giebt  sich  diesem  als  Yreult  de  l'isle  estrange  zu  erkennen  (§  169*^ 

257.  Ysaye,  Yreult  und  Tronc  begeben  sich  in  das  Schloff 
Auf  Ysayes  Frage,  was  er  mit  Venisse,  dem  Kerkermeister  u.  s.i^^ 
thun  solle,  erwidert  Tronc,  man  solle  sie  einkerkern. 


DER  PROSâKOMAN  YSAYE  LE  TRISTE.  20g 

258.  Dieser  Vorschlag  findet  Beifall  und  wird  von  Yreult  aus- 
geführt    Dann  wird  Ysaye  gepflegt 

259.  Vier  Wochen  nach  dieser  Áfifaire  erscheint  Ciaire,  die 
veibannte  Gattin  des  soi  sage.  Vor  Ysaye  geführt,  bereut  sie  alle 
ihre  Thaten  und  bittet  diesen,  ihr  zu  gestatten,  zum  so/  sage  zurûck- 
k^iren  zu  dürfen.  Ysaye  erlaubt  ihr  dies  und  giebt  ihr  einen 
Brief  mit  Ciaire  kehrt  nun  zu  ihrem  Gatten  zurück,  der  sich 
sehr  über  Ysayes  Brief  freut 

260.  Marthe  beklagt  sich  über  Ysayes  Fembleiben.  Sie  weint 
und  sdireibt  einen  lay. 

Lied  2.      Je  vueil  faire  un  joly  lay 
poor  lamour  de  mon  amy 
•    ••••...•• 
Lyray  querant  si  jay  tant  vye. 

261.  Marthe  liest  ihr  Gedicht  laut  vor.  Dann  nimmt  sie  ihren 
Sohn,  küfst  ihn,  sagt  ihm,  sie  müsse  ihn  jetzt  verlassen  und  nennt 
ihn  [Marc]  essilüL  Darauf  rüstet  sie  sich  zur  Reise  und  verläfst 
in  später  Stunde  den  Palast  Yrions.  Sie  reitet  zu  einem  Bürger 
und  erhält  Einlafs. 

262.  Auf  die  Frage  der  bourgeoise,  weshalb  sie  in  so  später 
Stunde  konmie,  antwortet  sie,  sie  habe  mit  ihrem  Onkel  einen 
Streit  gehabt 

263.  Die  Flucht  Marthes  wird  sofort  bemerkt,  und  es  werden 
Reiter  zu  ihrer  Verfolgung  ausgeschickt. 

264.  Eines   Tages   verlassen   Ysaye   und  Yreult   ihren   neuen 

Wohnsitz,  um  in  den  Wald  zu  reiten.    Tronc  wird  zur  Bewachung 

des  Schlosses  zurückgelassen.     Kaum  haben  sich  Ysaye  und  Yreult 

entfernt,    als   zwei  Ritter   vor   dem  Schlosse   erscheinen   und  nach 

Argus   und   Octes   verlangen.     Die    beiden   Ritter    heifsen    Ardant 

d'Acre   und  Perceval  le  noir.     Tronc   sagt   ihnen,    er   öffne  ihnen 

nicht,    sie   möchten   vielmehr   den   beiden  Rittern  nachreiten,    die 

soeben  das  Schlofs  verlassen  hätten. 

265.  Sie  reiten  nun  Ysaye  und  Yreult  nach  und  fordern  sie 
zum  E^ampfe  heraus.  Ysaye  tötet  Perceval,  Yreult  kämpft  g^g^xi 
Ardant 

26Ò.  Der  Kampf  zwischen  Yreult  und  Ardant  bleibt  unent- 
schieden. Auf  Ysayes  Vorschlag  hin  geben  sie  den  Kampf  auf. 
Yreult  ist  ganz  erschöpft  und  mufs  zwei  Jahre  warten,  um  seine 
•Bünden  zu  heilen. 

267.    Nach  geraumer  Zeit  verläfst  Marthe  das  Haus  des  Bür- 

S^Ts  in  der  Kleidung  eines  escuyer.    Bei  Blamir  begegnet  sie  einem 

"^^ter,  der  sich  mit  ihr  in  ein  Gespräch  einläfsL    Auf  seine  Fragen 

^'"^lart  sie   ihm,    dafs   sie   nach  Clermoustier  zum  Ritter  Hergault 

^olle,  den  sie  aus  dem  Turnier  zwischen  Miradir  und  Blamir  kenne. 

"^^     sagt  ihr   der  Ritter,    diesem  Turnier   habe   auch  ein  tüchtiger 

-er  beigewohnt,   der  einen  silbernen  Schild  mit  rotem  Schwerte 

igen  habe. 

^«tacbr.  L  rom.  PhiL  XXV^  I4 


2  IO  ZEIDLBR, 

268.  Als  der  Riiter  ihren  Geliebten  erwähnt,  weint  Marthe, 
und  als  er  nach  dem  Grunde  ihres  Weinens  fragt,  sagt  sie,  ihres 
toten  Vaters  wegen.  Dann  fragt  der  Ritter  sie  nadi  ihrem  Stande. 
Jongleur^  war  Marthes  Antwort  So  reiten  sie  bis  Qermoustier. 
Der  Ritter  Ostentin  de  lisle,  ein  guter  Freund  Hergaults,  findet 
diesen  bei  Tisch.  Auf  Hergos  Frage,  ob  er  allein  gekommen  sei, 
sagt  er,  er  sei  in  Begleitung  eines  ménestrel  gekommen«  Dieser 
(Marthe)  wird  geholt  und  spielt  so  schön  auf  seiner  Harfe,  dafs 
alle  Ritter  und  Damen  im  Saale  vergessen  zu  speisen.  Das  Lied, 
welches  Marthe  dazu  singt,  handelt  von  einem  Mädchen,  das  ihren 
Geliebten  Ysaye  le  tristre  sucht 

269.  Hergo  fragt  nun,  wer  das  schöne  Gedicht  verfafst  habe, 
worauf  Marthe  ihm  erwidert:  Marthe,  die  Nichte  des  Königs  Ynon, 
auf  ihren  Freund  Ysaye  le  triste.  Hergo  bittet  nun  den  menatrdt 
bei  ihm  zu  bleiben.  Er  aber  erwidert,  sein  Weg  führe  zum  König 
Estrahier  von  Sorlion,  der  nach  ihm  verlangt  habe.  Reich  be- 
schenkt verläfst  der  ménestrel  am  folgenden  Morgen  Qermoustier 
und  kommt  zur  „Burg'^  Hier  bleibt  er  drei  Monate,  dann  fährt 
er  auf  einem  Schiff  nach  Sorlion.  Als  der  Schifi^ierr  Geld  von 
ihm  verlangt,  nimt  er  seine  Harfe  und  singt: 

Lied  3.      Je  sui  en  mer  pour  querré 
Celly  que  voel  amer. 

270.  Solchen  schönen  Gesang  haben  die  Schifier  noch  nie 
gehört.  Das  Schiff  fahrt  ab.  Unterwegs  erhebt  sich  ein  Stnrm, 
der  ménestrel  wird  ohnmächtig.  Die  Schiffer  beschliefsen,  ihn  za 
plündern  und  ins  Meer  zu  werfen.  Sie  entkleiden  ihn  und  ent- 
decken, dafs  sie  es  mit  einer  Frau  zu  thun  haben.  Als  Marthe 
sieht,  dafs  sie  erkannt  ist,  stöfst  sie  mit  dem  Kopf  gegen  die 
Schiffswand,  so  dafs  ihr  das  Blut  aus  der  Nase  strömt  Die 
Schiffer  geben  ihr  nun  die  Kleider  zurück.  Auf  die  Frage  des 
Schiffsherrn,  weshalb  sie  die  Kleider  gewechselt  habe,  erklärt  sie, 
sie  werde  es  ihm  später  erzählen.  Unterdessen  ist  das  Schiff  in 
la  haulte  Bretagne  angekommen. 

271.  Nun  erzählt  Marthe  auf  Verlangen  des  Schifiisherm,  sie 
heifse  Betris  und  habe  früher  einmal  eine  gefahrliche  Krankheit 
gehabt.  Infolge  dieser  Krankheit  sei  sie  gezwungen  worden,  Manns- 
kleider zu  tragen. 

272.  Der  Schiffsherr  ist  sehr  ärgerlich  und  sagt  Marthe,  wenn. 
er  gewufst  hätte,  dafs  sie  eine  solche  Krankheit  besessen  hätte,  s(^ 
hätte  er  sie  nicht  aufs  Schiff  genommen.     Marthe  verläfst  nun  das 
Schiff  samt   ihrem  Pferde    und   reitet   singend   in   den  Wald.    Si^ 
freut  sich,  dafs  sie  entschlüpft  ist 

Lied  4.    Refrain  :    II  ne  men  cault  de  meschief. 

273.  Als  sie  ihre  chanson  beendet  hat,  erscheint  ein  Ritter 
und  lädt  sie,  die  immer  noch  als  ménestrel  verkleidet  ist,  ein,  bei 
ihm   zu    bleiben,   um  ihn  und  seine  dame  zu  unterhalten.     Martlie 


DER  PROS\ROMAN  TS\T£  L£  TRISTE.  211 

villigt   ein.     Sie  kommen  en  la  tenti,  wo  sich  die  schönste  Dame 
ier  Welt  befindet    Ihr  singt  Marthe  eine  Chansonette  vor: 

Lied  5.     Jayme  che  que  doy  amer. 

274.    Die  Dame   findet  Gefallen   an  dem  ménestrel  und  bittet 
Im»    drei  Wochen  bei  ihr  zu  bleiben.    Nach  acht  Tagen  gesteht 
lie   ihm   ihre  Liebe.     Der  ménestrel  Marthe    geht    darauf   ein:    ta 
ffolomie  soi't  la  myenne,  und  erzählt  der  Dame,  er  stamme  aus  Blamir. 
Sein  Vater   sei  Kaufinann   in  Clermont  in  Barcaire.     Er  habe  drei 
Brüder,   die  über  33  Jahre  alt  seien.     £r  selbst  sei  30  Jahre  alt 
Das  glaubt  aber  die  Dame  Sänne  nicht,   weil  der  ménestrel  keinen 
Bart  hat    Infolge  dieser  Luge  wird  der  ménestrel  entlassen.    Marthe 
idtet  nun   weiter.     Am   Ende   des  Waldes   angekommen,   erblickt 
sie  ein  Schlofs.    Sie  zieht  nun  ihr  Frauenkleid  an  und  reitet  nach 
dem  Schlofs.    Dort  erblickt  sie  einen  Ritter,  es  ist  Ysaye,  und  ruft 
ihm  zu.     Ysaye,    der   sie  nicht   bemerkt,    geht  vom   Fenster   fort 
Tronc  fragt  Ysaye,  ob  er  öffiien  soll,  eine  j'ongleresse  begehre  Ein- 
tritt   Ysaye  erlaubt  dies.     Tronc   führt   sie  zu  Yreult,   der  noch 
immer  krank  ist     Sie  erhebt  ihre  Harfe  und  singt  einen  lay. 

Lied  6. 

In  diesem   klagt   sie   über   ihren  treulosen  Geliebten,   der  sie  ge- 
schändet und  verlassen  habe,     /e  suis  riche  femme  a  pooir. 

275.  Ysaye  ist  über  den  lay  erstaunt  Auf  seine  Frage,  von 
wem  das  Lied  stamme,  antwortet  Marthe,  sie  habe  es  von  der 
Nichte  Yrions  gehört,  die  jetzt  ausgezogen  sei,  um  ihren  Geliebten 
n  sachen.  Marthe  erkennt  Ysaye  nicht,  wohl  aber  Tronc  und 
fragt  diesen,  warum  er  nicht  mehr  bei  seinem  Herrn  sei.  Tronc 
antwortet,  sein  Herr  sei  in  St  Jacques  en  Galisse  gewesen  und  sei 
jetzt  zum  König  Estrahier  von  Sorlion  aufgebrochen.  Tronc  belügt 
Marthe,  da  er  sie  erkannt  hat,  denn  er  hat  Grund  zur  Lüge  et 
to  le  scavez  selong  chi  que  le  livre  le  devise  chy  devant,   (§  iQi). 

276.  Tronc  erzählt  ihr  weiter,  er  sei  seinem  Herrn  nicht  ge- 
folgt, weil  er  einen  kranken  Ritter  zu  pflegen  habe.  Dann  bittet 
er  Marthe,  sie  möge  zum  König  von  Sorlion  gehen.  Dort  werde 
sie  gut  aufgenommen,  da  sie  mit  ihrer  Harfe  die  Tochter  des 
Königs,  die  dieser  wegen  ihrer  Schönheit  gefangen  halte,  er- 
freuen könne. 

277.  Tronc  giebt  Marthe  zu  essen.  Als  sie  sich  schlafen  ge- 
^^gt  hat,  fragt  Ysaye  Tronc,  wer  diese  jongleresse  sei.  Die  Tochter 
^es  Schneiders  des  Königs  Yrion.  Ysaye  beauftragt  nun  Tronc, 
^  zu  sagen,  sie  möchte  ihm  sofort  Nachricht  bringen,  wenn  sie 
etwas  von  Marthe  erfahre.  Am  folgenden  Morgen  bricht  Marthe 
*^  und  erreicht  in  der  Nacht  das  Schlofs  Ardants  d'Acre,  erhält 
^  keinen  Eintritt 

278.  Sie  reitet  noch  mehrere  Tage   hindurch,   bis    sie   nach 

^ïlion  gelangt     Hier  erhält  sie  von  Estrahier  die  Erlaubnis,   ihre 

neuen  lays   und    chansons    vortragen    zu    dürfen.     Während    des 

*^ns  singt  sie:  Ein  Mädchen  sucht  ihren  Geliebten. 

Lied  7.     Refrain:  Mais  certes  je  ne  poorroye. 

14* 


2 1  a  ZEXDLEB, 

279.  Der  König  fragt  sie  nach  dem  Veifasser  des  Gedicbte& 
Marthe,  die  Nichte  des  Königs  Yrion,  habe  den  lay  gedichtet  am 
ihres  Geliebten  Ysaye  le  triste  willen.  Marthe  erkundigt  sich  nun 
beim  König,  ob  Ysaje,  den  sie  zu  sprechen  wünsche,  nicht  bei 
ihm  weile.  Als  Estrahiei  ihre  Frage  verneint,  bittet  sie  ihn,  sie 
so  lange  Zeit  in  Sorlion  zu  beuirten ,  bis  er  ankomme.  Estrahier 
gestattet  ihr  dies  gern,  bittet  Marthe  aber,  seiner  Tochter  Gesell- 
schaft zu  leisten.  Von  vier  Rittern  und  der  Schwester  des  Königs, 
der  Königin  von  Schottland,  begleitet,  wird  Marthe  in  den  Turm 
geführt. 

280.  Die  Königin  stellt  nun  ihrer  Nichte  Yvoire  Marthe  alt 
die  schönste  Sängerin  der  Welt  vor.  Yvoire  bedankt  sich.  Die 
Königin  verläTst  hierauf  die  Zelle.  Marthe  giebt  sich  Y'voire  gegen- 
über ala  Chrestienne  aus.     Marthe  singt: 

LicJ  8.      Jay  par  mainies  Ibis  chauLe 
plus  «¡sc  que  je  ne  soye. 
2S1 — 5.    Marthe  und  Y'voire  klagen  einander  ihr  Leid.    Beide 
lieben   unglücklich,   und  Marthe   sagt:  piui  aime  on /qtI,  pitu  est 

286.  Alle,  die  aufserhalb  des  Kerkers  die  Worte  Maithcs 
hören,  sind  über  ihre  Klugheit  erstaunt. 

287.  Als  Ardanl  d'Acre  noch  krank  zu  Bett  liegt,  erscheint 
sein  cousin  germain  Elias  und  läfst  sich  den  Kampf  Ardants  und 
Percevais  mit  Vsaye  und  Yrcult  erzählen.  Darauf  entfernt  er  ach, 
ohne  ein  Wort  zu  sagen. 

288.  Er  holt  eine  Anzahl  Armbrust-  und  Bogenschützen  her- 
bei und  zieht  gegen  Ysayes  Schlofs,  das  sich  inzwischen  um  drei 
Insassen  vermehrt  hat,  denn  Ysaye  hatte  drei  ribaulli  aufgenommen. 

289.  Ysa)e,  Tronc  und  die  drei  rihaulls  verteidigen  das 
Schlofs.  Wegen  ihrer  Tapferkeit  schlägt  Ysave  die  drei  rtbauUs 
zu  Rittern. 

2go,  Nun  machen  die  ribauUs  einen  Ausfall.  Sie  driiigeD 
siegreich  vor,  bis  schliefslich  der  eine  von  ihnen  getötet  tmd  ein 
zweiter  schwer  verwundet  wird.  Da  eilt  Ysaye  ihnen  zu  Hilfe  und 
schlägt  die  Feinde  zurück.    Nur  mit  grofser  Mühe  entllieht  Elias. 

2QI.  Elias  eilt  zu  Ardant  und  teilt  diesem  den  Vertauf  des 
Kampfes  mit.  Da  erklärt  ihm  Ardant,  an  sdncT  Niederlage  sei 
nur  der  Z^-erg  ^'saycs  Schuld.  Dieser  trage  auch  die  Schuld  an. 
Percevais  Tode,  da  er  ihm  geraten  habe,  gegen  Ysaye  zn  kämpfcn- 

2Q2.  Am  folgenden  Morgen  macht  sich  Elias  wieder  auf  din 
Weg  nach  dem  Schlosse  Ysayes,  dieses  Mal  aber  als  armer  Maniv 
gekleidet.  Kurz  vor  dem  Schlosse  bindet  er  sein  Pferd  an  eioei» 
Baum  und  geht  nach  dem  Schlosse.  Hier  wirft  er  sich  zur  Erde 
und  fängt  an,  laut  zu  klagen.  Tronc  geht  zu  ihm  und  fragt  ibn* 
was  ihm  fehle.  Da  sagt  ihm  Elias,  seine  Frau  liege  in  der  Nâl>« 
und  gebäre  gerade  ein  Kind,  Tronc  möge  mitkommen  und  ^* 
holen.     Tronc    geht    nun    mit  Elias.     Sobald    sie  aber  aufser  Sic^*^ 


DER    PROSAROMAN    YSAYE   IE   TRISTE. 

t  Schlosses  sind,  nimmt  Elias  den  Zwerg  unter  den  Arm,  be- 
igl  sein  Pferd  and  reitet  zn  ArdanL 

293.  Vsaye  bemerkt  bald  das  Fehlen  Troncs. 

294.  Zwei  Tage  lang  klagt  er  über  seinen  Pagen,  Dann  ver- 
it    er    sein  Schlofs    der  Obhut    des  immer  noch  kranken  Yrcult 

id  der  2wei  nlaalis  an  und  macht  sich  aaf,  Tronc  zu  suchen. 

295.  Marc  wächst  auf.  Er  wird  ein  übermütiger  Junge.  In 
r  Köche  zerbricht  er  die  Töpfe  und  schüttet  die  Speisen  aus. 
len  Neffen  des  Königs  wirft  er  in  einen  Brunnen.  Um  ihn  an 
iteren  Ausschreitungen  zu  hindern,  läfst  ihn  Yrion  in  einem 
um  einsperren. 

296.  Dieses  hilft  aber  nichts.  Denn  als  ihn  Vrion  einmal 
lachen  will,  wirft  er  ihm  einen  Topf  mit  Wasser  auf  den  Kopf. 

wird  nun  in  ein  Zimmer  gebracht,  das  nach  der  Strafse  ge- 
Sn  ¡st  Hier  aber  wirft  er  seine  Kleider  auf  die  Strafse,  so  dafs 
in  ihn  oft  ganz  nackt  antriffL  Nun  wird  Marc  in  einen  anderen 
irm  gebracht,  wo  er   14  Jahre  bleibt 

297.  Ein  Jahr  ist  es  her,  seitdem  Ysaye  sein  Schlofs  verlassen 
it    In   vollständig   heruntergekommenem    und    blöd  sinnigem    Zu- 

Uande  an  einem  Brunnen  in  der  ¡ande  verle  sít^.end,  hndet  ihn  ein 
liner  Baiut  le  breton.  Dieser  fragt  Ysaye,  ob  er  wisse,  wie  dio 
li  Ritter  hiefsen,  die  soeben  vorbeigezogen  seien,  worauf  Ysaye 
tnidert,   der  Ritter    solle   ihm   lieber  ein  Stück  Brot  geben.     Ein 

:Ud«iei  Ritter,  Condely  d'Arbise,  erscheint  und  lûmpft  mit  Barut. 
Badi  dem  Kampfe  erfahrt  Barut  von  Condely  die  Namen  der 
Ktben  erwähnten  sedis  Ritter:  Hergault,  le  desorreillé  de  la  Joy. 
Garde,  Menet  le  mecogneu,  Paiunart  le  vermeil,  le  sot  sage,  Titus 
de  l'ombre  {cousin  germain  a  Hergo). 

298.  Barut  erfährt  weiter,  dafs  diese  sechs  Ritter  von  Yrion 
«Mgeschiclrt  .seien,  um  Ysaye  le  triste  lu  suchen,  und  dafs  sie  in 
Bäciitet  Woche  nach  Blamir  zurückkehren  würden,  um  über  ihren 
&foIg  zu  berichten. 

299.  Eines  Tages  vernehmen  die  ribaulls  aus  den  Kerkern 
äw  Schlosses  Klagen.  Schnell  erkundigen  sie  sich  bei  Yreult  und 
■fiibreti,  dafs  diese  Leute  Ysaye  haben  meuchlings  ermorden  wollen. 
Da  öffnen  die  ribaulli  die  Kerkerthüren  und  schlagen  den  Ge- 
'  igenen  die  Köpfe  ab. 

yxy,  Estrahier  veranstaltet  ein  grofses  Fest  und  lädt  viele 
nJttei  dazu  ein.  Unter  diesen  befindet  sich  auch  Barut.  Barut 
^ebi  sich  in  Begleitung  Ysayes  nach  SorlioTi.  Am  ersten  Abend 
™w  Reise  kehren  sie  bei  Yreuit  ein. 

301.  Vreult  erzählt  nun  Barut,  wie  Ysaye  und  er  in  den 
"•sili  dee  Sdilosses  gekommen  sind.  Da  Ysaye  während  des  Ge- 
Ì^àches  sich  komisch  gebärdet,  fragt  Yreult  Barut,  was  (ür  einen 
ïlarren  ei  mit  sich  führe,  und  lacht  über  Ysaye. 

joz,    Ysaye  verbringt  die  Nacht  auf  dem  Hofe. 

JOj.  Ysayes  Pferd  erkennt  seinen  Herrn  wieder.  Es  wiehert 
•"i  versucht  die  Thür  des  Stalles  aufiubrechen.     Als  ein  Stall- 


214  ZBIDLER,  DER  PROSAROMAN  TSAYE  LE  TRISTE. 

knecht  {ribauli)   am   folgenden   Morgen  die  Thûr  öffnet,   ergreift 
das  Pferd  die  Flucht 

304.  Der  rihault  will  nun  das  Pferd  wieder  einfangen,  kehrt 
aber  unverrichteter  Sache  wieder  zurück.  Er  verhehlt  die  Flucht 
des  Pferdes  einen  Monat  hindurch  dem  Yreult,  dann  aber  erzählt 
er  ihm  davon,  worüber  Yreult  sehr  ärgerlich  ist. 

305.  Barut  und  Ysaye  kommen  in  Sorlion  an,  woselbst  Ysaje 
wegen  seiner  zerlumpten  Kleidung  von  den  Kindern  geneckt  wird. 
Am  Hofe  Estrahiers  finden  Turniere  statt  Am  dritten  Tage  nach 
der  Ankunft  Baruts  findet  eine  quintaine  statt.  Dem  Sieger  wird 
ein  Pferd  als  Preis  versprochen.  Kein  Ritter  bringt  das  Waffen- 
kunststûck  fertig.  Da  bittet  Ysaye  seinen  Herrn  Barut,  sich  an 
dem  Wettbewerb  beteiligen  zu  dürfen.  Ysaye  erhält  die  Erlaubnis 
und  ûbertrint  alle  Ritter.  Da  fragt  ihn  der  König  nach  seinem 
Namen.  Jehan  neime  man  ihn,  sagt  Ysaye.  Obwohl  der  König 
ihn  für  soi  hält,  gestattet  er  ihm  doch,  an  der  Tafel  teilzunehmen. 
Hier  wird  er  der  Yvoire  und  Marthe  vorgestellt  Marthe  erkennt 
ihn  aber  nicht. 

306.  Eines  Tages  findet  der  Küchenmeister  Ysaye  schlafend 
in  der  Küche.  Wütend  hierüber  verbrennt  er  Ysaye  den  Bart 
Ysaye  aber  ergreift  ihn  und  wirft  ihn  samt  drei  anderen  Ködien 
ins  Feuer.  Als  der  König  von  dieser  That  Ysayes  hört,  ist  er  zu- 
nächst sehr  erregt.  Nachdem  er  aber  den  Sachverhalt  gehört  hat, 
lobt  er  Ysaye.  Seit  dieser  Aifaire  wagte  es  niemand,  Ysaye  irgend 
welches  Leid  zuzufügen. 

307.  Hergaul t  kehrt  mit  seinen  Genossen  nach  Blamir  zurück 
und  erstattet  dem  König  Yrion  Bericht  über  seine  erfolglose  Reise. 
Vor  Gram  wird  nun  Yrion  17  Jahre  lang  krank. 

308.  Yrion  ist  alt  und  schwach.  Er  läfst  Marc  zu  sich  kommen. 
Ein  Ritler,  der  Marc  holen  soll,  giebt  diesem  gute  Ratschläge: 
Amy,  il  faui  que  soyez  dauire  condiiion  que  vous  navez  este  ei  que 
vous  soyez  humble f  de  bonnqyre,  paiieni  aux  pauvres,  cruel  aux  ennemys^ 
honnorez  ceulx  qui  soni  a  honnorer,  amez  vos  amy  s,  allez  volontiers  a 
leglise  u.  s.  w. 

309.  Marc  erscheint  vor  Yrion.  Vous  me  demandez,  que  vous 
fauli  il? 

310.  Yrion  übergiebt   ihm   nun   die  Verwaltung   des  König— 
reiches.    Marc  verspricht  ihm,  ein  tüchtiger  Mann  zu  werden.  Di^ 
erste  That  ist   nun,    ein  Turnier  zu   veranstalten.     Er  schickt 
diesem  Zwecke  sechs  Boten  aus,  welche  in  Armuse,  Murtoire,  Dox-- 
malie,   Sorlion,   Bretaigne  und  Allemaigne   die  Ritter  zum  Turnip 
einladen. 

(Fortsetzung  folgt.) 

Zeiolek. 


Stades  sor  la  poésie  burlesque  française  de  la  Benaissanoe. 

(Saite.) 

Attaques  personnelles. 

Sí  la  poésie  burlesque  en  veut  surtout  aux  femmes,  elle 
n'épargne  pas  pour  cela  les  hommes.  Je  ne  parle  pas  ici  des 
pièces  composées  contre  le  sexe  fort,  appartenant  en  propre  à  la 
satire;  nous  retrouvons  là  une  sorte  de  réaction  ou  de  vengeance 
des  femmes  ou  de  ceux  qui  en  entreprirent  la  défense.^    La  poésie 


^  Cette  sorte  de  réaction  commence  an  XYI«  siècle.  Mademoiselle  de 
Romieu  (París,  15CI1)  composa  son  „brief  discours  sur  l'excellence  de  la 
femme",  se  proposant  de  démontrer  comment  elle  „surpasse  celle  de  l'homme". 
Elle  a  recours  pour  sa  thèse  à  la  Bible,  à  la  yierge  Camille,  à  Sémiramis  et 
aux  Amazones  même  et  n'oublie  pas  non  plus  „de  Phriné  le  courage  notable". 
Les  femmes  l'ont  emporté  sur  les  hommes  en  toutes  les  époques,  mais  c'est 
surtout  en  Italie,  ou  elles  briUent  d'une  vive  lumière: 

„Si  l'Itale  vouloit  les  siennes  estaler 
Si  brave  ne  seroit  qui  s'osast  esgaler." 

Au  commencement  du  XVII^  siècle,  Isaac  de  Ryer,  si  cette  pièce  appar- 
tient bien  à  lui  (cfr.  Le  temps  perdu  et  les  gayetés,  Paris,  1624),  composa  une 
Risponse  aux  espines  du  mariage  (probablement  celles  de  Jean  Philippe  Vario, 
Paris,  1604),  ou  il  se  demande  ce  que  l'homme  déviendrait,  sans  le  mariage. 
C'est  la  femme,    qui   donne  la  naissance  à  l'homme  et  c'est  par  le  mariage 
que  celui-ci  devient  „subtil  et  caut".    Le  mariage  a  aussi  le  mérite  de  dompter 
les  caractères  les  plus  fìers  et  rien  ne  saurait  égaler  le  bonheur  de  celui   qui 
possède  une  fenmie  de  bien.    Si  parfois  il  arrive  que  la  femme  enfreint  les  lois 
de  la  fidélité,  c'est  que  le  mari  manque,  le  premier,  à  ses  devoirs.    M^ne  Lie- 
bault,  répondant   à  ce   qu'il  parait   aux   stances   de  Desportes,    envisage    la 
question  sous  un  autre  point  de  vue.     Elle  combat  le  mariage,  la  source  dit- 
^e  de  toutes   les   misères   de   la    femme,    ce   qui  ne   devait  pas  trop  natter 
Pamour-propre  de  son  mari. 

Enfin  Regnard,  dans  sa  poésie  sur  le  mariage,  entreprit  la  défense  de 
^e  institution ,  se  tenant  dans  un  juste  milieu  sans  outrer  les  louanges  du 
^20  sexe  et  donnant  aux  maris  ces  conseils  remplis  de  bon  sens: 

„Pour  être  heureux  époux,  soyez  toujours  amant; 

Que  bien  plus  que  le  sacrement. 

L'amour  à  jamais  vous  unisse; 

Et  pour  faire  durer  le  plaisir  entre  vous, 

Que  ce  soit  l'amant  qui  jouisse 

De  tout  ce  qu'on  doit  à  l'époux." 

^  tard,  dans  les  pièces  de  Gacon  (œuvres,  Cologne,  1696),  on  trouve  une 
r*  íwí/r^  les  maris,  oîi  l'auteur  prétend  s'opposer  à  son  adversaire,  Boileau, 
*  Ce  qu'il  écrivit  contre  le  beau  sexe. 


326  ,  P.  TOLDO, 

burlesque  s'en  prend  plutôt  à  certains  hommes,  qai  se  trouvent 
dans  des  conditions  parti culières,  aux  pédants,  aux  couitisan^^ 
aux  ivrognes,  aux  bouffons,  et  aux  poètes  eux-mêmes.  De 
foule    d'épigrammes    enjouées,    de  descriptions  plaisantes   et  d'éph' 

taphes  souvent  très  cyniques. 

'  Je  laisse  de  côté  U  poésie  pèdantesqn«,  formant  un  genre  i  pari,  ot 
I'lnspiralion  ilalicnne  me  parali  évidente.  Pour  ce  qui  tit  des  conitisaii«,  M 
composa  contre  eux  de  véritables  salircB,  où  l'iinitalian  iCalienDe  n'y  a  ptöqoi 
rien  ä  voii  bien  qu'on  ait  combattu  cette  «Dgeance,  dans  la  Péninsule,  avK 
beaucoup  d'acb  atoe  ment.  On  peut  voir,  eotre  autres  cboses,  ce  qa'tn  iS 
Fandolfo  Collenuccio,  dans  son  Specchio  d'  Esopo,  le  Canunelll,  dam  sesTtii, 
i'AlélÎR.  dans  «iL  Cortigiana  et  le  Caporali  dans  sa  Certe.  Je  rappelle,  a 
panant,  l'ode  de  Ronsard  (lËe  du  IIT  livre),  les  sonnets  de  Joachim  da  B«II(f 
adressés  à  Ronsard,  Ii  Eixet,  ì  Belleau  et  ì.  toui  ses  imis  vivant  Ì  la  am, 
la  description  de  ce  gentilhomme,  qui 

fait  de  l'amourcuï,  mais  c'est  comme  je  croy 

Pour  couvrir  le  soupçon  de  quelque  pins  grand  vice", 
aussi  bien  que  les  Regrets,  où  Du  Bellay  combat  ces  vieox  singes  „conila 
faisant  les  Roiï".  N'oublions  pas  non  plus  son  poUt  courtisan,  le  eourlâslt 
retiré  de  Jean  de  la  Taille,  les  satires  de  Vauquelin  de  la  Fresnaje,  AeA 
l'imitalioD  ilalienne  a  élt  ètudiie  par  M>' Joseph  Vianey,  (cfr.  Revue  deiUai"' 
vcrsilés  du  midi,  1895  p.  386  — 400}  et  toutes  les  pièces  dirigées  co  '  "' 
mignons,  depuis  VisU  des  Hermaphrodilei,  due  à  la  plume  d'ArtUS 
bLcui  d'Embry,  jasqu'an  recueil  general  du  Cabinet  du  roy  de  Franct  í,Íi.  liîlW 
renfermant  Us  indignités  de  ¡a  C-eur,  les  bljsOHS  de  la  Court,  les  conlrt- 
veritet  de  la  Cour,  pièce  dirigée  contre  le  maréchal  d'Ancre,  le  caleckiime 
des  courtisans  etc.  Jean  de  la  Jeaséc  (Œuvres,  Anvers,  15S])  dédia  lui  tud. 
plusieurs  compositions  en  vers  ì  ce  sajet,  Îmiiant  de  piès  t>u  Bella;r  A 
Agrippa  d'Aubigné,  dans  ses  Tragiques,  aussi  bien  que  dans  les  ' 
du  taren  de  Faeniste,  fait  sentir  aux  courtisans  ses  griffes  de  lion. 

Au  commencement  du  XVII<:  siècle,  ce  genre  de  satire  paraît  acqaéril 
tine  force  nouvelle.  On  n'a  qu'i  ouvrir  le  Cabinet  satirique  pour  roi 
que  Sigognea,  Benhelot  et  les  antres  ont  écrit  là-dessus.  Rappelons 
les  satires  du  sieur  Annibal  de  l'Orlile  contre  les  cours  de  l'Europe. 
cadet  Angoulevenl,  s'en  prend,  ^  son  tour,  Ì.  un  courtisan,  qui  luì  a 
l'amour  de  Margot  et  Dolorens,  toujours  à  la  même  époque,  assaille  les  pcält 
tyrans,  vivant  à  la  campagne,  dont  lea  libéralités  „sont  des  coups  de  basloD*. 
Les  mignons  de  la  Cour  qui  font  „Irañc  de  la  cajolerie"  ne  sont  pas  moiu 
en  butte  Ì  son  ressentiment.  Personne  ne  saurait  faire  sa  fortune  an  Lourr^ 
sans  suivre  toute  sorte  de  vices  et  il  en  exclue; 

„Qui  n'est  poudré,  musqué,  qui  a'esl  pront  au  devis 

Qui  i  gauche  ou  à  droite  ne  donne  des  advis, 

Qui  n'aide  à  lost  mourir  à  la  France  mourante; 

Qui  ne  sçait  comme  ou  met  im  pucelage  en  vente." 

Théophile  Viaud ,    dans  sa  requeste  au  roi,   se  moque  des  genlilhommes, 

lui  lournircnl  le  dos,  au  moment  oii  il  lombn  en  disgrace  de  son  prince. 

Plusieurs    de    ces    pièces    parurent,    pour    des  raisons    très  faciles  â  1 

prendre,   sous  le  voile  de   l'iinonyme.     Telle  est,   par  exemple,   celle  poi 

la  titre  du  Corbeau  de  la  ¡Jour,   aa  corbeau   se   parant  des  plumes  arrac 

au   peuple,    le  Tableau   des  ambitieux   de   la  Cour,    tracé   „du  pincesu  di 

vérité   par   maislre  Guillaume   A  son   retour   de  l'autre  monde",    ce  qni  se 

arrivé  en  lâll.     Le  Parnasse  dis  paites  salyriques   renferme  aussi   plusie 

pièces  toudinnt  ce  sujet,  au  nombre  desquelles  il  faut  faire  une  place  ä  part 

visions  d'Ariitarçue.  d'ime  violence  extrême,  aux  visions  de  la  Cour  en  si 

de  celles  d'Aristargue   et  ä  VAmbitian  d'un   courtisan.     On    peut   consn 

amai   Vesfadon  satirique  du   sienr   d'Esternod,   le  „discours  des  abm  de 


POÉSIE  BURLESQUE   FRANÇAISE  DE   LA    RENAISSANCE.  21J 

Pour  les  épîtaphes  burlesques  en  Italie,  je  n*ai  qu'à  renvoyer 
le  lecteur  à  celle  du  Machiavel  sur  la  mort  de  Pierre  Soderin,  et 
avant  lui  aux  sonnets  du  Pistoia  ^  et  à  ceux  de  la  plupart  de  ses 
contemporains.  Le  Lasca  nous  fait  voir  les  muses  pleurant  en 
grec,  en  latin  et  en  vulgaire,  la  mort  de  Ser  Fruosino  ,,il  fior 
d*  ogni  pedante**:  il  se  moque  entre  autres  de  Giovanbattista  Celli, 
qui,  de  son  vivant: 

„Fu  tenuta  filosofo  morale, 
Da  quei  che  fanno  i  beccafichi  lessi, 

d'Mfonso  de'  Pazzi: 

„il  quale 
Vivendo  non  fu  uomo,  né  animale, 
Or  morto  non  si  sa  quel  eh'  ei  si  sia", 

de  Tasso  menuisier,  du  Certaldo,  d*un  certain  messer  Fantini,  de 
Yisino  Mereiaio,  qui 

„Malo  per  burla  e  mori  da  dovero" 

et  de  beaucoup  d'autres.  Dans  la  seconde  moitié  du  seizième 
siècle,  Curzio  da  Marígnolle'  paraît  se  distinguer  dans  ce  genre 
et  tout  le  monde  rappelle  Tépitaphe  suivante,  qu'il  dédia  à  Raf- 
faello Navesi: 

„Il  re  degli  spioni  e  marioli 

Qui  giace  morto,  che  per  testamento 

Lasciò  di  far  la  spia  a'  soi  figliuoli." 

£n  France  les  testaments  et  les  épîtaphes  burlesques  sont  à  Tordre 
du  jour.  Nous  avons  tout  d*abord  ceux  de  Marot,  ensuite  Pierre 
le  Loyer  Angevin  se  moque  de  la  mort  d'un  certain  Janicot,  et 
Motin,  Sigognes  et  toute  la  joyeuse  bande  des  contemporains  de 
Régnier  composent  à  Tenvi  une  foule  de  plaisanteries  de  ce  genre. 
Je  cite  au    hasard   le  tesiameni  d'un  vérole  dû   à  la  plume  de  Si- 


France"  du  sieur  Auvray  et  ses  „visions  de  Polidor  en  la  dté  de  Nisance" 
(cfr.  Le  banquet  des  Muses,  Rouen,  1623).  Enfin *Courval  Sonnet,  dans  son 
Gentilhomme  (cfr.  Les  exercices  de  ce  temps),  s'en  prend  à  ceux  qui  à  la  cour 
ont  appris  à  „flatter,  mentir,  dissimuler",  n'ayant  pour  toute  science  que  l'art  de 

„Guérir  la  gale  à  quelque  chien  courant" 

l^c  du  Ryer   dans  son  Temps  perdu,  chanta,  les  louanges  et  les  maux  de 

»  coQr,  se  proposant  de  démontrer  ce  que  l'on  y  trouve  de  bon  et  de  mauvais, 

îî^s  sa  conclusion  est  toutefois  pessimiste.   Il  faut  s'arrêter  à  ce  point,  c'est-à- 

"'^^  à  la  fin  de  la  Fronde,   pour  retrouver,   dans  ce  genre  de  satire,   quelque 

Cuose   de  vraiment  original,    correspondant  aux  sentiments  de  l'époque.     On 

^tQi<i|-2  ensuite   encore   des  plaintes  plus  ou  moins  vives  contre  la  cour,    ne 

^^cbaDt  pas  assez   priser  les  beaux  esprits,    mais  ce  seront  des  épancbements 

^^   écrivains   médiocres   rongés   par   l'envie,   auxquels   il  est  interdit  de  con> 

j^Pler   de    près   la   majesté    de   Louis  XIV«   et    la   splendeur    de    sa    cour. 

.  °*i^re,  Boileau,  Racine,    tous  les  esprits  distingués  du  XVII«  siècle,    savent 

V*^rniais  que  c'est  au  Louvre    qu'ils  recevront  le  prix  dû  à  leur  génie  et  les 

Î'^quis  ridicules   devront   courber  leur  tète,   devant  le  plus  grand  poète  co- 

°"9Ue  de  la  France. 

*  éd.  Renier,  79,  83,  84,  85,  etc. 

'  Djsp.  CLXitl  de  la  Scelta  4i  curiosità  letteraria. 


2  1 8  p.  TOLDO, 

gognes,  la  poésie  sur  le  trespas  d*une  des  pUu  fameuses  macçuerelUs 
de  la  court  où  Motín  peut  donner  libre  essor  à  sa  licence  de  lan- 
gage et  le  testament  d'une  jeune  courtisane  d'un  auteur  anonjrme, 
se  trouvant  au  milieu  d'autres  compositions  semblables.  Ensuite 
dans  le  Cabinet  satirique  (éd.  Gaud- Paris,  1859 — 60),  on  voit  pa- 
raître Vêpitaphe  de  Caboche  excellent  portefaix  insérée  dans  les  satires 
bastardes  du  Cadet  Angoulevent  (Paris,  16 15),  suivie  par  d'autres 
poésies  sur  ce  thème  lugubre;  rappelons  enfin  le  tomheau  d*Angou- 
latent  du  sieur  Auvray,  renfermant  des  inspirations  tirées  de  Rabe- 
lais et  où  il  est  question  d'un  maquerenx  de  la  pire  espèce.  Le 
tombeau  de  Marion,  du  même  auteur,  commence: 

,,Cy  gist  pleine  d'infectíon, 
La  maquerelle  Manon." 

L*épitaphe  cynique,  où  Ton  rit  aux  éclats  sur  un  tombeau  encore 
béant,  n'a  rien  qui  puisse  nous  intéresser.  Il  suffit  d'en  constater 
l'existence. 

Enfin,  pour  exciter  les  rires,  les  contemporains  de  Régnier 
et  ses  imitateurs,  nous  présentent  une  foule  de  combats  burlesques. 
Outre  celui  bien  connu  de  Bergerac  contre  un  singe,  je  rappelle 
le  Combat  de  Régnier  et  de  Berthelot,  par  un  anonyme,  ceux 
des  courtisans,  des  Ursine  et  des  Perrette,  dont  nous  venons  de 
parler  et  le  grand  et  périlleux  combat  de  quatre  courtisans  dû  à  la 
plume  d'un  anonyme,  qui  fait  descendre  du  ciel  le  dieu  Mars, 
pour  séparer  ces  „gentils  hermaphrodites".  Parfois  ces  combats 
ne  sont  que  des  allégories  très  froides.  Telle  est,  par  exemple, 
celle  que  l'on  composa  en  prose,  au  commencement  du  XVIP  siècle, 
sur  „le  grand  et  fameux  combat  sur  la  place  de  la  poitrine,  avec 
le  general  Rhuma,  le  colonel  Brouillard,  le  capitaine  Vent  Coulis, 
le  comte  de  Catharre  et  le  marquis  de  Fluxion". 

Dans  ces  luttes  plus  ou  moins  plaisantes,  les  poètes,  les 
ivrognes,  les  courtisans  et  les  femmes  perdues  s'injurient,  en  em- 
pruntant le  langage  des  halles,  viennent  aux  mains,  se  battent, 
s'égratignent  et  la  vulgarité  triomphe,  traînant  les  Muses  dans 
la  boue. 

On  s'amusait  aussi  en  Italie  à  d'autres  plaisanteries  d'un  goût 
plus  ou  moins  douteux.  Les  poètes  étalaient,  avec  une  gaieté  évi- 
demment simulée,  leur  mauvais  équipage,  ou  tournaient  en  ridicule 
celui  de  leurs  confrères  ou  adversaires.  Fort  souvent  l'exposition 
de  ces  misères  avait  pour  but  d'émouvoir  le  cœur  de  leurs  Mécènes, 
à  la  sourde  oreille,  car  les  poètes  en  général  et  surtout  les  bur- 
lesques, tâchent,  à  cette  époque,  soit  en  Italie  soit  en  France  (peut- 
être  aussi  dans  tous  les  pays  du  monde),  de  tirer  tout  le  profit 
possible  de  leur  muse  et  vivent  dans  les  cours  des  princes,  dans 
un  état  de  domesticité,  plus  ou  moins  mortifiante.  En  laissant  de 
côté  les  personnages  illustres,  tels  que  l'Arioste,  obligés  de  ronger 
le  frein  et  de  servir,  là  où  leur  esprit  aurait  dû  les  faire  dominer, 
et  pour  nous  tenir  seulement  aux  poètes  burlesques,  rappelons  le 


POiSIB  BURLESQUE  FRANÇAISE  DE   LA   RENAISSANCE.  2ig 

BdlÎDcioni«  Matteo  Franco,  Luigi  Paid,  Antonio  Cammelli  attachés 
i  Lndovic  le  More,  ä  Lamrent  le  Magnifique,  à  la  maison  d'Esté 
etc.  et  laissant  percer,  dans  leurs  vers,  le  dépit  et  la  rancune  contre 
ringratitude  de  leurs  seigneurs  et  contre  les  orgueilleux  courtisans, 
les  regardant  du  haut  de  leur  grandeur.  Et  tous  ces  poètes 
n'oublient  pas  de  nous  exposer  aussi  leurs  petites  misères.  Tantôt 
ils  se  plaignent  de  ne  recevoir  pas  les  présents  promis  depuis 
longtemps,  tantôt  de  devoir  courir  de  ville  en  ville,  employés  à 
des  charges,  qu'ils  croient  fort  au-dessous  de  leurs  mérites  et  plus 
souvent  encore  ils  font  voir  leurs  haillons  et  le  manteau  tombant  en 
pièces.  C'est  surtout  le  manteau,  la  partie  principale  et  la  plus 
voyante  de  leur  habillement,  qui  les  intéresse  au  plus  haut  degré. 
Je  rappelle,  entre  autres,  ces  vers  célèbres  du  Burchiello: 

,Jo  porto  indosso  nn  cosi  stran  mantello, 

Che  mai  Barbier  v*  aifilerìa  rasoio 

E  servirebbe  per  iscotitoio 

Si  eh'  io  sto  involto  come  nn  fegatello/' 

Et  le  poète  continue  en  nous  faisant  voir: 

„Le  calze,  e  '1  gonnellino,  e  '1  giubberello 
(qui)  han  più  bachi  eh'  un  vaglio,  o  colatoio/* 

Une  plainte  sur  le  m^me  sujet  se  trouve  répétée  dans  les  vers  du 
Bellindoni^,  du  Bramante,  du  Pistoia  2,  du  Strazzola'  etc.  et  ces 
plaintes  se  rapportent  aussi  à  d'autres  parties  de  leur  habillement, 
aux  bas  troués  et  aux  hauts-de-chausse  en  désordre.  Ces  poètes 
courtisans  se  plaignent  aussi  de  leurs  chevaux  ridicules,^  qualifiés 
du  titre  de  „vecchie  rozze". 

Les  poètes  burlesques  de  la  France  n'oublient  pas  non  plus 
de  chanter  les  manteaux  troués  et  toutes  les  misères  de  leur  vie, 
mais  c'est  plutôt  la  misère  des  courtisans,  cachée  sous  Tapparence 
de  la  splendeur,  qu'ils  livrent  au  ridicule.  On  n'a  qu'à  ouvrir  le 
Cabine/  satiriqiu.  On  y  voit  la  „Satire  sur  le  manteau  d'un  cour- 
tisan'*, manteau  qui  a  changé  de  forme  et  de  couleur,  qui  vit  la 
prison  et  la  faim  et  qui  peut  conter  les  aventures  héroïques  de 
son  maître  et  surtout  „les  coups  de  bastón"  qu'il 

„A  reçus  et  non  pas  donnez/' 

Ce  pauvre  manteau  est  dans  un  état  pitoyable,  mais: 

„Une  chose  le  reconforte, 
C'est  qne  jamais  on  ne  le  porte 
Aux  batailles  ny  aux  dangers.** 

I^  même  Sigognes   nous   fait  la   description   du  „pourpoint^*  d'un 
autre  courtisan,  pourpoint  rongé  par  toute  sorte  d'insectes: 


>  Éditon  citée  p.  XIII. 

'  cfr.  édition  des  œuvres  du  Cammelli  par  Cappelli  et  Ferrari,  Livorno, 
1884  p.  lOS  sqq. 

•  cfr.  art.  de  V.  Rossi:  Giom.  Stor.  della  Ictt.  ital.  XXVI  p.  35. 

*  éd.  du  Cammelli  citée  p.  xiS  sqq. 


zzo  F.  TOLDO, 

„Pièces  sor  pieces  on  y  boulte 

Tant  de  fois  qu'on  peut  estre  en  doulte 

S'il  reste  rien  da  vieux  pourpoint. 

Ainsi  la  nef  Pésasicnoc, 

Bien  que  chnngèe  à  l'ancienne, 

A  la  forme,  qai  ne  meurt  pas." 

Et  ici  eocore  le  pourpoint  donne  occasion  à  l'auteur  de  s 
de  la  lâcheté  „la  couarde  froidure"  du  courtisan: 

„Si  tu  aïois  outre  ta  bave. 
Pourpoint  quelque  chose  de  biave 
Pour  t'appeler  au  lieu  d'honneur, 
On  lairroit  arrière  les  larmes, 
Mais  ton  caquet  ce  sont  les  armes, 
Ne  plus  ne  moins  qu'a  ton  seigneur." 


Des 


vers,    on    le 


qui    pour    la  forme  de  i 


;  que  pour  le 


sens  sont  encore  plus  mesquins,  que  les  pièces  d'habilleraent,  dont 
il  est  question.  Et  la  satire  burlesque  des  habits  continue. 
lit  ensuite  et  toujours  dans  le  même  recueil,  une  ode 
par  le  sieur  de  Bouteroue  „sur  le  haut  de  chausse  d'un  couriisan", 
où  il  fait  menlion  du  „manteau  vieil"  célòbró  par  son  confrère. 
Ce  haut  de  chausse  appartenant  à  un  petit  hobereau  de  Beausse, 
élait  jadis  une  couverture  destinée  à  couvrir  les  ânes  et  les  mulets, 
et  il  faut  reconnaître,  ajoute  le  poète,  qu'en  passant  sur  le  corps 
du  couriisan,  il  n'a  pas  changé  de  deslinée.  Au  travers  de 
toutes  les  transformations  possibles,  tantôt  jupe,  tantôt  manteau,  le 
drap  est  arrivé  á  n'en  pouvoir  plus  et  il  attend  désormais  un  repos 
honorable  : 

„Haut  de  chausse,  vieil  et  nuUadc 

Alangé  de  gr¡iisse  el  de  pelade. 

Donner  un  conseil  je  (e  veui. 

Tu  es  pelé  comme  Ion  maistre, 

Comme  luy  pour  ne  point  paroi  site 

Porle  une  coifle  de  cheveu».- 

;  pourrait  être  plus  fade.     Après  les  manteaux, 
es    hauts    de    chausse,    on   a    la  „Satire   sur  le 


d'un  anonyme,  celle  „sur 
par  le  sieur  de  la  Ronce, 
e  sur  l'espée  d'un  courtisan" 
3ur  „l'inventaire  d'un  cour- 


Et  la  conclusioi 

les    pourpoints    ■ 

chapeau  d'un  courtisan"  duc  à  la  pli 

les  bas   de   soye    d'un  autre  courtisan" 

qui  est  aussi  l'auteur  d'une  autre  „satyi 

et  le  sieur  Berthelot    compose   A  son   I 

tisan"  arrêté  pour  des  dettes  criardes. 

Que  l'on  ajoute  ce  que  le  cadet  d' An gou lèvent  dans  ses 
Safins  baslartlfs  (Paris,  1615)  chante  de  „la  metamorphose  d'une 
robbe  et  Juppé  de  satin  blanc",  devenue  „toute  barbue  à  longs 
eiels". 

On  se  moquait  aussi  des  défauts  personnels.  On  chanta  eu 
Italie   et  en  France   des   pauvres   sires,   tnuisformés  «n  sqnHet 


I 


POÉSIE  BURLESQUE  FRANÇAISE  DE   LA   RENAISSANCE.  221 

des  bossus,  des  estropiés  et  pis  encore. <  Mais  la  partie  du 
corpsy  qui  l'emporte  dans  ce  genre  de  plaisanteries,  c'est  le  nez, 
que  les  poètes  d'Italie  célébrèrent  depuis  les  débuts  de  leur  litté- 
rature jusqu'au  Guadagnoli,  en  plein  XIX^  siècle.  Le  Dolce  chante, 
par  exemple,  les  mérites  de  cet  ornement  de  notre  fìgure  et  le 
Bwchiello  (éd.  citée,  p.  122)  en  décrit  un 

„di  buona  razza,  e  ben  oompiato 
Spugnoso  e  rosso  assai  più  eh'  un  rubino, 
E  '1  mosto,  che  va  giù  nel'  pellidno 
A  tutte  r  altre  vene  dà  tributo." 

£n  France,  que  je  sache,  le  premier  qui  s'en  occupe  c'est  Godard, 
suvi  au  siècle  suivant  par  le  sieur  Âuvray  (Rouen,  1623).  Ce  nez, 
dont  parle   Auvray,    peut    servh:  à  toute    chose,    savoir   en   hiver 

d'écran,   en    été    de  parasol   et   à   d'autres   usages   plus    intimes. 

Naturellement    les    louanges    du    nez    permettent    des    équivoques 

licencieuses   et  la  description  des   narines   et  d'autres  détails   est 

on  ne  pourrait  plus  dégoûtante. 

L'occasion  de  cette  plaisanterie  est  due  à  l'amour  d'une  jeune 
^le  pour  un  homme  doué  d'un  nez  formidable  et  recèle  peut- 
être  une  vengeance: 

„n  n'est  pas  toujours  veritable 
Que  chacun  ayme  son  semblable. 
Puis  qu'on  void  d'un  contraire  sort 
La  plus  camarde  de  la  rue 
Estre  amoureuse  devenue 
D'un  grand  nez  à  double  ressort.^' 

Parmi  les  compositions  poétiques  sur  le  nez,  je  rappelle  celle  due 

^  la  plume   de  Jacques  Gorlier   „escuyer   de   la  Grand  Court"  et 

auteur  du  Juvénal  François  (Paris,   1624).     Dans  cet  ouvrage  mêlé 

^^  prose  et  de  vers,  Gorlier  nous  conte  comment  il  avait  un  ami 

intime  „dont  l'humeur  me  revenoit  fort",   s'amusant  à  tenir  bonne 

^ble   et  à  y  convier  un  „bouffon"  âgé  de  soixante  ans,   très  ridi- 

cuJe,    grand  buveur  et  par  conséquent  doué  d'un  nez  gros,  bossu 

^*  rouge.     Cet  excellent   ami   du  poète   à   la   fin  du  dîner,   après 

avoir  enivré  le  bonhonmie,  s'amusait  à   lui  jouer   le   tour  le  plus 

P'^'sant   du  monde   (au  dire  de  Gorlier),    c'est-à-dire  il  „se  jettoit 

^^'^    caste  trongue   enluminée   et   la  pinçoit  avec  tant  de  violence, 

^^'^    le  sang    en   découloit  dans  un  verre  copieux  qu'il  tenoit  à  la 

^aitxci  çg   q^j   faisait   „pâmer   de   rire"  toute  la  société.     Le  sieur 

^^^lier,  inspiré  par  cette  aventure,  composa  une  „fantaisie"  sur  ce 

^^      extraordinaire   et   cette    fantasie  n'est  qu'une  sorte  de  capitolo ^ 

^^*     lui  permet  d'enfiler  un  grand  nombre  de  vers  de  ce  genre: 

I       ^     *  Pour  ces  horreurs  physiques  je  renvoie  au  Berni,  au  Franco,  au  Bel- 
^^^^^nî  et  pour  la  France   aux  recueils   cités  et  surtout  aux  œuvres  des  con- 
^Î^rains  de  Régnier. 


222  P.  TOLDO, 

„O  nez  plus  ronge  qn'éc&rUte, 
Nez  qui  plus  qu'on  Soleil  édate, 
Nez  de  pourpre  getnlien, 
Nez  fait  d'un  rayon  de  planète, 
Plus  monstrueux  qu'une  comete, 
Et  qu'un  fallot  aérien  • . ." 

et  ce  nez  est  rapproché  des  rubis,  des  marbres  à  couleurs  variées, 
de  l'écorce  des  arbres,   de  la  croûte  du  pain  et  honoré  des  titres 
les   plus  illustres.     Autour   de   ce  nez  le  poète  crée  une  légende. 
Comme  la  vendange  de   la   dernière  année  a  été  fort  peu  satis- 
faisante, les  buveurs  se  rendent  dans  l'Inde  y  visiter  Bacdius,  et  le 
supplier  de  venir  à  leur  secours.     Bacchus  console  ses  fidèles  en 
leur   assurant    qu'ils    trouveront   à  Paris    un    nez    merveilleux,  re- 
celant une  source  intarissable  de  vin.    De  même  que  Pantagruel, 
Panurge,    frère  Jean   et   les   autres  personnages   de  la  légende  de 
Rabelais,    nos  buveurs   se   rendent,   en  pèlerinage,   à  la  recherdie 
de   ce   nez   transformé  en   dive  bcu/eille.    Ils  trouvent  son  malheu- 
reux  possesseur  à  Paris,    devant  Tîle  du  Palais;    s'approchent  de 
lui,    remplis   de  révérence,   en  chantent  les  louanges  et  en  tirent, 
après   beaucoup  de  cérémonies,   une  source  merveilleuse  d'un  vin, 
on  ne  pourrait  plus  exquis.    Rien  de  plus  fade  que  cette  plaisan- 
terie,  malgré  toul  le  fatras  mythologique  et  une  certaine  élégance 
de  forme. 

Aventures  fâcheuses. 

Relativement  aux  moyens  de  transport,  nos  ancêtres  ne  voya- 
geaient pas  moins  que  nous;  l'Italien  de  la  Renaissance  était  sur- 
tout infatigable,  mais  lorsque,  après  les  ennuis  et  les  craintes  d'une 
route  malaisée  et  dangereuse,  ils  arrivaient  au  lieu  de  leur  desti- 
nation, crottés  jusqu'à  la  ceinture,  harassés  de  fatigue  et  de  faim, 
ils  ne  voyaient  pas  paraître  l'entrée  confortable  et  splendide  de 
nos  hôtels  modernes.  Il  fallait  se  contenter,  le  plus  souvent,  d'une 
„osteria",  où  Ton  soupait  mal,  où  l'on  dormait  pis  encore,  si  Ton 
ne  préférait  avoir  recours  à  l'hospitalité  de  quelque  curé,  chiche, 
malpropre,  dont  la  maison  et  les  lits  recelaient  déjà  des  hôtes 
constants  et  fort  peu  agréables. 

Bien  avant  le  Berni,  dans  les  sonnets,  par  exemple,  de  Cene 
de  la  Chitarra  d'Arezzo  (éd.  citée),  on  entend  déjà  de  ces  plaintes 
et  l'on  en  trouve  des  traces  chez  Antoine  Pulci, ^  auquel  on  sert 
pour  souper,  une  vieille  poule,  dépassant  en  résistance  le  cuir. 
Ces  plaintes  se  renouvellent  chez  le  Burchiello,^  chantant  le  mau- 
vais gite  et  la  mauvaise  table  et  chez  Bernard  Bellincioni,^  qui  adresse 
là-dessus  une  épi  tre  en  vers  à  son  maître  Laurent  de  Médicis: 


^  cfr.  Raccolla  di  rime  antiche  toscane,  vol.  m  p.  301. 
'  Sonetti  del  Burchiello,  del  Bellindoni  etc.,  éd.  de  Londres,  1757  p.  91. 
115.  116. 

3  éd.  Romagnoli  son.  138.  141.  90. 


POéSIB   BURLESQUE  FRANÇAISE   DE  LA   RENAISSANCE.  223 

»iQnesto,  Signor,  ti  fo  in  nna  osteria, 
Anâ  mi  par  più  presto  ano  spedale; 
£11'  è  la  penitentia  al  naturale 
£  1'  ostiero  è  fratel  de  la  pazia." 

Mais  c'est  là  un  fou,  qui  connaît  fort  bien  ses  intérêts  et  qui  ex- 
ploite, on  ne  pourrait  mieux,  les  malheureux,  qui  tombent  sous 
ses  griffes.  Notre  poète  est  obligé  d'avaler  im  certain  vin  „che  a 
Bon  ne  ber  non  po'  far  maie'';  il  essaye  la  resistance  de  ses  dents 
contre  un   pain,   que  la  moisissure  a  orné  d'une  barbe  vénérable 

et  pour  surcroit  de  malheurs,  il  doit  se  coucher  dans  une  chambre 

ouverte  à  tous  les  vents 

„Che  '1  tetto  mi  par  Argo  da  cent'  occhi/' 

11  arrive,    une   autre   fois,    à  notre   Bellincioni   de   loger  chez   un 
prêtre,  dont  il  peint  la  générosité,  dans  un  vers  très  expressif: 

„La  sua  casa  è  un  mar!  qnando  vi  piove.*' 

Un  camarade  du  Bellincioni,  messer  Matteo  Franco,^  s'adressant 
au  même  Laurent  le  Magnifique,  lui  expose  des  aventures,  qui 
rappellent  de  près  celles  qui  vont  inspirer  sous  peu  la  muse  en- 
jouée du  Bemi.  Notre  Franco,  après  un  malheureux  voyage,  de- 
vient l'hôte  d'un  „Piovano",  qui  le  loge  dans  sa  „pieve  strana,  e 
maledetta''  le  faisant  coucher  au  milieu  de: 

„Palei,  pidocchi,  cimici  e  forfecchie" 

et  excusez  du  peu.  Décidément  les  curés  en  veulent  à  messer 
Franco,  car  un  autre  „piovano",  après  un  dîner  capable  d'ôter 
l'appétit  aux  plus  a&imés,  lui  offre  un  lit  où: 

„v*  eran  dentro  schiere 
Di  certi  cimicion  come  monete, 
£  tutta  notte  attesi  a  far  comete.'* 

Ces  troupes  de  punaises,  seront  transformées  par  le  Berm',  dans 
les  armées  que  Xerxès  envoie  contre  la  Grèce.  Il  n'y  a  qu'une 
suDple  amplification. 

Dans  un  troisième  sonnet,  toujours  adressé  à  Laurent  de 
«ïédicis,  et  toujours  sur  le  même  sujet,  Matteo  Franco  renchérit 
^''  les  détails  d'un  mauvais  souper: 

„Timido  aceto  avemmo,  et  olio  ardito, 
Insalata,  anzi  sciocca,  passa,  e  dura: 
Pan  che  iacea  salnitro  per  le  mura. 
Vin  vecchio,  tondo,  quadro  e  rimbambito.'^ 

^     camarade  Louis  Pulci  a  des  descriptions  pareilles,   celle,   par 

^^ïïiple,  d'un  dîner,  où  un  paysan  transformé,  pour  l'occasion,  en 

^*^^stique,    trébuche  et  renverse  les  plats  ^   sur  les  conviés  et  les 

8^  ^Sonetti   di  Matteo  Franco   e   di  Luigi  Pulci,   éd.  Rossi,  1759  p.  83. 


2 


éd.  citée  p.  142. 


2Z4  ^-  TOLDO, 

descriptions  de  nuits  malheureuses  et  de  dîners  ridicules  se  multi- 
plient sous  la  piume  de  tous  ces  joyeux  confrères.  Voici  le  Pistoia,' 
chantant,  de  même  que  le  Franco: 

„De  1'  insalata  mal  «ondiu  bai  U^so 

E  pan  piloso  più  dor  che  un  sasso: 

Filava  el  vin  per  la  paura  fotte." 

et  qui  est  abh'gé  de  passer  à  son  toar,  une  fort  mauvaise  nuit: 
In  certi  lÎDioletd  di  saccone" 

aussi  propres  que  la  uappe: 

„Una  tovaglia  lavata  col  grasso 

Che  moslrava  la  mensa  pei  le  porte." 

L'Arétin,  tout  en  vivant  dans  un  milieu  plus  splendide  et  ne  par- 
tageant pas  les  misìires  de  ses  confrères  en  Apollon,  dut  cepen- 
dant connaître  les  mauvaises  tables,  comme  il  connaissait,  sans 
doute,  les  mauvaises  compagnies.  Au  moins  ou  est  porté  à  le 
croire,  en  lisant  la  description  qu'il  fait  dans  sa  Cortigiana  (V.  15) 
d'une  certaine  salle  à  manger,  oii  „si  mangia  sopra  una  tovaglia 
di  pin  colori  che  non  ¿  il  grembiale  dei  dipintori".  Dans  les 
vers  du  Strazïola,  nous  entendons  répéter  la  description  d'une  nuit 
passée  au  milieu  de  toute  sorte  d'insectes.^  Ce  sujet  est  toujours 
le  même  avec  plus  ou  moins  de  détails.  Tout  le  monde  connaît 
le  capitolo  célèbre  du  Berni  sur  l'aventure,  qui  lui  était  arrivée  à 
Povigliano,  où  le  curé  du  \'illage  avait  voulu  le  loger,  coûte  que 
coûte,  chez  lui.  Ce  curé  est  une  sorte  de  pédant,  qui  introduit 
le  poète,  dans  sa  maison,  à  travers  les  orties  et  les  épines,  qui 
l'entourenL  Le  dîner  se  compose  d'un  potage  fort  noir  et  d'an 
goût  douteux,  d'un  vin  aigre  et  la  vaisselle  est  en  harmonie  avec 
le  contenu.  Le  verre,  par  e.iemple,  sue  de  honte  el  ne  peut  se 
tenir  debout,  et  le  Ut  n'est  pas  certainement  meilleur.  Ses  draps 
sont  blancs,  comme  le  fond  d'une  marmite: 

„Paieran  cotti  in  broda  di  fagiaolì" 
et  peuplés  des  hôtes  bien  connus,  livrant  une  bataille  formidable 
au  malheureux,  qui  ose  se  coucher.  De  même  que  les  matelots, 
qui  s'échauffent,  en  agitant  leurs  bras,  notre  Bemi  passe  la  nuit, 
dans  un  mouvement  continuel,  se  souffletant  pour  chasser  et  luer 
ses  terribles  ennemis,  caressé  de  temps  en  temps  des  ailes  des 
cha  uves- souris,  volant  librement  dans  cette  chambre^ 

Mattio  Francesi  dédie,  à  son  tour,  un  (apitelo  à  la  Maia  netti, 
où  il  coucha  dans  une  misérable  auberge  après  avoir  soupe  d'une 
couple  d'œufs  sans  sel.  Le  Mauro,  en  faisant  ta  description  de 
son  voyage  à  Rome,  n'oublie  pas  non  plus  les  ennuis  que  son  mU 

>  éd.  Renier  pttC  XX  son.iti:  éd.  Cappelli -Femri  p.  So.  93. 

*  cfr.  l'aiticle  de  Mr  V.  Rossi  dan;  le  GÍotu.  Stör,  della  lell.  il.  XXVT 


POéSŒ    BDIU.ESQDE    FRANÇAISE   DE   LA    RBKAISSANCB. 


225 


mid  cause  et  pins  tard  l'Abati,  dans  son  Fíaggió,  répétera  les  denx 
■ntees  motifs,  le  souper  composé  „di  sposo  gallo"  et  d'une  poule 
l^e  l'âge  a  rendue  vénérable  et  le  lit,  oit  ¡I  attendi  avec  impa- 
ïtieDce,  la  pointe  du  jour 

In  nero  letlo  a  ritrovar  l' iiiirora." 
Il  n'y  a,  A  cette  époque,  qac  messer  Francesco  Coppetta,  qui 
chante  les  louanges  de  „1'  Osteria",  mais  il  ^il  bien  qu'il  soutient 
par  là  un  paradoxe,  non  moins  évident  que  les  /oJi  de  la  fièvre, 
de  la  pestilence  etc.  formant  les  délices  des  autres  poètes  de  son 
temps.  Il  arrive  en  outre  que,  dans  ces  cabarets,  on  rencontre  des 
pédants  et  des  fâcheux,  lorsque  le  fâcheux  ne  vous  rend  pas  visite 
diez  vous,  ou  ¿  l'Eglise.  Cesi  là  une  inspiration  tirée  d'Horace, 
mais  le  fâcheux  italien  se  confond,  le  plus  souvent,  avec  ce  pédant, 
auquel  les  poètes  et  les  prosateurs  de  la  Péninsule  avaient  dédié 
une  littérature  tout  entière. 

Dans  la  poésie  française,  on  rencontre,  à  tout  moment,  les 
sujets  inspirateurs  des  poètes  burlesques  de  l'Italie  et  Régiùer  est  le 
premier,  que  je  sache,  à  s'y  essayer.  Dans  sa  dixième  satire,  il 
itons  expose  comment  sa  mauvaise  étoile  le  ni  tomber  sous  les  griffes 
d'an  fâcheux  et  ce  fâcheux  s'empare  de  lui,  comme  une  araignée 
de  sa  proie,  le  mène  à  sa  maison,  l'oblige  de  partager  son  dîner 
et  Ini  fait  si  bonne  chère,  que  le  malheureux  poète  est  forcé  de 
prendre  la  poudre  d'escampette.  L'inspiration  tirée  du  Bemi  est 
ici  évidente.  Mais  sa  fuite  le  fait  tomber  de  fièvre  en  chaud  mal, 
car,  dans  la  satire  suivante,  on  le  voit  dans  une  chambre  sale, 
sombre  et  remplie  de  toute  sorte  d'ordures. 

Dans  le  Cabinel  safyrique.  que  nous  connaissons  déjà,  les  con- 
temporains de  Régnier,  savoir  Sigognes,  Motin,  Berthelot,  Maynard, 
s'amusent  (ort  souvent  à  des  descriptions  pareilles,  mais  sans 
ancone  originalité.  Voici,  par  exemple,  ce  que  chante,  à  ce  pro- 
pos, le  sieur  de  Sigognes,  réunissant  la  mauvaise  table  et  le 
gîte,  selon  le  type  commun  à  tous  ces  rédts: 
„Entre  la  pace  n  b  panaise 

^^^  Sans  chaire  ny  uns  tabouret 

^^^1  Je  sais  ici  mal  ì  mon  aiie 

^^^^L  Desïus  le  lict  d'un  cabaret 

^^^^^^^^H  Riduil  sans  besoin  de  dielte 

^^^^^^^^^h  A  faire  un  malbeureux  repas 

^^^^^^^^H  De  deux  <Eufs  en  une  omeiclle 

^^^^^^^^^  Et  Dianmoins       e 

^^p}D  Loreu 
^ppédauta,  c 


it  joai  gras  . 


I  Lorens,   d'après  Régnier,   répète  la  descriptioi 


i  repas  de 


Que  dispale 


le  couper  o 


et  dont  la  malpropreté    est   telle    que    les  mets  les  plus  exquis  ne 
p«nn-ent  exciter  l'appétit  de  notre  auteur.    Ailleurs  (voyez  Tricolet, 

tuia.  FhiL  XXV.                                                                     ¡. 
J 


220  P.  TOLDO» 

Variétés  bibliographiques  p.  290)  il  a  le  malheur  de  rencontrer  un 
fâcheux,  dont  il  ne  sait  comment  se  débarasser  et  il  se  trouve  par 
là  dans  une  autre  situation  identique  à  celle  de  Régnier.  Un 
autre  fâcheux  se  présentera  ensuite  à  Angoulevent,  qui  aura  beau- 
coup de  peine  à  se  tirer  d'affaire.  Cet  inconnu  s'approche  de  notre 
cadet,  tandis  que  celui-ci  contemplait  le  spectacle  de  Paris,  à  la 
tombée  de  la  nuit:  il  l'oblige  de  se  rendre  dans  un  fort  vilain 
logis  et  d'admirer,  coûte  que  coûte,  une  collection  vraiment  extra- 
ordinaire, mais  dont  Rabelais  avait  déjà  donné  le  modèle: 

„Pour  le  premier  article  une  aulne  d'arc  en  ciel,  . . . 
Une  dragme  des  fleurs  de  Jeanne  la  pucelle, 
Le  busque  de  Lays,  quatre  plumes  de  Taîsle 
Du  petit  Cupidon" 

et  avec  cela  „les  pleurs"  de  Marc  Antoine  „enchâssées  en  de  l'oi^, 
Torteli  de  Grandgousier,  de  Teau  du  déluge  „pétrifiée",  des  che- 
veux de  Morgante, 

„Un  peu  de  la  sueur  d'Alexandre  le  Grand" 

et  un  commentaire  de  PArétin,  composé  par  un  napolitain. 

Dans  le  Parnasse  des  poèUs  soiyrtques  par  le  sieur  Théophile 
(1625),  on  lit  une  autre  composition  dans  le  même  goût,  les 
Regrets  faits  sur  un  fascheux  logis  et  qui  commencent  par  une 
sorte  de  prière,  répétée  dans  le  cours  de  la  pièce  et  assez  com- 
mune, à  ce  genre  de  compositions: 

„Délivre  moy  seigneiu:  de  ce  triste  séjour 

De  ce  fascheux  logis  ou  j'oi  crier  sans  cesse, 

Les  maistres,  les  valets,  les  hostes  et  l'hostesse  ..." 

Théophile  se  plaît,  en  outre,  à  la  description  de  toutes  les  hor- 
reurs de  cet  hôtel;  il  nous  représente  l'escalier,  où  l'on  trébucht^ 
à  chaque  pas,  le  grenier  qui  lui  sert  de  chambre  à  coucher,  et  ci^ 
il  trouve  „la  troupe  affamée"  des  souris.  Dans  ce  grenier  on  e^  ' 
exposé  au  vent,  à  la  pluie  et  à  la  fumée  et  le  lit  est  en  rappo^ 
direct  avec  la  propreté  de  la  chambre: 

„Délivre  moy  seigneur  de  tous  les  mendians 
Qui  sont  dedans  le  lict,  comme  poux  et  punaises 
Puces  et  autres  gens  taut  galoux  que  galoises." 

Courval- Sonnet    dans   ses  Exercices   de   ce  temps   imite    directeme^^ 
Régnier,  en  exposant  ses  aventures  avec  un  fâcheux: 

„Attentif  à  la  messe  un  jour  à  saint  Eustache 

Un  jeune  cavalier  relevé  de  pannache, 

La  botte  blanche  en  jambe,  et  la  gaulle  en  la  main. 

D'un  curedent  de  roze  entretenant  sa  fain. 

Me  vit  devotieux,  à  genoux  en  prières." 

L'aventure   de  Régnier   se  répète,    dans  ses  moindres  détails, 
fâcheux  tire  de  sa  poche  un  sonnet,  dont  il  menace  le  malheut^^ 
Courval   et  ce  qu'il  y  a  d'assez  original,   c'est   Tétrange   confu^^ 


POiSIB  BURUSQUB  FRANÇAISE  DE  LA   RENAISSANCE.  227 

des  œuvres  et  des  mots  de  cet  importun,  confondant  „camaleón'' 
avec  „pantaleons"  et  chantant: 

„qu'Ovide  en  sa  meteropsicose 
DesmeDt,  Pitagoras  en  sa  Metamorphose/' 

Avec  Sarazin  nous  nous  retrouvons  de  nouveau  dans  un  fort 
mauvais  gîte.  Le  poète  est  logé  „à  une  hôtellerie"  qui  rappelle 
de  près  celle  de  Théophile: 

„Saisi  d'un  déplaisir  extrême, 
En  rêvant  j'attens  le  matin, 
Dans  un  lit  ou  le  sommeil  même 
Pourroit  bien  perdre  son  latin. 
Toute  la  nature  sommeille; 
Mais  non,  j'ai  tort,  je  m'apperçois 
Que  dans  ce  beau  lit  où  je  veille 
Les  puces  veillent  avec  moi  . , ." 

Saint- Amant,  à  son  tour,  dans  son  Mauvais  logement^  nous  décrit, 
avec  beaucoup  de  verve,   comment  il  passa  une  nuit  blanche: 

„Giste  dans  un  chien  de  grabat. 
Sur  un  infame  lict  de  plume, 
Entre  deux  draps  teints  d'apostume 
Où  la  vermine  me  combat  . .  .'* 

Quelques  efforts  qu'il  fasse,  il  ne  peut  fermer  un  oeil  de  toute  la 
nuit;  il  voit  sur  sa  tête  voler  les  chauves-souris,  il  se  croit  entouré 
de  lutins  et  entend  autour  de  lui  des  bruits  étranges.  Les  souris 
courent  librement  dans  sa  chambre,  les  cousins  le  piquent  „d'une 
fureur  extresme"  et  il  doit  soutenir  un  véritable  combat: 

„L'un  sur  ma  main  donne  en  sang -sue; 

L'autre  sur  ma  trogne  se  rue. 

Me  rendant  presque  tout  meseau 

Je  les  poursuy,  je  les  attrape. 

Et  sans  m'épargner  le  museau 

Pour  les  y  tuer  je  me  frape." 

-^si  que  le  Bemi,  dont  l'imitation  est  évidente,  il  compte  les 
*^cures  de  son  martyr,  en  entendant  tous  les  coups  de  la  cloche, 
^chant,  d'éviter  la  vilaine  couverture,  qui  s*oñre  à  ses  baisers  et 
^  tournant  de  tous  les  côtés  „comme  un  oyson  à  la  broche". 

Vers  la  même  époque  ce  Billault,    mieux  connu  sous  le  nom 

^     maître  Adam   menuisier  de  Nevers,    dont   nous   avons   fait   la 

^^Hixaissance  tout  à  l'heure,  décrit,  dans  un  sonnet,  les  horreurs  de 

crhambre,    où   les   draps  „sont  blancs   comme   ébène"   et  où  la 

^^té  le   ronge   de   tous   les   côtés.     La  comparaison    de    Tébène 

*^^^«  comme  on  voit  des  dents  aux  draps  de  lit 

Sarrasin  lui  aussi  avait  eu  le  malheur  de  rencontrer  un  fâcheux 
.     ^'est  étrange   qu'il  le  rencontre,  tout  justement  comme  Courval, 
^*^On  dans  une  église  au  moins  tout  près  d'elle: 

15» 


J= 


u  assez  Urd  et  si 
G  chez  nioy  pour 


Celui  qui  l'airéte  est  un  marquis,  qui  le  force,  nouvelle 
avec  ses  devanciers,  d'écouter  une  composition  en  vers, 
dare  d'avance,  ainsi  qu'Oronte  du  Misanthrope,  on  ne 
plus  channante: 

„Je  l'u  déja  monslrée  &  plndeurs  beiui  eaprits 
Et  Dul,  sans  me  dater,  n'en  parle  avec  mespns." 

Sairasin,  de  même  que  ses  prédécesseurs,  ne  dit  mot  et  profite  de 
la  première  occasion,  pour  se  sauver. 

Mais  le  maître  à  tous,  avant  Molière  dans  la  peinture  des 
fâcheux,  est  sans  doute  Scarron,  qui  dans  sa  satire  adressée  au 
maréchal  d'AIbrel,  nous  offi^  une  foule  de  variétés  de  cette  nom- 
breuse famille,  en  embrassant  les  deux  sexes.  Il  y  a  ¡es  fâcheux, 
qui  jouissent  de  l'estime  publique  et  qu'on  est  forcé  d'écouter  avec 
déférence;  il  y  a  le  fächeus  dont: 

„Tout  ce  qu'il  dit  eil  pointe  d'épigrimmes", 
d'autres,  qui  vous  accablent  de  cérémonies: 

„Je  ïis  un  jour  deui  hommeä  de  la  sorte 

h'eslocader  en  s'offraol  une  porte. 

Sans  qu'aucun  d'cui  eût  jamais  le  dernier, 

El  leur  conflit  fut  d'an  quart  d'heure  entier", 
d'autres  encore,  qui  courtisent  toutes  les  dames  et  qui  se  croient 
irrésistibles,  Íes  „diseurs  de  rien",  cens  qui  font  de  longues  visites, 
ceux  qui  chantt-nt,  ceux  qui  récitent  leurs  vers,  ceux  qui  vous  con- 
tent, à  tout  propos,  de  vieilles  historietles  á  faire  dormir  debout 
et  enfin  les  parasites,  les  mauvais  plaisants,  les  admirateurs  impor- 
tuns et  les  amis  de  tout  le  monde.  C'est  à  cetle  dernière  classe 
qu'apparu  en  t: 

„Le  franc  bourgeois,  qui  fait  l'homme  de  cour. 

Et  quand  il  est  chez  les  jrens  de  la  ville 

Qui  dit  tout  sec,  Turenoe,  Longueville 


1 


(Se  gardant  bien  de  dor 

Le  fâcheux  et  le  repas  eimuyeux 
chose,  car  on  rencontre  aussi: 


r  du  monsieur)  . . ." 
:  forment  souvent  qu'u 


s  les  jours  vous  prie 
n  michant  repis, 
n'y  retourne  pM." 

i  pécheresses,  devenues  béguines,  ont  un 
rang  à  part  et  le  poète  burlesque  précède,  par  là,  le  plus  célèbre 
des  auteurs  comiques  de  ta  France.  Et  ce  n'est  pas  seulement 
dans  cette  composition  que  Scarron  s'en  prend  à  l'engeance  des 
importuns.  Dans  une  épitrc  à  monsieur  d'Elbène,  il  lui  conte 
t  dâ  endurer  les  discours   ennuyeux  d'un  membre  de 


,....  (L')imporlui; 
D'aller  chez  lui  pieni! 
El  le  fait  tel  qu'oi 

Les  précieuses. 


comment  il  ; 


POÉSn  BURLESQUE  FR4NÇAISB  DB  LA  RENAISSANCE.  229 

k  nómbrense  &mflle  des  fâcheux.  Celui,  qui  vient  de  lui  rendre 
visite,  se  déclare  poète  burlesque  et  lié  d'amitié  avec  tous  les 
écrívaíns  en  renom  de  son  époque: 

„Colletet  m'a  iidt  boire  avecque  Furetière. 
J'ai  fumé  quelquefois  avecqne  SaiDt-Amant." 

On  comprend  qu'au  moment  où  Boileau  prenait  la  plume  pour 
traiter  ces  différents  sujets,  ce  genre  était  déjà  vieux  et  n'aurait  su 
présenter  aucune  originalité,  si  ce  n'est  dans  la  forme. 

A  suivre. 

P.  TOLDO. 


n  Fiooimno. 

(Fortsetzung;   s.  Ztschr.  XXIV,  329.) 


V.» 


I. 


Veni  colomba  speciosa  mea 
Che,  al  eterno,  madre  fusti  eletta; 
Refugium  est  qui  confident  in  ea; 
Del  tuo  Alessandro,  madre,   i  preghi 

accepta. 
Regine  et  concubine,  laudante  ea, 
A  te  ricorro  regina  perfetta: 
Aperiens  os  meum  qui  nuntiare. 

2. 
Prego  che  scaldi  il  debole  inteletto 
O  dolce  madre,   non  mi  abbandonare 
Ch*  io  possa  dir  dell'  imperio  perfetto 
Che  Sigismondo  re  fassi  chiamare: 
Re  di  Buemmia  imperadore  è  detto 
Del  populo  Roman  sanza  fallare 
£  come  a  Lucha  fece  arannamento 
Quel    sacro    impero    e    giusto    reggi- 
mento. 

3- 
In    questo    canto    ancor   vo'  che    si 

spande* 
De'  Venetiani  1'  armata  lucente. 
De'  Genovesi  la  sconfìtta  grande 
£  del  guasto  che  a  Lucha  die  il  pos- 
sente' 


E  della  giente  dello  imperadore 
Come  contra  di  lor  mostrar  valore. 


I  Venetiani  si  fenno  un'  armata 
La  qual  mandomo  in  nel  porto  Pisano 
A*  Genovesi  si  fu  poi  dirizzata 
Ardendo  là  rìndrca  monte  e  piano 
E  i  Genovesi  si  fen  radunata 
Per  volerli  cacciar  se  de"  potranno 
£  un'  armata  fenno  in  pochi  die 
Di  dieci  navi  e  quindici  galee, 

5. 
I  Venetian,  siccome  mio  dir  snona, 

Venti  galee  e  molto  bene  in  punto; 

Nessuna  nave*  né  trista  né  buona. 

Ma  una  galeazza^  lor  raggiunto 

Da  i  Fiorentini  fa  con  gente  buona, 

Experta  in   mare  e  poi  '1  valor  con- 
giunto, 

Con  senno  e  con  destrezza,  a  me  m 

pare 

Che  'n  tutto  là  mal  non  può  capitare 

6. 
I  Grenovesi  d'  animo  gentile 
I  Venetiani  andarono  a  trovare 


^  Nel  Ms.  1661    manca  questo  canto  come  pure  parte  del  seguente  61 
air  Ott.  85. 

*  Spande.     Reminiscenza  Dantesca  (Inf.;  26;  3). 
3  //  possente:  il  popolo  Fiorentino. 

*  A,  cioè,  contro. 

'^  De:  forse  sta  per  dessi. 

*  Sott.:  era. 

^  Galeazza:  nave  maggiore  della  galea,  di  forma  lunga  e  piatta. 


n.  PICCININO. 


Id  nel  porto  Pisan,  toiíiulo  a  vile 
TuUa  I'  armali  loro,  e  capitale 
Non  ne  facea  tjurìi»  genie  virile. 
I  VeDelian  col  senno,  che  più  vale 
Che  U  ïUpccbia,  sltelli  sì  serraron 
Addosso  a  Genoveii  si  cacciare. 


Genovesi  erano  in  naove  sette, 
calce  e  cola  n'  eran  diece' 
Cbt  de'  oimici  lot  mai  si  credette 
Che  a  trovar  1'  «ndasscr,  come  fece. 
Quelle  de'  Veoelìani  strette  strette 
Il  vento  in  nelle  vele  Teria  bresce,* 
Sicché  co'  remi  era  lor  forza  andare 
Cht  '1  vesto   dava  all'  uno   M'  altro 

S. 

Parbino  (?)  era  silocco,  e  poco  stante 
E  Marïnaccio  e  poi  un  po'  Provenza 
Un  po'  di  ponentin  tanto  che  avante 

Co'  Venetian  s'  abbocca,  poco  slantc 
Levante  fa  con  tutta  sua  poasenza; 
Be'  Vcnetiali  le  vele  gonliaro 
Quelle  de'  Genovesi  allor  giù  cascato. 

9- 
Nove  galee  de-'  Genovesi  prima 
Co'  Venetian  si  futo  rìlrovaie; 
Or  qai  di  morti  furo  la  rovina: 
Pali  di  ferro  e  le  lance  giltaCe 


E  colle  vele  piene  ne  venia 
La  i;aleazïa  e  suo  armali  campioni  : 
All'ammiraglio'  questa  si  feria 
De'  Gcnnvcsi,  e  non  valse  difesa 
Chi  presa  I'  ebbe  seni'  altra  contesa. 

De'  Genovesi  sei  galee  venían 
Driëto  a  queste  nove,  fermamente; 
Vedendo  il  capitan  menarne  via, 
Ver' Genova  si  vollan  prestamente; 
Le  Dove  luroD  prese,  in  fede  mia. 
Salvo  che  una  che  v'  era  il  possente 
Marian  da  Piombin  che  via  s'  andoe 
E  per  forza  de'  remi  elli  scampo«. 


DeU'i 


Oh  quanti 

Sani  e  feriti  per 


mar  trabuccare.' 


Alle  braccia  li  pigliai 
Ognun  sua  parte  assa 
Come  se  liixKno  orsi 


beo  diiendea 
iwer  lioni, 


e  furo 


E  iiivi  preso  il  magno  capitano 
Di  Spinola  Francesco,  di  valore; 
Chi  fuggite  non  fusser  per  certano 
Quelle  galee  e  che  se  di  buon  cuore 
Ognim  ferito  avesse,  com'  io  spiano, 
Per  certo  i  Venetian!  presi  eran  tutti 
Là  dove  ¡  Genovesi  fur  distrutli.» 

'ì- 
A  Vinegia  lomar  con  gran  vittoria. 
Del  pre^o  capitano  e  d'  altra  giente 
E  della  rotta  grande  fer  memoria 
Davanti  al  duce*  ci  a  tuli' altra  gienle, 
E  imprigionalo  fu,  come  la  Moria 
Dice,  Francesco  Spinola  valente. 

Di  Lucha  e  dell'  imperio  vo'  contare. 

Picciola  Lucha,  ben  ti  puoi  gloriare 
Chi  '1   mondo   tolto   ismosso  hai  per 

11  duca  di  Milan  per  te  aiuiate, 
Senesi  e  Geooveu,  e  poi  il  lovruio 


'.    Se  il  poeta  intende  dir  brtseia  {piccolo  spiro  di  vento  fresco), 
vento  brescia  feria  nelle  vele  quelle  de"  Veneiiaoi  etc 
'  Trabuccare  =  traboccare,  cioè,  precipitare  dalle  barche  nel  mare. 
■  AlV  ammiraglio:  contro  la  nave  ammiraglia. 

'  Costruisci:  Se  quelle  galee  per  certo  non  fossero  ftiggitc,  e  se  ognuno 
avesse  ferito  di  cuore,  i  Veneziani  sarebbero  stati  presi  dove  i  Genovesi 
fiuon  distiutli. 

*  Dtâce,  per  doge.    Era  doge  Francesco  FoicatL 


»3» 


A.  PELLEGROn, 


Impendoi  le  tì«k  ■  govcnurc 
UrnOc  c  mansiiclo  dolce  e  piano 
Con  principi  e  baroa  di  littii  degni. 
sana  aliti  Mgai. 


Fa  ncevnto  con  gtaa  r 

In  Lacha  bella,  nobile  cìUad«: 

L' onoi  eti'  egli  «bbe,  dir  io  noi  polra 

Poichi  invino  non  li 


Di  Umesio  fu  ippanto  >  Irentna  gìoino 
Nel  mille  quattrocento  trmUdae 
Che   in    Lad»    entiò   t'  impcndoi 
■domo.' 
Uh  qiunU  festa  tn  i  Laccheü  tnt 
Vedendo  qaell'  imperio  sì  eìoconiJo 
E  prìncipi  dirìeio  a  due  a  due 
E  poi  baron  marchen  e  cavabeii, 
Donzelle,  comi,  tagua  e  scndierì.* 

l6. 
D'  ogni  belli  idomo  è  sua  persona. 
Excellente,  gentil  viene  e  contante. 
Prude  Ole,  fotte,  siccome  il  dii  snocia. 
Giusto,  cnapûâcente  e  temperante 
Quanto  mai  fuise  imperio  di  cotona, 
Consiglio,  onote  avea  con  riilii  taaI<^ 
Altiero,  ornile,  «obrìo  et  astinente 
E  forte,  in  bello  spirto  e  intelligente; 


Fede,  speranza  aves  con  carìtade. 
Liberale  eia,  il  giaio  in  mia  œdenu, 
E  ben  pareva  degna  maèslade. 


TroTOSsi  allor  Gonfalonier  maggiotc 
Nicolao  bttcgbi  nobii  cittadino, 
E  con  molli  Lacchesì,  sanu  enore, 
Fuor  della  porta  entrarono  in  camino 
Andar'  in  contra  dello  imperadorci 
Con  riverenza  ginocchioni  e  inchino 

E  drente  la  cittì  1'  accompagnato. 


E  feKa  e  allegtessa  e  i  grand'  onori 
Che  fcT  Lacche»*  all' Imperador  cara 
Tulli  vestiti  di  vari  colori. 
Di  lana  e  seta  quando  in  Lucha  entrato! 
Cherìci  e  preti  dcDa  porta  faori 
E  molte  ailiquie  sante  si  portare 
E  cantando  tolta  voce:  „ Clemen tissime 
„Veni  regìe  Buëmie  potentissime." 

10. 
E  riposati  furono  al  palagio, 
A  tutti  suo  baron  fu  dato  stanza 
Chi  ríposare  si  potemo  ad  ^o, 
E  per  la  terra  chi   canta  e  chi  dana 
Pct  amor  dell'  imperio  a  tale  agio. 
Pochi  di  ste,  vi  giuro  in  mia  leinza,' 


'  Sigismondo  re  de'  Romani. 

*  Tolgo  dal  Morelli  {Ricordi  cil.  I  pg.  lOJ):  „Lo  imperadore  venne  ■ 
„Lucca  a  di  ...  di  ...  con  Soo  cavagli  Uogheri.  (Numero  di  cavagli  et  ba- 
„roni  che  venneno  in  Italia  etc.)  Iji  penona  dello 'mpera  dore  con  limila  ca- 
„vagli  — .  Il  Re  di  Polonia  con  iz  m.  cavagli  e  looo  arcierL  II  Sìg.  Pippo 
„da  Fioreuza  (Filippo  Spano  degli  Scolari)  fatto  Capitano  Generale  et  dandogli 
„il  detto  iropeiadore  io  m.  cavagli  — .  Lamoretlo  Torco  in  persona  con 
„Il  miglia  cavagli  — .  Mess.  Marsilio  da  Ferrara,  fallo  per  delto  impendorc 
„Duca  di  Padova,  et  di  Trcvigi,  et  dagli  ti  m.  cavagli  — .  Mess.  Brun 
„dalla  Scala,  fitto  pet  lo  'mperadore  Conte  di  Verona,  con  X  m,  cavagli  — . 
„£1  Doge  de  li  Veneziani  al  suo  setvigio  con  J  m.  cavagli  — .  El  Conte 
„Orano  della  Magna,  con  5  mila  cavagli  — .  Andrea  de  Patma,  btlo  pet 
„lo  'mperadore  Capitano  Generale,  con  XX  m.  fanti  — .  Fagino  Cane,  EitM 
„pei  lo  'mperadore  Vicario,  et  Doge  della  gente,  con  5  m.  cavagli  — .  Cale- 
„lani  siano  armati  a  posta  di  detto  Imperatore,  corpi  di  quaranta  di  G«lie  ~ 
„Sommano  in  tutto  cavagli  94  m.  et  fanti  20  m.  e  corpi  40  galee.  —  Zaib- 
te¿U'  piar,  di  doiuello.     Ragaiti:  iatendì,  servi  gioianìssimi. 

»  Sotl.:  per. 

•  Sott.:  1'  articolo  i. 

'  L'  imperatore  venne  in  Lucca  I'  ultimo  di  Mag^o  e  vi  rimase  t6  {forili 
(Vedi  op.  ÓL  di  A.  FeUegrini}. 


IL  PICCININO. 


233 


Cbè  1  franco  Niccolò  da  Tolentino 
Mandato  fa  dal  comun  Fiorentino 

21. 
A  dare  il  guasto  ai  poveri  Lucchesi;^ 
Ma  poco  goadagnaro,  in  fede  mia: 
Per  la  pianura  si  fdron  distesi 
Siccome  giente  piena  di  resia' 
Ardendo  ed  abbruciando  que'  paesi, 
Segando  il  grano  la  lor  fantaria. 
Egli  era  un  grosso  campo  senza  fallo: 
UoDuni  d'  arme  sei  miglia  a  cavallo, 

22. 
De'  fanti  a  pie  ben  mille  cinquecento. 
Qnando  la  gente  dello  imperadore 
^ntì  tal  cosa,  con  grande  ardimento 
Si  armaron  tutti  con  allegro  cuore: 

Ben  cinquecento  faron,  comMo  sento; 

Malico*  conte  è  *1  lor  conducitore. 

E  in  neir  arme  costui  forte  e  fiero  ; 

Armato  tucto  poi  montò  a  destriero. 

23. 
Í-0  imperador  chiamò  '1  guerrier  va- 
lente: 
»»Io  ti  comando  che  niun  prigione* 
^^nì  di  quella  dispietata  giente, 
»Tagliati  sian  sanza  remissione 
^hì  alla  corona  mia  non  è  ubbidiente/' 
^ispnose  il  conte  Matico  ....  : 
»»oanta  corona,  tale  aflfar  mi  piace 
j»E  di  tal  cosa  non  sarò  fallace.'* 

F  **• 

^ot   della  porta  usci  1  baron  sicuro, 

^^   imperador  a  cavai  fu  montato 

^  alquanti  baron  1' accompagnaro; 

^^   Veder  la  battaglia,  fuor  fu  andato, 


ti 


»» 


E  i  cittadin  assai  su  per  lo  muro" 
Con  balestra  ognuno  e  bene  armato 
Se  bisognasse,  i  cittadin  sovrani; 
Or  ecco  il  conte  Matico  alle  mani. 

Matico  conte  gentile  e  gagliardo 
Alla  battaglia  entrò  sansa  dimoro. 
Né  mica  fé'  come  vile  e  muzardo* 
Che  colla  lancia  abbattè  du' di  loro; 
Poscia  la  spada  trasse  sanza  tardo, 
£  la  sua  giente  per  cotal  tenore 
Ben  seguiva,  ciascun  prode  e  valente. 
Ferendo  sempre  sanza  dir  mai  niente. 

26. 
Il  capitan  veggendo  tal  sembianti 
Di  que'  Todeschi^  il  feroce  assalire, 
Con  ben  mille  cavalli  si  fue  avanti 
Ferendo  con  ismisurato  ardire: 
Tollentin,  sempre  gridar  tutti  quanti, 
E  que'  Tedeschi  ferian  sanza  mire 
Sopra  de'  Florentin,  con  ardimento 
Ferendo  e  dando  lor  mortai  tormento. 

Sanza  fidare  1'  un  1'  altro  di  niente 
Cominciò  tal  battaglia,  com'  io  intendo, 
À  destra  et  a  sinistra  fortemente, 
E  V  una  parte  e  1'  altra  vien  ferendo. 
A  i  Fiorentini  non  valeva  niente, 
S'  eran  feriti,  dire  :  „A  te  m'  arrendo", 
Che  que'  Tedeschi  niente  intendeano 
Sicché  a  mercè  niun  non  ne  prendeano. 

28. 
Que'  Buemi  ferìano  di  buona  voglia 
Con    masse,    dardi,   lance    e    chi  con 

spade 


*  Niccolò  da  Tolentino  arrivò  1*  8  Giugno  del  1431  — .  Di  questo  assalto, 
r  op.  cit.  di  A.  Pellegrini. 

*  Rtsia,  per  eresia. 

*  L'  autore  chiama  sempre  questo  personaggio,  di  cui  si  ha  anche  me- 
^^*^a  in  Pietro  Rossi  (R.  I.  S.;  XX;  42)  e  nel  Cavalcanti  (op.  cit.;  I;  489),  il 
?^^te  Matico   o  Maticho.     Forse   era   quel   conte   Matillo   de  Tollomitz   (dice 

•  ^ongi:  in  una  sua  pubblicaz.  per  nozze  A.  D*  Ancona)  che  apparisce  con 
^.^  signori  del  seguito  di  Sigismondo  nel  diploma  rilasciato  al  Marchese 
^   Ì^dantova,    il  6  Maggio  1432.    Lunig,  C,  D,  voi.  i.  1376. 

*  Sott:  disse. 

^  Sott.:  andarono. 

*  Mutardo  =  musardo:  sta  per  ozioso. 
'  Sott.:  e. 


234 


A.  PELLEGRINI, 


Facendo    a   i   Fiorentín    portar   f^nn 

doglia  ; 
Di  segar  lasciar  le  gente  brade* 
Il  gran  perchè  tremavan  come  foglia. 
Di  loro  scampo  non  vedeano  strade, 
K  que'  Tedeschi  al  ferir  avizzati 
Parean  sopra  di  lor  cani  arrabbiati. 

29. 
La  battaglia  era  grande  e  perigliosa 
Que'  dell'  imperio  e  '1  campo  Fioren- 
tino, 
Niccolò  Tollentin  non  trova  posa 
Veggcndo  la  sua  giente  venir  meno, 
Giente  Tedesca  vede  valorosa 
Che  della  morte  niente  temeno; 
Poi  prestamente  la  lancia  abbassava. 
Sopra  i  Tedeschi  a  ferir  se  n'  andava. 

30. 
Vedendo  ognun  siccome  il  capitano 
Era  entrato  di  fresco  alla  battaglia. 
Ognun  feria  come  guerrier  sovrano 
Sopra    i   Tedeschi    eh'  eran    di    gran 

vaglia; 
A  que'  Tedeschi  il  populo  Lucano^ 
Fu  grand'  ajuto,  se  Cristo  mi  vaglia; 
Con  le  balestre  da  van  gran  tormento 
A  quel  da  Tolentin,  siccome  io  sento. 

31. 

Or  chi  vedesse  quel  gentil  barone 

Malico  conte  alla  battaglia  experto! 

£  nel  star  parea  proprio  un  dragone 

Ardito,  forte  e  di  grandezza  certo, 

Veracemente  pareva  un  lione. 

Col  brando,  e  sempre  lo  teneva  erto, 

Un  valoroso  paladin  feria 

De*  Fiorentini:  il  capo  si  partia, 

32. 

E  morto  cadde  del  cavai  di  botto; 

E  poi  a  quel  feria  un  altro  appresso: 
Ferillo  in  sulla  spalla,  il  baron  dotto, 
D'  un  grieve  colpo  senz*  altro  interesso 
Che  morto  il  giita  a  terra  tutto; 


Un  altro  ferì  poi  e  tanto  in  grosso 
'Quante  arme  avea  indosso  li  divise 
E  del  destrieri  in  terra  morto  il  mise. 

33. 

Ahi  !  quanto  d'arme  ni  1  baron  robusto 

Non  è  'n  nel  mondo  lingua  che  1  con- 
tasse. 
Render  fa  1'  alma  allo  Padre  celate 
Che  con  la  spada  un   suo  colpo  toc- 
casse. 
Volgendosi  aspro,  valoroso  e  destro, 
Certo  pareva  che  vampo  menasse. 
E  la  sua  giente  il^  segue  con  ardire 
E  i  buon  Lucan  ne  fanno  assai  morire. 

34. 
E  quel  da  Tolletin  veggendo  tale 

Fortezza  in   que'  Tedeschi   e  ne'  Lu- 

chani. 
Diceva:  ,Jo  giuro  al  re  celestiale 
„Che  questa  giente  son  peggio  che  cani 
„E  mai  tal  giente  vidi  io  si  bestiale 
Non  curar  lo  morir,  e  chi  alle  mani 
Viene,  nissun  di  lor  può  far  ragione 
„D*  esser  li  morto,  e  non  d'  esser  pri- 
gione, 

3S. 
„Onde  torniamo  addietro."     Si  dicea 

Alla  sua  giente,  e  poi  si  abbandona 

In  ver'  Firenze  quanto  più  potea, 

£  la  sua  giente  drieto  lui  si  sprona. 

E  cosi  bella  giente  si  partea 

E  giurava  alla  madre  corona: 

„In  quel  di  Lucha  mai  non  veroe, 

„Questa  è  la  prima  e  mai  ritorncroe.*  • 

36. 

Drieto  ai  Fiorentini  sperona  forte, 
Matico,  nobil  valoroso  conte: 
Ben  lo  seguia  sua  giente  per  tal  sort,  e 
E  i  buon  Lucchesi  per  vendicar  V  ont^ 
Molti  di  lor  mettendo  a  crudel  mort^ 
Il  sole  andava  già  sotto  del  monte 
Onde  i  fuggenti  via  lassono  gire 
E  'n  verso  la  città  volsen  redire. 


tt 


If 


*  Brade:  viene  dal  provenzale  Braidis  e  vale,  impetuoso,  focoso, 
2  Si  sott,  il  verbo.         ^  Leggi:  che  quante  etc, 
^  //  =  Io.     Si  riferisce  a  Matico. 


IL   PICCININO. 


ajS 


37- 


li  Todeschi  e  coi  popui  Luchano, 
DiTinli  all'  ìmpcTlec  fu  ginocchiato 
El  egli  il  benedisse  con  sua  mano. 
Veilule  avea  le  prove  del  campione, 
In  salla  spaila  a  quel  baron  sovrano 
Dji  della  roano,  disse:  Io  di  proinello 
Per  San  di  vos  che  sa  ud  ben  vallelto. 

j«. 

Riposali  jHÌl  giorni,  a  parlar  prese 
L' imperad  ore  e  disse:  „Io  vorrei 
„Che  voi  mandaste  san  za  più  conlese 
„Per  <)iic)ti  i  qoali  voi  chiamate  giudei, 
„Fate  che  T^¡Dan  qní  a  me  palese 
,Jsti  qui  sani  nisi  giura  Dei." 

Mandato  fu  per  lor  leai'  altro  dire 
E  Tur  davanti  a  lor  fatti  venire. 

39. 
Eisendo  avanli  a  lui  que'  j^udei  liisli, 
Lo  imperador  cniriiaciava  a  parlare: 
„Vm  ii  dicetli  in  passione  Crhriili. 
„Che  »olo  Cesar  ha  sopra  voi  a  Tare, 
„Da  che'  voi  tiele  «otto  i  rniei  conquisli 
„Mille  ducali  fate  dì  portare." 
I   Malico  conte  chiamò  sania  lena' 
KB  dice:  Tanas  ibi  bastalena.' 

r  40. 

Ud  gitel  londo  fe'¡  poi  comandoe 
A  que'  Giudei  che  qui  entro  entrasse. 
Mille  dncali  apportali  vi  Tue 
Prima  che  di  quel  giro  uom  si  giollasse. 
Contetìone'  auai  vi  si  Te'  sue, 
E  iiu  convìnti,  e  mostra  che  pagasse 
Hille  ducati  oltre  più  di  cento 
De'  quali  «1  conte  Teron  donatnentn. 

41. 
„Voi  li  diceste,  dicea  Io  impetìeio, 
passione  del  buon  signor  Yhesù 


'  Saiua  Una;  subito. 
'  Bailalena:  a  tatto  pc 

*  C«ntesiÒne,   forse  SI«  ] 

•  D^  per  devi. 
'  SotL:  era. 

'  Intendi:  conquiatando 


„Nisi  Ceiarem  habemus  Rej^e  Altiero 
„Cezare  sum,  saper  ben  lo  de''  tu, 
„Torlo  niaìuu  vi  faccio  a  dir  lo  vero." 
Ciascun  di  que'  Giudei  umile  fu, 
Lo  im  peri  er  del  servizio  ringraziar  o 
E  poscia  a  lot  magioi 


Poscia  ]'  imperador  lettore  scrisse 
A  Siena  a  tutte  le  lancìe  speciale 
El  al  prefetto  che  per  lui  venisse, 
Che  ai  trovava  a  Siena  in  vciiladc 
Detto  prefeilo,  perchè  '1  papa  misse 
n  campo  alle  sue  terre  onde  levale 
Le  furoD  tutte,  e  Vclralla  la  prima, 
Sutri  e  Civitavecchia  che  è  di  stima. 

«- 
Onde  quel  genliluom  detto  prefetto, 
A  Siena  con  sua  giente  hi  riJuttu 
E  bene  in  punto,  signor  vi  prometto. 
Con  dugenlo  coisier  a  suo  condntlu 

E  dugento  uomini  d' arme  di  lui  sotio 
Che  ciasceduQ  un  paladin  parea; 
Argento,  robbe  e  denar  assai  avea. 


DelU 

i  persona 

sua  gè 

ntile  e  magno 

Ben 

somigliavi 

1  schiatta  reale 

E  di  forteiia 

non  av 

«a  compilo, 

Del  sangue  di 

David 

1  generale; 

Coir 

imperio  . 

;iedell< 

:  ìxt  guadagno 

Tutu 

:  sue  lem 

jperl 

ui  conquistare  ,• 

E  da 

.  Sieni  si 

mosse 

quel  barone 

E  insieme  gir 

con  lui 

i  il  conte  Anton 

45- 
Dalla  Petgala,  dico,  il  baron  forte; 
Da  Napoli  quel  Carletto  garzone 
Con  venti  lance  segui  per  tal  aorte; 
Questo  gentile  e  pregialo  baione 
Avea  sua  gìenle  bene  gagtiärda; 


as* 


Axirhr  v*  tu  im  áhro  campióne 

Chr  âaDr  ....  Aatcmdlo  è  rhiamito, 

>nìaair  òr*  Senes  sempre  sUto. 

40. 
r>.  ve:' Firenze,  pd  pssso  srmre, 
XjMäifs:  Xirrxklc'  da  Tolentino, 
Arr^iUkhriTX-  fcTJ  smra  cercare, 
vTlhf  cTk  ir  nel!'  arme  cpme  nn  paladino, 
V   riuir&pe:  t:  Tenne,  z  ncm  dancàare, 
Konjijonifr  òl  Gnaldn.  ¿iiemcr  fino. 
XirSJear  mwcrosà  a  tal  conTcgno 
C  :C  r.-nnni:  ài  Finrenza  avea  isde^no.' 

\¡;*ura»:'  er*  ianr  s  neî  nnvn  Pisano, 
Or  inmijrlia  caTalb  e  pâù  r'  area 
t^url  M)rbeienr  x  rakv  sovrano. 
.V.  r.-tft'.e  .Vains  ¿a  Pi&a  si  scrirea: 
Cbe  coasc^ccr  pmss  andv  salvo  e 


A  Mì'uud:"  o  dc'Tinq-De  £  piacea, 
C¿c   pies   ^UL  ireste  e  im  aascnn 


Cito 


to. 


Nà!^\^  e  »cu  san:'  essere 


Cs<sìe::e  i   c:>=:e  tal  cosa  per  vera 
CVc  *bbi*  ^zi^iìs-^s  cv>.  comtm  Fioren- 

üno: 
>5*\>.è  ¿Î  trini  le::ert  scriTeva 
AÎ  Co! est«»  ac^bil  paladino. 
Che  LoJotìcc»  chi&aiAi  si  ijcera. 
E  un  idiTo  cbiâsiaio  Arisimico^. 
Ch*  è  da  Trivisi.  il  »  signor  Ardiccione, 
vCb>  *n  quel  di  Lacha  era  ciascun  ba- 

rone^ 

49. 
Che  armati  sian  ciascun  con  sua  bri- 
gata, 
£  quince  fu  dalla  Perula  il  conte. 


Fmri  il  pnifetlD  w...^  ^^  j.  ,    .   ^^^ 
Carìetto  con  le  forze  tanto  praote. 
Della  lance  ipnratr  la  mwnin, 
£  come  i  Fiorbiîb,  sobo  a  lor 
Da  Tolentin  Niccolò  fapitawo, 
Accattalmga  e  Carapd  sovrano. 

SO- 
£raTÌ  ancor  dal  canto  Fiorentino 

Nicolò  da  San  Pietro,  qnel  barane; 

(Del  Dnca  di  láilano  fa  campion  fino) 

Ad  una  rotta  rimase  prigione; 

Dì  qnaresima  fn,  siccome  io  stimo, 

E  d'  esta  rotta  non  ne  fo  mensioae; 

Picdola  fo,  ma  pur  sansa  conteso, 

Niccolò  da  San  Piero  ri  fa  proo. 

SI- 

I  Florentin  di  prìgion  lo  caTaroo 

A  petition  d'nn  Pisano  Gambacorta; 
Con   cento   lance  qnel   guerrier  sol- 
daron; 
Fiero*  battagliator,  et  honor  portL 
Di  contra,  armati,  costor  s'accanqMroa. 
La  dncal  giente  di  dò  si  conforti: 
„Se  voi  venite  noi  li  rinceremo 
„E  senxa  fallo  noi  li  rompiremo 

„Che  Michektto  è  in  gran  diviàoiie 
„Col  coman  di  Fiorenza,  certamente 
„Contra  di  noi  el  non  farà  difenskne, 
„E  questo  mi  ha  promesso  lealmente.** 
A  Lodorico  quel  gentil  barone 
E  signor  Ardiodon  fu  di  presente; 
Con  tutta  la  brigada  entrò  'n  camioo, 
Dirieto  poi  lo  segui  Arismiuo. 

53. 
Chi  di  ver'  Lucha  e  chi  di  Yetwo  Siena 

Tutti  trovarsi  armati  la  brigata, 

E  '1  conte  Antonio  colla  &ocia  strena,' 


*  Nome  proprio.    Vedi,  Finzi  (op.  cit.). 

*  Leon»  perchè  col  comun  etc. 

^  Di  Lodovico  Colonna,  vedi  il  Cavale,  (op.  cit.;  I;  208). 

*  Intend.:   E  a  un  altro  etc.  —   Di  Arismiuo,  vedi  il  Cavale,  (op.  dt.; 
voi.  cit.;  pg.  cit.)  e  il  Finzi  (op.  cit.). 

'  Litend.:  E  al  signor  etc. 

*  Sott.:  fu. 

*  Sirena:  forse  strenua.   Nel  Cavale,  (op.  cit.;  vol.  cit.;  pg.  106):  strema 
e  bellicosi  viri. 


IL  PICCININO. 


237 


2)î  «joel  di  Pisa,  intendi  mia  pensata, 
Cagli  altri  capitani  essendo  a  cena 
Coti  sua  loqnentia   sempre  isbardel- 

laU:^ 
^imm  tatti  armati,  dicea,  'n  sol  mattino, 
„£    assalteremo  il  campo  Fiorentino.** 

54. 
(^xann  consiglia  quivi  il  suo  parere; 

n  prefetto  dicea:  M^gli  ^  buon  detto.** 

£  '1   Colonnese  per  farli  piacere, 

Cli^  quel  consiglio  avea  buon  effetto, 

IHcsea:  „Ordinon    con    senno  e  con 

sapere.** 

E    simflmente  diceva  Carletto: 

Da.  IrÌTis,  Arsimin:  non  furia,  dice, 

„Se  sopra  lor  volete  eser  felice.** 

55. 
£   stretti  a  cerchio  e  tenendosi  a  mano 

Finxiaron  sopradetto  parlamento. 

U  conte  Antonio  da  Pisa,  quel  sovrano, 
In  Hartì  rientrò  la  sera  drento. 
Mettere  in  punto  fé'  ciascun  villano 
^Ua  balestra  e  con  lor  fornimento; 
^  ^orì,  i  capitani  &n  comandato 
^lie  inuanti  giorno  sia  ciascun  armato. 

56. 

^i¿  non  dormia  quel  franco  capitano 
^  Tolenlin  Niccolò,  con  ardire; 
^^^  ne  pensa  il  bue,  una  il  villano.' 
-^Qtta  la  giente  sanza  sofferire' 
'aceva  armare  perchè  sapea  certano 
'^oie  i  nimici  il  vengano  assalire 
.     *P*®  secrete  ha  dal  contrario  canto, 
'cchè  di  loro  affar  sa  tutto  quanto. 

Po-     .  "• 

^^  il  cancellieri  di  subito  appellava; 
_    ^ìchcletto  dicea  che  scrivesse 
^   tutto  r  affar  ú  V  avvisava 


Che  'n  punto  con  su  giente  si  mettesse, 
E  la  mattina,  quando  s*  appicciava 
La  gran  battaglia,  per  ala  fendesse: 
„Se  in  tal  maniera  fai,  âremo  honore 
,,£  agli  avversari  darem  pena  e  dolore, 

s«. 

„So  che  va,  la  volpe  vecchia,  piana.** 
Di  tutto  il  fatto  Micheletto  avisa, 
Onde  il  comanda  a  sua  giente  sovrana 
Che  siano  io  punto  sanz' altra  divisa, 
Armati  e  schierati  in  sulla  piana 
Di  qua  dall'Amo  del  terren  di  Pisa. 
In  sul  mattino  l' un'  e  1'  altra  gente 
Erano  armati  tutti  virilmente. 

59. 
Ben  gloriava  Marte  Dio  sovrano 

Veggendo  tanti  armati  a  tale  armare 

E  tutti  eran  del  populo  Cristiano 

Non  per  Gerusalemme  conquistare 

A  trarla  fuor  delle  mani  del  Soldano, 

Ma  per  la  fede  santa  disertare.* 

L' Inferno  ne  faceva  gran  letitia 

Che  vi  aspettavano  anime  a  divitia. 

60. 
Tutti  li  Dei  con  Marte  furon  tosto 
Accompagnarlo  per  udir  tal  arte, 
Mercurio,  Giove  e  Vener  senza  sosto, 
Minerva  con  Nettuno  e  Fiuto  parte 
Vedendo  il  Ciel  al  suo  voler  disposto. 
Tra  tutti  gli  altri  Dei  godeva  Marte 
Vedendo  tal  battaglia  con  disire. 
E  tanti  siri  si  presso  allo  martire. 

61. 
Lodovico  Colonna,  quel  saputo,* 
Dicea  cosi:  „O  cavalier  sovrani, 
„Per  esser  ciaschedun  di  noi  temuto 
„Schiere  quattro  con  du'  capitani 
„Ognun  sia*  e  fia  più  ritenuto' 


*  IsbaréUllata,  per  grandissima. 

^  '  Altro  antico  e  simile  proverbio  è:   Una  ne  pensa  il  ghiotto  e  un*  altra 

^<^ernaio, 

*  Sofferire,     Nel  senso  di  aspettare. 

*  Disertare:  dal  lat.  éUserere, 

*  Saputo:  dicesi   di  colui   che  presume  di  sapere.     Ma  è  mal  usato  nel 
'^^^^  di  persona  che  sa  il  conto  suo. 

*  Sott:  guida. 

'  £  sarà  più  forte. 


A.  PELLEGSm, 


.JI  ompo  DOHTO  e  natene  tern  ni." 

Colale  »Bat  ■  (siti  ri  piuca, 

Cbe  û  bccacr  le  sdiicrc  ogmm  úíms. 

61. 
Il  conte  Anton  da  Pì%t  lo  fi  prímaío.' 
La  prima   »cbìera   e  1  cotopigua  Cu- 

letto;' 
Qnel  Della  Pergola  p'aiioro  e  gajo 
La  sMODda  gviàb  Ini  e  '1  Ptefctto 
(De' Btmici  non  curano  un  dcDÜo); 
La  lena  tchicn  di  virtù  ricetto 
Lodovico  CoioDna  e  ino  bríganlc' 
La  nia  campagnix,  le  laace  speuate. 

63. 
La  quitta  Kbera  il  SÌg  Ardiccione. 
Con  t(»  lui  da  Tieviti  Aiinoino. 
In  ogni  schicia  v'  avea  mille  barimi 
Cbe  djichedun  pareva  un  paUdioo 
E  io  ogni  ichiera  dngeato  pedoni 
Col  conte  Anton  da  Piia  baron  fino. 
Harligiani,  Palateli,  con  Ini  andoe; 
Di  qoe«ti  mai  verno  V  abbandonoe. 

64. 
Da  Tolentin  Niccolò  cspitaDO 
1^  Mliiere  falte  avrà  che*  dubitava. 
Niccolò  da  San  Piero,  quel  lovtano, 
La  piima,*  e  Accalabriga  il  lecondava* 
Con  I'  altra  ichiera   fu   in  quel  verde 

E  Carapello  la  letH  guidava; 

La  quatta  condncea,   «"  el   dir  non 

Da  Tolentin  quel  Niccolò  ponente. 

Avea  con  aeco  nna  gran  pedonaglia 
Della  qual  non  mi  curo  raccontare. 
Sopra  li  alcioni    schierali  in  biltaglia 
Li  lor  niinici  stavano'  aspellare 
Che  sapeano  tutta  la  lor  assembraglia 


Gridando,  Duca  Daca, 


67. 

E  sopra  Niccolò  con  ■• 
Ch'  Í  da  San  Pietro,  qui 
Feline  forte  i!  baron  d" 
Maniaconioso  e 
(Che  d'  ira  nun  ti  rodeva  d 
„SI  provveduto  liom  Bon  | 
Dice  in  tra  ti;  e  poi  giidai 
„Ferite  %a;  alla  morte.  alU 

68. 


( 


Ben  lo  scgnia  tutta  la  ma  WcaU, 
Ognun  più  ñero  che  lion  e  yafiatle, 
E  la  &ua  lancia    il  buon  conte  abbai- 


Primo  che  scontra  abbaile  di  pi 
La  lancia  in  cento  peni  la  fiaccata. 
Trasse  la  spada  poi  arditamente 
E  lopra  a  Carapello  un  colpo  dava 
Che  in  piana  terra  per  foru  il  mandava. 

69. 
Di  tal  viitii  laMÒ  quel  capo  gir« 
Chi  lall I  poco  a  togli eili  la  vita. 
La  gente  sua  vendendol  ti  (eiirr. 
Il  seguìlavan  come  gente  ardita. 
I  Mastigiini  1  pii,  con  buon  volere, 
A  chi  cadeva  toglievano  la  viu 


I 


'  Prinime:  primo.   Dmle  (Inf.;  V;  1):  Cosi  disci 

*  Int.:  a  guidare  la  prima  schiera  furono  etc, 

*  Brigante:  Soldato  a  piedi.     Soli,:  goidò. 
'  C/u:  delle  quali. 

*  Sott:  guidava. 

■  Int.:  e  Accatabnga  che  lo  secondava  etc. 

*  So«.:  ad. 


L  del  cerchio  p 


I 


IL  PICCININO. 


239 


£  de'  pedoni  faœvan  tal  macello 
Ch*  en  una  scurità  pur  a  vedello. 

70. 
E  Carapello  allor  rímase  preso 
Con  moltrì  altri  baron  per  tal  tinore. 
£  vedendosi  allor  cotanto  offeso 
Da  Tolenlin,  il  gentil  feritore, 
£  per  avere  la  sua  gente  difeso, 
Nella  battaglia  entrò  con  gran  romore 
Con  Cattabriga  e  con  le  sne  masnate 
In  sulla  veste  le  lance  abbassate.^ 

7'. 
Addosso  al  conte  si  mise  a  ferire. 

Sicché  molti  di  lor  ne  scavalcaro. 

Allotta  cominciarono  a  fuggire 

£  1  conte  li  sgridava  a  tal  riparo: 

„Voltate,  non  v'  incresca  il  sofferire.**  * 

Allotta  entrava  in  nello  stormo'  amaro 

Dalla  Pergola  il  conte  grazioso 

E  *1  prefetto  da  Vico  grazioso. 

72. 
-Ahi   quante  prove  fé'  quel  giovinetto 

Ch'  è  d*  Agnolo  dalla  Pergola  figliolo! 
Primo  che  scontra,  fé*  dell*  erba  letto  ; 
^upp^  la  lancia  e  poi  nel  folto  stuolo 
^Itre    si  caccia;    e   quel   gentil   pre- 
fetto, 
^ome  sparvier  in  sulla  quaglia,  duolo  *  ; 
"rinaji  che  landa  rompa  sua  persona 
^1  abbatte  quattro,  come  mio  dir  suona. 


73. 
niente  valeva  lo  ferire, 


Ma 

**^    da  San  Pietro  Nicolò  valente 


I>i 
I>a 
In 


<)iiei  del  Duca  assai  facea  morire  ; 
^   era  via  a  quel  baron  possente 
^^ni  luoco  pel  suo  grand*  ardire, 
^arletto   il   seguía,    s*  el   dir   non 

mente. 
f^*^otta  alla  battaglia  entrò  su  poi 
*-^<lovico  Colonna;  e  tutti  i  suoi 


74. 


Entrar  con  lui,  quelle  lance  spezzate, 
Arismin  dietro  a  lor  con  Ardiccione 
Sopra  ì  nimici  colle  lance  restate; 
Lodovico  Colonna  prò  barone 
La  sua  possanza  mostrò  *n  veritade. 
La  lancia  abbassa  il  valente  campione 
Ad  un;  con  tal  virtù  lo  feri  forte 
Che  M  cacciò  del  destrieri  e  dielli  morte. 

75. 
Quelle  lance  spezzate  ogntm  seconda 

Ferendo  tutte  con  grand*  arroganza. 

n  Colonnese,  cui  gran  forza  abonda, 

Trasse  la  sua  spada  (rotta  la  sua  lanza);^ 

La  prima  schiera  passa  e  la  seconda. 

Dinanzi  ognun  li  fugge  per  dottanza, 

£  quel  da  Tolentin  vede  sua  giente 

Fuggir:  meravigliosi  fortemente 

76. 

£  dimandava  a  suoi:  „Chi  è  costui 
„Che  si  soletto  la  mia  gente  caccia?** 
£  tosto  li  rispondeva  un  de'  sui  : 
„Li    huomini   come    rape    fende    e 

schiaccia  ; 
„Credo  che  il  diavol  sia  e  non  altrui^** 
£  chi  pur  può,  a  suo  scampo  procaccia 
Di  fuggir  quanto  può  per  que'  sentieri. 
E  i  nostri  li  segui  van  volentieri 

77- 
Or  chi  vedesse  Jacopo  valente 

Che  è  di  Siena  e  Boldruin  da  Soragno, 

Polo,  Alibrando,  cavalier  possente, 

£  Pierin  Turco  di  possanza  magno, 

Da  Cimasola,  se*l  mio  dir  non  mente; 

Bartolomeo  e  Piero  suo  conpagno 

Che  de*  Visconti  si  faceva  dire. 

Tutti  ferian  con  valoroso  ardire. 

78. 

Delle  lance  spezzate  eran  costoro 
Abbattendo  i  nimici  e  scavalcando 


*  Sott.:  avendo. 

*  Sofferire:  sopportare.     Cavale,  (op.  cit.;  I;   129). 

*  Stormo:  adunanza  di  uomini  per  combattere,  dice  il  Diz. 

*  Sott:  portava. 

^  Lansa,  per  lancia.    Sott.:  Essendo  stata. 
'  E  non  altrui  =  e  non  altri. 


242 


A.  PBixBORnn, 


E  morto  1'  abbatti  sopra  la  via 
E  sopra  lor  ferìa  con  gran  dispetto: 
A  ogni  luoco  ^li  era  dato  via. 
Assai  sostenne  di  vfto  '  Ì1  prefetto: 
E  '1  conte  Anton  e  'l  Eenlil  Colonnese 
Contra  i  nimici  ster  setnpre  a  difese, 

96. 
Ma  niente  valeva,  la  loi  contesa 
Che  la  lor  gente  tulla  in  fuga  andava. 
E  que'  de'  Fioreatin  aüa  distesa 
La  da  cai  gente  se  m  pi  e  seguitava, 
AI  conte  Anton  di  ciò  forte  li  prese, 
E 'l  Colonnese  a  lui  si  rivoltava: 
Verso  di  Marti  spronar  fortemente 
Veggendo  fuggir  vìa  tutta  la  lor  gente. 

97- 
E  Micbeletto  siegue  li  sconñlti 
Ducbeschi:  uecì'.le  con  grande  iniqui- 

tade; 
E  que'  pedon  di  Marti  ú  perfetti 
Tutti  eran  tnisi  al  tagtio  delie  spade 
Si  cbè  le  dure  voci  degli  afflitti 
Faceano  un  tuono  accesso  di  pictade. 
Combattendo  incakiando  e  scavalcando, 
E  di  molti  prigion  g  i  van  pi  g  I  Un  ilo. 

98. 
Di  Marti  fino  alle  poilc  cacciaro 
La  ducal  gente  con  grievi  martiri'. 
Più  di  trecento  pHgion  si  pigliaro. 
A  sella  vote  V  i  molti  destrieri. 
Quanto  vendesti  lor  tuo  saper  caro, 
O  Micbeletto,  a'  Dncheschi  guerrieri: 
Gran  quantità  dì  morti  e  dì  feriti 
E  di  gagliatiii  gentili  e  ardili, 

99. 
E  riposarsi  in  Marti  quella  sera 
Con  grande  sìÌsddo  la  ducbescbn  genie. 
Ai  Fiotentin  fu  nolo  siccome  era 
Il  campo  rotto  del  duca  po^senle: 
Le  campane  suonaro  alla  primiera. 


cioè,  inver 

'  Martiri. 

Reminisc 

.  Dantesca. 

»  Sott.:  acc 

endono. 

•  A  luce:  ¡1 

•  Fie,  forse 

per,  fia  e 

quindi,  sia. 

'  SU,  forse 

per,  COMC 

(come  dice 

Su  *o  ogni  torre  il  fiioco*  di  presente 
Perchi  Io  vcggan  tutte  lor  castella 
Che  mai  non  ebben  la  miglior  novella. 

100. 
Tu  si  vedevi  '1  fuoco  a  San  JinHano 
Perchi  da  Lucba  bene  si  scorgi*, 
E  simil,  Monte  Chiaro  e  Mon  Sommano, 
Pistnja,  Prato  colla  Scarpirìa, 
Simil  Pescia  col  Borgo  a  Buggiano 
E  Volteira,  per  la  fede  mia. 
Tu  vedevi  fuoco  al  monte  Saminiata. 
Barga,  Valdriana  e  in  ogni  lato. 

Di  tal  cosa  ben  puoi  far  baldoria, 
Firenze,  e  a  Micbeletto  render  gratia 
Cbe  t'  ba  scampaio,   come   dice  mia 

Di  lingraEÍarlo  non  ti  veder  »alia 
Chi  mai  di  te  non  era  più  memoTÌa 
Per  la  vìrtii  che  in  lui  tanto  si  spalla; 
A  luce'  t'  ha  rendala  un  tal  affare 
Ni  con  laudo  di  tuie  operare. 

Tempo  non  era  di  tutta  penitenlia 
O  mal  adetto  Giugno  primo  die: 
O  Diavol  com'  bai   tu  tanta  potenlia 
Che  ab  eterno  ricordo  ne  fie'? 
O  maladetta  stella  e  tua  influenti« 
Che  il  Duca  di  Milano  percoso  ha  sic*, 
E  molte  profetic  tu  hai  mancate 
Cbe  9)  do  vea  disfar  quella  cittade. 

103- 
Anco  ne  viro  in  bella  e  gloriosa 
Speratila  ancor  di  vederti  punita 
De'  tradimenti  e  della  brutta  e 
Che  voi  usasle,  o  falsi  sodomita. 
Le  nove  piaghe  alla  croce  famosa 
Di  cotal  atto  a  cbi  piii  puö  sì  Tnnta, 
Orribil  visio  tua  natura  prende 
O  quauto  per  quest'alto  Dio  l'offende! 


a  il  basso  popolo)  e  quindi,  ctaL. 


I 

I 

I 


r 


IL  PICCININO. 


243 


104. 


La  spada  di  lassù  non  taglia  in  fretta, 

II  tuo  buon  Dante  tcstimon  si  rende. 

Quél  Gesù  Cristo,  gìostitia  perfetta, 

(Jnicuiqne  vera  trìbnendo, 
Secondo  1'  opre  tue,  malvagia  setta, 
Non  si  ritardi  che  per  tempo  essendo 
A  te  non  paja,  e  tu  o  dolce  Iddio 
Provede,  etemo  padre  giusto  e  pio. 


105. 


In  sono  stanco  e  tutto  pien  d' affanno, 
Però  mi  voglio  alquanto  riposare. 
£  voi  vi  poserete  col  buon  anno. 
£  poi  dirò  nell'  altro  mio  cantare 
Come  l' imperio  a  Siena  con  affanno 
Andò,  e  anco  vi  vorrò  narrare 
Del  Piccinin  la  rotta  ismisurata 
Che  in  Voltolina  a  Venetiani  ha  data. 


Finito  quinto  canto. 
(Continua.) 


A.  Pellegrini. 


16* 


Frani  caillou]  lat  cocfaca  (vgl.  Rom.xxix,  43881).  — 
Laut-  and  BeaeDtnogswandel  (vgl  Rom.  xxix,  583  L). 


verdeo   : 


;  nicht  1 


t  aoter  Donner  und  Blitz 
kündigt;  iDÖgen  sie  uns  bei  dem  AafsQchen  von  Woitgieichungen 
noch  90  gebieterisdi  tor  Augen  stdien,  wir  selbst  babeo  sie  erst 
ans  Woft^eicbfmgen  abgexogen,  za  denen  wir  auf  primitive  Weise 
gelaugt  sÊod.  Diese  allgemein  befabrene  Bahn  habe  ich  nicht  ver* 
lassen  ab  ich  Rom.  Etjio.  U,  13  ff.  der  Ait  nod  Meoge  lautlicbef 
tUKi  begrifllicfaer  Überein.s ümmmi gen  eine  unmittelbare  Beweiskraft 
bennals;  imd  w»  mir  „soit  par  pusillanimilé,  soit  par  principe" 
hier  nicht  su  folgen  vermag,  den  bitte  ich  wenigstens  zu  sagen 
«eldie  wesentlich  andere  Beurteilung  des  von  mir  dem  lat.  cochUa 
nnlergeordoeteo  romanischen  Stoffes  überhaupt  möglich  wäre. 
Welche  „wesentlich**  andere;  denn  dafs  im  Einzelnen  genug  sa 
ergânien,  za  tilgen,  ni  bericfactgeo  ist,  das  habe  ich  teils  \aa 
<.-omherein  ingestandeo,  teils  ergibt  es  sieb  ohne  Weiteres  aus  der 
skizzt^nhaflen  Form  die  ich  gewählt  habe.  Ich  will  nun  eine  gani 
kleine  Partie  meiner  Darlegung  —  nämlich  die  auf  welche  A-  Thomas 
mit  dem  Finger  hingewiesen  bat,  in  die  Masterform  umgiefsen, 
mufs  mich  aber  dabei  auf  die  mir  äugen  blick  lieb  zur  Verfügung 
stehenden  Thatsachcn  beschränken ,  obwohl  mir  keineswegs  entgetÄ 
daTs  Manches  noch  gröfserer  Aufklämng  bedürftig  ist. 

Wenn  wir  die  dunkle  oder  siriltige  Herkunft  eines  Wortes  iu 
Licht  seuen  wollen,  so  werden  wir  uns  zunächst  nach  Wôrtetn 
umschauen  die  mit  ihm  in  einem  handgreiflichen  Zusam 
stehen;  an  das  Axiomaliscbe  reichen  wir  hier  freilich  bei  Weitem 
nicht  berat).  Niemand  bezweifelt  dafs  in  caillou  derselbe  Stamm 
enthalten  ist  wie  in  caü,  chail,  'lie,  ohne  dafs  sich  die  UnmÔglÎdi- 
keit  des  Gegenteils  erweisen  liefse.  Ebenso  sicher  erscheint  mir 
dafs  das  norm.  pik.  caytux,  eaHleu  „Miesmuschel"  kein  ander» 
Wort  ist  als  das  franz.  caillou,  alt  und  md!.  auch  cailleu;  nur  sage 
ich  nicht  daTs  ich  diese  Meinung  „pour  ríen  au  monde"  aufgeben 
würde  —  fììr  gute  Gründe  ist  sie  zu  haben.  Solange  solche  nicht 
vorgebracht  worden  sind,  halle  ich  daran  fest  dafs  für  cai/  eine 
Herleitung  nicht  angenommen  werden  darf  die  nicht  auch  fur 
•raillm  und  für  cayeux  pafsL  Endlich  ist  die  dritte  Entsprechung 
im  Auge  zu  behalten,  nämlich  die  zwischen  franz.  caillou,  prov. 
ealhau  und  port  ntlAae  (von  Raynouard,  Dies,  Littré,  Körting  med:- 


1 


FRANZ.  CAILLOU  |  LAT.  COCLACA.  245 

wnrdigerweise  calhäo  geschrieben).  Von  dem  zweiten  Wort  ver- 
matet  Diez,  ohne  triftigen  Grund,  dafs  es  entlehnt  sei,  von  dem 
dntteD  behauptet  er  es,  ohne  Angabe  eines  Grundes. 

Ich  bespreche   zuerst  Meyer -Lübkes  Gleichung  chaüt   caillou  \ 
gall.  *kUjoy  ^kalljov-  j  kymr.  caill  „Hode",  Plur.  ceilliau  (Ztschr.  XIX, 
96  f.).     Über   das  Besondere   dafs   die  Singular-   und   die  Plural- 
form ohne  Unterschied  des  Sinnes  im  Romanischen  fortleben,  geht 
Mejer-Lübke   hinweg.     Auch   das   was   er   über   „Stein"  |  „Hode" 
bemerkt,  hatte   meine  Bedenken   nach   dieser  Seite  hin  nidit  zer- 
streut; jetzt  allerdings  könnte  ich  ihm  zu  Hälfe  kommen,  nachdem 
ich  gefunden   habe    dafs   deutsches  Stein^   dän.  stem  (vgl.  schwed. 
pMgsim),   engl,  s/one,    kymr.  careg,    ir.  doch,    gael.  dach  neben  der 
Bed.  „Stein"  auch  die:  „Hode"  besitzen.    Dieses  doch  gehört,  nach 
Stokes -Bezzenberger,  zusammen  mit  kymr.  caül  zu  *kal  „hart  sein", 
auf  das  Andere  caillou  ohne  Weiteres  zurückgeführt  haben.    £s  fragt 
sich  wohin  kymr.  cell/  und  callcs/r,  cyllestr  (bret.  kaillastr)  „Feuerstein" 
za  stellen  sind,  welche  man  ebenfalls  als  keltische  Verwandte  von 
uaüou  angesprochen  hat.    Es  bleibt  aber  bei  der  von  Meyer  -  Lûbke 
gefundenen  Deutung  der   französischen  Wörter   eine   Schwierigkeit 
ober  die  ich  durchaus  nicht  hinwegzukommen  vermag.     Darf  man 
in  kymr.  ceilliau   ein   gall.  *kalljoV'    sehen?      Allerdings    entspricht 
kymr.  -««  (alt  -0«,   später  -«/)   einem  gall.  *-av'es,   -oif-es  (vgl.  Lu- 
i9Ms),  aber  das  ist  die  Pluralendung  von  »-Stänmien.    Sie  hat  sich 
vie  andere  Pluralendungen  im  Kymrischen  und  im  Brittischen  über- 
haupt weit   über   die  Grenzen   ihres   ursprünglichen  Gebietes  aus- 
gegossen.    Vielfach   hat   sich    daneben   noch  die    oder  eine  ältere 
Endung  erhalten,  z.  B.  (llygad)  llygaid  und  llygadau\  [Ilo)  lloi  und 
^>    [fforch  \  lat  /urca)  ffyrch   und  fforchau,    oder  es  haben   sich 
beide  Endungen  miteinander  verschmolzen,  z.  B.  [doch  \  mlat.  ciocca) 
cfych  und  clychau;  [sani  \  lat  sanctus)  saint  und  seintiau;    am  Deut- 
Msten   ist    das   ersichtlich  in  dem  dreifachen  [ty)  tai,  teiau,   tyau. 
Innerhalb   des   sekundären  -0«- Gebietes   hat   wiederum   ein   unter 
bestinunten    Bedingungen    entstandenes    -i-a«    um    sich    gegriffen. 
Wenn  nun  auch  diese  brittischen  Analogiebildungen  nicht  nur,  zu- 
folge den  Schwankungen   und  Abweichungen,    in  die  jüngste  Zeit 
Iwiab,  sondern  teilweise,  zufolge  den  Übereinstimmungen,  in  frühe 
Zeit  hinaufreichen,    so    dürfte   es   doch    sehr  kühn  sein  sie  schon 
¡Jem  Gallischen   zuzusprechen.     Ob   alte  Zeugnisse   für  ceilliau  bei- 
cubringen    sind,    bezweifle   ich;    der  Plural    war   und  ist  wohl  von 
diesem  Worte  nicht  gar  zu  gebräuchlich,  man  sagt  häufiger:  y  ddwy 
^däi  (bret.  ann   daou  gell).     Sodann   aber   möchte    ich    die   Frage 
anfwerifen    ob   nicht  ceilliau   ein  ebensolcher  Plural  ist  wie  seintiau, 
niit  andern  Worten  auf  einen  Sing.  *call  zurückgeht.    S.  Evans  führt 
'later  „testicle"  an:  caill  und  ceillen.     Das  letztere  ist  eine  Singu- 
htivform,  welche  einen  Plural  caill  voraussetzt;  vgl.  z.B.  í/íf/ „Blatt", 
Rw.áai/  „Laub",  davon  wieder  deilen  „Blatt"  (daneben  dalen,  Plur. 
^*iw«).     Gleichbedeutend    mit    ceillen    ist    eirinen,    das    aus    eirin 
»Hoden"  („Pflaumen")    abgeleitet    ist.     Das    pluralische    caill  mag 


X46  B.  SCHCCBARDT, 

duich  àas  daneben  aufliommende  ceiltiau  in  die  Siagnlarbedeiitiu  _ 
gedrängt  worden  sein.     Ganz  ebenso  bl  dtigr  „Thrâne"  eigeatJicfaM 
Plorai    zu    dem    gleichbed.  dagr  (daJber   singularisiert  ;   deigryn), 
dieser  Funktion    aber    durch  dagrau  {drigrau)  iiiseUt;    so  sagt  der 
Nordlc)-nue  taint  („Heilige")  für  den  Sing,  tant,  u.  s.  w.    Kjmr.  *(aU, 
faul,  sa  erklärt,  stimmt  so  brei.  kall,  ktH,  nur  dafs  dieses  männlich, 
jenes    weiblich    bt  {vgl.  dtr,  du  Hod<),    und    demnach    müssen    wir  J 
wohl  für  das  Gallbche  *kaU-o  i^kall-ä),  nicht  *kaU'jo  ansetzen.    Ditfl 
zweite  Form  hat  in  dem  ^\.  caUiomaTots  „Huflattii;h"  keine  festa  V 
Stütze;   in  dem  ersten  Teil  dieser  Zusammcnselzuag  kann  nur  ein   ' 
Wort  stecken   das   „Huf"-    oder    „Fufs"    bedeutet  {vgl.  tqui  ungula, 
Roíshíf,   pas-d'âne    oder    saioS   de   eheval,    colt's  foot.    kymr.  (am  yr 
fbol,    brel,  pao-marc'h,    troad-march).     Das  Bretonische   kennt  noch 
kalc'k  .,Hode"  ¡  *kal-ko.    Das  alür.  taullatk  webt  auf  einen  «-Stamm 
zurâck.     Schliefslich    wird    durdi    die    getrennte  Verbreitung    von 
iailiou,    talhao    die   Wabrscbeinlichkeit    keltischen    Ursprungs    noch 
gemindert,    die  nach  der  Zahl  der  sichern  Ergebnisse  sowie  nad) 
gewissen  allgemeinen  Eiwägongen  für  ein  romanisches  Wort  über- 
haupt   keine    allzngrofse    bu      Wie    anders    als    diese    Gleichung 
Kwbchen  taillou  und  ceiltiau  wirkt   auf  uns    die  ein   welche  Mcyer- 
I.übke   selbst   unmittelbar  nach   dem  hier  erörterten  Artikel  biingl, 
zwischen    lad.   {obwald.)    carmun    „Wiesel"    und    einem    aus    dem 
Deutschen  und  Litauischen  nur  erschlossenen  gall.  *karmdn-. 
Kellizität  dieses  Wortes  scheint  mir,   wenn  ich  das  bei  dieser  Ge- 
legenheit ervi'ähnen  darf,  durch  das  ínschríftliche  Carmo  Aditami  Hb, 
erwiesen,    das   ich    bei  Holder    angeführt   Ende    (auch   die    Römer 
kennen  Mustela  als  Männenaamen),  und  überdies  vermute  ich  'kar- 
mon-   sowohl   in   kyrar.   carhum    m.    „Henneiin"  {^Ihvni  „nackt"?) 
als  in  breL  kaerd  w.  „Wiese!",    das  durch  die  Analogie  des  frani. 
belette   nor    beeinflufst   sein    würde;    denn   die   Ähnlichkeit   beider 
Wörter  ist    zu  grofs    um  als  eine  ganz  zufällige  zu  gelten,    ander- 
seits   entspricht  dem  breL  katr  „schön"  nicht  kymr.  ear*,    sondera  j 
cadr  „stark". 

Gegen  calculus  \  chail,  woran  Thomas  festhält,  habe  ich  an  sich  ' 
Nichts  einzuwenden.     Ein  vulgärlaL  eauculus  ist  allerdings  seit  vi 
haltnismäfsig   früher  Zeit   und   häufig   belegt;    darf  man  aber  mit 
Meyer-Lübke    annehmen    dafs    dadurch    auf  dem    ganzen   Gebiete 
ein    'cactus  ausgeschlossen   wäre?     Ober  das  Verhältnis  von  caitlim. 
zu  chail  schweigt  jedoch   Thomas.     Das   schon   von  Littré   bean-  -J 
standete   Suffix    -avus    wird    im  DicL  gen.  wieder   aufgewärmt  1 
von  Meyer-Lübke   neuerdings    abgelhan.     Indessen   hätte   er  nicht  \ 
sagen   sollen    „dafs  prov.  -au,    afr.  -ou,  -0,  -eu  sich  nur  unter  -com, 
-au  vereinigen  lassen";  er  \iaX,  fau,  fou,  fo,  feu  \  fagas  vergessen. 

V.  Henry  Les.  étym.  du  breton  moderne  S.  50  ist  geneigt  die 
lateinische  und  die  keltische  Herleilung  von  caillou  miteinander  in 
verknüpfen,  wobei  sich  im  Romanischen  Urverwandtes  (kelL  *kal-tto- 
„hart",  lat.  caltum;  kelL  'kat-ko-  „Hode",  lat  calculus)  wieder  En- 
^ngefunden  hätte.    Dafür  dafs  die  Grundbedeutung  von  eaillam 


\ 
I 

t 


FRANZ.  CAILtXJD      LAT.  COCLACA. 


247 


die  des  HarLen  sei,  wird  angefiihrt  „que  sur  loute  la  cate  eaíllou 
signifie  .rocher'".  Es  kann  sich  ja  mit  caiUou  ebenso  verhalten 
wie  mit  pierre  \pttra;  aber  die  Sprache  Itann  auch  umgekehrt  vom 
Kieiaereo  zum  Gröfseren  vorgeschritten  sein,  wie  ja  die  lat  Dichter 
silex  im  Sinne  von  „Felsen"  gebrauchen.  Von  der  Endung  in 
eaiüou  redet  Henr>'  nicht 

Wenn  diese  etymologischen  Versuche  der  Forra  caillou  nicht 
Herr  werden,  so  berücksichtigen  sie  cailleu  „Miesmuschel"  nicht 
einmal.  Man  könnte  nun  sagen:  indem  ich  von  vornherein  Beides 
zusammenstelle,  gelte  mir  die  Ähnlichkeit  zwischen  den  beiden 
Dingen  als  eine  ganz  augenßllige,  und  ich  dürfe  demnach  einen 
besondern  Beweis  für  die  Entwickelung  „Kiesel"  ¡  „Muschel"  nicht 
verlaogen.     Ich    bin    kurzlich    auf   dem    Gerolle    eines   Flusses   hin 

Vond  her  gewandert,  und  habe  mich  davon  überzeugt  dafs  die 
zwar  die  mannichfaliigsten  Gestalten  zwischen  Kugel  und 
Jicibe  aufweisen,  zum  gröfseren  Teile  aber  doch  solche  welche 
1  dtr  verbreitetsten  Muscheln  mehr  oder  weniger  ähneln.  Da- 
i  suchte  ich  mich  in  den  Vorstellungskreis  einfacherer  Menschen 
1  versetzen ,  und  V^h  begriff  es  dafs  man  die  Steine  nach  den 
Uuscbeln  mît  denen  sie  die  Wiege  teilen,  benannte,  das  Unorga- 
nische nach  dem  Organischen,  das  doch  zunächst  Aufmerksamkeit 
und  Teilnahme  enegte.  Kurz,  die  AufTassung  der  Kiesel  als 
falscher  oder  todter  Muscheln,  oder  geradezu  als  versteinerter, 
dünkt  mich  natürlich.  Hingegen  vermag  ich  mir  die  der  Muscheln 
als  KJesel  nicht  zu  vergegenwärtigen,  und  man  wird  sich  dafür 
auch  nicht  auf  die  Bezeichnung  einer  gewissen  Schnecke  als  Buc- 
cinum  lapillus  „Sleinchen"  berufen.  Eher  auf  die  eines  platten 
Kuchens  als  gaiette  im  Franz.,  das  man  aligemein  (so  auch  im 
Diel,  gén.)  von  gaUl  „{platter)  Kiesel"  ableitet;  doch  wenn  auch 
dieses  wieder  auf  das  gleichbedeutende  altfranz.  gal  zurückgeht, 
so    bt    damit   die    Forlpilaniung    von   gatel    zu   gaUlte    noch    nicht 

Liiwii  ii  II  —  auch   bleibt   za    ermitteln    woher  gal  kommt.<     Wenn 


■  '  Ich   will  nur  darauf  aufmerksam  machCD    dab  ICaliín   anís«  galltUa 

p^liiffiiwicback"  luch  du  gallttlo  mit  einer  verwandten  Bedeutung  kennt. 
Toslt.  gaüelli  «nd  nach  Fanfani  „certi  sgonfiolii  di  pasta  alquanta  dolce  . . . 
frílli  i»  padella"  (úe  heifsen  aDch  coccoli;  vgl,  Rom.  Etym.  II,  24).  Piem. 
golii  eiklílt  Zaili  al»  „specie  di  schiacciata,  che  li  fa  in  forma  d'  un  gallo, 
o  d'un  fantoccio,  quando  si  cuoce  il  pane,  per  dalla  ai  fandulli,  gaietta, 
focacdo,  libum.  popannm,  gaiette".  Di«  erinnert  wiederum  an  sädfranz.  ^ iiu 
Je  fasle  „coq  en  pite  qnc  l'on  lait  coire  an  toui  pour  donner  ì  un  enfant" 
(Muliat).  HÎDgegen  lafst  sich  ein  Zusammenhang  von  beare,  gaihrl  ,,firod" 
[von  Weilen,  Roggen.  Mais),  galhou  „Stück  Brod"  mit  galk,  galkou  „Hahn" 
schwer  annehmen.  Anilere  Wörter  der  Ge&talt  galletto,  -a  weisen  mit  eröfacrcr 
oder  geringerer  Bestimmtheit  auf  galla  „Gallapfel"  hin.  Insbesondere  das  von 
den  franc.  Wbb.  verieichnete  galei  „Nelitjoje",  welche  Bedeutung  das  Diet. 
e*n.  als  «weiterle  technologische  von  „Kiesel"  fa&t.  Der  Ausdruck  ¡st  iñd- 
fraaiôsisch;  an  der  Koste  von  Celte  bedeutet  gallet  die  .JCoikbojc"  fur  das 
kleine  Gangai  (Zugniti)  —  in  Oilspaníen  bcifsl  die  „Kotkboje"  iüt  den 
Palangre  ¡Angelschnur)  gall  (vgl,  kat.  gall  „Wasserblase",  »i»g.  lunir  à  galloi. 
iUl  gamre,  galUggiart,  start  a  galla).    Ich  halle  e*  nicht  eininal  für  ^i- 


248  H.  SCHOCHARDT, 

CS  sich  darum  handelte  Zeugnisse  fär  das  Umgekehrte,  die  Be- 
nennung des  Kiesels  nach  einem  organischen  Gebilde,  vorzu- 
bringen, so  würde  die  Herkunft  des  span,  gui/a  „Kiesel"  voa  gtttja 
„Kichererbse"  (Ztschr.  XXUI,  195)  ein  nichi  anzufechtendes  sein. 
Noch  näher  läge  lat.  siüx  „Kiesel",  siliqua  „Fruchlhülse",  kirchensl. 
sioilia  „Muschel",  ska/a  „Fels"  (Briigmann  Vergi,  Gramm.'  1,  855). 
Doch  bedürfen  solche  vorgeschichtlichen  Bedeutungsübergänge  selbst 
des  fremden  Licbles  mehr  als  dafs  sie  Licht  zu  spenden  geeignet 
wären.  Ich  kann  mich  wohl  mit  der  Anführung  eines  einzigen  Be- 
leges für  „Muschel"  ¡  „Kiesel"  begnügen;  denn  er  ist  nicht  nur  an 
sich  einwandsfrei ,  er  deckt  sich  auch  lautlich  mit  den  in  Unter- 
suchung stehenden  Wortformen,  und  schliefst  somit  schon  die 
Lösung  der  ganzen  Aufgabe  in  sich.  Ich  darf  mir  nicht  das  \''er- 
dienst  beimessen  diesen  Zusammenhang  entdeckt  zu  haben;  aber 
ich  bin  auch  nicht  im  Stande  zu  sagen  wem  es  gebührt  —  ich 
weifs  nur  so  viel  dafs  Mistral  zu  südfranz.  caiau  das  lat  cocklax, 
gr.  xáyiXrjS,  stellt,  von  denen  aber  die  lat.  Wortfonn  nicht  belegbar 
isL  Wie  sich  xafX^i,  xoyx^i^iov  im  Lat.  ganz  eingebürgert 
haben,  so  zwar  nicht  x6xXo<;  (für  *xoyx-^°'i'¡  "Ri-  xofï-v-Xij), 
das  nur  als  Fremdwort  bei  Plinius  vorkommt  {eochloe  PI.),  aber  doch 
die  uns  hier  insbesondere  angehenden: 


xoxXla<i  \cochlia  „Schnecke". 


xà^i-rj^  „Schnecke";  Suidas 
sagt:  iiSoq  £o»D(pioi)  Tíi'óc, 
wie  er  xo^Xlàiov  deutet 
als:  ilSoq  K,(OV^Iqv  \  *eaclacu 
I  südfrz.  eacarna  „Schnecke", 
radl.-frz,  cai/ku  „Muschel". 


cockliai  „lapides  marini  vel  ilu- 
mínales" (Cael.Aur,);  vgl.  auch 
De-Vit  zu  einer  Stelle  des 
Martyr,  Rom. 

(>tXa%,  x¿xX>ig  (xáxXi^). 
xax^'-'^e  (^°  '"^  ^*^-  4  '^^ 
Schol.  Theokr.  VI,  1 2),  daneben 
neugr.  auch  xoxXáói  „Flufa- 
oder  Meereskiesel"  j  coeiaeae 
„lapides  ex  ilumine  rottmdi 
ad  cocblearum  simili tudinem" 
(Paul.  Diac.)  \  prov.  ea/hau,  franz. 
caillou  „Kiesel". 
Das  Verhältnis  dieser  Formen  zueinander  ist  ganz  klar  und  schlieJst 
die  Annahme   einer  Verwandtschaft   von   xójjiijg  sei   es  mit  dem 

lieh  ausgeschlosscD  dafs  irgend  ein  Zusammenhang  iwiscben  galla  und  alüranz. 
gai  bistcbt;  man  erwäge  südiranz.  galo  „Gallapfel"  und  „Spielkugelchen"  (wanu 
sich  vielleicbt  die  Verben  gaUja  „im  Siebe  hin  und  hec  schüttela",  „Kiesel  tön 
und  her  bewegen",  mdl.-frani.  gaUr,  gaeller  „Steine  u.  A.  toUeo")  anichliesscn. 
Auch  im  Slawischen  haben  wii  diese  BedenlQBEsentwickelnng:  scib.  gaäca, 
siovi.galka  „Gallapfel",  Ischech.  hdlka,.  Gallapfel",  „Kugel",  „SpUlkügelcben" 
[haluika  „Knödel"),  polo,  gaita  „Kugel",  „ Spie Ikögel eben",  nilhea.  sfatta 
., Kugel",  russ.  gaita  „bunte  Glaskugel"  (vielleicht  iit  von  dieser  Seile  her  im 
Anlaut  bcdnBu&t  russ.  galjka  „Kiesel",  das  ich  filr  grìech.  Jfnilie,  neu  jföJltxae 
„Feuerstein".  /aUxt  „Kiesel"  halte).  Man  vergleiche  noch  sard,  (log.)  Idd- 
darà,  láddira  „Gallapfel",  ¡addia,  laudier  a  „Kiesel"  (doch  will  ich  nicht 
verhehlen  dafs  F.  Rolla  im  See.  saggio  di  un  voc.  etim.  sardo  S.  78  Utâdija 
am  *kipiiicH¡a  eiklErt),  und  {¡ewisie  Fortselzongen  von  cocÀlaa. 


I 

I 
I 


r 


FRANZ.  CAIEXOU      LAT.  COCLACA. 


249 


gleichbedeutenden  ;[ái<§,  sei  es  mît  Hagel  aus.  Das  Griechische 
kennt  in  der  Ableitung  nicht  blofs  -ñx-,  sondern  auch  -äx,-\  so 
haben  wir  t.  B.  mit  a  friivvag  „Thunfischchen",  xìXaaS,  „Leiter", 
mit  «  ¿ß/Jpiil  „Meerwolf"  (von  Xä^Qoq  ..gie"'g")'  öto/iff«^  .-pf^h- 
lerisch"  (von  <ix¿^<foc,  „Prahlerei").  Dem  Xl&a§,  -äxoc  „Steinchen" 
steht  gegenüber  das  gleichbedeutende  dor.  ipôç^ag,  -âxoç.  Bei 
manchen  Wörtern  sind  wir  über  die  Messung  nicht  unterrichtet 
oder  durch  die  Wörterbücher  in  unzuverlässiger  Weise.  An  xoxiüx-, 
xaji^Xüx-  jedoch  ist  nicht  zu  zweifeln,  da  das  a  dem  Jon.  atu  tj 
von  xójfíjjx-  entspricht;  vgl.  Ïçti§,-7jxo<;  ^  ^poê.  '¿Ço§,  -âxoç. 
Wie  der  Wechsel  von  a  und  o  im  Stamme  zu  erklären  ist,  bleibt 
für  die  Hauptfrage  ohne  Belang.  Vielleicht  wirkte  xÓÀXV  -.Purpur- 
schnecke" ein  {xôxXoç,  xoyxvlr/  bedeuten  dasselbe);  vielleicht 
xa^Xá^íiv  „plätschern".  Jedesfalls  brachte  mau  dies  Verb  mit 
xaxif¡s  in  Zusammenhang:  rò  xi/ía  xaxXá^ti  sei  so  viel  wie 
iptQÓfiívov  èm  Torç  xaxXjjxaç  tpo^st  xai  ^x^I.  Es  findet  sich 
such  mit  o,  und  I^grand  verzeichnet  gerade  xo^iaÇw  als  die 
l-cigentliche  volkstümliche  Form  im  Neugriechischen.  Im  Itoma- 
■  BÌschcQ  setzt  sich  coMca  mit  beiden  Uedeutungcn  fort;  aus  den 
KKom.  Etym.  wiederhole  ich  hier  andeutungsweise: 


„Kiesel",  „Stein": 


„Schnecke",  „Moschel": 

3.  (TOS,  erosa,  croi. 
burg,   crntge    de    rivetre 
„Flufsmuschel"  (liolland 
Faune  pop.  Ill,  219), 

4.  (ocie,  cocida,  cogolo. 
7.  eeqiu,  euco,  eoeh,  cuce. 
9.  chioccola,  eliiocquclo. 

14.  ciecchtU,  eionghelt. 

Uai.  croyo,  cqyo  „Kiesel",   dessen   wechselnder  Anlaut  Verdacht  er- 
regt,  läfsl  sich  doch  mit  der  cocklea-Gmp^e  vorderhand  nicht  ver- 
tinigen.     Und  ist  es  nun  zu  kühn   wenn   ich  dieser  Doppelkette 
das  Glied: 
■  I.  ceghia,  caj,  call,  ckail,  -Ue 

pañfíige?    Bas  a  für  o  kann  ja   zunächst  aus   xá.fXr¡^   auf  cochUa 
'  'flbertragen  sein;  es  karm  aber  auch  aus  andern  Wrätem  stammen 
die  begrifflich  mit  co<hUa  aäsozüert  worden  sind.   Der  thataäcblidic 
Wechsel  zwischen  a  und  <i  liegt  in  so  viel  andern  aynonymcn  Won- 
fbimen  gleichen  Ursprungs  vor: 

t.  coghia,  caj. 


.  {cochlea  ,^hildkröte"  StaL 
Silv.)  coda,  cócora, 
5.  eroga, 
7.  coca, 


crasa. 


II.  SCHÜCUABDT, 


Bcaoiiders  allurdings  in  uj)Lii^lonter  Silbe: 

7.  cocognt,  cacagnò. 


coquelit, 

17.  ccioille, 
1.  5.  cuclun. 


cagoulho  (àspidi  Ír^nz.cíigoui/U).  ■ 


Man  vergleiche  noch  cogit/a  —  tagoult,  coucùuliuho  —  cacaìucho,  coi- 
(olha  —  cascolila,  cascabel  —  rascabel,  cosco  —  rasco,  eseottgassa  — 
cscagassa,  escorcoiiía  —  esfarcaia  ü.  s.  w.  „Ofi  en  croita  ce  qu'on 
voudra".  Aber  wird  denn  in  andern  Fällen,  mag  auch  über  das 
eintliefseiidc  Wort  noch  gröfserc  Unsicherheit  bestehen,  die  Ver- 
tretung des  o  durch  a  in  Zweifel  gezogen?  litwa  in  locusta  \  pla- 
nista, tortuga  ¡  tariugal  Ich  habe  schon  gesagt  dafs  auch  der 
welcher  die  Phonetik  als  alleinige  Herrin  anerkennt,  nicht  sicher 
davor  ist  „qu'il  ne  sòme  les  ruines  sur  sa  roule".  Das  Diet,  gún, 
haut  mit  einem  kräftigen  Hieb  die  eine  Torte  in  drei  ganz  ver- 
schiedene Torten  auseinander;  tourte  könne  nicht  von  lat.  tsrius 
d.  h.  tortus  zu  lorquere  herkommen,  und  der  Ursprung  \on  tarte  sei 
unbekannt.  Aber  torta  lebl  ja  fort  in  südfranz.  torto  (^  toreo)  —  kjinr. 
tort,  bret.  torz  beweisen  weder  fñr  0,  noch  für  0,  für  letzteres 
neap,  tarlano,  kal.  íórlanu  „Bretzel"  |  tortula;  die  Verschiedenheit 
zwischen  ofFenera  und  geschlossenem  Vokal  pflegt  bei  gleicher  Be- 
deutung nicht  als  Anzeichen  verschiedenen  Ursprungs  aufgefafsl  zn 
werden ,  selbst  wenn  noch  keine  passende  Erklärung  dafür  vorliegt. 
Für  tprta  \  Ifrta  weifs  ich  keine;  man  entschliefst  sich  schwer  daxu 
an  *lçrrere  zu  denken,  das  verschiedenen  romanischen  Formen  in 
Grunde  eu  liegen  scheint,  aber  noch  schwerer  einen  £infliifs  von 
turlitr  anzunehmen,  das  ja  nicht  in  dem  Sinne  von  „Taubtf" 
schlechtweg  vorkommt  (vgl.  südfranz.  couloumb,  couloumbo  „tauben- 
formiger  oder  mit  einem  Taubenbild  versehener  Kuchen",  itaL 
colombina  „tau  ben  förmiges  Osterbackwetk")  ;  auch  die  „pâtés  d« 
lourtres"  helfen  hier  nicht  weiter.  Mit  einiger  Sicherheit  läfst  sich 
hingegen  behaupten  dafs  tarte  aus  einer  Verschmelzung  von  ¡orla 
mil  tarlaruin  „Weinstein"  hervorgegangen  ist.  Die  Herleitung  dieses 
Wortes  vom  arab.  durdi  „Bodensatz  von  Milch,  Ol,  Wein"  ist  in 
jeder  Beziehung  unwahrscheinlich;  wohl  aber  haben  die  Araber  es 
ihrerseits  von  den  Südeuropäcm  entlehnt:  larlir.  Wie  immer  es 
zu  deuten  ist,  es  dürfte  nicht  aus  a  Ichemistischen  Kreisen  staimnen, 
solidem  ein  alles  volkstümliches  sein,  das  sich  in  die  Gelehrten- 
stuben genächtet  hat.  ICs  wird  gleich  àcm/aecuìa  (tpéxltj,  C^êxXfj), 
das  von  ihm  abgelöst  worden  ist,  in  einem  weiteren  Sinne  gegolten 
haben,  wie  ja  auch  das  span. -arab.  farfar  ijarlaq)  bei  Simonet  mit 
den  Bedd.  „Ölhefe"  und  „Weinhefe"  verzeichnet  ist,  Das  südfranz. 
rmtso  vereinigt  mit  den  Bedd.  „Weìnhefe",  „Weinslein"  auch  die: 
„Scharre"  (franz.  gralin),   und  diese  letzte,   vermute  ich 


I 


1 


A 


FRANZ.  CAILLOU  {  LAT.  COCLACA.  25  I 

dem  iartarum  geeignet.  Die  Scharre,  d.  h.  der  innere  Belag  des 
Kocbgefafses,  die  angebackene  Kruste  der  Speise  ist  nicht  immer 
etwas  Verächtliches  oder  Verachtetes;  sie  bildet  öfters  das  Deli- 
kateste der  Speise,  die  daher  in  der  metallenen  oder  thönemen 
Form  aufgetragen  wird.  Der  Teil  gibt  dann  leicht  den  Namen 
iars  Ganze  ab;  vgl.  altit  crosta  far  crostata,  franz.  gratin  (un  ex- 
cellent gratin,  un  gratin  de  pommes  de  terre).  Und  so  hat  sich 
denn  zunächst  aus  tortuia -\' tartaro  ein  tartara  entwickelt,  welches 
so  viel  war  wie  „Scharrtorte",  d.  h.  Torte  mit  guter  Kruste  (in  ge- 
wissen Gegenden  Thüringens  bezeichnet  Scharrplatz  allerdings  den 
letzten,  aus  zusammengescharrten  Teigresten  gebackenen  Kuchen). 
\\3\.  tartara  ist  nach  Tommaseo -Bellini  eine  „torta,  fatta  di  pappa, 
mandorle  e  zucchero";  nach  Fanfani  kommt  das  Wort  in  den 
Luxusgesetzen  des  13.  und  14.  Jhrhs.  oft  vor  und  lebt  heute  noch 
im  Gebiete  von  Arezzo.  Cherubini  erklärt  mail,  tartera,  tártara, 
tariarm  als  „torta  cotta  in  tegame  con  tegghia  sopra,  e  composta 
di  latte,  zucchero  ed  uova  insieme  dibattuti"  (ähnlich  Monti);  Zalli 
piem.  tartra  als  „vivanda  fatta  con  latte,  ova  dibattute,  ed  aromi, 
il  tutto  rappreso  col  fuoco  a  modo  di  pasta  tenera";  Malaspina 
parm.  tarira  als  „torta  fatta  con  latte,  uova  dibattute,  mandorle  e 
zucchero".  Man  setzt  die  tartara  dem  lattar olo  der  Marken,  der 
mada  Venedigs  gleich.  Das  ältere  Französisch  kennt  noch  die 
Form  tartre  (Littré  gibt  Beispiele  aus  dem  14.  und  16.  Jhrh.);  indem 
sich  dies  wiederum  mit  tourte  mischte,  entstand  entweder  tarte 
oder  (lina.)  tourtro.  Torta  ist  demnach  die  Stammform  an  die  sich 
die  übrigen  anlehnten  und  begriflflich  anglichen;  dafs  mit  diesen 
Abarten  oder  Unterarten  der  torta  bezeichnet  wurden,  ergiebt  sich 
aus  dem  Nebeneinandergebrauch:  ,,turtas  quas  appellant  tartas^^ 
PC.;  Piacenza  1402),  ,,tor telline  a  modo  di  tar  tar e^^  —  „la  torta, 
ia  tartara,  la  tarlar etta^^  (Tommaseo -Bellini),  „tarirons,  tourteau^* 
(Godefroy).  Die  Form  mit  0  hat  sich  gelegentlich  auch  die  ur- 
sprüngliche Bedeutung  der  Form  mit  a  beigelegt:  bask,  lortika 
».Bodensatz",  „innerer  Belag  von  Koch-  und  andern  Gefafsen" 
(span,  tortica  „Törtchen"). 

,  *Caclacu  für  *caclaca  bedarf  keiner  ausführlichen  Begründung; 
^^^^ê  ist  männlich  wie  auch  xoxXlaq,  und  es  mochten  lapis,  silex, 
iftxujn  einwirken.  Thatsächlich  sind  die  auf  cochlea  zurückgehenden 
romanischen  Wörter  für  „Stein"  fast  alle  männlich,  doch  steht  z.  B. 
neben  chail  noch  chaille. 

^Caclagu  für  *caclacu  habe  ich  angesetzt  um  nicht  in  Widcr- 
^^eit  rnit  franz.  -ai  \  -ac  \  ^acu  zu  geraten.  Es  ist  aber  dieser  Über- 
y^Z  mitten  zwischen  -(ijeu  \  -neu  \  -ogu  \  'ocu  (lieu)  und  -icu  \  ^çgu 
\'(^u  (Grieu)  sehr  auffallend,  und  man  hat  ihn  in  der  That,  aber 
^t  2^  gewaltsamen  Mitteln,  aus  der  Welt  zu  schaffen  gesucht. 
Y^  ^  in  *caclagu  liefse  sich  aus  Dissimilation  erklären;  aber  auch 
'^lideres  ist  möglich,  es  kann  sich  damit  verhalten  wie  mit  dem  g 
von  ital.  lago,  für  das  freilich  selbst  noch  keine  befriedigende  Deu- 
^%  vorliegt    Doch  stimmt  dazu  das  südfranz.  lau,  und  zu  diesem 


252  H.  SCHUCHÀRDT, 

wieder    cacaran,    calhau\    mit    altfranz.  lai  vertragt    sich    hingegen 
caillou  nicht. 

Thomas   gibt   die  Möglichkeit   von  *caciacu,   *caclagu   za;  nur 
durfte  er  jenes  nicht  auf  Rechnung  einer  ,,confusion  entre  les  mots 
grecs   xox^ct^  et   xáx^j^**    setzen  —  das    sind   ja    mundartliche 
Formen   eines   und  desselben   Wortes,   es   handelt   sich   blofs  um 
dorischen  oder  jonisch-attischen  Vokal.    Wenn  er  dann  meint  dafs 
*caclagu  ein  —  ihm  zufolge  unmögliches  —  „déplacement  d'accent" 
erfahren  haben  mûfste  um  zu  caillou  zu  werden,  so  nimmt  er  offen- 
bar das  cocläcae  von  Porcellini  und  De -Vit  in  gutem  Glauben  hin, 
und  so  könnte  ich  denn  mit  besserer  Begründung  ihn  dessen  be- 
schuldigen  wessen    er   mich   beschuldigt,   nämlich:    „de   faire  trop 
bon  marché  de  la  phonétique". 

Ich   jedoch   halte   mich    weit   entfernt   von   solchen  Verallge- 
meinerungen,  nicht  sowohl  weil  man  den  Personen,   sondern  weil 
man  der  Wissenschaft  selbst  damit  zu  nahe  tritt     Und  bei  dieser 
Gelegenheit    möchte    ich    einem   Mifsverstandis   vorbeugen.     Wenn^ 
man  in  meiner  gegenwärtigen  und   in  meiner  früheren  Auslassung^ 
über  den  Artikel  von  Thomas  etwas  von  Unmut  spüren  sollte,   so 
verwechsele   man   doch   einen  Oberton   nicht  mit   dem  Gmndton.^ 
£in  Urteil  das  sich  in  einer  bestimmten  Frage  einem  andern  aus — 
fûhrlich  begründeten  gegenüberstellt,  sollte,  falls  es  einem  fluchtigeik_ 
Eindruck   entsprungen   ist,    überhaupt  nicht   aufs  Papier  gebracht 
werden;    falls   es   auf  durchdachten  Gründen    beruht,    nicht   ohne 
deren    Angabe    oder    doch    Andeutung.     Wird    anders    verfahren, 
so   besteht   im  Allgemeinen   die  Gefahr   dafs  Behauptetes  sich  ah 
Bewiesenes  verbreitet,   und  für  den  Urheber  des  ersten  Urteils  die 
Verlegenheit  dafs  er  in  Unkenntnis  dessen  was  gegen  ihn  vorliegt^»^ 
sich  weder  zu  verteidigen  vermag,  noch  sich  zurückzuziehen  Anlaf^^- 

hat.     Statt   dafs   die  Verhandlung    sich    bis   zu  irgend  einem  Aus^ 

gleich  stetig  fortsetzt,  wird  sie  plötzlich  gesperrt.  Ich  hatte  micl^ — 
auf  G.  Paris'  ablehnende  Äufserung  über  sage  \  sapidus  (Rom^i— 
XXVIII,  165)  bezogen  und  sehe  nun  dafs  sie  in  einer  etwas^ 
andern  Form  erfolgt  ist  als  mir  vorschwebte.  Er  würde  die  Frage 
gern  erörtern,  nur  fehle  es  ihm  gerade  an  Zeit  dazu.  In  der 
Sache  wird  dadurch  Nichts  geändert;  ich  befand  mich  über  seine 
Meinung  um  so  mehr  im  Unklaren  als  die  Bemerkung  dafs  man 
seit  Diez  sage  auf  *sapius  zurückführe,  nicht  richtig  ist.  Jetzt  hat 
er  in  seiner  Besprechung  von  H.  Bergers  „Die  Lehnwörter  .  .  .  ." 
(Journ.  des  Sav.  Mai -Juni  igcx))  S.  26  diese  Frage  wiederum  be- 
rührt, allerdings  nur  mit  leisem  Fingerdruck.  Er  ist  zu  keiner 
festen  Ansicht  gelangt;  aber  das  Diezsche  aus  nesapius  abgezogene 
*sapius  hat  er  aufgegeben  und  setzt  eine  Form  sapius  „du  latin 
des  clercs"  an,  deren  Erklärung  ungewifs  und  die  „dans  la  pro- 
nonciation des  clercs"  zu  sabius  geworden  sei.  Den  Anteil  der 
Geistlichen  an  der  Bildung  und  Weiterbildung  des  Wortes  vermag 
ich  mir  nicht  recht  vorzustellen;  die  Hauptsache  aber  bleibt  doch 
dafs  "^sabius   nur  aus   einem  dreisilbigen  *sapius  hätte  hervorgehen 


^BZR  LACT-   cm   1 


bai  isL 

Freund  oder  soost  J 
SDtg&ltigen  Prüfung  wäitSgc,  md  ¡A  k 
SD  vanea  ehe  ae  i     " 
jener  £ 

dafs  sie  riastnàsoil  et  t^^iremf  and  das  x«ale  Wart  h  Dracte 

heïvodiebt.   &o  «-emiwie  k^  da&  nv  die  AbakitI  tkx  SmggeMàoo 

dnichans  fem  gele^eo  bat.  vnd  idi  giari»e  asdi  ttaWifMirt  ktiae 

f  Handhabe  för  t  '  -       -     .  ~ 


Die  Beleaditiing  io  der  A.  Thonaa  ■ 
logieen"  gezeigt  bat,  starnati  xas  eñiei  i 
ei  selbst  ona  im  Dankdn  láü«  (l  Ztscte.  XXIT,  592  lE).  liuwitdwii 
hat  G.  Patis,  mit  dem,  wie  idi  renante,  TVinas  Uer  ñhrtrífwti—M, 
doen  InirzcQ  Bendit  ober  E.W«deden  SAfift:  .Gtefat  cs  Lant- 
gesetze?"  ver&Senllidil  (Rom.  XXDÎ,  583  f),  nd  dardi  diewn  OlOe 
ich  mich  dazu  aogei^  tat  laienaae  laeiiies  Falles  joies  Feld  der 
Prinzipien  dod  mit  einem  Blii±  aas  der  Mflhärpenyetlwe  m  om- 
spanoen  da:^  ich  oft  genug  daidhffl^  iahe  an  midi  vor  der 
EmeaeniDg  solcher  Arbeit  xa  xbaiai.  In  Bezog  asf  das  Vint**n^ 
in  We<i)sslers  Arbdt  weicht  meine  *"'»*'  *aa  der  I^iimdiien 
kanm  ab;  der  Gnmd-  ood  Aafhoii  aber  fordert  airiiDWi  Wìder- 
^rncb  heraus.  Das  Verfaältius  swisdien  der  Praxis  and  áa  ítia- 
lich  verkñndigten  Lehre,  vddies  Wedaslcr  an  die  Spilxe  stcit,  bat 
er  nicht  richtig  tsbÍA:  jene  ist  dieser  Toian^gegangen  —  «iederaai 
geuöge  das  Beispid  *on  Asoolis  «Saggi  ladini"  — ,  diese  ist  nor 
ein  Versuch  jene  za  kodifizieten;  dnrdi  die  Aninahme  wrt  so 
vielem  Abgeüunea  ood  Seit«ätlsli^eDdeii  bâlst  die  Erôrtenn>g  der 
nodi  l^^endigen  oder  wieder  bdebten  Streit&age  sehr  an  Scfaäife 
ein;  diese  ist  zodem  aas  áei  dedoktiven  ^ihäre  in  die  indnktire 
VNpflanzt  und  auf  ein  enges  Gebiet  etngcscbrâakt,  and  damit  laut 
scfa  scbliefslich  die  Absoimbeîl  des  lltds  nidit  verdnigeiL  Aber 
anch  an  sich  geacnnmen  macht  nns  derselbe  za  sdiaflen.  „Gflit 
CS  Lautgesetze?  "  gehört  zu  den  T.x istJ-nciaHragwi.  ood  diese  haben 
den  allgemeinen  Sinn:  „ist  etwas  in  der  VorstdloDg  VotitandMies 
auch  in  Wirklichkeit  vorhanden l"*.  Die  beiden  Arten  des  Vor- 
handentetos  scheiden  sich  deulltch  z.  B.  iu  äei  Frage:  »gibt  es 
Centaaren?",  in  der  Dosrigen  flieisen  sie  ineinand«:  ober.  Idi 
vermute,  dct  Ver^sser  hat  mit  dei  Tltet&age  besageo  wollen:  «ver- 
flieot  das  was  als  Lautgesetze  gilt  [ihm  selbst  gdten  durchaus  nicht 
alle  Lant^-eränderungeD  ab  solche],  diese  Bezeichcncg?";  dann 
wenigstens  wäide  das  letzte  Woit  dei  Schrifl  dazu  stimmen:  „In 
diesen  Sinn  kòacen  «»ir  nach  wie  vor  von  .Lauigeseucn'  sprechen." 
Der  betrefende  Sinn  ergibt  sieb  aus  einer  bestimmten  Definition 
des  Wortes   „Gesetz".     Aber    dei    Aasdruck    „Laulgesetze"    bl^t 


254 


H.  SCHUCHARDT, 


mehrdeutig:  Wechssicr  selbst  gibt  zu  dafs  die  zunächst  danintet 
zu  verstehenden  empirischen  GesoUe  durch  kausale  ïu  ersetzen 
seien;  es  sind  andere  Lautgesetze  denkbar  als  die  der  Laat- 
geschichte,  und  die  Entstehung  des  Ausdrucks  —  nach  VVechssler 
ist  es  eine  Abkürzung  aus  „  Wohl  lau  tsgesetz"  —  macht  uns  ihn 
nicht  annehmbarer,  tio  viel  also  stellen  wir  (est  dafs  hier  ein 
Strtit  um  Worte  vorliegt,  und  die  steten  Mifsverstaudnisse  über 
die  man  sich  beklagt,  sind  die  fast  notwendige  Folge  der  Freiheit 
die  sich  Jeder  nimmt  ein  Wort  so  oder  so  zu  deuten,  einen  Be- 
griff so  oder  so  zu  bezeichnen.  Auch  in  den  Aufserungen  voa 
G.  Paris  über  die  Wechssl ersehe  Schrift  ist  das  terminologische 
Element  nicht  reinlich  ausgeschieden,  obwohl  er  selbst  alle  Ein- 
Wendungen  von  der  eioen  Seite  auf  ein  Mifsverständnis  zurück- 
führt. Die  I^sung:  „i!  y  a  des  lois  phonétiques,  et  ces  lois,  comme 
telles,  ne  souffrent  pas  d'exception"  betrachtet  er  „corame  tellement 
évidente  qu'il  suffit  de  l'énoncer  pour  qu'elle  s'impose".  Der  Um- 
stand dafs  sie  sich  eben  nicht  Allen  aufgedrängt  hat,  spricht  schon 
genügend  für  ihre  Nicht-evidenz,  diese  ergibt  sich  aber  direkt  aus 
der  Möglichkeit  ihrer  verschiedenen  Interpretierung.  G.  Paris  sagt; 
„il  faut  prendre  ici  le  mot  de  lois  dans  un  sens  particulier  et 
restreint";    und   wem    will    man  es    verbieten  die  „dérogations  que 

l'on  constate    dans    toute  langue  aux  lois  qui  régissent les 

mutations  phonétiques"  mit  dem  Namen  „exceptions"  zu  belegen? 
W.  Wundt  Völkerpsychologie  (1900)  I,  i,  350  sagt  dafs  bei  den 
empirischen  Gesetzen,  zu  denen  die  „Lautgesetze"  zu  zählen  seien, 
„von  einer  ausnahmslosen  Geltung  unter  keinen  Umständen  die 
Rede  sein  könne".  Wenn  G.  Paris  meint  dafs  die  „dérogations" 
deshalb  nicht  als  „exceptions"  zu  gelten  hätten  weil  —  er  bebt 
dies  in  der  Schrift  hervor  —  „elles  n'ont  jamais  un  caractère  pho- 
nétique", so  liegt  hier  ein  Zirkelschlufs  zu  Grunde;  er  betrachtet 
die  phonetischen  Derogationen  nicht  als  solche,  sondern  als  Laut- 
gesetze die  sich  mit  den  andern  Lautgesetzen  kreuzen.  Noch  unsicherer 
ist  der  Standpunkt  Wechsslers;  indem  er  die  „Lautgesetzlichkeit", 
die  „Ausnahmslosigkeit"  nur  gewissen  Lautveränderungen  zugeslebt, 
andern  nicht,  werden  ohne  Weiteres  diese  Prädikate  auch  für  die 
ersteren  aufgehoben  oder  doch  in  Frage  gestellt.  Die  Erwägung 
dessen  was  „characlère  phonétique"  ist,  führt  uns  übrigens  aus  den 
Worten  in  die  Dinge;  es  handelt  sich  hier  um  den  Ursprung  der 
Lautwandlungen.  Insofern  ich  mir  sie  innerhalb  des  Gesprochenen, 
wie  innerhalb  der  Sprechenden  allmählich  sich  ausbreitend  vor- 
stelle, solile  ich  auf  die  Zustimmung  von  G.  Paris  rechnen  dürfen. 
Denn  er  denkt  über  Mundartenbegrenzung  im  Wesentlichen  wie 
ich;  und  mit  Recht  hat  Wechssler  den  innigen  Zusammenhang 
dieses  Problems  mit  dem  andern  anerkannt,  daher  auch  dessen 
freilich  schon  dem  Ausmafs  nach  unzureichende  Behandlung  in  die 
des  letzteren  eingcschallet.  Femer  räumt  G.  Paris  ein  dafs  die 
Lautgesetze  niemals  unter  zwei  gleichen  Bedingungen  wirken;  und 
wenn   er  endlich   sie   nur  als  das  Ergebnis  von  Konstatierungea 


J 


ÜBER  LAUT-   UND   BEDEDTDNOSWANDEL.  Î55 

innerhalb  der  Vergangenheit  bezeichnet  und  sie  zu  Anwendungen 
auf  Zakünfliges  für  ungeeignet  erklärt,  so  denkt  er  vielleicht  auch 
an  den  GegensaU  ïwischen  den  voUendelen  Thatsachoii  und  den 
voran fgegangenen  En twickel ungen.  Wie  sich  zu  alledem  das  Fest- 
halten an  Jener  starren  Formel  schickt,  vermag  ich  nicht  zu  be- 
greifen. Schliefslich  uieint  G.  Paris:  „nier  quii  en  existe  [Laut- 
gesetze] ce  serait  admettre  dans  une  évolution  naturelle  des  faits 
fortuits,  c'est-à-dire  des  effets  sans  cause,  ce  qui  est  absurde". 
Damit  sind  wir  wieder  mitten  im  Wertstreit  drin.  Läugne  ich  die 
ExisteiiE  von  Lautgesetzen  oder  dtr  Lautgesetze  (was  auch  nicht 
ganz  dasselbe  ¡st  —  Wcchssler  spricht  etwas  allzukurz  von  „Geg- 
nern der  Latitgeselze")?  Gewifs  nicht  die  jener  kausalen  Gesetze 
tun  die  es  sich  im  Zusammenhang  der  angeführten  Worte  streng 
genommen  nur  handeln  könnte.  Offenbar  aber  bezieht  sich  G.  Paris 
auf  ihre  bunten  Wirkungen  und  die  erkenne  ich  als  That- 
sadien  an,  spreche  il)nen  aber  den  Charakter  von  Gesetzen  ab. 
Gerade  weil  mir  alle  Lautgeschichte  von  unbedingter  Gesetzmäfsig- 
kdt  durchwaltct  erscheint,  wehre  ich  mich  gegen  eine  Ausdrucks- 
weise welche  die  Gesclzmáfsigkeit  auf  gewisse  an  die  ObErdäche 
tretenden  Erscheinungen  beschränkt  oder  doch  in  ihnen  gesteigert 
sein  läfst.  Von  jener  Gesetzmäfsigkeit  darf  man  sagen  dafs  sie 
evident  ist;  denn  sie  bildet  einen  Teil  derjenigen  Geselzmäfsigkeit 
der  alles  Geschehen  unterworfen  ist.  Auch  anderswo  gibt  es  für 
die  wissenschaftliche  Erkenntnis  kein  Gesetzloses,  keinen  Zufall, 
keine  Ausnahme;  wollte  man,  mit  irgend  welchen  Ausdeutungen, 
dergleichen  anderswo  finden,  so  würde  man  es  sicher  auch  in  der 
Lautgeschichte  finden  können.  Die  Betonung  der  absoluten  Gesetz- 
mäTsigkeit  des  Lautwandels  mochte  —  freilich  nicht  in  der  be- 
liebten Formulierung  —  gewissen  Aufstellungen  und  Verfahrungs- 
weisen  früherer  Zeilen  gegenüber  berechtigt  sein,  heute  kann  sie 
keinen  andern  Sinn  und  Zweck  mehr  haben  als  die  Geseizmäfslg- 
keit  auf  andern  Gebieten  zweifelhaft  erscheinen  zu  lassen,  beson- 
ders auf  dem  des  Bedeutungswandels.  W.  Wundt  Völkerpsycho- 
logie 1,  II,  4JZ  nennt  es  auffallend  dafs  manche  Sprachforscher 
liier  von  einer  ähnlichen  Geselzmäfsigkeit  wie  auf  dem  Gebiete 
des  Lautwandels  Nichts  wissen  wollen,  und  ebend.  S.  437  stellt  er 
die  Forderung  auf  „dafs  der  Bedeutungswandel,  ebenso  wie  der 
I^Qtwandel,  überall  einer  strengen  Geselzmäfsigkeit  unterworfen 
Hi,  deren  Erkenntnis  nur  in  vielen  Fällen  durch  die  Konkurrenz 
"•annigfacher  Ursachen  verschiedenen  Ursprungs  erschwert  ist". 
^i  jeder  etymologischen  Untersuchung  sind  I-autwandel  und  Be- 
•fe  a  längs  Wandel  miteinander  in  Einklang  zu  bringen;  unkritisch  ver- 
'äfart  wer  den  einen  über  den  andern  vernachlässigt.  Wird  den 
■•f-anigesetzen"  das  alleinige  Bestimmungsrecht  zuerkannt,  dann  ver- 
^Ofacht  sich  allerdings  unsere  Arbeit  in  handwerksmäfsiger  Weise. 
"ir  brauchen  uns  z.  B.  über  die  Herkunft  von  aUer  nicht  mehr 
'**^*ï  Kopf   zu    zerbrechen;    wie    trouver    auf  "tropart    zurückgehen 


256 


NACHTRAG  ZU  ZRITSCHR.  XZV  94 — IOC. 


mufSy    so  aller  auf  *  alar  e  (zu  ah  fus)  oder  *allare  (zu  allaius,  wie 
span.  port,  legislar  zu  legislado). 

(Zu  Rom.  XXX,  154.) 

Ich  hatte  gemeint  dafs  die  Gründe  mit  denen  ich  meine 
romanischen  £t3m:iologieen  stütze,  berücksichtigt  zu  werden  ver- 
dienen. Á.  Thomas  ist  nicht  dieser  Ansicht  Der  Beschuldigung 
des  Dogmatismus  widerspricht  er  nicht,  er  bestätigt  sie:  „la  science 
a  parlé  par  la  bouche  de  M.  Gaston  Paris  ...  je  ne  crois  pas 
qu'il  y  ait  lieu  à  revision''.  Von  nun  an  sollen  also  die  wissen- 
schaftlichen Fragen  ex  cathedra  entschieden  werden. 

H.  SCHUCHARDT. 


Nachtrag  bu  Zeitsehr.  XXV  94—100. 

Zu  der  Aufzählung  der  Handschriften  der  Prosaaaflösang  auf  S.  loi 
fuge  ich  hinzu,  dafs  die  ehemals  Pannier  gehörige  Handschrift  sich  jetzt  am 
der  National bibliothek  in  Paris  befindet  als  Nouv.  acq.  fr.  4083,  15.  Jahr- 
hundert, und  wirklich  unsern  Text  enthält  ;  desgleichen  gehört  auch  die  Hand- 
schrift aus  Besançon  (Nr.  588,  1 6.  Jahrhundert)  hierher,  sodafs  sich  die  Zahl 
der  Handschriften  auf  23  beläuft. 

Die  ebenfalls  S.  lOi  nach  Stengel  erwähnte  Handschrift  Oxford  Douce  337 
enthält  dagegen  nicht  unsre  Prosa,  wenn  auch  einen  Text  verwandten  Inhalts. 
Ebensowenig  hat  die  ebenda  zitierte  Handschrift  Oxford  Laud  622  (662  ist 
Druckfehler  bei  Stengel)  zu  unserem  Text  unmittelbare  Beziehung;  über 
die  darin  enthaltene  (und  mir  noch  aus  6  andern  Handschriften  bekannte) 
Battle  of  Jerusalem  des  Adam  Davy  vgl.  Ward,  Catalogue  of  romances  I  187 
bis  188. 

Ob  ein  in  der  Handschrift  2426  aus  Cheltenham  enthaltenes  Libro  della 
destrucción  de  Jerusalem  in  diesen  Zusammenhang  gehört,  vermag  ich  leider 
nicht  anzugeben. 

Weiter  möchte  ich  noch  auf  die  Berner  Handschrift  537  hinweisen,   die 

aus  dem  14.  Jahrhundert  stammend  einen  deutschen  Text  von  der  Zerstörung 

Jerusalems   enthält.     Zwar   ist   der  Anfang  nicht   erhalten,   doch    stimmen  die 

ersten    vorhandenen   Worte    (sie    sind   gedruckt   in   Herm.   Hagen,    Catalogus 

codicum  Bernensium  (bibliotheca  Bongarsiana),  Bernae  1875,   S.  448)  so  genau 

zu   dem   entsprechenden  Stück  des  provenzalischen  Textes  (Revue  des  langues 

romanes  XXXII  582),   dafs  ich  glaube,  dann  eine  deutsche  Uebersetzung  der 

altfranzösischen  Prosa  vermuten  zu  dürfen. 

An  Drucken  des  Prosaromans  sind  zu  den  S.  JOI — 102  zitierten  noch  die 

in    Brunet,    Manuel    du    libraire,    5.  Aufl.   t.  V  Sp.  1185  — 1188    aufgeführten 

II  Ausgaben  zuzufügen,    die   die  Destruction  als  Fortsetzung  zu  einer  Vie  de 

Jésus-Christ  enthalten.    Ebenda  Sp.  1188  findet  sich  auch  ein  provenzalischer 

Druck  erwähnt. 

Waltusr  Suchixr. 


Max  Niemeyer,  Verlagsbnchliaiidlaiig  in  Halle  a.  8. 


la  eluigcD  Woclien  etscbeint: 

Francesco  Petrarcas   Triinniibe.     in  kritischem  Texte  bersBI 
gegel»en  von  Karl  Apiifl.    gi.  8".     I£t01.     cr.  Mk.  12, — . 

Letzte  ÜVenigfUeiten; 


Romanische  Bibliothek  herausgegeben  von  Wendelin  F»rslei| 
XVII.   CaucbouB  nud  Parturee  des  altfraozösisebeD  Trouve 
Adnii  de  le  Hale  le  llochn  d'Aras  beraUBgegeben  von  Bildoll 
Berger.     ki.  8».     litOU.     Mk.  12— . 

BibliOtheca  Normannica.     Denkmüler  nommoDÍscber  Litteratq 
mill  Sprat-he,  herausgegeben  vnn  11,  Sachier.     Teil  111: 
Lais  der  Marie  de  Franee,  herausgegebeu  von  Karl  WnmkJ 
S".     2.  vermehrte  Anflage.     It'OU.     Mk.  12.—. 

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Handaehriften     herausgegeben     von     Weiidcüu     Filrete^ 
Bd.  IV:  Der  Karrenritter  (Lancelot)  uud  das  Wilbelnisleti« 
(Guillaume  dAiiglelerre).     8".     189Í».     Mk.  20,—. 
auf  Btltteniiapier  Mk.  ■in,—. 

VoretZSCh,   C.     Epische  Htadien.     Beiträge   znr   Gescbiehte  doj 

franziisisehen   Heldensagen   uiid   Heldendiebtnngen. 
Kom|iii9ition  des   Huon  de  Bordeaux  nebet  kritischen  1 
merkuDgen  ttber  Begriffe  nud  Bedeutnng  der   Sagen.    84 
um.    Mk.  10,—. 


!Koinmis9ìon^vei*lagr: 

Förster,  Wendetin.     Cnnserie    philologique    fait«    k    la   Sûeié^ 
Ramond    avec    un    appendice.      L'Etjmologie    dn    francs 
Gatstre.     Extrait  du  Hnlletin  de  la  Socidti   lianinnd.     IBM 
8«     Mk.  1,— . 


Ausgegebefn  den  8.  Mai  1901. 


ZEITSCHRIFT 


FÜR 


ÄOMLÄIilSCHE  PHILOLOGIE 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


Dr.  eVSTAY  ORÖBEB, 

PUOFBSSOR   AN   DRR  UNIVERSITÄT   STRASSBURO   I.E. 


1901. 


XXV.  BAND.     3.  HEFT. 


HALLE 

MAX    NIEMEYER. 

77/78  GR.  STEINSTRASSE. 

I9OI. 

Die  Z^ttschrHt  erscheint  in  Banden  (von  6  Heften)  zu  25  Mark. 


INHALT. 

Seite 
P.  Toldo,  Études  sur  la  poésie  burlesque  française  de  la  Renaissance. 

Forts.  (19.  2.  00) 257 

Carolina  Michaelis  de  Vasconcellos,  Randglossen  zum  altportugie- 
sischen Liederbuch.   Forts.  (18.4.  00) 278 

Theodor  Kalepky,  Zur  franzosischen  Syntax  (31.  5.  00)    .    .    •    .    .    322 

VERMISCHTES. 

A.  Horning,  Die  betonten  Hiatusvokale  im  Vulgärlatein  (28.  10.  00)    .  5|l 

H.  Schuchardt,  EccUsia  (30.11.  00) 344 

—  Franz.  bouée }  mhd.  beuchen  (20.  i.  01) 34S 

—  Yxzxiz,  glaive  (20.  I.  Ol) 345 

—  Franz.  breUUe,  bretellüre  (20.  i.  Ol) 346 

—  Franz. //«>  „Scholle"  (20. 1.  Ol) 346 

—  Franz. /t/r^/}(d.  Z><»rii^//)  (20. 1.  Ol) 349 

—  Ischl\ Insula?  {20,\,  Oi\ 349 

—  Fnnz, permaine  (20.  I.  Ol) 3S3 

W.  Meyer -LÜBKE,  luì,  saia,  saio,  frz.  jai>  (28. 11.  00) 3S^ 

—  líAÍ.  usdo,  frz,  huis  {i^,  l.  Ol) 35$ 

BESPRECHUNGEN. 

G.  Weigand,  Teutsch  u.  Popea,  Lehrbuch  der  rumänischen  Sprache 

zum  Schul-  und  Selbstgebrauch  (16.  6.  00) 3^^ 

Ph.  Aug.  Becker,  Paul  Runge,  Die  Lieder  und  Melodien  der  Geilsler 
des  Jahres  1 349  nach  der  Aufzeichnung  Hugos  von  Reutlingen, 
nebst  einer  Abhandlung  über  die  italienischen  Geifslerlieder 
von  H.  Schneegans  und  einem  Beitrage  zur  Geschichte  der 
deutschen  und  niederländischen  Geilsler  von  H.  Pfannen - 
Schmid  (20.7.  00) J^^ 

—  Carl  Voretzsch,  Epische  Studien  (16.8.  00) ^^^^ 

Berthold  Wiese,  Giornale  Storico  della  Letteratura  italiana.  Anno  XVm, 

Voi.  XXXVI,  3;  Anno  XIX,  Voi.  XXX VH,  i;  Supplemento  3. 

1900  (2.  3.;  6.  3.;  12.  3.  01) ^^^ 

W.  Mever-Lübke,  E.  Freymond,  G.  G.,  Romania  No.  115  (28.  11.  00; 

16.  4.  01;  25.  II.  00) ^ 

Berichtigung ^T>^ 


Manuskripte  für    die  Zeitsohrift   sind   an  deo  Heranageb^'^' 
Strafsburg  i.  Eis., 

UniversitätsplatB  8 

zu  senden.  An  die  Verlagsbuchhandlung  Max  Niemeyer  in  TSaO^ 
sind  alle  Honorar  und  SonderabBÜge  angehenden  Anfragen  uB^ 
Wünsche  zu  richten. 


Études  sor  la  poésie  burlesque  française  de  la  Benaissance. 

(Suite.) 

Les  paradoxes. 

Les  pièces,  que  nous  allons  examiner,  ne  sont  pas  toutes,  à 
vrai  dire,  des  paradoxes,  selon  l'acception  commune  de  ce  mot, 
mais  elles  renferment  toutes  une  exagération  évidente,  qu'on  ne 
saurait  definir  autrement  On  sait  que  le  paradoxe  n'était  pas  in- 
connu à  l'antiquité  classique;  nous  verrons  souvent  les  poètes  bur- 
lesques citer,  avec  complaisance,  leurs  ancêtres  grecs  ou  latins  et 
parfois  en  exagérer  le  nombre  et  le  caractère.  Toutefois  c'est  sur- 
tout en  Italie  que  ce  genre  littéraire  crût  d'une  vigoureuse  poussée 
et  Ton  aurait  beaucoup  de  peine  je  ne  dis  pas  à  analyser,  mais 
seulement  à  citer  toutes  les  compositions,  dans  ce  goût  Louer 
tout  ce  qui  paraissait  le  moins  digne  de  louange,  ou  blâmer  ce 
qne  tout  le  monde  croyait  digne  de  respect  et  même  de  révérence, 
révéler  l'esprit  souple  du  sophiste  dans  la  démonstration  de  l'absurde, 
rompre  en  visière  à  la  vérité  et  au  bon  sens,  se  moquer  de  toute 
chose,  des  misères  de  la  vie  aussi  bien  que  des  malheurs  les  plus 
^reux,  et  les  plus  dignes  de  compassion  voilà  les  éléments  con- 
stitutifs de  ce  genre.  11  y  a  sans  doute  beaucoup  de  légèreté 
forale  dans  ces  plaisanteries,  mais  il  ne  faut  pas  oublier  que  le 
"re,  ce  remède  prôné  par  Rabelais,  aide  à  supporter  les  douleurs, 
qoi  nous  accablent  et  il  ne  faut  oublier  non  plus,  que  sous  le  voile 
^^  la  facétie  et  de  l'extravagance,  on  rencontre  parfois,  je  ne  dis 
P^  fort  souvent,  quelques  vérités  assez  profondes. 

Le  paradoxe  neurit  en  Italie  surtout  au  XVI*^  siècle  et  le  Bemi 
^  toujours  là  au  premier  rang.  Nous  l'entendons  chanter  la  pesti- 
lence, cette  épidémie,  qui  ravageait  de  son  temps  le  midi  de 
'"Europe  et  à  laquelle  il  dédie  deux  capitoli,  ce  qui  constitue  un 
Véritable  tour  de  force.  La  première  argumentation,  en  faveur  de 
J^  thèse,  c'est  à  peu  près  la  même  que  le  Manzoni  met  dans  la 
^<^^che  de  Dom  Abbondio: 

yyPrìma  che  porta  via  tutti  i  furfanti 

Gli  strugge,  e  vi  fa  buche,  e  squarci  drento, 

Come  si  fa  dell'  oche  1'  Ognissanti." 

7'^  le  Berni  contìnue,  en  énumérant  tous  les  bienfaits  de  cette 
"^nédiction  du  ciel.  Les  églises,  par  exemple,  se  vident  et  l'on 
P^Ut  s'y  promener   à  son  aise,   ce   qui   devait  constituer  un  bon- 

^eitichr. L  rom. PhiL  XXV.  ^^ 


258  p.  TOLDO, 

heur,  fort  énìgniatique  pour  nn  écrivain,  dont  le  sentiment  religieux 
était  plus  que  douteux,  les  lois  perdent  leur  force  (étrange  bien, 
pour  l'ennemi  de  tout  „(nrfante"!),  on  f>eut  se  passer  de  tout  tra- 
vail et  vivre  à  son  aise,  sans  compier  que  c'est  là  le  temps  pro- 
pice, pour  attraper  une  bonne  charge,  ou  un  héritage.  Ces  deux 
Capìtoli  pourraient  s'appeler  l'bymaii  de  lY-goïsme,  si  l'on  n'avait 
tort  de  prendre  au  sérieux,  ce  qui  a  élé  composé,  dans  un  but 
tout  à  fait  plaisant. 

Il  y  a  moins  de  paradoxe,  ou  pour  mieux  dire  le  paradoxe  se 
transforme  simplement  en  exagération,  dans  les  louanges  onlréei 
que  le  poète  italien  adresse  aux  pèches,  aux  chardons,  au  jeu  de 
la  „primiera"  etc.,  mais  le  paradoxe  réapparaît  dans  ce  qu'il  chante 
d'un  certain  pot  intime  et  dans  son  apologie  de  la  dette,  de 
l'aiguille  et  de  la  pive.  Là  où  le  sujet  manque,  en  lui-même,  d'in- 
spiration comique,  ou  en  retrouve  très  facilement  dans  l'obscénité. 
On  voit  les  choses  les  plus  innocentes  se  prêter,  sous  la  plume 
de  ces  écrivains,  à  des  allusions  et  à  des  transformations  piia- 
pesques,  et  ici  de  même  que  dans  les  „canti  carnascialeschi"  il 
faut  toujours  demoler  l'équivoque,  ce  qui  ne  présente  d'ailleurs 
pas  trop  de  difficulté.  L'équivoque  et  l'obscénité  constituent  donc 
les  éiémenls  les  plus  communs  des  capitoli.  Les  contemporains  et 
les  disciples  du  Öemi  enchérissent  sur  ses  défauts.  Voici,  parmi 
les  plus  connus,  Giovanni  della  Casa,  qui  exalte,  entre  autres, 
les  mérites  de  la  itissa  et  qui  déclare  qu'il  n'y  a  rien  de  mieux 
que  d'être  toujours  fâché.  Il  chante  aussi  les  louanges  du  Four, 
sujet  qui  se  prête  aux  équivoques  les  plus  effrontées.  Varchi 
loue  les  pêches,  les  œufs  durs,  le  fenouil  etc.,  le  Mauro  exalte  la 
fève,  le  deshonneur,  le  lit  et  le  mensonge,  chanté  aussi  par  Vincent 
Martelli,  Molza  fait  l'apologie  de  l'excomunication,  le  Dolce  du 
crachat,  des  cloches  et  de  la  soif,  Louis  Tansillo  trouve  qu'il  n'y 
a  rien  de  mieux  que  la  teinture  des  cheveux  et  de  la  barbe, 
l'Arétin  dédie  des  vera  à  la  fièvre  quarte,  Messer  Bino  au  verre, 
l'Allori  (Bronzino)  à  la  galère  et  au  tapage,  et  plus  tard  Sansovino 
chantera  les  bottes  et  Mathieu  Franzcsi  reviendra  sur  le  sujet  de 
la  goutte  traité  par  Ferrari  et  exaltera  aussi  la  pauvreté,  les  cure- 
dents,  la  toux  et  les  marrons.  On  peut  rappeler  aussi  ce  que  l'on 
écrivit  du  fuseau,  de  la  balance,  des  oignons  etc.  mais  ce  n'est 
pas  dans  mes  intentions  de  pousser  trop  loin  une  telle  recherche. 
Je  n'ai  qu'à  renvoyer  le  lecteur  aux  recueils  les  plus  connus,  savoir 
à  celui  de  Broedelet  (1726  Usecht  al  Reno),  de  Van-der  Bet 
(Leida,  1824)  et  à  un  autre*  qui  démontre  la  grande  popularité 
de  ce  genre  en  langue  vulgaire  et  en  latin,  en  prose  et  en  poésie 
dans  l'Europe  tout  entière.  Il  faut  toutefois  faire  une  place  distincte 
  Anton  Francesco  Grazzini,   plus   connu  sous  le  nom  de  Lasca.* 


I 


4 


'  Voycx  le  récacil  „disscrtationum  ludricnram 
Lngduni  Balav.  165S,  apud  Frana  Hcgerum 
'  Rime  burlesche  c  diz.  Ve  none,  Florence  iSE 


POÉSIE  BURLESQUE  PKANÇAISE   DE   LA   RENAISSANCE.  2^9 

On  voit  qu'il  composait  ses  Càpi/o/i,  quelquefois»  au  moins,  sur 
commande  et  qu'il  choisissait  tout  exprès  des  sujets  arides,  pour 
noir  plus  de  mérite  à  en  fiEÛre  ressortir  le  côté  plaisant.  En  louant 
les  sabots,  il  écrit,  par  exemple,  à  M.  Lorenzo  Scala: 

„Voi  m'  aTete  pregato  eh'  io  componga 
Sopra  un  soggetto  secco  e  senza  rìsa, 
Lorenzo  mìo  ;  Dio  voglia  eh*  io  m'  apponga." 

Cette  composition  du  Lasca  nous  présente  une  autre  source  du 
burlesque.  Pour  démontrer  la  versatilité  de  leur  esprit,  ces  poètes 
combattent  eux-mêmes  bien  souvent  ce  qu'ils  viennent  de  louer  et 
ils  jouent,  par  là,  en  même  temps  le  rôle  d'accusateurs  et  celui  de 
défensears  d'un  certain  sujet  C'est  le  triomphe  du  sophisme.  Le 
Varchi,  par  exemple,  qui  a  chanté,  conmie  nous  venons  de  voir, 
les  mérites  innombrables  des  œufs  durs,  écrit  aussi  un  capìtolo 
contre  son  sujet  „contro  all'  uova  sode'*,  Tansiilo  loue  les  aulx  et 
les  blâme  ensuite;  et  le  Lasca  fait  suivre  à  la  louange  des  sabots, 
le  blâme  de  ces  sabots  mêmes.  £n  outre,  après  avoir  célébré  les 
plaisirs  de  la  chasse,  toujours  avec  la  même  force  de  conviction, 
il  écrit  „In  disonor  della  Caccia'*  et  „la  Iode  del  pensiero"  est 
suivie  par  le  sujet  contraire  „contro  il  pensiero".  11  combat  aussi, 
toujours  pour  démontrer  cette  facilité  d'avocat,  pouvant  démontrer 
le  pour  et  le  contre  d'un  même  sujet,  ce  que  d'autres  poètes  bur- 
lesques avaient  célébré  avant  lui. 

Messer  Giovanni  della  Casa  s'en  était  pris  à  ce  nom  de  Jean, 
qui  formait  son  désespoir  et  notre  Lasca  chante  le  même  nom, 
ïnais  pour  le  louer: 

„Giovanni  è  proprio  un  nome  da  signore, 

Da  re,  da  papa:  e  buon  per  1'  universo, 

Quand'  un  Giovanni  sarà  ìmperadore." 

Mattio  Francesi  avait  célébré  les  gants  et  le  Lasca  écrit  à  M.  Pan- 
dolfo  Martelli  „in  dispregio  de'  Guanti" 

„Voi  mi  fareste  far  quistion  con  Ciano, 
Messer  Pandolfo  mio  caro  e  gentile, 
S'  a  biasimare  i  guanti  metto  mano. 
Paiono  a  molti  un  portar  signorile, 
Ma  io  son  della  vostra  opinione. 
Che  sieno  una  cosacela  brutta  e  vile/' 

et  ainsi  il  continue  pour  plus  de  cent  vers.  Plusieurs  poètes 
»étaient  inspirés  à  la  fidélité  du  chien  et  le  Lasca  compose  un 
^ütre  capitolo  „In  dispregio  de'  Cani"  et  il  loue  les  barbes,  proba- 
blement pour  la  seule  raison  de  démontrer  le  contraire  de  ce  que 
*^  autres,  le  Ferrari  par  exemple,  avaient  soutenu.  Parfois,  malgré 
^  désir  de  la  nouveauté,  ces  poètes  burlesques  se  rencontrent 
daiis  les  mêmes  sujets.  Lasca  chante  à  peu  près  ce  que  M.  Bino 
avait  déjà  célébré  dans  son  „Bicchiere",  lorsqu'il  envoie  „certi  vetri" 
Une  dame  inconnue.     Il   exalte   les   châtaignes   qu'Andréa   Lori 

17* 


26o  p.  TOLDO, 

VBuait  de  célébrer  et  le  Mauro  avait  déjà  parlé  avant  lui  des  plaisirs 
de  la  chasse.  Les  sujets  des  capitoli  du  Lasca  appartiennent 
d'ailleurs  presque  toujours  au  même  type  et  ils  gardent,  pour 
cela,  la  même  physionomie.  Outre  les  sujets  indiqués,  il  chante 
la  Saucisse  aussi  bien  que  Mattio  Francesi,  les  bains  de  l'Arne  et 
ici  il  y  a  même  du  sérieux,  le  jeu  de  la  „Palla  al  calcio"  et  celui 
du  „Maglio",  les  melons,  les  petits  pois,  les  épinards,  le  „Taffe- 
ruglio", les  tourtes,  les  „Pesceduovi",  le  plaisir  de  s'asseoir,  les 
cornes,  la  soupe,  qui  avait  inspiré  aussi  Domenichi  et  le  dépit  où  jl 
rappelle  la  Stizza  du  Della  Casa,  etc.  Il  n'oublie  pas  non  plus 
ce  sujet  rendu  si  célèbre  par  Erasme  de  Rotterdam,  dans  sou 
capitolo  „in  Iode  della  Pazzia",  et  il  en  dédie  un  aulre  ù  „Nannina 
Zinzera  corligiana",  où  le  burlesque  est  remplacé,  par  ce  culte  à 
la  beauté  physique  et  à  l'amour  des  courtisanes,  auquel  notre  auteur 
sacrifiait  aussi  bien  que  les  autres  poètes  de  son  temps.  Matteo 
Francesi  avait  composé  un  capitolo  „contro  lo  sberettare"  et  le 
Lasca  dans  ses  „ottave",  revient  sur  le  même  sujet  „contro  aile 
sberrettate-'.  Les  sujets  du  burlesque  ne  sont  donc  rien  moins 
que  nombreux  et  lorsqu'un  sujet  a  été  mis  à  la  mode  par  un  écri- 
vain célèbre,  les  autres  sont  poussés  ä  s'y  essayer  à  leur  tour. 

Au  milieu  des  tous  ces  poètes,  Ortensio  Lando,  prosateur  de 
beaucoup  de  mérite,  ne  saurait  Ctre  oublié  non  plus;  ses  paradoxes 
devinrent  une  source  inépuisables  pour  tous  les  bateleurs  parisiens, 
débitant  de  même  que  Bruscambille  des  prologues  facétieux,  sui 
les  théâtres  populaires,  ou  tâchant  par  là  d'exciter  la  curiosité  de 
ceux  qui  achetaient  leurs  remèdes  étonnants.  Je  n'ai  qu'à  ren- 
voyer aux  „paradossi  cioè  sententie  fuori  del  común  parere"  de 
l'écrivain  italien.  On  y  trouvera  plusiers  sujets  qu'on  lit  aussi  chez 
Bruscambille  et  chez  ses  confrères  aussi  bien  que  dans  les  prologues 
du  théâtre  de  Larivey.  Rappelons,  au  milieu  de  ces  biztarrie  du 
Lando,  les  éloges  de  la  pauvreté,  de  la  laideur  des  hommes  et  des 
femmes,  de  l'ignorance,  du  manque  de  domestiques,  de  l'exil,  de 
la  prison,  de  la  guerre,  de  „!'  ignobiliià",  de  la  femme  deshonnête, 
de  la  famine,  de  la  lâcheté,  des  pleurs,  de  la  mort,  des  blessures, 
de  l'ivrognerie,  de  la  cécité,  de  la  folie  etc.,  tout  cela  mêlé  á  des 
critiques  burlesques  contre  des  écrivains  célèbres,  savoir:  Boccace 
Cicerón,  Aristote.  Giovanfrancesco  Ferrari,  ce  poète  du  burlesque, 
que  nous  avons  eu  déjà  l'occasion  de  citer,  paraît  s'inspirer  fort 
souvent  à  son  compatriote.  Il  se  moque  de  même  que  lui  de 
Cicerón  et  d'Aristote,  en  employant,  à  peu  près,  les  mêmes  argu- 
mentations et  il  chante  à  son  tour  et  de  la  même  manière  la  laideur 
des  femmes,  la  folie,  le  bonheur  de  vivre  sans  domestiques,  les 
pleurs,  la  cécité,  la  prison,  l'ignorance  et  les  „Fuorusciti"', 

Voilà  le  fonds  constitutif  de  ce  genre  de  plaisanteries  italiermea, 
que  je  vais  examiner,  dans  la  littérature  franvaise,  en  les  divisan^ 


I 


POéSIB   RÜRLFSQUE  FRANÇAISE   DE  LA   RENAISSANCE.  201 

selon  leurs  caractères  différents,  en  chapitres  bien  distincts.  Une  di- 
vision rigoureuse  n'est  pas  d'ailleurs  possible,  car  les  sujets  les  plus 
étranges  et  les  plus  disparates  vont  se  présenter  à  nos  yeux« 


Contre  l'Honneur. 

Âmadis  Jamyn,  le  rival  de  Ronsard,  le  poète  courtisan  de 
Catherine  de  Médias,  de  Charles  IX  et  d'Henri  III,  est  bien  connu 
poor  cette  sorte  de  capitolo  qu'il  composa  contre  l'honneur  et  qui 
n'est,  comme  on  le  sait  depuis  longtemps,  qu'une  imitation  de 
ceux  du  Mauro.  Il  faut  pour  bien  saisir  le  sens  et  le  caractère 
de  cette  imitation  rappeler  à  notre  souvenir  la  pièce  de  l'écrivain 
italien,  laquelle  en  certains  endroits  cesse  d'être  seulement  plai- 
sante, pour  acquérir  une  véritable  importance  satirique. 

Mauro  en  s'adressant  „al  prior  di  Jesi"  lui  dit  que  la  nature 
a  fait  toute  chose  avec  beaucoup  d'à-propos  et  que  ce  sont  les 
hommes,  qui  l'ont  corrompue,  faute  de  la  bien  comprendre  et  à 
cause  de  leurs  vices.  L'auteur  sait  d'ailleurs  qu'on  va  l'accuser  de  folie 
et  d'extravagance  parce  qu'il  blâme  ce  que  tout  le  monde  honore, 
mais  loin  de  se  laisser  imposer  par  l'avis  d'autrui,  il  déclare 
que  s'il  était  pape  ou  empereur,  la  première  chose  qu'il  ferait,  ce 
serait  de  chasser  ou  d'excommunier  cette  sorte  de  maladie  de 
l'honneur,  qui  empoisonne  tous  les  plaisirs  de  l'humanité.  Selon 
1er  partisans  de  cette  divinité  rien  n'est  aussi  beau  que  le  travail 
et  aucune  mort  n'est  plus  glorieuse  que  celle  qu'on  reçoit  sur  les 
champs  de  bataille.  Il  en  est  de  même  de  l'honneur  en  matière 
d'amour;  c'est  lui  qui  nous  défend  tout  plaisir,  de  sorte  que  le 
poète  est  réduit  au  point  qu'il  porte  envie  aux  chiens  et  aux  chats, 
qui  ne  se  soucient  guère  de  ce  fantôme  invisible  et  impalpable. 
Les  chevaliers  n'ont  que  ce  mot  à  la  bouche  et  à  cause  de  lui, 
ils  sont  toujours  prêts  à  se  passer  Tépée  au  travers  du  corps,  c'est 
pour  cela  qu'on  n'entend  parler  que  de  duels  et  de  meurtres. 
Enfin  l'honneur  est  pis  que  la  jalousie  et  que  l'esclavage  même 
et  il  s'apprête  de  le  servir  sur  la  table  de  son  ami  cuisiné,  dit-il, 
comme  il  faut.  Dans  un  autre  capitolo^  Mauro  *  revient  à  la  charge. 
L'honneur,  ajoute-t-il  cause  presque  tous  les  maux  du  mariage, 
Dous  empêche  de  nous  habiller  et  de  nous  déshabiller  à  notre 
^  et  ce  qui  pis  est  c'est  là  la  source  des  guerres,  des  divisions 
des  peuples,   de  la  famine  et  de  toute  sorte  de  misères. 

Le  début  de  Jamyn  peut  indiquer  le  caractère  de  cette  imi- 
tation, car  il  s'agit  bien  entendu  d'une  imitation  et  non  pas  d'une 
traduction  plus  ou  moins  fidèle. 

U  y  a  même  une  certaine  petite  originalité  de  détails,  surtout 
^s  la  conclusion,  mais  tous  les  points  principaux,  que  nous 
venons  d'indiquer,  se  retrouvent  aussi  chez  le  poète  français: 

*  Voyez  Œuvres  poétiques  de  Amadis  Jamyn  avec  sa  vie  par  Colletet 
^  ane  introduction  par  Brunet,  Paris,  1879,  2  vol.  et  l'édition  de  Paris,  1575. 


202  P.  TOLDO, 

„Je  ne  me  plains  d'Amoar,  de  ma  Foy,  ny  de  vous 

Je  tne  plains  de  l'honncuT  <]ui  Dotii  aveagle  tous, 

De  l'Honneut  vieil  Tyran  qui  commande  le  monde, 

Faisanl  que  dessus  luy  toute  chose  se  fonde; 

Et  si  c'est  un  nom  vain  sans  pioñt  ny  plaîsii 

Qui  mei  empescbement  en  l'amoureux  dciir, 

Nom  qui  cause  aojouril'liuy  les  querelles  doutEuses 

Qui  seul  pipe  au  besoin  les  pucclles  honteuses." 

Il  faut  en  convenir:  la  forme  n'indique  aucun  progrès  stir  l'original, 

qui  n'a  pas,  à  son  tour  beaucoup  de  valour.    L'jd<^e  de  l'Honnenr 

faisant    obstacle   à  l'amour  est  répétée  sous  toutes  les  formes  [los- 

aibles,     Jamyn    resume    toutefois    d'une   manière    heureuse    le    long 

discours  de  son  prédécesseur,  pai  une  maxïiae  philosophique,  hicu 

connue  aux  anciens: 

„Et  suivant  la  Nature  on  ne  peut  s'igarer" 

et  les  sentiments    de  l'instinct  naturel    sont   mis   en  contraste  avec  I 

ceux  de  la  loi  humaine.    Quelquefois  il  traduit  presque  á  la  lettre  j 

et,  dans  ce  cas,  le  texte  italien  n'y  gagne  pas  trop: 

„Ce  fantosme  importun  nous  presse  les  talons, 

Il  BOUS  empoigne  au  flanc  par  tout  oii  nous  allons. 

Il  couche  dans  nos  licts,  et,  sorcier  redoutable, 

A  disner,  ä  souper,  s'assied  Îi  nostre  table; 

n  marche  sur  nos  plis,  sani  jamais  estre  lai. 

Et  semble  qu'à  toute  heure  il  devance  nos  pas." 

„Ovunque  per  lo  mondo  il  piS  tì  mena. 

Questo  importuno  honor  li  è  sempre  al  fianco, 

Teco  sen  viene  al  letto,  al  pranzo,  e  a  cena, 

E  mai  di  seguitarti  non  è  stanco. 

Anzi  par  che  '1  tuo  passo  ognor  avanzi, 

Sfarla  1'  arbitrio  di  n^ituta  ir.tnco." 

Aussi  dans  la  comparaison  entre  la  goutte   et  la  fièvre  la  j'alousia  1 

et  l'honneur,  la  traduction  est  littérale,  mais  elle  ne  vaut  point  l'oiH  1 

Jamyn  a  surtout  lo  tort  de  n'envisager  la  plaisanterie  ilalienne 
que  sous  un  point  de  vue  plus  borné  et  il  laisse  de  cóle  ce  que 
le  Mauro  avait  dit  à  propos  de  l'honneur,  qui  nous  pousse  à 
nioiuir  même  pour  une  sottise  ce  qui  constitue  la  partie  seh<k  et 
sérieuse  de  sa  plaisanterie: 

„E  dicon.  che  '1  morir  di  landa  í  bello, 

O  di  colpo  di  stocco,  o  d'  archibugio. 

Come  Fabrìcio,  Cesare,  e  Marcello. 

E  e'  havei  ne  la  schiena  un  gran  pertugio, 

O  nella  pancia  d'  una  colobrìno, 

Tì  Ta  gir  a  le  stelle  senta  indugio. 

O  quanto  più  mi  par  cosa  divina. 

Star  riposatamente  in  quel  mio  letto, 

E  giacer  da  U  »nt  a  la  matlioal" 


r 


POÉSIE  BUKLESQUE   FRANÇAISE   DE    LA    RENAISSANCE.  263 

Est-Cf  que  Jamyn  craignait  blesser  les  sentiments  guerriers  de  la 
France  de  soit  temps,  en  s'inspirant,  ¡ci  encore  au  poêle  itatien? 
J'ai  fait  procéder  la  plaisanterie  de  Jamyn,  parce  qu'elle  est  la 
seule  avec  celle  de  Régnier  qui  soit  connue  et  c'est  la  seule  aussi 
on  le  sujet  italien  paraU  développé  le  plus.  Mais  avant  Jamyn 
le  capilolo  du  Mauro  avait  été  connu  et  imité  en  France  et  plus 
á  la  lettre  encore  que  Jamyn  ne  le  fit  ensoite.  Un  opuscule  publié 
à  Lyon  (De  Tournes,  1547)  renferme  les  éloges  ou  blasons  de  la 
Goutte  et  de  la  Quarte,  dont  le  sujet,  comme  nous  venons  de  le 
démontrer  est  puisé  à  l'Italie  et  une  troisième  pièce  en  vers,  qui 
porte  le  titre:  Blason  dedamataire  au  déshonneur  de  l'honneur,  qui 
est  bien  celui  du  Mauro:   Jn  dishoner  dtlC  honore. 

Rien  ne  pourrait  faire  supposer  que  Jamyn  eût  connu  cette 
composition:  les  deux  auteurs  français  ont  dit  puiser  directement 
k-ur  inspiration  au  capitolo  italien  et  ils  ont  procédé  aussi  d'une 
manière  assez  différente.  Il  faut  toutefois  convenir  que  l'imitation 
de  Jamyn  l'emporte  de  beaucoup  sur  celle  de  son  confrère  de 
Lyon,  Celui-ci  n'écrit  que  pour  démontrer  qu'on  peut  se  moquer 
de  toute  chose  et  il  a  le  tort  de  le  dire: 


„Poétisant  d'Honneur  c 
N'ayant  corps,  n'entre, 


grand  Chimere, 

mondains  moleste: 
oua  je  proleste, 


Et  le  bUsmant, 

Que  je  le  fais  pour  r 

Tont  mettre  on  pieult,  focs  divine  science." 
L'auteur  craint  évidemment  qu'on  ne  l'accuse  d'immoralité  et  l'on 
voit  qu'il  SB  donne  l'air,  ¡tvec  beaucoup  de  sans-géne  de  créateur 
de  ce  beau  sujet.    Après  avoir  déclaré  avoc  Mauro  que  l'Honneur 
n'est  que  vanité: 

„Ne  coBsistanl  en  rien  fors  qu'en  paiole" 
et  qu'on  ne  sait  quelle  est  sa  couleur,  l'anonyme  invite  Pégase  à 
sortir  de  l'Olympe  pour  le  combattre,  et  ce  souvenir  mythologique 
ajoute  encore  à  la  froideur  de  sa  plaisanterie.  D'ailleurs  celle 
invocation  est  tout  ce  qu'il  y  a  d'original,  avec  le  souvenir  d'Eve 
et  d'Adam,  jouissant  librement  de  leurs  amours,  dans  le  Paradis 
terrestre,  pensée  qui  lui  est  suggérée  évidemment  par  ce  que  le 
Mauro  avuit  dit  de  l'âge  de  l'innocence.  Mais  ce  que  Jamyn  laissera 
en  partie  de  côté,  c'est-à-dire  les  maui  que  l'Honneur  cause  à  l'hu- 
manité, abstraction  faite  de  l'Amour,  nous  le  retrouvons  entièrement 
dans  le  blason,  oii  l'on  se  moque  de  ceux  qui  mettent  leur  gloire 
à  mourir  „de  Hacquebuse  ou  lance".  La  plaisanterie  tourne  à  l'ob- 
scénité lorsque  l'anonyme  français,  en  s'éloignant  du  texte  italien, 
recherche  oA  les  femmes  ont  placé  cette  divinité,  mais  dans  la 
conclusion  il  revient  à  Mauro  en  imitant  de  près  quelqueti  ver» 
que  le  poète  italien  avait  insérés  dans  son  deuxième  capilolo. 
L'auteur  italien  déclare  que  s'il  médit  de  l'Honneur  ce  n'est  pan 
qu'il  ne  le  craigne: 


«64  p.  TOttx), 

„Vi  giuro  a  Dio,  eh'  io  noD  ho  pelo  addotso 
Che  non  s' imccì  quand'  esso  mi  tocca  . . ." 
et  le  poète  français: 

„Qnoy  que  ci?  soie  tant  la  ñaesae  el  rase 
De  cesi  Honneur  me  (ait  craindre  et  m'amuse 
Que  louteafoii  qu'il  vient  au  devint  moy, 
Tremble  de  peur  et  sois  en  tel  esmoy 
Que  tous  plaisirs  je  laisse  pour  le  suyvre 
Ayinanl  plus  lost  mourir,  que  sans  lay  vivr«." 

Cest  là  une  déclaration  bien  plus  complète  que  celle  de  son  de- 
vancier italien,  qui  est  loin  de  duclarer  si  franchement  d'en  suivre 
toujours  les  lois. 

Théophile  Viaud,  à  son  tour,  revîeni,  après  les  deas  écrivains 

français,  sut  ce  sujet  (cfr.  éd.  Jan  net  1856).  Dans  une  satire  d'un 
caractère  général,  où  il  peint  toutes  les  folies  de  l'humanité,  il 
n'oublie  pas  celle  de  s'exposer  aux  dangers,  pour  le  vain  plaisir 
de  la  gloire: 

„Cesluy-cy  veut  poursuivre  un  vain  liltre  de  vent, 

Qui  pour  BOUS  maintenir  nous  perd  le  plus  souvent, 

Il  s'allache  ï  l'honneur,  suit  ie  destin  severe 

Qu'une  sotte  costume  ignorammeol  revere. 

De  sa  condition  je  prise  le  bonheur, 

Et  trouve  qu'il  fait  bien  de  mourir  pour  l'hontieur." 

Rappelons  aussi  la  VI"  satire  de  Régnier,  successeur  immédiat  du 
Mauro  et  de  Jamjn  et  ce  qu'Antoine  de  Baif  chante  là-dessus,  en 
»'adressant  A  une  dame: 

„Maudit  EQLt  l'honneur  qui  vous  cousle 

La  perte  de  tant  de  plaisir! 

Le  vain  biuit  d'un  vent  vous  digonste 

Du  bien  que  vous  pourriez  choisir." 


Théodore  Agrippa  d'Aubigné,   dans  ses  Tragiques, 
Misirei  de  la  l'rance  (éd.  elz.  p.  67)  s'en  prend,  a 
à  ce  faux  honneur,  mais  sous  un  autre  point  de  v 
qu'il    combat   est   celi 
tant  de  meurtres  et  il  rappelle    par   \k 


1  parlant  des 

z  longuement 

car  l'honneur 

tant  de  duels  et  de 

des  argu  mentati  01 


plus  sérieuses  du  Mauro.  Le  sieur  de  la  Vallctrye  (Paris,  Vallel, 
1602)  dédia  à  son  tour  dix-huit  sonnets  „au  faux  honneur  des 
dames".  C'était  envisager  le  capiloio  du  Mauro,  d'une  manière 
encore  plus  bornée. 

Le  sieur  de  la  Valletrie  débute  en  considérant  lui  aussi  l'hon- 
neur, comme  un  vain  fantôme,  auquel  sa  belle  a  tort  d'ajouter  foi; 

„Madame  que  l'Hooneur  cnipesche  de  bien  faire 

El  de  cueillir  le  fruict  du  monde  le  plus  doul. 

Apprenez  en  cea  vers  ik  rabbalie  les  coups 

Dont  il  assault  l'amour  et  te  pense  défaire. 


POÉSIE   BURLESQUE    FRANÇAISE    DE   I.A    RGNAISSANCE.  265 


Vous  y  verrez  comment  aymer  n'esl  point  foifaiic, 
Comment  l'Honneui  c'est  rien  qu'an  faux  bruit  parmy  vous, 
En  tjoi  vostre  Esprit  croit  pour  n'esttc  pas  resous 
Non  plus  qu'un  cœui  de  femme  en  quelque  bon  affaire  . . ." 

Il  continue  en  expliquant   que  l'honneur  ne  prétend  que  le  secret 


et  qu'il   est  sauf  lorsque   personne 
^la  leçon  de  Tartuffe: 


;  sait  ce  qui 


„Le  reproche  d'Hontieur  pour  les  sottes  fut  faict 
Qui  ne  peuvent  cacher  un  amoureux  ctTecI, 
On  qui  ne  peuvent  pas  s'empechet  de  le  dite: 
Et  non  pour  celle-là  qui  ù  cachettes  rit 
Et  qui  cueille  ä  propos  les  fruicls  qu'elle  desire, 
Cat  l'Honneur  ne  se  perd  que  per  faule  d'esprit." 


AìlletiTs  il  s'en  prend  encore  à  ce  „demon"  qui  remplit  l'esprit  de 
sa  maîtresse  et  dont  elle  devra  se  repentir,  lorsque  la  jeunesse 
l'aura  quittée  pour  toujours.  C'est  le  vieil  argument  des  poètes 
latins:   Jouissons  tant  que  la  jeunesse  nous  sourit: 

„Car  l'Honneur  vous  tepaist  d'une  raison  cornue, 

Aña  que  la  vieillesse  à  votre  front  venue, 

Od  vous  baysse  autant  qu'on  vous  pntle  d'amour." 

S'approchant  du  texte  italien,  le  sieiu'  de  la  Valletrye,  considère 
tous  les  maux,  dont  cet  Honneur  est  la  cause: 

LS  il  s'en  éloigne  bientôt  pour  rechercher  celui  qui  a  ét¿  l'in- 
teur  de  ce  nom  fatal.  Ce  dut  être  quelque  mari  avocat,  vivant 
au  tribunal  et  craignant  que  son  absence  ne  lui  fût  fatale;  ce 
furent  les  femmes  laidc.i,  voulant  se  venger  des  joies,  qui  leur 
sont  défendues.  Enfin  après  avoir  épuisé  tous  les  arguments  pos- 
sibles, il  conclue  que  si  sa  belle  l'aimait  vraiment,  elle  ne  se  .sou- 
derait guère  de  ce  vain  spectre  „cet  Idole  d'Erreur"  (c'est  le  mot 
du  Mauro)  parce  que: 

^,.Un  amour  mediucre  est  subject  à  la  peut, 
Mais  un  amour  ardent  n'eu  fut  jamais  en  peine" 
c'est  là  la  seule  argumentation  qui  ait  quelque  valeur. 
Un  autre  poète,    d'un  mérite  bien  plus  distingué    et  qui  n'est 
guère  connu,  bien  qu'il  soit  digne  d'intéresser  les  savants.  Du  Lorens 
dans  ses  Premières  satires  (i'^"'  du  2""=  livre,  Paris,  1876,    Librairie 


„Que  ta  naissance  fut  aux  hommes  malhi 
Toy  qui  du  nom  d'Honneur  iodignemeal 
Car  tout  ce  qu'il  advient  de  bon-heut  lu 
Fat  le  pouvoit  acquis  i.  ta  loy  rigoureuse; 
Pat  (oy  le  jour  fut  fail  une  nuict  toiclireuse. 
Par  toy  la  liberté  fut  mise  dans  les  fers. 
Les  Paradis  d'amour  d  e  vin  d  rent  des  enfers 
El  l'eau  fui  refusée  à  la  soif  amoureuse." 


206  p.  TOLDO, 

des  Bibliophiles)  en  s'adressant  à  la  Reine  et  dans  un  bat,  qa*on 
verra  bientôt  assez  intéressé,  revient  à  la  charge.  Mais  chez  lai 
le  paradoxe  se  tient  dans  des  bornes  relativement  raisonnablei 
Il  est  d'accord,  par  exemple,  avec  le  Mauro  en  ce  qu'il  Tappdle 
„un  fantastic  idole"  et  qu'il  plaint  tant  de  sang  répandu,  pour  ce 
fantôme  insaisissable,  mais  il  en  comprend  aussi  la  valeur  morale 
et  cette  aspiration  à  la  gloire,  qui  fait  rêver  Dom  Quichotte,  et 
qui  chante  dans  le  cœur  du  soldat: 

„C'est  un  subject  qui  est,  et  jamais  ne  se  voit, 

La  chymere  pour  qui  Dom  Guichote  resvoit  . . . 

C'est  ce  que  chacun  croit,  et  peut  estre  qui  n'est, 

Qui  en  comparaison  passe  tout  interest 

De  bouree  et  de  plabir:  un  fantastic  idole, 

Qui  en  leur  pauvreté  les  pauvres  gens  console 

D'un  doux  imaginer:  au  milieu  du  malheur 

Vous  les  oyez  crier:  „Nous  sommes  gens  d'honneur!" 

C'est  la  splendeur  qui  fait  reluire  les  familles. 

C'est  cette  belle  fleur  que  l'on  recherche  aux  ñlles.'* 

Mais  avec  cela  il  cause  aussi  bien  des  troubles  et  ici  toujours  avec 
une  certaine  originalité,   il  passe  à  envisager  les  différents  aspects 
de  cet  honneur,   selon  les  passions   des  honmies.     Pour  les  maris 
on   comprend   facilement  en  quoi  il  consiste;   pour  les  femmes  ce 
n'est   en  général   que  le  culte   de   leur  beauté,   pour  l'avare  il  ^^^ 
renfermé   dans   son   coffre,   pour   Pamoureux   ce  n'est  que  la  cot^" 
qucte  de  celle  qu'il  aime.     Quant  au  „chevalier  français'*  il 

„le  pose  en  certain  point: 
Qui  des  moins  insolens  la  conscience  point: 
Si  de  la  moindre  injure  ils  ont  quelque  scrupule, 
Ny  les  edicts  du  Roy,  ny  du  Pape  la  bule 
Les  pourront  empcscber  d'en  demander  raison/* 

Enfin: 

„Chacun  court  à  Thonneur,  mais  par  chemins  divers'* 

et  rhy¡)Ocrite  s'en  pique  plus  que  les  autres,  car  son  affectation  d*«^' 
vertu,  qui  lui  fait  défaut,  n'est,  à  tout  prendre,  qu'un  culte  Q*^ 
rend  à  cette  divinité  invisible.  Pour  le  poète  l'honneur  doit  ^^ 
rendu  tout  d*abord  à  Dieu,  ensuite  au  Roi  et  il  le  lui  rend^ 
avec  plus  d'élan,  s'il  ne  devait  lutter  contre  la  misère,  qai 
serre  de  près: 

„Si  j'avois  seulement  la  benediction 

De  vostre  Majesté,  Princesse  liberale. 

Ou  qu'on  vescut  de  chant,  comme  fait  la  cigale. 

Ma  foy,  je  chanterois  à  la  belle  saison; 

Mais  j'ày  l'esprit  brouillé  du  soing  de  ma  maison, 

De  payer  une  rente  au  terme  qu'elle  expire. 

Ce  qui  fait  qu'à  toute  heure,  il  n'y  a  pas  faim  de  rire.** 


i 


I 


POÉSIE   BOKLESQUE    FRANÇAISE    DE   LA    RENAISSANCB,  Zby 

On  voit  que  pour  notre  poète  l'hoiineui  ne  consiste  pas  seulement 
ft  ¿crire  de  beaux  vers,  mais  aussi  à  en  tirer  quelque  profit.' 

Eslemod    dans    son   Espadon    satyrique    (cfr.  l'éd.  de  Cologne, 
1680)  s'écrie  à  son  tour  que 

„L'baaneur  ce  n'est  que  vent,  ce  n'est  que  fumée 
Que  ne  gÍ5t  qu'aui  cffels  d'un  peu  de  reEûmmÎe" 
et  le  chevalier  de  l'Hermite   (cfr.  Meslanges    de  Poësies  héroïques 
et  burlesques,    Paris,   Loyson,   1Ó50)    ne   manque    pas  d'en  vouloir 
lui    aussi    à  cette    fausse    divinité,    qui    empêche    à  sa  belle  de  lui 
démontrer  ses  tendres  sentiments  à  son  égard; 

„Le  charme  de  l'honneur  csl  im  cbaime  imparfait 
Qui  doit  lier  la  langue  et  non  pas  ton  euviel  . . ." 
Enfin  il  fallait  bien  qu'il  y  eât  au  milieu  de  tant  de  blasons  in- 
jurieus  contre  ce  pauvTe  honneur,  quelqu'un  qui  en  prît  la  défense 
et  en  elTct  après  tant  de  critiques,  nous  voyons  un  conlcmporain  de 
Ronsard,  Jacques  Pelletier  qui  en  chante  „la  louange"  en  1581. 
Cet  éloge  est  pris  au  sérieux  et  n'a  rien  à  voir  avec  le  burlesque, 
qui  nous  occupe,  dans  ce  moment  Mais,  disons-le,  en  passant,  la 
défense  ne  vaut  guère  l'accusation. 


Apologie  de  quelques   défauts  d'ordre  moral 
et  des  misères  de  la  vie. 
Du  Bellay  exalte  la  médisance; 

„Parce  qu'en  mesdisant  on  dit  le  vËriM" 
et  il  suit  partant  jusqu'à  un  certain  point  le  procédé  contraire  de 
celui  du  Mauro,  le  défenseur  du  mensonge.  £l  le  mensonge  trouva 
lui  aussi,  quelque  temps  après  et  en  prose  son  apologiste  français, 
qui  sut  donner  à  une  inspiration  générale  empruntée  évidemment 
à  son  confrère  d'Italie,  un  aspect  plus  varié  et  un  développement 
plus  considérable.  Si,  selon  l'opinion  des  philosophes  dit  l'ano- 
nyme, les  choses  les  plus  estimables,  sor.t  celles,  qui  apportent  le 
plus  d'utilité  à  l'homme,  rien  ne  devrait  être  mis  au  dessus  du  men- 
songe. „Tous  les  Chaldecns.  Egyptiens,  Grecs  et  Romains,  re- 
cognoissans  que  la  vérité  estoit  par  trop  foible  pour  retenir  la 
populace  en  bride,  ont  forgé  des  religions  d'une  infinité  de  men- 
songes, ont  faict  un  Jupin  avec  un  foudre  A  trois  poincles,  Neptune 
avec  un  trident,  Cupidon  avec  des  sagetles  .  .  Numa  Pompilius 
donna  un  plus  ferme  establissemenC  à  ces  lois  et  à  sa  grandeur  . . . 
avec  Egèrie  .  .  Autant  en  fit  Minos  en  Crete,  Solon  à  Athènes, 
Xicnrgne,    Zoioastre,    Mahomet  .  .     Les   chefs    de   guerre    et    les 

1  ■  DaoB  les  saUres  de  Du  Lorens  (La  Vn<  de  l'éd.  du  Bibliophile.  1S76) 

I   Uacelte  s'ícríe,  en  s'adressant  Ì  tine  jeune  fìlle,  qu'elle  veut  corrompie: 

„Quittez  ce  point  d'honneur,  qui  les  esprits  empiche" 
.    I   ici    il    n'est  pas    question  d'aa  païadoxe  on  d'une  plaisanterie,    bien  que 

I  nnipitstioo  »oit  toujours  U  tntme. 


268  p.  TOI  DO, 

financiers  en  leurs  fonctions  en  ont  grand  besoin,  les  jnges  en  l'ad- 
rainistralion  de  leurs  charges  efre."  Il  en  est  de  môme  des  avocats, 
qui  sans  voiler  la  vérité  ne  sauraient  plus  comment  s'y  prendre 
pour  la  défense  de  leurs  clients,  des  marchands  qui  doivent  y 
avoir  recours  pour  débiter  leurs  marchandises  et  des  amoureux, 
í¡ui  vivent  dans  un  mensonge  continuel.  Pour  ce  qui  est  des 
courtisans  ils  „seroienl  tenus  pour  vrais  marjoles  et  pescheurs  d'es- 
crevices,  s'ils  ne  pratiquoient  ce  beau  role,  auquel  par  manière  de 
commentaire,  ils  joignent  la  dissimulation,  sa  cousine  germaine  en 
ligne  directe  et  colaterale".  Et  quoi  dire  des  médecins,  des  maris, 
et  des  femmes?  Et  il  conclue  non  sans  une  poinle  de  malice  „si 
la  vérité  n'a  point  besoin  de  l'éloquence,  il  faut  bien  par  nécessité 
que  l'éloquence  serve  au  mensonge,  autrement  elle  seroit  inutile". 

L'inspiration  italienne  paraît  évidente  lorsqu'on  lit  l'éloge  de 
la  vérilé  qui  suit  immédiatement  c'est  á  dire  cetle  demonstration 
du  contraire,  à  laquelle  ont  recours  si  souvent  les  auleurs  bur- 
lesques de  la  Péninsule. 

La  Pauvreté  trouva  à  son  tour  en  France  deux  avocats  p!u3 
ou  moins  convaincus,  comme  elle  en  avait  trouvé  un  en  Italie, 
en  Messer  Mathieu  Francesi  .  .  Reray  Belleau  et  Jean  Godard  en 
entreprirent  la  défense,  en  employant,  à  peu  près,  les  mi^mcs  argu- 
mentations, mais  sans  se  montrer  trop  enthousiastes  de  la  loger 
chez  eux.  Godard,  par  exemple,  soudent,  de  même  que  Francesi, 
qu'elle 

„est  honncstc  et  vcrtusuie 
Cai  elle  Aiil  lousjoDre  les  fc?stitis  el  banquets  . . ." 

et  que  nous  avons  là  par  conséquent  i'ennemie  naturelle  de  tous 
les  vices  et  surtout  de  l'orgueil: 

,JI  n'y  a  tien  qui  soil  sous  la  cape  des  deux 

Qui  se  monître  plus  doux,  plus  humble  et  gracieui." 
Elle   se  moque    des  rêves   ambitieux,    aime  le  travail,    se  contente 
de  fort  peu  de  chose,  mais  malgré  tout  cela,  le  poète,  en  véritable 
ingrat,  ose  ajouter: 

„Quant  D  mont  respect.  Vierge,  je  te  supplie 

De  lascher  un  petit  ta  chaîne  qui  mt  lie 

El  me  strre  trop  fort." 

Je  ne  sais  jusqu'à  quel  point  l'Allori,  et  G.  F.  Ferrari  qui  chan- 
it^rent  les  délices  de  la  Galea  étaient  convaincus  des  mérites  réels 
de  leur  sujet.  Toujours  est-il  qu'ils  trouvèrent  á  leur  lour  un  imi- 
tateur au  delà  des  Alpes,  en  Jean  de  la  Jessée  (Premières  œuvres 
françaises,  Anvers,  1583),  l'arai  de  Ronsard,  de  Belleau  et  de  Du 
Bellay.  Jean  de  la  Jessée  suivit  de  près  la  mode  d'Ilalie  en 
chantant  ensuite  le  contraire  de  ce  qu'il  venait  de  louer,  mais  il  y 
eut  en  cela,  outre  que  l'esprit  d'imitation,  des  raisons  tout  à  fait 
personnelles.  Peut-5lrc  était-il  plus  convaincu  du  blâme  que  des 
louanges  et  fort  repenti  même  de  ces  dernières. 


POÉSIE  BURLESQUE   FttAXÇAlSE   ÜK   LA    REíNAlSSANCE. 


269 

1  i'm- 


Le  Ferrari,  dans  son  eapitalo  ,4n  lode  della  prigione",  1 
spiratìon  du  Lando  me  paraît  évidente,  déclare  qu'il  n'y  a  nen  de 
plus  beau,  à  son  avis,  que  de  vivre  dans  un  lieu,  ofi  l'on  n'a  pas 
de  voleurs  à  redouter,  oii  l'on  est  à  l'abri  des  guerres,  des  ¡inputs, 
des  domestiques  et  des  vices.  N'est-ce  pas  une  marque  de  dé- 
férence l'escorte  de  soldats  qui  vous  suit  partout  et  l'histoire  n'est 
pas  là  avec  Régolus,  pour  vous  assurer  que  les  héros  peuvent  bien 
y  vivre  et  y  mourir?  L'Allori,  á  son  tour,  dédia  à  la  Gaha  un 
véritable  pelit  poème,  mais  entre  l'acception  de  prison  cl  de  Gaita, 
il  y  a  des  différences  assez  sensibles.  Lequel  de  ces  deux  modèles 
a  été  suivi  par  De  la  Jessée? 

Je  ne  suis  à  même  de  pouvoir  le  déterminer.  Rien  de  pins 
évident  que  cet  air  de  famille  qui  unit  ces  quatre  pièces:  le  poète 
fiançais  loue  par  exemple,  de  même  que  ses  devanciers,  la  prison 
parce  qu'on  y  vit  en  parfaite  sûreté  et  parce  qu'on  y  acquiert 
maintes  vertus,  savoir  l'humilité  et  la  sobriété.  Tous  les  trois 
tombent  aussi  d'accord  dans  le  tableau  qu'ils  nous  offrent  des 
ennuis  de  la  vie  libre,  en  faisant  par  là  ressortir  la  paix  et  la 
douceur  du  contraire  et  ils  n'oublient  pas  non  plus  l'honneur  du 
cortège  des  gardes.  Le  capitolo  de  La  Jessée  hl'  manque  pas  d'un 
certain  mérite  littéraire  et  renferme  aussi  des  idées  assez  originales. 
Il  commence  par  poser  une  question: 

„Si  les  biciia  et  joyeaus,  es  maisons  reccllci, 

SoDt  beaucoup  moins  commans  et  de  plus  chère  garde 

Que  CGUS  que  le  vulgaire  es  bouliques  regarde  . . . 

Qu'il  vaut  miens  eslre  en  asseoiance 
Dans  une  close  demeurante, 
Que  vivre  au  large  cl  n'eatie  pris?" 
La  terre  elle-niêrae  n'est  après  tout  qu'une  prison;  l'âme,  qui  nous 
rapproche  de  la  divinité,  est  renfermée  dans  le  corps  et  quoi  qu'on 
dtee  contre  la  prison,  elle  ne  cesse  d'avoir: 
„...  csli  dans  ce  monde 
Le  séjour  des  herautz  de  Dieu: 


Et  q 


3  fill.  Diet 


les   plus  célèbres, 
i  le  souvenir  du 


E^al  â  son  Pere  supresme 
N'ait  eu  patience  en  ce  lieu.' 
I^  Grèce  et  Rome   virent    souvent    leurs  héros, 
renfermés  entre  les  murs  ¿traits  d'un  cachot  (et  ii 
Lando  et  du  Ferrari   me  paraît  plus  que  probable);   le  dieu  Mars 
ltii>môme  y  demeura  quelque  temps  et  d'ailleurs: 

„L'advcraili  n'esbraole  un  homme  gcncreus; 
Le  serrage,  les  cepz,  les  chuisnes,  les  menottes, 
Font  seulement  frayeur  ä  ces  personnes  sollcs, 
Pleines  de  lâcheté,  voire  d'un  cieur  peureus." 
Voilà  une  pensée  sérieuse  une  pensée  d'Horace,  qui  vient  se  mCIer 
t  ä  propos,   à  la  plaisanterie  du  sujet. 


270  p.  TOLDO, 

Dans    la  Conlreprison    il    y    a    un    souvenir    direct  de  Tltalie 
lorsque  la  poète  rappelle: 

,,Les  sdngties  (stinche)  de  Florence  et  les  cachots  de  Monee** 

et  le  burlesque  ici  nous  présente  un  aspect  assez  curieux  en  ce  qae 
La  Jessée,  après  avoir  chanté  la  prison,  dut  en  éprouver  la  rigueur. 
C'était  un  tour  de  la  destinée.  Ce  n'est  pas,  s'écrie  La  Jessée  un 
lieu  fait  pour  les  hommes,  aimant,  de  leur  nature  même,  la  liberté 
et  en  laissant  de  côté  toute  plaisanterie,  il  ajoute: 

„Voyla  pourquoy,  si  j*en  sors  désormais, 

Je  ne  veas  point  y  retoamer  jamais, 

Fuyant,  hlamant,  sa  loge  et  ses  retraittes; 

Et  franchissant  le  Guichet  je  criray 

Adieu  paniers,  les  vendanges  sont  faîttes." 

Les  injustices  des  gens  de  robe  et  les  misères  des  plaideurs  a\'aient 
inspiré  à  leur  tour  et  fort   souvent   la  muse   satirique,    comique  et 
burlesque  des  poètes  des  deux  nations,  mais  personne,  avant  Jean 
Passerat,  n'avait  songé  de  rechercher  la  diviniU  des  procès.    C'est  là 
ce  que  l'écrivain  français  fait  avec  beaucoup  d'adresse.     De  même 
que  les  mystères  sacrés,  remarque-t-il,  on  traite  les  procès: 
„En  toute  reverence  et  grande  cérémonie 
Pour  rendre  leur  venue  aux  mortels  incertaine 
Les  Dieux  les  viennent  voir  ayant  des  pieds  de  laine, 
Les  procès  au  venir  marchent  si  doucement 
Qu'ils  ne  sont  entendus  pour  le  conmiencement, 
Puis  d'un  son  esclatant  leur  presence  est  connue, 
Les  Dieux  et  les  Procès  sont  voilez  d'une  nue." 

On  sait  comment  les  divinités  se  querellaient  entre  elles  du  temps 
du  siège  de  Troie.    11  en  est  de  même  des  avocats,  qui  s'injurient 
au  barreau,  paraissant  même  devoir  venir  aux  mains: 
„Et  au  sortir  de  là,  ils  s'en  vont  boire  ensemble.** 

Les  Dieux  vendent  leur  aide  aux  mortels  à  un  prix  parfois  très 
élevé  ;  il  faut  les  supplier  longtemps,  les  adorer  dans  leurs  temples 
et  songer  toujours  à  eux: 

„Avant  que  par  procès  soit  riche  une  partie 
Il  se  faut  coucher  tard,  et  se  lever  matin  . . . 
Remarquer  un  logis,  assiéger  une  porte, 
Garder  que  par  derrière  un  conseiller  ne  sorte, 
S'accoster  de  son  clerc,  caresser  un  valet  . . ." 
Enfin  les  procès  font,  de  même  que  la  divinité,  des  miracles  écla- 
tants.    On   voit,    par  exemple,    les   boiteux   marcher,    poussés  par 
le  besoin  de  ne  pas  manquer  une  audience  et 

„comme  les  luts  d'Orphée  ou  d'Amphion 
Leur  occulte  cabale  attire  métairies 
Villages  et  chasteaux,  rentes  et  seigneuries." 
Ils  partagent  aussi   de  la  nature  divine  dans  l'incomprensibilité  de 
leur  langage,    souvent  plus  obscur  que  celui  des  oracles  et  si  l'on 


POÉSIE    BURLESQUE   FSANÇMSK    DR    LA    RENAISSANCE. 


27  • 


I 


I 


fait  aux  Dieuï  dea  sacrifices  coûteux,  il  va  sans  dire  que  dans  les 
procès  cette  sotte  de  sacríñces  sont  à  l'ordre  du  jour: 
„Japitcr  couiTocf  d'un  don  va  s'appaisanl: 
Un  ngoareax  procès  s'adoucit  d'uD  ptèscnl." 
Enfin  les  procès  peuplent,    aussi   bien    que    la  divinité,    le  monde 
tout    entier   et   dominent  entièrement   ceux    qui  les  suivent.     Dans 
nn  sonnet  notre  Passerat  revient  sur  le  même  sujet,  en  rapprochant 
les  femmes  des  procès,  parce  que,  entre  autres  clioses, 

„Tous  lieux  par  beaux  prcseni  se  rendent  favorables, 

Toas  dem  sans  rien  donner  prennent  à  toutes  mains." 
La  plaisanterie  est  donc  doublée  de  satire  et,    le  poêle,    qui  avait 
dû    se    plaindre    de  la  justice   de  i^on  temps,  visait  ici  évidemment 
à  une  sorte  de  vengeance. 

Un  autre  poète,  que  nous  connaissons  déjà,  Annilial  de 
rOrligue  {Paris,  1617)  entreprit  les  louanges  d'un  sujet,  qui  avait 
intéressé  le  Bemi.  dont  le  capihh  „in  Iode  del  debito"  était  au 
nombre  de  ses  pièces  burlesques  les  plus  connues.  Ici  encore  pas 
d'imitation  littérale,  mais  plutOt  cet  air  de  famille  que  nous  venons 
de  constater  pour  d'autres  compositions  pareilles.  La  FeikiU  du 
dthttur  débute  par  déterminer  la  supériorité  que  celui-ci  garde 
vis-à-vis  de  ses  créanciers,  forcés  de  le  traiter  avec  beaucoup  d'égaid 
et  d'en  ménager  l'amitié.  Le  débiteur  démontre  en  outre  une 
intelligence  vivç,  un  esprit  doué  de  ressources: 

„C'est  avoir  le  courage  brave 

L'esprit  et  l'iloquence  grave, 

Avoir  mÉlhode  et  entrcgenl 

De  trouver  lo uj ours  de  TRcgent 

Poor  entretenir  la  marmite" 
et  il  n'y  a  rien  en  cela  de  honteux  car  même  les  plus  grands  rois 
sont  souvent  forcés  d'emprunter  à  lout  le  monde.  Il  arrive  quel- 
quefois que  le  débiteur  est  poui^uivi  par  la  police,  mais  s'il  connaît 
bien  son  métier,  il  saura  l'éviter,  quitte  la  nuit  à  se  moquer  „du 
sergent",  soit  qu'il  se  tienne  à  la  fenêtre,  soit  qu'il  sorte  pour 
„visiter  la  taverne".  D'autres  argumentations  sont  communes  au 
sujet  de  la  prison.  Si  la  garde  veille  à  la  porte  du  débiteur,  c'est 
qu'on  le  traite  en  prince,  si  on  le  mène  en  prison,  il  y  trouve 
beaucoup  d'amis,  qui  le  revoivent,  les  bras  ouverte;  si  on  l'habille 
en  vert,  c'est  là  la  couleur  des  conquérants.  Enfin  quoi  qu'il 
arrive,  il  est  toujours  plus  à  son  aise  que  ses  créanciers,  de  sorte 
qu'il  conclue  que: 

„C'est  une  choie  tris  boune 

Debvoir  et  ne  payer  personne," 
Vers  la  même  époque,    en   l6iq,   Vital  Bedéne   avait  révélé  à  ses 
lecteurs  „le  secret  de  ne  payer  jamais",    mais    ¡ci  sous  l'apparence 
de  la  plaisanterie  se  cache  un  but  satirique.    Le  poète  en  veut  aux 
nobles  bouifis  d'orgueil,  qui  ne  remplissent  point  leurs  engagements 


2J1  P.  TOLDO, 

et  il  y  a  de  petites  scènes,  rappelant  de  près  celle  entre  Don  Juan 
et  monsieur  Dimanche,  dans  la  comédie  célèbre  de  Molière. 

En  1616  parurent  à  Paris  les  Opitsatüt  /ranfoùts  des  Holmans, 
contenant  l'éloge  de  l'avarice  et  le  blâme  de  l'amitié  composés  en 
prose  par  Antoine  Holman  sous  le  titre  de  Paradoxes.  Plus  tard, 
en  1634,  le  aieur  de  la  Giraudière,  dans  ses  joyettx  épigrammes, 
chanta  „l'apologie  du  pendu",  sujet,  qui  appartient  bien  á  lui  et 
qui  malgré  son  apparence  d'enjouement  est,  on  ne  pourrait  plus, 
lugubre.  Le  burlesque  se  fonde  ici  sur  l'observ-ation  que  comme 
il  n'y  a  rien  de  beau  dans  l'univers,  qui  ne  soit  pendu,  l'homme 
qui  finit  de  la  sorte  est  supérieur,  de  beaucoup,  à  tous  les  autres. 
Voici  le  discours  du  personnage  en  question,  qui  chante  lui-même 
sa  prosopopèe: 

„Passant  je  te  supplie  araste, 

Et  Ú  lu  trouves  deshonesle 

D'estie  ainsi  pendu  par  le  col, 

Au  gibet  av«c  un  licol 

Je  t'nppiendrois  que  la  potence 

N'est  que  pour  les  gens  d'importance  . . ." 

Et  en  effet  il  n'a  pas  de  peine  à  démontrer  que  tous  les  corps 
célestes  sont  pendus  dans  l'espace,  que  les  fruits  pendent  des 
arbres  et  que  bien  des  personnages  illustres  ont  dû  endurer  ce 
genre  de  supplice,  y  compris  le  Sauveur,  allusion  cette  dernière 
fort  irrévérencieuse,  dans  la  bouche  d'un  croyant 

Ce  genre  de  plaisanteries  continua  pendant  tout  le  dix-sep- 
tième siècle  et  nous  en  retrouvons  aussi  quelques  exemples  au 
siècle  suivant.  Je  rappelle,  entre  autres,  l'éloge  de  la  Paresse,  dédié 
à  un  moine  et  attribué  à  Voltaire  (1728)  qui  commence:  „La 
paresse  est  une  volonté  constante  et  déterminée  de  ne  rien  faire; 
c'est  le  quiétisme  de  la  raison  humaine;  c'est  le  silence  du  désir; 
c'est  le  sommeil  du  malheureux  découragé;  c'est  le  grand  préser- 
vatif de  tous  les  maux  au  moral,  comme  au  physique".  Enlin  la 
paresse  est  une  sorte  de  niratJna.  La  conclusion  n'est  pas  moins 
paradoxale  et  a  l'air  d'une  démonstration  géométrique  „l'homme 
est  né  dans  un  cercle  dont  la  Paresse  habite  le  centre  et  dont  l'in- 
quiétude cherche  à  briser  la  circonférence".  Ce  sont  là  les  derniers 
échos  de  ce  genre  d'inspiration  burlesque  née  en  vers  finissant  en 
prose  et  renfermant  parfois  des  prétentions  satiriques. 

L'apologie  des  maladies. 

„Je  at  luis  pas  de  ceux,  qui  d'un  vers  triomplunt 

Déguisent  une  mouche  en  forme  d'Elephanl; 

Et  qui  de  leurs  cerveaux  coucbent  i  toute  reste 

Pour  louer  la  folie,  ou  pour  louer  la  pesie," 
Malgré    celte    déclaration,    où   Du  Bellay    a   l'air   d'en   vouloir   au 
Uerni,    au  Lasca,    ii  Scribane   de  Vérone,    et  ù    la   grande    famille 
des    burlesques  d'Italie,    il    »'entreprend   pas    moins    l'éloge    de 


d 


POÉSIE  BURLESQUE  FRANÇAISE  DE  LA  RENAISSANCE.  273 

sordité»  ¿loge  qu'il  adresse  à  son  maître  Ronsard  frappé  de  cette 
maladie.^    Cest  même  par  les  vers  cités  que  cette  apologie  com- 
mence, car  le  poète  a  bien  l'apparence  de  prendre  fort  au  sérieux 
son  sujet,  peut-être  pour  une  pensée  délicate  à  l'égard  de  l'illustre 
malade.    Au   fonds   cependant   le  paradoxe  domine  et  avec  lui  le 
burlesque.     Dans  cette  longue  enumeration  des  avantages  que  la 
surdité  apporte,   il  suit  d'ailleurs  le  même  procédé   de  ses  dévan- 
ders    d'Italie.     Il  s'agit  de   prendre   le   contre-pied    de   l'opinion 
générale  et  de  ne  regarder  qu'un  côté  de  la  médaille.     Pour  tout 
le  monde  la  surdité   est   la  source   d'une  foule   de  désagréments; 
elle   nous   ravit   le  plaisir  de  la  causerie  intime,  elle  nous  défend 
les  douces  harmonies,   elle  nous  expose  à  bien  des  dangers,   enfin 
elle    nous   rend   parfois   même   ridicules.     Du   Bellay    regarde    de 
l'autre  côté  et  découvre  le  paradis  terrestre.   Le  sourd,  dit-il,  est: 

Il . . .  privé  de  sentir  roaintefoîs 
L'ennay  d'an  faulx  accord,  une  mauvaise  voix, 
Un  fascheux  instmmenti  un  bruit,  une  tempeste. 
Une  cloche,  une  forge,  un  rompement  de  teste, 
Le  bruit  d'une  charette  et  la  doulce  chanson 
D'un  asne,  qui  se  plaint  en  effroyable  son." 

Tout  cela  n'est  pas  moins  vrai  et  l'on  pourrait  appliquer  le  même 
''aisonnement   à  tous  les   sens,   qui   nous  mettent  eu  rapport  avec 
'^  choses  extérieures.    Le  sourd  continue-t-il  est  libre  des  discours 
ennuyeux,    des  amours,    qui  causent  notre  perdition,    du  rôle  de 
^nseiller   des   princes;    enfin  Ronsard   pourra  tirer  son  profit  de 
^®    que  les  ignorants  appellent  un  malheur,  pour  se  dédier,    dans 
cette   solitude  de  l'esprit,  aux  vers,  qui  le  rendront  immortel.    Tout 
^^*^     est  dit   avec  beaucoup   de  verve  et  de  délicatesse:    malheu- 
resement dans  la  conclusion  le  mauvais  goût  du  temps  l'emporte, 
le  poète  nous  offre  un  grand  tableau  allégorique,  où  la  surdité 
présente   toute   fière   devant   le  lecteur,    entourée  d'autres  per- 
^^Unifications,   la  Mélancolie,   l'Etude   et  l'Ame   imaginative.     Cest 
'^     Vain    que  j'ai   cherché   parmi   les    compositions  burlesques  des 
f^^etes  de   la  Péninsule,   ce  sujet  inspirateur   de  Du  Bellay;    il  se 
*^^^t    que  mes   recherches   n'aient   pas   été   heureuses,    mais   il  se 
E^^t:    aussi  et  c'est  là  ce  qui  me  paraît  le  plus  probable,    que  Du 
*^H^y   n'ait    tiré    de    ses   devanciers  italiens   que   l'inspiration   du 
^r^ï'e.    Nous   avons   affaire  à  un  écrivain,    qui  n'a  pas  besoin  de 
^^viilles,  pour  marcher. 

Il  n'en  est  pas  de  même  de  l'auteur  du  „blason  en  l'honneur 

^r     la  Goutte"  ^  cité  tout  à  l'heure  et  qui  paraît  redevable  à  messer 

«la^lteo  Francesi   de   quelque   chose   de   plus   qu'une  simple  inspi- 

^^lon.     Au   moins   est-on   porté   à   le   croire   en    voyant    que    les 

^evu  pièces  ont  des  rapports  intimes,  même  dans  les  détails.     Ce 


^  cfr.  Uhymne  de  la  surdité. 

'  Blason  etc.  Lyon,  Tournes,  1547. 

Zdtichr.  £  rom.  Phfl.  XXV.  18 


i 


POÉSIE   BUKLEâQUE    FRAiÎÇAISE    DS    LA    KENAlS^jANCB. 


Z75 


La  Goutte  inspira  encore  d'autres  poètes.  Sarasin  entre  autres 
(Œuvres,  Rouen,  1658}  a  une  „Balade  de  la  misère  des  Goûteux", 
où  il  chante  le  contraire  de  ses  devanciers.  C'est  l'inspiration  bur- 
lesque du  ecnlrt,  que  nous  venons  de  constater  chez  ses  pré- 
décesseurs d'Italie.  Et  cette  idée  d'opposition  paraît  évidente,  dans 
ces  vers  où  il  rappelle  ceax  qui  en  ont  chanté  les  lonanges: 
„Miint  authcur  antique  et  recent, 
Bien  instruit  en  toute  doctrine, 
SouslicDt  que  la  Goule  descend 
De  copulation  divine." 
Plus  tard  dans  une  composition  anonyme  en  prose  (Paris,  1654), 
on  cclébta  „les  graces,  droits,  privilèges  et  faculté  de  ceux  qui 
sont  enclins  d'avoir  les  gouttes,  tirez  des  Fermes  et  Archives  des 
protomisérahles".  Le  début  suffit  pour  faire  comprendre  le  caractère 
de  cette  pièce;  „11  est  ordonné  et  permis  de  grace  speciale  par  les 
maîtres  de  1' Arch  icon  frerie  des  Goutteux;  premièrement,  malgré  tous 
les  envieux,  que  celuy  qui  a  les  gouttes  peut  en  tout  temps,  âge 
et  saison  porter  un  bâton  et  le  peut  choisir  tel  et  de  tel  bois  que 
bon  luy  semblera  . . .  secondemL'nt  il  a  permission  irrevocable  d'aller 
tout  bellement  et  à  son  aise  sans  jamais  se  hâter,  ny  courir  .  .  . 
Tiercèment  .  .  .  luy  est  permis  s'appuyer  sur  les  bras  et  épaules  de 
sa  femme,  serviteur  ou  servante"  et  ainsi  de  suite.  L'auteur  con- 
tinue en  nous  représentant  „les  sept  stations  des  gouttes  et  indul- 
gences à  gagner  sans  aller  à  Rome"  savoir  la  station  à  l'orteil, 
l'autre  aux  chevilles,  !a  troisième  aux  genoux  etc.  et  le  tout  est  fini 
par  la  „Recepte  très-utile  pour  les  gouttes"  composée  de  „patîenlis 
lachrymarum  gutlas  viginti,  specierum  clamoris  et  juvamenti  anna 
zij.  electuaril  stientiae  ziropus  cum  siropo  patientiae  probatae". 

Dans  le  recueil  cité,  on  trouve  aussi  le  „blason  de  la  Quarte", 
qui  pour  le  titre  rappelle  l'éloge  de  la  „Quartana"  dû  à  la  plume 
de  Pierre  Aretin;  mais  l'auteur  anonyme  cite,  lui-même,  ses  sources, 
en  remontant  à  l'antiquité,  sans  exclure,  pour  cela,  les  modernes: 

„Je  veui  aussi  ä  l'exemple  notable 

Des  plus  Sfavane  modernes  et  antiques, 

CaDDDÛer  par  raieoQS  autentiques 

L»  Quarte,  icy  l'engin  net  ci  tant. 

Car  Fhavorin  jadis  en  feit  autant: 

Puis  Menapie,  Encomiaste  eiquis, 

En  dit  maints  loi;  et  duquel  ty  enquis 

Maints  BTgumens  pour  fomiei  sa  louange." 
Ce  n'est  pas  la  peine  de  s'arrâter  longtemps  sur  ce  blason  dépourvu 
de  tout  mérite  littéraire.  La  Quarte  nous  donne  une  „douce 
langueur",  nous  permet  le  repos,  tandis  que  tout  le  monde  tra- 
vaille, nous  rend  intéressants  et  ne  nous  ennuie  que  pendant  peu 
d'instants. 


1  Œuvres,  Paiis,  1617. 


,  (t  l\  TOLDO» 


\ 


\\\  \  ^^\\\\\\^^^\\^'\\w\\X  vlw  XVll*  «Me,  rOrtigue  provençal  essaya, 
\  *N»vv  ^\*\^v  su\  ^M.ioU  v»«i  A^îùi  Visììi  inspiré  ritalien  Ferrari.  C'est 
\  y^'Sv  ^v\0\  ^v,u  Uvi  luòuw^  .j^tuncccaùocis  que  les  deux  écrivains 
^V>V\VH\S  viVv^ihv^  c  4-^  .Ti.':  ¿y  ^iii'ùitLX  ec  il  T&  sons  dire  que  c'est 
l-\  M\^^  vSsV^  >;ui  Ä*  v^V  *>Mîio:ap  xa  paradoxe  et  aux  plaisan- 
wa«na  ^kvvsN^cîi^  li  ^'e  :ic«s  ^r:tè^  de  beaccocp  de  maux, 
vi-v   vs*>i.v  s'^SKK"    4ttc  ,x^^4^wac^    a*p¡ai:ie.   i'èciìi  e\-TÌé  le  Ferrari 

.C*î»<  «a  swmailcssat.  icsics. 
•      ,«**      .-     .lau**      cnii«atti     -B*    .Î4U2A    'MT 


*' 

Af 


vta»    •««ai4    «1»^   %ciwun>  aautrait   qu'à  défendre   le  plaisir 

,i  "^    ^  ^,v*.    >>    ><4a4i  '^!x  nu  moyen  bien  sûr  pour  les  ramener 

i     H**—       '  444îcu*i^  jxíutí  mabuilit*   a   des  vertus  thérapeutiques; 

*«ii     ,w»     u  •*<»  ^fcWâiii  peut  marcher,   la  lete  haute  et  sûr  de  sa 

>>^iK^«    1«*    im.ä:v  .IUI»  :ouie  d'autres  maux;    c'est  là  une  sorte  de 

'■«A^quíís.   ^uA    »c»u^  ;.'iv>it'|^e   et  qui  nous  rend  presque  invulnérables. 

^ivv     i    ««k^^  -«    uui^ur   Ü  y  a  aussi  des  rapports  intimes   et  cela 

.  V*«;  ^^.uv    ijii  H^c  le:^  eîiprits  délicats  ne  se  détournent  pas  d'elle: 

..Cai  Uà  i^^olle  et  les  amours, 
v:   out  «.v^otstre  toujours, 
1'v.M:^  l<»  d«us  ont  des  délices 
l\'«  j:et:uies  et  des  supplices 
^ui  D«  se  peuvent  cacher.'* 

H^'^v     <.'iiuu»k>^ic    de  gii//€  que    l'auteur   tire   du  mot  galant  en 

..Vu  ptÎDce  en  ce  siècle  icy 
IVite  le  tiltre  des  Galles" 

^-;  wNii  ta^>pv4is  intimes  avec  les  plaisirs  de  Vénus  sont  aussi  une 
Jiu;io  utuiquc  de  $i>n  importance.  La  déesse  de  la  beauté  n'a  su 
\Va4  (saxnv'i.  b-utiu  les  {Uàuvres  qui  en  sont  atteints  exploitent  la 
v\^iu^Kivüi<^i   ^Iv«   ^ciis  riches,   pour  qui  bien  d'autres  misères  n'ex- 

».l.A  ^Ue  est  là  calamite, 

V}ui  lAÎct  IvuilUr  leur  marmite  . . . 

i>»  eattopici  et  boiteux, 

iVtt  )vr\>^nes  marmiteux, 

iV«  chaïUians  pleins  de  vice, 

tsMii  souv«At  par  artifice, 


POÍSIB  BURLESQUE   FRANÇAISE  DB  LA   RENAISSANCE.  277 

Voir  leurs  membres  escorches, 
Comme  de  lepre  touchez." 

Les  rapports  entre  cette  maladie  et  les  plaisirs  de  Vénus,  nous 
permettent  d'aborder  un  autre  sujet,  qui  joue,  dans  la  littérature 
italienne,  une  rôle  assez  important,  sous  le  nom  de  mal  francese. 
Dans  le  Recueil  de  poésies  françaises  des  XV*  et  XVP  siècles, *  on 
lit  le  Triumphe  de  très  haulie  dame  Verolle  et  le  sieur  d'Estemod 
dans  son  Espadon  saiyrique^  s'en  occupe  â  son  tour,  mais  pour 
s'en  plaindre  vivement  II  se  plaint  surtout  de  ce  que  la  nature 
épargne  aux  chiens  ce  cruel  malheur.  Les  bêtes  ont  toute  sorte 
de  privilèges,  y  compris  celui  de  ne  payer  jamais  leurs  amours: 

„Ils  n'y  payent  pas  un  douzain: 

Nous  autres  donnons  la  pistole 

Et  n'en  avons  que  la  vérole, 

Souventesfois  pour  nostre  gain." 

^e  qu'il  y  a,  dans  cette  composition,  d'assez  plaisant,  c'est  le 
langage  pédantesque  du  médecin,  un  véritable  Diafoyrus,  dictant 
^^te  ordonnance: 

„Ad  refrigendum  sa  poictrine, 

Carpet  de  la  therehantine 

Pour  toller  l'inflamation: 

Et  si  intus  est  quelque  ulcere, 

D'une  seringue  on  pourra  faire 

Per  saepius  l'iniection. 

Ergo  vale,  cher  filióle 

Je  vais  chez  pharmocopole." 

^^Ppelons  encore  une  composition  due  à  la  plume  de  Jean  Dant 
AlbigçQig  (Paris,  162 1)  „en  l'honneur  de  la  calvitie".  Dans  son 
^Pitre  au  lecteur,  notre  écrivain  rappelle  l'oraison  grecque,  que 
^ynesias  avait  composé  sur  ce  sujet,  mais  les  argumentations  en 
^^Ur  de  sa  thèse,  se  bornent  à  bien  peu  de  chose  et  peuvent  se 
^^UtQer  dans  cette  considération  que  les  cheveux  sont  „la  plus  con- 
J^Hiptible  des  choses"  parce  que  le  poil  distingue  les  animaux  des 
Pénames.  Et  c'était  là  un  sujet,  qui  sous  le  nom  de  „pelatina"  avait 
'aspiré  aussi  les  auteurs  burlesques  d'Italie  et  surtout  le  Ferrari. 

On  voit  que  l'apologie  des  maladies  trouva  en  France  un  sol 
^oins  propice  que  dans  la  Péninsule.  Le  nombre  des  com- 
positions sur  ce  sujet  est  quelque  peu  borné:  la  peste  n'eut  pas 
P^T  exemple  son  poète  français  et  exception  faite  pour  l'hymne 
^^  l'ami  de  Ronsard,  elles  méritent  à  peine  qu'on  les  cite. 


^  cfr.  éd.  Montaiglon,  i  vol. 

A  suivre. 


P.  Toldo. 


i 


WBL  slIpyrtufftBMtfcffiì  Liederbach. 


*nU'ix\. 


V.    Eia  Seemann  utdcàt*'  tek  werden, 
eia  SLaotoiaxiJi  ntàcâLt'  tek  sein! 

ITiiâESQMa  >«ât  tuai  mkk  amas  wnr  Abeckrabem  and  Heraus- 
nt^  ^ob^rv^tectidi  MuHisieâksii  Gg<&htes*  unseres  könig- 
r?tHiibMQitf:^  üiUKkBMSi^  mir  am  ^  testkntisch  herzustellen, 
:$tHi^  Olli'  >»Ufee  Smoäck  ta  G8  mììgikk  kt^  uid  um  kurz  anzu- 
j^^jigM»  ^«4;^  ìcài  3tìr  >iÑtt  Lvi^Qft  víesseiben  denke.  Was  die  £în- 
>d»»¿%u<$:  >^atdl»  s^  ^tK:kt  «$  imttir  den  ctatí¡^as  de  escamh*  e  mal- 
in^*' >:*ci«^  <i^  vmm  Ailbtfc^X  spricht  rm  in  der  ersten  Person, 
sÌQ<s»  jfekA^;;!^t^^MÌtitìdi  itti  Namen  und  aas  der  Seele  eines  andern, 
4^03$«:^  >K>t«i«CÒt  4111^%  vnmcmiiieiie  Selbstbekenntnisse  ihn  ergötzt 
^S^  ïtt^4H«ii%  Awch  was  Gedankengehalt,  Wortreichtum  und 
vMMmuuhkM^  t^i^«v«}^4kktHt  des  Rkjthmas  betrifit,  gehört  es  zu  den 
tNi^t^  ^^^ÒHK  r^istiscben  Scherzgedichte 

Wi<^  UMti  $t9h^  besteht  es  ans  4X13  Zeilen,  Septenarios,  unter- 
tnìMH  mit  2^ve¿»übiiem,  an  2.  und  4.  Stelle.  Jedes  der  beiden 
$Uvi>h<?iH**^*"^*^  unterscheidet  sich  durch  den  Reim.  Dieser  aber 
kKl  utimittt^lbar  gebunden,  was  dem  Liede  einen  frischen  volks- 
iieiUSi^ü  Tou  verleiht.  Zwei  weibliche  Reimworte  wechseln  mit 
^ÒH^m  männlichen:  ^-aräo  "On  ^inha  in  Str.  i  und  2;  -ado  ^ar  -eiro 
in  ^i  und  4.  Am  Schlüsse  aller  Strophen  kehren  die  damit  als 
AvM^au^ï^unkt  oder  Thema  des  Gedichts  gekennzeichneten  giftigen 
$kv^(>i<.>n<>  wieder;  nicht  als  Kehrreim,  doch  kehrreimartig.^  —  Wei- 
liMV  linier  nach  gleichem  Schema 

7177     7tT77777 

«    *  *    *  •   •  * 

aabbaabboobbo 

«tud  mir  nicht  bekannt. 

^  Man  w«rfe  einen  Blick  in  Braga*s  metrisch  wie  sprachlich  völlig  mifs- 
gUkkUn  Abdruck.  —  Gut  sind  daran  nur  einige  aus  Monad's  Note  herüber- 
l^nomiuvn»  l'refter. 

*  Waruiu  C.  de  Lollii  nicht  CV  mit  GB  collationiert  hat,  ehe  er  seine 
Studio?  vcroftentllchte,  ist  mir  unklar. 

*  l>Mk  wiirvi  nach  der  im  OA  von  mir  befolgten  Charakterisierung:  Can' 
(i^n  U4  m^^iirim  4X13  —  Setenarios  e  Binarios  nos  versos  2  e  (>  de  cada 

0iUi^^  —  Cf//<ii  doàras:  AAbbaabboobbo  —  Rimas  breves  e  Itm^as: 
•  ««i/t*   •*>»#  ^%nha  nas  estro/kes  l  e  2;   »ado  ^ar  -eiro  nas  estrofkes  ^  e  ^^ 


RANDGLOSSEN  ZUM  ALTPORT.  LIBDBRBUCH.  Zjg 

(25.) 
Non  me  posso  pagar  tanto 

do  canto 
das  aves,  nen  de  seu  son, 
nen  damor,  nen  d'  am[b]içon, 
5    nen  d'armas  —  ca  ei  espanto 
por  quanto 
mui  [mui]  pengosas  son  — 
come  d'  un  bon  galeón 
qne  m-alongu'  e  muit'  aginha 
IO    d'  este  demo  da  Campinha 
u  OS  alacrSes  son. 
Ca  dentro  no  coraçon 
senti  d'  eles  a  espinha! 

£  juro,  par  Deus  lo  santo, 
15  que  manto 

non  tragerei  nen  granhon, 

nen  terrei  d'  amor  razon, 

nen  d'  armas  —  porque  quebranto 
e  chanto 
20    ven  d'  elas  ced'  a  sazón  — 

mais  tragerei  un  dormon, 

e  irei  pela  marinha, 

vendend'  azeit'  e  farinha; 

e  fugìrei  do  ponçon 
25     do  alacrán,  ca  eu  non 

mi  sei  outra  meezinha. 

Nem  de  lançar  a  tav(o)lado 
pagado 

non  s8o,  se  Deus  ro'  ampar, 
30    oimais,  nen  de  bafordar. 

O  andar  de  nout(e)  armado, 
sen  grado 

o  faço  et  o  roldar! 

Ca  mais  me  pago  do  mar 
35     que  de  seer  cavaleiro, 

ca  eu  foi  ja  marinheiro, 

e  quero  •  m'  oimais  guardar 

do  alacrán  encontrar 

que  me  foi  [picar]  primeiro. 

40    £  direi -vus  un  recado: 
pecado 

ja  mais  me  pod'  engañar 

que  me  faca  ja  falar 

en  armas,  ca  non  m'  é  dado. 
45  DOado 


28o  CAKOUNA   MICHAELIS   DE   VASCONCBLLOS, 

m'  é  de  ar  én  razOar, 
pois  las  non  ei  de  provar. 
Ante  quer'  andar  sinlheiro 
e  ir  come  mercadeiro 
50    algtia  terra  buscar 

a  me  non  possan  culpar 

alacrán  negro  nen  vciro.       (Ind.  467  =  CV  63.) 

2  tanto  —  3  dues  —  ^  da  miçô  —  8  b^o  ;  statt  böo,  das  vor  dem  Sub- 
stantiv zu  hon  werden  mufs.    Sowohl  bei  Monaci  als  auch  bei  Bra^a  figuriert 
im   Namenverzeichnis   D.  Beno  Gaìeon\   —    il  hues  ala  traes  son.    Daraus 
wurde  bei  meinen  Vorgängern:  hu  é  mala  traesson  (tratcon)  —  18  ^  ötäco  — 
20  ne  —    22  marinha  —    23  uedenda   zeue  effarma.     Braga   druckt  a  ceV, 
als  handelte  es  sich  um  Talg.     Ob  er  aceb*  schreiben  wollte   und  an  aterre 
=  acibar   dachte?     Die  Form   ohne  r  existiert  jedoch   nicht.     Dafs  übrigens 
Talg   und  Aloe   an   Bedeutung  dem   Mehl   gleichstehende   Handelsartikel  sein 
könnten»  wird  Niemand  behaupten.  —    24  effuguey  da  pacò  —    25  alarram. 
Passo  do  alazäo   pafst   weder  in  den  Zusammenhang,    noch  in  den  Reim.  — 
26  phy  —  ouq(ü)a  —    27  Entweder   ist   nem  zu  streichen,   oder  tavlado  zu 
setzen  (wie  auch  in  CV  955).  —    29  sfco  —    30  adeo»  woraus  ich  nichts  zu 
machen  weifs.     Ersatz  zu  schaffen,  wie  ich  versucht  habe,  ist  leicht.     A  dia 
fur  de  dia,   im  Gegensatz  zu  de  noute  der  31.  Zeile,   pafst  nicht  ins  Versmaß 
und   ist  unportugiesisch.     Doch  welche  Lesart  bietet  CB?  —  33  grad  offaço 
z  a  rolda   —    SS  f/^'"  caualro   —     36  i.Sg.,   wie  unzählige  andre  Male.  — 
38 — 39  do  alacra  e  có'nar,  woraus  Braga  coronar  macht.    Es  scheint  in  Z.  39 
ein  zweisilbiges  Zeitwort  zu  fehlen:  picar,  ferir,  chagar,  oder  sinnverwandtes. 
Culpar  wie  in  Z.  5 1  wäre  auch  zu  brauchen.    Ich  wähle  picar,  im  Gedanken 
an   die  weiter  unten  angeführten  Sprichwörter.     Paläographisch  läge  jedoch 
tornar  näher  als  encontrar.     Dann   mufste  man  Konstruktion  und  Sinn  ganz 
verschieden  fassen  und  in  Z.  39  anders  ergänzen.     Etwa: 

e  quero  m*  oimais  guardar 

do  alacrán,  e  tornar 

[o]  que  [eu"]  me  foi  primeiro 

im  Hinblick  auf  die  vorausgegangene  Zeile  ca  eu  foi  ja  marinheiro  —  42  ia 
ia  mei.  Hier  steckt  offenbar  noch  ein  Irrtum.  Die  erste  Hälfte  der  Schlufs- 
strophe  befriedigt  nicht,  doch  ziehe  ich  vor,  an  den  überlieferten  Buchstaben 
festzuhalten.  —  44  dad  —  46  do  ad  me  deas  en  rrazonar  —  48  qanday  — 
49  com  —    culpa  a  lacra  negro  ne  ueys. 

Unkriegerisch  gesinnt,  hat  einer  der  Unterthanen  des  Königs 
von  Leon  und  Kastilien  —  das  Lied  selbst  bezeichnet  ihn  als 
einen  Ritter  —  widerwillig  Felddienste  gethan,  wozu  Rang  und 
Gesetz  ihn  vermutlich  zwangen.  Nach  dem  Meere  sehnt  er  sich, 
nach  einer  frischen  Seebrise,  einer  guten  Galeone,  oder  einer  hurtig 
segelnden  Dromoney  auf  der  er  seine  Waaren  von  Hafen  zu  Hafen 
fahren  kann.  Weder  Vogelsang  noch  Liebeslust,  weder  Ehrgeiz  (?) 
noch  Kampf,  weder  die  Tracht  des  hoffähigen  Kriegers  (Mantel 
und  wallendes  Haar,  bzw.  Vollbart?)  1  noch  Ritterspiele  verlocken 
ihn.  Uns  unbekannte  Ereignisse  haben  den  in  ihm  schlummernden 
Hanseatengeist  geweckt  —  ca  eu  ja  fui  marinheiro!  Vor  allem 
aber  haben  körperliche  und  seelische  Schmerzen  den  Wunsch  nach 

^  ^^Q^^^^^^*  grenhon,  grinhon  bezeichnen  aport.  meist  üppigen  Bart- 
wuchs  (CV02.  74,  CM  86.  293);  doch  auch  das  Haupthaar  (CV  305: 
granhdes).  —  Nach  CV  02  vi  un  coteiffe  de  muy  gran  granhon  scheint  es 
sich  mehr  um  Kriegs-  als  um  Hoftracht  zu  handeln. 


RANDGtOSüEN    ZÖM    iLTPORT.  LIEHEKBUCH.  281 

Freibeit  und  Einsamkeit  gezeitigt  —  ante  gutr  andar  tinlheiro.  Näm- 
lich der  Bifs  giftiger  Scorpione  und  girtigcr  Stachelzungen,  denn 
alacrán  ist  doppelsinnig,  wie  die  Klage  zeigt,  sie  hätten  ihn  Uli  ia 
the  core  0/  his  heart  verwundet.' 

Wann  und  wo?  Während  einer  der  andalusischen  Unter- 
nehmungen und  vermutlich  in  den  sechziger  Jahren,  wie  die 
übrigen  Kriegsgesänge,  iu  denen  König  Alfons  die  Schwächen 
seiner  Vasallen  lachend  geirselt.i  wenn  anders  die  Campinha  die 
helfse  Niederung  des  Guadalquivir  ist,  weicher  dieser  Name  eignet.^ 
Und  wer  ¡st  der  so  unheldenhafte  Held,  den  er  an  den  Pranger 
stellt?  Einer  jener  sentiraeulalen  Gallizier,  denen  man  so  oft  nach- 
sagt, dafs  sie,  als  Schweizer  der  Halbinsel,  vons  Heimweh  nach 
Meer  und  Gebirge  (soidade,  saudade)  oder  der  morrinha  gathga, 
einfachem  Landleben,  der  gaita  de  /olles,  der  mumheira  und  dem 
melancholischen  alatala  gepackt  werden,  nicht  blofs  in  den  kasti- 
lischen  Einöden,  sondern  überall  wohin  das  Schicksal  sie  führt?' 

Wie  gefürchtet  alle  Arten  Scorpione  auf  der  Halbinsel  waren 
und  sind,  zeigen  zur  Genüge  die  Sprichwörter:  Si  te  pica  et  alacrán, 
llama  al  cura  y  sacristan  —  Si  te  pica  el  alacrán,  fres  dias  comerás 
pan  —  Quien  de  alacrán  está  picado,  la  sombra  te  espanta.  Für  be- 
sonders giftig  gilt  der  schwarze,  o  lacran  da  unha  negra  (span,  de 
uña  rtegrd)fi  Gewifs  ist  es  derselbe,  den  König  Alfons  negro  nennt. 
Veiro  (variui)  hingegen  mag  eine  scheckige,  vielleicht  auch  die 
blafs  rötliche  Species  sein,  die,  soviel  ich  weifs,  heute  die  aller- 
verbreitetste  ist."  Von  beiden  besitze  ich  Exemplare  (4  —  5  cm), 
die  bei  Moncorvo  für  mich  gefangen  wurden  —  in  derselben 
Gegend  also,  wo  der  böhmische  Freiherr  Leo  von  Rozmital  seiner 
Zeil,  mit  den  Augen  der  Frucht,  Scorpione  grofs  wie  Jagdhunde 
entdeckt    hat'     Dafs    ihr    Stich    tötet    oder    wahnsinnig  macht,    ist 

'  Niichwci&en  kann  ich  Alacrán  a\%  aleunha  von  beslìminten  Pcisonen 
Treilich  nicht. 

»  H.  Randglosse  VI. 

*  La  Campiña  biers  beli»nnt]Ích  die  den  Minren  entrissene  Provini, 
welche  Cordova,  Basna,  Edja  und  Lucena  umfnfste.  —  Ediisi,  Ed.  Leyden, 
p.  174,  —  Sie  wird  im  13,  Jh.  ofi  erwihol.  Von  Alfons  X,  mit  Beiug  auf 
seine  andalusischen  Feldzüge  in  den  CU  z.  B.  SIB,  9.  U. 

*  Im  I4'  Jh.  war  dieser  Rnf  schon  traditionell,  —  Aus  det  Chronik 
Alfons' XI.  stammt  der  Satz:  Las  de  Galicia  eran  ornes  di  mnnfaiìns  que 
avian  muy  grave  de  los  sacar  de  ta  fierra.  Freilich  folgt  der  Zusali  a  menos 
de  Us  dar  alga  {Cran.  Alf.  XI  CXII!).  Für  gewinnsüchtig  gill  der  Galliiier 
noch  heute. 

*  Id  Portugal  steht  neben  alacrSa  noch  alacral,  alacrau,  alacrae,  alacrd 
lacran,  ¡aerai  und  iacrau  (Minho)  nebst  lacraia  {Tras-os-Montes.  wegen  ìacaìo, 
lacaittì).  —  Braga  scheint  da«  volkstümliche  Wort  nicht  zu  kennen.  —  In 
seUem  Glossar  steht  alacrd  =  ttcido  antigo;  daiu  kann  nur  die  Fatben- 
bezeichnnng  negro  ou  veiro  ihn  veranUrst  haben.  —  Uebei  die  Etymologe 
«.Doxy  (oder  auch  Körting  344). 

'  Ich  glaube,  dafs  die  röliiche  die  gewölmÜche  mitleUändische  Ari  ist 
(scorfio  eurofaeus);  die  schwane  aber  eioe  afrikanische  {scorbio  lunelanus 
oder  maurus). 

1  Bibl.  Litt.  Ver.  Shirt.  Vn  p.  77  u.  179  (oder  Libros  de  An/aaa  VIIT  83) 
/n  circumjaeenlibut  monlibus  magna  est  copia  serfenium.    scorpion  '  ' 


ZSZ  CAROLINA    ÏUCHAELIS    DE   VASCONCEtXOS, 

eia  Dogma.  Und  wo  nach  mindestens  achttägigen  peínígendeti 
Schmerzen  Heilung  eintritt,  glaubt  das  Volk  an  ein  Wunder;  ein 
klein  weiüg  auch  an  die  Kraß  des  angewandten  ûui'U  d'  alacrat^ 
(port,  anidra  lie  a/acräfs)  oder  der  scoronerà  htpania.^ 

Das  von  Aifons  für  eine  Art  Segel  las  Ischi  ff  angewendete  grie- 
chische Wort  dormon  ist  auf  der  Halbinsel,  wie  überall,  nur  im 
Mittelalter  übtich  gewesen.  Aus  galüzisch-port  Quellen  kann  ich 
sogar  kein  andres  Beispiel  anzuführen.  Doch  hat  Lissabon  gewifs 
mehr  als  das  einzige  Mal,  von  dem  ich  weifs,  einen  dromon  (oder 
eine  dromunäa  ^  mhd.  dragmund,  tragmuni)  in  seinen  herrlichen 
Hafen  einlaufen  sehen,* 

Nachtrag.  Während  die  im  Herbst  i8gg  niedergeschriebenen 
obigen  Selten  in  Strafsburg  ruhten,  erschien  in  Italien  ein  Aufsatz, 
in  dem  C  de  Lollis  sich  mit  dem  hübschen  Seemannsliede  befafsL* 
Den  Inhalt  beurteilt  er  ganz  anders  als  ich.  Er  glaubt  Aifons  X. 
in  seinem  eigenen  Namen  ernst  und  gramerfüllt  reden  zu  hören. 
Und  zwar  gegen  Ende  seines  reichen  ruhelosen  Lebens,  als  der 
kastiliscbe  König  den  bekannten  schmerzlichen  Prosabrief  nach 
Afrika  sandte,  bei  seinem  allen  Feind  Abu-Jusuf  Milgefühl  und 
Hülfe  suchte  und  ihm  die  Krone  als  Pfand  anbot.  Ja,  der  das 
Grundraotiv  unsres  Gedichtes  bildende  Wunsch,  das  Heer  zu  be- 
fahren, giebt  in  des  Italieners  Augen  sogar  der  sich  an  den  editen 
Prosabrief  anlehnenden  melancholischen  Ich-Romanze 

lo  sali  de  U  mi  licrra 

p»ra  ¡r  a  DìoB  »er vit 
gröfsere  Authentizität,   weil  in  ihren  letzten  Worten  aus  des  Mon- 
archen Munde    die    gleiche  Absicht    tönt,    wie  weiland  Apollonins 
auf  hohem  Meer  zn  enden 

I  »c  morir  ea  las  ondas 


I 


.  Scorfionei  sunt  eanû   ftaalírii  midiccris  magmltidint,   terg» 
varialo  et  pido,  guales  nulius  unguam  nostrum  consfexit. 

'  Similia  ¡imilibuí  und  nomrtt  omen.  —  Ich  denke  an  die  Lanze  Achilb 
und  an  die  pottugiejischen  Sprichwörter;  d  mordedura  de  c3o.  fello  Je  cüo  — 


a  fetida  de  c3a  com  pello  a 
■  Siconanera 


éiconanera  von  scorpione  abzuleiten  soil  leider  nicht  angehen?  Man 
toll  bei  cortice  stehen  bleiben  (Körtiog  Z924)?  Jedenfslls  aber  hat  dai  Volk 
die  beiden  Worte  und  Dinge  im  obigen  Sinne  in  Beziehung  zu  einander  ge- 
bracht nnd  sieht  in  der  scarsonera  hispánica  cinc  Anli-Scorpion-Wureel.  — 
KaM.  eiconott,  nebst  pathologisch  daraus  gebildetem  escuena,  kaL  estorse 
etcurfó  {•nä.T'ittm,  cap.  85  p.lSî),  çatuescorfOo,  ilal.iiTDrdjn/ giftige  Kröte. 

*  im  J.  1184.  bei  cinca  vergeblichen  AngrifT  der  Almobaden. —  S.  Here 
n  463  nach  R.  de  Diceto  {Imagines  Hiiloriarum,  apnd  Twisten,  Hist.  AngL 
Script,  p.  614).  —  Uebcr  o(fòn<ar,  mlat.  dromon  [lai.  Elym.  XIX  l,  14), 
all&i.  dromon,  span,  durmon  dromon  [Gran  Cong.  IV  e.  Jî),  port,  dormo» 
vgl.  Do  Gange  s.v.  dromones;    den  allipan.  Alet.  1861;   Diei  El.t^t^;   Kör. 

ting  37OJ.  —  Gaud,  de  Figueiredo  betont  drimon,  als  wäre  der  gtrech,   ' 

mabgebend,   i\t  Unrecht,  wie  uosre  cantiga  tcigl- 

'  Siud.  Ftl.  Rom.  vol.  Vni  380—386,   Ich  erhielt  da»  betögliche 
'  n  Joli  1900. 


1.  Accent         ^^ 
:  Hell  2X         H 


I 


RANÜGt-OSREV    7V%Í    Al  TrORT.  IIEOERRUCH.  283 

Darauf  erwidre  ich  einerseits,  dafs  wir  von  Alfons  X.  kein  die 
Romanzenform  des  XV.  und  XVI.  Jhs.  treu  vorbildendes  Gedicht 
kennen  und  überhaupt  nur  ein  kurzes  span.  Vess&agraent;'  dafs  aus 
dem  XIII.  and  XIV.  Jh.  keine  Romanze  vorhanden  ist;  dafs  nichts 
die  geschickt  den  Ton  der  Klageromanzen  nachahmende  Schöpfung  i 
als  allertúmlich  ausweist,  weder  die  Sprache  noch  Glossen,  noch 
Nachahmungen,  noch  Citate;  dafs  Alonso  de  Fuentes,  der  erste, 
der  sie  1550  mitteilte,  wahrscheinlich  ihr  Verfasser  ist,  sich  der 
Romanzenform  bemächtigend,  um  in  archaischer  Sprache  diese  wie 
andre  poetische  Geschichtsepisoden  frei  umzugestalten.* 

Andrerseits  vermag  ich  an  den  abenteuerlichen  Wunsch  nach 
einsamem  Seefahren  von  seilen  des  60 jährigen  kummervollen 
Monarchen  nicht  recht  zu  glauben.  Jedenfalls  nicht  daran,  dafs 
der  von  Kindern,  Freunden  und  Vasallen  verlassene,  dessen  Ausrut 
□Dnca  assi  foi  vendudo 
rey  don  Sancho  en  Portugal 
wir  bereits  kennen,  in  einem  so  frischen  Gedicht  in  kunstvollen 
nnd  leichtfürsigen  Strophen  seine  geheimsten  Gedanken  preis- 
gegeben hätte.  Und  wenn  schon  —  niramerraehr  konnten  sie 
dahin  zielen,  in  einem  Lastschiff  an  der  Küste  als  Oel-  und  Mehl- 
händler entlang  zu  segeln:  vendend'  aseii'  e  /arinha!  Nimmermehr 
konnte  damals  der  Verfasser  von  Marienliedern  der  Liebe,  dem 
Ehrgeiz,  Waifenspiel  und  Kriegsdienst  (langweiliges  Postenstehen 
bei  Nacht  miteinbegriffen)  entsagen.* 

Ich  bleibe  dabei,  das  Gedicht  als  ein  im  Namen  eines  Andern 
voller  Ironie  gesprochenes  Scherzgedicht  aufzufassen  —  eines  Qi- 
valeiro,  dem  thatsächlich  die  giftigen  Scorpione  der  andalusischen 
Campinka  und,  infolge  seines  wenig  mannhaften  Benehmens  dabei, 
auch  die  giftigen  Zungen  der  Genossen^  wehe  gethan  und  den 
Kriegsdienst  verleitet  hatten. 

Was  den  Test  betrifft,  so  freue  ich  mich  der  Ueberein Stimmung 
in  unserer  kritischen  Bearbeitung,  bemerke  aber,  dafs  leider  in 
diesem  Falle  die  Einsicht  in  CB  zur  Textverbesserung  nicht  eben 
viel  beigetragen  hat"  In  folgenden  Einzelnheiten  scheint  mir 
Lollis  das  richtige  getroffen  zu  haben. 

Er  setzt  alacrá,  wie  Z,  38  und  52,   und  PI,  alacräes,  wie  Z.  11 


»  Cfr.  Grundri/s  nt>  181 

'  Sie  hebt  wie  alle  Klageroin«nien  dci  XV. 
DBiuen  an,  gebt  dann  aber  za  d  über. 

'  In  der  betreffenden  Romanie  sind  die  Ere 
den  spätecea  vom  Jahre  llSi  gemischt. 

'  Eh  ja  fui  [foi)  marinheiro  halle  Alfoni  lut  Not 
SeviUi,  an  seine  Kuute  von  Alicmte  nach  Tunis  (1257) 
von  Valencia  nach  Tarragona  (1274)  denkend. 

*  Darauf    weist    das    culpar    =    „anklagend    schädige 
Strophe  bin. 

*  Z.yi  a  de  9  bleibt  nngelöst, 


G.  Baiit  {§  41  und  53}  erwähnt  die  Ro- 

id  XVI.  Jhs.  mit  /-Asso- 

isse   des  Jahres  1174  ndl 

Not   sagen  Itünnen,    an 
und   an  die  Flucht 

der    letzten 


Ib  Z.7  «ntctBfal  es  LoMi,  dfe  Mlcnde  SObe  xa  oginzen, 

a  wâ  dardi  Wiedofaol^ig  vom  m^  odv  <hnk  Seixang  von  muflo. 

Z.  lOL   Aas  ai^^âiia   den  SigeBBaaMB   henosEiüesm   ist   ihm 

-  Gegen  ttk  àóm  A  a^^Ñ*«  ht  absolot  nichts 

"         "  -    -    -      £jjj  ^¿jg](tjy 

Z,  19.  22.  24  und  oft    Won  der  Accent  anf  /  and  dì    Er 
eottpódit  dei  AuBpndte  dnidons  nicbL 

Z.Z4.   fímtam   hat   mit  fmrnf*»  <  pmmaeiit  nichts  zu  than    und 
bedeuet  kemenregs  «Stich  oder  Gdff  mit  den  stachligen  Fang- 
Es   ist   nejmcfar  p&ii^mt,  mit   dngeiogtem  Nasal   wie  im 
Wfon.  potila,  imd  bedientet  Gift  von  Nattem,  Sdilangen,   Drachen, 
Scorpionen,  Spinnen   nnd  andera  iKten.  im  Gegensatz  eu  htrha 
htrhula  «Fflanzengifi".'     Man   vergleiche   im  geistlichen  Liederbach 
dea  Königs  Gedicht  No.  t8i^     Dann  lautet  der  Refrain: 
Ben  pode  Sancii  María 
guarir  de  loda  pofon 
poti  madr'  i  do  que  tríUoa 
o  basilis-^a'  e  o  dragon. 
Und    in   der  vierten  Strophe   hcifst  es    i-o  o  pcf^n  tallou  d'  da  d.  i. 
1  verwnrnJcten  Ungetüm  {p<scha),  dem  Drachen,  von  dem 
die  üelierHcbfift  erzählt:    Ftia  é  dun  omt  cut  ya  a  Sania  Maria  dt 
Salat  ti  ackou  un   dragon   na  carrríra  cl  mali' o  et  il  ficou  gafo  do 
puf  on  ti  poü   taca- o  San/a  María.     In    einem   andern    Liede   (CM 

"  S,  EUgiada  Cinto  XVI  Sir,  il  (ed.  1785  bici«  alacriu). 

•  Cf.  Cane,  de  Saena  No.  203,  7  Peer  muerde  que  alacrán  und  Celestina, 
•d.  Vnleht-Delbosc  p.  29. 

•  S,  Mende*  Piato,  PertgrinafSes  e.  161. 

•  Die  Gruodforni  mil  auslauten  de  m  i  bielel  das  Morisko-Gedichl  A.  173; 
ütatrobri  r  gusanos  ..Grabirirnier". 

•  Ci  Rev.  Lui.  I  Ï98. 


I 


RANDGLOSSEN   ZUM   ALTPORT.  LIEDERBUCH.  2S5 

226,  8)  ist  von  Spinnen  die  Rede  {agiul  poçon  tan  lixoso).  Wie  man 
sieht,  war  das  Wort  doppelgeschlechtig,  männlich  vielleicht  weil 
das  Volk  darin  ein  Augmentativ  eines  vermeintlichen  po{o  erblickte. 
Heate  ist  pocäo  weiblich  und  benennt  den  Arzneitrank.  Piçonha 
aber  —  ursprünglich  „Vergiftungsmittel"  —  ¡st  Verbalsubstantiv 
von  ptçonhar,  s^s.tí.  posoüar  pomoñar  <i  poüonare.^  Vgl.  altportug. 
pofoetiio  für  pdf  Strilo  im  Josalat  42  und  tnpcçdado  CH  169,  3. 

Z.2b.  Es  ist  ¡hi  «=  „ihm"  und  nicht  l/i'  y  zu  lesen,  da  kein 
Rückweis  auf  poçon  [nella  puntura,  wie  Lollis  annimmt)  darin 
stecken  kann. 

Z.  27.  Die  alte,  eigentlich  kastiliscbe,  doch  auch  in  Gallizien 
und  Portugal  übliche  Form  für  „Gerüst",  die  spater  mit  der  Sache 
nicht  verloren  ging,  wohl  aber  auf  „Theaterger üsi"  und  „Schaffot" 
übertragen  ward,  ist  dreisilbiges  lavlado,  bzw.  labiado  tauhdo.  Die 
üblichen  Wendungen  sind  laucar  (seil,  ptdras)  a  ¡aviado  {span,  ¡ansar 
à  tablado),  ferir  lab¡ado  {Aleï.  ijqç),  brüar  o  lavlado  (vg!.  CV  966) 
(span,  ¡ansar  el  tablado).  Heute  sagt  man  in  Portugal  mit  Bezog 
auf  Spieihäuser  lavolagem,  tavoleiro,  ¡avalado. 

Z.  31.  Warum  mite  statt  noute,  da  dei  Diphthong  ou  sich  in 
beiden  Liederbüchern  fíndeL? 

Z.  31  und  33.  O  andar  . . .  e  o  roldar  scheint  mir  nach  wie 
vor  sinnen  Isprechend  er. 

Z,  ¡b.  In  der  allen  Sprache  ist  die  Scheidung  von  Jui  i.  Sg. 
und  /oi  3.  Sg.  noch  nicht  durchgeführt.  In  Z.  39  liefs  auch  Lollis 
ruhig  /oi  für   i.Sg.  bestehen. 

Z.  41^43.  S.  oben.  Ich  verstehe:  Der  Teufel  (pecado,  ohne 
Artikel  wie  dimo)  wird  mich  nimmer  wieder  verleiten  {Ja  mais  me 
pod' engañar),  von  Waífen  zu  reden  (cue  me  faca  ja  fa¡ar  en  armas), 
denn  mir  ist  das  nicht  gegeben  (in  non  m'  ¿  dado).  Ueberflüssig 
ist  es  (ür  mich  darüber  zu  disputieren  [DSado  m' i  de  ar  ¿n  rasBar), 
da  ich  mich  ihrer  nicht  länger  zu  bedienen  haben  werde  [pois  ¡as 
non  ei  a  provar).     Siaít  fatar  läse  man  gern  pegar. 

Z.  45.  DSado,  neben  enddado  von  don,  ursprünglich  immer  mit 
nasaler  Resonanz.  Vgl.  z.  B.  CV  131, 16.  237, 14.  570. 16.  1165,  21. 
US?,  S  - —  wenn  das  Til  auch  bisweilen  über  dem  a  stehl. 

Z.  48.  Sinlkeiro  seniheiro  <,  singu¡arius  kommt  in  der  Bedeu- 
tung singelo  „einfach"  im  Allport  nicht  vor.  Der  Sinn  ist  hier, 
wie  stets,  „einsam  und  allein";  später  in  abgeleitetem  Sinne:  „ab- 
gesondert, sonderbar".  CV  454,  2.  771,1.  772,7,  897,2.  900,8. 
992,  11  {soa  sinÜiiyra).   1002,  8.  1099,  8.  UeO,  18. 


VI.    Kriegslieder. 
Geneles.  —  Non  ven  al  mayo! 
Unter  Einbeziehung  einiger  andrer,    mehr  oder  weniger  groU- 
getiänkter  Spöttereien  auf  Ereignisse  der  andalusìschen  Grenzkriege 


'  Ct.  gmll.  vitonha  neben  visSo<^vi 


aSü  CAROLINA   MICHAELIS    DE    VASCONCELLOS, 

aus  der  Zeit  Alfons'  X.  hat  mein  VorgäDger  ■  sowohl  das  ktiege- 
rische  Mailied,  welches  an  den  miti el alterlichen  Brauch  anknüpft, 
am  1.  Mai  Heerschau  über  die  für  den  SommerfcldEUg  gegen  den 
Erbfeind  verfügbaren  Truppen  ahzuhalten,^  als  auch  die  mciser- 
hafie  Schlachtschildi'rung  förderlichst  untersucht,  in  welcher  der 
auf  seinem  Berbcrrofs  anstürmende  Gentle  und  der  furch  [gel  ahmte 
Coleife  einander  gegenüber  gestellt  sind.  Und  an  seinem  End- 
ergebnis ist  nicht  zu  rütteln.  Die  Cantiga,  welche  mit  dem  Prä- 
ludium anhebt: 

0  gene  le, 


1  alraiai  corredor 


o  coteife  eoe  pavor  — 
sie  betrifft  einen  Sieg  der  Mauren  über  die  Christen  zur  Sommer- 
zeit im  Flnlsgebiet  des  Guadal(¡uivir.3  Und  das  temperamentvolle 
Sirvent<;s,  dessen  hübscher  Kehrreim  dieser  Mitteilung  zum  Neben- 
litel  dient,  ist  keineswegs  auf  einen  einzigen  Verräter  gemünzt, 
sondern  der  Zomausbruch  eines  kastilisch-leonesischen  Fürsten 
gt^gen  eine  ganze  Reihe  lässiger,  abtrünniger  und  selbstsüchtiger 
Vasallen  oder  Verbündeter,  die  ihn  im  Kriege  verlassen  haben.' 
Der  besiegte  Monarch  des  ersten  Gedichtes  wie  der  schmählich 
im  Stich  gelassene  des  andern,  der  in  wildgewordenem  Humor 
sein  eignes  Mifsgeschick  verlacht,  ist  kein  andrer  als  Alfons  X. 
—  d.  h,  der  Verfasser  des  Salve  Rainha,  womit  die  als  Werk  eines 
Rey  de  Castella  e  de  Leon  bezeichnete  Gedicbtgruppe  anhebt, 
in  welcher  die  beiden  Lieder  enthalten  sind. 

Wenn  ich  trotzdem  darauf  zurückkomme,  so  mag  zur  Ejit- 
schuldißung  dienen,  dafs  es  Cesare  de  Lollis  weder  geglückt  ist, 
die  Ereignisse  und  die  Zeit  noch  den  Ort  genauer  herauszuschälen, 
auf  welche  die  Gedichte  sich  beziehen,  noch  auch  sämtliche  Einzel- 
Anspielungen  darin  ausreichend  zu  erklären.  Dunkelheiten  über- 
genug sind  übrig  geblieben,  um  immer  von  neuem  zur  Forschung, 
teils  im  Liederbuch  selbst,  teils  in  den  historischen  Quellenschriften 


'  SiMd.  Fil.  Rom.  IV  41—56. 

*  Die  EtnberuTuag  (0  chamamenio,  et  llamamiento')  geschali  viel  frSber, 
oft  im  Febmar.    Die  Mosate  März  und  April  dienten  ziu  Vorbeteitung. 

"  Stud.  m.  Som.  IV  51:  ...  cai  Mori  eembatti  ripetutamente  Ai/aiue  X. 
e  ad  una  deUe  fante  battaglie  che  accaddero  puh  riportarsi  la  descrivane 
della  tant:  74  . . .  il  teatro  delle  guerre  Ira  Alfonso  X  ed  i  Mori  Ju  quasi 
sempre  il  suolo  d"  Andalusia  che  il  Guadalquivir  attraversa  per  lungo  tratto 
del  suo  corso.  —  Nfihtrc»  iibfr  den  Kampfplali  folgt  weiter  unten.  —  Die 
Möglichkeit,  dils  es  sich  um  Alfons  VIIL  und  die  Schlacht  von  AUicos 
handeln  kennte,  war  vorher  (46 — 47)  erörtert  und  mit  stichhaltigen  Gründen 
zurückgewiesen  worden.  Aach  die  andre,  Alfom  IX.  und  der  Sieg  von  Las 
Navas  sei  im  Spiel.  —  Von  Alfons  XI.  ist  nicht  die  Rede. 

'  Sfogo  d"  un  principe  contro  la  defetione  dei  suoi  vaísalli  o  dei  suoi 
alleali  (49)  . , ,  petrebòe  alludere  ai  tradimenti  e  alle  disenioni  di  motti  tuoi 

sudditi  (SI). 


RANDGLOSSEN   ZUM  ALTPORT.  LIEDERBUCH.  287 

inboieizeD.    Beim  Vergleich  der  Lieder  unter  einander  und  durch 
Stadien  der  Prosawerke  des  13.  und  14.  Jhs.  fällt  dann  bald  hier- 
bÌD|  bald   dorthin   ein  Lichtstrahl   und  verhilft  zu  sachlicher  Aus- 
deatang  von  Formeln,  Begriffen,  Anspielungen.    Als  solchen  Licht- 
blick betrachte   ich   die  Einsicht,    dafs   eine  in  mehreren  der  ein- 
schlägigen Gedichte  enthaltene  Vocabel  ein  unauffälliger,  von  dem 
ital.  Gelehrten    nicht    beachteter  Wegweiser    zur   Bestimmung    der 
Entstehungs-Gelegenheit  und  -Zeit  ist    Ich  meine  das  Wort  GeneU. 
Auch  ziehe  ich  noch  andre  Kriegslieder  von  Vasallen  in  Be- 
tracht, natürlich   nicht  ohne  zu  versuchen,   sie  textkntisch  herzu- 
stellen, so  arg  verderbt  auch  einige  darunter  sind. 

De  Lollis  hatte  ausführlicher  die  vier  Gedichte  des  Königs 
bebandelt  (CV  69.  74.  77.  79  =  I — IV);  nebenbei  zwei  von  Pero 
Gomes  Barroso  (CV  1065.  1056  ==  VII— Vili);  eines  von  Gil 
Perez  Conde  (CB  1520  =  Xll);  ganz  flüchtig  noch  ein  Stück 
von  Affonso  Mendes  de  Bèsteiros  (CB  1558  =  IX).  Ich  füge 
ein  weiteres  Liederpaar  von  Barroso  hinzu  (CV  1063  und  1054 
=  VI— VII),  sowie  etliche  von  Gil  Perez  (1616—18.  1522—24). 
Ms  Anhang  betrachte  ich  dann  ein  paar  nur  indirekt  damit  zu- 
sammenhängende Kriegsgesänge  von  diesem  sogenannten  „Grafen'' 
wie  auch  von  Bèsteiros  (1625.  1526.  1530 — 32  und  1550).  — 
Bas  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  in  dieselbe  Zeit  gehörige  Lied 
vom  Seemann  ward  in  der  vorausgehenden  Randglosse  schon  be- 
sprochen. 

A.    Die  Gedichte 

26 — 29  von  Alfons  X.,  Rey  de  Castella  e  de  Leon. 

I. 
(26.) 

Don  foan,  quand'  ogan(o)  aqui  chegon, 
primelrament'  e  viu  volta  a  guerra, 
tan  gran  sabor  ouve  d' ir  a  sa  terra 
que  logtt'  enton  por  adail  filhou 
5     seu  coraçon;  e  el  fex-lhi  leixar 

—  po'- lo  mais  toste  da  guerra  longar  — 
prez  e  esforco,  e  passou  a  serra. 

£n  esto  fez  com'  [om]e  de  bon  sen 
en  fìlhar  adail  que  conhocia 
IO    que  estes  passos  maos  ben  aabia, 

e  el  guardo[u]  -  o  logu'  enton  muy  ben 
d'  eles  e  fez -H  de  destro  leixar 
lealdad'  e  de  seestro  lidar 
[e  levou-o  a  Portugal  (?)  sa  via!] 

15  O  adail  é  muy  gran  sabedor 

que  o  guîou  por  aquela  carreira, 
porque  [o]  fez  desviftr  da  fronteira 
e  en  tal  guerra  leixar  seu  senhor. 


CAROLINA   UICHAEUS    DE   VASCDÜCSLLOS, 

E  dîrti-*iu  al  que  Ihi  fez  leixat; 
lo     ben  que  podia  (acer,  por  lieu, 
íí'-lo  pocT  alen  a  Talaveiti.  — 

&Iuiio  Toy  ledo,  se  Deas  m«  pcidon, 

qaando  se  viu  d'  aqueles  pasïos  fora 
que  vus  ja  dix',  e  diss'  ai  essa  ota: 
15     „Pac  Deus,  adiil,  moil'  ei  gran  mon 
de  sempre  vus  mia  fazeoda  leixai; 

e  ja  mais  nunca  cuìdei  passar  Lora! 

E  ao  demo  von  acomendar 
30     prez  d'  este  iniiDd(D)  e  armas  e  Ii<kr, 
ca  ben  é  jogo  de  que  oroeo  chora." 


(CV  69.) 


CV:  \  ffeSo.  Diese  dreisilbige  Form  Vax  fulano,  die  häuSg  vorkomml, 
isl  an  dieser  Stelle  unannehmbar,  doch  liegt  kein  Grund  vor,  sie  statt  iti 
zweisilbiges  foon,  in  yoan  oder  gar  in  yo3a  umzuwandeln.  Weiteres  im  CA. 
Man  mocble  Jian  belotien.  —  3  uelta  t  guerra  —  4  logúete  —  7  es/orcc  — 
S  /et  —  bÍB.  Vor  dem  Subst.  ist  die  apokopierte  Form  die  gebräuchliche, 
was  uns  zwingt,  eine  Silbe  einzuschieben.  Stati  om  (wegen  der  Wiederholung 
ausgefallen)  könnte  et  auch  o  sein:  fei  a  come  de  hon  seit  ^  <¡  eu  — 
13  íeesira  leîxar  lidar  —  16  pem  qla  —  17  dtsguiar;  ein  mir  UDbekanotea 
Wort,  wogegen  desviar  oft  vorkommt,  z.  B.  CV1B08.  —  18  seno'  —  19  ues 
—  10  peda  —  II  Í  feie  0  —  calaueyra  —  27  mùua  desft  legasftta  — 
30  lidax  —  31  ca  nò,  was  mir  widersinnig  vorkommt.  Wer  dem  Kriegs- 
handwerk Lebewohl  sagt,  kann  nichl  iulsem,  dasselbe  sei  ein  Spiel,  das  der 
Mctisch  nicht  beweine. 

Heuer  in  Z.  i  zeigt,  daTs  unser  Gedicht,  wie  alles  Gal lizisch- 
Portugiesische,  bald  nach  dem  Ereignis  gedichtet  worden  ist. 
Wenn  nicht  im  Feldlager  selbst,  so  im  Winterquartier  nach  Be- 
endigung der  Campagne.  —  Zu  voUa  a  guerra^  „den  Krieg  er- 
öffnet" vgl.  man  Espejo  III  5,  17:  ìa  halaHa  es  vuelta  und  siendo  ¡a 
batalla  vuelta:  „sobald  der  Kampf  sich  entsponnen  hat";  „sobald 
man  handgemein  geworden  war".  —  Adail  (altspan.  adalil,  neuspan. 
adalid)  (4)  war  der  offizielle,  aus  dem  Arabischen  übernommene 
Name  des  Wegführers  bei  Einfällen  in  Feindesland,  Et  rangierte 
gleich  nach  dem  eigentlichen  Heerführer  oder  cabditllo,  wie  man 
aus  den  Gesetzen  des  Espejo  ersieht  (111  8,  3 — 6  u.  g),  und  war 
natürlich  ein  Leichlberil tener.'  —  Die  Serra  (7)  ¡st  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  dieselbe,  welche  der  Held  des  folgenden  Stücks 
überschritt  Möglich  dais  es  sich  sogar  um  die  gleiche  Persön- 
lichkeit handelt,  die  auch  in  No.  VIII  Zielscheibe  des  Spottes  ist 
und  zufälligerweise  den  Namen  Joan  führte. 

In  der  fehlenden  Zeile  14  vermute  ich  eine  Ortsangabe,  wie 
am  Schlüsse  der  übrigen  drei  Stanzen,  1st  der  verhöhnte  Feigling 
wirklich  der,  welchen  Affonso  Mendes  deBèsleiros  auslacht,  so 
darf  man  Portugal  einfügen.     Das  Reimwort    mufste  in  -ia   enden. 

'  Vgl.  Uetcnlano  IV  146, 


I 


RANDGLOSSEN  ZUM  ALTPORT.  LIEDERBUCH.  289 

Ir  sa  via  ist  eine  im  Liederbuch  an  die  hundert  Mal  gebrauchte 
Formel  für  ,^ich  auf  den  Weg  máchenos  ,^uf-  und  davongehen'S 
nausreifsen". 

Habe  ich  recht  mit  obiger  Annahme,  so  dürfen  wir  an 
Talaveira  la  Real  bei  Badajoz  denken.  —  Mit  calaveira  (Hispanis- 
mus  für  port  cavara  „Totenkopf"?)  weifs  ich  hier  nichts  anzufangen.^ 
Und  der  Ort  Calavera  (Murcia)  würde  uns  in  ein  von  Granada, 
dem  Guadalquivir  und  der  Campiña  allzu  weit  entferntes  Gebiet 
führen.  —  Carreira  (16)  ist  im  Liederbuch  wie  in  den  zeitgenössischen 
Prosatexten  das  for  „Landstrafse,  Heerstrafse"  gebrauchte  Wort. 

Lora  del  Rio  (28)  liegt  nordwärts  von  Sevilla. 

(27.)  n. 

o  genete 
pois  remete 
seu  alfaraz  corredor 
estremece 
5     e  esmorece 

o  coteife  con  pavor. 

Vi  coteifes  orpelados 
estar  may  mal  espantados, 
e  genetes  trosqniados 
10    corrían -nos  arredor, 
e  .  .  .  .  mal  aneados 
perdían  a  [sa]  color. 

Vi  coteifes  de  gran  brío 
eno  meio  do  estío 
15     estar  tremendo  sen  frió 
ant'  os  mouros  d'  Azamor. 
£nchia-se  d'  eles  río 
qu'Auguadalqoivir  mayor. 

Vi  en  de  coteifes  azes 

20    con azes 

mais ca  rapazes, 

e  ouveron  tal